Brandon Jenkins – Blue Bandana – CD-Review

Brandon Jenkins Cover

Brandon Jenkins hatte schon immer seinen eigenen Kopf. Damit meine ich in erster Linie eigentlich nicht sein oberstes Körperteil (auch wenn dies mit Glatze und langem roten Rauschebart ebenfalls eine gewisse Extravaganz widerspiegelt, abgesehen von seinen reichhaltigen Tattoos, die ihn quasi zu einem wandelnden Kunstwerk gemacht haben). Nein ich rede von seinem Kopf, den er als Musiker und Mensch vornehmlich zum Nachdenken und Kreieren benutzt und mit diesem, im Gegensatz zu den meisten, oberflächlich strukturierten Amerikanern, Dinge differenziert und (selbst-) kritisch betrachtet und zu seiner Meinung sowie dem damit verbundenen Handeln im Wesentlichen auch steht.

So konfrontiert Brandon seine Anhängerschaft auf seinem 13. Album „Blue Bandana“ mit Material, das sich vom Rahmen seines bisherigen Schaffensspektrums doch ziemlich unterscheidet. Der aus Tulsa stammende, seit vielen Jahren in Austin, Texas, lebende Vollblutmusiker/Songwriter, hat dieses Werk, das nur digital produziert wurde, in gerade mal zwei Tagen mit Langzeitfreund Dave Percefull (zusätzlich an den Reglerknöpfen) in dessen Yellow Dog Studio in Wimberly eingespielt und verarbeitet.

Herausgekommen ist ein instrumentell sparsam arrangiertes Gebilde von zehn Stücken, bei denen vornehmlich Brandons Gesang, eine knarzige Akustikgitarre und eine, auf allen erdenklichen Arten surrende Fiddle, die Hauptrollen spielen. An Jenkins‘ Stimme haben sich in meinem Bekanntenkreis schon immer die Geister geschieden. Die meisten kommen mit seinem knochigen hölzernen Gesangsstil überhaupt nicht klar. Mir persönlich gefällt er aufgrund des hohen Grades an Unverwechselbarkeit und Wiedererkennung. Sein vokales Organ kommt hier auf „Blue Bandana“ natürlich noch deutlicher zum Tragen.

Lediglich beim fröhlichsten Track (wenn man das hier überhaupt so bezeichnen darf) „High John The Conquerer“ und dem, von einem Southern Redneck-Flair umwehten Titelstück „Blue Bandana“ ist mal eine dezent hallende Orgel zu vernehmen, auch Drums und Percussion wurden sehr ‚zurückhaltend‘ eingesetzt. Stücke wie der Opener „Black Mood Ring“, der wie ein Grabesrede für eine gescheiterte Beziehung daherkommt, der leicht Gypsy-mäßige Coutrysong „She Likes To Ride“, das atmosphärische „The Path“ oder das, das trostlose Arbeiterleben in den Fabriken, melancholisch reflektierende „Under The Shadow Of The Refinery“ nehmen nach mehrmaligem Hören doch zunehmend gefangen.

„Burn“ versetzt sofort das Kopfkino in Gang und man sieht Brandon förmlich mit einer Akustikgitarre abends vor einer Brandstelle sitzend und über das Leid in der Welt sinnieren. In eine ähnliche Erzählgesangsrichtung gehen weitere Lieder wie „Don’t Hold On To The Past“ und das abschließende „Send Down An Angel“, wo es als Rhythmusunterstützung lediglich ein paar Claps von Brandon an den Korpus seiner Akustikklampfe zu vermelden gibt.

„Blue Bandana“ von Red Dirt-Legende Brandon Jenkins, ist, wie beschrieben, ein insgesamt sehr spezielles, aber überaus authentisches Werk geworden, für das man sich Zeit nehmen, sowie Ruhe lassen muss und mit dem man sich erst nach mehrmaligem Hören besser anfreundet. Ehrlich gesagt, fehlt mir doch ein wenig sein kratziges E-Gitarrenspiel (auf das gänzlich verzichtet wurde), das man, meiner Ansicht nach, durchaus an der einen oder anderen Stelle (als Fills oder Kurzsolo) hätte einfließen lassen können, ohne dem Werk seinen Charakter zu nehmen. Vielleicht wäre es ja eine interessante Option, dieses Album mal irgendwann als ‚Vollversion‘ umzusetzen.

Brandon Jenkins spielt übrigens mit dem Gedanken, demnächst nach Nashville zu ziehen. Man darf gespannt sein, welchen Einfluss Music City und seine Songwriter-Szene auf diesen eigenwilligen Musiker haben wird, der immer für neue Wege und Inspirationen offen ist.

Red Dirt Legend Recordings (2016)
Stil: Red Dirt / Singer/Songwriter

01. Black Mood Ring
02. She Likes To Ride
03. The Path
04. Under The Shadow Of The Refinery
05. Burn
06. High John The Conquerer
07. Reeva
08. Blue Bandana
09. Don’t Hold On To The Past
10. Send Down An Angel

Brandon Jenkins
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Brandon Jenkins – Through The Fire – CD-Review

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Er darf sich mit Fug und Recht mit dem Titel einer Red Dirt-Legende schmücken, schließlich ist er schon seit Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts fester Bestandteil der Szene und liefert seitdem in regelmäßigen Abständen qualitativ hochwertiges Album nach dem nächsten ab. Und auch mit seinem neuen Werk „Through The Fire“ weiß der rauschebärtige Glatzkopf mit Vorliebe für reichhaltige Körperbemalung abermals nicht nur voll zu überzeugen, sondern liefert ein wahres Prachtteil zeitgemässen, variantenreichen, texanischen Rootsrocks ab. Seine Musik hat sich seit Beginn seiner Karriere stetig weiterentwickelt.

Mittlerweile hat der Mann mit der markanten Stimme eine ganz eigenwillige, einrigartige und extrem spannende Mischung aus Country, Storytelling, rauem (Texas)Blues und Southern Rock entwickelt, mit der er in der Sparte schon fast eine Sonderstellung einnimmt. Auf „Through The Fire“ präsentiert er seinen Fans 12 nagelneue Tracks (satte Gesamtspielzeit von über einer Stunde), die diesmal seine ganze Vielseitigkeit noch mehr offenbaren und vereinzelt auch mit ein wenig Experimentierfreudigkeit spielen . Jenkins hat natürlich alle Stücke selbst komponiert, zusammen mit David Percefull produziert, er singt, bedient die Harp, das Piano, sowie die Akustik- und E-Gitarre. Und das alles macht er großartig.

Für die Einspielung hat er sich auf einen relativ kleinen, aber sehr exklusiven Kreis an Musikern festgelegt, die zum Teil auch schon auf dem Vorgänger „Above The Sun“ präsent waren. Als belebende Elemente erweisen sich die Neubesetzungen in der Rhythmusfraktion mit den Bass-Leuten Tommy Munter und Austin Gilliam sowie dem stark auftrumpfenden Drummer Phil Hook. Schon das eröffnende Titelstück ist ein Genuss. In ganz entspannter Atmosphäre setzt Brandon zu filigraner, ganz klar klingender Akustikgitarrenuntermalung und Percefulls sanft hallender Orgel immer wieder seine Mundharmonika in wunderbarer, allerbester Neil Young-Manier ein . Ähnlich auch das folgende, bärenstarke, über 7-minütige „Burn Down The Roadhouse“, wobei hier dann aber statt der Harp die E-Gitarre die Akzente setzt, inklusive eines feurigen, tollen, finalen Solos Für den kraftvollen Roots-Boogie „Horsemen Are Coming“ wurde passend ein galoppierender E-Gitarren/Bass/Drum-Rhythmus gewählt (fast so wie bei „Ghost Riders In The Sky“), der prima Spielraum für klasse Orgel- und E-Gitarren-Soli bietet.

Im weiteren Verlauf setzt Jenkins auf viel Atmosphäre und Abwechslung. „Oh What Times We Live In“ wird vom Dialog zwischen Brandons Akustikgitarre und Percefulls Bariton-E-Gitarren-Spiel getragen, „Going Down To New Orleans“ erhält durch Matt Melis Akkordeon und seine rauschenden Mini Moog-Einsätze eine fröstelnde, beklemmende,. psychedelische Note, „Tattoo Tears“ ist eine angenehme, bluesige Rockballade und der vielleicht eingängigste Song der CD. Schöne Harmoniegesänge steuert hier Barbara Nesbit bei. Fast kammermusikartig verläuft „In Time“ (Brandon am Piano, trauriges Cello-Solo von Brian Standefer). Country mit The Marshall Tucker Band-ähnlichem Flair bietet das herrliche „Dance With The Devil“, wobei Kim Deschamps sein großartiges Pedal Steel-Spiel effektboll in Szene setzt (inkl. starkem Solo).

Was man in Texas unter kernigem Blues Rock versteht, demonstrieren die herrlich groovigen „Leave The Lights On“ und das furiose 8 Minuten-Instrumental „Ridgemont Street“. Großartige die trockene und sehr kräftige Rhythmus-Arbeit von Tommy Munter und Phil Hook, fast im legendären Double Trouble-Stil, die E-Gitarrenarbeit erinnert gar an Großtaten von Stevie Ray Vaughan, Storyville oder ZZ Top. Mann, was Hook beim Instrumental „Ridgemont Street“ an Trommelwirbeln ablässt, ist schon beeindruckend. Sollte es auf dieser Straße ähnlich zugehen wie in diesem Song, dann dürfte dort das satte Leben pulsieren. Ganz stark gespielt.

Auch Jenkins‘ E-Gitarren-Arbeit ist fulminant. Der quirlige Footstomper „Daddy Song“ und das abschließende „Mountain Top“ (abermals mit dezenter Marshall Tucker-Note) sind wieder mehr Country-orientiert und bilden auf dem so variablen, aber nie die Geschlossenheit vermissenden Gesamtwerk einen saustarken, harmonischen Abschluss. Auf „Through The Fire“ präsentiert sich Brandon Jenkins erneut in absoluter Top-Form und zeigt, dass seine „musikalische Flamme“ lichterloh brennt. Tolle Scheibe! „Absolute hot stuff“!

Smith Entertainment (2013)
Stil: Red Dirt

01. Through The Fire
02. Burn Down The Roadhouse
03. Horsemen Are Coming
04. Oh What Times We Live In
05. Going Down To New Orleans
06. Tattoo Tears
07. In Time
08. Dance With The Devil
09. Leave The Lights On
10. Ridgemont Street
11. Daddy Say
12. Mountain Top

Brandon Jenkins
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Bärchen Records

Brandon Jenkins – Faster Than A Stone – CD-Review

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Großartige neue Scheibe des texanischen Singer-Songwriters und Gitarristen! Bester Texas-Rootsrock, mit herrlich groovigen Momenten, einem gepflegten Schuss Blues(rock) und auch den im „Lonestar-State“ beheimateten „Red Dirt“-mäßigen Countryrock-Elementen. Deutlich rockiger als der Vorgänger. Gefällt durch einen ruppigen, erdigen, kernigen, unverbrauchten Charme und steckt doch voller hervorragender Strukturen und Melodien. Klasse Gitarrenarbeit von Jenkins! Respekt! Respekt!

Auch mit seinem 8. Album „Faster Than A Stone“ liefert der in Austin, Texas lebende, aber aus Oklahoma stammende Brandon Jenkins wieder eine beieindruckende Qualität an Songs ab und um es vorwegzunehmen, sein wohl allerbestes Werk bisher. Vielleicht gegen Ende des Jahres noch mal so ein richtiger Geheimtipp, denn der bullige Musiker, der eher wie der Besitzer eines Tattoostudios daherkommt, dürfte nach wie vor, trotz solider und kontinuierlicher Leistungen, immer noch eher nur Insidern bekannt sein.

Das neue Album besticht vor allem durch die enorme Dichte und Qualität der Stücke, die abwechslungsreich aber dennoch fließend ineinander greifen. Jenkins hat hier beim Songwriting erheblich zugelegt auch seine eigens durchgeführte Produktion ist glasklar gelungen. Ein echter Ohrenschmaus! Er präsentiert die Stücke im klassischen Blues Rock-Line Up, ergänzt nur durch Tony Valdez am Bass und Jesse Frost am Schlagzeug. Bei einigen Liedern steuerten Stoney LaRue, Travis Fite und Jesse Fritz noch dezente Background Vocals mit bei. Die CD beginnt direkt mit dem Titeltrack, einem ruppigem und schön groovenden Southern Blues, der am Ende mit einer schönen E-Gitarren-Passage ausklingt. Danach gibt es mit „Damn Your Eyes“ einen diesmal entspannt groovenden Blues, auch wieder mit dezentem Southern-Bezug. Ein unglaublich starker Beginn!

Eher etwas verspielt, in Storytelling-Manier, folgen „Just Like California“ und das humorvoll bluesklassische (mit leichtem Country-Touch) „Big Mama’s Kitchen“. Der eindeutige Höhepunkt des Albums, „Probably Die Alone“, eine schöne warme und atmosphärische Southern-Ballade, hat gar Klassikerpotential. Der Song könnte so was wie zum „Can’t You See“ des neuen Jahrtausends avancieren. Eine grandiose Präsentation. Herrlich. Großes Songwriting! „I Never Figured It Out“ und „Never Any Doubt“ dienen nach diesem Knaller wieder zur Auflockerung und bestechen durch Jenkins‘ trockenen Gesang (Paul Thorn-Fans sollten auch mal ein Ohr riskieren) und die akzentuierte E-Gitarrenarbeit. Fast im Stile eines „Gute-Nacht-Liedes“ wandelt das melodisch atmosphärische und warmherzige „Till The Morning Comes“ vor sich hin. Wieder auffällig die gute Fill- und Solo-Gitarrenarbeit und eine ganz dezent wimmernde Orgel (auch von Brandon gespielt).

Der Wachmacher folgt mit „Help Me Jesus“ auf dem Fuße. Ein Texas-Blues Shuffle in bester ZZ Top-Manier mit kratziger E-Gitarrenbegleitung und E-Solo. Mit der unaufgeregten und wieder sehr atmosphärischen Ballade „Got To Be“ schließt ein hervorragend konzipiertes und in jeder Hinsicht exzellent umgesetztes Album seine Pforten. Brandon Jenkins ist mit „Faster Than A Stone“ ein tolles Werk gelungen, das eigentlich sehr viele Zuhörer verdient hat. Sehr sympathischer, stark umgesetzter Texas-Rootsrock mit deutlichen Blues- und dezenten Southern- und Red-Dirt-Anteilen. Überaus lohnenswert für nach Neuentdeckungen durstende. Klasse, dieser Brandon Jenkins!

Smith Entertainment (2008)
Stil: Red Dirt

01. Faster Than A Stone
02. Damn Your Eyes
03. Just Like California
04. Big Mama’s Kitchen
05. Probably Die Alone
06. I Never Figured It Out
07. Never Any Doubt
08. Till the Morning Comes
09. Help Me Jesus
10. Got To Be

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Bärchen Records

Brandon Jenkins – Under The Sun – CD-Review

Kleines Jubileum für Brandon Jenkins. 10. Album des eigenwilligen Texaners – und ein ganz starkes. Nach seinem überragenden Vorläufer „Brothers Of The Dirt“, bei dem Jenkins ja von einem wahren „Heer“ an Red Dirt-Größen wie u. a. Randy Rogers, Cody Canada, Mike McClure, vor allem auch gesangstechnisch, unterstützt wurde, durfte man gespannt sein, wie er die Rückkehr in den „Normalität“, als wieder vornehmlich selbst im Mittelpunkt stehender Künstler bewältigen würde.

Wie es jedoch von einem Vollblutmusiker seines Kalibers nicht anders zu erwarten, löst er diese schwierige Aufgabe mit „Under The Sun“ (übrigens mit toll anzusehendem Coverbild, auf dem der von der Sonne angestrahlte, barbarisch anmutende Glatzenträger mit rotem Rauschebart seine volltätowierten Arme wie um Eingebung flehend gen Himmel streckt) voller Bravour. Prinzipiell muss man diese Musik als erdigen, Red Dirt-beeinflussten, großartigen, texanischen Rootsrock bezeichnen. Differenziert betrachtet präsentiert Jenkins diesmal jedoch eine ungemein gut harmonierende Mischung aus erstklassigem texanisch geprägtem Blues Rock, schnörkellosem Alternate Country und dezenten Southern-/Roots-Zutaten.

Auch auf dieser CD befinden sich natürlich wieder hervorragende Mitmusiker wie Jon Cearly, Dean Cote, David Perceful, Kim Deschamps, Brad Absher, Jared Tyler, Jenkins-Spezi Cody Canada und die tolle Background-Sängerin Amanda Brown (sehr stark involviert). Der eröffnende Titeltrack „Under The Sun“ entpuppt sich sofort als Granate. Hier bluesrockt, funkt und groovt es direkt, was das Zeug hält. Jenkins’ markantes Gibson E-Gitarrenspiel rifft herrlich lässig und cool mit seinem leicht spröden Gesang um die Wette, wobei David Percful immer wieder Gregg Allman-typische Hammond-Aufheuler dazwischen wirft. Auch Jenkins’ Gitarrensolo ist vom Feinsten. Ein toller Auftakt.

Die folgende Single des Albums „Too Big To Fall“, die sich schon seit einiger Zeit in den Texas-Music Charts tummelt, besticht dagegen durch ein lockeres, leicht Southern-infiziertes Countryambiente (Orgeltupfer, schöne Steel-Fills von Kim Deschamps, der sich auch auf einigen anderen Tracks recht prägnant einbringt), wie es die Marshall Tucker Band immer so glänzend praktizierte. In eine ähnliche Kerbe schlägt das entfernt an deren „Fire On The Mountain“ erinnernde „No Word From You“ (mit schöner dezenter Akkordeon-Untermalung). Jenkins präsentiert sich auf „Under The Sun“ auch durchaus experimentierfreudig. So feiern beim von ihm mit Stoney LaRue komponierten „Lookin’ Out For #1“, einem weiteren groovigen Blues Rocker, deftige Bläser-Einlagen ihre Premiere.

Eine wunderbare Mundharmonika auf „Crazy Moon“ (im Stile der großen 70er-Singer/Songwriter ala Neil Young) und Dobro-Zutaten bei „Heaven Sent“ (sehr ländlich anmutender Country) sind weitere Indizien für Brandons beeindruckende instrumentelle Vielseitigkeit. Garth Brooks „The Thunder Rolls“ könnte gar Pate für „No More“ gestanden haben. Klasse hier die im Hintergrund wimmernde Steelgitarre von Deschamps. Das Album lebt aber vor allem dann auf, wenn Jenkins sich auf seine rockigeren Wurzeln beruft. Klasse diesbezüglich zum Beispiel das witzig getextete, einer zankhaften Hündin gewidmete „Charlene (Runnin’ With The Devil)“ , das mit mechanisch kühl klingender E-Gitarre sehr variabel verschachtelte „Perfect Slave“ und das unter Assistenz von Cody Canada entstandene rhythmisch rockende „Drag“, das wie eine Mischung aus Atlanta Rhythm Section (mit deren typischem southern-mässigen, lässigen E-Gitarren-Spiel, inkl. baumstarkem Solo) und Cross Canadian Ragweed daherkommt (klasse Harmonies von Amanda Brown).

Mit dem kleinen feinen „Life Goes On“ (wieder mit Countrynote) lässt Jenkins sein neues Werk schließlich behutsam ausklingen. Angenehm wie auch schon oft zuvor, dass Jenkins auch hier wieder in diversen Texten seiner Stücke kein Blatt vor den Mund nimmt und in ihnen auch sozialkritische Botschaften transportiert. Mit seinem 10. Album „Under The Sun“ hat Brandon Jenkins die schwere Hürde des Vorgängers glänzend gemeistert und eine weitere, großartige Arbeit abgeliefert. Er ist so eine Art Künstler, deren Outputs man mit einer Art Qualitätsgarantie nahezu blind vertrauen kann. Mittlerweile eine echte Konstante in der texanischen Roots-Rock-/Red Dirt-Szene. Gratulation, Brandon zu diesem prächtigen Jubileumswerk!

Smith Entertainment (2011)
Stil:  Red Dirt

01. Under The Sun
02. Too Big To Fail
03. Looking Out For #1
04. Crazy Moon
05. Heaven Sent
06. Anymore
07. Charlene
08. No Word From You
09. Perfect Slave
10. No More
11. Drag
12. Life Goes On

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Bärchen Records

Brandon Jenkins – VII – CD-Review

Der aus Tulsa, Oklahoma stammende, aber mittlerweile in Austin, Texas lebende Brandon Jenkins wirkt mit seiner bulligen Statur, dem kahl geschorenem Schädel sowie seinen vielen Tattoos eher wie ein hartgesottener Vertreter der Wrestling- oder Heavy Metal-Szene. Weit gefehlt, denn in Wirklichkeit zählt der großartige Singer/Songwriter zu den ganz ambitionierten Vertretern des Texas/Oklahoma „Red Dirt“-/Roots-/Americana- und Progesssive-/Alternate Country-Movements.

Der Bursche genießt in seiner Heimat ein immens hohes Standing! Sein starkes neues, mittlerweile siebtes Album, im schönen Digi-Pack, mit allen Texten versehen, hat er schlicht „VII“ benannt. Was wir geboten bekommen ist erstklassiger, schön trocken, ursprünglich und völlig zwanglos gespielter „Red Dirt“-/Rootsrock voller Outlaw Countryrock-Tendenzen, bluesiger Momente, Heartland-Rock-Flair und kerniger Southern-Würze! Sämtliche zehn Stücke stammen aus Jenkins‘ eigener Feder, bei zweien assistierte ihm der auf der Scheibe immer wieder furios aufspielende Gitarrist (auch präsent an Dobro und Mandoline), der sich „SoupBone“ nennt (wer immer sich dahinter verbirgt). Produziert hat Brandon selbst!

Zumeist geht es auf dem Album recht rockig und „rough“ zu Werke, lediglich zum Schluß des Albums gibt’s drei ruhige, in einem wunderbaren semi-akustischen Gewand verpackte Nummern. Das gesamte Material bleibt prächtig hängen! Mit „Why Did We Ever Say Goodbye“ erleben wir direkt zum Einstieg einen herrlich melodischen, knackigen, flockig flotten Rootsrocker, der von einer entspannten Akustikgitarre und recht angenehm eingestreuten E-Gitarren dominiert wird. Akzente setzt hier Brandon’s Tour-Gitarrist Chris B. Ware, der in der Vergangenheit schon mit so bekannten Leuten wie Rob Thomas, Keith Urban, den Arc Angels oder auch Storyville zusammengearbeitet hat.

Pulsierende, nach vorn treibende Drums, raue, klasse E-Gitarren-Riffs, inklusive eines bärenstarken, glühenden Solos (da kommt einem gar The Marshall Tucker Band in den Sinn) bringen dann bei „Call Of The Road“ Red-Dirt-/Southern-Feeling pur. Ein ganz starker Song! Das Album enthält eine ganze Anzahl von Stücken, die sich, trotz des „angerockten“ Ambientes im Balladen-, bzw. Midtempo-Bereich bewegen (beispielsweise die prächtige Alternate Country-Ballade „All I Ever Wanted“, die mit ihrem exquisiten Gitarrensound gar ein wenig an Buddy Miller erinnert), wobei Jenkins‘ warme, angenehme Bariton-Stimme und sein ausgezeichnetes Akustikgitarrenspiel in echter Singer/Songwriter-Manier im Vordergrund stehen.

Durch die Zugabe der vielen, feurigen E-Gitarrenparts, aber auch mal eines Dobros, einer Mandoline oder sparsam gehaltener weiblichen Background Gesänge wirkt die Sache allerdings nie langweilig, zumal die Geschichte zwischendurch immer wieder mit temperamentvollen Hochkarätern wie „Saturday Night“ (herrlich rhythmischer Countryrocker, klasse Slide-Spiel) oder dem famosen, rauen Psychedelic-Blues-Roots-Gitarren-Rocker „Livin’ Down On The Line” (erinnert schon fast an “Stranglehold” von Ted Nugent – mächtig dreckige, satte Lead Gitarren-Läufe) aufgelockert wird.

Ein besonderes Highlight der CD ist darüber hinaus das exzellente, sehr entspannte, ruhige „Painted On Smile“, bei dem Jenkins‘ rootsiger Gesang fast sieben Minuten lang vom großartigen Wechselspiel seiner klaren Akustikgitarre und SoupBone’s filgiraner E-Gitarre (bewegt seine Finger fast in lockerer Toy Caldwell-Manier über die Saiten) begleitet wird. Das ist schon große Klasse! Angenehmer, ehrlicher und sehr authentischer Roots-/Americana-/Alternate Country-„Red Dirt“-Stoff eines großartigen Künstlers, der es wahrlich verdient hat, auch über die Grenzen Texas‘ und Oklahoma’s hinaus die Aufmerksamkeit zu erlangen, die ihm zusteht. Sein neues Album „VII“ ist dazu der ideale Einstieg! Stark!

Smith Entertainment (2006)
Stil:  Red Dirt

01. Saturday Night
02. Call Of The Road
03. Why Did We Ever Say Goodbye
04. All I Ever Wanted
05. When I Look In Your Eyes
06. Stay Here With Me
07. Livin Down On The Line
08. The Ghost
09. I Still Think Of You
10. Painted On Smile

Brandon Jenkins
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