Lady A – What A Song Can Do – CD-Review

Das letzte Mal, als ich eine Scheibe von Lady A reviewte, firmierte das Erfolgstrio, bestehend aus Hillary Scott, Charles Kelley und Dave Haywood, noch unter dem Namen Lady Antebellum. Da südstaatliche Symbole und Bezeichnungen aus dem Dunstkreis des Bürgerkriegs aber mittlerweile öffentlich verpönt sind, blieb im zweiten Teil nur noch der Anfangsbuchstabe des Alphabets übrig. Auch wir haben seit geraumer Zeit mit dem modifizierten SoS-Logo diesem Trend Tribut gezollt.

Nun gibt es mit „What A Song Can Do“ also neuen, frischen Albumstoff von Lady A. Ja, was ein Song so mit einem machen kann, da hat wohl jeder, der Musik liebt, schon seine vielfältigen eigenen Erfahrungen und Assoziationen gehabt. „Simple Man“ von Lynyrd Skynyrd hatte für mich zum Beispiel immer einen prägenden Charakter, auf dem Boden zu bleiben.

Die neuen, von Dann Huff produzierten Stücke liefern jedenfalls den eindeutigen Beweis, dass beim seit 2008 im Nashville-Markt auftretenden Mischtrio immer noch keine Abnutzungserscheinungen erkennbar sind. Die Songs sind wunderbar arrangiert, allesamt höchstmelodisch und bieten Gesangskunst der ganz hohen Schule, die unter der vokalen Mitwirkung der Kollegen Carly Pearce, Thomas Rhett und Darius Rucker, beim launigen Kneipenschunkler „Friends Don’t Let Friends“ („…drink alone“) seinen geballten Höhepunkt findet.

Der Nashville-Dreier kann halt auf den Luxus zurückgreifen, mit Hillary Scott, im weiblichen Bereich und Charles Kelley im männlichen Sektor, mit jeweils einen der besten Akteure der zeitgenössischen New Country-Gesangskunst zu besitzen und selbst der dritte im Bunde, Dave Haywood, gibt beim 70er-Folk umwobenen „Workin‘ On This Love“ eine außerordentlich gute Figur am Mikro ab, wobei ich mich garnicht entsinnen kann, schon mehr als Harmoniegesänge von ihm gehört zu haben. Diese, wie auch viele Wechselgesänge zwischen Scott und Kelley, spielen natürlich wie gewohnt, auch wieder eine starke und intensive Rolle.

Einen starken Einfluss scheinen auf diesem Werk die guten alten Fleetwood Mac zu haben, nicht nur allein durch die Ähnlichkeiten von Hillary Scotts Stimme zu Stevie Nicks, sondern oft auch in der Grundmelodik. Tracks wie der Opener „Talk Of This Town“, das Titellied „What A Song Can Do“, „Fire“ und das mich ein wenig an „You Make Loving Fun“ erinnernde, herrlich relaxt groovende „In Waves“ sind hier angeführt.

Auch der gute Tom Petty, wie so oft in letzter Zeit auf New Country-Scheiben, schickt bei „Chance Of Rain“ ein paar markante Gitarrengrüße vorbei. Apropos Gitarren und Saiteninstrumente, hier sind mit Leuten wie Huff (guitars, dobro), Tom Bukovac, Derek Wells (beide electric guitar), Ilya Toshinsky (acoustic guitar, mandolin, banjo), Paul Franklin (steel guitar), und Stuart Duncan (fiddle) absolute Spitzenkönner am Werk, die wissen, wie man trotz poppiger Melodien (selbst bei einem R&B-Stück wie „You Keep Thinking That“) ein deutlich vernehmbares Countryflair aufrecht hält.

Weiterhin begeistert noch das von Scott sehr euphorisch gesungene „Like A Lady“(mit starkem E-Gitarren-Solo) und der famos, im pathos-getränkten Stimmen-Wechselspiel zwischen Scott und Kelley gebrachten Countryschwofer „Swore I Was Leaving“ zum finalen Abschluss.

Lady A zeigen sich auch mit abgespecktem Namen in Bestform. Der Titel ihres neuen Longplayers „What A Song Can Do“ bedeutet für mich, 14 mal in stilvollem New Country-Ambiente mit hoher Sangeskunst unterhalten zu werden. Top!

BMLG (Universal) (2021)
Stil: New Country

Tracks:
01. Talk Of This Town
02. What A Song Can Do
03. Like A Lady
04. Things He Handed Down
05. Fire
06. Chance Of Rain
07. Worship What I Hate
08. Where Would I Be
09. Friends Don’t Let Friends (feat. Carly Pearce & Thomas Rhett & Darius Rucker)
10. In Waves
11. You Keep Thinking That
12. Be That For You
13. Workin‘ On This Love
14. Swore I Was Leaving

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Lady Antebellum – Ocean – CD-Review

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Wenn man den Luxus besitzt, mit Hillary Scott gleich eine der besten Sängerinnen und mit Charles Kelley einen der stärksten Sänger der Nashville-New Country-Szene in einem Act inkludiert zu haben (auch nicht zu vergessen Gitarrist Dave Haywood, der erdende Pol dazwischen), kann man nach diversen Grammy-, Awards-, und Platinauszeichnungen der musikalischen Zukunft recht gelassen entgegen sehen.

Ihr neues Album „Ocean“ erscheint allerdings jetzt nach sechs erfolgreichen Vorgängern unter neuer Fahne, der Big Machine Label Group. Produziert hat die Scheibe Omnisassa Dann Huff.

An der musikalischen Grundausrichtung hat sich so gut wie gar nichts geändert, warum aber auch? In den größtenteils mit vielen bekannten Songwritern selbst kreierten Stücken, setzt man wieder auf das bewährte Konzept von charismatischem Gesang beider Protagonisten mit vielen brillanten Vokalharmonien, alles in einem hochmelodischen und fein eingespielten musikalischen Gewand verpackt, das poppige, countryeske aber auch dezent folkige Elemente umfasst.

Wenn beim eingängigen Opener „What If I Never Get Over You“ die an Stevie Nicks reminiszierende Stimme von Scott und das warme rauchige Organ von Kelley einsetzen und sich beide die vokalen Bälle voller Inbrunst zuspielen (grandiose Wechsel- und Harmoniegesänge), und ein unterschwelliges Fleetwood Mac-Flair den Raum erfüllt, lehnt man sich erleichtert zurück und widmet sich gerne dem noch anstehenden, andächtigen Lauschen, das dann direkt mit einem weiteren Ohrwurm, dem smoothen „Pictures“, belohnt wird.

Die Fiddle bei „Crazy Love“ zollt danach den keltischen Wurzeln Kelleys schönen Tribut. Junge, Junge mit „You Can Do You“ folgt dann die große Überraschung des Werkes, ein knackiger Countryrocker, der aufgrund der wüsten elektrischen Slidegitarre und HT-Piano, auch im Southern Rock-Genre eine entsprechend gute Figur abgeben würde.

Auch im weiteren Verlauf teilen sich die beiden Fronter ihre Arbeit in einem recht gleichwertigen Verhältnis. Klasse die pettyeske Note bei „Boots“ und auch der bei „The Thing That Wrecks You “ an Bruce Springsteen angelehnte männliche Gesang, wo es dann insgesamt unter Beteiligung der Kollegen von Little Big Town zum großen Vokal-Showdown aller Beteiligten kommt.

Das wunderbar soulig, in dezenter R&B-Manier groovende „Mansion“ und der abschließende, pianogetränkte balladeske Titeltrack „Ocean“ (nochmals unter die Haut gehender Gesang von Scott, großartige Harmonies von Kelley), lassen dann die Wellen der Begeisterung langsam auf relaxte Weise wieder zu normalem Puls herunterebben.

Die frisch gekürten CMA-Awards Gewinner Lady Antebellum machen auch auf ihrem neuen Werk „Ocean“ wieder alles richtig. Tolle Musik mit Gesängen zum Dahinfließen. Das neue Album stellt eine echte Perle im großen New Country-Ozean dar!

Big Machine Label Group (2019)
Stil: New Country

01. What If I Never Get Over You
02. Pictures
03. Crazy Love
04. You Can Do You
05. What I’m Leaving For
06. Be Patient With My Love
07. Alright
08. Let I Be Love
09. On A Night Like This
10. Boots
11. The Thing That Wrecks You (feat. Little Big Town)
12. Mansion
13. Ocean

Lady Antebellum
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Universal Music

Charles Kelley – The Driver – CD-Review

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Tolles Solo-Debüt des Lady Antebellum-Sängers Charles Kelley! Nun hat es der ursprünglich aus Augusta, Georgia stammende 34-Jährige seinem Bruder Josh gleichgetan und mit „The Driver“ das Steuer in eigener Sache selbst in die Hand genommen. Nachdem es im Vorfeld zunächst einige Probleme gab und der Veröffentlichungstermin zweimal verschoben wurde, ist zunächst eine sehr gelungene Kampagne samt eines humorvollen Videoclips mit einer recht selbstironischen fiktiven Suchmeldung nach dem Protagonisten gestartet worden, die sich rasend schnell in den sozialen Netzwerken verbreitete.

Nun ist es aber endlich geschafft, Kelley kann stolz auf sein Werk sein, da es ihm durchaus gelungen ist, sich aus dem Lady Antebellum-Gefüge loszulösen und eine eigene Note in seine Musik einzubringen, dabei aber gleichzeitig auch die treue Lady A.-Fangemeinde musikalisch bei der Stange zu halten. Sein Erstling startet direkt mit einem schwungvollen oder, wie die Amerikaner es gerne ausdrücken, ‚roll licking‘ Song namens „Your Love“. Ein typischer Drum- und E-Gitarren-getriebener Track, ideal als Opener für Konzerte, um Leute direkt in Stimmung zu bringen. Der folgende Titelsong „The Driver“, auch letztes Jahr im September schon als Single veröffentlicht, impliziert Gastauftritte von Eric Pasley und Dierks Bentley, die sich jeweils in einer Strophe und schönen Harmoniegesängen einbringen. Resultat: Grammy-Nominierung!

Das, wie der Titel es schon vermuten lässt, tanzbare dezent R&B-umwobene „Dancing Around It“ offeriert die ganze Bandbreite von Kelleys vokalem Können. Ganz starke Gesangsleistung von ihm, klasse auch die Dire Straits-mäßigen Stratocaster-E-Gitarrenfills inklusiv Solo. Zweimal geht der mit Damen im Duett erprobte Künstler auf dieser CD ‚fremd‘. Zum einen bei der großartigen Cover-Version des Tom Petty-Klassikerds aus dem Jahre 1985, „Southern Accents“, bei dem Fleetwood Mac-Starsängerin Stevie Nicks ihre unnachahmlichen Vocals prägnant einwirft (umgesetzt als herrlich Piano-/Akkordeon- und Slide-getränkte Südstaaten-Ballade), zum anderen mit Miranda Lambert, die dem von Jedd Hughes kreierten „I Wish You Were Here“ ihren gesangstechnischen Charme verpasst. Beide Lieder sind ganz großes „Kino“ und sicherlich ebenso potentielle Award-Anwärter!

Herrlich auch die bluesige, an Eric Churchs „The Wrecking Ball“ erinnernde Ballade „The Only One Who Gets Me“, eine wunderbare Liebeserklärung an seine Frau Cassie McConnell. Recht poppig, aber ungemein stilvoll geht es auf Tracks wie „Lonely Girl“ (Mitschreiber und auch musikalisch involviert der in Nashville zur Zeit stark angesagte Chris Stapelton) und „Round In Circles“ (geschrieben mit Bruder Josh, der hier auch Harmoniegesänge mit einbringt) zu, was die tollen Musiker wie u. a. Michael Rojas, Jerry McPherson, Chad Cromwell, Jimmie Lee Sloas, Bill Watson, Justin Schipper, Rob McNelley und Paul Worley, der das Werk auch in einem transparenten, klaren Sound produziert hat, alleine schon garantieren. Am Ende lässt Charles mit „Leaving Nashville“ nochmals eine superbe, mit Piano, Steel und einfühlsamen Streichern unterlegte Hammer-Ballade, in der Tradition von Songwritern wie Will Hoge, Marc Cohn & Co. vom Stapel. Ganz starker Stoff.

Fazit: Klasse Solo-Album des Lady Antebellum-Frontmannes und männlichen Lead Sängers Charles Kelley, dem auf „The Driver“ eine tolle Mixtur aus Songs zwischen New Country, Countryrock, Pop und Singer/Songwriter-orientiertem Material gelingt. Hier kommen nicht nur die Lady Antebellum-Fans voll auf ihre Kosten. Da fährt man sehr, sehr gerne mit!

Capitol Records Nashville (2016)
Stil: New Country

01. Your Love
02. The Driver
03. Dancing Around It
04. Southern Accents
05. Lonely Girl
06. The Only One Who Gets Me
07. Round In Circles
08. I Wish You Were Here
09. Leaving Nashville

Charles Kelley
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Bärchen Records

Josh Kelley – Georgia Clay – CD-Review

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Klasse New Country-Debut von Josh Kelley (Josh ist der Bruder von Lady Antebellums Charles Kelley), der mit seiner ersten Single „Georgia Clay“ bereits die Top 20 der Billboard Country Singles-Charts geentert hat. Was er bietet, ist eine feine, ausgewogene Balance zwischen lockeren Midtempo-Nummern, ein paar sehr schönen Balladen und einigen kraftvollen, starken Uptempo-Songs. Der aus Augasta, Georgia stammende, 1980 geborene Musiker Josh Kelley ist eine interessante Persönlichkeit. Er begann bereits von früher Kindheit an zu musizieren und gründete mit gerade mal 14 Jahren mit seinem Bruder Charles eine Band namens Inside Blue. Ihre Wege trennten sich, Charles wurde, wie bekannt, Teil des mega-erfolgreichen Trios Lady Antebellum, Josh begab sich in Singer/Songwriter-/Pop-/Rock-Gefilde, brachte immerhin 4 Alben heraus und tourte mit bekannten Interpreten wie Rod Stewart oder den Counting Crows durch die Lande.

Aufsehen erregte Josh weiterhin durch die Hochzeit mit der hübschen und einer der bestbezahltesten Schauspielerinnen Hollywoods, Katherine Heigl („Greys Anatomy“, „Die nackte Wahrheit“). Mit seinem neuen Album „Georgia Clay“ schließt sich jetzt der Kreis wieder und er folgt seinem Bruder Charles in den (New) Country-Sektor. Charles ist übrigens beim Titeltrack „Georgia Clay“ und beim flott abgehenden „Ain’t Letting Go“ (sommerliche Note, klasse Gitarren, treibende Drums, surrende Steel) beim Songwiting mit involviert gewesen. Sämtliche Stücke stammen aus der Feder von Josh, alleine oder teilweise in Kooperation mit diversen Co-Autoren (u.a. Craig Wiseman, Patrick Davis, Rachel Thibodeau).

Produziert hat Kelley-Freund Clint Lagerberg, der sowohl kompositorisch, als auch instrumentell (diverse Saiteninstrumente) und mit einigen Background Vocals einen erheblichen Beitrag zu diesem sehr ansprechenden Werk leistete. Wie für ein Major-Werk üblich, wurden natürlich auch hochkarätige Musiker (u.a. Chris McHugh, Chad Cromwell, Charlie Judge, Glenn Worf, Gary Morse) zur Einspielung mit eingebunden. Zudem ist Josh, ähnlich wie sein Bruder, mit seiner leicht angerauten, viel Wärme ausstrahlenden Stimme fürs Country-Genre nahezu prädestiniert. Auch beim Songwriting merkt man sofort, dass man es mit keinem musikalischen Jungspund zu tun hat. Kelley weiß, wie man Stücke in Sachen Tempo und Atmosphäre in Szene zu setzen hat und sie auch dementsprechend instrumentell (mit den country-typischen Zutaten) ausstaffiert.

Das wirkt alles leicht, locker und entspannt, stimmlich ist er immer auf der Höhe. Die Refrains sind in der Regel so gestaltet, dass sie sofort im Ohr hängen bleiben. Man fragt sich spontan, warum er sich nicht schon länger in dieser Sparte bewegt hat. Die Single „Georgia Clay“ eröffnet die CD im melodischen Midtempobereich. Schönes Akustikgitarrenspiel, Steel und Piano geben den Ton an, Kelley singt im „Wohlfühlbereich“ irgendwo zwischen Phil Vassar, Pat Green und James Otto. Auch „Real Good Try“ (klasse „Backs“ hier von Ashley Moore) und „Gone Like That“ (gutes E-Slide-Spiel) verströmen entspanntes Country-Ambiente. Der mit Lee Brice komponierte kleine, feine, pianoträchtige Lovesong (dazu dezente Fiddle-Fills) würde auch ins Repertoire eines Marc Cohn passen.

„Naleigh Moon“ ist seiner adoptierten Tochter gewidmet. Hier spürt man eindeutig die sehr persönliche Note. Jerry Douglas (Alison Krauss & Union Station) brilliert an seinem Paradeinstrument, dem Dobro. Richtig zur Sache geht es zum ersten Mal beim launigen Stück „It’s Raining Whiskey“. Hier wird nach dem Motto „Hoch die Tassen, es regnet Whiskey“ in feucht-fröhlicher Toby Keith-Manier ein richtiger Mitgröhl-/Partysong zelebriert (klasse Bariton-E-Gitarren inkl. quirligem Solo, Steel-Fills, Honky Tonk-Piano, Crowd-Gesänge am Ende). Ganz hervorragend auch „Leaving You“. Ähnlich wie James Otto auf seinem letzten Werk beweist Josh hier, dass man soulige Elemente wunderbar mit Countryklängen verbinden kann. Großartig auch das herrlich dazu passende claptoneske Stratocasterspiel von Clint Lagerberg.

Bei „Great Idea“ (mit schöner Fiddle-/Steel-Kombination) und dem flott groovenden „Ain’t Letting Go“ wird dann das Gaspedal wieder etwas nach unten gedrückt. Auf einem Major-Werk darf natürlich auch eine große Powerballade nicht fehlen. Die gibt es hier dann mit „Don’t You Go“ zum Abschluss. Nach recht spartanischem, fast kammermusikartigem Beginn, steigert sich der Song mit Streicheruntermalung und einem Instrumentalfinish in einen echten Rausch der Emotionen. Erinnert in der Art ein wenig an das Duett „Don’t You Wanna Stay“ von Jason Aldean und Kelly Clarksen. Mit „Georgia Clay“ hat Josh Kelley eine erste, vielversprechende Duftmarke in Nashville gesetzt. Leute, die gerne auf leicht angeraute, viel Wärme verströmende Charakterstimmen a lá James Otto, Phil Vassar, Buddy Jewell, Pat Green oder Travis Tritt stehen, liegen bei Josh Kelley goldrichtig. Ein exzellenter Einstieg in die (New) Country-Szene!

MCA Nashville (2011)
Stil: New Country

01. Georgia Clay
02. A Real Good Try
03. Gone Like That
04. Baby Blue Eyes
05. Naleigh Moon
06. Two Cups of Coffee
07. Rainin‘ Whiskey
08. Great Idea
09. Learning You
10. Ain’t Lettin‘ Go
11. Don’t You Go

Josh Kelley
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Bärchen Records

Lady Antebellum – Same – CD-Review

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Prächtiges Major-Debut dieses neuen, hoch talentierten New Country-Trios, bestehend aus Hillary Scott (Tochter von Countrysängerin und Grammy-Gewinnerin Linda Davis), Charles Kelley (Bruder des Singer/Songwriters Josh Kelley) und Dave Haywood, die einen herrlich knackigen, erfrischenden, peppigen Gitarren-orientierten, voller Hit-Potenzial steckenden Sound präsentieren, der in etwa zwischen Sugarland und Little Big Town anzusiedeln ist, vielleicht noch ein wenig Country-orientierter.

Die erste Single „Love Don’t Live Here“ ist bereits unter den Top-15 in den Billboard Country-Singles-Charts anzutreffen, und der Weg weist weiter nach oben. Produziert haben das Album die bekannte Songwriterin Victoria Shawund Paul Worley! Fast scheint es so, als sei es dem Trio gelungen, besetzungsmässig in eine Marktlücke zu stossen, denn außer Trick Pony (um die es seit dem Ausscheiden von Heidi Newfield sehr ruhig geworden ist) gibt es kaum eine vergleichbare Konstellation (eine Frau, zwei Männer) von solcher Qualität. Haywood und Kelley sind bereits seit Schultagen eng befreundet, Hillary traf Charles 2006 bei der Produktion eines Musikspots in Nashville, beide kamen ins Gespräch und vereinbarten, es mal mit dem gemeinsamen Komponieren zu versuchen.

Man stellte schnell fest, dass die Chemie stimmt und lotete mit einigen, wenigen Songs und ein paar anschließenden, selbst gebuchten Gigs die Chancen aus, als Dreier-Formation bestehen zu können. Die Reaktionen der Fans war begeistert. Und dann ging alles rasend schnell. Lady Antebellum (der Name resultiert aus dem Ergebnis eines Spaßfotos vor einem südstaatlichen Herrenhaus) wurden als Opening-Acts für renomierte Interpreten wie Kenny Chesney, Carrie Underwood, Tim McGraw, Alan Jackson, Josh Turner und Little Big Town gebucht, spielten in der berühmten Grand Ole Opry und sind mittlerweile auch als Support für Martina McBrides Arena Tour 2008 verpflichtet worden.

Diese musikalischen Konstellationen passen auch prima zusammen, denn Lady Antebellum spielen modern und knackig, haben ihre Roots aber unüberhörbar in den Traditionen des klassischen Country. Das Nashville Lifestyles-Magazin bezeichnete sie kürzlich als „the next big thing“ in Nashville, und das erscheint durchaus plausibel. Das Debutalbum jedenfalls ist ein Volltteffer! Das Trio (übrigens bei den ACM-Awards in der Sparte „Best New Group“ nominiert) präsentiert durchweg hervorragende, sehr selbstbewusste, offensive, in Eigenregie komponierte Songs (zehn von elf) voller jungem Elan und toller Melodien, eingespielt mit der fantastischen Musikern aus der ersten Garde von Nashvilles Studiocracks (u.a. Mike Rojas, Chad Chromwell, Craig Young, Jason Gambill, Bruce Bouton, Paul Worley, Larry Franklin), die vor allem auch durch ihren Abwechslungsreichtum glänzen.

Es wurde ein exzellenter Mix aus wunderbar countryrockigen Uptemponummern („Love Don’t Live Here“, „Lookin’ For A Good Time“ „I Run To You“, „Love’s Lookin’ Good On You“, „Slow Down Sister“), sehr melodischen und atmosphärischen Midtempotracks („Long Gone“, „Home Is Where The Heart Is“, „Things People Say“) und einigen sehr schönen, emotionalen Power-Balladen („All We’d Ever Need“, „Can’t Take My Eyes Of You“, „One Day You Will“) mit dezenten, aber nicht übertriebenen Streichereinsätzen gewählt, wobei fast jedes Lied aufgrund der eingängigen Gestaltungen großes Hitpotenzial aufweist.

Von der Stimme her liegt Hillary Scott irgendwo im Bereich zwischen Sugarland-Sängerin Jennifer Nettles und Michelle Branch von The Wreckers. Charles Kelley dürfte die Frauenherzen mit seiner warmen, rauchigen Charakter-Tenorstimme massenweise zum Schmelzen bringen. Beide wechseln sich in einem gut abgestimmten Verhältnis an der Front ab, spielen sich ab und zu mal im Duett die Bälle zu oder unterstützen den anderen mit wunderbaren Harmoniegesängen. David Hawwood erweist sich dazu als außerordentlich guter Gitarrenspieler (Electric- und Akustik-), weiß aber auch mit schönen Mandolinenfills zu gefallen und steuert obendrein manchmal exzellent passende Harmonies bei.

Hier bewegen sich „Lady A.“ (Spitzname der Fans) schon jetzt auf einem Niveau, das allerhöchste Anerkennung verdient. Die Produktion ist knackig, glasklar und sehr zeitgemäß auf den Punkt gebracht. Man braucht wirklich kein Prophet zu sein um Lady Antebellum schon jetzt eine vielversprechende Zukunft vorauszusagen. Das mit dem „nächsten großen Ding“ könnte also durchaus Wirklichkeit werden. Sugarland haben hier vielleicht ein wenig die Richtung vorgegeben, Lady Antebellum die ‚musikalische „Spur“ gekonnt aufgenommen!

Das ist ohne Wenn und Aber durch und durch toller, moderner, knackiger, gleichzeitig aber auch traditionsbewusster New Country voller Frische und Pep! Diese Drei machen richtig Freude! Fazit. Debüt super gelungen – weiter so, „Lady A“!

Capitol Nashville (2008)
Stil:  New Country

01. Love Don’t Live Here
02. Lookin‘ For A Good Time
03. All We’d Ever Need
04. Long Gone
05. I Run To You
06. Love’s Lookin‘ Good On You
07. Home Is Where The Heart Is
08. Things People Say
09. Slow Down Sister
10. Can’t Take My Eyes Off You
11. One Day You Will

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