Jon Christopher Davis – Same – CD-Review

Das nächste texanische Juwel in unserem Programm! Jon Christopher Davis heißt der großartige Singer/Songwriter, der uns nun mit seinem ersten Album, einer hervorragenden Gratwanderung zwischen Americana, rootsigem Countryrock, Alternate Country und einer gewissen Heartland-Würze beglückt. Davis stammt aus Bonham, TX, hat aber viele Jahre in Nashville gelebt und bereits für einige arrivierte Labels/Musiker gearbeitet, bzw. Songs geschrieben (u. a. für Dolly Parton, Hal Ketchum, Tammy Cochran, Sherrie Austin, Billy Ray Cyrus).

Der Erfolg in Sachen eigener Sanges-Karriere fiel bislang unverständlicherweise aber dem Rasterverfahren der Entscheidungsträger (Labels) zum Opfer. Das er es jedoch richtig „drauf hat“, wie man so schön sagt, beweist er auf seinem „Palo Duro Records“ (u. a. auch die Heimat von The Delrailers, Morrison Williams) in wirklich glänzender Manier. Alle 13 Stücke (inkl. eines Hidden-Tracks, der aber sofort nach Ende des letzten Stückes anfängt, „If I Could Only Fly“), stammen dabei aus seiner Feder, komponiert zum Teil mit prominenten Co-Autoren wie Radney Foster, Stan Lynch (Tom Petty & The Heartbreakers) und Rodney Crowell. Bei den Instrumenten (er selbst beherrscht Gitarre, Bass, Piano, Harmonika, Drums und diverse Percussionteile) gelang es Davis sowohl gute texanische, wie auch einige der allseits bekannten, großartigen Nashville-Studiomusiker zu verpflichten.

Herausgekommen ist eine erstklassige Mischung von schnörkellosen Alternate Country-, Roots-, Americana-, Westcoast-, Heartland- und Southern-Elementen in Kombination mit sehr sympathischen und teilweise humorvollen Texten. Davis Gesang ist typisch texanisch und geht sehr angenehm ins Ohr. Als Vergleichgrößen fallen einem unweigerlich Interpreten wie Pat Green oder Jack Ingram („You Gotta Love Someone“ – der countyrockende Opener, mit herrlich treibendem E-Gitarren-, und Akustik Gitarren-Rhythmus, sowie schönen Mundharmonika-Fills), Radney Foster („Cosmic Joke“ – sehr relaxtes, rootsiges Stück mit humorvollem Text, klasse Fiddle-/Banjo-Break), Steve Earle („Love Had Something Else In Mind“ – tolle Baritone E-Gitarre), The Eagles („Misfit Town“ – mit Steelguitar-Begleitung, feinen Harmoniegesängen), The Warren Brothers („Lone star Attitude“ – rotzig frecher Gesang, durchaus traditionell verwurzelter Country-/Partysong zum Mitgrölen, mit starkem Honkytonk-Piano und tollem E-Gitarren-/Steel-Wecheselspiel im Break), John Mellencamp („Round Here“ – voller Heartland Rock-Flair), oder auch Tom Petty („The Bottom Line“ – dezente Fiddle, Orgel, Steelguitar, staubtrockene Banjo-Untermalung vom stark aufspielenden Jack Sizemore) ein.

Die Spuren der angeführten Künstler finden sich allerdings auch in den anderen Stücken in diversen Kombinationen wieder. Weitere Highlights. Die wunderschöne, von einer herrlichen Melodie geprägte, entspannte Retro-Countryrock-Ballade „She Don’t Know She’s Lonely“ (tolle Steel- und E-Gitarren-Fills, brillantes E-Gitarren-Solo von Mark Metker), der eindeutig Rodney Crowell (hier auch Co-Writer) seinen Stempel aufdrückt; „One Place I’ve Never Been“ ist ein furioser, dampfender, funkiger Southern-Rocker (klasse E-Gitarren-Solo, kreischende Harps); „Two Story Town“ entwickelt sich aus balladeskem Gesang mit Pianobegleitung zu einem herrlich frisch instrumentierten Midtempo-Ohrwurm (wohlige Mandolinenbegleitung); „Baby Looks Good On You“ ist bluesiger Rots-/Alternate Country mit starker Dobro-/Mandolinen-Verschachtelung!

Die Songs fliegen förmlich an einem vorüber, erst durch den recht introvertiert wirkenden Hidden-Track kommt man von einer Woge der Begeisterung wieder etwas herunter. Das Debüt von Jon Christopher Davis bietet alles was das Americana-/ Alternate Country(rock)-/ Roots-/ Heartland-Herz begehrt. Dazu schafft er es mit Bravour, die komplette Geschichte sowohl im Texas-, als auch im Nashville-kompatiblen Rahmen zu gestalten.

Zum Abschluss noch ein paar Kommentare seiner bereits erwähnten Co-Writer, die ebenfalls in Begeisterung schwelgen und deren Wort durchaus Gewicht hat. „It is as if Don Henley, Elvis Presley and The Everly Brothers met late night at a Texas Roadhouse parking lot and beat the crap out of each other and what came out was Jon Christopher Davis. He brains, hips and harmonies“ – Stan Lynch; „If you crave a singer who can play, a player who can write and a writer who can sing, Jon Christopher Davis is your man“ – Rodney Crowell; „Jon Christopher Davis is a triple threat. He plays guitar great, sings like a bird and writes from the heart“ – Radney Foster. Dem können wir uns guten Gewissens anschließen. Klasse Mann, klasse Scheibe! Feine Aufmachung im schön fotografiertem Klapp-Digi-Pack!

Eigenproduktion (2006)
Stil: Country Rock

01. You Gotta Love Someone
02. Cosmic Joke
03. She Don’t Know She’s Lonely
04. Love Had Something Else In Mind
05. The Bottom Line
06. Misfit Town
07. Lone Star Attitude
08. Round Here
09. One Place I’ve Never Been
10. Two Story Town
11. Baby Looks Good On You
12. If I Could Only Fly

Jon Christopher Davis
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Bärchen Records

Joey Daniels – Take Me Off The Market – CD-Review

Feines Debütalbum der aus Creston, British Columbia stammenden, sehr talentierten Kanadierin! Joey Daniels kommt, wie so viele Countrysängerinnen, aus einer musikalisch vorbelasteten Familie. So hatten ihr Vater und ihr Großvater beispielsweise eine eigene Radioshow. Joey begann frühzeitig im Kirchenchor, sang auf Hochzeiten und städtischen Events. Bereits im Alter von 9 Jahren gründete sie die erste Rockband mit ihren beiden Brüdern.

Man coverte Hits von Gruppen wie Bon Jovi und Heart. Ihren ersten Song schrieb sie mit sechzehn! Mittlerweile längst die Liebe zur Countrymusic entdeckt, produzierte ihr Bruder Jason schließlich vor einiger Zeit ein Demoband und „Big3NashvilleRecords“-Chef Bill Edwards bot der hübschen Dame mit den blonden, engelsgelockten Haaren nach einem Vorsingtermin sofort einen Plattendeal an, wobei er sogar zum Teil selbst die Arbeit als Produzent mit übernahm.

Das Label betrieb einen recht hohen Aufwand für die Newcomerin. Nicht nur äußerlich mittels eines reichhaltig bebilderten, bunten Booklets mit allen Texten und vielen Fotos der sehr sympathisch und bodenständig wirkenden Künstlerin, sondern auch durch die beiden weiteren, sehr prominenten Produzenten James Stroud (Toby Keith, Tim McGraw) und Mark Bright (Rascal Flatts, Blackhawk), sowie viele erstklassige Musiker der Nashville-Studio-Musiker-Gilde. U. a. Bryan Sutton, Tom Bukovac, Paul Franklin, Steve Nathan etc. gelten als klares Indiz dafür, dass man große Stücke auf Mrs. Daniels hält.

Zurecht, wie das gesamte Album beweist. Sofort fliegt einem beim Opener „Crazier Than Usual“, ein feiner, recht traditionell ausherichteter New Country-Song, ein Honkytonk-Piano und ein Slide-Riff entgegen; knackige Rhythmus-Gitarren, ein schönes Tempobreak machen bei der gut tanzbaren Nummer richtig Lust auf mehr. Von der Stimme her, wenn man den reinen Song ohne jegliche Infos vorgesetzt bekäme, würde man meinen, Shania Twain, die auch neben Linda Ronstadt und den Pretenders als Vorbild von Joey genannt wird, hätte sich vom popdominierten Sound abgewandt und zu ihren Country-Roots zurückbesonnen.

Viele Ähnlichkeiten zwischen beiden Kanadierinen treten auch im weiteren Verlauf der CD immer wieder ans Licht. „Swinging Door“ und „Kiss-N-Tell“ sind schön flotte Uptempo-Nummern, erstgenannte etwas poppiger, vielleicht in Richtung einer jungen Patty Loveless oder Sugarland zielend, dank eines leichten Southern-Twangs ala Jennifer Nettles, zweitgenannte durch klasse Mundharmonika-Einlagen mit eher bluesiger Country-Note. Balladeske Stücke gibt es eine gute Handvoll der insgesamt 13 Songs (9 von Joey und ihrem Bruder Jason Pennock geschrieben/4 Fremdkomopositionen), wobei hier das atmosphärische „I’ll Be Your Whiskey“ aus der Feder von Brett James und die Power-Ballade „Do It Again“ (schönes, filigranes E-Gitarren-Solo, gespielt von Guy Walker) besonders zu gefallen wissen.

Ein besonderes Highlight ist aber ohne Zweifel ein Stück, geschrieben vom ebenfalls recht bekannten Hitlieferanten Monty Criswell. Das herrlich melodische, aber auch recht angriffslustig vorgetragene „Hands On You“ wird von einem rockigen E-Gitarren-Riff getragen und auch ansonsten von feiner Gitarrenarbeit begleitet. An den Saiten kein geringerer als „Mr. Guitar“ Brent Mason persönlich! Toller Song! Das Joey es auch immer wieder sporadisch gerne mal traditionell mag, lässt das Titelstück und auch das abschließende „Without You“ vermuten. „Take Me Off The Market“ ist wieder eine tanzbare Nummer, die von der Art der integrierten Steel-Elemente an diverse Uptemponummern der Pirates Of The Mississippi zu erinnern scheint, „Without You“ ist dann ein richtiger Saloon-Honky Tonk-Heuler im Midtempobereich mit richtig sägenden Fiddeln und jammernden Steel-Fills.

Insgesamt überwiegen aber die modernen, knackigen New Country-Elemente. Auf dem Terrain fühlt sich Joey laut eigener Aussage auch am wohlsten. Also, wenn die PR-Maschine hier mal richtig ins Rollen gerät, könnte mit dem bisher noch ungeschliffenen Rohdiamanten Joey Daniels mal eine fette Konkurrenz für Shania, Faith, Jo Dee & Co. heranwachsen. Es wäre ihr zu gönnen! Prima Auftaktalbum, Mrs. Daniels!

Big 3 Records (2005)
Stil: New Country

01. Crazier Than Usual
02. Swinging Door
03. Kiss-n-Tell
04. I’ll Be Your Whiskey
05. This Is Me Missing You
06. Miracle
07. Take Me Off The Market
08. Hands On You
09. Do It Again
10. Man Of My Dreams
11. If You Love Me
12. Believe
13. Without You

Joey Daniels
Bärchen Records

Billy Dean – Let Them Be Little – CD-Review

Billy Dean kann in der Country-Szene seit seinem Debütalbum „Young Man“ von 1990 auf mittlerweile ziemlich erfolgreiche 15 Jahre zurückblicken, sein letztes, „richtiges“ Studiowerk (diverse Sampler ausgeklammert) liegt allerdings schon sieben Jahre zurück. Jetzt kehrt er mit „Let Them Be Little“ zurück und sofort wieder spektakulär, denn der Titelsong ist bereits in den Billboard Country-Singles-Charts unter den Top Ten notiert.

Die vergangene Zeit nutzte Billy um sein Leben umzukrempeln. Vom einstigen, unpersönlichen Gehabe eines Stars, kam die Wandlung nach seiner Scheidung zum Menschen wie du und ich. Er zog in eine normale Wohngegend, kümmerte sich eifrig um seine zwei Kinder und lernte mit Stephanie Paisley eine neue Partnerin kennen, die ihn in seinem kreativen musikalischen Dasein zur Seite steht (Co-Writerin bei „Good Love Gone Bad“). Diese Umstände scheinen den 1962 in Quincy, Florida geborenen Sänger und Songwriter
regelrecht zu beflügeln.

Entscheidend für seine „neue“ Musik ist sicher auch der neue Plattenkontrakt mit Curb Records, einem Label, das als Synonym für frischen, modernen New Country steht. So straft er dann mit seiner neuen CD auch seine schärfsten Kritiker Lügen, bei denen er oftmals als „Weichspüler“ abgestempelt wurde, denn wir hören neben einigen feinen Balladen (selbstverständlich sind auch diese wieder vertreten) auch einige richtig knackige, peppige Uptempo-Nummern.

Zum Auftakt gibt es mit „This Is The Life“ und „Eyes“ direkt zwei fröhliche, unbefangene, mit herrlicher Banjobegleitung untermalte Countrysongs, die richtig gute Laune verbreiten. Und dann folgt mit dem Remake des alten John-Denver-Klassikers „Thank God I’m A Country Boy“ gar ein richtiger Feger. Mit der positiven Ausstrahlung eines Keith Urban, knackigem, modernem Rhythmus, sirenenartigen Fiddeln, sowie herrlichem Honkytonk-Pianospiel von John Jarvis entwickelt sich der Song zu einem echten Kracher, stark!

Seine Vorliebe für Balladen kommt dann, wie bereits erwähnt, auch zum Vorschein und findet ihren Höhepunkt im bereits anfangs zitierten Titelstück, das Billy zusammen mit Lonestar-Sänger Richie McDonald komponiert hat, und das auch auf deren letztem Album „Let’s Be Us Again“ (sh. unter „Stöbern“) umgesetzt wurde. Da der Song von Lonestar nie als Single ausgekoppelt wurde und Billy jetzt wieder einen Plattendeal hatte, spielte Richie den Ball zu passender Zeit zurück.

Ein gut gewählter Moment, wie der starke Charteinstieg der Single beweist. Mit „Good Love Gone Bad“ und „Race To The Bottom“ folgen zwei weitere, sehr Dean-untypische Stücke, aber im positiven Sinne. Ersteres leicht psychedelisch angehaucht, mit kleinem Fiddle/E-Gitarren-Duell und herrlichen weiblichen Background-Vocals, letzteres, als eine Art Mischung aus Anthony Smith und Trace Adkins, erreicht durch eingesetzte Stimmeffekte, kantiges Banjospiel, heulende Fiddel (inkl. tollem Solo von Stuart Duncan) und wunderbare Mandoline ein „cooles“ Swamp-Flair. Als Bonustracks gibt es dann noch mit „Somewhere In My Broken Heart“ und „Billy The Kid“ zwei von Mr. Dean’s größten Hits als neu eingespielte Versionen auf technisch aktuellem Niveau. 40 Minuten fliegen im Nu an einem vorüber, und man ist sofort geneigt die Repeat-Taste zu drücken. Ein erstaunlich gutes Comeback von Billy Dean!

Curb Records (2005)
Stil: New Country

01. This Is The Life
02. Eyes
03. Thank God I´m A Country Boy
04. I’m In Love With You
05. Slow Motion
06. Let Them Be Little
07. Good Love Gone Bad
08. Race You To The Bottom
09. Shelfer Street
10. Swinging For The Fence

Billy Dean
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Jesse Dayton – Country Soul Brother – CD-Review

Einen hervorragenden Ruf, nicht nur bei den Kritikern, hat sich der aus Beaumont, Texas stammende Jesse Dayton bereits mit seinen drei ersten Alben „Raisin’ Cain“ (1995), „Tall Texas Tales“ (2000), und „Hey Nashvegas“ (2001) erspielt. Auch im Umfeld vieler anerkannter Größen der Marke Cash, Jennings, Haggard & Co. gilt der junge Gitarrist und Sänger als Ausnahmetalent. So verpflichtete ihn Waylon Jennings beispielsweise für sein Werk „Right For The Time“als Lead-Gitarristen und ließ es sich auch nicht nehmen, mit Jesse einige Gigs zu absolvieren. Nach dreijähriger Kreativpause liegt nun sein viertes Werk „Country Soul Brother“ vor.

Wieder ist ihm eine klasse, äußerst abwechslungsreiche Scheibe gelungen. Ein bunter Mix aus traditionellem Country, mit zum Teil leicht mexikanischer Note, sowie texanischem Roadhouse Rock, Blues und diesmal recht sparsam gehaltenen Rockabilly-Elementen. Das eröffnende Titelstück fegt dann direkt mit hohem Tempo los, fast wie ein wild gewordener Hengst, der durch die Prärie heizt. „Country Soul Brother“ ist in toller, feuriger Countryrocker mit kraftvollen Breaks, klasse E-Solo und einsetzendem Banjospiel im zweiten Teil des Songs.

Nach dem fröhlich tanzbaren, von Akkordeon und Steelgitarre dominierten Tex-Mex Countrysong „All Because Of You“, folgen drei recht ruhige und leicht ins Ohr fließende Countrynummern (darunter das Cars-Cover „Just What I Needed“), die trotz ihrer Eingängigkeit nie ihren Alternate Country-/Independent-Touch einbüßen. Überragend davon das rootsig gehaltene, aber umwerfend melodische „Ain’t Grace Amazing“, mit wunderbar heulender Mundharmonika, seichter Banjo- und Akustikgitarrenuntermalung. „Jesus Pick Me Up“ löst als temperamentvoller Hillbilly Blues unweigerlich das berühmte Wippen des Cowboystiefels aus. Ein flotter Song mit Spielraum für viele Soli, der im Studio aber nicht bis auf’s Letzte ausgereizt wurde.

Unaufdringliche und das Gesamtbild gut ergänzende Bläsereinsätze, die jedoch eher in Richtung Memphis, denn gen Nashville anmuten, findet man bei „It Won’t Always Be Like This“, „Just To Get You Off My Mind“ und dem recht rockig geratenen Stück „Talkin’ Bobby Dale’s Hard Luck Blues“. Fazit. 12 Songs, bis auf zwei, alle selbst geschrieben, mit kaum einem Schwachpunkt.

Man spürt regelrecht, wie sich der Texaner mit Leib und Seele in seine Musik reinhängt. Seine Stimme ist variabel, das Gitarrenspiel klar und auf den Punkt gebracht. Dem Burschen umschwebt bereits, dank seines nicht alltäglichen Schaffens, ein Hauch von Kult. Und wenn er sich bei „Tall Walkin’ Texas Trash“ mit den Sätzen „All I need is an amplifier and a warm little Whiskey glass“ outet, dann klingt das aus der Stimme dieses Vollblutmusikers glaubwürdig und absolut authentisch. Jesse Dayton ist eben ein wahrer „Country Soul Brother“!

Stag Records (2004)
Stil: Tex Mex Country

01. Country Soul Brother
02. All Because Of You
03. Ain’t Grace Amazing
04. Just What I Needed
05. Daily Ritual
06. Jesus Pick Me Up
07. It Won’t Always Be Like This
08. Tall Walkin‘ Texas Trash
09. Just To Get You Off My Mind
10. Moravia
11. One Of Them Days
12. Talkin‘ Bobby Dale’s Hard Luck Blues

Jesse Dayton
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Doc Holliday – Rebel Souls – CD-Review

Dass Bruce Brookshire und seine Mannen dafür prädestiniert sind, alte Klassiker neu aufzupeppen, bewiesen sie schon auf ihren beiden letzten Studio-Alben „A Better Road“ und „Good Time Music“. Man erinnert sich gerne an die wunderschönen Umsetzungen von Thin Lizzys „Jailbreak“ , „Trudy“ von der Charlie Daniels Band oder die herrlich relaxte Fassung von J. J. Cale’s „Magnolia“. Und wer einmal die geniale Version von Skynyrds „Simple Man“ live miterlebt hat, wird die erzeugte Gänsehaut wohl immer im Gedächtnis behalten.

Dennoch, da „Rebel Souls“ ausschließlich aus Remakes alter Klassiker und Rock-Perlen besteht, wird der ein oder andere vielleicht ein wenig ernüchternd feststellen. „Wieder mal ein reines Cover-Album“, doch laßt Euch nicht täuschen. Es ist ein starkes Album geworden! Doc Holliday spielen diese Sachen in einem wundervollen, sehr entspannten, relaxten Gewand – und wie man es von einer Band dieser Klasse nicht anders erwartet, ungemein authentisch! Akustische und elektrische Gitarren verschmelzen in exzellenter Harmonie zu einer untrennbaren Einheit mit der rootsigen Rhytmusarbeit und dem großartigen Gesang Brookshires.

So zollen Doc Holliday zu ihrem 25-jährigen „Dienst“-Jubiläum nun den sechs Bands und Interpreten Tribut, die ihren Sound über die vergangenen Jahre hinweg am meisten beeinflusst haben. Schlagworte und Attribute wie ‚love, respect, honor, inspire, influence und admire’ zieren dementsprechend in einer Endlosschleife den Hintergrund ihres Front-Covers mit dem allseits bekannten Schriftzug und Logo. Legen wir den Silberling schließlich in den CD-Spieler, strömt einem direkt eine wunderbar flockig-bluesige Nummer mit dezentem Pop-Feeling entgegen, nämlich „Run For Your Life“ von den Beatles, des Quartetts, das man (vor allem aber auch Brookshire) auch heute noch als Wegbereiter und DIE Antriebsfeder für das heutige, erfolgreiche Musizieren im Rahmen von Bands, und nicht als Solo-Künstler, ansieht.

Das zweite Stück der Liverpooler Truppe folgt mit „One After 909“ im Mittelteil. Schön hierbei, das nicht so ausgelutschte Titel gewählt wurden, sondern welche, die eher seltenere, die weitgehend nur den Beatles-Insidern bekannt sein dürften. „Fire On The Mountain“ (sehr entspannt-melodisch, tolles E-Gitarren-Solo, pumpendes Bass-Break) und „Heard It In A Love Song“ dienen als Beweis dafür, wie schön Country- und Southern-Parts miteinander harmonieren. 0Doc Holliday bereiten diese Nummern hörbar Spaß. Die Marshall Tucker Band, von denen diese Tracks im Original stammen, war laut Brookshire das fehlende Puzzleteilchen zum kompletten Sound-Gewand des Südstaaten-Rocks. Zweitgenanntes Stück wird von Bruce und Eddie Stone im Duett gesungen.

Taj Mahal erhält ebenfalls als Ureinflussgeber und musikalische Enzyklopädie seine Laudatio. Das von klaren Akustiggitarren, Dobro, Orgel-Untermalung und tollem Harmonika-Spiel von Gastmusiker Ron Pierce dominierte, sehr melodische „Corinna“, sowie das diesmal sehr countryinfizierte „Statesboro Blues“ (wieder viel Dobro, Akustik-Slide und Harmonika; hört sich an, wie auf der Veranda unplugged eingespielt) standen hier Pate. Letzteres Stück ist eigentlich ja auch ein Inbegriff für die natürlich ebenfalls hier gewürdigte Allman Brothers Band.

Nicht nur die Stimmähnlichkeiten von Bruce Brookshire und Gregg Allman lassen bei „Midnight Rider“ (wieder sehr entspannt, trotzdem mit tollen wechselhaften E-Gitarrenläufen) und „Melissa“ (rein akustische Version) den DH- und ABB- („a huge presence redneck psychedelic Hippie-Blues-Band“) Stil harmonisch ineinander verschmelzen. Ronnie Van Zant als „The Voice Of Every Southern Man“ wird mit „The Ballad Of Curtis Loew“ bedacht, gesungen hier von Eddie Stone. Brookshire glänzt einmal mehr mit starkem Dobrospiel. Eine sehr treffende Umschreibung wird schließlich auch für die in Südstaaten-Fan-Kreisen ebenfalls immens beliebte und geschätzte Band Bad Company gefunden. „A band with british style and southern charme“! So gibt es zum Abschluss des „offiziellen“ Teils von „Rebel souls“ noch eine knapp sieben Minuten andauernde, sehr kraftvolle Killer-Version deren gleichnamigen Songs von 1974.

Besonders das abschließende Instrumentalfinish mit integriertem „Free-Bird“-Feeling dürfte jedes Southern-Rock-Herz höher schlagen lassen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hoffentlich bekommt man den Song auf Doc Hollidays nächster Stippvisite in „Good Ole Germany“ mal live zu hören. Klasse! Als „inoffiziellen“ Hidden-Track hören wir dann, als Indiz für Bruce’s religiöse Verbundenheit, noch eine feine, akustische Version von „Amazing Grace“.

Fazit:  Doc Holliday (Brookshire, Stone, Ford, Lastinger und Samuelson) präsentieren sich nach so vielen Jahren immer noch als eine homogene Einheit. Ihr Sound wirkt sehr relaxt, authentisch, erdig, trocken, locker, frisch und lebendig zugleich, Brookshire’s Stimme und sein Gitarren-/Dobrospiel haben nichts von ihrer Faszination verloren. Wir fiebern jetz schon ihren nächsten Taten entgegen. Auf die nächsten 25 Jahre, Doc Holliday!

Phoenix Records (2006)
Stil:  Southern Rock

01. Run For Your Life
02. Fire On The Mountain
03. Corrina
04. Midnight Rider
05. One After 909
06. Melissa
07. Statesboro Blues
08. Heard It In A Love Song
09. The Ballad Of Curtis Loew
10. Bad Company

Doc Holliday
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Clay DuBose – These Days – CD-Review

„These days I don’t worry about the future or the past, I’m alive and learning to enjoy the ride…these days“. Diese Zeilen aus dem Refrain des Titelsongs aus Clay DuBose’s neuen Album „These Days“ geben exakt die positive Stimmung wieder, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt hindurch zieht. Heißt in etwa soviel wie, „was schert mich Gestern und Morgen , ich lebe hier und jetzt, und will musikalisch machen, was mir heute Spaß bereitet“. Und DuBose weiß, wovon er redet, denn er hat schon einiges erlebt.

Geboren in Frankreich als Sohn eines im Militärdienst arbeitenden, weltweit gereisten Elternpaares, war für ihn schon in frühster Kindheit klar, dass er Musiker werden möchte, als man schließlich in Texas ansässig wurde. Mit seiner ersten Band schien es auch sofort steil nach oben zu gehen, aber ein in Aussicht gestellter Development Major Deal zerplatzte wie eine Luftblase. Clay ging nach Los Angeles und lernte den Ausnahmegitarristen Will Ray (The Hellecasters) kennen und nahm eine 7-Song-EP auf. Ein zunächst geplantes Komplett-Album scheiterte am Bankrott des Labels.

Erst diverse Trips nach Nashville und die Bekanntschaft mit Ron Reynolds, sowie die Zusammenarbeit mit Robert Weingartz, Chef des Independant Labels
Lazy River Records, brachten mit seinem Debüt „Rewriting History“ endlich einen Durchbruch mit jeder Menge Aufmerksamkeit in der Szene. Die Scheibe war in allen genretypischen Charts vertreten und das Doors-Cover von „Love Me Two Times“ lief die lokalen Radiostationen rauf und runter. Auch der Start von „These Days“ begann schon recht verheißungsvoll. Einstieg auf Platz 14 in den AMA/R&R Charts, was bisher keinem Künstler eines Independant Labels vorher gelungen ist. Kein Wunder, denn die Scheibe hat es in sich!

Countryfreunde aufgepasst – diesen Mann gilt es zu entdecken! Clay DuBose, im übrigen ausgestattet mit einer tollen, warmen, gleichzeitig ein wenig rebellisch eirkenden, frischen Stimme begeistert mit einer großartigen Musik, deren Bandbreite von purem, traditionnellem Honky Tonk, Tex-Mex-Klängen, herrlichem Sixties-Retro-Flair, auch mal leichten Southern-Feeling, Bakersfield-Sound, bis hin zu einem dezenten Rockabilly-Flair reicht. Grob umfasst, spielt sich das Geschehen in etwa an der Schnittstelle der Mavericks, der Derailers und Dwight Yoakam ab. Eine Platte mit einem herzerfrischenden, klaren Sound!

Musikalisch erste Sahne, dank einer grandiosen Besetzung von Instrumentalisten wie u. a. dem bereits erwähnten Gitarren-Zauberer Will Ray, der kompletten Combo der Derailers mit Brian Hofeldt, Ed Adkins, Scott Mathews, sowie Augie Meyers und Big John Mills, Garth Hudson (The Band) am Piano und Akkordeon beim Dylan Cover „I Threw It All Away“), Danny Timms (Bonnie Raitt, Los Lobos), Rami Jaffee (The Wallflowers) oder Dusty Wakeman (Dwight Yoakam, Lucinda Williams). Tolle Lieder, wie gesagt, manchmal mit swingendem 60er-Flair und Rockabilly-Touch in der Tradition von Roy Orbinson, Elvis oder eines Buck Owens ( „Captivated“ – eine wunderbar schnulzige Balölade, das knackige, gut abgehende „Big Scary Heart“ oder „Crack In The Armor“), nicht zuletzt auch dank der starken Einflussnahme der o.a. Derailers.

Herrlich auch „No Accident“ (tolles Duett mit Carmen Mejia), mit leichter
Memphis-Atmosphäre durch fulminantes Saxophonspiel von Sam Levine; der prachtvolle Uptempo-New Country-Knüller „Fork In The Road“ bekommt aufgrund genialer Stratocaster-Bearbeitung von Will Ray (in Hughie Thomasson-Manier) einen wunderbaren Outlaws-Southern-Touch der Marke „Ghost Riders“, die fetzigen Nummern wie „These Days“ oder das lockere, sehr melodische „Street Sage“, mit seinen fantastischen Gitarrensoli, besitzen zum Storytelling-Style noch einen satten Drive, oder auch der pure, traditionelle Roadhouse Honky Tonker „Long lonely life!

Um es auf den Punkt zu bringen. Clay DuBose und alle Beteiligten präsentieren sich in absoluter Bestform! Das Album dürfte schon jetzt zu den Geheimtipps des Jahres 2005 zählen! Schöner Digi-Pack, dessen feines, innen liegendes Booklet sämtliche Texte beinhaltet.

Lazy River Records (2005)
Stil:  Country Rock

01. Long Lonely Life
02. No Accident
03. Captivated
04. Life Of The Party
05. Fork In The Road
06. Less Is More
07. These Days
08. She Cries
09. Big Scary Heart
10. Crack In The Armor
11. Street Sage
12. I Threw It All Away

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George Ducas – 4340 – CD-Review

Klasse Comeback von George Ducas, Mitte der Neunziger Jahre Inhaber eines Major-Vertrages bei Capitol Records. Toll, das er als Performer wieder da ist (als Songwriter war er nie weg), und dann auch noch mit solch einer großartigen Scheibe. Nach zwei Alben in den Neunzigern, einem Top-20-Song mit „Teardrops“ und dem Top-10-Hit „Lipstick Promises“ hatte es sich 1997 für George Ducas erst einmal, zumindest was seine Solo-Karriere anging, abrupt erledigt. Der Vertrag mit seinem Label wurde nach diversen Differenzen schließlich aufgelöst.

Ducas (geb. am 01.08.1966 als George Evnochidis in Texas City, TX) war aber, wie gesagt, nie so richtig von der Bildfläche verschwunden, denn er trat immer wieder als höchst erfolgreicher Songwriter für Interpreten wie Garth Brooks, die Eli Young Band, die Dixie Chicks, Randy Rogers Band, Trisha Yerawood, Josh Thompson und viele mehr in Erscheinung. Jetzt geschlagene 16 Jahre später, will es der enge Freund von Radney Foster (beide schrieben zusammen u. a. Fosters Riesen-Hit „Just Call Me Lonesome“, wie auch den Nr. 1-Hit für Sara Evans „A Real Fine Place To Start“) mit „4340“ in eigener Sache noch mal richtig wissen und legt ein sehr schönes, knackiges, von texanischem Flair umwobenes, kraftvolles New Country-Album vor, das in Nashville eigentlich so manchem etablierten Künstler der Marke Blake Shelton, über Chris Young bis Jake Owen so richtig „Feuer unterm Hintern“ machen müsste, wenn George Ducas einen Major-Vertrag hätte und im dortigen Countryradio gespielt würde. Beides ist unverständlicherweise aber nicht der Fall.

Vielleicht ist er Nashville auch nicht poppig genug, denn die ehrlichen Country-Traditionen spielen bei ihm, trotz noch so zeitgemässer Inszenierung, stets eine zentrale Rolle. Gut so! „4340“ ist ein New Country-Album der Sorte „angenehm“. Man spürt, dass George, was seine Solo-Avancen als Musiker anbetrifft, mit sich im Reinen ist und er einfach das abliefert, was ihm Spaß macht. Und so verläuft seine 12 Stücke umfassende CD, trotz vieler dieser absolut radiofreundlicher Tracks, wie z. B. der eröffnende satte Southern Country-Stampfer „CowTown“ (klasse E-Gitarren samt Solo), „This One’s Gonna Hurt“, „All Kinds Of Crazy“ oder „I Need To Love You“ (alle drei Tracks wären auch einem Jack Ingram wie auf den Leib geschnitten), mit einer doch recht deutlich spürbaren Distanz zu allzu aufgesetzten Mainstream-Ambitionen ab, was wir im absolut positiven Sinn verstanden haben möchten.

Man hat das Gefühl, dass Ducas’ Credo hier wie folgt lauten könnte. Ich spiel die Songs nach meinem Gusto, den Hit sollen daraus später von mir aus andere Acts für sich zurechtschneidern. Und wirklich hat man sofort das Gefühl, das einige der Tracks zukünftig mal bei dem ein oder anderen Interpreten auftauchen könnten. Im gesamten Verlauf schwebt immer eine ganz dezente, kaum wahrnehmbare „Alternativ-Note“ mit (vieles erinnert vielleicht ein wenig an die Art von David Lee Murphy -übrigens auch schon ein Schreibpartner von George- zu musizieren).

Herrlich retro, aber schön rockig und kraftvoll kommt das flockige, melodische „White Lines & Road Signs“ daher, das sicher auch im einstigen Repertoire von Brooks & Dunn bestens aufgehoben gewesen wäre. Mit leicht psychedelischen Tendenzen stampft „LoveStruck“ (ebenfalls mit knackigen E-Gitarren) auf Southern Rock-Pfaden. „Gimme Back My Honky Tonk“ huldigt in Saloonfegermanier mit allen typischen Ingredienzen (Uptempo-Gitarrenrhythmus, surrende Fiddle, heulemde Steel, kraftvolle Drums, Honky Tonk-Pianogeklimper), schön traditionell den guten alten Zeiten.

Mit Leuten wie u. a. Radney Foster, Jim Beavers, Kiefer Thompson oder Jon Henderson standen Ducas geschlagene Leute beim Songwriting zur Seite, auch die Musiker wie Steve Brewster, Tommy Harden, Mark Hill, Jeff King, Pat Buchanan, Pat McGrath, Jason Webb, Mike Johnson oder Dan Dugmore sind Garanten für ein High Quality-Produkt. Übrigens ein schöner Gag am Ende. Ducas hält (als Hidden Track) mit Akustikgitarrenuntermalung knapp eine Minute eine Rede an seine Fans, wobei er sich für die Unterstützung im Lauf der Jahre bedankt, aber natürlich auch ganz ordentlich Werbung für sich selbst betreibt (Nennung seiner Webadressen).

George Ducas kehrt nach gut 16 Jahren als Interpret mit „4340“ höchst eindrucksvoll auf die musikalische Bühne zurück. Das ist allerbester Stoff für Country-/New Country-Sympathisanten, die nicht unbedingt nur Chart-orientiert unterwegs sind, aber trotzdem auf höchste Genre-Qualität setzen. Ein durchgehend starkes Album. „Wellcome back, George Ducas, we appreciate it“!

Loud Ranch (2013)
Stil:  New Country

01. Cowtown
02. Come Down
03. Ain’t That Crazy
04. White Lines & Road Signs
05. Lovestruck
06. This One’s Gonna Hurt
07. Breakin‘ Stuff
08. All Kinds Of Crazy
09. I Need To Love You
10. Amnesia
11. Gimme Back My Honky Tonk
12. Your Song
13. GD See Ya‘ Out There (Hidden Track)

George Ducas
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Due West – Forget The Miles – EP-Review

6 Song-EP! Frischer, knackiger Country/New Country eines starken Trios mit tollen Harmoniegesängen! Eine Musiker-Party bei Diamond Rio-Keyboarder Dan Truman brachte die Initialzündung für Due West. Zwei ihrer insgesamt drei Mitglieder, Matt Lopez und Brad Hull, gesellten sich seinerzeit zu den dort spielenden Künstlern und steuerten prächtigen Background Gesang zu den diversen, an diesem Abend aufgeführten Restless Heart-, Shennandoah- und Diamond Rio-Songs bei. Die anwesenden Leute waren von ihrer perfekten Vocal-Performance total begeistert und animierten sie spontan, eine Band zu gründen.

Als Dritten im Bunde nahmen sie später den aus Utah stammenden Tim Gates als Lead-Sänger mit ins Boot, der die zweite Single, „Bible & The Belt“, (ein swampig/gospelig fett groovendes Stück im Stile von Sawyer Brown/Blake Shelton, komponiert zusammen mit Marc Beeson & Billy Austin), ihrer hier vorliegenden, großartigen Debut-EP „Forget The Miles“ kompositorisch mit beisteuerte. Auch Lopez, ehemaliger Straßenmusiker aus New York, hat in Nashville als Co-Writer durch „Love’s Lookin‘ Good On You“ vom mega-erfolgreichen Lady Antebellum-Erstling schon auf sich aufmerksam gemacht. Brad Hull, ein an der klassischen Gitarre studierter Musiker, bewegte sich dazu viele Jahre als Mitarbeiter hinter den Kulissen beim BMI-Label und hat so einiges über das Schreiben erfolgreicher Titel mitbekommen.

Bei den Dreien ist also bereits einiges an Erfahrung und jede Menge Kompetenz vorhanden. Das merkt man den insgesamt sechs, durchweg starken Stücken (fünf dabei aus eigener Feder) dieses in jeder Hinsicht sehr ausgereiften Werkes auch deutlich an. Tolle, mit allen New-Country-typischen Zutaten (sehr Steel-, Piano- und E-Gitarren-betont) garnierte Tracks in allen Tempovariationen, präsentiert mit einigen ausgewählten Klassemusikern wie Lonnie Wilson, JT Corenflos, Mike Johnson, Mark Hill, B. James Lowery, Jimmy Nichols, Eric Darken und Ilya Toshinsky, Letztgenannter mit großartigem Banjospiel beim melodischen, in bester Restless Heart-Manier gebrachten „Try Living In A Small Town“.

Sehr knackig produziert haben Jason Deere und Jimmy Nichols. Auch die umfangreiche Aufmachung im Klapp-Digipack ist für eine EP recht ungewöhnlich. Dazu kommen natürlich die starken Harmoniegesänge, die starke Bezüge zu den bereits erwähnten Restless Heart, Diamond Rio oder, zumindestens gesangstechnisch, Rascal Flatts aufweisen. Sehr erfolgreich war auch die erste, vorab ausgekoppelte Single „I Get That All The Time“, eine schöne Ballade mit markanter Pianolinie, wunderbaren Harmonies und perfekter Saitenarbeit von Mike Johnson und JT Corenflos, die es unter die Top-Twenty der Country-Charts schaffte. Ebenfalls große Emotionen bietet die zweite auf dem Werk befindliche Ballade „When The Smoke Clears“, wo nach entspanntem Strophenbeginn ein satter Powerrefrain folgt.

Mit ergiebiger Streicherunterstützung wird das Ganze dann noch verstärkt in Szene gesetzt. Ein ergreifender Song irgendwo zwischen Restless Heart und Nashville-infizierten Eagles. Die beiden Opener, das saustarke „22 Hours A Day“ (ein Lied über das harte Musikerleben) und „Country Music Made A Man Out Of Me“ (Honkytonk-anghaucht, klasse E-Piano, starkes Steel-/E-Gitarren Solo) punkten dazu noch mit klassischen, treibenden, nach vorn gehenden New Country-Rhythmen à la Garth Brooks, Travis Tritt oder Blake Shelton. Insgesamt ein schöner, umfassender Eindruck über das breite Können der Burschen, bei dem sie ihr vorhandenes Potential bereits nahezu optimal ausschöpfen.

Angesprochen auf die Ziele des auch sozial engagierten Trios (das Sammeln bei ihren Konzerten bei einem bestimmten Song für wohltätige Zwecke hat sich bereits zu einer Tradition entwickelt) für die nächsten fünf Jahre, gibt Brad Hull ihre Planung (natürlich etwas scherzhaft) mit drei bis vier Platin-Scheiben an der Wand als recht ehrgeizig und ambitioniert vor. Mit „Forget The Miles“ haben Due West zumindest einen ersten, viel versprechenden Schritt getan. Absolut saubere Debüt-Leistung!

Black River Records (2011)
Stil:  New Country

01. 22 Hours A Day
02. Country Music Made A Man Out Of Me
03. When The Smoke Clears
04. Bible & The Belt
05. Try Living In A Small Town
06. I Get That All The Time

Due West
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Bärchen Records

Brad Dunn & Ellis County – Ranch Cat – CD-Review

Fabelhaftes Debüt einer weiteren hochtalentierten texanischen Jungtruppe. Bandleader Brad Dunn charakterisiert seine aus Austin, Texas stammende Combo als so etwas wie eine Countryband mit einem „Rockproblem“. Das meint er natürlich im absolut positiven Sinne. Und eins ist auch ganz klar. Brad Dunn & Ellis County sind eine bärenstarke Countrytruppe, keine Rockband. In der Tat bieten diese Burschen nämlich allerfeinsten, eingängigen, schnörkellosen, völlig Pop-freien, authentischen Country, New Country in Eintracht mit zum Teil schön knackigen, immer wieder überraschend eingeflochtenen (Country)Rockklängen.

Da liefert sich die Gitarrenfraktion alias Brad Dunn (plus Lead-Gesang natürlich), Tim Veilon und Ty Hurless mit den beiden Vertretern der „Abteilung Country“, bestehend aus Fiddleartist Kurt Baumer und dem grandiosen Steelguitar-Player Marty Muse teilweise regelrechte kleine Schlagabtausche um die Gunst (aber auch immer im Dienste) der Songs. Das kommt ganz hervorragend. Den oftmals richtig schön groovigen Rhythmusteppich dazu erzeugen Michael Lamendola am Schlagzeug und Mike Naumann am Bass. Brad Dunn erweist sich dabei als außergewöhnlich variabler Sänger, der praktisch in jeder Situation gekonnt die richtige Stimmlage trifft.

Das hat alles deutlich spürbar „Hand und Fuß“. Das noch recht junge Septett (erst seit 2009 ist man zusammen tätig) wurde bereits als Opener von klingenden Bands wie Reckless Kelly, Micky & The Motorcars, Pat Green oder Tracy Lawrence gebucht, durfte aber auch schon auf dem legendären Capitol Ground für den Gouveneur von Texas aufspielen (tolles Foto davon auf dem Backcover vor monumentaler Kulisse). Produziert hat dieses vortreffliche Debüt Kevin Szymanski, der auch bereits die Regler für klingende Interpreten wie u.a. Bruce und Charlie Robison, Jack Ingram, Korn oder Matchbox 20 bedient hat. Das eine knappe Stunde und vierzehn Tracks umfassende Werk unter dem Titel „Ranch Cat“ eröffnet mit dem großartigen „3 Days In Mexico“ in recht traditionellem Countrygewand, bei denen Kurt Baumer und Marty Muse mit ihren Instrumenten deutlich den Ton angeben.

Die Nummer klingt, als sei sie aus einer imaginären Session von den Eagles (klasse Harmonies) und George Strait entsprungen. Toll, das Steelguitar-Solo von Marty Muse. Klassischen, gitarrenbetonten, etwas Southern angefärbten Red Dirt-Countryrock gib es dann beim folgenden „Piece Of Me“ mit seinen würzigen E-Gitarren-Riffs und-Soli. Ein herrlich zum Mitwippen anregender Song, bei dem auch die Fiddle immer wieder dazwischen „funkt“. „Gone“ erinnert ein wenig an den stilvollen New Country der Warren Brothers und befindet sich eher im Low Down-Bereich. Satten Stoff für die Southern Rock-/Countryrock-/Dixie-Fraktion bietet dann „Red White And Blue“, bei dem schwere Gittarren und Dunns Redneck-angelehnter Gesang prächtig harmonieren, Kurt Baumers Fiddle „wiehert“ ab und zu effektvoll als Füller. Dieser Knaller mit seinem kraftvollen Two Step-Rhythmus ist zudem bestens für die Linedancer geeignet.

Wie geschaffen zum Schwofen auf der Tanzfläche ist „This Time“, eine wunderbar relaxte, melodische und Steel-getränkte Countryballade – einfach wunderschön. In eine ähnliche Richtung streifen noch Lieder wie „Evidently“ (in schöner „Cryin’ in My Beer-Song“-Manier), das auch recht entspannte, herrlich melodische „Sugah“ (mit toller Steel-/E-Solo-Gitarren-Kombi) und der herrlich halbakustisch dahin fliessende, mit großartigen Acoustc-Riffs und toller Electric Lead Guitar ausgestattete Schlussakt „Southern Wind“ (beide jedoch eher im „Red Dirt“-Countryrock-Bereich beheimatet).

Launig wird es allerdings immer, wenn beim Tempo angezogen wird. Toll beispielsweise der unterschwellige Honkytonk-Anstrich bei „Knock Em Down“ (hier allerdings nur von E-Gitarren erzeugt, die Band kommt im übrigen komplett ohne Keyboarder aus), die Verbindung von rhythmischer, stonesker Gitarrenuntermalung mit countryträchtiger Fiddle (quietschendes Solo) bei „Miss Kitty“, oder beim mit Bariton-E-Gitarren-Klängen bestückten Saloon-Heuler „Barstool“ (einzige Fremdkomposition des Albums). Weitere Highlights wie „Rain“ (mit viel Southern Swamp-Feeling, klasse Sprechgesang – Dunn im Stile von Trace Adkins, bedrohliche Stimmung), das furiose, texanisch blues-rockig-angehauchte „Patsy Cline“ (ein Song bei dem sicher auch die Herren von ZZ Top dank des schweren E-Gitarren-Grooves großen Spaß hätten), oder das grassige, auch voller Southern Swamp-Flair steckende „Feed The Chickens“ (mit Mandoline und toll gespielter Akustik-Slide) als wohl größte Überraschung des Longplayers.

Alles in allem entpuppt sich „Ranch Cat“ als ein prächiges, durchgehend hochklassiges Album, das auch von der Songanordnung her einfach klasse strukturiert ist. Ein Volltreffer eben! Ja, es stimmt, Brad Dunn und sein Ellis County haben ein „Problem“, was aber mehr als eine Art „Luxusproblem“ anzusehen ist. Zum einen könnte es schwer fallen, das Niveau dieses tollen Werkes beim nächsten Mal auch nur annähernd wieder zu erreichen und zum anderen müssen sie sich trotz der klar vorhandenen Radiotauglichkeit ihrer Songs diese enorme, ungezwungene, wunderbare Ursprünglichkeit und Authentizität bewahren. Hier heißt es wohl demnächst dann eher. „Austin, we have a problem…“.

Bisher befinden sich Brad Dunn & Ellis County noch auf echtem Geheimtippstatus! Insgesamt gesehen bieten sie jedoch schon jetzt nahezu unverzichtbare Musik für Liebhaber knackiger Country-, New Country- und Red Dirt-angehauchter Countryrock-Musik. Das wird nicht nur die Liebhaber von George Strait bis zur Randy Rogers Band (in ihren Anfangstagen), von Trent Willmon bis Pat Green, von Tracy Byrd bis zur Nitty Gritty Dirt Band und von Jason Boland & The Stragglers bis zu The Bois D’Arcs begeistern. Ganz starker Newcomer-Tobak!

Eigenproduktion (2011)
Stil. Red Dirt

01. 3 Days In Mexico
02. Piece Of Me
03. Gone
04. Red White and Blue
05. This Time
06. Knock Em Down
07. Evidently
08. Sugah
09. Miss Kitty
10. Rain
11. Barstool
12. Patsy Cline
13. Feed The Chickens
14. Southern Wind

Brad Dunn Band
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Bärchen Records

Ronnie Dunn – Peace Love And Country Music- CD-Review

Rar! Exklusive „Country Outfitter“-Veröffentlichung! Bärenstark! Was für ein großartiges Album! Abseits des ganz großen Spotlights, unabhängig von irgend einem Major Label oder großen Distributor, vollkommen in Eigenregie, fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit bringt Ronnie Dunn, die eine Hälfte des einst mega-erfolgreichen Duos Brooks & Dunn, sein zweites Solo-Album heraus – und was ist das für ein „Hammer“-Teil geworden. Fast alle Songs wurden von Ronnie mit arrivierten Songwritern wie Lori McKenna, Luke Laird, Billy Dean & Co. geschrieben. Mit „Grown Damn Man“ legt er zunächst einmal richtig lässig los.

Ein relaxt dahingroovender Country-Track mit zwei schönen E-Gitarren-/Steel-Solokombinationen. Gleich eine großartige Nummer.. Mit dem Heartland-trächtigen „Cadillac Bound“ (tolle, schwungvolle Drums in Verbindung mit herrlicher Lead Gitarre) und dem von einer wunderbaren Mandoline eingeleiteten „Cowgirl’s Rock N Roll“, das dann in einen fetten Southern Rocker mündet (furiose E-Gitarren von Adam Shoenveld, Kenny Greenberg, Troy Lancaster – tolle rotzige Harmonies von Vicki Hampton und Kim Keyes), gibt es dann sehr rockigen Stoff, wie man es auch vom früheren Duo kannte. Die von einer hinreissenden Steel (grandioses Solo) durchzogene, traumhafte Ballade „Heart Letting Go“ ist natürlich wie für Ronnies einzigartige Stimme geschaffen.

Bei diesem herrlichen „Schwofer“ lässt er gesanglich gar ein wenig Roy Orbinson-Flair einfließen. Ähnlich geht es auch bei „You Should See You Now“ zu, Steel- und Slide-Gitarre bilden hier die schönen Farbtupfer. Schroff im Stile von Jeffrey Steele (Sprechgesang in den Strophen) gibt es schließlich wieder einen getten Redneck-tauglichen Southern-Kracher, getragen von kernigen E-Gitarren (Kenny Greenberg, Adam Shoenveld), gurgelnder Orgel und herrlichen Lynyrd Skynyrd-mäßigen Backs der bereits zuvor angeführten Damen. Zum Erholen gibt es mit der aktuellen Single „I Wish I Still Smoke Cigarettes“ eine schöne, melancholische Hommage an die Unbekümmertheit der Jugend. Toller Gesang hier von Ronnie, klasse E-Gitarren-Soli von Greenberg.

„Let’s Get The Beer Joint Rockin’“ läutet die zweite Hälfte des Albums ein. Der Titel deutet bereits an, dass man einen zünftigen Roadhouse-tauglichen Countryrocker serviert bekommt (Klasse Retro E-Gitarren-Solo, starke Orgel). Das einzige Cover, schon oft von diversesten Künstlern performte „You Don’t Know Me“ (u. a. Ray Charles), verwandelt Dunn mit herzzerreißendem Gesang in einen klasse Country-Blues, wobei eine herrliche Retro-Note omnipräsent ist. Auch das folgende „Romeo And Juliet“ lässt erahnen, dass hier ruhigere Töne angesagt sind. Eine pfeifende Orgel, leiernde Steel und ein pathetisches E-Gitarren-Solo setzten diese tolle Ballade in Szene. Klasse das atmosphärische „Kiss You There“ mit seinem eingängigen Refrain, der von angesagten „Oohoohooh“-Gesängen eingerahmt ist.

Der wohl ungewöhnlichste Track des Werkes ist „Though Salt Not“, das ganz großartig in einer Art Psychedelic-Southern Rock Manier in Begleittung von reißender Slide-Gitarre ungemein rau, schwül, rootsig und Americana-mässig rockend aus den Lautsprechern „kriecht“. Dazu kommt noch ein richtig rohes E-Gitarren-Solo. Kocht ordentlich! Seine heimatlichen Wurzeln huldigt der aus Coleman, TX stammende, mittlerweile 61-Jährige Dunn (sieht man ihm wirlich nicht an) beim tradionell gehaltenen knackigen Country-Knaller „Country In Texas“. Hier dominieren natürlich Bariton-E-Gitarre (klasse Brent Mason), Steel-Gitarren und eine von Rob Hajacos bediente Fiddle (inkl. der üblichen Solokombination).

Zum Finale des Albums fordert Ronnie fordert in Form des Titelstücks schließlich „Frieden, Liebe und Country Music“. Eine herrlich melodische Countryhymne mit einer schönen Botschaft, traditionell und gleichzeitig sehr zeitgemäss in Szene gesetzt. Ein überaus stimmungsvolles, letztes Stück, eine richtige Wonne! Ronnie Dunn liefert mit seinem zweite Solo-Album 14 fantastische, überaus abwechslungsreiche Songs ab, ohne jede Schwachstelle zwischen New Country und Countryrock, die so wunderbar frisch und losgelöst von jedem Druck kommen, dass es die helle Freude ist. Ronnie Dunn spielt das, worauf er Lust hat. Das klingt einerseits wie eine logische Weiterentwicklung von Brooks & Dunn, andererseits aber auch erfrischend neu. Begeisternd! Ein ganz großer Wurf von Mr. Dunn!

Little Will-E Records (2014)
Stil:  New Country

01. Grown Damn Man
02. Cadillac Bound
03. Cowgirls Rock N Roll
04. Heart Letting Go
05. You Should See You Now
06. Country This
07. I Wish I Still Smoked Cigarettes
08. Let’s Get the Beer Joint Rockin‘
09. You Don’t Know Me
10. Romeo And Juliet
11. Kiss You There
12. Thou Shalt Not
13. Country Music In Texas
14. Peace, Love and Country Music

Ronnie Dunn
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