The Georgia Shine Band – Evil – CD-Review

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Review: Michael Segets

Nach dem selbstbetitelten Debütalbum, dessen Review The Georgia Shine Band mit Größen wie Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet, The Allman Brothers und Doc Holliday in eine Linie setzte, steht seit März der dritte Longplayer der Truppe in den Regalen. Seinerzeit als neuer Stern am Southern Rock-Himmel gepriesen, hält die Band mit „Evil“ weiterhin die Südstaatenflagge hoch. Da verwundert es nicht, dass „Pickets Mill“ eine kurze, blutige Schlacht des Sezessionskrieges besingt, die als Sieg der Konföderierten gewertet wird.

Der Riss, der sich immer noch und derzeit wieder deutlich durch die amerikanische Gesellschaft zieht, soll hier nicht weiter thematisiert werden, auch wenn mir diesbezüglich die Aussage von „Second Amendment“ äußerst fragwürdig erscheint. Musikalisch gibt es an dem Song ebenso wie an dem erwähnten Opener allerdings nichts auszusetzen: guitar driven, straight forward gespielter Southern Rock, der dem Vergleich mit den Genregrößen standhält.

Harte Riffs und treibenden Rhythmus liefert The Georgia Shine Band auch bei „Right Where I Belong“ sowie „Six Feet Under“. Ebenso aggressiv wirkt „Down And Dirty“ mit verzerrten Background-Gesang, obwohl die Bandmitglieder Doug Southern, Blake Jones und Merle Sensenig das Tempo hier zurückfahren. Mit dem Titelstück „Evil“ ist eine Southern Rock-Ballade auf dem Longplayer vertreten, die mit einem kraftvollen Gitarrensolo aufwartet. Auch bei den anderen Songs passen sich die Soli gelungen ein und sind an keiner Stelle ausufernd. Die Spielzeit der einzelnen Stücke knackt somit selten die vier Minutenmarke.

Dass die Band zudem die leiseren Töne beherrscht, zeigt sie mit „In The End“, das vom Songwriting an The Bottle Rockets erinnert, und dem Schlusstrack „Look At Me Now“. Bei „Happiness“ kommt ein Klavier zum Einsatz, sodass die Balladen durchaus abwechslungsreich sind. Als textlich sympathisch, aber gesanglich etwas schwülstig, kann „My Grandson“ bezeichnet werden. Doug Southerns Gesang gibt dem eingängigen „Where Does It Go From Here“ hingegen die nötigen Ecken und Kanten mit. Die Midtempo-Nummer ergänzt prima die rockigen Kracher und die Balladen.

Mit „Evil“ bietet The Georgia Shine Band erneut eine Scheibe, die das musikalische Herz für die Südstaaten aufleben lässt. Von starken Rockern über kontrastreiche Midtempo-Tracks bis hin zu sanften Balladen bildet das Album das Southern Rock-Spektrum ab. Dabei lässt Dough Southern mit seinen Mitstreitern keine Fragen offen – außer bei einzelnen Texten.

Dog South Records (2021)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Pickets Mill
02.Where Does It Go From Here
03. Happiness
04. Second Amendment
05. Evil
06. My Grandson
07. Right Where I Belong
08. In The End
09. Six Feet Under
10. Down And Dirty
11. Look At Me Now

The Georgia Shine Band
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Doc Holliday (Support Lizard) – 31.10.2003, Rock Café Zollhaus, Hilden – Konzertbericht

Was für eine Location, was für ein Konzert! Ziemlich Southern Rock-süchtig hatten wir uns auf den Weg gemacht, denn zum einen habe ich die Nummer Eins der deutschen SR-Szene bisher noch nicht live gesehen, und zum anderen ist meine letzte Begegnung mit Doc Holliday auch schon mehr als ein Jahrzehnt lang her.  Doc Holliday (Support Lizard) – 31.10.2003, Rock Café Zollhaus, Hilden – Konzertbericht weiterlesen

Doc Holliday – Rebel Souls – CD-Review

Dass Bruce Brookshire und seine Mannen dafür prädestiniert sind, alte Klassiker neu aufzupeppen, bewiesen sie schon auf ihren beiden letzten Studio-Alben „A Better Road“ und „Good Time Music“. Man erinnert sich gerne an die wunderschönen Umsetzungen von Thin Lizzys „Jailbreak“ , „Trudy“ von der Charlie Daniels Band oder die herrlich relaxte Fassung von J. J. Cale’s „Magnolia“. Und wer einmal die geniale Version von Skynyrds „Simple Man“ live miterlebt hat, wird die erzeugte Gänsehaut wohl immer im Gedächtnis behalten.

Dennoch, da „Rebel Souls“ ausschließlich aus Remakes alter Klassiker und Rock-Perlen besteht, wird der ein oder andere vielleicht ein wenig ernüchternd feststellen. „Wieder mal ein reines Cover-Album“, doch laßt Euch nicht täuschen. Es ist ein starkes Album geworden! Doc Holliday spielen diese Sachen in einem wundervollen, sehr entspannten, relaxten Gewand – und wie man es von einer Band dieser Klasse nicht anders erwartet, ungemein authentisch! Akustische und elektrische Gitarren verschmelzen in exzellenter Harmonie zu einer untrennbaren Einheit mit der rootsigen Rhytmusarbeit und dem großartigen Gesang Brookshires.

So zollen Doc Holliday zu ihrem 25-jährigen „Dienst“-Jubiläum nun den sechs Bands und Interpreten Tribut, die ihren Sound über die vergangenen Jahre hinweg am meisten beeinflusst haben. Schlagworte und Attribute wie ‚love, respect, honor, inspire, influence und admire’ zieren dementsprechend in einer Endlosschleife den Hintergrund ihres Front-Covers mit dem allseits bekannten Schriftzug und Logo. Legen wir den Silberling schließlich in den CD-Spieler, strömt einem direkt eine wunderbar flockig-bluesige Nummer mit dezentem Pop-Feeling entgegen, nämlich „Run For Your Life“ von den Beatles, des Quartetts, das man (vor allem aber auch Brookshire) auch heute noch als Wegbereiter und DIE Antriebsfeder für das heutige, erfolgreiche Musizieren im Rahmen von Bands, und nicht als Solo-Künstler, ansieht.

Das zweite Stück der Liverpooler Truppe folgt mit „One After 909“ im Mittelteil. Schön hierbei, das nicht so ausgelutschte Titel gewählt wurden, sondern welche, die eher seltenere, die weitgehend nur den Beatles-Insidern bekannt sein dürften. „Fire On The Mountain“ (sehr entspannt-melodisch, tolles E-Gitarren-Solo, pumpendes Bass-Break) und „Heard It In A Love Song“ dienen als Beweis dafür, wie schön Country- und Southern-Parts miteinander harmonieren. 0Doc Holliday bereiten diese Nummern hörbar Spaß. Die Marshall Tucker Band, von denen diese Tracks im Original stammen, war laut Brookshire das fehlende Puzzleteilchen zum kompletten Sound-Gewand des Südstaaten-Rocks. Zweitgenanntes Stück wird von Bruce und Eddie Stone im Duett gesungen.

Taj Mahal erhält ebenfalls als Ureinflussgeber und musikalische Enzyklopädie seine Laudatio. Das von klaren Akustiggitarren, Dobro, Orgel-Untermalung und tollem Harmonika-Spiel von Gastmusiker Ron Pierce dominierte, sehr melodische „Corinna“, sowie das diesmal sehr countryinfizierte „Statesboro Blues“ (wieder viel Dobro, Akustik-Slide und Harmonika; hört sich an, wie auf der Veranda unplugged eingespielt) standen hier Pate. Letzteres Stück ist eigentlich ja auch ein Inbegriff für die natürlich ebenfalls hier gewürdigte Allman Brothers Band.

Nicht nur die Stimmähnlichkeiten von Bruce Brookshire und Gregg Allman lassen bei „Midnight Rider“ (wieder sehr entspannt, trotzdem mit tollen wechselhaften E-Gitarrenläufen) und „Melissa“ (rein akustische Version) den DH- und ABB- („a huge presence redneck psychedelic Hippie-Blues-Band“) Stil harmonisch ineinander verschmelzen. Ronnie Van Zant als „The Voice Of Every Southern Man“ wird mit „The Ballad Of Curtis Loew“ bedacht, gesungen hier von Eddie Stone. Brookshire glänzt einmal mehr mit starkem Dobrospiel. Eine sehr treffende Umschreibung wird schließlich auch für die in Südstaaten-Fan-Kreisen ebenfalls immens beliebte und geschätzte Band Bad Company gefunden. „A band with british style and southern charme“! So gibt es zum Abschluss des „offiziellen“ Teils von „Rebel souls“ noch eine knapp sieben Minuten andauernde, sehr kraftvolle Killer-Version deren gleichnamigen Songs von 1974.

Besonders das abschließende Instrumentalfinish mit integriertem „Free-Bird“-Feeling dürfte jedes Southern-Rock-Herz höher schlagen lassen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Hoffentlich bekommt man den Song auf Doc Hollidays nächster Stippvisite in „Good Ole Germany“ mal live zu hören. Klasse! Als „inoffiziellen“ Hidden-Track hören wir dann, als Indiz für Bruce’s religiöse Verbundenheit, noch eine feine, akustische Version von „Amazing Grace“.

Fazit:  Doc Holliday (Brookshire, Stone, Ford, Lastinger und Samuelson) präsentieren sich nach so vielen Jahren immer noch als eine homogene Einheit. Ihr Sound wirkt sehr relaxt, authentisch, erdig, trocken, locker, frisch und lebendig zugleich, Brookshire’s Stimme und sein Gitarren-/Dobrospiel haben nichts von ihrer Faszination verloren. Wir fiebern jetz schon ihren nächsten Taten entgegen. Auf die nächsten 25 Jahre, Doc Holliday!

Phoenix Records (2006)
Stil:  Southern Rock

01. Run For Your Life
02. Fire On The Mountain
03. Corrina
04. Midnight Rider
05. One After 909
06. Melissa
07. Statesboro Blues
08. Heard It In A Love Song
09. The Ballad Of Curtis Loew
10. Bad Company

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