Radney Foster – For You To See The Stars – CD-Review

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Abschließen möchte ich das Jahr mit einem der ganz großen Singer/Songwriter unseres Metiers, unserer Zeit, mit Radney Foster. Hier schon einige Male besprochen, hat der Anwaltssohn, geboren 1959 in Del Rio, Texas, im September mit „For You To See The Stars“ ein weiteres, unaufdringliches Meisterwerk geschaffen.

Bekannt wurde Radney zunächst Mitte der Achtziger Jahre mit seinem Partner Bill Lloyd als Duo Foster & Lloyd (übrigens 2011 auch mit einem durchaus passablen Comeback-Album „It’s Already Tomorrow“ kurzzeitig wieder präsent), bevor er sich 1992 auf eigene Pfade begab.

Seine Songs wurden durch viele Künstler wie u. a. Keith Urban, Sara Evans, Dixie Chicks oder Hootie & The Blowfish gecovert, nicht zu vergessen auch seine Tätigkeiten als Produzent zweier Alben für die Randy Rogers Band.

Mit dem Brille-tragenden Foster (einer der wenigen in der Branche), verbindet man schon von seinem rein äußerlichen Erscheinungsbild, einen gewissen Intellekt, der sich im Rahmen seiner Texte, in Kombination mit seinem immer etwas steif wirkenden Gesang (aber mit einer ungemeinen Markanz)  und der dezent introvertiert klingenden Musik bestätigt.

„For You To See The Stars“ (übrigens parallel von Radney auch als Buch mit zehn Kurzgeschichten aufgelegt), beginnt sofort mit dem Titelstück, einer Ode an das ‚Prinzip Hoffnung‘, das sich thematisch auch durch dieses Werk fortführt. Frei nach dem Motto, egal was auch passiert, es gibt irgendwo immer Licht am Ende des Tunnels.

Das grassige, familiäre „Greatest Show On Earth“ (wunderbar mit den typischen Instrumenten wie u. a. Akustikgitarre, Fiddle und Mandoline in Szene gesetzt) bildet mit seiner Spielfreude und dem fröhlichem Unterton, einen Ausgleich zum etwas schwermütigen  Vorsong.

„It Ain’t Done With Me“ erinnert sofort an countryrockige Sachen von Pat Green oder Jack Ingram. Die Skynyrd-umwehten Gitarren-Soli werden auch Southern Rock-Freaks begeistern. Das eher durch Keith Urban zu Bekanntheitsgraden gelangte „Raining On Sunday“ (hier jetzt als Neuauflage der Altversion Fosters von 1999 nochmals modifiziert) ist so ein Track, bei dem man sofort ein gewisses Etwas spürt und der auf dem Fuße (für immer) hängen bleibt. Zweifellos ein ganz großer Moment in Radneys kreativem Schaffensspektrum.

Mit dem der Veteranen-Thematik zugewendeten „Belmont And 6th“, dem Filmmusik-tauglichen „Rock And Roll Slow Dance“, der Ballade „While You Were Making Time“ (wäre ein Cover-Kandidat für Joe Cocker gewesen, wenn er noch leben würde), dem politischen Country-Storyteller „All That I Require“ und dem swampigen „Howlin‘ (Richtung CCR/Tony Joe White) bekommt man die geballte Ladung Fosterscher Musik-Divergenz, immer unter der Prämisse eines hohen Anspruchs, geboten.

Das melancholische „Sycamore Creek“ (plus instrumentelle Reprise im Anschluss) mit herrlichen weiblichen Harmoniegesängen, wunderbaren Piano- und Steelfills) interpretiere ich mal frei als Danksagung des dreifachen Familienvaters an die Toleranz und Ausdauer seiner Frau, seinem (genialen) musikalischen Treiben, über die Jahre hinweg, den nötigem Freiraum einzuräumen.

Fazit: Mit „For You To See The Stars“ untermauert Radney Foster erneut seinen Status als einer der ganz großen intellektuellen Musikpoeten des Country/Roots/Red Dirt-Genres und darüber hinaus. Am Ende dieses, in jeder Hinsicht packenden und faszinierenden Werkes, sind ‚goosebumbs on your skin‘ eine unweigerliche Begleiterscheinung!

Devil’s River Records (2017)
Stil: Country (Rock) / Singer/Songwriter

01. For You To See The Stars
02. Greatest Show On Earth
03. It Ain’t Done With Me
04. Raining On Sunday
05. Belmont And 6th
06. Rock And Roll Slow Dance
07. While You Were Making Time
08. All That I Require
09. Howlin‘
10. Sycamore Creek
11. Sycamore Creek (Instrumental Reprise)

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Radney Foster – Revival – CD-Review

Triumphales neues Werk von Radney Foster! Meisterhafter Roost-/Americana-/Alternate Country-Rock – kernig, knackig, trocken und direkt auf den Punkt produziert (Darrell Brown und Radney Foster). Zu jeder Sekunde weht einem der raue, texanische Staub um die Nase. Und diese Melodik, diese Songqualität (aus dem Fundus dieser neuen Songs werden sich sicher wieder einige der großen Nashville-Acts bedienen), diese Arrangements – wunderbar! Ungeachtet seiner bereits erzielten Erfolge mit dem Duo Foster & Lloyd hat Radney Foster sich auch in eigener Person im letzten Jahrzehnt zu einer der nicht mehr wegzudenkenden Größen der texanischen Musikszene und darüber hinaus entwickelt.

Ob als Songlieferant für unzählige Kollegen (u.a. Dixie Chicks, Wade Bowen, Jack Ingram, Keith Urban, Kenny Chesney), als Produzent (er verhalf u.a. der Randy Rogers Band mit ihren beiden letzten Major-Werken zum Einstieg in die Country(rock)-Welt über die texanischen Grenzen hinaus) oder natürlich als Solo-Interpret, wo er in regelmäßigen Abständen exzellente Alben abliefert, hat man bei der Anschaffung von Material mit Foster-Beteiligung immer so etwas wie eine automatische Qualitätsgarantie. Was der Mann anpackt, hat einfach Stil und Klasse.

So natürlich auch sein famoses, neustes Album „Revival“, das er jetzt als Nachfolger des 2006 erschienen, ebenfalls sehr starken „This World We Live In“ präsentiert. Doch Foster hat immer noch neue Trümpfe im Ärmel, steckt voller neuer Songideen und sprüht vor immer währender Frische. Die rockigen Sachen von „Revival“, und davon gibt es eine ganze Menge, strotzen nur so vor Dynamik und grandiosen Melodien. Radney hat das aktuelle Werk, im Unterschied zum letzen Mal, heuer schwerpunktmäßig mit einer etatmässigen Begleitband „The Confessions“ eingespielt (dazu gehören u.a. der Gitarrenvirtuose Eric Borash und die durchaus bekannte und hoch geschätzte Background-Sängerin Georgia Middleman), darüber hinaus aber auch mit Leuten wie Adam Shoenfeld, Craig Kampf, Yonathan Yudkin, Tammy Rogers, Jon Randall, Darius Rucker (Hootie & The Blowfish) und Dierks Bentley noch ein illustres Gästeteam mit an Bord. Als zentrales Moment serviert der aus Del Rio stammende Texaner in leichter Abwandlung zum Albumtitel den Song „A Little Revival“ in gleich zwei Versionen. Zum einen direkt zu Beginn als straight rockenden, dynamischen Uptempo Americana-/Countryrocker (herrlich fett instrumentiert, klasse E-Gitarren-Passagen, knackiges, trockenes Drumming), zum anderen am Ende als um die erste Strophe gekürzte „Reprise“Fassung, die dank der furios agierenden Jon Randall (exquisites Mandolinenspiel, klasse Harmonies) und Tammy Rogers (tolle Fiddleperformance, Background Gesang) einen herrlichen „Bluegrass-Teint“ verpasst bekommt.

Die zum Mitsingen animierenden Refrainzeilen des Songs sind derartig markant, dass man sie noch Tage später mit sich im Gedächtnis herumträgt. Das seinem im letzten Jahr verstorbenem Vater gewidmete Album (besonders dokumentiert in dem sehr bewegend gebrachten „I Know You Can Hear Me“) besticht durch viel Abwechslung. Es gibt auch mal eine spirituelle Note („Shed A Little Light“ – Foster singt im Stile eines Hohenpriesters, Middleman und Co. halten mit Gospel-kompatible „Backs“ dagegen), sowie Fosters typisch introvertiert wirkende Stücke, die mit soviel, Gefühl, Wärme und Harmonie vorgetrahen werden, aber auch voller bewegender Texte stecken („Angel flight“, „Suitcase“, „I made peace with God“ – allesamt sehr fein instrumentiert) und, wie gesagt, eine ordentliche Anzahl abgehender Roots-/Countryrocker (bärenstark beispielsweise das fulminante „Until it’s gone“, das zusammen mit Jack Ingram komponierte „Trouble Tonight“ – sehr rhythmisch, retro, groovig, mit einer Portion Southern-Soul, E-Gitarren- und Pianosolo -, das melodische „Second Chances“ und das sich kernig in unsere Gehörgänge grabende „Life is hard“).

Alles in allem ein Werk von beeindruckender Qualität, ohne jeden Ausfall. Die Aufmachung des Digipacks besticht zudem durch eine sehr gelungene, geschmackvolle und farbenfrohe Gestaltung, inklusive eines schönen, 16-seitigen Booklets mit allen texten und vielen Infos. Foster, der erst vor kurzem 50 geworden ist, liefert mit „Revival“, ohne seine vielen starken Vorgänger entscheidend abwerten zu wollen, sein vielleicht bestes Album der letzten Jahre ab. Texas-Americana-/Roots-/Alternate Country vom Allerfeinsten! „This record is absolutely a triumph“, heißt es in einem U.S.-Review… – wie wahr!

Devil River Records (2009)
Stil:  Country Rock

01. A Little Revival
02. Forgiveness
03. Until It’s Gone
04. Second Chances
05. I Know You Can Hear Me
06. Angel Flight
07. Trouble Tonight
08. Shed A Little Light
09. I Made Peace With God
10. Life Is Hard (Love Is Easy)
11. If You Want To Be Loved
12. Suitcase
13. A Little Revival (Reprise)

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Radney Foster – Everything I Should Have Said – CD-Review

Radney Foster, ex Foster & Lloyd, gilt heute ohne jeden Zweifel als einer der einflussreichsten und bedeutendsten Künstler der Texas Roots-, Americana-, und Country(rock)-Szene. 5 Jahre nach seinem famosen Werk „Revival“ veröffentlicht dieser exzellente Sänger, Songwriter, Gitarrist und Produzent, nachdem er sich zuvor mit der Unplugged-Neueinspielung seines Debütwertkes „Del Rio, TX 1959“ ein edles Acoustic-Intermezzo gegönnt hatte, mit „Everything I Should Have Said“ nun wieder ein Album mit vollkommen neuen, eigenen Stücken – und es ist ein herausragendes Teil geworden.

Der Mann hat einfach Stil und Klasse und es macht einfach Spaß, sowohl seinen intelligenten und authentisch gesungenen Texten, als auch der wie immer herrlich dazu passenden instrumentellen Umsetzung beizuwohnen. Stark direkt zum Auftakt die introvertiert gestrickte, nachdenkliche Ballade „Whose Heart You Wreck (Ode To The Muse)“, die sich fast schmerzvoll mit atmosphärischen Orgel- und Pianotönen sowie stechender Slidegitarre von Gastmusiker Mike Zito (Royal Southern Brotherhood) voranschleppt. Um nicht weiter aufs Gemüt zu drücken, folgt mit „Hard Light Of Day“ (geschrieben mit Fosters Angelkumpel Jack Clementi, der mit „Lie About Loving Me“ noch ein weiteres Lied ähnlicher Art beisteuert) ein erster locker dahingleitender, aber durchaus knackiger Americana-Track (klasse E- Gitarren, gurgelnde Orgel).

Dieses Wechselspiel von langsameren Stücken und roostig angerockten, melodischen Tracks zieht sich dann auch wie ein roter Faden durch die gesamte CD. Wunderbar auch wieder das textlich hervorragend gestaltete „California“, wo sich zwei auf der Suche befindliche Menschen auf dem Weg nach Kalifornien für eine Nacht zusammenfinden, um dann aber wieder getrennt ihr Glück zu versuchen. Stark hier die Harmoniegesänge von Kacey Musgraves und die wimmernde Steel, gespielt von Richard Corneaux. Ein weiterer Song, der von einer starken Damenbeteiligung getragen wird (ebenfalls Steel-haltig), ist das überragende „Mine Until The Morning“, bei dem Patty Griffin mit ihrer markanten Stimme ein geniales Gespann mit Foster bildet. Großartig auch die mit einem tollen Akustikgitarrenriff geführte Countryballade „The Man You Want“ (genial hier die B3-Klänge und die nadelstichartig gestzten E-Gitarrenfills).

Das erneut von schwermütiger Melancholie getragene „Holding Back“ zählt ebenfalls zu diesee Kategorie. Mit-Produzent Justin Tocket sorgte aber, wie bereits angedeutet, mit vielen recht flockigen Nummern für eine sehr schön ausgewogene Balance. Das aus der Feder von Foster mit Gordie Sampson und Jim McCormick stammende „Talk Myself Out Of Falling“ ist sogar durchaus Nashville-kompatibel, könnte aber auch zu einem heißen Cover-Aspiranten für Acts wie die Eli Young Band & Co. avancieren. Das gleiche Songwriter-Trio zeichnet sich auch für die humorvolle Liebeserklärung „Noise“ (schöne Heartland E-Gitarre, B3-/Pianotupfer) verantwortlich. „Unh,Unh,Unh“ ist ein feiner, auf den Punkt gebrachter Honky Tonker, den man sicherlich am besten in Bierlaune genießen kann. Sarah Buxton streut bei dieser Nummer ein paar sehr schöne „Backs“ ein. Der wohl wuchtigste Track ist das southernrockige „Not In My House“ (klasse E-Gitarren inkl. Genre-kompatiblen Zwischen- und Endsolo), das ebenfalls durch seinen amerikanisch untypischen, kritischen Text aufhorchen lässt (diese sind in beigefügtem Booklet zum toll in Südstaatenflair gestalteten DigiPak beigefügt – phantastisch vor allem das Titelbild, das Foster fast ehrfurchtsvoll immitten einer beeindruckend hohen Baumgruppe eines südstaatlichen Anwesens abbildet).

Das wieder voller Selbstreflektion und in Mollpianotönen gehaltene Titelstück zum Abschluss, lädt dann nochmal regelrecht zu emotionalem Mitgefühl an Fosters entschuldigendem Gesang ein. Ein unter die Haut gehender, packender Ausklang! Fazit. 12 wundervolle Nummern zwischen Rootsrock, Americana, und Texas Countryrock, eingespielt mit einer vorzüglichen Band (unter anderem mit dem aus der Louisiana-Szene bekannten Meistergitarrist Joe Stark an Bord, dazu kommen noch Klasse-Leute wie John Lancaster, Justin Tocket und Keith Brogdon), geradezu perfekt zusammengestellt aus atmosphärischen, überaus zeitgemäss arrangierten Midetmpo-Songs, knackigen, kernigen, dabei sehr melodischen Roots-, und Countryrockern, sowie der ein oder anderen vorzüglichen Ballade. Eine wahre Glanzvorstellung des Texaners!

Devils River Records (2014)
Stil:  Country Rock

01. Whose Heart You Wreck (Ode To The Muse)
02. Hard Light Of Day
03. California
04. Taking Myself Out Of Falling
05. Mine Until The Morning
06. Unh, Unh, Unh
07. Not In My House
08. The Man You Want
09. Lie About Loving Me
10. Holding Back
11. Noise
12. Everything I Should’ve Said

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Radney Foster – This World We Live In – CD-Review

Vier Jahre sind bereits wieder ins Land gezogen, seitdem uns die eine Hälfte des einst in Nashville so erfolgreichen Duos Foster & Lloyd mit dem tollen „Another Way To Go“ so begeistert hatte. Untätig war ein Mann dieses musikalischen Formates in der jüngeren Vergangenheit allerdings nicht. So produzierte er beispielsweise die Randy Rodgers Band, schrieb Songs für Größen wie u. a. Keith Urban, die Dixie Chicks oder Kenny Chesney, und, und, und!

Hier ist sie nun endlich, die neue, einmal mehr ganz hervorragende Scheibe des ohne Zweifel zu den besten texanischen Songwritern zählenden Radney Foster. Wunderbarer, rootsiger Texas-Country/Alternate Country/Countryrock/Americana vom Allerfeinsten mit einem tollen, schön trockenen, auf den Punkt genau produzierten, angerauten, „gritty“ Sound! Zehn neue Stücke, alle aus seiner Feder, zum Teil in Kooperation mit exzellenten Co-Writern, wie Blue Dogs-Frontmann Bobby Houck, Jack Ingram oder Darrell Brown, mit dem er sich auch die Produktionsarbeit teilte.

Bediente er sich bei seiner letzten Scheibe noch einer Menge Begleitmusiker aus dem schier unerschöpflichen „Nashville-Pool“, so versammelte er diesmal eine tolle, namhafte Band langjähriger Freunde um sich, wie Drummer Charlie Drayton und den „alten“ Westcoast-Haudegen Waddy Wachtel (Linda Ronstadt; Warren Zevon, James Taylor, John David Souther, Ronin, Bob Dylan) an der E-Gitarre (beide haben schon auf Keith Richard’s Solo-Alben zusammen gearbeitet), Session Bass-Veteran Bob Glaub (u.a. Jackson Browne) und dem Keyboarder Rami Jaffe, vielen sicher nicht nur als Mitglied der Wallflowers ein Begriff. Mit an Bord sind auch wieder der starke Slide-Gitarrist Mike McAdam und ein weiterer Klassemann an der E-Gitarre, Adam Shoenveld, der etatmäßig bei Big & Rich die Saiten bedient.

Und um es nochmal klar herauszustellen. Radney Foster ist schlichtweg wieder ein Sahneteil gelungen. Dem leicht Stones-infizierten, Slide-angerockten, rootsigen, trockenen „Drunk On Love“ folgt mit „Sweet And Wild“ ein wunderbar melodischer Americana-Midtemposong. Bei beiden Songs glänzt neben der starken instrumentellen Umsetzung Sarah Buxton mit ihrer klasse Stimme im Background, die gegen Ende der Stücke mit in den Vordergrund tritt. Die Ballade „The Kindness Of Strangers“ lebt von Foster’s starker Akustikgitarrenarbeit, toller atmosphärischer Cello-Untermalung und einem bewegend geschriebenem und gesungenem Text. Ganz große Klasse!

Der anschließende, exzellente, forsche Retro Country-Rocker „Big Idea“ (erinnert stark an alte Foster & Lloyd-Hits) reißt einen regelrecht aus der poetischen Welt des Vorsongs, und bildet den gelungenen Vorläufer zum Center-Song des Gesamtalbums, „Half Of My Mistakes“. Was für eine herrliche Melodie! Auch hier wieder ein toller Text, der Menschen dazu ermutigt, viele Dinge im Leben einfach zu riskieren, auch wenn mal etwas schief laufen sollte.

Der Lerneffekt und viele positive Dinge, die sich trotzdem daraus entwickeln, sind laut Foster nicht zu unterschätzen. Den gleichen Song hat vor geraumer Zeit fast ebenso gut Jace Everett auf seinem Erstling, allerdings etwas mainstreamiger, interpretiert. Bei Radney Foster wirkt das Stück etwas kantiger, zurückhaltender und einen Schuss introvertierter. Starke Slide-Arbeit hier vom bereits erwähnten Mike McAdam. „New Zip Code“ (mehr balladesk) und „Prove Me Right“ (wäre auch durchaus von der Randy Rogers Band oder Chris Knight coverbar) liefern wieder etwas leichter verdauliche, überaus melodische Gute Laune-Kost, letzteres in durchaus Nashville-kompatibler, radiotauglicher, wenn auch leicht rootsiger Country-Manier, voller Hooklines, die ein wenig an Radney’s Frühwerke erinnern. Stark hier die angenehmen Fiddle-Fills. Eine weitere „Killer“-Ballade folgt mit „Fools That Dream“.

Im Background diesmal die zauberhafte Kim Richey, die auch beim Vorgänger schon ihre Stimme zur Verfügung gestellt hat. Zum Abschluss folgt dann noch mal ein herrlich locker dahinfließender, super-melodischer Alternate Country-/Roots-/Americana-Song, den Foster zusammen mit Jack Ingram komponiert hat. Neben dem eingängigen Rhythmus und den lässigen Drums stechen hier die immer wieder eingestreuten und punktgenauen Stratocaster- und Slide-Fills im harmonischen Wechselspiel heraus. Klasse Orgelarbeit auch vom Rami Jaffe. Das Stück hält einen noch Minuten nach Ende der CD regelrecht gefangen. Ein würdiger Abschluss eines wieder einmal großen Albums!

„This World We Live In“ etabliert und festigt Radney Fosters Platz in die Riege der heutigen, wichtigen, ganz großen texanischen Singer-Songwriter im Country-/Americana-Bereich nachhaltig. Durch und durch beeindruckende und fesselnde Musik!

Sony Music, Dualtone Music Group (2007)
Stil:  Country Rock

01. Drunk On Love
02. Sweet And Wild
03. The Kindness Of Strangers
04. Big Idea
05. Half Of My Mistakes
06. New Zip Code
07. I Won’t Lie To You
08. Prove Me Right
09. Fools That Dream
10. Never Gonna Fly

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Radney Foster – Another Way To Go – CD-Review

Ich bin immer wieder erstaunt und frage mich oft, wie viele gute Musiker und Songwriter dieses Land Amerika noch aus dem Zylinder zaubert.
Okay, der Name Radney Foster ist nicht gerade neu im Musikbusiness, aber ich kannte ihn bis jetzt nur als Autor von Liedern, die von Interpreten wie z.B. The Kinleys, Dixie Chicks oder Hootie & The Blowfish gecovert wurden.

Seiner Biographie entnehme ich, dass dies die erste Solo-CD seit vier Jahren ist, nachdem er in früheren Tagen auch als Duo mit seinem Partner Bill Lloyd schon einige Achtungserfolge errang. Beim ersten Reinschnuppern fand ich die Scheibe, die man sicherlich nicht als typisch New-Country charakterisieren kann, noch ziemlich unspektakulär. So nach und nach hat sie sich aber immer mehr in mein Herz geschlichen.

Vielleicht ähnlich wie Lee Roy Parnell zuletzt mit „Tell The Truth“, hat Foster zu den traditionellen („Scary Old World“ / „Disappointing You“) und modernen („Real Fine Place To Start“ / „Sure Feels Right“) Countryparts auch Bluesrock- („I Got What You Need“), Americana- („Tired Of Pretending“), Westcoast- („Again“ / „Love Had Something To Say About It“ / „What Are We Doing Here Tonight“) und ein paar leichte Gospelelemente („What It Is That You Do“) miteingebracht.

In ein festes Schema kann man dieses Werk sicherlich nicht fassen. Und so ist der Titelsong „Another Way To Go“ (ein wahres Killerstück) auch eine perfekte Umschreibung des Ganzen. Zitat Radney Foster. ‚Mir wurde mal gesagt, dass man einer bestimmten Formel folgen sollte, um Erfolg zu haben. Aber es ist genau umgekehrt. Die Regeln zu brechen, bringt meistens die kreativste Art von Musik zum Vorschein!‘ In seinem Fall kann ich dies nur bejahen.

Trotz der wechselnden Stile sind die Übergänge beim Erzählen seiner Geschichten fließend und kaum merkbar. Hier passt ein Zahnrädchen ins andere. Die Melodien der einzelnen Stücke sind durchgehend auf hohem Niveau. „Another Way To Go“ ist für mich eine der stärksten CDs des Jahres und Leute, die Lee Roy Parnell, Pat Green, John Hiatt, Trace Adkins, ruhige Bottle Rockets oder Jackson Browne mögen, sollten hier ganz schnell zugreifen.

Sony Music, Dualtone Music Group (2002)
Stil:  Country Rock

01. Real Fine Place To Start
02. Everday Angel
03. Again
04. Sure Feels Right
05. Disappointing You
06. I Got What You Need
07. Tired Of Pretending
08. What It Is That You Do
09. Scary Old World
10. Love Had Something To Say About It
11. What Are We Doing Here Tonight
12. Just Sit Still
13. Another Way To Go

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Radney Foster / Del Rio Texas: Revisited Unplugged & Lonesome – CD-Review

Zwanzig Jahre nach seinem Solo-Debüt „Del Rio. Texas 1959“ hat Radney Foster auf vielfachen Wunsch seiner Fangemeinde, das Album in einer Unplugged-Version neu eingespielt. Zuvor hatte er als Part des Duos Foster & Lloyd bereits Erfolge erzielt, sich aber 1990 von seinem Partner getrennt (übrigens haben er und Bill Lloyd letztes Jahr auch ein recht schönes Comeback-Werk veröffentlicht).

Radney Foster hat sich seit jener Zeit prächtig entwickelt. Mittlerweile ist er in den Staaten ein hochangesehener Interpret, Songwriter und auch Produzent, der für Qualitätsprodukte garantiert. Viele Kollegen wie z. B. Keith Urban, Dixie Chicks, Sara Evans oder Darius Rucker (Hootie & The Blowfish) wurden durch ihn inspiriert und coverten seine Songs. Hier bei uns in Deutschland ist er aber ein immer noch viel zu wenig beachteter Künstler. Ähnlich wie bei Keith Urban, darf ich mir auf die Fahne schreiben, ihn schon relativ frühzeitig mit seiner CD Another Way To Go mal bei uns vorgestellt zu haben.

Wenn man so ein Projekt bespricht, bietet es sich quasi an, beide Werke zu vergleichen, obwohl dies nach so vielen Jahren hier eher wenig bringt, zumal das eine elektrisch und das andere richtig ‚naturbelassen‘ eingespielt wurde. Fosters Erstling wirkt – kurz zusammengefasst – in der Nachbetrachtung viel mehr retro (teilweise wie im Jukebox-Sound der 60er) und mit einem deutlich höheren Honkytonk-, und Dancehall-Flair behaftet.

Was in jedem Fall aber deutlich erkennbar ist, ist der spürbare Reifeprozess, den Foster im Laufe der Zeit durchlebt hat, und vor allem das Zulegen an Charisma, das durch seine angenehme Stimme heute deutlich offenbart wird. Für die Unplugged-Version hat Radney einen edlen Kreis an Musikern (Marty McGuire, Jon Randall Stewart, Steve Fishell, Brady Black von der Randy Rodgers Band, Michael Ramos, Matt Borer und Glenn Fukunaga) und Backgroundsängern (Dan Baird, Jack Ingram, Marc Broussard) und -sängerinnen (Jessi Alexander, Ashley Arrison, Georgia Middleman) im Kreise versammelt und alles an einem Wochenende ohne jeglichen technischen Firlefanz eingespielt. Sicherlich beneidenswert, wer diese magisch anmutende Arbeit, live im Studio verfolgen durfte.

Die Trackliste wurde zum Debüt variiert, dazu gibt es mit „Me And John R.“ noch einen herrlichen neuen Track, der sich im Gesamtgefüge einordnet, als hätte er immer schon dazugehört. Aus den herbeigeschafften Saiteninstrumenten (Akustikgitarre, Mandoline, Dobro, Weisenborn, Shuitar, Fiddle, Cello, Upright Bass) wird wirklich so alles herausgeholt, was möglich ist. Hier klingt, surrt, zirpt, quietscht und leiert es an allen Ecken und Enden, dass es eine Freude ist. Dazu kommen noch wohlige, grandios unterstützende Wurlitzer-, Akkordeon- und dezente (Pinsel-) Drum- und Percussion-Zutaten.

Steve Fishell, der das Debüt damals produziert hatte, mit seiner filigranen Dobro-Arbeit und die Fiddler McGuire und Black sowie natürlich Foster mit seinem hervorragenden, trockenen, teilweise introvertiert klingenden Gesang hinterlassen dabei, den bleibendsten Eindruck. Auch die süßen Harmonies der o. a. Damen (ihre männlichen viel prominenteren Pendants bleiben dagegen eher unauffällig) bereiten dem Rezensenten süffisanten Genuss. Eine, was diese Musik betrifft, zugetane Arbeitskollegin von mir, war auch direkt nach nur wenigen Klängen vom klaren und reduzierten Sound fasziniert. OT:  „Da kann man ja fast jeden String einzeln hören.“

Insgesamt betrachtet ist Radney Fosters „Del Rio. Texas Revisited Unplugged & Lonesome“ die perfekte Umsetzung einer tollen Idee. Hier macht es Spaß sich zurückzulehnen und relaxt dem Gebotenen zu lauschen und dabei natürlich viel feines musikalisches Fingerspitzengefühl und Können zu entdecken. Teilweise kommt es einem vor, als wenn man mit dabei säße. Ich bin jetzt schon gespannt (falls Radney und meine Wenigkeit es hoffentlich noch erleben sollten…) was dieser sympathische Musiker aus Del Rio sich im Jahre 2032 zu dieser Platte einfallen lassen wird…

Devil’s River Records (2012)
Stil: Country

01. Just Call Me Lonesome
02. Don’t Say Goodbye
03. Easier Said Than Done
04. A Fine Line
05. Me And John R.
06. Nobody Wins
07. Old Silver
08. Louisiana Blue
09. Closing Time
10. Hammer And Nails
11. Went For A Ride

Radney Foster
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George Ducas – 4340 – CD-Review

Klasse Comeback von George Ducas, Mitte der Neunziger Jahre Inhaber eines Major-Vertrages bei Capitol Records. Toll, das er als Performer wieder da ist (als Songwriter war er nie weg), und dann auch noch mit solch einer großartigen Scheibe. Nach zwei Alben in den Neunzigern, einem Top-20-Song mit „Teardrops“ und dem Top-10-Hit „Lipstick Promises“ hatte es sich 1997 für George Ducas erst einmal, zumindest was seine Solo-Karriere anging, abrupt erledigt. Der Vertrag mit seinem Label wurde nach diversen Differenzen schließlich aufgelöst.

Ducas (geb. am 01.08.1966 als George Evnochidis in Texas City, TX) war aber, wie gesagt, nie so richtig von der Bildfläche verschwunden, denn er trat immer wieder als höchst erfolgreicher Songwriter für Interpreten wie Garth Brooks, die Eli Young Band, die Dixie Chicks, Randy Rogers Band, Trisha Yerawood, Josh Thompson und viele mehr in Erscheinung. Jetzt geschlagene 16 Jahre später, will es der enge Freund von Radney Foster (beide schrieben zusammen u. a. Fosters Riesen-Hit „Just Call Me Lonesome“, wie auch den Nr. 1-Hit für Sara Evans „A Real Fine Place To Start“) mit „4340“ in eigener Sache noch mal richtig wissen und legt ein sehr schönes, knackiges, von texanischem Flair umwobenes, kraftvolles New Country-Album vor, das in Nashville eigentlich so manchem etablierten Künstler der Marke Blake Shelton, über Chris Young bis Jake Owen so richtig „Feuer unterm Hintern“ machen müsste, wenn George Ducas einen Major-Vertrag hätte und im dortigen Countryradio gespielt würde. Beides ist unverständlicherweise aber nicht der Fall.

Vielleicht ist er Nashville auch nicht poppig genug, denn die ehrlichen Country-Traditionen spielen bei ihm, trotz noch so zeitgemässer Inszenierung, stets eine zentrale Rolle. Gut so! „4340“ ist ein New Country-Album der Sorte „angenehm“. Man spürt, dass George, was seine Solo-Avancen als Musiker anbetrifft, mit sich im Reinen ist und er einfach das abliefert, was ihm Spaß macht. Und so verläuft seine 12 Stücke umfassende CD, trotz vieler dieser absolut radiofreundlicher Tracks, wie z. B. der eröffnende satte Southern Country-Stampfer „CowTown“ (klasse E-Gitarren samt Solo), „This One’s Gonna Hurt“, „All Kinds Of Crazy“ oder „I Need To Love You“ (alle drei Tracks wären auch einem Jack Ingram wie auf den Leib geschnitten), mit einer doch recht deutlich spürbaren Distanz zu allzu aufgesetzten Mainstream-Ambitionen ab, was wir im absolut positiven Sinn verstanden haben möchten.

Man hat das Gefühl, dass Ducas’ Credo hier wie folgt lauten könnte. Ich spiel die Songs nach meinem Gusto, den Hit sollen daraus später von mir aus andere Acts für sich zurechtschneidern. Und wirklich hat man sofort das Gefühl, das einige der Tracks zukünftig mal bei dem ein oder anderen Interpreten auftauchen könnten. Im gesamten Verlauf schwebt immer eine ganz dezente, kaum wahrnehmbare „Alternativ-Note“ mit (vieles erinnert vielleicht ein wenig an die Art von David Lee Murphy -übrigens auch schon ein Schreibpartner von George- zu musizieren).

Herrlich retro, aber schön rockig und kraftvoll kommt das flockige, melodische „White Lines & Road Signs“ daher, das sicher auch im einstigen Repertoire von Brooks & Dunn bestens aufgehoben gewesen wäre. Mit leicht psychedelischen Tendenzen stampft „LoveStruck“ (ebenfalls mit knackigen E-Gitarren) auf Southern Rock-Pfaden. „Gimme Back My Honky Tonk“ huldigt in Saloonfegermanier mit allen typischen Ingredienzen (Uptempo-Gitarrenrhythmus, surrende Fiddle, heulemde Steel, kraftvolle Drums, Honky Tonk-Pianogeklimper), schön traditionell den guten alten Zeiten.

Mit Leuten wie u. a. Radney Foster, Jim Beavers, Kiefer Thompson oder Jon Henderson standen Ducas geschlagene Leute beim Songwriting zur Seite, auch die Musiker wie Steve Brewster, Tommy Harden, Mark Hill, Jeff King, Pat Buchanan, Pat McGrath, Jason Webb, Mike Johnson oder Dan Dugmore sind Garanten für ein High Quality-Produkt. Übrigens ein schöner Gag am Ende. Ducas hält (als Hidden Track) mit Akustikgitarrenuntermalung knapp eine Minute eine Rede an seine Fans, wobei er sich für die Unterstützung im Lauf der Jahre bedankt, aber natürlich auch ganz ordentlich Werbung für sich selbst betreibt (Nennung seiner Webadressen).

George Ducas kehrt nach gut 16 Jahren als Interpret mit „4340“ höchst eindrucksvoll auf die musikalische Bühne zurück. Das ist allerbester Stoff für Country-/New Country-Sympathisanten, die nicht unbedingt nur Chart-orientiert unterwegs sind, aber trotzdem auf höchste Genre-Qualität setzen. Ein durchgehend starkes Album. „Wellcome back, George Ducas, we appreciate it“!

Loud Ranch (2013)
Stil:  New Country

01. Cowtown
02. Come Down
03. Ain’t That Crazy
04. White Lines & Road Signs
05. Lovestruck
06. This One’s Gonna Hurt
07. Breakin‘ Stuff
08. All Kinds Of Crazy
09. I Need To Love You
10. Amnesia
11. Gimme Back My Honky Tonk
12. Your Song
13. GD See Ya‘ Out There (Hidden Track)

George Ducas
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