Robert Jon & The Wreck – 27.08.2023 – Zentrum Altenberg, Oberhausen – Konzertbericht

Zum ersten Mal tritt die Southern Rock Band Robert Jon & The Wreck im Zentrum Altenberg in Oberhausen auf und sorgt für eine gut gefüllte Location, was auch bei Wolfgang Stolt, den Macher von Impuls Promotion für gute Laune sorgt. Publikumsfreundlich beginnt die Band um 19 Uhr ihren knapp zweistündigen Auftritt und vom ersten Song „Pain No More“ vom neuen Album „Ride Into The Light“ an, brennt die Hütte.

Die Setlist umfasst Songs der letzten acht Jahre und geschickt sind einige der neuen Stücke in bewährtes Material integriert. Bei „Oh Miss Carolina“ zeigt sich das Oberhausener Publikum gesangsfreudig und unterstützt beim Refrain und den Kaliforniern ist anzumerken, wie sie die Stimmung regelrecht aufsaugen um die Energie bei „Cold Night“ den Fans regelrecht zurück zu feuern. Ganz stark hier, wie sich der Wirbelwind an der Gitarre, Henry Schnekluth, und Jake Abernathie sich zum Ende des Songs mit abwechselnden Soli in einen Rausch spielen und die Stimmung den Siedepunkt erreicht.

Schön ist zu sehen, wie sich Robert Jon Burrison, der charismatische Fronter, zuweilen in den hinteren Bereich der Bühne zurückzieht und mit einem Strahlen in den Augen beobachtet, wie die anderen zeigen, was musikalisch in der Band steckt.

Die beiden Energiebündel Sunnyboy Warren Murrel am Bass und Andrew Espantman an den Drums sorgen für den nötigen rhythmischen Druck, dass die Southern Rock Fans mit Sicherheit ein absolutes Highlight erleben dürfen und spätestens seit dem letzten Jahr Robert Jon & The Wreck den Status eines Geheimtipps verloren haben, sondern ein immer größeres Publikum anziehen.

Wer sich in NRW von der Klasse der Band überzeugen will, dem sei angeraten, entweder am 31.08. in der Kantine Köln open Air oder am 03.09. im Musiktheater Piano, Southern Luft zu schnuppern. Die Zeiten, in denen die Band in kleinen Locations wie der Krefelder Kulturrampe aufgetreten sind, scheinen damit nur noch Nostalgie zu sein, an die man sich gerne zurück erinnert. Robert Jon und seine Mannen haben es sich aber absolut verdient.

Ein kleines Highlight neben der Musik ist auch der Merchandisingstand, an dem es jedes mal Shirts mit starken Designs als Andenken für die Shows gibt und dass sich alle Bandmitglieder am Ende der Konzerte Zeit für die Fans nehmen.
Als Fazit des Abends genügt die Aussage eines älteren Musikfans, den ich schon öfters auch im Zentrum Altenberg getroffen habe, der sagte: „So eine Stimmung habe ich hier noch nicht erlebt“. Wer weiß, wie es beim nächsten Auftritt sein mag, da die Band sich jedes Mal kontinuierlich weiterentwickelt.

Line-up:
Robert Jon Burrison – lead vocals, guitar
Hanry James – guitar, vocals
Warren Murrel – bass
Andrew Espantman – drums, vocals
Jake Abernathie – keyboards

Text und Bilder: Gernot Mangold

Robert Jon And The Wreck
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Teenage Head Music
Zentrum Altenberg, Oberhausen

Robert Jon & The Wreck – Ride Into The Light – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Das Wortspiel vom electrifying “Southern Rock aus Southern California” wird bei SoS-Abonnenten und Genre zugewandten Fans sofort Begeisterung hervorrufen. Viele werden dabei auf Anhieb an Robert Jon & The Wreck denken, der Band aus Orange County, Kalifornien, die sich mittlerweile in die berühmte Musikszene des Countys (u. a. Jackson Browne, Social Distortion, Bad Religion, The Offspring) einreiht. Bereits seit längerer Zeit besteht eine fast freundschaftliche Verbundenheit von SoS mit der 2011 gegründeten Formation (siehe u. a. unser Interview vom 29.05.2016).

Dass damals bereits schon ein ausgesprochen “guter Riecher” die substantielle Energie und zukunftsweisende Spielweise von Robert Jon & The Wreck erkannt hat, zeigen mittlerweile über 10 SoS-Konzertberichte, die mit dem ungebrochen wachsenden Interesse der Fans einhergehen. Die sehr produktiven “native California sons” veröffentlichen derweil ihr neues Studioalbum “Right Into The Light”. Der Longplayer setzt sich zusammen aus den 4 Songs der “One Of A Kind”-EP (2023), die mit den legendären Produzenten Don Was und Dave Cobb eingespielt wurde. Sie enthält neben dem echten Aufreißer-Titel “Pain No More” – bitte passende Lautstärke nicht vergessen – den Country Rocker “Who Can You Love”, der spielerisch an die Eagles erinnert, sowie den klassischen Hard Rock-Track “Come To Me”, und den Titelsong, bei dem es spätestens bei der Live-Performance keinen mehr auf den Sitzen halten dürfte!

Inzwischen hat auch Joe Bonamassa seine Unterstützung für Robert Jon & The Wreck partnerschaftlich eingebracht und produzierte auf seinem Label Journeyman Records zusammen mit Josh Smith den Ohrwurm “West Coast Eyes”, eine Gänsehaut-Hymne inklusive Super-Slide-Charakter. Des weiteren konnten RJ&TW Toningenieur Kevin Shirley für die Aufnahmen begeistern. Mit “Bring Me Back Home Again“ – Southern-Rock vom Feinsten – dem rasanten Country-Rock-Track “Don’t Look Down” und dem midtempo Titelsong “Ride Into The Light” sind drei neue Straightforward Hochkaräter als mitreißende Stücke dabei, die sämtlich zum early, golden Seventies-Sound des Genres im Stil von Lynyrd Skynyrd, den Eagles oder Poco gehören könnten.

Als modernes “Gesicht” der manchmal altehrwürdigen Southern-Rock-Generation spielen Robert Jon & The Wreck inzwischen ihr eigenes volles Spektrum der musikalischen Richtung und verbinden auch auf dem neuen Album “Ride Into The Light” mit breiter Brust den Americana Country, den West Coast Rock mit den urtümlichen Southern Blues Elementen, stets geradlinig, mit Herzblut und Leidenschaft. In den kommenden Wochen sollte man daher auch die Gelegenheit wahrnehmen, Robert Jon und seine Band wieder live auf der Bühne zu erleben.

Journeyman Records (2023)
Stil: Southern Rock

Tracks:
01. Pain No More
02. Who Can You Love
03. Come At Me
04. One Of A Kind
05. Bring Me Back Home Again
06. West Coast Eyes
07. Don’t Look Down
08. Ride Into The Light

Robert Jon & The Wreck
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Another Dimension

Holman Autry Band – Souvenirs – Digital-CD-Review

Die Holman Autry Band stammt, wie auch einige diverse andere hochkarätige Southern Rock-Acts (u. a. Blackberry Smoke, The Geogia Thunderbolts), aus Georgia und existiert schon seit guten zwanzig Jahren.

Das Quartett, bestehend aus Lead Guitar/Vocals: Brodye Brooks (Lead Guitar/Vocals), Josh Walker (Rhythm Guitar/Vocals), Casey King (Bass Guitar/Vocals) und Brandon Myers (Drums) dürfte in unseren Breitengraden allerdings durch ihre bisherige Nicht-Live Präsenz, wenn überhaupt, nur unserer Leserschaft, dank der veröffentlichten CD-Reviews, oder der üblichen Southern Rock Hardcore-Fangemeinde bekannt sein, die sich eh für alles rund um diese Musik interessiert.

Das neue digitale Doppel-CD-Werk „Souvenirs“ wird zunächst erstmal nur auf allen üblichen Streaming-Plattfomen erhältlich sein und beinhaltet quasi ein „Best-Of“ ihrer, eher im Singer-/Songwriter-Stil performten Stücke (es sind aber trotzdem allesamt southern-rock-typische Tracks), wobei, wie es der Zufall will, genau die von uns bereits besprochenen Werke „Sweet Southern Wind„, „Electric Church“ und „Roots„, ihrer bis dato fünf veröffentlichten Alben, den Schwerpunkt bilden.

Somit sind für den Rezensenten am Ende lediglich die beiden Songs „St. Andrews Cross“ (erinnert ein wenig an Skynyrds „Coming Home“) und das shufflige, mit schönen Twin-Gitarren am Ende gespielte „Press On“ (beide von der EP „The Nashville Sessions“) Neuland.

Da ich aufgrund der immer zu besprechenden Neuveröffentlichungen allerdings so gut wie nie Zeit habe, mich mit früheren Tonträgern zu beschäftigen, ist die Zusammenstellung mal wieder eine willkommene Abwechslung und auch eine schöne Gelegenheit, sich die Holman Autry Band wieder zurück ins Gedächtnis zu befördern.

Besonders zu erwähnen sind natürlich mit „Sweet Southern Wind“ und „In A Little While“ zwei Stücke, bei denen kein geringerer als Chuck Leavell an den Keys mitgewirkt hat und auch diese ganzen luftig-leichten Southern-Schunkler wie  „It Ain’t Bitter“, „Sunset On The Water“, „Dam Fishing“ oder „The Grass Can Wait“, die einfach nur gute Laune versprühen.

Anhänger der Charlie Daniels-/Marshall Tucker Band-Fraktion werden sofort bei Songs wie „Gypsy“ und „Last Rites“ begeistert sein.

Somit wäre „Souvenirs“ eine gute Einstiegsmöglichkeit für die heute, eher handy-verspielte Generation, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Dem Rest, der gerne noch Musik auf der heimischen Anlage im Wohnzimmer hört, sind natürlich auch die physikalischen Tonträger der Holman Autry Band ans Herz gelegt, die sich ausnahmslos auch in ihrer Gesamtheit lohnen. 

Eigenproduktion (2023)
Stil: Southern Rock

Album Track List: CD 1
01. Sweet Southern Wind
02. St. Andrews Cross
03. Gypsy
04. Last Rites
05. I Ain’t Bitter
06. Cotton Gin
07. In A Little While
08. The Fall
09. Roots
Album Track List: CD 2
01. Sunset On The Water
02. Small Price
03. Square
04. Glory Days
05. Something Old
06. Dam Fishing
07. State Of Peace
08. The Grass Can Wait
09. Press On

Holman Autry Band
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Handsome Jack – A Good Thing – EP-Review

Review: Michael Segets

Die Europa-Tournee von Handsome Jack ist gerade zu Ende gegangen und die drei Jungs dürften wieder in den Vereinigten Staaten, genauer in Lockport, New York, angekommen sein. Für Juli sind in Amerika zumindest wieder einige Auftritte angekündigt. Die Tour durch Europa wurde von Teenage Head Music organisiert und somit die Station in der Krefelder Kulturrampe quasi vorprogrammiert. Bei dem schweißtreibenden Konzert am 19.05.2023 spielten Jamison Passuite (guitar/vocals), Joey Verdonselli (bass/vocals), and Bennie Hayes (drums/vocals) solange Zugaben, bis sie keine Stücke mehr im Repertoire hatten. Der Gig bleibt als voller Erfolg für Band und Publikum in Erinnerung.

Ein Höhepunkt des Abends war „A Good Thing“, der Titeltrack der EP, die für den Ausflug auf den alten Kontinent eingespielt wurde. Auch auf der Scheibe ragt die Southern Rock-Nummer unter den Titeln heraus. Sehr gelungen ist zudem das gradlinige „Shop Around“, das ebenfalls im Southern-Style rockt und darüber hinaus mit einem vollen Backgroundchor punktet. Entspannt geht es bei „Natural Thing“ und „Nobody Left To Love You“ zu. Handsome Jack setzt bei diesen Tracks wiederrum auf ausgiebigen Harmoniegesang, wobei vor allem der letztgenannte Song in Richtung West Coast weist.

In den letzten sechzehn Jahren veröffentlichte Handsome Jack fünf Alben und mit „A Good Thing“ ihre dritte EP. Die Covergestaltungen sind zumeist an das Artwork der 1970er Jahre angelehnt. „A Good Thing“ bildet da keine Ausnahme. Es ist außen vor allem bunt, in der Innenseite blicken einem Keramik-Katzenköpfe, ein Gartenzwerg und ein Buddha entgegen. Das Design der EP ist also fragwürdig, die Musik ist es nicht. Handsome Jack empfiehlt sich mit ihr nicht nur für Konzerte.

„A Good Thing“ von Handsome Jack ist eine gute Sache. Die fünfzehn Minuten zwischen Southern Rock und West Coast leiten einen sommerlichen Abend mit kühlen Getränken angemessen ein.

Alive Naturalsound Records (2023)
Stil: Southern Rock, West Coast

Tracks:
01. A Good Thing
02. Shop Around
03. Natural Thing
04. Nobody Lef To Love You

Handsome Jack
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Alive Naturalsound Records

38 Special – Live At Rockpalast 1981 – CD-/DVD-Review

Fast unglaubliche 42 Jahre ist dieses Event jetzt her und ich könnte mir heute noch in den Allerwertesten beißen, nicht mit dabei gewesen zu sein. Ich verweilte zu dieser Zeit auf einem vierwöchigen Mallorca-Trip. Somit ist es mir bis zum heutigen Tag nie vergönnt gewesen, 38 Special einmal live erleben zu können.

Was für eine Besetzung damals auf dem Open-Air-Festival mit weiteren Acts wie Nine Below Zero, Thin Lizzy und den Outlaws!

Nachdem der Gig der Outlaws vor einigen Jahren hier bereits besprochen worden war, hat MIG Music den Auftritt von 38 Special ebenfalls in einem schönen CD-/DVD-Package aufgelegt. 38 Special befanden sich zu dem Zeitpunkt in der kreativen und spielerischen Blüte ihres Daseins und realisierten in dieser Phase mit den Alben „Rockin‘ Into The Night“ und dem brandaktuellen „Wild Eyed Southern Boys“ (ihr erstes Top-20-Werk) den Übergang vom klassischen Southern Rock zum mehr Mainstream-orientierten AOR.

Wenn man die Band nach so langer Zeit vor sich sieht, ist das erste, was mir früher nie so im Sinn war, die Typenähnlichkeit der einzelnen Charaktere zum, nach dem Flugzeugabsturz nicht mehr existierenden Aushängeschild Lynyrd Skynyrd. Unverkennbar Donnie Van Zant als Bruder von Ronnie und Johnny, für mich bis heute der mit der markantesten Stimme der Brüder, der introvertierte Don Barnes quasi als Gary Rossington-Pendant, Jeff Carlisi ein wenig Steve Gaines ähnelnd, Larry Junstrom mit gleicher Hutbedeckungs-Vorliebe wie Leon Wilkeson, Jack Grondin mit gestähltem nackten Oberkörper und wilder Matte auf Artimus Pyle-Pfaden und selbst bei den Background-Sängerinnen Lu Moss und Carol Brixton könnte man dezente Parallelen zu Leslie Hawkins und Joe Billingsley attestieren.

38 Special waren an diesem 29.08.1981 als zweiter Act am Start und lieferten eine energiegeladene Rock-Show par excellence ab. „Turn It On“ entpuppte sich dabei als idealer Opener. Donnie Van Zant (den schwarzen Hi-Roller des Bruders tragend) sang in Bestform und wirbelte teilweise wie von der Tarantel gestochen auf und außerhalb Bühne, bei einigen Stücken bediente er sogar die dritte E-Gitarre, allerdings da wohl mehr in Alibi-Funktion. 

Jeff Carlisi brillierte als quirliger Lead-Gitarrist, dem auch Don Barnes als zweiter Band-Chefr (auch mit diversen Lead vocals-Einsätzen) in Nichts nachstand, während Junstrom und Grondin die treibenden Rhythmusgeber waren. Moss und Brixton sorgten für die Southern-typischen Backgroundgesänge.

So heizte die Truppe aus Jacksonville, das damals noch wohltuend zu sehende, Handy-freie Publikum ordentlich ein, und musste am Ende mit dem fetzigen CCR-Klassiker „Fortunate Son“ (gesungen von Barnes) noch eine wohlverdiente Zugabe nachlegen. Mir hat es großen Spaß gemacht, nach so langer Zeit, dann doch noch in den Genuss dieses Konzerts gekommen zu sein. Im Booklet gibt es schöne Schwarz-Weiß Bilder vom Gig und einen von Don Barnes aktuell verfassten Begleittext.  Ein gelungenes Zeitzeugnis und absolutes Muss für Southern Rock-Sammler.

MIG Music (2023)
Stil: Southern Rock

01. Turn It On
02. First Time Around
03. Stone Cold Believer
04. Robin Hood
05. Wild Eyed Southern Boys
06. Hold On Loosely
07. Back Alley Sally
08. Around And Around
09. Rockin‘ Into The Night
10. I Been A Mover
11. Fortunate Son

38 Special
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MIG Music

Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band – Nosy Neighbors – CD-Review

Wenn es am Ende dieses Jahres wieder gilt, die vergangenen zwölf Monate zu beleuchten und den bewährten Rückblick zu verfassen, wird die Scheibe „Nosy Neighbours“ von Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band sicherlich zu den sehr angenehmen Überraschungen zählen.

Das Quartett um ihren Gesangsfronter und Gitarristen Paul Boddy hat seine Wurzeln in Doylestown, Philadephia, und wird momentan durch Glenn “The Wizard” Hale an den Keys, Chuck Hearn am Bass und Drummer Dave Hollingsworth vervollständigt. Dazu kommen noch weibliche Backgroundsängerinnen sowie eine Bläserfraktion (Stücke 9-11), die allerdings namentlich nicht auf dem als nur zweiseitiger gehaltenen Pappschuber aufgeführt sind.

Schon beim Opener „Trouble Finds Me Everyday“ werden Anhänger von Duane Allmans Slidespiel die Ohren spitzen, der typisch fiepend-schrammlige Sound ist ein bestimmendes Moment auf dieser CD und zieht sich somit durch das ganze Werk samt vieler typischer Soli und Fills. Paul Boddy erweist sich hier als exzellenter E-Gitarrist mit Freuden am Southern Blues Rock,  auch Skynyrd-Reminiszenzen bei „Milk & Cookies“ (dezent „You Got That Right) und „Right Way Up“ (hier ziemlich offensichtlich, ein Schelm, wer da beim Intro an „I Know A Little“ denkt), kommen zum Tragen, und selbst beim flotten Boogie „Baby Let’s Try Again“ schimmert so gar der gute Rory Gallagher ein wenig durch.

Also allesamt hervorragende Referenzen, die so manchen Anhänger des jammigen Allman Brothers-Sound der 70er Jahre sehr freudig ansprechen werden. Der zweite recht dominante Akteur ist Glenn “The Wizard” Hale, der hier alles an Keyboard-Mitteln auffährt und sich besonders mit klarem HT-Piano-Klimperspiel auszeichnet. Ein weiterer Southern-Faktor sind die weiblichen Background-Gesänge, die eigentlich auch omnipräsent zum Einsatz kommen.

Dies alles bündelt sich dann im letzten Track „Trashcan Head“, der dann nochmals alles in sich vereint, im Gesang dann aber den involvierten Damen überlassen wird. Da wird launig instrumentell vor sich hingejammt, bis dann nur die Titelzeile jeweils mit einer Wiederholung in Harmonie-Manier gesungen wird (insgesamt viermal) und in den Zwischenparts, dann ordentlich geslidet und geklimpert wird, wobei auch Hearn und Hollingsworth zu kurzen Soli eingebunden werden. Eine Art Stück, das man live, wo die Band sicherlich ihre Stärken noch besser entfalten kann, endlos verlängern kann.

Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band machen mit ihrer hervorragenden Scheibe „Nosy Neighbors“ nicht nur Nachbarn neugierig, sondern werden auch in unserer Lesergemeinde das eine oder andere Interesse wecken. Besonders Fans des Southern Blues sollten sich die Band zu Gemüte führen.

Eigenproduktion (2023)
Stil: (Southern) Blues & More

Tracks:
01. Trouble Finds Me Everyday
02. Hurts Me Too
03. Hanky Panky Blues
04. Baby Let’s Try Again
05. Nosy Neighbors
06. Milk & Cookies
07. Right Way Up
08. Blues Is Company
09. Delta Lady
10. Bells & Whistles
11. Jam It In
12. Trashcan Head

Paul Boddy & The Slidewinder Blues Band
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Gov’t Mule – Peace…Like A River – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Mit Blick auf das 30-jährige Bandjubiläum im kommenden Jahr haben Gov’t Mule ihr neues Album “Peace…Like A River” vorgestellt. Die 12. Studioproduktion seit 1994 reiht sich ein in die frühere Werkschau von “By A Thread” (2009) oder “Shout!” (2013) und ist gespickt mit bekannten Gastinterpreten. Laut Bandleader und Songschreiber Warren Haynes ist “Peace…Like A River” nicht das eigentliche, thematische Nachfolgealbum des Grammy nominierten Longplayers “Heavy Load Blues” (2021), sondern stilistisch als Follow-up von “Revolution Come, Revolution Go” aus 2017 zu verstehen.

Die erste Single “Dreaming Out Loud” begeistert mit einem starken Wechselgesang im Stil von Sly & The Family Stone, diesmal dargeboten durch Ivan Neville (u. a. The Neville Brothers) und Blues Sängerin und Gitarristin Ruthie Foster (u. a. Derek Trucks) und gibt in den auf Zitaten von Dr. Martin Luther King, John und Robert Kennedy basierenden Lyrics, einen “first taste” des ambitionierten Projekts. Die einst aus der Allman Brothers Band hervorgegangenen Gov’t Mule haben ihr musikalisches Southern-Rock/Blues-Jam Konglomerat erneut ausgedehnt. Das komplette Originalmaterial kennzeichnet die Entwicklung der Band und deren Einflüsse, z. B. beim ZZ Top inspirierten “Shake Our Way Out” (mit Gast-Vocals von Billy Gibbons). Die prägende Stimme von Billy Bob Thornton markiert die experimentelle Reggae-Nummer “The River Only Flows One Way” und Soul-Blues Sängerin und Gitarristin Celisse Henderson leiht “Just Across The River” ihre intensive, stimmliche Ausdruckskraft.

Die 12 Songs des Longplayers wurden zur gleichen Zeit wie “Heavy Load Blues” im Power Station Studio, New England, produziert, jedoch grundsätzlich in anderen Räumen, sowie vollständig mit anderen Instrumenten und Equipments, um den neuen Songs von “Peace…Like A River” eine andere Individualität und damit musikalische Persönlichkeit auf den Weg zu geben. Diese sensible Kreativität begründet Haynes mit den sehr ehrgeizigen Zielen der Band, u.a. Arrangements zu schaffen, deren Wendungen und vielseitige Song-Philosophie in der heutigen Popmusik unüblich und daher selten sind.

Die vorliegenden Tracks wirken in ihrer Gesamtheit und vielen Parts wie ein rock-geschichtlicher Rückblick, in Anklängen durchaus nach Pink Floyd (“Made My Peace”) und Doors (“After The Storm”). Eine gewisse southern-soundige Ursprünglichkeit ist in weiten Jam Guitar Parts der durchweg längeren Titel zu spüren. Zum Beispiel auch im letzten Song “Gone Too Long”, unverkennbar eine etwas melancholische Rückbesinnung, jedoch mit positiver Lebensperspektive untermalt vom einschlägigen heavy Texas-Blues Temperament. Ergänzt wird der Longplayer in der CD-Deluxe-Ausgabe durch die “Time Of The Signs”-EP, mit weiteren 4 Bonus-Tracks und einer alternativen Version von “The River Only Flows One Way”.

Das Album “Peace…Like A River” bekräftigt den großartigen Rock’n’Roll Spirit von Gov’t Mule. Die 12 Aufnahmen präsentieren die Band als massives Urgestein mit hohen Ansprüchen an die Kraft der eigenen musikalischen Wurzeln, ein Masterpiece aus Blues- und Southern Rock, Soul und erstklassigen Collaborations.

Fantasy Records (2023)
Stil: Southern Rock, Blues Rock, Soul

Tracks:
01. Same As It Ever Was
02. Shake Our Way Out (ft. Billy Gibbons)
03. Peace I Need
04. Made My Peace
05. Your Only Friend
06. Dreaming Out Loud (ft. Ivan Neville and Ruthie Foster)
07. Head Full Of Thunder
08. The River Only Flows One Way (ft. Billy Bob Thornton)
09. After The Storm
10. Just Across The River (ft. Celisse Henderson)
11. Long Time Coming
12. Gone Too Long

Gov’t Mule
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Oktober Promotion

Jane Lee Hooker – 03.06.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertnachlese

Jane Lee Hooker sorgen bei Ihrem ersten Auftritt in Krefeld für eine gut gefüllte Kulturrampe und zeigen von Beginn an, dass es sich bei ihrer Musik um eine explosive Mischung von Rock und Blues, gewürzt mit einer Prise von Southern Rock und Punk handelt.

Visuell steht Fronterin Dana Danger Athens mit gestenreichem Auftreten, rollenden Augen und kraftvollen Gesang im Vordergrund. Dabei war am Morgen noch gar nicht sicher, ob ihre Stimme es an diesem Abend mitmacht. Im Laufe der Show beschreibt Tracy Hightop, dass Tourmanager Dieter Heavy-d Bossarts Danas am Morgen noch angeschlagene Stimme mit Hausmitteln wieder auf Vordermann gebracht hat.

Neben Dana Danger spielen sich die beiden Gitarristinnen Tina T-Bone Gorin und Tracy Hightop auch posenreich immer wieder in den Vordergrund, wobei Tina eher für die gefühlvollen Soli verantwortlich ist, während Tracy es eher Hard Rock-mäßig krachen lässt.

Bassistin Hail Mary Zadroga und Lightnin` Ron Salvo am Schlagzeug sorgen für einen treibenden Rhythmus, der die Grundlage für 75 Minuten auf der Überholspur ist und für eine schweißtreibende Stimmung in der Rampe sorgt.

Es bleibt zu hoffen, dass die Band und natürlich auch andere, die auf der Farewell Tour 2023 der Kulturrampe auftreten, wieder in die kultige Rampe kommen werden, wenn sich ein Nachfolger für Pille gefunden hat, der den von ihm eingeschlagenen Weg weitergeht. In dem Sinne, „Lass uns gemeinsam `n bisschen laut sein“.

Line-up:
Dana ‚Danger‘ Athens (lead vocals, keys)
Tracy ‚High Top‘ (electric guitar)
Tina ‚TBone‘ Gorin (electric guitar)
‚Hail Mary‘ Zadroga (bass)
‚Lightnin‘ Ron Salvo (drums)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Jane Lee Hooker
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Teenage Head Music
Kulturrampe, Krefeld

Cruzados, 26.05.2023, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Zum zweiten Mal spielen The Cruzados in der Krefelder Kuturrampe und machen die Bude voll. Sie nutzen den Auftritt, um das gerade veröffentliche Livealbum „Live In Marseille“ und die EP „Land Of The Endless Sun“ zu promoten. Schon vom ersten Song „She`s Automatic“ (Titeltrack aus der 2022er-Scheibe) an, gibt es nur Vollgas: Rock`n`Roll, Tex-Mex-Blues und Southern Rock sind die Elemente, die die Fans in der Kulturrampe in Stimmung bringen, sodass sich die Rampe regelrecht in ein Freudenhaus der Rockmusik verwandelt.

Die beim Publikum bekannten Stücke (die Live-Scheibe wird komplett durchgespielt) werden dabei mit allen sechs Stücken der EP gespickt, womit die Fans auch einiges Neues zu hören bekommen, was auch durchweg gut ankommt und zeigt, dass es sich um eine ‚lebendige‘ Band handelt, auch wenn mit Bassist Tony Marsico, der die Band vor einigen Jahren wiederbelebte, nur noch ein Originalmitglied an Bord ist.

Marsico moderiert dabei gemeinsam mit Sänger Ron Young durch die Show und erwähnt nicht ohne Stolz, dass einige der Songs auch in diversen Filmen zu hören sind und ergänzt mit einem Augenzwinkern, dass es dabei einige Tote gibt. So ist natürlich da mystische „After Dark“ einer der Höhepunkte des Konzerts und die Rampe verwandelte sich fast in die Titty Twister Bar, aus der an diesem Abend jedoch alle lebendig herauskommen sollten.

Herausragend ist auch einer der ersten Songs der Band, „Rising Sun“, der Southern Rock-Kracher „Across The Ghost Town“, der Titelsong der EP „Land Of The Endless Sun“, wo der Blues im Stile der alten ZZ Top zelebriert wird, das balladeske „Golden Child“ und die Rock`n`Roll-Nummer „Johnny Pay To Play“, mit der sich die Band von den Zuschauern verabschiedet. Wie im Fluge vergehen etwa 100 Minuten energiegeladener Musik, die auch von den verschiedenen Charakteren der Musiker lebt.

Ron Young, der charismatische Fronter mit der markanten Stimme, der diese wie ein Chamälion an die verschiedenen Songs anpasst, Loren Molinare, der insbesonders die Soloparts an der Gitarre übernimmt, die Richtung Rock`n`Roll gehen, Mark Tremalgia der sich eher für die gefühlvollen und Southern-Soli verantwortlich zeigt, Rob Klonel der an den Drums den Takt vorgibt und last but not least der charismatische Toni Marsico, der in den Musikern von Little Caesar Mitstreiter gefunden hat, die die Cruzados wieder aufleben zu lassen, und es doch gelingt, musikalisch eine klare Abgrenzung zu erreichen.

Besonders zu erwähnen ist, dass Marsico der bestens gelaunt, oft mit den Fans schäkernd, auf der Bühne steht, zuweilen auch einen starken Leadgesang beisteuert, noch an den Folgen einer Infektion laboriert und sich einige Male auf die Amp setzen muss, um wieder Kraft zu schöpfen, dort aber sein druckvolles Bassspiel fortsetzt und so mit für einen Abend in der Rampe sorgt, an den sich die Fans gerne zurück erinnern werden.

Line-up:
Ron Young (lead vocals)
Loren Molinare (guitar, bgv)
Mark Tremalgia (guitar, bgv)
Tony Marsico (bass, bgv)
Rob Klonel (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Cruzados
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Kulturrampe Krefeld

Allen-Forrester Band – 12.05.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Vor knapp einem Jahr musste sich die Allen-Forrester Band bei ihrem Debütauftritt in der Krefelder Kulturrampe noch vor tristen 40 Zuschauern abkämpfen. Die Corona-Pandemie schien zwar zu dieser Zeit bereits weitestgehend unter Kontrolle, es war aber an einem Abend mitten in der Woche und das Quartett hatte bis dato noch eher einen Insider-Status. Die Truppe um Josh Allen und Ben Forrester spielte sich aber mit einer engagierten und ausgiebigen Vorstellung sofort in die Herzen der Anwesenden.

So etwas spricht sich im Umfeld der Rampe schnell rum (sicherlich tat auch unsere positive Berichterstattung ihr Übriges) und so durfte sich die Formation diesmal über einen würdigeren Rahmen freuen: Die Krefelder Kult-Location war ausverkauft!

Zudem gibt es mittlerweile auch die erste Studio-CD mit Eigenkreationen vorzuweisen, die an diesem gelungenen Abend vollständig präsentiert wurde. Und so begannen Allen, Forrester & Co. konsequenter Weise mit dem gleichen Trio („Knocked Me Down“, „Stand Up“ und „Hey Carolina“), das auch den Longlayer einleitet.

Nach dem in flotter Molly Hatchet-Manier abgehenden „Find Somebody New“ und dem Led Zep-umwehten „Boss Man“ kam für mich mit „This Evening“ der Höhepunkt des Gigs. Das balladeske Stück mit ein wenig „Lonesome Guitar“-Flair bestach vor allem mit einem herrlichen „Leise“-Les Paul-Intermezzo von Forrester und einem Allen-Endsolo in Skynyrd-Tradition.

Nach einer Cover-Phase mit gut-interpretierten Blackberry Smoke-, Skynyrd- und Allman Brothers-Adaptionen („Shake Your Magnolia“, „The Needle And The Spoon“, „Southbound“) wurde mit „Phases Of The Moon“ die jahrelange Fernbeziehung der Forresters (mittlerweile ein Ehepaar) zum Ende von Set 1 musikalisch aufgearbeitet.

Nach der Pause ging es dann mit vier Tracks vom aktuellen Album weiter, hier vermisste ich bei „Burning Daylight“ die rassigen Backgroundvocals von Jade MacRae, die sich, einmal gehört, irgendwie ins Gehirn eingebrannt zu haben scheinen.

Der HT-Schunkler „Arkansas“, der mir auch beim letzten Mal schon gut gefallen hatte und das progressiv-jammige „Wiser Time“ (längstes Stück des Konzerts)“ bildeten die Center-Tracks von Set 2, das dann mit „Say Your Name“ (erinnerte mich an die alte Rheinberger SR-Band Street Survivors“ – mit klasse Allen-Strat-Solo in klirrendem Hughie Thomasson-Stil), „GoodSituation Gone Bad“ (mit klasse Drum-Solo von Matze Böhm) und „Running For Your Life“ abgerundet wurde.

Die erste Zugabe, das delta-bluesige „She Knows What I’m All About“ performten Ben und Josh im Duo, zur knallharten Version von „Workin‘ For MCA“ als Finale waren dann alle vier Protagonisten der Allen-Forrester Band wieder mit am Werk.

Die Entwicklung der Gruppe weist, meiner Ansicht nach, vom Potential her, einige Parallelen mit Robert Jon & The Wreck auf, wenn es mit solch starken Leistungen kontinuierlich weitergehen sollte, dürfte Auftritten auf größeren Bühnen in Zukunft nichts im Wege stehen. Am Ende stand die Allen Forrester Band natürlich dann auch noch für unser traditionelles VIP-Bild zur Verfügung.

Line-up:
Josh Allen – lead vocals, electric guitar
Ben Forrester – electric guitar
Hendrik Herder – bass, bgv
Matze Böhm – drums

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Kulturrampe, Krefeld