Casey Donahew Band – Double White Dream – CD-Review

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Traumhaft! „Double-Wide Dream“ ist der nächste, großartige Countryrock-Streich der Casey Donahew Band! Casey Donahew und seine Mannen zählen schon seit Anbeginn ihres musikalischen Treibens zu den Aktivposten der Red Dirt-Szene. Vier Studio-Alben in fünf Jahren (plus einer Live-Scheibe) und eine unbändige Bühnenpräsenz mit ca. 12-15 Gigs im Monat hat die Fanbase kontinuierlich wachsen und ihren Beliebtheitsgrad stetig steigen lassen.

Wenn der aus dem Süden von Forth Worth stammende Casey im Billy Bob’s Texas zu seinem obligatorischen Heimspiel antritt, ist der Laden (wie auch zunehmend andere Locations um Texas und Oklohama herum) immer ausverkauft. Die mittlerweile sechsköpfige Band, bestehend aus Frontmann Casey Donahew (Gesang, Gitarre), James Soto (Lead-Gitarre), Josh Moore (Fiddle), Donte ‚TAZ’ Gates (Drums), Steve Stone (Bass) und A.C. Copeland (Keyboards), ist aber trotz der zunehmenden Publikumsakzeptanz immer auf dem Boden geblieben.

„I think we’re just believable. We’re not trying to be somebody we’re not. We’re just normal guys, you can tell. And people see that and respond to it“, so die kurze Analyse des Bandleaders zur Beliebtheit des Sechsers. Mit dem von Erik Herbst (Eli Young Band, Kyle Bennett Band) produzierten Vorgänger “Moving On”, der immerhin sogar auf Platz 28 der nationalen Billboard Country Charts landete und in Texas viel Airplay der Radiostationen mit sich brachte, hatte man ganz starken Stoff abgeliefert und die Messlatte für das Nachfolgewerk verdammt hoch gelegt. Aber wie das bei diesen Burschen aus der Red-Dirt-Szene so Gang und Gäbe ist, spornt dieser zunehmende Leistungsdruck eher an und lässt dabei sogar unvermutete Kräfte frei werden.

So auch hier auf „Double-Wide Dream“, das wieder von vorn bis hinten vollstens überzeugt und wie aus einem Gus aus den Lautsprechern kommt. Einfach klasse! Ja, man kann schon sagen, dass Casey Donahew (der übrigens von seiner Frau Melinda gemanagt wird) mittlerweile mit den Großen der Red Dirt-Zunft auf Augenhöhe agiert. Donahew hat diemal selbst produziert und sämtliche Tracks mit zum Teil einigen Co-Schreibern wie JB Patterson (JB & The Moonshine Band), Steven Rice und Aaron Copeland komponiert. Die CD beginnt mit „Let You Go“, einem typisch schwungvollen Red-Dirt Rocker (kratzige E-Gitarren-Rhythmus, polterndes Drumming, feines E-Gitarren-Solo), der sofort mächtig Laune macht, allerdings unmittelbar danach durch das Titelstück (klasse Baritone-E-Gitarrenarbeit von James Soto) gleich nochmal getoppt wird.

Ist zugleich die erste Single und in den Texas Music Charts bereits dabei die Leiter ganz nach oben zu rklettern. Aber die Casey Donahew Band kann natürlich auch ruhig. Mit „Give You A Ring“, „I’d Give Anything“ und dem saustarken Skynyrd-infizierten „Could Be My Time“ (typische E-Gitarren, weibliche Harmonies), hat man diesbezüglich drei wunderbar entspannte, herrlich melodische Lieder an Bord, die allerdings immer von vollen, saftigen Gitarren durchzogen sind. Ähnlich wie Brady Black bei der Randy Rogers Band, hat Josh Moore neben Bandleader Casey Donahew mit seinem wohl dosierten und songdienlichen Fiddlespiel auch diesmal wieder nicht unerheblichen Anteil am typischen Sound des Sextetts.

Aber auch der neue Keyboarder A.C. Copeland weiß mit sehr variablenm Piano- und Orgelspiel zu überzeugen. Dazu beweist Soto ein ums andere Mal, dass er zu den richtig guten E-Gitarristen der Szene zu zählen ist. Zu den weiteren Stimmungshöhepunkten des Silberlings zählen das launige Uptempo-Stück „One Star Flag“, das zu einer einer echten Texas (Live-)Hymne avancieren könnte (wiehernde Fiddle, klimperndes Honky Tonk-Piano) und das abschließende „White Trash Story – II (The Deuce)“, quasi der E-gitarrenlastige Nachfolger des Titeltracks des Debütalbums von 2006.

Die Casey Donahew Band hat mit „Double-Wide Dream“ einen weiteren großen Schritt vollzogen, um bei den ganz großen der Red-Dirt-Zunft und darüber hinaus ähnlich wie der Randy Rogers Band, Eli Young Band, Wade Bowen & Co. mitzumischen. Das Zeug dazu haben sie ohne jeden Zweifel. Es bleibt also spannend. Der große Musiktraum der Casey Donahew Band nimmt mit „Double-Wide Dream“ weiter seinen Lauf. Texas Red Dirt-Countryrock vom Feinsten!

Thirty Tigers Records (2012)
Stil:  Red Dirt

01. Let You Go
02. Double-Wide Dream
03. Give You A Ring
04. Running Through My Head
05. Regrets
06. One Star Flag
07. I’d Give Anything
08. Let’s Not Say Goodbye Again
09. Could Be My Time
10. White Trash Story — II (The Deuce)

Casey Donahew Band
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Casey Donahew Band – Standoff – CD-Review

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Die Casey Donahew Band mit ihrem bisher stärksten Album! Sie sind endgültig auf dem Level solcher Kollegen wie Reckless Kelly, Cross Canadian Ragweed oder der Josh Abbott Band angekommen. Der aus Burleson, einer Vorstadt von Fort Worth stammende Bandleader Casey Donahew und seine Mitstreiter (AC Copeland, Steve Stone, Donte ‚Taz’ Gates, Josh Moore und JJ Soto – neu mit dabei. Jesse Jennings, Tony Pierce und George Plemons) zählen seit ihrem Debüt 2006 zu den absoluten Aktivposten der Red Dirt Szene, die in letzter Zeit, zumindest was die Quantität angeht, nicht mehr mit ganz so vielen Neuveröffentlichungen aufwartet.

Das mag zum einen daran liegen, dass ihre Flagschiffe mittlerweile bei Major-Labeln unter Vertrag stehen und sich qualitativ hochwertige Alben am Fließband nicht mehr so einfach produzieren lassen. Die Casey Donahew Band jedoch war eh immer ein Sonderfall in der Szene. Donahew setzte von Anfang an auf seine Unabhängigkeit (das Management übernahm seine Ehefrau Melinda), seine immense Anzahl von Live-Shows (von der kleinen Bar bis zu den großen Locations – und die nahezu immer ausverkauft) sowie auf soziale Netzwerke und erarbeitete sich so quasi „von der Pike auf“ eine stetig und „gesund“ wachsende Fan-Basis.

Sein großer Vorteil ist somit seine gewahrt bliebende Bodenhaftung und vor allem die Möglichkeit, die Musik spielen zu können, mit der er sich und mit der sich auch seine Anhänger eindeutig identifizieren können. Das kommt gut an und seine Popularität hatte mit dem Vorgänger „Double Wide Dream“ (Platz 8 in den Billboard Country Charts) einen ersten Höhepunkt erreicht. Mit dem neuen Werk „StandOff“ knüpft der 35-jährige Musiker und Bewunderer von Garth Brooks und Pat Green an den klasse Vorgänger nicht nur nahtlos an, er setzt, was die Bandbreite und Qualität der Songs betrifft, glatt noch einen oben drauf.

Donahew hat bis auf den flockigen, knackigen Opener „Lovin‘ Out Of Control“ wieder alle Stücke in Alleinregie oder mit einigen wenigen Co-Autoren kreiert. Dank des nicht unerheblichen Einflusses seines Fiddle-Players Josh Moore bietet er einen unbekümmerten, recht organischen Red Dirt-Sound im Stile der Josh Abbott Band und der frühen Randy Rogers Band-Tage, vom Gesang und der Rhythmik jedoch Cross Canadian Ragweed ähnelnd. Aber auch Piano; Orgel und satte, vielschichtige E-Gitarren wirken präsent wie nie zuvor.

Die ausnahmslos sehr melodischen und eingängigen Stücke bewegen sich meist im gut rockenden Mid- bis Uptempobereich, aber mit „Pretending She’s You“, „Missing You“ (erinnert ein wenig an „Oh, Tonight“, dem Duett von Josh Abbott und Kacey Musgraves) und „Put The Bottle Down“ hat Casey diesmal auch drei sehr bewegende, atmosphärische Balladen in der Trackliste, die vor allem durch die schönen weiblichen Harmoniegesänge von Jaime Pierce und Kimberly Kelly zusätzlichen Glanz erfahren.

Tolle teilweise richtig unter die Haut gehende Songs! Zu den Stärken und Vorlieben zählen immer wieder Donahews voller Aungezwinkern und Selbstironie strotzende Gute-Laune-Nummern wie etwa „Small Town Love“ (druckvoller Red Dirt-Countryrock mit Fiddle und schönen E-Gitarren, inkl. Solo), „Loser“ (eine Art Red Dirt-Abwandlung von Charlie Daniels „Trudy“) und „Go To Hell“ (Uptempo Roadhouse-Country, Honkytonk-Piano, Mitgröhl-Refrain, klasse Instrumentalpassage mit Piano, Fiddle und E-Gitarre am Ende) – sicherlich Stimmungs-Garanten für sein aktuelles Live-Programm! Herrlich vor allem „Loser“, eine erneute Zusammenarbeit von Casey mit JB Patterson (JB & The Moonshine Band), die ja schon beim Titelstück des letzten Werkes blendend funktioniert hat.

Typisch, die sich selbst auf die Schippe nehmende Refrainzeile „It’s better to lose our love, than to love a loser like me“. Casey Donhahew und seine Band haben mit „StandOff“ einen weiteren Meilenstein in ihrer Karriere hingelegt. Herrlicher, klassischer, frischer, schwungvoller Red Dirt-Countryrock mit tollen Melodien, frei von allen Zwängen – so wir es lieben! Die Szene hat endgültig einen neuen Star!

Thirty Tigers Records (2013)
Stil:  Red Dirt

01. Lovin Out Of Control
02. Whiskey Baby
03. Pretending She’s You
04. Not Ready To Say Goodnight
05. Small Town Love
06. Sorry
07. Homecoming Queen
08. Missing You
09. Loser
10. Put The Bottle Down
11. Go To Hell

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Pat Green – What I’m For – CD-Review

Klasse neues Album von Pat Green – eine deutliche Steigerung zum Vorgänger, da trotz aller Radiotauglichkeit wieder etwas erdiger, herzhafter, würziger und Gitarren orientierter! Green war einer der ersten, der sich frühzeitig aus der Riege der jungen Wilden der texanischen Red-Dirt-Szene gelöst hatte und sich quasi in die Höhle des Löwen nach Nashville wagte. Damit hatte er so etwas wie eine Vorreiterrolle inne. Acts wie die Randy Rogers Band, Wade Bowen und die Eli Young Band folgten seinen Spuren. Pat hat sich mit seinem 5. Major-Album „What I’m For“ mittlerweile fest in „Music City“ etabliert und ist dort eine nicht mehr wegzudenkende Größe.

Green’s Hauptintention, seine Alben im ganzen Land präsent zu haben, ist voll aufgegangen. Er füllt, natürlich auch dank seiner energiegeladenen Live-Shows und einer schon immer hinter ihm stehenden, kontinuierlich gewachsenen Fanbase, mittlerweile Stadien auf kompletter nationaler Ebene (sogar in New York!). Nach drei von Don Gehman (John Mellencamp, Hootie & The Blowfish) produzierten Werken, hat Green auf eigenen Wunsch eine neue Phase seiner Karriere eingeläutet und die Zusammenarbeit mit Dann Huff ersucht, um seinen Songs vor allem eine etwas gitarrenlastigere Note zu vermitteln.

Und das ist richtig gut gelungen. Huff, der natürlich auch selbst Hand anlegte, verpflichtete mit J.T Corenflos, Brett Danaher, Jerry McPherson, Adam Shoefeld (Big & Rich’s begnadeter Haus-Gitarrist), Chris Skrobot und Ilya Toshinsky gleich eine ganze Armada von Klasse-Gitarristen, die den Sound des neuen Green-Silberlings entscheidend mitprägen. Auch bei der Besetzung der anderen Instrumente wurde geklotzt und nicht gekleckert. Klingende Namen wie Tim Akers, Jay De Marcus (Rascal Flatts), Jimmy Lee Sloas, GlennWorf, Chad Cromwell, Shannon Forrest, Chris McHugh, Joanthan Yudkin, Eric Darken, Dan Dugmore oder Paul Franklin sind jedem in der Szene bekannt und eine Qualitätsgarantie.

Gegenüber dem Vorgänger „Cannonball“ wurde von Huff ein etwas kompakteres Paket geschnürt, das es aber dafür um so mehr in sich hat. Mit „Footsteps Of Our Fathers“ startet der „Hans Dampf in allen Gassen“ Pat Green direkt furios durch. Ein knackiger, sehr moderner Countrysong, der ein wenig Heartland-Atmosphäre mit einem satten Gitarrenrhythmus verbindet, wie man ihn bei Keith Urban oft erlebt, gespickt mit kleinen Mandolinentupfern und einem herrlichen E-Gitarren-Solo. Ein toller Auftakt. Vom Inhalt einer der wenigen Fremdkompositionen, „What I Am For“ (Marc Beeson/Allen Shamblin) war Pat so fasziniert, dass er ihn direkt zum Titelsong beförderte, laut eigener Aussage vor allem wegen des hohen Identifikationsgrades zum Text dieses emotional im Storytelling-Stil vorgetragenen Country-Stückes (inkl. Fiddle-, Steel- und Akkordeonakzenten).

Schön auch immer wieder, wenn Musiker als Co-Autoren beim Songwriting ihren typischen Stempel aufsetzen, auch wenn sie musikalisch gar nicht beteiligt sind. Bobby Pinson ist so einer, der so eine gewisses Flair verbreitet. Green und er schrieben „Feeling Pretty Good Tonight“ in einer überaus feucht-fröhlichen Nacht im Hermitage Hotel in Nashville (Zitat Pat Green), dessen Launigkeit sich sprichwörtlich auf den Text und die instrumentelle Umsetzung übertrug. Auch „Lucky“, das Pat mit seinen Schreibpartnern aus früheren Tagen, Patrick Davis und Justin Andrew Pollard komponierte, geht eindeutig in die Rubrik Gute Laune-Songs und könnte zum weiteren potentiellen Hit dieses Werkes avancieren.

Etwas ruhiger, fast schon mit etwas Bluegrass-Teint und recht emotional, gibt sich Green bei „In This World“ (schöne Akustikgitarre, Mandoline). Launig und mit vielen benannten Größen der Nashville-Szene im Text geht es bei „Country Star“ zu. „Let Me“, die erste Single, ist dann eine auf jeglichen Schmalz verzichtende Powerballade a là James Otto. Toll hier das typische Dann Huff E-Gitarren-Solo. Der wohl rockigste und herrlich abgehende Track ist „In It For The Money“. Toller Text, spielerische Feinheiten (Mandoline, Orgel, Slide-Passage), dazu eine gehörige Portion Dramatik, ein absolutes Highlight!

Mit „Carry On“ wurde ein Klassiker aus Green’s Repertoire (vom legendären „Three Days„-Album) in einer etwas poppigerer Manier neu aufgelegt. „In The Middle Of The Night“ beendet dann Pat’s großartiges Album in ruhiger Keith Urban-Manier. Das Lied pendelt irgendwo in Sphären von Urban’s „You’ll Think Of Me“ und „Raining On Sunday“, und schließt das Album atmosphärisch ab. Pat Green hat mit „What I’m For“ wieder hochkarätige Kost abgeliefert, die seinen Status in Nashville vermutlich nochmals steigern wird. Völlig zu Recht! Denn Pat Green steht einfach für klasse Musik!

BNA Records (2009)
Stil:  Country Rock

01. Footsteps Of Our Fathers
02. What I’m For
03. Feeling Pretty Good Tonight
04. Lucky
05. In This World
06. Country Star
07. Let Me
08. In It For The Money
09. Carry On
10. In The Middle Of The Night

Pat Green
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Pat Green – Cannonball – CD-Review

4. Major-Album von Pat Green, sein erstes allerdings für sein neues Label. Der aus Waco kommende Texaner, bekannt für seine energiegeladenen Live-Shows, dürfte mit seinem neuen Werk „Cannonball“ gerade in Nashville die letzten Barrieren freigesprengt haben, um sich unter den absoluten Top-Stars zu etablieren. Bereits auf seinem letzten Album „Lucky Ones“ hat er, wie auch jetzt, den Spagatschritt zu mehr radiofreundlicheren, Country-Mekka-kompatiblen Songs, ohne dabei seine texanische Ursprünglichkeit zu verlieren, glänzend gemeistert.

Diesmal hat Produzent Don Gehman (u.a. Hootie & The Blowfish) den pop-rockigen Anteil noch einmal etwas angezogen, wobei die erfahrenen, exzellenten Nashville-Studiomusiker wie Greg Morrow (Drums), die hier überragenden Gitarristen J. T. Corenflos, Kenny Greenberg (E-guitar), Biff Watson, John Willis (Acoustic guitar), Jonathan Yudkin (Violin, strings), Michael Daly (Steel guitar), Michael Rhodes (Bass) und John Hobbs (Keyboards), den Countryanteil stets präsent gehalten haben.

Das Titelstück „Cannonball“, eine durchschlagskräftige, sehr melodische Uptemponummer, wird von schwungvollem Upbeat-Drumming und brillant gespielten Rhythmus- und E-Gitarren dominiert. Gut passende, dezente Harmoniegesänge im Refrain, sowie eine kleines, filigranes Slide-/E-Gitarrenduell machen den Song zur Klassenummer. Überhaupt startet das neue Werk gleich ziemlich forsch durch. Das dem Titeltrack folgende „Way Back Texas“ (hier fegt der Green-typische, texanische Wind mal so richtig durch den southern-mäßig dahin groovenden Song) und „Love Like That“ (rhythmisch stampfend, tolles Mandolinenspiel in Kombination mit klasse E-Gitarren, Orgel-, Steelguitar-Fills) sind weitere ordentlich abgehende Tracks, die jede Cabrio-Fahrt zum Vergnügen werden lassen.

Bei „Dixie Lullaby“ wird dann zunächst mal das Bremspedal bedient. Das Lied ist eine schöne, traurige Hommage an seinen verstorbenen Vater. Mit „Missing Me“ (dezent keltisch angehaucht) und dem abschließenden Country-Schwofer „Sleeping With The Lights On“ (dem Titel konform mit absoluter Feuerzeugeinschaltgarantie bei Live-Konzerten) wird der balladeske Anteil insgesamt jedoch recht sparsam gehalten. Auch recht entspannt, aber doch schon ziemlich peppig dargeboten ist „Finder’s Keepers“, ein Duett mit der großartigen Sara Evans, die sich vokal blendend mit Green ergänzt. Klasse Nummer mit leichtem Retro-Flair der Marke „Roy Orbinson meets Mary Chapin Carpenter„!

Im übrigen Verlauf setzt Pat weiter auf die seinem Naturell eher entsprechenden, tempoträchtigeren Songs, wie den ersten Hit „Feels Just Like It Should“ (bereits Nr. 13 in den Billboard Country Singles Chatrs – Tendenz steigend!) und „Lost Without You“, bei dem sich kompositorisch mit Brett James ein Erfolgsgarant in dieser Hinsicht an seiner Seite befand. „Won’t Let Love“ mit seinen „Na-Na-Na“-Gesängen am Ende erinnert gar ein wenig an eine Countryvariante des Bryan Adams-Hits „Cuts Like A Knife“.

Überhaupt scheint immer mal wieder ein ganz dezenter „BryanAdams-Gute-Laune-Rock-Faktor“, allerdings ohne dominant zu erscheinen, durch die eine oder andere Nummer zu blinzeln, wie auch bei „Learn How To Live“. Mit „I’m Trying To Find It“ und „“Love Had Something To Say“ huldigt Pat Green dann mit zwei Covernummern noch zwei seiner Songwriter-Seelenverwandten. Erstgenanntes Stück aus der Feder von Jeffrey Steele (und Tom Hambridge), auch auf Jeffrey Steeles brandaktuellem, starken „Hell On Wheels“-Album enthalten, hier von Green etwas mainstreamiger dargeboten, zweites vom immer wieder hochverehrten Radney Foster von seinem Klassewerk „Another Way To Go“ aus dem Jahr 2002, diesmal weniger introvertiert gehalten.

„Cannonball“ von Pat Green ist insgesamt ein klasse, abwechslungsreiches, sehr kräftiges und mit 14 Liedern (fast 55 Minuten) recht umfangreiches, melodisch-modernes Werk; eine Art Karriere-Album, bei dem er seine texanischen Roots etwas mehr im Hintergrund hält, das aber in Nashville sicherlich einschlagen wird wie eine „Kanone“.

Sony Music (2006)
Stil:  Country Rock

01. Cannonball
02. Way Back Texas
03. Love Like That
04. Dixie Lullaby
05. Feels Like Just It Should
06. Missing Me
07. Virginia Bell
08. Finder’s Keepers (feat. Sara Evans)
09. Won’t Let Love
10. Lost Without You
11. I’m Trying To Find It
12. Love Hd Something To Say
13. Learn How To Live
14. Sleeping With The Lights On

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Pat Green – Three Days – CD-Review

Schon der Blick aufs Titelbild des Booklets von Pat Greens aktueller CD „Three Days“, auf der ein zerrissener, ausgelatschter Cowboystiefel verlassen am Pfahl eines Stacheldrahtzaunes hängt, lässt erahnen, dass es bei dieser Scheibe heiß zur Sache gegangen sein muss. Und in der Tat, hier wurde ordentlich gehobelt, hier sind jede Menge Späne gefallen.

13 fantastische Songs, ohne jeden Aussetzer, mit unheimlich viel Dampf und superklarem Sound, so ein wenig im Stil der Bottle Rockets zu „24-Hours-A-Day“-Zeiten gespielt, machen die CD zu einem kurzweiligen Ereignis. Für mich persönlich ein Highlight des Jahres!

Jede Menge satter Gitarren, viel Gefiddel, aber so dosiert, dass es nie nervig wirkt, dazu Pat Greens passende Stimme, mich sehr an die von Brian Henneman erinnernd, bestimmen dieses abwechslungsreiche Werk fast ohne jeden Blick auf Kommerzialität. So erscheint es mir zumindest.

Zu verdanken sei das stimmige Ergebnis, laut Greens eigener Aussage, auch der außerordentlich guten Zusammenarbeit mit seinem Label Republic/Universal Records, das keinen Druck ausübte und ihn absolut freizügig agieren ließ.

Ein echtes Malocheralbum, bei dem Pat Green zum Einen mit neun selbstgeschriebenen Liedern echte Songwriterqualitäten unter Beweis stellt, zum Anderen auch wunderbar zeigt, wie man traditionelle Countrymusikelemente mit viel Pepp und sehr aktuell darbieten kann.

Mir gefallen besonders, auf einer durchgehend guten Scheibe, das druckvolle Auftaktstück „Carry On“, mit Ex-Storyville David Grissom an der Gitarre, die Uptempo-Balladen „Whiskey“ und „Crazy“, sowie das southern-rockige „Southbound 35“ „Three Days“, ein echter Kracher, der nicht nur in die Sammlung eines bekennenden Countryfans gehört. Einfach herrlich, kaufen und genießen!

Universal Music (2001)
Stil:  Country Rock

01. Carry On
02. Threadbare Gypsy Soul
03. Three Days
04. Who’s To Say
05. Galleywinter
06. Wrong Side Of Town
07. We’ve All Got Our Reasons
08. Whiskey
09. Crazy
10. Take Me Out To A Dancehall
11. Count Your Blessings
12. Southbound 35
13. Texas On My Mind

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Bart Crow Band – Desperate Hearts – CD-Review

Welch ein Fortschritt! Großartig! Das zweite Album der texanischen Bart Crow Band ist schlichtweg ein „Countryrock-Hit“, der einfach runter geht wie Öl! Als die Truppe mit ihrem klasse Debüt „Finally“ vor rund zwei Jahren voller Unbekümmertheit die Texas „Red Dirt“-/Countryrock-Bühne betrat, prophezeiten wir bereits, wie auch einige andere Experten, dass hier einer der vielversprechendsten, neuen Szene-Acts heranwachsen würde („Texas’ next rising star is born…“)! Das Album verkaufte sich tierisch gut, die Single „Wear My Ring“ hielt sich über zwanzig Wochen (!) in den Texas Music-Charts („a song that just won’t go away“, äußerte sich seinerzeit Jason Boland dazu) und deren Nachfolger „Driftin’ In The Wind“ ergatterte 2007 sogar einen Platz unter den 10 meistgespielten Stücken im Texas Music-Radio.

Ein toller Erfolg, der nun mit dem zweiten Album der Band neue Höhen erreichen dürfte, denn dieses Werk ist nochmal um Längen stärker als der Vorgänger! Apropos „Driftin‘ In The wind“. Aufgrund des großen Erfolges entschied sich die Band kurzerhand diesen Song für das neue Album gleich noch einmal einzuspielen, diesmal noch frischer, noch dynamischer, noch besser! Ein Traum-Countryrocker mit einer tollen Melodie, irgendwo angesiedelt zwischen No Justice und besten Restless Heart-Tagen! Man spürt direkt die exzellente Handschrift des neuen Produzenten Mack Damon (bekannt für seine musikalische Vielseitigkeit), der in seinen Rhapsody Street Studios in San Antonio,Texas den Schritt vom zuweilen etwas unausgereift wirkenden „Demotape-Charme“ des Erstlings zu einem satten, voller Transparenz steckenden, klaren, moderneren Sound mit Bravour vollzogen hat, ohne der Band dabei ihre Unbekümmertheit, Zwanglosigkeit und Ursprünglichkeit auch nur ansatzweise zu nehmen (in diesem Punkt ist die „Red Dirt“-Fangemeinde eh besonders sensibel).

Nein, es stimmt jetzt einfach alles! Bart Crows humorvoller Kommentar hierzu. „The first time I heard our very first record right off the mixing board I thought it was the best thing that ever happen to the planet. Boy did I have a lot to learn”. Die musikalische „Öffnung“ für ein breiteres Publikum wird im Verlauf der weiteren zwölf Stücke konsequent durchgezogen. Es gibt mit dem wunderbaren „St. Valentine“ eine Fremdkomposition aus der Feder von Jason Boland (erinnert gar ein wenig an eine texanische Abwandlung des Dylan/Byrds-Klassikers „Mr. Tambourine Man“), ein Stück aus der Feder des Lead Gitarristen Paul Russell („Back Down“ – herrlicher, leicht southern-angehauchter, lockerer Countryrocker mit markantem, flockigem Stratocaster-Spiel und am Ende mit einem starken Retro E-Gitarren-Solo), zwei klasse Nummern aus der Kombination Paul Russell/Bart Crow („Change“ – politischer Text, dezent psychedelisch angehaucht und schön roostig, sowie „Tami“ – lässiger New Country-Rock/-pop, melodisch im Stile von Sister Hazel mit leicht „nasalem“ Gesang), doch der übrige Anteil der Songs wurde vom Bandleader im Alleinregie geschrieben.

Schnell und deutlich bemerkt man die Weiterentwicklung, die Bart Crow auch beim Songwriting vollzogen hat. Die Stücke wirken viel ausgefeilter, vielseitiger, reifer und auch in Text und Musik deutlich komplexer und frischer strukturiert. Hervorragend die von einer wunderbaren, Gänsehaut erzeugenden Melodie durchzogene Ballade „Hollywood“, durchströmt von toller Stratocaster-E-Gitarren-Arbeit und glänzenden, weiblichen Background Vocals von Fallon Franklin, wobei nicht einmal vor einem ganz dezenten Streicher-Einsatz zurückgescheut wird, der aber deutlich durch ein am Ende eingestreutes, vorzügliches E-Gitarren-Solo jeder Zeit in Schach gehalten wird.

Auf dem Fuße folgt mit „Understand“ ein weiterer „Kracher“, der diesmal als erste Single ausgewählt wurde. Das Stück erinnert in seiner Lockerheit an Sachen von No Justice oder Wade Bowen. Bei diesem herrlichen, zum Mitwippen anregendem Gitarren-Rhythmus und dem zum Mitsingen animierenden, eingängigen Refrain, wird selbst der gefühlsmäßig kälteste Eisblock in rasender Schnelle zum Schmelzen gebracht. Wir sind uns sicher, dass dieser Song noch so manche Cabriofahrt auf den texanischen Highways begleiten wird. Absolut hitverdächtig! „Roses“ und die texanische, fröhliche Countrynummer „Once A Day“ (mit sirenenartigem Fiddle-Spiel von Nick Worley) pendeln irgendwo zwischen Randy Rogers, Pat Green und Django Walker. Der Titelsong „Desperate Hearts“ glänzt mit einem recht rockigen Ambiente, wie man es beispielsweise von der Ryan Bales Band oder auch etwas „braveren“ (was wir in diesem Zusammenhang alles andere als negativ meinen) Cross Canadian Ragweed her kennt.

Das melodische, sehr rhythmisch dargebotene „New York“ (klasse Harmoniegesänge) geht ähnlich wie „Understand“ wieder direkt in die Beine und das abschließende, traumhaft schöne „Forever“ (mit großartiger Steelguitar-Einlage von Bobby Flores) beendet balladesk den Reigen von ausnahmslos herrlichen Countryrock-Stücken, ohne eine einzige Schwachstelle zu offenbaren. Die Songs machen einfach Laune, was auch Kyle Hunt, ein texanischer Musiker-Kollege Crows, treffend reflektiert:  „Bart Crow’s sound reflects his personality, it is what he is, unique, laid back, real and fun. The songs just make you wanna sing along.” In der tat bleiben diese Nummern einfach wunderbar in den Ohren hängen.

Bart Crow und seinen Freunden ist mit „Desperate Hearts“ ein Riesen-Album gelungen. Dank des neuen Produzenten Mack Damon und einer genauso professionellen wie unbekümmerten, frischen, vor allem Dingen sehr ausgereiften Leistung der Band ist ein weiteres Kleinod texanischer Roots-/New Country-/Countryrock-/“Red Dirt“-Musik entstanden, das die Fans in Windeseile in ihr Herz schließen werden. Hier scheint eine steil nach oben gerichtete Entwicklung angesichts ihres enormen Potenzials (wie bei der Randy Rogers Band) beinahe vorprogrammiert. Die Bart Crow Erfolgsgeschichte geht weiter! Ein tolles Album!

Smith Entertainment (2008)
Stil:  Red Dirt

01. Driftin’ In The Wind
02. Back Down
03. Hollywood
04. Understand
05. St. Valentine
06. Sweet Imitations
07. Roses
08. Once a Day
09. Desperate Hearts
10. Change
11. New York
12. Tami
13. Forever

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Bart Crow Band – Heartworn Tragedy – CD-Review

Drittes, ganz ausgezeichnetes Album des texanischen Quintetts, das man ohne Zweifel mittlerweile zu den vielversprechendsten Acts der texanischen „Red Dirt“-Countryrock-/Americana-Szene zählen muss! Und sie werden immer besser! Die Bart Crow Band um ihren aus Maypearl stammenden Bandleader Bart Crow (dazu kommen noch Paul Russell – guitars, Matt Slagle – Bass, David Fralin – Keys, Guitars und Brian Smith – Drums) hatte sich mit ihrem Debüt „Finally“ (als bestes Album des Jahres bei den „My Texas Music Awards“ ausgezeichnet) rasend schnell in die Herzen der „Red Dirt“-Gemeinde gespielt, und der Nachfolger „Desperate Hearts“ aus dem letzten Jahr (mittlerweile mit dem allseits bekannten und beliebten „Smith Entertainment“-Label im Rücken) konnte, vor allem, was den Sound und die Produktion anging, sogar noch einmal eine kleine Schüppe drauflegen.

Dieser positive Trend einer enrneuten Steigerung setzt sich auch auf ihrem neuen Silberling „Heartworn Tragedy“ kontinuierlich fort (wieder kein schwaches Stück – im Gegenteil), was beim hohen musikalischen Level der Vorgänger nicht unbedingt als selbstverständlich erachtet werden kann. Aber dafür sind ja die meisten dieser jungen Bands der „Red Dirt“-Szene bekannt. Gerade, wenn man die Stagnation oder den Einbruch fast zwangsläufig vermutet, lassen sie meist den nächsten „Kracher“ vom Stapel.

So auch hier bei „Heartworn Tragedy“. Trotz eines erneuten Produzentenwechsels, diesmal zu Dexter Green (u.a. Five Star Iris, Collective Soul), der ja bereits vor geraumer Zeit auch Johnny Coopers aktuelles Werk „Follow“ betreut hatte (verbunden mit einem doch relativ massiven Stilwechsel), blieb die musikalische Ausrichtung im Vergleich zu „Desperate Hearts“ absolut konstant. Herrlich lockerer, aber durchaus knackiger, mal sehr schwungvoller, mal im Midtempobereich angesiedekter, sehr erfrischend rüberkommender, gefälliger, von tollen Melodien durchzogener Countryrock-/Americana, der sich jederzeit ein wohliges Plätzchen in den Katakomben unserer verwöhnten Gehörgänge sucht. Nahezu jeder Song ist ein richtiger Ohrwurm.

Ein Unterschied zum Vorgänger liegt vielmehr in der Tiefe und Emotionalität der Stücke, bei denen sich Bart Crow teilweise textlich auf sehr persönlicher Ebene öffnet (auch in den Linernotes des Digipacks gibt es zu jedem Titel ein paar Statements von ihm), was ihm viele zusätzliche Sympathien einbringen dürfte (er ist ja eh für seine ausgeprägte Fan-Nähe bekannt). Songs wie das Titelstück „Heartworn Tragedy“ (mit viel rockigem Drive, dezent dramatischem Touch und starken Gitarren), das mit seinem fetten Refrain wie ein Blitz einschlagende „Broken“ (das Stück beginnt ruhig, mit einer technisch auf „retro“ getrimmten Stimme Bart’s und geht dann abrupt in einen kräftigen Refrain über, begleitet von wunderschönen Steelguitar-Einlagen, kernigem E-Gitarren-Solo und wieder einem Steel-Solo) oder das abschließende „Surrender“ (sehr atmosphärisch, dezenbtes Randy Rogers Band-Flair, schöne Countrynote, tolles Zusammenspiel von Akustik- und E-Gitarren, hallender Orgel und schönem E-Piano) reflektieren die tragischen familiären Geschehnisse im Rahmen der Alkohol- und Drogen-Probleme seiner Mutter, die um Weihnachten letzten Jahres herum sogar in einem Selbstmordversuch gipfelten.

Der Rest ist eine ausgewogene Mischung aus immer sehr melodisch gehaltenen flockigen Nummern („Saying Goodbye“ – die erste Singleauskopplung, Bob Seger-mäßige Pianountermalung, kurzes Skynyrd-mäßiges E-Gitarren-Solo; „Traded It All For Love“ – sehr dynamisch, teilweise tanzbar, E-Pianotupfer, kreischendes E-Gitarren-Solo; „Stayed Away“ – erinnert in der Untermalung teilweise an „All Along The Watchtower“, Powerrefrain, integrierte Marschtrommeln) und ruhigen Sachen mit Southern-Country-Teint, wie sie ähnlich von den Outlaws früher so vorzüglich gepflegt wurden („Run With The Devil´“ – heulende Steel, klasse Bariton-E-Klänge; „Rock’N’Roll Dreamer“ – balladeske Strophen, entspanntes, verspieltes E-Gitarren-Solo; „Satisfied Heart“ – schöne Akustikgitarrenuntermalung, E-Piano-Tupfer, feine Steelguitar-Fills). Lediglich „Shadow Dancer“, ein schon vor fünf Jahren von Bart im feucht fröhlichen Zustand komponierter Song, fällt etwas aus dem Rahmen.

Als Grundlage könnte hier einmal mehr Charlie Daniels altgediegener Gassenhauer „Trudy“ gedient haben (sehr ähnlich von der Melodie her; der Song wird scheinbar in letzter Zeit gerne, genau wie „Can’t You See“ von vielen Bands abgewandelt). Doch wie dem auch sei, die Nummer wird von Crow & Co. in einem leicht angejazzten und cool groovenden, vollkommen eigenständigem Arrangement (tolle, längere, bluesrockige E-Gitarren-Passage) neu definiert. Klasse gemacht.

Mit ihrer neuen CD „Heartworn Tragedy“ hat die, sich eh schon einer immensen Beliebtheit erfreuende, Bart Crow Band abermals einen qualitativen Schritt nach vorn gemacht und muss mittlerweile klar zur obersten Riege der „Red Dirt“-Bands (Cross Canadian Ragweed, Randy Rogers Band, Wade Bowen, vor allem der Eli Young Band sind sie recht nahe) gezählt werden. Eine glänzende Vorstellung! In dieser Form ein ganz heißer Kandidat für den nächsten „Red Dirt“-Major-Vertrag!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Heartworn Tragedy
02. Saying Goodbye
03. Traded It All For Love
04. Run With The Devil
05. Stayed Away
06. Rock ‚N Roll Dreamer
07. Broken
08. Satisfied Heart
09. Shadow Dancer
10. Surrender

Bart Crow Band
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Bärchen Records

Bart Crow – Dandelion – CD-Review

Bart Crow, jetzt ganz auf Solopfaden, mit dem wohl besten und professionellsten Album seiner bisherigen Karriere! Herrlicher, hoch melodischer, zumeist schön knackiger, flockiger Texas Red Dirt Countryrock vom Allerfeisten! Nach seinem letztjährigen, starken Live-Album, dem insgesamt vierten mit der Bart Crow Band, hat der aus Maypearl bei Dallas stammende Texaner jetzt den nächsten Schritt in seiner Karriere getätigt und firmiert auf seiner neuen Studio-CD „Dandelion“ (dt. Löwenzahn/Pusteblume), ähnlich wie Phil Hamilton vor geraumer Zeit, nur noch unter dem eigenem Namen.

Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand, Crow hat so einen viel größeren Handlungsspielraum, was die Umsetzung seiner musikalischen Visionen angeht, muss sich viel weniger kompromissbereit zeigen als im Bandgefüge, und hat dazu den großen Vorteil, äußerst flexibel bei der Auswahl der Musiker und des Produzenten agieren zu können. In letztgenannter Hinsicht hat er sich für Pat Greens Drummer Justin Pollard entschieden, der natürlich dann auch die Schlagstöcke schwang. Ebenfalls aus Pat Greens Umfeld mit dabei Brett Danaher, der hier tolle Saitenarbeit in Zusammenschluss mit einem weiteren prominenten Gitarristen, David Grissom (Storyville, John Mellencamp, Dixie Chicks, Joe Ely) abliefert. Mit u. a. Michael Ramos (B3, piano, accordian), Kim DeSchamps (Pedal Steel, dobro, banjo, papoose) Brendan Anthony (Fiddle), und Mike Daly (Lap steel guitar) konnte Bart weitere, hochkarätige Instrumentalisten für sein neues Projekt gewinnen.

Und dies zahlt sich dann auch spürbar im Ergebnis und der Qualität seiner Musik aus. Es geht viel filigraner, mit viel mehr Feinheiten zu,als früher, auch wenn er seinem bisherigen Stil weitestgehend treu bleibt. Er eröffnet seinen Silberling direkt mit der ersten Single „A Little Bit Of Luck“, die klassisch schwungvollen, melodischen Red Dirt-Countryrock bietet. Orgel, Fiddle und Bariton-E-Gitarre gesellen sich zum typisch eingängigen Drums-/Gitarrenrhytmus, im Soloteil liefern sich E-Gitarre und Fiddle einen kurzen Schlagabtausch. Als Lohn gab es sofort eine Top-15 Platzierung zum Einstieg in die Texas Music Charts.

Von den insgesamt 14 Tracks mit einer satten Spielzeit von fast einer Stunde hat Bart bis auf zwei Fremdkompostion (Titelstück „Dandelion“ mit dezentem Western-Flair und „If I Go, I’m Goin’“ im Stile der Josh Abbott Band mit toller Guest-Appearence im Duett von Macy Maloy) fast alle Stücke im Alleingang kreiert. Co-Writer waren lediglich Mando Saenz beim heartlandträchtigen, irisch angehauchten „First Of Fall“, Matt Stell (tolle Harpbegleitung von Mark Kazanoff) bei „Cold Heart“, Drew Kennedy bei „Better Day“ (eines der stäksten Stücke des ohnehin komplett starken Albums – herrliche Melodie, Steel, Fiddle, feine Pianotupfer) und Rob Baird bei „I Miss You“ (melodischer, introvertiert vorgetragener Lovesong).

Dazwischen immer wieder countryinfizierte Red Dirt-Stücke, die dank Crows tollem Gesang oft Erinnerung an die von Henry Paul angeführten Lieder der Outlaws oder auch von Blackhawk hervorrufen (u.a. „Didn’t Mean To Break Your Herat“). Bei Stücken wie dem Rockabilly-angelehnten „Swing To The Radio“ (toll hier Barts fulminanter Schnellsprechgesang) oder dem abschließenden, schon fast etwas grassig abgehaltenen „Thank You“, wo fast alles an Saitenistrumenten (u. a. Dobro, Banjo, Ukulele, Papoose) aufgefahren wird, erkennt man dann deutlich Barts Intention, fortan alleine zu wirken. Diese Stücke wären im alten Bandgefüge sicherlich so nicht machbar gewesen. Insgesamt kann man den Schritt von Bart Crow mit „Dandelion“ gut nachvollziehen, zumal der sympatische Musiker sich seiner Klasse sehr wohl bewusst ist. Das zeigt seine Entwicklung, seine Reife.

Derart talentierte Musiker wie er müssen irgendwann entscheiden, wohin der Weg gehen soll. Seinem bisherigen Stil von bestens ins Ohr gehendem Red Dirt/Country-/Roots-/Americana-Rock/-Pop ist er ja treu geblieben, aber besser war er nie. Mit dieser Produktion eröffnet sich ihm vielleicht auch die Option, sich einmal für ein Major-Label in Nashville zu empfehlen und eventuell in naher Zukunft über die regionalen Grenzen Texas‘ hinaus (ähnlich der sehr erfolgreichen Eli Young Band, Wade Bowen oder der Randy Rogers Band) einen höheren Bekanntheitsgrad zu erlangen. Wie dem auch sei, „Dandelion“ ist ein ganz wunderbares Album geworden, dass all seine bisherigen Fans glücklich machen wird und mit dem er viel neue Freunde hinzugewinnen dürfte. Gratulation und weiter so, Bart Crow!

Smith Entertainment (2012)
Stil:  Red Dirt

01. Little Bit Of Luck
02. Didn’t Mean To Break Your Heart
03. First Of Fall
04. Dandelion
05. Swing To The Radio
06. Cold Heart
07. If I Go I’m Going
08. Falling For You
09. Loving You’s A Crime
10. Better Day
11. Busted
12. I Miss You
13. Wasted Time
14. Thank You

Bart Crow
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Bärchen Records

JB And The Moonshine Band – Beer For Breakfast – CD-Review

Da die meisten Musikredakteure, die ich kenne, wie auch meine Wenigkeit durchaus als trinkfreudige, Gerstensaft liebende Gesellen eingestuft werden dürfen (wie schon das eine oder andere Treffen mit solchen Menschen eindrucksvoll bewies), liefert JB (Patterson) und seine Moonshine Band mit „Beer For Breakfast“ musikalische Unterhaltung und Humor, die auch in unseren Kreisen ihre Freunde finden dürfte. Und irgendwie sagt man ja auch, dass man nach durchzechter Nacht immer mit dem Getränk weiter machen sollte, mit dem man am Vorabend aufgehört hat…

Der aus Texas stammende Frontmann, früher mal ein Werbemensch, und seine Langzeitfreunde Gabe Guevara (drums), Hayden McMullen (lead guitar) und Chris Flores (bass) präsentieren auf ihrem zweiten Silberling eine hochwertige Mischung aus Red Dirt, Southern Rock und New Country und erscheinen mir bereits jetzt schon, ähnlich wie die Randy Rogers Band, Wade Bowen oder auch Eli Young Band, als ganz heiße Kandidaten für einen künftigen Major-Deal.

Die Songs sind allesamt melodisch und eingängig, abwechslungsreich, was Stil und Tempo angeht, authentisch und teilweise auch witzig, sprich, hier steckt ein immenses Potential an Massenkompatibilität dahinter, ohne dass man Angst haben müsste, dass sich die Burschen selbst unter diesen Bedingungen allzu sehr verbiegen lassen würden. Dass dieser JB Patterson den Schalk im Nacken sitzen hat und auch mit einer genüsslichen Portion Selbstironie an die Sache geht (irgendwie hat man bei ihm das Gefühl, ein Augenzwinkern ist immer mit dabei), was mir übrigens sehr gefällt und nahe kommt, darüber kann man sich in vielen Youtube-Clips ein Bild machen.

Der Opener und Titelsong mit seinem kurzen knappen wie präzisen Statement im Refrain „Down here in Texas is beer for breakfast“ prescht launig im Uptempo durch die Boxen und findet bereits die verdiente Aufmerksamkeit in den dortigen Music Charts. Voll ins Herz trifft Patterson bei mir als Besitzer eines (ich denke, mich auch recht stark liebenden) Labradors bei Track 5, wenn er singt „why can’t she be more like my dog?“ (eine humorvolle Hommage an die Herrchen dieser Welt und ihre allseits bekannten, mannestypischen Eigenheiten). Ob der Text bei meiner Frau ebenfalls so gut ankommt, steht dabei allerdings auf einem anderen Blatt Papier…

Auch das mit Ex-Shooter Jennings-Gitarrist Leroy Powell zusammen komponierte „Hell To Pay“, ein zwischen Molly Hatchet und Lynyrd Skynyrd zu deren Bestzeiten pendelnder, deftig stampfender, gitarrenlastiger Southern Rocker, besticht mit seiner klaren Ansage „you better give me my money or you got hell to pay“. Satte E-guitar-getränkte Stücke wie „Ride“ oder das mit Redneck-Flair behaftete „Yes“ dürften Liebhabern des Genres ebenfalls einen Mordsspaß bereiten.

Toll dazu passend die Gastmusiker Shawn Fichter (percussion), Fiddle-Artist Rob Hajacos und Steel-Schwergewicht Mike Johnson, die dem Sound des Vierers mit filigranem und nie aufdringlichem Spiel viel Zusatzwürze verleihen. Am Ende gibt es mit dem ganz dezent Hip Hop-umwobenen „I’m Down“ und „Perfect Girl“ zwei voller Hitpotential steckende Bonustracks, die einmal mehr den angenehmen Humor von Patterson & Co. reflektieren.

Mit „Beer For Breakfast“ sind JB & The Moonshine Band vierzehn frisch gezapfte Songs gelungen, die in musikalischer Hinsicht, wie auch dem ganzen Drumherum (auch das Cover mit dem angedeuteten, verkatert wirkenden Patterson samt dickem Humpen vor Eier & Speck-Sandwich passt vorzüglich) voll überzeugen und Durst nach Mehr machen. Ich persönlich habe diesen fröhlichen Frühschoppen jedenfalls mit großer Wonne mitgenommen. Und ganz nebenbei – eigentlich ist es bei diesem schönen Wetter doch schon irgendwie wieder Zeit für ein Bierchen, oder nicht?

Average Joes Entertainment (2012)
Stil:  Red Dirt

01. Beer For Breakfast
02. Kiss Me That Way
03. No Better Than This
04. Edge Of The Road
05. More Like My Dog
06. Hell To Pay
07. Smith County Line
08. Ride
09. The Only Drug
10. Black And White
11. I Don’t Care
12. Yes

Bonus Tracks:
13. I’m Down
14. Perfect Girl

David Grissom
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Bärchen Records

Bleu Edmondson – The Future Ain’t What It Used To Be – CD-Review

Viertes Studioalbum des aus Dallas stammenden Texaners. Es war klar, dass, nachdem Bleu Edmondson 2007 mit „Lost Boy“ das Paradewerk seiner bisherigen Karriere hingelegt hatte, der Nachfolger vor einer recht hohen Messlatte stehen würde. Taktisch klug wurde von Bleu zunächst die Live-CD/DVD im legendären Billy Bob’s Texas hinterhergelegt, die zum einen den Beweis erbrachte, dass er auch einen glänzenden Bühnen-Performer abgibt und ihm auf der anderen Seite noch ein wenig mehr Zeit offerierte, sich intensiv auf die schwere Aufgabe, erneut Ebenbürtiges im Studio abzuliefern, vorzubereiten.

Aber, wie wir es so oft in der Red Dirt-Szene bei diesen jungen Burschen erleben. Immer dann, wenn der Druck am höchsten erscheint, belehren sie uns eines Besseren. So auch in diesem Fall. Mit „The Future Ain’t What It Used To Be“ ist Edmondson jetzt eine Platte gelungen, die sich so etwas von auf Augenhöhe mit „Lost Boy“ befindet – einfach genial. Bärenstarker, leicht Red Dirt-behafteter, sehr emotionaler, kraftvoller, würziger, von klasse Melodien durchzogener Roots-/Heartland-Rock, eines grandiosen Singer-/Songwriters.

Und dieser wunderbar raue, heisere, ausdrucksstarke Gesang – klasse! Nachdem beim Vorgänger noch hochkarätige Namen wie Wade Bowen, Brandon Jenkins und Ikone Ray Wylie Hubbard beim Songwriting involviert und mit die Erfolgsgaranten für das Gelingen der CD waren, hat Bleu die aktuelle Scheibe zur höchstpersönlichen Angelegenheit deklariert und sämtliche Songs in Eigenregie geschrieben. Assistieren durfte ihm sporadisch wieder Dwight Baker, der sich, wie schon bei „Lost Boy„, auch für die Produktion verantwortlich zeigt und lediglich noch ein paar Backgroundgesänge beisteuerte.

Ort des Geschehens waren erneut die Matchbox Studios in Austin, die Musikermannschaft wurde jedoch komplett ausgewechselt, wobei diesmal Kevin Lovejoy am Piano und den Keyboards sowie Rafael Gayol mit seiner variablen und sehr markanten Drumarbeit die vordergründigen Akzente setzen. Auch das in diesen Sphären eher seltene Saxophon kommt bei zwei Tracks wieder zum Tragen und wird von Carlos Soza meisterhaft bedient (besonders stark beim mit schweren E-Bariton-Tönen getragenen, leicht episch angehauchten „Life On The Outside“, wo sein Spiel nahtlos an Bleu’s E-Gitarrensolo anknüpft, sodass man den Instrumentenwechsel erst einige Momente später realisiert).

Die CD beginnt (wie auch schon bei „Lost Boy“ mit „American Saint“) mit dem treibenden, sehr rhythmischen Rocker „Blood Red Lincoln“ (mit viel, aber unaufdringlichem, sehr schönem Pianospiel), der Bleu’s Verehrung von Leuten wie Bruce Springsteen, im weiteren Verlauf auch Bob Seger (bei „I’m Still Here“ mit starkem E-Gitarren-Solo) oder John Mellencamp (bei „Riot Night“ – kräftiger Refrain mit markanter E-Gitarrenlinie) offen darlegt. Die erste Single „No Room For Mercy“, sehr melodisch, wartet mit einer unterschwelligen Dramatik auf (wie schon bei seinem Hit „Finger On The Trigger“, diesmal geht es aber um das Ende einer Beziehung, die sowohl emotional wie materiell gescheitert ist), wobei sein Text am Ende (wie auch bei einigen anderen Stücken) viel Spielraum für Fantasie lässt.

Das ist, vor allem textlich, keine „Friede-Freude-Eierkuchen“-Musik und dürfte trotzdem wieder überaus chartkompatibel sein (sofern sich die Radio-Stationen trauen – aber die vielen unabhängigen in Texas werden diese Nummern sicher durch den Äther jagen). Aus unserer Sicht ein überaus gelungener Balanceakt! Auch der Titeltrack „The Future Ain’t What It Used To Be“ unterstreicht mit dunklen Moll-Pianoklängen, dass Edmondson nicht unbedingt ein Kind musikalischer Fröhlichkeit ist, aber sich auch in der Lage befindet, die Zuhörer regelrecht in den Bann seiner Gefühle zu ziehen. Zumal alle Songs von hinreißenden Melodien begleitet werden. Soulig und recht retrobehaftet geht es beim lässigen „Not Afraid To Be Alone“ zu (erneut Saxophon-lastig), bevor Bleu einen mit der wunderschön relaxten Ballade „I Got My Yesterdays“ (Akustikuntermalung mit ständigen Piano- und E-Gitarren-Fills, klasse Instrumentalausklang) musikalisch bildhaft in den Sonnenuntergang entlässt.

Ein toller Abschluss. Bleu Edmondson hat es mit dem Schachzug, sein neues Album auf eine sehr persönliche Ebene zu hieven, sehr geschickt verstanden, einerseits der hohen Hypothek des Vorgängers Genüge zu tragen und sich gleichzeitig wieder etwas mehr Luft und Spielraum für zukünftige Werke zu verschaffen. Respekt! Das hat ganz große Klasse! Um seine musikalische Zukunft braucht er sich angesichts dieses Niveaus jedenfalls keine Sorgen zu machen. Chapeau Bleu Edmondson!

American Saint (2010)
Stil: Red Dirt

01. Blood Red Lincoln
02. No Room For Mercy
03. Riot Night
04. Believe In Me
05. Life On The Outside
06. Black And White
07. The Future Ain’t What It Used To Be
08. I’m Still Here
09. Not Afraid To Be Alone
10. I Got My Yesterdays

Bleu Edmondson
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