Pat Green – Songs We Wish We’d Written II – CD-Review

Pat Green zählt zu den unbestrittenen Schwergewichten der Red Dirt-Szene und weit darüber hinaus. Der mehrfach Grammy-nominierte Singer/Songwriter bewegte sich seit dem von mir vor elf Jahren besprochenen Three Days beständig auf Major Label-Pfaden und weckte dank seiner mitreißenden Live-Shows und seinem Wechsel 2006 zu BNA auch Nashville-Begehrlichkeiten.

Mittlerweile ist er aber zu seinen Roots zurückgekehrt und frönt auf seinem zehnten Album wieder der Unabhängigkeit bei Sugar Hill Records. Als Einstieg wählte er die Neuauflage einer Cover-Geschichte („Songs We Wish We’d Written II“), die er 2001 mit Cory Morrow (einem weiteren sehr beliebten texanischen Interpreten) in Kooperation begonnen hatte.

Morrow ist hier nur noch sporadisch vertreten, gesanglich zu hören lediglich beim Lyle Lovett-Stück“If I Had A Boat“. Trotzdem hat Pat Green ganze Arbeit geleistet und ein tolles Werk zusammengestellt. Das Schöne daran ist, dass die auserwählten Lieder bis auf Tom Pettys (schön hier als Thomas Earl Petty in den Credits benannt) „Even The Losers“, als sich dynamisch aufbauende, pianoträchtige Powerballade konstruiert, und das von Warren Haynes für die Allman Brothers geschriebene „Soulshine“ (auch für Gov’t Mule verwendet) eher nur Insidern bekannt sein dürften.

Die „Soulshine“-Aufarbeitung von Green (mit dabei Gitarrenvirtuose Monte Montgomery an der Akustikklampfe) ist saustark, verfehlt eine Live-Version, die ich neulich mal von den aktuellen ABB auf YouTube gesehen habe, nur um Haaresbreite. Klasse der Abwechslungsreichtum, was die Art, Umsetzung und auch die hervorragend gewählte Anordnung der Tracks betrifft, die das Ganze zu einer äußerst kurzweiligen Geschichte machen. Die Spielzeit vergeht im Nu.

„All Just To Get To You“ von Texas-Blueser Joe Ely verwandelt Pat in eine für ihn typische Red Dirt-Version (Spaß bereiten hier die Slide-Gitarren). Beim folkigen „Streets Of Galilee“ verhilft er Jungtalent Aaron Lee Tasjan (auch Autor des Songs, gesangs- und spieltechnisch beteiligt) zu etwas Publicity. Shelby Lynnes „Jesus On A Greyhound“ (Mandofills, Slidegitarre) kommt im schönen Country Rock-Gewand daher.

Mein Lieblingsstück ist hier „Austin“ aus der Feder vom ebenfalls in Nashville sehr umtriebigen Songwriter Jon Randall. Eine herrliche HT-Nummer zum Mitwippen, veredelt mit Backing Vocals von Ex-Sons Of The Desert-Frontmann Drew Womack. Herrlich! Wunderbar melancholisch die Ballade „If It Weren’t For You“ (entspanntes E-Solo, traurige Fiddle) ursprünglich vom Songwriter-/Musiker-Duo Walt Wilkins und Liz Rose.

Mit „The World I Know“ knöpft sich Green einen Song einer Band, der jüngeren Generation nahe stehend, vor, nämlich von Collective Soul. Hier nahm er dann auch deren Chef Ed Roland direkt mit ins Boot. Eine power-folkige Meisterleistung garniert mit Banjo, starken Gitarren und atmosphärischem Violinenspiel. Am Ende lässt es Pat nochmal unter der Mithilfe von Jack Ingram beim Todd Snider-Song „I Am Too“ (Drum-Poltern, fette E-Soli) so richtig krachen – der wohl rockigste Track der CD.

„Songs We Wish We’d Written II“ von Pat Green macht richtig Spaß. Ein Silberling, der vom Protagonisten selbst bis hin zu allen restlichen Involvierten, sei es Originalautoren oder umsetzenden Musikern ungemein starkes Niveau vermittelt. Vor allem ein Cover-Album, das sich nicht der sonst üblichen Klischees bedient und von daher uneingeschränkt empfohlen werden kann! Dazu eine schöne Überbrückung bis zu Pats neuem eigenständigen Werk, für das er sich bereits im Songwriting-Prozess befindet und Anfang nächsten Jahres ins Studio gehen wird.

Sugar Hill/Vanguard Records (2012)
Stil:  Country Rock

01. All Just To Get To You
02. Streets Of Galilee
03. Jesus On A Greyhound
04. Even The Losers
05. Austin
06. If It Weren’t For You
07. Soulshine
08. The World I Know
09. If I Had A Boat
10. I Am Too

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Pat Green – What I’m For – CD-Review

Klasse neues Album von Pat Green – eine deutliche Steigerung zum Vorgänger, da trotz aller Radiotauglichkeit wieder etwas erdiger, herzhafter, würziger und Gitarren orientierter! Green war einer der ersten, der sich frühzeitig aus der Riege der jungen Wilden der texanischen Red-Dirt-Szene gelöst hatte und sich quasi in die Höhle des Löwen nach Nashville wagte. Damit hatte er so etwas wie eine Vorreiterrolle inne. Acts wie die Randy Rogers Band, Wade Bowen und die Eli Young Band folgten seinen Spuren. Pat hat sich mit seinem 5. Major-Album „What I’m For“ mittlerweile fest in „Music City“ etabliert und ist dort eine nicht mehr wegzudenkende Größe.

Green’s Hauptintention, seine Alben im ganzen Land präsent zu haben, ist voll aufgegangen. Er füllt, natürlich auch dank seiner energiegeladenen Live-Shows und einer schon immer hinter ihm stehenden, kontinuierlich gewachsenen Fanbase, mittlerweile Stadien auf kompletter nationaler Ebene (sogar in New York!). Nach drei von Don Gehman (John Mellencamp, Hootie & The Blowfish) produzierten Werken, hat Green auf eigenen Wunsch eine neue Phase seiner Karriere eingeläutet und die Zusammenarbeit mit Dann Huff ersucht, um seinen Songs vor allem eine etwas gitarrenlastigere Note zu vermitteln.

Und das ist richtig gut gelungen. Huff, der natürlich auch selbst Hand anlegte, verpflichtete mit J.T Corenflos, Brett Danaher, Jerry McPherson, Adam Shoefeld (Big & Rich’s begnadeter Haus-Gitarrist), Chris Skrobot und Ilya Toshinsky gleich eine ganze Armada von Klasse-Gitarristen, die den Sound des neuen Green-Silberlings entscheidend mitprägen. Auch bei der Besetzung der anderen Instrumente wurde geklotzt und nicht gekleckert. Klingende Namen wie Tim Akers, Jay De Marcus (Rascal Flatts), Jimmy Lee Sloas, GlennWorf, Chad Cromwell, Shannon Forrest, Chris McHugh, Joanthan Yudkin, Eric Darken, Dan Dugmore oder Paul Franklin sind jedem in der Szene bekannt und eine Qualitätsgarantie.

Gegenüber dem Vorgänger „Cannonball“ wurde von Huff ein etwas kompakteres Paket geschnürt, das es aber dafür um so mehr in sich hat. Mit „Footsteps Of Our Fathers“ startet der „Hans Dampf in allen Gassen“ Pat Green direkt furios durch. Ein knackiger, sehr moderner Countrysong, der ein wenig Heartland-Atmosphäre mit einem satten Gitarrenrhythmus verbindet, wie man ihn bei Keith Urban oft erlebt, gespickt mit kleinen Mandolinentupfern und einem herrlichen E-Gitarren-Solo. Ein toller Auftakt. Vom Inhalt einer der wenigen Fremdkompositionen, „What I Am For“ (Marc Beeson/Allen Shamblin) war Pat so fasziniert, dass er ihn direkt zum Titelsong beförderte, laut eigener Aussage vor allem wegen des hohen Identifikationsgrades zum Text dieses emotional im Storytelling-Stil vorgetragenen Country-Stückes (inkl. Fiddle-, Steel- und Akkordeonakzenten).

Schön auch immer wieder, wenn Musiker als Co-Autoren beim Songwriting ihren typischen Stempel aufsetzen, auch wenn sie musikalisch gar nicht beteiligt sind. Bobby Pinson ist so einer, der so eine gewisses Flair verbreitet. Green und er schrieben „Feeling Pretty Good Tonight“ in einer überaus feucht-fröhlichen Nacht im Hermitage Hotel in Nashville (Zitat Pat Green), dessen Launigkeit sich sprichwörtlich auf den Text und die instrumentelle Umsetzung übertrug. Auch „Lucky“, das Pat mit seinen Schreibpartnern aus früheren Tagen, Patrick Davis und Justin Andrew Pollard komponierte, geht eindeutig in die Rubrik Gute Laune-Songs und könnte zum weiteren potentiellen Hit dieses Werkes avancieren.

Etwas ruhiger, fast schon mit etwas Bluegrass-Teint und recht emotional, gibt sich Green bei „In This World“ (schöne Akustikgitarre, Mandoline). Launig und mit vielen benannten Größen der Nashville-Szene im Text geht es bei „Country Star“ zu. „Let Me“, die erste Single, ist dann eine auf jeglichen Schmalz verzichtende Powerballade a là James Otto. Toll hier das typische Dann Huff E-Gitarren-Solo. Der wohl rockigste und herrlich abgehende Track ist „In It For The Money“. Toller Text, spielerische Feinheiten (Mandoline, Orgel, Slide-Passage), dazu eine gehörige Portion Dramatik, ein absolutes Highlight!

Mit „Carry On“ wurde ein Klassiker aus Green’s Repertoire (vom legendären „Three Days„-Album) in einer etwas poppigerer Manier neu aufgelegt. „In The Middle Of The Night“ beendet dann Pat’s großartiges Album in ruhiger Keith Urban-Manier. Das Lied pendelt irgendwo in Sphären von Urban’s „You’ll Think Of Me“ und „Raining On Sunday“, und schließt das Album atmosphärisch ab. Pat Green hat mit „What I’m For“ wieder hochkarätige Kost abgeliefert, die seinen Status in Nashville vermutlich nochmals steigern wird. Völlig zu Recht! Denn Pat Green steht einfach für klasse Musik!

BNA Records (2009)
Stil:  Country Rock

01. Footsteps Of Our Fathers
02. What I’m For
03. Feeling Pretty Good Tonight
04. Lucky
05. In This World
06. Country Star
07. Let Me
08. In It For The Money
09. Carry On
10. In The Middle Of The Night

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Pat Green – Cannonball – CD-Review

4. Major-Album von Pat Green, sein erstes allerdings für sein neues Label. Der aus Waco kommende Texaner, bekannt für seine energiegeladenen Live-Shows, dürfte mit seinem neuen Werk „Cannonball“ gerade in Nashville die letzten Barrieren freigesprengt haben, um sich unter den absoluten Top-Stars zu etablieren. Bereits auf seinem letzten Album „Lucky Ones“ hat er, wie auch jetzt, den Spagatschritt zu mehr radiofreundlicheren, Country-Mekka-kompatiblen Songs, ohne dabei seine texanische Ursprünglichkeit zu verlieren, glänzend gemeistert.

Diesmal hat Produzent Don Gehman (u.a. Hootie & The Blowfish) den pop-rockigen Anteil noch einmal etwas angezogen, wobei die erfahrenen, exzellenten Nashville-Studiomusiker wie Greg Morrow (Drums), die hier überragenden Gitarristen J. T. Corenflos, Kenny Greenberg (E-guitar), Biff Watson, John Willis (Acoustic guitar), Jonathan Yudkin (Violin, strings), Michael Daly (Steel guitar), Michael Rhodes (Bass) und John Hobbs (Keyboards), den Countryanteil stets präsent gehalten haben.

Das Titelstück „Cannonball“, eine durchschlagskräftige, sehr melodische Uptemponummer, wird von schwungvollem Upbeat-Drumming und brillant gespielten Rhythmus- und E-Gitarren dominiert. Gut passende, dezente Harmoniegesänge im Refrain, sowie eine kleines, filigranes Slide-/E-Gitarrenduell machen den Song zur Klassenummer. Überhaupt startet das neue Werk gleich ziemlich forsch durch. Das dem Titeltrack folgende „Way Back Texas“ (hier fegt der Green-typische, texanische Wind mal so richtig durch den southern-mäßig dahin groovenden Song) und „Love Like That“ (rhythmisch stampfend, tolles Mandolinenspiel in Kombination mit klasse E-Gitarren, Orgel-, Steelguitar-Fills) sind weitere ordentlich abgehende Tracks, die jede Cabrio-Fahrt zum Vergnügen werden lassen.

Bei „Dixie Lullaby“ wird dann zunächst mal das Bremspedal bedient. Das Lied ist eine schöne, traurige Hommage an seinen verstorbenen Vater. Mit „Missing Me“ (dezent keltisch angehaucht) und dem abschließenden Country-Schwofer „Sleeping With The Lights On“ (dem Titel konform mit absoluter Feuerzeugeinschaltgarantie bei Live-Konzerten) wird der balladeske Anteil insgesamt jedoch recht sparsam gehalten. Auch recht entspannt, aber doch schon ziemlich peppig dargeboten ist „Finder’s Keepers“, ein Duett mit der großartigen Sara Evans, die sich vokal blendend mit Green ergänzt. Klasse Nummer mit leichtem Retro-Flair der Marke „Roy Orbinson meets Mary Chapin Carpenter„!

Im übrigen Verlauf setzt Pat weiter auf die seinem Naturell eher entsprechenden, tempoträchtigeren Songs, wie den ersten Hit „Feels Just Like It Should“ (bereits Nr. 13 in den Billboard Country Singles Chatrs – Tendenz steigend!) und „Lost Without You“, bei dem sich kompositorisch mit Brett James ein Erfolgsgarant in dieser Hinsicht an seiner Seite befand. „Won’t Let Love“ mit seinen „Na-Na-Na“-Gesängen am Ende erinnert gar ein wenig an eine Countryvariante des Bryan Adams-Hits „Cuts Like A Knife“.

Überhaupt scheint immer mal wieder ein ganz dezenter „BryanAdams-Gute-Laune-Rock-Faktor“, allerdings ohne dominant zu erscheinen, durch die eine oder andere Nummer zu blinzeln, wie auch bei „Learn How To Live“. Mit „I’m Trying To Find It“ und „“Love Had Something To Say“ huldigt Pat Green dann mit zwei Covernummern noch zwei seiner Songwriter-Seelenverwandten. Erstgenanntes Stück aus der Feder von Jeffrey Steele (und Tom Hambridge), auch auf Jeffrey Steeles brandaktuellem, starken „Hell On Wheels“-Album enthalten, hier von Green etwas mainstreamiger dargeboten, zweites vom immer wieder hochverehrten Radney Foster von seinem Klassewerk „Another Way To Go“ aus dem Jahr 2002, diesmal weniger introvertiert gehalten.

„Cannonball“ von Pat Green ist insgesamt ein klasse, abwechslungsreiches, sehr kräftiges und mit 14 Liedern (fast 55 Minuten) recht umfangreiches, melodisch-modernes Werk; eine Art Karriere-Album, bei dem er seine texanischen Roots etwas mehr im Hintergrund hält, das aber in Nashville sicherlich einschlagen wird wie eine „Kanone“.

Sony Music (2006)
Stil:  Country Rock

01. Cannonball
02. Way Back Texas
03. Love Like That
04. Dixie Lullaby
05. Feels Like Just It Should
06. Missing Me
07. Virginia Bell
08. Finder’s Keepers (feat. Sara Evans)
09. Won’t Let Love
10. Lost Without You
11. I’m Trying To Find It
12. Love Hd Something To Say
13. Learn How To Live
14. Sleeping With The Lights On

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Pat Green – Three Days – CD-Review

Schon der Blick aufs Titelbild des Booklets von Pat Greens aktueller CD „Three Days“, auf der ein zerrissener, ausgelatschter Cowboystiefel verlassen am Pfahl eines Stacheldrahtzaunes hängt, lässt erahnen, dass es bei dieser Scheibe heiß zur Sache gegangen sein muss. Und in der Tat, hier wurde ordentlich gehobelt, hier sind jede Menge Späne gefallen.

13 fantastische Songs, ohne jeden Aussetzer, mit unheimlich viel Dampf und superklarem Sound, so ein wenig im Stil der Bottle Rockets zu „24-Hours-A-Day“-Zeiten gespielt, machen die CD zu einem kurzweiligen Ereignis. Für mich persönlich ein Highlight des Jahres!

Jede Menge satter Gitarren, viel Gefiddel, aber so dosiert, dass es nie nervig wirkt, dazu Pat Greens passende Stimme, mich sehr an die von Brian Henneman erinnernd, bestimmen dieses abwechslungsreiche Werk fast ohne jeden Blick auf Kommerzialität. So erscheint es mir zumindest.

Zu verdanken sei das stimmige Ergebnis, laut Greens eigener Aussage, auch der außerordentlich guten Zusammenarbeit mit seinem Label Republic/Universal Records, das keinen Druck ausübte und ihn absolut freizügig agieren ließ.

Ein echtes Malocheralbum, bei dem Pat Green zum Einen mit neun selbstgeschriebenen Liedern echte Songwriterqualitäten unter Beweis stellt, zum Anderen auch wunderbar zeigt, wie man traditionelle Countrymusikelemente mit viel Pepp und sehr aktuell darbieten kann.

Mir gefallen besonders, auf einer durchgehend guten Scheibe, das druckvolle Auftaktstück „Carry On“, mit Ex-Storyville David Grissom an der Gitarre, die Uptempo-Balladen „Whiskey“ und „Crazy“, sowie das southern-rockige „Southbound 35“ „Three Days“, ein echter Kracher, der nicht nur in die Sammlung eines bekennenden Countryfans gehört. Einfach herrlich, kaufen und genießen!

Universal Music (2001)
Stil:  Country Rock

01. Carry On
02. Threadbare Gypsy Soul
03. Three Days
04. Who’s To Say
05. Galleywinter
06. Wrong Side Of Town
07. We’ve All Got Our Reasons
08. Whiskey
09. Crazy
10. Take Me Out To A Dancehall
11. Count Your Blessings
12. Southbound 35
13. Texas On My Mind

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Django Walker – Down The Road – CD-Review

Djan

Beim Namen Django fällt mir heute immer noch zunächst unweigerlich der Uralt-Sketch (war es damals bei Klimbim? Keine Ahnung) ‚Django zahlt heute nicht … Django hat Monatskarte!‘ ein, bei dem die berühmt berüchtigten Italo-Western-Schinken veralbert wurden. Den Namen, den man sich heute als bodenständiger Musikliebhaber etwas genauer einprägen sollte, lautet Django Walker, Sohn einer in unserer Gegend wohl eher nicht so geläufigen Countrylegende, Jerry Jeff Walker.

Der junge Spund mit seinen ebenso juvenilen musikalischen Gefährten spielt eine knappe Stunde frische, rootsige Countrysongs mit einem leichten Hauch von Texas-Rock, die alle selbst komponiert wurden und mit Melodien vom Allerfeinsten bedacht worden sind. Dabei kann sich der noch völlig unverbraucht wirkende Bandleader auf einen starken Gitarristen, namens Greg Combs, verlassen, der ein ums andere Mal sein Können preisgibt.

Besonders klasse sein Endsolo auf „All The Miles“, das den Song zu einer wahren Perle werden lässt. Mit dabei auch sein Freund Pat Green, der Djangos Abschlussstück „Texas On My Mind“ auf seinem aktuellen Album „Three Days“ gecovert hat. Sie bringen ihre Co-Produktion „Modern Day Bojangles“ im Duett, das sicherlich auch Nitty Gritty Dirt Band-Freunden sehr gefallen dürfte.

Toll auch, auf einer Scheibe ohne Ausfälle, das zum Mitwippen anregende Titelstück „Down The Road“; der flockige Countrysong „Texas Blacktop Highway“, „Just Another Day“ mit seinen Schwankungen zwischen Nachdenklichkeit und Freude, durch ständige Tempowechsel schön in Szene gesetzt; „College Life“ mit seinem temperamentvollen Sprechgesang oder die Westernballade „Wild Cowboys“.

Verdeck auf, sich den sommerlichen Fahrtwind um die Ohren blasen lassen, und von guter Musik auf den endlosen Highways betört zu werden; dazu passt dieses Werk ideal. Starker Auftritt, Django Walker! Und so bin ich mal wieder für ein paar Worte mit einem kleinen Juwel belohnt worden; eines von vielen erfreulichen Dingen, die eine Tätigkeit für ein Musikmagazin mit sich bringt, frei nach dem Motto: Daniel zahlt heute nicht … Daniel hat Rezensionsexemplar!

Lazy Kid Music (2002)
Stil: Red Dirt

01. Down The Road
02. Texas Blacktop Highway
03. The Road You Choose
04. Another Day
05. All The Miles
06. College Life
07. Modern Day Bojangles
08. Wild Cowboys
09. Love Is A Crazy Thing
10. Jose & Jack
11. Lost Songwriter
12. Texas On My Mind

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Pat Green – Home – CD-Review

Erstes Album mit neuem, eigenständigen Material von Pat Green nach knapp sechs Jahren, und was für ein großartiges. Sein neues Werk „Home“, das sich, beginnend mit dem Titellied, als schonungslose Abrechnung (auch in eigener Sache), mit Sätzen wie „I was blind to the game/I sang the wrong songs and disappeared for way too long/But I’ve finally found my way home,” mit seiner Major-Label-Zeit in Nashville offenbart. Green, mittlerweile beim aufstrebenden Thirty Tigers Label unter Vertrag, das seinen Interpreten bekannter Weise weitestgehend freie Hand lässt, scheint sich in seiner neuen Situation pudelwohl zu fühlen. Zum einen sind ihm in Kooperation mit namhaften Co-Writern wie Patrick Davis, Scooter Carusoe, Chris Stapelton, David Neuhauser und Justin Pollard grandiose Eigenkompositionen nach eigenem Gusto gelungen, zum anderen konnte er sich auch an hervorragendem Fremdmaterial bedienen, das ihm in der Umsetzung sichtlich Spaß bereitete.

Wunderbar ‚organisch‘ produziert haben Jon Randall Stewart, Justin Pollard (beide auch kompositorisch und instrumentell involviert) und Gary Paczosa, die Green quasi ein musikalisches ‚Heim‘-Spiel servieren. Green spielt hinreissend schöne, von tollen Strukturen und Melodien geprägte Country- und Countryrock-Songs, vollkommen natürlich, frei von jedem Nashville-„Bombast“, teils mit einem dezenten, seiner Heimat entspringendem Red Dirt-Feeling, teils mit herrlichen Americana-Bezügen. Das mit einer markanten Fiddle-/Steelguitar-Linie geführte, herrliche melodische und eingängige (New) Countrystück „Break It Back Down“ bohrt sich sofort in die Gehörgänge und animiert zum Mitsingen der Refrainzeile. Überraschend hier der als Mitschreiber bei den Beavers-Brüdern fungierende Dierks Bentley, der diesen Song vermutlich auch noch für sein nächstes Album beanspruchen könnte. Klasse!

Herausstechend auf dieser CD natürlich auch die vielen schillernden Berufskollegen, die Green gerne ihre Unterstützung gegeben haben. Wenn zwei solch musikalische Schwergewichte wie Pat und Lyle Lovett sich zusammen im Duett die Ehre geben und darüber sinnieren, dass texanische Mädels etwas besser sind als alle anderen, erregt so was natürlich heftiges Aufsehen. Die Single schoss dann auch sieben Wochen lang auf die Pole-Position der im Lonestar State so wichtigen Texas Music Charts. Ein herrlicher Piano-lastiger, viel Aura versprühender, dezent swingender Country-„Schwofer“. Toll! „Bet Yo Mama“, ein dreckiger, Southern-umwehter, Gitarren-lastiger Roots-/Blues-Stampfer, ähnlich der Sachen, die Tony Joe Whites auf seinem letztem „Hoodoo“-Werk so vortrefflich zelebrierte, hat Pat seinem Kollegen und Freund Chuck Cannon ‚abgeluxt‘. Green hatte bei dessen Konzerten so einen Narren an dem Stück gefressen, dass er diesen Track nach fast 5 Jahren endlich mit Cannons Einwilligung auf eigene Art adaptieren konnte.

Nächster prominenter Gast ist Sheryl Crow, die in letzter Zeit ja auch ihren Faible für die Countrymusic entdeckt hat. Tolles vokales Wechselspiel der beiden auf „Right Now“. Einer der ganz großen Höhepunkte ist das mit herrlich melancholischen Piano-/Akkordeon-Tönen unterlegte „While I Was Away“, das Zane Williams kreiert hat. Ein Name, der ebenfalls für absolute Qualität bürgt. Im Anschluss geben sich Pat, Delbert McClinton und Lee Roy Parnell beim launigen Dreier auf „May The Good Times Never End“ die Ehre. McClintons quäkige Harmonika und Parnells grandioses Slideguitar-Spiel machen diese Honkytonk-Uptemponummer zu ganz „großem Kino“. Da kann man nur voller Ehrfurcht konstatieren:“Möge solche Musik nie enden“. Die nächsten beiden Stücke, „Life Good As It Can Be“ und „No One Here But Us“, des „South West-Springsteens“, wie Green auch beiläufig genannt wird, erinnern ein wenig an die starken Auftritte, mit denen Will Hoge in letzter Zeit begeistert. Klasse hier u. a. auch die tollen weiblichen Harmoniegesänge von Jennifer Gunderman und Sarah Buxton.

„I’ll Take This House“ huldigt ein bisschen der einstigen „Three Days„-Phase, als Greens musikalisches Leben noch in Ordnung schien. Eine schöne, flotte Nummer. „Day One“ ist eine wunderschöne Countryballade. Dan Dugmore (mit seinem unnachahmlichen Steelspiel), Michael Ramos (Piano) sowie die auch sonst starken E-Gitarristen Brett Danaher und Chris Skrobot drücken diesem tollen Stück deutlich ihren Stempel auf. Zum Abschluss lassen dann Pat Green und Marc Broussard (wer wäre hier auch besser geeignet?) in einem weiteren Duett mit „Good Night In New Orleans“ noch mal ein geradezu herausragendes Highlight los. Der Track beginnt zunächst recht ruhig in feinster Singer/Songwtiter-/Storytelling-Manier, verwandelt sich dann aber mittels eines großartigen Tempowechsels in einen richtig knackigen, Cajun-lastigen, New Orleans-typischen, viel Fröhlichkeit überbringenden Uptempo-Countryrocker, um dann wieder in der Melancholie des Beginns zu versinken. Ganz starker Tobak zum Schluss!

Pat Green hat auf „Home“ ganz klar wieder zu sich und zu altbewährter Stärke zurück gefunden. Vielleicht ist es sogar noch ein wenig mehr als das, so stark ist diese Scheibe. Er wirkt regelrecht befreit und zeigt hier eine der besten Leistungen seiner eh schon imponierenden Karriere. Ein super Teil! Wir ziehen beeindruckt den Hut und stellen erfreut fest: Pat Green ist mit seiner Musik „zu Hause“. Er ist „Home“!

Thirty Tigers Records (20151)
Stil: Country Rock

01. Home
02. Break It Back Down
03. Girls From Texas (feat. Lyle Lovett)
04. Bet Yo Mama
05. Right Now (feat. Sheryl Crow)
06. While I Was Away
07. May The Good Times Never End (feat. Delbert McClinton and Lee Roy Parnell)
08. Life Good As It Can Be
09. No One Here But Us
10. I’ll Take This House
11. I Go Back To You
12. Day One
13. Good Night New Orleans (feat. Marc Broussard)

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