Pat Green – Cannonball – CD-Review

4. Major-Album von Pat Green, sein erstes allerdings für sein neues Label. Der aus Waco kommende Texaner, bekannt für seine energiegeladenen Live-Shows, dürfte mit seinem neuen Werk „Cannonball“ gerade in Nashville die letzten Barrieren freigesprengt haben, um sich unter den absoluten Top-Stars zu etablieren. Bereits auf seinem letzten Album „Lucky Ones“ hat er, wie auch jetzt, den Spagatschritt zu mehr radiofreundlicheren, Country-Mekka-kompatiblen Songs, ohne dabei seine texanische Ursprünglichkeit zu verlieren, glänzend gemeistert.

Diesmal hat Produzent Don Gehman (u.a. Hootie & The Blowfish) den pop-rockigen Anteil noch einmal etwas angezogen, wobei die erfahrenen, exzellenten Nashville-Studiomusiker wie Greg Morrow (Drums), die hier überragenden Gitarristen J. T. Corenflos, Kenny Greenberg (E-guitar), Biff Watson, John Willis (Acoustic guitar), Jonathan Yudkin (Violin, strings), Michael Daly (Steel guitar), Michael Rhodes (Bass) und John Hobbs (Keyboards), den Countryanteil stets präsent gehalten haben.

Das Titelstück „Cannonball“, eine durchschlagskräftige, sehr melodische Uptemponummer, wird von schwungvollem Upbeat-Drumming und brillant gespielten Rhythmus- und E-Gitarren dominiert. Gut passende, dezente Harmoniegesänge im Refrain, sowie eine kleines, filigranes Slide-/E-Gitarrenduell machen den Song zur Klassenummer. Überhaupt startet das neue Werk gleich ziemlich forsch durch. Das dem Titeltrack folgende „Way Back Texas“ (hier fegt der Green-typische, texanische Wind mal so richtig durch den southern-mäßig dahin groovenden Song) und „Love Like That“ (rhythmisch stampfend, tolles Mandolinenspiel in Kombination mit klasse E-Gitarren, Orgel-, Steelguitar-Fills) sind weitere ordentlich abgehende Tracks, die jede Cabrio-Fahrt zum Vergnügen werden lassen.

Bei „Dixie Lullaby“ wird dann zunächst mal das Bremspedal bedient. Das Lied ist eine schöne, traurige Hommage an seinen verstorbenen Vater. Mit „Missing Me“ (dezent keltisch angehaucht) und dem abschließenden Country-Schwofer „Sleeping With The Lights On“ (dem Titel konform mit absoluter Feuerzeugeinschaltgarantie bei Live-Konzerten) wird der balladeske Anteil insgesamt jedoch recht sparsam gehalten. Auch recht entspannt, aber doch schon ziemlich peppig dargeboten ist „Finder’s Keepers“, ein Duett mit der großartigen Sara Evans, die sich vokal blendend mit Green ergänzt. Klasse Nummer mit leichtem Retro-Flair der Marke „Roy Orbinson meets Mary Chapin Carpenter„!

Im übrigen Verlauf setzt Pat weiter auf die seinem Naturell eher entsprechenden, tempoträchtigeren Songs, wie den ersten Hit „Feels Just Like It Should“ (bereits Nr. 13 in den Billboard Country Singles Chatrs – Tendenz steigend!) und „Lost Without You“, bei dem sich kompositorisch mit Brett James ein Erfolgsgarant in dieser Hinsicht an seiner Seite befand. „Won’t Let Love“ mit seinen „Na-Na-Na“-Gesängen am Ende erinnert gar ein wenig an eine Countryvariante des Bryan Adams-Hits „Cuts Like A Knife“.

Überhaupt scheint immer mal wieder ein ganz dezenter „BryanAdams-Gute-Laune-Rock-Faktor“, allerdings ohne dominant zu erscheinen, durch die eine oder andere Nummer zu blinzeln, wie auch bei „Learn How To Live“. Mit „I’m Trying To Find It“ und „“Love Had Something To Say“ huldigt Pat Green dann mit zwei Covernummern noch zwei seiner Songwriter-Seelenverwandten. Erstgenanntes Stück aus der Feder von Jeffrey Steele (und Tom Hambridge), auch auf Jeffrey Steeles brandaktuellem, starken „Hell On Wheels“-Album enthalten, hier von Green etwas mainstreamiger dargeboten, zweites vom immer wieder hochverehrten Radney Foster von seinem Klassewerk „Another Way To Go“ aus dem Jahr 2002, diesmal weniger introvertiert gehalten.

„Cannonball“ von Pat Green ist insgesamt ein klasse, abwechslungsreiches, sehr kräftiges und mit 14 Liedern (fast 55 Minuten) recht umfangreiches, melodisch-modernes Werk; eine Art Karriere-Album, bei dem er seine texanischen Roots etwas mehr im Hintergrund hält, das aber in Nashville sicherlich einschlagen wird wie eine „Kanone“.

Sony Music (2006)
Stil:  Country Rock

01. Cannonball
02. Way Back Texas
03. Love Like That
04. Dixie Lullaby
05. Feels Like Just It Should
06. Missing Me
07. Virginia Bell
08. Finder’s Keepers (feat. Sara Evans)
09. Won’t Let Love
10. Lost Without You
11. I’m Trying To Find It
12. Love Hd Something To Say
13. Learn How To Live
14. Sleeping With The Lights On

Pat Green
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Bärchen Records