Bart Crow Band – Desperate Hearts – CD-Review

Welch ein Fortschritt! Großartig! Das zweite Album der texanischen Bart Crow Band ist schlichtweg ein „Countryrock-Hit“, der einfach runter geht wie Öl! Als die Truppe mit ihrem klasse Debüt „Finally“ vor rund zwei Jahren voller Unbekümmertheit die Texas „Red Dirt“-/Countryrock-Bühne betrat, prophezeiten wir bereits, wie auch einige andere Experten, dass hier einer der vielversprechendsten, neuen Szene-Acts heranwachsen würde („Texas’ next rising star is born…“)! Das Album verkaufte sich tierisch gut, die Single „Wear My Ring“ hielt sich über zwanzig Wochen (!) in den Texas Music-Charts („a song that just won’t go away“, äußerte sich seinerzeit Jason Boland dazu) und deren Nachfolger „Driftin’ In The Wind“ ergatterte 2007 sogar einen Platz unter den 10 meistgespielten Stücken im Texas Music-Radio.

Ein toller Erfolg, der nun mit dem zweiten Album der Band neue Höhen erreichen dürfte, denn dieses Werk ist nochmal um Längen stärker als der Vorgänger! Apropos „Driftin‘ In The wind“. Aufgrund des großen Erfolges entschied sich die Band kurzerhand diesen Song für das neue Album gleich noch einmal einzuspielen, diesmal noch frischer, noch dynamischer, noch besser! Ein Traum-Countryrocker mit einer tollen Melodie, irgendwo angesiedelt zwischen No Justice und besten Restless Heart-Tagen! Man spürt direkt die exzellente Handschrift des neuen Produzenten Mack Damon (bekannt für seine musikalische Vielseitigkeit), der in seinen Rhapsody Street Studios in San Antonio,Texas den Schritt vom zuweilen etwas unausgereift wirkenden „Demotape-Charme“ des Erstlings zu einem satten, voller Transparenz steckenden, klaren, moderneren Sound mit Bravour vollzogen hat, ohne der Band dabei ihre Unbekümmertheit, Zwanglosigkeit und Ursprünglichkeit auch nur ansatzweise zu nehmen (in diesem Punkt ist die „Red Dirt“-Fangemeinde eh besonders sensibel).

Nein, es stimmt jetzt einfach alles! Bart Crows humorvoller Kommentar hierzu. „The first time I heard our very first record right off the mixing board I thought it was the best thing that ever happen to the planet. Boy did I have a lot to learn”. Die musikalische „Öffnung“ für ein breiteres Publikum wird im Verlauf der weiteren zwölf Stücke konsequent durchgezogen. Es gibt mit dem wunderbaren „St. Valentine“ eine Fremdkomposition aus der Feder von Jason Boland (erinnert gar ein wenig an eine texanische Abwandlung des Dylan/Byrds-Klassikers „Mr. Tambourine Man“), ein Stück aus der Feder des Lead Gitarristen Paul Russell („Back Down“ – herrlicher, leicht southern-angehauchter, lockerer Countryrocker mit markantem, flockigem Stratocaster-Spiel und am Ende mit einem starken Retro E-Gitarren-Solo), zwei klasse Nummern aus der Kombination Paul Russell/Bart Crow („Change“ – politischer Text, dezent psychedelisch angehaucht und schön roostig, sowie „Tami“ – lässiger New Country-Rock/-pop, melodisch im Stile von Sister Hazel mit leicht „nasalem“ Gesang), doch der übrige Anteil der Songs wurde vom Bandleader im Alleinregie geschrieben.

Schnell und deutlich bemerkt man die Weiterentwicklung, die Bart Crow auch beim Songwriting vollzogen hat. Die Stücke wirken viel ausgefeilter, vielseitiger, reifer und auch in Text und Musik deutlich komplexer und frischer strukturiert. Hervorragend die von einer wunderbaren, Gänsehaut erzeugenden Melodie durchzogene Ballade „Hollywood“, durchströmt von toller Stratocaster-E-Gitarren-Arbeit und glänzenden, weiblichen Background Vocals von Fallon Franklin, wobei nicht einmal vor einem ganz dezenten Streicher-Einsatz zurückgescheut wird, der aber deutlich durch ein am Ende eingestreutes, vorzügliches E-Gitarren-Solo jeder Zeit in Schach gehalten wird.

Auf dem Fuße folgt mit „Understand“ ein weiterer „Kracher“, der diesmal als erste Single ausgewählt wurde. Das Stück erinnert in seiner Lockerheit an Sachen von No Justice oder Wade Bowen. Bei diesem herrlichen, zum Mitwippen anregendem Gitarren-Rhythmus und dem zum Mitsingen animierenden, eingängigen Refrain, wird selbst der gefühlsmäßig kälteste Eisblock in rasender Schnelle zum Schmelzen gebracht. Wir sind uns sicher, dass dieser Song noch so manche Cabriofahrt auf den texanischen Highways begleiten wird. Absolut hitverdächtig! „Roses“ und die texanische, fröhliche Countrynummer „Once A Day“ (mit sirenenartigem Fiddle-Spiel von Nick Worley) pendeln irgendwo zwischen Randy Rogers, Pat Green und Django Walker. Der Titelsong „Desperate Hearts“ glänzt mit einem recht rockigen Ambiente, wie man es beispielsweise von der Ryan Bales Band oder auch etwas „braveren“ (was wir in diesem Zusammenhang alles andere als negativ meinen) Cross Canadian Ragweed her kennt.

Das melodische, sehr rhythmisch dargebotene „New York“ (klasse Harmoniegesänge) geht ähnlich wie „Understand“ wieder direkt in die Beine und das abschließende, traumhaft schöne „Forever“ (mit großartiger Steelguitar-Einlage von Bobby Flores) beendet balladesk den Reigen von ausnahmslos herrlichen Countryrock-Stücken, ohne eine einzige Schwachstelle zu offenbaren. Die Songs machen einfach Laune, was auch Kyle Hunt, ein texanischer Musiker-Kollege Crows, treffend reflektiert:  „Bart Crow’s sound reflects his personality, it is what he is, unique, laid back, real and fun. The songs just make you wanna sing along.” In der tat bleiben diese Nummern einfach wunderbar in den Ohren hängen.

Bart Crow und seinen Freunden ist mit „Desperate Hearts“ ein Riesen-Album gelungen. Dank des neuen Produzenten Mack Damon und einer genauso professionellen wie unbekümmerten, frischen, vor allem Dingen sehr ausgereiften Leistung der Band ist ein weiteres Kleinod texanischer Roots-/New Country-/Countryrock-/“Red Dirt“-Musik entstanden, das die Fans in Windeseile in ihr Herz schließen werden. Hier scheint eine steil nach oben gerichtete Entwicklung angesichts ihres enormen Potenzials (wie bei der Randy Rogers Band) beinahe vorprogrammiert. Die Bart Crow Erfolgsgeschichte geht weiter! Ein tolles Album!

Smith Entertainment (2008)
Stil:  Red Dirt

01. Driftin’ In The Wind
02. Back Down
03. Hollywood
04. Understand
05. St. Valentine
06. Sweet Imitations
07. Roses
08. Once a Day
09. Desperate Hearts
10. Change
11. New York
12. Tami
13. Forever

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Bart Crow Band – Heartworn Tragedy – CD-Review

Drittes, ganz ausgezeichnetes Album des texanischen Quintetts, das man ohne Zweifel mittlerweile zu den vielversprechendsten Acts der texanischen „Red Dirt“-Countryrock-/Americana-Szene zählen muss! Und sie werden immer besser! Die Bart Crow Band um ihren aus Maypearl stammenden Bandleader Bart Crow (dazu kommen noch Paul Russell – guitars, Matt Slagle – Bass, David Fralin – Keys, Guitars und Brian Smith – Drums) hatte sich mit ihrem Debüt „Finally“ (als bestes Album des Jahres bei den „My Texas Music Awards“ ausgezeichnet) rasend schnell in die Herzen der „Red Dirt“-Gemeinde gespielt, und der Nachfolger „Desperate Hearts“ aus dem letzten Jahr (mittlerweile mit dem allseits bekannten und beliebten „Smith Entertainment“-Label im Rücken) konnte, vor allem, was den Sound und die Produktion anging, sogar noch einmal eine kleine Schüppe drauflegen.

Dieser positive Trend einer enrneuten Steigerung setzt sich auch auf ihrem neuen Silberling „Heartworn Tragedy“ kontinuierlich fort (wieder kein schwaches Stück – im Gegenteil), was beim hohen musikalischen Level der Vorgänger nicht unbedingt als selbstverständlich erachtet werden kann. Aber dafür sind ja die meisten dieser jungen Bands der „Red Dirt“-Szene bekannt. Gerade, wenn man die Stagnation oder den Einbruch fast zwangsläufig vermutet, lassen sie meist den nächsten „Kracher“ vom Stapel.

So auch hier bei „Heartworn Tragedy“. Trotz eines erneuten Produzentenwechsels, diesmal zu Dexter Green (u.a. Five Star Iris, Collective Soul), der ja bereits vor geraumer Zeit auch Johnny Coopers aktuelles Werk „Follow“ betreut hatte (verbunden mit einem doch relativ massiven Stilwechsel), blieb die musikalische Ausrichtung im Vergleich zu „Desperate Hearts“ absolut konstant. Herrlich lockerer, aber durchaus knackiger, mal sehr schwungvoller, mal im Midtempobereich angesiedekter, sehr erfrischend rüberkommender, gefälliger, von tollen Melodien durchzogener Countryrock-/Americana, der sich jederzeit ein wohliges Plätzchen in den Katakomben unserer verwöhnten Gehörgänge sucht. Nahezu jeder Song ist ein richtiger Ohrwurm.

Ein Unterschied zum Vorgänger liegt vielmehr in der Tiefe und Emotionalität der Stücke, bei denen sich Bart Crow teilweise textlich auf sehr persönlicher Ebene öffnet (auch in den Linernotes des Digipacks gibt es zu jedem Titel ein paar Statements von ihm), was ihm viele zusätzliche Sympathien einbringen dürfte (er ist ja eh für seine ausgeprägte Fan-Nähe bekannt). Songs wie das Titelstück „Heartworn Tragedy“ (mit viel rockigem Drive, dezent dramatischem Touch und starken Gitarren), das mit seinem fetten Refrain wie ein Blitz einschlagende „Broken“ (das Stück beginnt ruhig, mit einer technisch auf „retro“ getrimmten Stimme Bart’s und geht dann abrupt in einen kräftigen Refrain über, begleitet von wunderschönen Steelguitar-Einlagen, kernigem E-Gitarren-Solo und wieder einem Steel-Solo) oder das abschließende „Surrender“ (sehr atmosphärisch, dezenbtes Randy Rogers Band-Flair, schöne Countrynote, tolles Zusammenspiel von Akustik- und E-Gitarren, hallender Orgel und schönem E-Piano) reflektieren die tragischen familiären Geschehnisse im Rahmen der Alkohol- und Drogen-Probleme seiner Mutter, die um Weihnachten letzten Jahres herum sogar in einem Selbstmordversuch gipfelten.

Der Rest ist eine ausgewogene Mischung aus immer sehr melodisch gehaltenen flockigen Nummern („Saying Goodbye“ – die erste Singleauskopplung, Bob Seger-mäßige Pianountermalung, kurzes Skynyrd-mäßiges E-Gitarren-Solo; „Traded It All For Love“ – sehr dynamisch, teilweise tanzbar, E-Pianotupfer, kreischendes E-Gitarren-Solo; „Stayed Away“ – erinnert in der Untermalung teilweise an „All Along The Watchtower“, Powerrefrain, integrierte Marschtrommeln) und ruhigen Sachen mit Southern-Country-Teint, wie sie ähnlich von den Outlaws früher so vorzüglich gepflegt wurden („Run With The Devil´“ – heulende Steel, klasse Bariton-E-Klänge; „Rock’N’Roll Dreamer“ – balladeske Strophen, entspanntes, verspieltes E-Gitarren-Solo; „Satisfied Heart“ – schöne Akustikgitarrenuntermalung, E-Piano-Tupfer, feine Steelguitar-Fills). Lediglich „Shadow Dancer“, ein schon vor fünf Jahren von Bart im feucht fröhlichen Zustand komponierter Song, fällt etwas aus dem Rahmen.

Als Grundlage könnte hier einmal mehr Charlie Daniels altgediegener Gassenhauer „Trudy“ gedient haben (sehr ähnlich von der Melodie her; der Song wird scheinbar in letzter Zeit gerne, genau wie „Can’t You See“ von vielen Bands abgewandelt). Doch wie dem auch sei, die Nummer wird von Crow & Co. in einem leicht angejazzten und cool groovenden, vollkommen eigenständigem Arrangement (tolle, längere, bluesrockige E-Gitarren-Passage) neu definiert. Klasse gemacht.

Mit ihrer neuen CD „Heartworn Tragedy“ hat die, sich eh schon einer immensen Beliebtheit erfreuende, Bart Crow Band abermals einen qualitativen Schritt nach vorn gemacht und muss mittlerweile klar zur obersten Riege der „Red Dirt“-Bands (Cross Canadian Ragweed, Randy Rogers Band, Wade Bowen, vor allem der Eli Young Band sind sie recht nahe) gezählt werden. Eine glänzende Vorstellung! In dieser Form ein ganz heißer Kandidat für den nächsten „Red Dirt“-Major-Vertrag!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Heartworn Tragedy
02. Saying Goodbye
03. Traded It All For Love
04. Run With The Devil
05. Stayed Away
06. Rock ‚N Roll Dreamer
07. Broken
08. Satisfied Heart
09. Shadow Dancer
10. Surrender

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