Jane Lee Hooker – Spiritus – CD-Review

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Eigentlich habe ich ja als Nashville-verwöhnter Rezensent, nichts dagegen, wenn in Sachen Studioproduktionen, bei der instrumentellen und gesanglichen Umsetzung, alle heutig möglichen Hilfsmittel eingesetzt werden, um ein klanglich und musikalisch optimales Ergebnis zu erzielen. Für mich ist da entscheidend, was am Ende aus den Boxen im Wohnzimmer herauskommt. Wenn ich es ungeschliffen haben möchte, geh ich dann halt, soweit möglich, auf Konzerte und höre mir die Interpreten live vor Ort an.

Das ist aber sicher eine Sache der Mentalität und Einstellung zur Musik. Die uns von ihrem Konzert im Adler bestens bekannten Mädels von Jane Lee Hooker wählten mit ihrem Produzenten Matt Chiaravalle auf ihrem zweiten Studiowerk „Spiritus“ einen genau gegenteiligen Ansatz. Da wurde auf den Aufnahmeknopf gedrückt, frei von der Seele weg, ohne Einsatz von Effekten, Pedale und Overdubs, live im Studio losgerockt.

Ich hatte zunächst irgendein punkig angehauchtes, Garagensound-mäßiges schepperndes Ergebnis im Blues Rock-Gewand befürchtet, bin aber letztendlich sehr angenehm überrascht. Das liegt zum einen am guten, selbst geschriebenen Songmaterial (alle Achtung!) und an der meist Southern Rock-beeinflussten Spielweise der beiden Gitarristinnen. Vieles erinnert mich an die einstigen Mädels aus dem Skynyrd-Dunstkreis, The Motherstation, mit der ehemaligen Backgroundsängerin Susan Marshall (sang auf dem „1991“er-Album im Hintergrund).

Der furiose Beginn mit der Uptemponummer „How Ya Doin?“ mit gleich drei satten E-Gitarrenpassagen erinnert fast schon an die guten alten Molly Hatchet-Tage.  Die stonesk angehauchten“Gimme That“ und „Be My Baby“ machen richtig Laune. „Mama Said“ besticht durch eine Mischung aus starker Melodik, engagiertem Gesang und schönen E-Gitarren.

Beim speedigen „Black Rat“ sind die fünf Mädels natürlich absolut in ihrem Element. Klingt ein wenig wie „It’s All Over Now“ in der einstigen Molly Hatchet-Variante. Das ruhige, Piano-bestückte „How Bright The Moon“ fällt etwas aus dem Rahmen, zeigt aber, dass Sängerin Dana ‚Danger‘ Athens es bei ihrem selbst-kreierten Song gesanglich auch durchaus gefühlvoll drauf hat.

Beim teils gospelig, ebenfalls mit Southern Rock-Flair (E-Gitarren) bedachten „Turn On Your Love Light“ geht wieder richtig die Post ab. Am Ende haut das Quintett mit „The Breeze“ dann noch glatt einen 9-minütigen Southern Blues-Schwofer mit langem E-Gitarrensolo-Zwischenteil (ABB/MTB-Stil) heraus. Klasse!

Die Band mit Dana Athens, Tracy Almazan, Tina Gorin, Melissa Houston und Hail Mary Zadroga zählt somit zu den ganz großen, positiven Überraschungen des Jahres. Also keine Angst vor dem southern-umwehten lodernden Blues Rock-Feuer der fünf New Yorker Damen. Jane Lee Hooker löschen mit „Spiritus“…!

Ruf Records (2017)
Stil: (Southern) Blues Rock

01. How Ya Doin?
02. Gimme That
03. Mama Said
04. Be My Baby
05. Later On
06. Black Rat
07. Ends Meet
08. How Bright The Moon
09. Turn On Your Love Light
10. The Breeze

Jane Lee Hooker
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Ruf Records

Henrik Freischlader / Mike Andersen – 08.11.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Hochwertiger Doppelpack im Schwarzen Adler! Mit der deutschen Blues Rock-Hoffnung Henrik Freischlader und dem dänischen Blues & Soul-Musiker Mike Andersen hatten sich zwei, mit hohen Vorschusslorbeeren bedachte Acts in Rheinbergs Blues-Kultstätte angesagt und Adler-Chef Ernst Barten an einem Mittwoch in der Woche, ein volles Haus beschert.

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Nachdem Gernot mir in Sachen Henrik Freischlader seit Monaten ‚in den Ohren gelegen hatte‘, war es nun für mich an der Zeit, den in Wuppertal wieder ansässigen Gitarristen, auch erstmals live zu begutachten. Der umtriebige und geschäftstüchtige Musiker hat es ja Mike Andersen ermöglicht, seine neue Scheibe „Devil Is Back“ auf dem eigenem Label, Cable Car Records, zu veröffentlichen.

Da bot es sich für Henrik natürlich an, den hier noch (zu Unrecht) relativ unbekannten Skandinavier, übrigens ein Kerl wie ein Baum, samt Verkauf seiner CD, mit seiner hiesigen Popularität im Schlepptau, im Rahmen einer Doppelkonzertreihe zu puschen. Also gewisser Maßen eine typische ‚Win-Win-Situation‘!

Der bärtige Bursche mit der Schlägerkappe auf dem Schopfe, betrat mit seinen drei Kollegen, Marco Zügner (mit einigen schönen Sax-Soli), Armin Alic und Moritz Meinschäfer um 20:00 Uhr pünktlich die Bühne und witzelte nach längerer Abstinenz zunächst ein wenig mit den Adler-Zuschauern, um dann mit „What’s My Mother Fu@kin Name“ in den gut 90 Minuten währenden Gig zu starten (referierte, in humoresk bemühter Form, danach weiter über die Eigenarten von Hip Hoppern, Facebook und Trödelmärkten).

Mit den groovenden „I“ und dem shuffelnden „Longer Days“ wurden dann schwere, gitarrenlastige Rockgeschütze aufgefahren, bei dem der bergische Gitarrero seine bereits schwer malträtierte Stratocaster und ihre Saiten mit fingerfertigem Spiel, weiteren harten Belastungsproben aussetzte.

„Too Cool For Me“, das atmosphärische, ein wenig in progressiv Floydscher Manier gebrachte Psychedelic-Stück „The Bridge“ (zu Gernots Freude), der Fleetwood Mac-Uralt-Blues-Schinken „I Loved Another Woman“ (Henrik imitierte Peter Greens Gitarrenklang vorzüglich) und das Kravitz-mäßige „Take The Blame“ waren Wasser auf die Mühlen der ausgehungerten Freischlader-Fans.

„Lonely World“ von „The Blues“ (mit Mörder E-Solo-Passage, teilweise schön Bariton-verziert, mir aber teilweise am Ende etwas zu lang) beendete einen, natürlich maßgeblich auf den Protagonisten und seine Gitarrenkünste fixierten Auftritt, der ihm und seiner Band zurecht viel Applaus einbrachte.

Line-up Henrik Freischlader:
Henrik Freischlader (lead vocals, electric guitar)
Marco Zügner (saxophone)
Armin Alic (bass)
Moritz Meinschäfer (drums)

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Die eigentliche Überraschung des Abends war für den Melodie-verwöhnten Menschen wie mich aber, der mir bis dato völlig unbekannte Mike Andersen und sein, sich vorzüglich und sehr variabel präsentierendes Mitspieler-Quartett.

Der dänische Hüne (was für eine Bühnenpräsenz!), hatte wie eingangs erwähnt, seinen neuen Longplayer „Devil Is Back“ zur Vorstellung am Start. Er und seine Mannen bluesten, groovten und soulten sich durch ein sattes, 16 wunderbare Stücke im Hauptteil umfassendes Programm. Der Bandleader bestach durch seine exzellente Wohlfühl-Stimme (Chris Thompson, Jascha Richter von Michael Learns To Rock oder Dan Tyminski, fallen mir so als Vergleiche ein), aber auch diverse, gute Gitarren-Soli auf seiner Gibson ES 347.

Meine persönlichen Highlights unter vielen waren, das karibisch umwehte „Wake Up“,  das herrliche stoneske „Pretty Fool“ (vermutlich schon Grund genug, sich das neue Album zuzulegen), die quasi unplugged gebrachten, Akkordeon-unterlegten, mit Satz-Harmanoniegesängen verzierten „Boyhood Friends“ und „More Of  You“, sowie das cool groovende „Gonna Get Me A Dog“ und das launige „I Wanna Go“ als Finale des Hauptparts. Stark auch Andersens Keyboarder Kristian Fogh, der immer wieder mit klimpernden Piano- und gurgelnden Orgel-Einsätzen zu gefallen wusste.

Die lautstark geforderte Zugabe wurde zunächst mit dem Schwofer „Raindrops“, abgegolten, bevor dann Freischlader zunächst alleine (mit seiner roten Gibson ES) bei „Sweet Tooth“ und dann auch mit den anderen Kollegen bei „So Many Times“ die Bühne zusätzlich bevölkerte. Da wurde es in den E-Solo-Passagen sogar nochmal richtig Southern-rockig. Ein wirklich imposantes ‚Jam‘-Finale als Rausschmeißer.

Line-up Mike Anderson:
Mike Andersen (lead vocals, guitars)
Johannes Nørrelykke (guitars, vocals)
Kristian Fogh (keys, accordion, vocals)
Kristian Kold (bass, vocals)
Mads Andersen (drums)

Fazit: Ein gelungenes Doppel-Konzert mit Henrik Freischlader und Mike Andersen. Gute drei unterhaltsame Stunden auf höchstem musikalischen Niveau (Ende 23:20 Uhr), zwar etwas unfreundlich der arbeitenden Zunft (wie mir und Gernot) gegenüber (Mike betonte aber in einer Ansage gegen Ende, dass er, der am nächsten Morgen ausschlafen kann, ein gewisses Mitgefühl habe…), die den o. a. Zweck des Unterfangens bestens erfüllten und nur Gewinner zurückließen. Ein toller Abend!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Schwarzer Adler Rheinberg

Rocknight – Leverkusener Jazztage – 07.11.2017, Leverkusen, Forum – Festivalbericht

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Im Rahmen der Leverkusener Rocktage gelang es den Veranstaltern für die Rocknacht, die auch im Rahmen des Rockpalasts vom WDR aufgenommen wurde, mit Albert Lee, The Brew und Gov’t Mule, drei Bands zu gewinnen, welche alle für sich als Top Act gesehen werden können. Es wurde dabei eine große musikalische Bandbreite abgedeckt, die dafür sorgen sollte, dass es eine sehr kurzweilige abwechslungsreiche Veranstaltung war, bei der die Zuschauer/Zuhörer im, für einen Dienstagabend sehr gut gefüllten Leverkusener Forum, voll auf ihre Kosten kamen. Eine hohen Anteil daran hatte auch die sehr gute Organisation der Veranstalter. Dadurch, dass die Umbaupausen, welche oft bei Festivals regelrechte Einschnitte in den Abend darstellen, sehr kurz gehalten waren, hatte man immer genug Zeit, sich noch am Merchandisestand mit Erinnerungsstücken einzudecken, an den Theken, sich das eine oder andere Erfrischungsgetränk zu genehmigen oder einfach mit anderen Besuchern fachzusimpeln.

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Sehr pünktlich gegen 19:00 Uhr begann die Rocknacht mit Albert Lee, der die Zuschauer gekonnt mit Blues Rock, immer wieder gespickt mit Countryeinflüssen, begeistern konnte. Die Qualität eines Albert Lee spiegelt auch seine Vergangenheit wieder, wo er unter anderem auf Claptons Liveperle „Just One Night“ zu hören ist. Zudem spielte er auch bei Joe Cocker und Emmylou Harris, was neben dem Blues, seine Nähe auch zu Country und Folk wiederspiegelt. Nach zwei Soloscheiben Ende der 80er Jahre hat Lee in diesem Jahrtausend wieder seine Soloader entdeckt und tourt vermehrt mit seiner Band. Sein Keyboarder, JT Thomas, der im Verlauf des Gov’t Mule-Konzerts noch einen Gastauftritt hatte, sorgte mit virtuosem, im Tempo vielfach wechselnden Keyboardspiel, für einen runden vollen Sound. Die kraftvolle Grundlage für den Rhythmus legten die beiden Youngster der Band, Will MacGregor am Bass und Ollie Sears, die sich meist visuell im Hintergrund hielten. Highlights waren für mich das Country-lastige „Countryboy“ und die Ballade „Highwayman“, bei der Lee auch am Piano und mit schön samtigen Gesang glänzen konnte. Für einen Opener, wenn man in diesem Fall überhaupt davon sprechen kann, ein ganz starkes Konzert, welches die Messlatte für die folgenden Acts hoch anlegte. Es sei vorweggenommen: Alle Bands an diesem Abend spielten auf absolut hohem Niveau, wobei ich nicht beurteilen will und kann, welcher Interpret der beste war, da alle in ihrer Verschiedenheit, einfach Klasse waren und es unfair wäre, hier selektiv zu vergleichen, was leider in der heutigen Zeit in vielen Bereichen verstärkt gemacht wird.

Line-up Albert Lee:
Albert Lee – guitar, vocals, piano
JT Thomas – keyboards
Will MacGregor – bass
Ollie Sears – drums

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Nach einer kurzen Umbaupause begann ein absolutes Kontrastprogramm zu Albert Lee. The Brew ließen es fast brachial mit Blues Rock der absolut harten Gangart krachen. Die Mannen um Frontmann Jason Barwick an der Gitarre und den Lead Vocals, Tim Smith am Bass und Kurtis Smith an den Drums legten mit „Repeat“ vom 2014er Album „Control“ los wie die Feuerwehr, fast so, als wenn es kein Morgen mehr geben würde. Wenn man den Titel des aktuellen Albums „Shake The Tree“ heranzieht, schüttelten sie so lange am Baum, bis eine bunte Mischung von Songs aus den letzten 3 Veröffentlichungen auf das Publikum herabfiel. Einer der Höhepunkte war dabei „Name On A Bullet“, wobei Barwick einen Geigenbogen a la Jimmy Page über die Seiten seiner Gibson gleiten ließ und der eine oder andere Besucher sich auch vom Stile des Songs in alte Led Zeppelin zurückgesetzt fühlte (vereinzelte Jimmy Rufe waren zu hören). Höhrens- und sehenswert war auch das Drumsolo von Kurtis Smith, der dabei nach einer Zeit die Drumsticks wegschmiss und mit den Händen sein Arbeitsgerät bearbeitete. Manchem Zuschauer taten dabei nur vom Zusehen die Hände weh. Insgesamt ein ganz starker Gig des Trios, wobei die Rhythmussektion um den sehr vitalen Tim Smith mit variantenreiche Bassläufen und dem zuvor erwähnten ‚Tier‘ Kurtis Smith an den Drums, wie es sich für Brüder gehört, gemeinsam die Basis der Songs legten und damit Jason Barwick den Freiraum gaben, sich immer wieder mit rasanten Soli hervorzuheben. Leider gab es keine Zugaben, was aber nicht an der Spielfreude der Truppe lag, sondern am straffen Programm der Rocknacht. Dieser Auftritt wird auf jedem Fall dazu beigetragen haben, die Fangemeinde zu vergrößern und den nächsten Auftritten als Einzel-/Topact entgegenzufiebern.

Line-up The Brew:
Jason Barwick – Guitar, Vocals
Tim Smith – Bass, Vocals
Kurtis Smith – Drums

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Gegen 21:30 Uhr war es dann soweit, Gov’t Mule, die Mannen um den Ausnahmegitarristen Warren Haynes, langjähriges Mitglied der Allman Brothers, betraten die Bühne für eine über zwei Stunden dauernde Session. Im Mittelpunkt standen dabei die Songs des jüngst erschienen Albums „Revolution Come, Revolution Go“, was dazu beitrug, dass es sich um einen für die Besucher einmaligen Liveact handelt, und die Band sich nicht auf alten Lorbeeren ausruht, wie manch andere Band, die über Jahre fast identische Programme abliefern und dabei fast zur eigenen Coverband mutieren. Neben den Songs des neuen Albums, welche etwa die Hälfte der Show einnahmen spielen Haynes und Co. Stücke aus fast allen Schaffensphasen der Band und somit ein sehr abwechslungsreiches Programm. Neben „Kind Of Bird“, einem Allman Brothers-Song (da war Haynes noch etatmäßiges Mitglied), coverten The Mule noch den Jeff Beck-Klassiker „Freeway Jam“ und Blind Willie Johnsons „Dark Was The Night, Cold Was The Ground“. Der Titel des Beck-Songs sagte einiges über den Auftritt der Mule aus. Immer wieder ergaben sich in den Songs stark jammende, psychedelisch angehauchte Sequenzen, die sich auch bei der Stimmung des einen oder anderen Besuchers im Mittanzen wiederspiegelte. Der Rest der Zuschauer war eher gebannt von der Spielkunst und Spielfreude der Band. Den Beginn machte Haynes mit „Railroad Boy“ vom 2009er Album „By A Thread“ auf einer zwölfseitigen Gibson. Schon hier war die southerrocklastige Gangart der Band und Haynes Vergangenheit bei den Allman Brothers erkennbar. Darauf folgte mit „Mule“ der älteste eigene Song vom ersten Werk, welcher eine Pflichtnummer darstellt. Mit „Presure Under Fire“ begann dann die Vorstellung der neuen Tracks von „Revolution Come, Revolution Go“, die alle vom Publikum begeistert angenommen wurden. Eines der Highlights war dabei der gleichnamige Titelsong, bei dem Keyboarder Danny Lois mit prägnantem Keyboardspiel aufwartete. Dieser glänzte bei „Thorns Of Life“ dann auch an der Posaune. Letztgenanntes ist durchaus als psychedelischer Jam-Höhepunkt des Konzertes zu sehen. Aber auch die bisher nicht genannten Musiker, der Bassist Jorgen Carlson und Drummer Matt Abts, glänzen mit einer souveränen und spielfreudigen Rhythmusgrundlage, ohne die sich die Vielfalt und die psychedelischen Aspekte nicht hätten entfalten können. Insgesamt war der Auftritt von Gov’t Mule absolut stark, ohne jegliche Längen, trotz der Dauer von über zwei Stunden. Eine kurzweiliger Head-Act, der die Erwartungen der Besucher sichtbar erfüllte, wenn nicht sogar übertraf.

Line-up Gov’t Mule:
Warren Haynes – Gitarre, Vocals
Jorgen Carlsson – Bass
Danny Louis – Keys, Vocals
Matt Abts – Drums

Fazit: Den Veranstaltern darf man gratulieren, dass sie im Rahmen der Leverkusener Jazztage, eine solche Rocknacht auf die Beine gestellt haben, was aber auch ein Spiegel dieser ambitionierten Reihe von Konzerten in den letzten Jahren ist. Denen, die die Konzerte nicht besuchen konnten, sei nahegelegt, dass der WDR mit dem Rockpalast-Team alle drei Auftritte mitgeschnitten hat. Vielleicht eine gute Gelegenheit, diesen Abend in höchster Qualität entspannt im Wohnzimmer, vielleicht im Rahmen einer kleinen Fete mit Freunden, zu genießen. Auf dem Weg möchte ich mich auch noch einmal beim Team der Jazztage, insbesondere bei Fabian Stiens und Heike (ich kenne leider nur deinen Vornamen) bedanken, die auf die Nachfrage einer Akkreditierung schnell und freundlich geantwortet haben. Auch das spiegelt das ganze Ambiente wider, welches die Besucher im Leverkusener Forum erfahren durften. Sie waren zu Gast und das betraf alle Mitarbeiter, die ich während des langen Abends angetroffen habe, vom Helfer im Parkhaus, bis zu den Kontrolleuren am Eingang, den Verantwortlichen im Veranstaltungsbüro, den Akteuren im Merchandise-Bereich und den Erfrischungsständen sowie den Kameraleuten vom Rockpalast, die den Fotografen die Möglichkeit gaben, auch in unmittelbarer Bühnennähe, Konzertvisionen festzuhalten. Es hat einfach Spaß gemacht. Gerne nächstes Jahr wieder.

Bilder und Bericht: Gernot Mangold

Albert Lee
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The Brew
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Leverkusener Jazztage

Hannah Wicklund & The Steppin Stones, 02.11.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Die gerade mal knapp 21 Lenze zählende Hannah Wicklund gilt derzeit als eines der großen, kommenden Talente, was E-Gitarren-lastige (Blues) Rockmusik angeht.

Im Schlepptau unserer geschätzten Teenage Head Music-Freunde gab sie erstmals mit ihren Steppin Stones (Michael Comeaux und Michael Matthews) in der urigen Krefelder Kultstätte, der Kulturrampe, ihre Visitenkarte ab.

Die Besucher ließen KR-Chef ‚Pille‘ Peerlings im Vorverkauf zunächst ’schmoren‘, der durfte sich dann aber bei seiner Ansage des Trios, letztendlich über ca. gut 80 Anwesende freuen, was einer fast vollen Rampe, mit noch etwas angenehmer Bewegungsfreiheit, entspricht.

Das mittlerweile in Nashville ansässige Leichtgewicht mit den langmähnigen Engelslocken, ließ dann direkt mal beim eröffnenden Instrumental-Jam sofort die flinken Finger über ihr Saitengerät fliegen. Die adrigen Gelenke ihrer Hände offerierten bereits ein etliches Maß an intensiver Übung, Grundvoraussetzung, um sich in diesem breitgefächerten Metier an Meistern und Könnern, seinen kommenden Platz erfolgsträchtig zu erarbeiten.

Mit dem krachenden Stampfer „Bomb Through The Breeze“ gab Hannah eine erste Kostprobe aus ihrem für Januar 2018 anvisierten neuen Album. Aus den bereits bestehenden Steppin Stones-Alben servierte sie das shufflige  Titelstück „Looking Glass“ von 2013 sowie „False And Hollow“ (schöne Tempowechsel) sowie das mich ein wenig an Pat Travers erinnernde „Friends In The Dark“, jeweils aus 2015.

Mein Stück des Abends war der melodische Schwofer „Strawberry Moon“, einer der wenigen Momente zum Durchatmen in einem ansonsten furios abgehenden Programm, wie auch das von ihr solo performte „Shadow Boxes“.

Die erste Zugabe „Mama Said“ nutze sie zur Vorstellung der beiden Mitstreiter (mit Kurz-Soli), als auch zum Einsatz der durch Jeff Beck („Live In Japan“) und Peter Frampton auf seinem „Comes Alive“ zur Berühmtheit gelangten Talk Box, einem Schlauch, der quasi Gesang und E-Gitarre effektiv miteinander vermischt.

Mit den beiden Neil Young-Covern „Ohio“ (tolle, rassig rockige Version im Hauptteil mit mehrfachen, starken E-Gitarren-Soli) und der zweiten Zugabe „Rockin‘ In The Free World“ (wieder mit Talk Box-Einsatz) machte sie sowohl das begeisterte Publikum als auch Kollegen Gernot zu  glühenden Verehrern ihrer Spielkunst.

Hannah Wicklund und ihre Steppin Stones erfüllten in Krefeld die hohen Erwartungen im Vorfeld mit einer frischen, unverbrauchten, vielleicht noch ein wenig ungestümen und gesanglich auch noch nicht ganz perfekten Vorstellung.

Aber für ihr junges Alter war das schon ein klasse Auftritt bei ihrer Debüt-Tour hier in Europa. Beim nächsten Mal in der Kulturrampe wird man nicht drum herum kommen, sich Karten ganz frühzeitig zu besorgen, da ist ein ausverkauftes Haus sicherlich garantiert. Diesem kleinen weiblichen, aus South Carolina stammenden Wirbelwind, gehört ganz sicher die Zukunft!

Line-up:
Hannah Wicklund (lead vocals, electric guitar)
Michael Comeaux (bass)
Michael Matthews (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Hannah Wicklund & The Steppin Stones
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Walter Trout – 26.10.2017, Zeche, Bochum – Konzertbericht

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Nachdem die Anreise zur Zeche Bochum aufgrund von Staus und Umleitungen länger als gewohnt gedauerte hatte, war ich dann doch noch nach über zwei Stunden Anfahrt (für ca. 70 km!) auf die letzte Minute um kurz nach 20 Uhr in der proppevollen Zeche angekommen und konnte mir noch mit Mühe einen Platz in der zweiten Reihe ergattern.

Zehn Minuten später betrat dann der Altmeister unter dem Jubelgeschrei der zahlreichen Fans zusammen mit seinen Musikern Sammy Avila (keyboards), Danny Avila (Bass) und Michael Leasure (drums) die Bühne und heizte dem Publikum von Beginn an kräftig ein (u. a. auch mit den älteren Songs „Cold Cold Feeling“ und „Put It Right Back“).

Danach gab’s neues Material vom aktuellen Album „We’re All In This Together“. Auf „Got Nothing Left“ folgte dann mit „Blues For Jimmy T.“ eine Reminiszenz an seinen, wie er selbst sagt, Mentor und LehrmeisterJohn Mayall, eine tolle Bluesnummer über Walter Trouts besten, aber vor einigen Jahren verstorbenen, Freund.

Zuvor holte sich Walter aber noch Dennis Zabienski, einen Gelsenkirchener Gitarristen, auf die Bühne, um mit ihm gemeinsam den B. B. King Klassiker „The Thrill Is Gone“ zu zelebrieren. Von Walter Traut wurde Zabienski als als junges Blues-Talent angesagt, das er schon seit dessen Kindertagen kennt. Der junge Gitarrist legte dann tatsächlich eine Performance hin, die sich hören und sehen lassen konnte. Man darf durchaus gespannt sein, was es von ihm in Zukunft noch so alles zu Hören geben wird.

Der Rest des Konzertes lief dann gewissermaßen unter Familentreffen, da nun auch Walter Trouts Sohn Jon die Bühne betrat und kräftig mitmischen durfte. In „Do You See Me At All“ vom neuen Album lieferte er sich ein wahres Gitarrenduell mit seinem Vater. Im sich anschließenden Titeltrack des Albums „We’re All In This Together“ setzte sich sodann Jons förmlich explodierende Spielfreude fort.

Besinnlich wurde es, als Walter Trout über seine schwere Lebererkrankung und anschließende Lebertransplantation sprach. Seine damaligen Sorgen und Ängste hatte er nach seiner Genesung auf dem Album. „The Battle Scares“ verarbeitet, von dem er das nachdenkliche Stück „Please Take Me Home“ mit Sohn Jon an der Akkustikgitarre spielte. Und natürlich versäumte er es nach dem Song nicht, leidenschaftlich für Organspenden zu werben.

Mit „Going Down“ ging dann das Konzert nach knapp zwei Stunden ohne Pause zu Ende. Herausragend hier Sammy Avilas Sohn mit einem minutenlangen, virtuosen Bass-Solo und einem ebenso beeindruckenden, wilden Schlagzeugsolo von Micheal Leasure. Ein perfekter Abschluss für ein grandioses Konzert mit einem Walter Trout in bester Spiellaune! Kaum zu glauben, dass dieser Mann vor noch nicht allzu langer Zeit mit dem Tod gerungen hat.

Bei dem lautstarken Verlangen des Publikums nach einer Zugabe ließen sich Walter Trout und seine Mannen nicht lange bitten und kehrten unter tosendem Beifall auf die Bühne zurück. Das ruhige „Amazing Grace“ bildete dann in der 15 minütigen Zugabe den Einstieg in den wilden Chuck Berry Rock’ n Roll-Klassiker „Little Queenie“, der vom Auditorium nach Animation von Walter Trout minutenlang inbrünstig mitgesungen und abgefeiert wurde.

Welch ein grandioses Konzert! Schade, dass es gefühlt viel zu schnell endete! Es war Walter Trout at his best!

Line-up:
Walter Trout (lead vocals, electric guitar)
Danny Avila (bass)
Michael Leasure (drums, vocals)
Sammy Avila (keys, vocals)
Special guests:
Jon Trout (electric guitar, vocals)
Dennis Zabienski (electric guitar)

Bericht und Bilder: Jörg Schneider

Walter Trout
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Zeche Bochum
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Jonny Lang – 23.10.2017, Gloria, Köln – Konzertbilder

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Wenn man das Cover der letzten CD von Jonny Lang betrachtet, wirkt er dort ruhig, nachdenklich und etwas tagträumerisch. Doch wenn man ihn im rappelvollen Gloria auf der Bühne erlebt, ist er ganz anders: wild, leidenschaftlich und hingebungsvoll.

Er ist zweifellos einer der besten Live-Performer und ein Top-Gitarrist, zudem hat er eine schöne, sehr markante, als auch rauchige Stimme. Mal steht er relaxt am Mic und singt ruhig, um gleich darauf wieder seine explosionsartigen Soli loszulassen. Es steckt pure Leidenschaft in ihm für den Blues und das Gitarrenspiel.

Im Rahmen seines neuen o. a. Werkes „Signs“ präsentierte er Tracks wie das gleichnamige Titelstück, „Snakes“, „Last Man Standing“ oder „Bring Me Back Home“, aber auch Sachen wie das Muddy Water-Cover „40 Days And 40 Nights“ oder ältere Songs der Marke „Lie To Me“, „Rack Em Up“, „A Quitter Never Wins“ und „Red Light“.

Line-up:
Jonny Lang (lead vocals, guitars)
Zane Carney (guitars, vocals)
Tyrus Sass (keyboards)
James Anton (bass, vocals)
Barry Alexander (drums)

Bilder und Eindrücke: Peter ‚Beppo‘ Szymanski

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Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Jessy Martens & Band – 19.10.2017, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

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Die aufstrebende Blues Rock-Röhre Jessy Martens zum Tourstart im Schwarzen Adler! Ich hatte persönlich, was Reviews angeht, bisher noch keine Gelegenheit, mich mit dem pfiffigen Energiebündel aus Hamburg und ihrer Band auseinanderzusetzen. Bekannt war mir bis dato nur ihre CD „Break Your Curse“. Ihr brandaktuelles Album „Tricky Thing“, das durch den werten Kollegen Jörg Schneider vor kurzem beleuchtet wurde (dazu gab es ja auch noch ein bereits abgeschlossenes Gewinnspiel), ist mir quasi ‚durch die Finger geglitten‘.

Umso schöner, dass sich jetzt zeitnah für Gernot und mich, die Chance bot, Jessy mal hautnah live zu erleben. Ich hatte zur Vorbereitung natürlich mal in die Soundschnipsel des neuen Werkes, dir mir auf Anhieb gut gefielen, hineingehört. Die ebenfalls fundierte Rezension des geschätzten und kompetenten Kollegen Uwe Plien von der Rheinischen Post, im hiesigen Lokalteil der Zeitung, hatte in mir die Vorahnung aufkommen lassen, einen tollen Abend zu erleben. Selbst Jessica hatte seinen Bericht gelesen und ihn zum Anlass genommen, Uwe, der etwas verspätet dann ebenfalls zugegen war, noch mal explizit in einer Ansage zu loben und sich zu bedanken.

Die Band samt ihrer Musiker Dirk Czuya , Christian Hon Adameit, Markus ‚ Mosch‘ Schröder und dem schlaksigen Drummer Christian Kolf kam, wie nicht anders zu erwarten, zu Beginn ihrer nun folgenden mehrwöchigen Konzertreihe, mächtig motiviert auf die Bühne, um dann das aktuelle Werk in Gänze, was ich sehr vorbildlich finde, im Rahmen eines zweigeteilten Sets, vorzustellen.

Quasi identisch zum Silberling wurde mit „Stronger“ und „Pack Of Lies“ fett losgegroovt sowie kräftig gestampft und wir erhielten direkt einen guten Eindruck ihrer ausdrucksstarken Stimme. Der erste Set mit weiteren Tracks wie „Insanity“, „Hush Now“, „Tricky Thing“ dem überragenden, swampigen „Little Mama Don’t Play“ (Jessy teilweise im Stil einer Gospelsängerin, partiell sogar ohne Mikro, dazu Sing-Interaktion mit Publikum), der Ballade „Darling“ und dem abschließenden „You‘re Not The One I Need“, das sie der vor einigen Tagen an Krebs verstorbenen Piano-Legende Gottfried Böttger widmete (da sang sie ihre Trauer und ohnmächtige Wut regelrecht aus sich heraus), verflog wie im Nu, ein Indiz für einen kurzweiligen und unterhaltsamen Konzertabschnitt.

Auch Part zwei des Gigs, wieder aus acht Songs bestehend, ließ in Sachen Intensität und Spielfreude der Band (die Rhythmusfraktion Adameit/Kolf mit viel Druck, aber auch Gefühl, ‚Mosch‘ Schröder mit variablen Keyboardeinsätzen, der lange Dirk Czuya mit einigen zünftigen Les Paul-Soli) und vokalem Power der Protagonistin, keine Wünsche offen. „Toch My Blues Away“, „Undercover“, „By Your Side“ (herrliche Southern Soul-Ballade), „Fire“ (alle drei wieder vom neuen Album), „Trust Me” (Joe Cocker-Flair), “Brand New Ride” (Jessy bewegt sich singend ins Publikum) und “One Minute Love” hießen die weiteren Stationen, um mit dem stampfenden „Home“ (schön heulende Orgel von Schröder), den Hauptteil zu beenden.

Es war klar, dass das Quintett nicht ohne Zugaben zum Plausch und Verkauf an den Merchandising-Stand entlassen wurde. Und so gab es mit dem rockigen, launigen „Hands Up“ und dem konträr dazu sehr melancholischen, dezent sogar etwas Chanson-artigen Barroom Blues “Giants“, auch wieder von „Tricky Thing“, einen runden Abschluss.

Am Ende ging dann noch das übliche Treiben in Sachen Verkäufe, Autogramme, Smalltalk (wir machten noch unser Bild mit kompletter Band für die Sounds Of South-VIP-Galerie) von statten und der mittlerweile anwesende Uwe Plien bekam von Jessy als zusätzlichem Dank, noch einen dicken Schmatzer auf die Wange verpasst. Kurz-Fazit: Ein gelungener und lohnenswerter Tourauftakt von Jessy Martens und Band im, für einen Donnerstag, gut gefüllten Schwarzen Adler. Absolute Besuchsempfehlung!

Line-up:
Jessy Martens (Lead vocals)
Dirk Czuya (Electric guitar, background vocals)
Christian Hon Adameit (Bass, background vocals)
Markus „Mosch“ Schröder (Keyboards)
Christian Kolf (Drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Jessy Martens And Band
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Schwarzer Adler

Ghalia & Mama’s Boys – Let The Demons Out – CD-Review

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Review: Michael Segets

Die belgische Bluessängerin Ghalia Vauthier hat den großen Teich überquert und sich im Süden der USA Mitstreiter für ihr neues Projekt gesucht. In Zusammenarbeit mit den Mama’s Boys entstand so „Let The Demons Out“ im Music Shed Studio in New Orleans. Ohne die schwüle Atmosphäre einzufangen, die mit der Stadt und ihrer Musik oftmals verbunden wird, setzt Ghalia eher auf eine kühlere Interpretation ihrer Eigenkompositionen, die mit den klassischen Zutaten des Blues beziehungsweise des Rhythm ’n Blues spielen.

Die Tracks der CD bewegen sich überwiegend im Mid- bis Uptempo-Bereich. Auf der Scheibe finden sich drei lupenreine Boogies. „4am Fried Chicken“ ist ein klassisch gemachter Genrebeitrag, während „Hiccup Boogie“ mit experimentellen Gesangspassagen aufwartet. Beide sind textlich originell: Auf die Idee, Fastfood oder einen Schluckauf zu thematisieren, muss man erst mal kommen. „All The Good Things“, aufgewertet durch die Arbeit von Smokehouse Brown an der Gitarre, ist allerdings der Boogie, der mich am meisten mitnimmt. Ebenfalls einer schnellen Gangart folgt das gleichförmige „Hoodoo Evil Man“.

Unter den Midtempo-Songs prägen sich „Have You Seen My Woman“ und „See That Man Alone” schnell ein. Bei „Press That Trigger“ gefällt das treibende Schlagzeug von Rob Lee und der Einsatz der Mundharmonika von Johnny Mastro. Mastro singt zudem das Duett „Waiting“ zusammen mit Ghalia. In dieses integriert sich, wie auch in „Hey Little Baby“, ein kratziges Gitarrenspiel. „I’m Shakin’“ greift Jazz-Elemente auf und sorgt für Abwechslung auf dem Album. Mit dem Blues „Addiction“ schlägt Ghalia ruhigere Töne an, die instrumental sanft unterlegt sind. Mehr Energie entwickelt das ebenfalls zu den langsameren Titeln zählende „Let The Demons Out“.

Ghalias Stimme besitzt keine besonders einprägsame Klangfarbe, aber genug Varianz, um schöne Akzente zu setzen. Gesangstechnisch liefert die Frontfrau sicherlich eine Leistung auf hohem Niveau ab, dennoch – oder gerade deshalb – will bei manchen Songs kaum Gefühl überschwappen. Die CD wirkt bis ins Detail durchgeplant, als hätte Ghalia sich nicht getraut, ihre Dämonen raus zulassen. „Let The Demons Out“ ist ein unaufgeregtes Album, das technisch souverän eingespielt und von Ghalia Vauthier sowie Dean Zucchero, der auch den Bass beisteuert, sauber produziert wurde.

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock

01. 4 AM Fried Chicken
02. Let The Demons Out
03. Press That Trigger
04. Have You Seen My Woman
05. Hoodoo Evil Man
06. Addiction
07. All The Good Things
08. I’m Shakin‘
09. Waiting
10. See That Man Alone
11. Hey Little Baby
12. Hiccup Boogie

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Ruf Records

Supersonic Blues Machine – Californisoul – CD-Review

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Review: Michael Segets

Hinter Supersonic Blues Machine verbergen sich keine Geringeren als Sänger und Gitarrist Lance Lopez, Bassist Fabrizio Grossi und Schlagzeuger Kenny Aronoff. Für ihr zweites Album „Californisoul“ holten sie sich namhafte Unterstützung u. a. von Billy F. Gibbons, Steve Lukather und Walter Trout.

So viel Prominenz schraubt die Erwartungen natürlich nach oben. Diese werden aber locker erfüllt und die Scheibe kann als ein Referenzpunkt der diesjährigen Veröffentlichungen im Bereich Texas Rock gelten. Von den 13 Tracks mit über 63 Minuten Spielzeit stellt zwar nicht jeder einen Volltreffer dar, aber es findet sich auch kein Totalausfall unter ihnen.

„Californisoul“ ist ein homogenes Werk geworden, das sich überwiegend im Midtempo-Bereich bewegt. Alle Songs sind von den drei Bandmitgliedern komponiert. An den beiden sehr starken „L.O.V.E.“ und „Hard Times“ beteiligte sich Serge Simic am Songwriting. Beim letztgenannten Stück steuert Steve Lukather einige Gitarren-Licks bei. „Broken Heart“ klingt streckenweise nach ZZ Top. Das verwundert nicht, da Billy F. Gibbons an dem Song mitwirkt. „Somebody’s Fool“ mit Robben Ford und „Elevate“ mit Eric Gales überzeugen ebenfalls, wobei die Künste der Gastgitarristen ihren Anteil daran haben.

Steht bei diesen Nummern die rockige Seite des Blues Rock im Vordergrund, schlägt bei „What’s Wrong“ unter der Beteiligung von Walter Trout die Nadel in Richtung Blues aus. Mit „Cry“ findet sich ein weiterer Blues auf der Scheibe, der den vorher genannten an Intensität noch übertrifft, was nicht zuletzt an dem nachdenklichen Text und dem gefühlvollen Gesang von Lopez liegt.

Die weiteren Tracks, ohne die Beteiligung von Gastmusikern, „Bad Boys“, mit kraftvollem Schlagzeug und mehrstimmigen Backgroundgesang, sowie die beiden eher straight gespielten „The Stranger“ und „Thank You“ können sich ebenso hören lassen. Das schwächste Stück auf der CD ist „The One“, das zu glatt und gleichförmig arrangiert erscheint und dessen Chorus deplatziert wirkt.

Das Album wird durch „I Am Done Missing You“ und „This Is Love“ gerahmt, die das gleiche Intro aufweisen. Während sich in das Eröffnungsstück nur zeitweilig ein Reggae-Rhythmus mischt, es aber insgesamt dem Blues Rock verhaftet bleibt, behält der Abschluss das Reggae-Feeling durchgängig bei.

Supersonic Blues Machine legt die Messlatte in Sachen Blues Rock hoch. Diese bleibt aber dadurch zu überbieten, dass einzelne Songs in manchen Momenten zu glatt arrangiert anmuten. Pluspunkte gewinnt „Californisoul“ allerdings durch die abwechslungsreichen Kompositionen, die zudem durch die Handschrift der angeworbenen Größen des Blues Rock aufgewertet werden.

Fabrizio Grossi hatte bei der Produktion eine lange Autofahrt vor dem inneren Auge, wofür der Longplayer bestens geeignet ist: Er verleitet nicht zum Rasen, sondern verführt zum Genießen.

Provogue/Mascot Label Group/Rough Trade (2017)
Stil: Texas Rock/Blues Rock

01. I Am Done Missing You
02. Somebody’s Fool
03. Love
04. Broken Heart
05. Bad Boys
06. Elevate
07. The One
08. Hard Times
09. Cry
10. The Stranger
11. What’s Wrong
12. Thank You
13. This Is Love

Supersonic Blues Machine
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Albert Castiglia – Up All Night – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

„Up All Night“, der Titel des mittlerweile achte Soloalbum von Albert Castiglia, kann auch als Synonym seiner Musikerlaufbahn gesehen werden. Spätestens seit den 2014 und 2016 erschienenen Alben „Solid Ground“ und „Big Dog“ scheint der in Florida lebende und in New York geborenen Castiglia seinen Stil, mit einem rauhen schnörkellosen Blues Rock gefunden zu haben.

Eine positiven Einfluss müssen wohl auch die Dockside Studios auf Castiglia ausstrahlen, in dem er schon die letzte Platte aufnahm. Er selbst sagte: „Warum sollte ein Ort verändert werden, an dem man sich wie zu Hause fühlt?“ Ein weiterer Faktor der zum Gelingen beigetragen haben dürfte ist, dass Mike Zito „Up All Night“ produzierte. So kann man bei einigen Songs auch musikalische Nähe zu einem Blues im Stile eines Stevie RayVaughn erkennen, ohne dass der Verdacht besteht, es wird ein Abklatsch versucht.

Mit „Hoodoo On Me“ nimmt die Platte schon im ersten Stück Fahrt auf. Unterstützt von seiner Rhythmussektion, Jimmy Pritchard am Bass und Brian Menendez an den Drums, bleibt Castiglia genügend Spielraum, seine Künste mit schnellen Soli auszuleben.

„I Been Up All Night“ ist mein absoluter Favorit auf der Platte. Dies mag auch daran liegen, dass der Gesang und manche Passagen mich an Randy Bachman von BTO, einen meiner Lieblingsmusiker erinnern. Einfach guter rockiger Blues! Das jammende „Three Legged Dog“ anfangs etwas düsterer daher kommend, endet in einem schnellen Gitarrensolo, welches live einen großen Spielraum bergen könnte.

„95 South“ eine schnelle rockige Nummer, dieauch aus der Feder eines John Fogerty kommen könnte und ist für mich das zweite absolute Highlight der Scheibe, an das „Knocked Down Loaded“ stilistisch fast nahtlos anschließt.

Mit „Quit Your Bitching“, aus der Feder von Mike Zito, wird etwas Fahrt aus der Geschichte genommen. Eine schöne Nummer, ein klein wenig swingend, auch als Untermalung in einer Bar gut geeignet. Nach dieser kurzen Atempause nimmt Castiglia mit „Woman Don’t Lie“ wieder Tempo in seinem eher rauhen Blues auf.

Bei „Unhappy House Of Blues“ wird das Trio von Lewis Stephens an den Keyboards und Johnny Sansone an der Mundharmonika unterstützt, was dem Song die nötige Breite gibt, um eine leicht tragende, zum Teil traurige Stimmung zu verbreiten. Da kommt das eher stimmungsvoll, peppige „Delilah“, in dem Sonny Landreth an der Slide Guitar unterstützt, genau richtig, dass gar nicht die Gefahr besteht in einen „depressiven Blues“ zu verfallen.

Mit „Chase Her Arround The House“ „küsst“ Castiglia den Rock’n’Roll: Eine Tanznummer für einen Honkytonk-Laden, mit schönen typischen Piano-Hintergrundeinlagen.

Den Abschluss bildet mit „You Got Me To That Place“ ein Old School Blues, der auch als Anspielung auf die Dockside Studios gesehen werden kann, da im Refrain zum Ende ein „where I never wanna ever leave“ ergänzt wird. Wenn es Castiglia mit Band gelingt, das Niveau auf kommenden Alben fortzusetzen, und der Aufnahmeort eine wichtige Rolle zur Stimmung beiträgt, ist es mit Sicherheit keine schlechte Idee, diesbezüglich nicht zu experimentieren.

Mit „Up All Night“ ist ihm auf jedem Fall eine abwechslungsreiche und starke Platte gelungen, die sich der Bluesfan nicht entgehen lassen sollte. Schön wäre es, wenn Castiglia und Band in naher Zukunft auch die hiesigen Breiten besucht, um den Liebhabern des Genres auch live seine Songs zu präsentieren.

Musiker:
Albert Castiglia – Guitar & Lead Vocals
Jimmy Pritchard – Bass
Brian Menendez – Drums

Gäste:
Mike Zito – Guitar & Vocals
Lewis Stepens – Keyboards
Johnny Sansone – Harp
Sonny Landreth – Slide Guitar

Ruf Records (2017)
Stil: Blues Rock

01. Hoodoo On Me
02. I Been Up All NIght
03. Three Legged Dog
04. 95 South
05. Knocked Down Loaded
06. Quit Your Bitching
07. Woman Don’t Lie
08. Unhappy House Of Blues
09. Delilah
10. Chase Her Around The House
11. You Got Me To That Place

Albert Castiglia
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