Walter Trout – Survivor Blues – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Mit seinem 2017’er spielfreudigen Album „We’re All In This Together“ setzte Walter Trout musikalisch auf bekannte Gastmusiker, denen er die Songs ihrem Stil entsprechend quasi auf den Leib zugeschnitten hatte, ohne seine eigene Virtuosität dahinter zu verstecken. Jetzt, ein gutes Jahr später, heißt sein neuestes Werk „Survivor Blues“. Ein durchaus zweideutiger Name, kann er doch als Anspielung auf seine per Transplantation geheilte lebensbedrohliche Lebererkrankung aufgefasst werden.

Oder aber als Hinweis, dass gute Bluessongs immer überleben. Schließlich widmet sich Trout auf seiner neuesten CD weniger oft gehörten oder gespielten Juwelen des Bluesgenres, wobei er die Klassiker nicht einfach nur gecovert hat (das würde sicherlich auch nicht seinem Anspruch an die eigene Musikalität entsprechen). Vielmehr hat Trout sie liebevoll neu arrangiert und in ein moderneres Gewand gekleidet.

So finden sich auf dem Album Titel des Mississippi-Bluesers Jimmy Dawkins („Me My Guitar And The Blues“) oder Sunnyland Slim, einem dem Delta-Blues verschriebenen Pianisten („Be Careful How You Vote“). Des Weiteren ist jeweils eine Nummer von Luther Johnson („Woman Don’t Lie“) und Hound Dog Taylor („Sadie“) auf dem Langspieler vertreten. Auch ein Titel seines Mentors, Lehrmeisters und Freundes John Mayall („Nature’s Disappearing“) darf natürlich nicht fehlen. Dazu gesellen sich zudem noch Songs von Otis Rush („It Takes Time“), Mississippi Fred McDowell (Goin’ Down To The River“) und J.B. Lenoir („God’s Word“).

Bei den Arrangements verzichtete Trout vielfach auf die im Original vorkommenden schwelenden Keyboard-Soundteppiche und ersetzte sie durch frische Klänge aus der Bluesharp. Der so erzeugte klarere Sound katapultiert die Tracks in die Jetztzeit, so z. B. „Me My Guitar and The Blues“ und der Stampfer „Be Careful How You Vote“. Auch das ruhigere, im Original traditionellere „Woman Don’t Lie“ präsentiert sich hier im raueren Chicago-Stil, wobei die Originalversion etwas gefälliger daher kommt. Aber das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Die beste Interpretation ist jedoch nach Ansicht des Rezensenten John Mayalls 1970’er umweltkritischer Song „Nature’s Disappearing“. Hier stimmt einfach alles, ein frischerer Sound und auch gesanglich eine Verbeugung vor dem Großmeister des weißen Blues.

Eingespielt hat Trout sein neues Werk in Robbie Kriegers Studio, dem ehemaligen Gitarristen der Doors. In „Goin’ Down To The River“ ist er sogar als Gastmusiker zu hören. Ansonsten setzt sich Walter Trouts Band auf dieser CD aus Johnny Griparic am Bass, Skip Edwards an den Keys und Walters langjährigem Drummer Michael Leasure zusammen. Das erklärte Ziel der Musiker war, die alten Songs nicht einfach nur nachzuspielen, sondern in die heutige Zeit zu transferieren. Das ist der Truppe um Walter Trout mit diesem hörenswerten Album absolut gelungen.

Nach eigenem Bekunden durchlebt er im Moment die beste Zeit seines Lebens. Man darf also jetzt schon gespannt sein, mit welchem Projekt der Bluesrock-Titan Walter Trout demnächst aufwartet.

Provogue – Mascot Label Group – (2019)
Stil: Blues Rock

01. Me My Guitar and The Blues
02. Be Careful How You Vote
03. Woman Don’t Lie ( feat. Sugaray Rayford)
04. Sadie
05. Please Love Me
06. Nature’s Disappearing
07. Red Sun
08. Something Inside Of Me
09. It Takes Time
10. Out Of Bad Luck
11. Goin’ Down To The River (feat. Robby Krieger)
12. God’s Word

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Walter Trout – We’re All In This Together – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Seit über 50 Jahren steht der mittlerweile 66-jährige Walter Trout nun auf den Brettern, die die Welt bedeuten und spielte in dieser Zeit u. a. in den Bands von John Lee Hooker, John Mayall und bei Canned Heat. Als Virtuose auf der Bluesgitarre hat er seine Fans unter älteren wie jüngeren Blues-Afficinados. Nach seiner schweren Lebererkrankung mit anschließender Lebertransplantation in 2014 verarbeitete er seine beinahe tödlich verlaufende Erkrankung auf den beiden eher etwas düsteren Alben „The Blues Came Calling“ (2014) und „The Battle Scares“ (2015). Nun legt er nach seinem 2016’er Album „Live In Amsterdam“ mit „We’re All In This Together“ wieder eine Scheibe vor, die förmlich vor Spiel- und Lebensfreude strotzt.

Und wieder hat er für dieses Album, genau wie für sein 2006’er Projekt „Full Circle“ zahlreiche namhafte Gastmusiker unterschiedlicher Bluesspielarten um sich geschart. Die Liste liest sich wie das „Who is Who“ der Bluesmusik: dabei sind Veteranen wie John Mayall, Charlie Musselwhite und Edgar Winter aber auch „jüngere“ Talente wie z. B. Mike Zito, Joe Bonamassa und Trouts Sohn Jon und viele, viele mehr.

Für jeden seiner 14 Gastmusiker hat Walter Trout einen Song sozusagen passend auf den Leib geschrieben. Dank moderner Technik wurden die Titel allerdings nicht gemeinsam im Studio eingespielt, sondern jeweils separat aufgenommen und im Nachhinein mit Trouts Band bestehend aus Sammy Avila, Johnny Griparic und Mike Leasure im Studio zusammengefügt. Lediglich Joe Bonamassa lies es sich nicht nehmen für die Aufnahmen bei Walter Trout im Studio höchstpersönlich aufzukreuzen.

Opener ist der flotte, rhythmisch stampfende Blues-Shuffle „Gonna Hurt Like Hell“ mit dem noch relativ jungen US-Blues-Talent Kenny Wayne Sheperd, einem Song über im weitesten Sinn Genuss und Reue, über weite Strecken getragen von einem schönem Gitarrenwechselspiel zwischen Trout und Shepherd. Der für seine ungewöhnliche Slide-Grifftechnik bekannte Sonny Landreth, dessen musikalische Wurzeln im Jazz und Rhythm and Blues des Mississippi Deltas liegen, ist Gastmusiker auf dem nächsten Song des Albums: „Ain’t Going Back“ kommt herrlich groovend und gute Laune verbreitend daher.

Zu Charlie Musselwhite muss man an sich nicht viel sagen. Er ist ein Meister auf der Bluesharmonika und zeigt dies auch im folgenden Stück „The Other Side Of The Pillow“, einem etwas schwermütigen Stück, bei dem sein Mundharmonikaspiel die Verzweiflung, die aus Trouts Stimme und seiner Gitarre schreit, perfekt unterstreicht.

„She Listens To The Blackbird Sing“ mit Mike Zito (Mitbegründer der „Royal Southern Brotherhood“) an der Gitarre ist wiederum recht melodiös und vom Stil her irgendwo zwischen den späten Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd angesiedelt. Für das folgende, im Stil des viel zu früh verstorbenen Freddie King gehaltene Gitarreninstrumentals „Mr. Davis“ hat Walter Trout niemand geringeres als als den Jazz-Blues-Fusion-Gitarristen Robben Ford, mit dem er auch zusammen bei „The Supersonic Blues Machine“ spielt, verpflichtet.

Auch der im nächsten Song „The Sky Is Crying“ kraftvoll performende Warren Haynes ist ein musikalisches Schwergewicht, ist er doch langjähriges Mitglied der „Allman Brothers Band“. Ganz anders das nächste Stück „Somebody Goin’ Down“, im Gegensatz zu den bisherigen Songs des Albums ist es ein im funkiges, aber auch recht heavy angelegtes, von Eric Gales interpretiertes, Stück. Eher melodiös und mit schönen Bläsersätzen arrangiert bietet „She Steals My Heart Away“ dem Texaner Edgar Winter den nötigen Rahmen seine Saxofonkünste unter Beweis zu stellen.

„Crash And Burn“ wiederum ist ein typischer Chigaco-Blues mit Joe Louis Walker an der Stromgitarre. Mundharmonika getragen und ebenfalls aus der Ecke des Chicago-Blues stammend, ist der folgende Track „Too Much To Carry“ mit dem mehrfach für den ‚Blues Music Award’ nominierten John Németh. „Do You Still See Me At All“ ist eine feine, melodiös komponierte, von Vater Walter Trout und Sohn Jon gespielte Bluesperle.

Härter, aber durchaus tanzbar, geht‘s dann wieder mit Randy Bachman (ehemals „Guess Who“ und „Bachmann-Turner-Overdrive“) auf „Got Nothin‘ Left“ zur Sache. Mein persönliches Highlight, wenn man von Highlight auf diesem Album überhaupt sprechen kann, alle Songs sind auf ihre Art grandios, ist das ruhige, unplugged dargebotene Delta-Blues Stück „Blues For Jimmy T.“ mit John Mayall an der Mundharmonika. Einfach klasse. Bei dem letzten Titel des Albums, der gleichzeitig auch der Titelsong ist und stilistisch an „Electric Mud“ von Muddy Waters erinnert, hat Joe Bonamassa tatkräftig in die Saiten gegriffen.

Fazit: „We’re All In This Together“ ist ein abwechslungsreiches Blues-Album, welches in keiner Sammlung fehlen sollte. Zu etwas besonderem wird es natürlich auch dadurch, dass Walter Trout hier zu seiner alten Energie und Lebensfreude zurückgefunden hat. Wie sagte er doch in einem Interview u. a. zu diesem Album: „Ich will mich wieder in dieses spannende Leben stürzen, es bei den Eiern packen und nicht wieder loslassen.“ Und genau das kommt auf dieser Scheibe rüber. Well done, Walter!

Line-Up:
Walter Trout – Vocals, Guitar
Sammy Avila – Keyboards
Johnny Griparic – Bass
Mike Leasure – Drums

Provogue – Mascot Label Group – (2017)
Stil: Blues Rock

01. Gonna Hurt Like Hell (feat. Kenny Wayne Shepherd)
02. Ain’t Goin‘ Back (feat. Sonny Landreth)
03. The Other Side Of The Pillow (feat. Charlie Musselwhite)
04. She Listens To The Blackbird Sing (feat. Mike Zito)
05. Mr. Davis (feat. Robben Ford)
06. The Sky Is Crying (feat. Warren Haynes)
07. Somebody Goin‘ Down (feat. Eric Gales)
08. She Steals My Heart Away (feat. Edgar Winter)
09. Crash And Burn (feat. Joe Louis Walker)
10. Too Much To Carry (feat. John Nemeth)
11. Do You Still See Me At All (feat. Jon Trout)
12. Got Nothin‘ Left (feat. Randy Bachman)
13. Blues For Jimmy T. (feat. John Mayall)
14. We’re All In This Together (feat. Joe Bonamassa)

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