Rozedale – 23.02.2019, Blue Notez, Dortmund – Konzertbericht

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Nachdem Rozedale am Vortag in Köln im Deutschlandfunk einige Songs für den Radiosender live eingespielt hatten, ging es an einem frühlingshaften Samstagabend nach Dortmund, um sich im hiesigen Blue Notez Club, den meist bluesbegeisterten Fans zu präsentieren.

Im Gepäck hatten sie neben dem im Herbst 2018 erschienen Albums „Wide Awake“ auch ihren Erstling „Long Way To Go“, der 2017 erschienen war. Kurz nach 20:00 Uhr betrat die Band um die jungen Fronter Amandyn Roses, als stimmgewaltige Sängerin, aber auch Entertainerin und Charlie Fabert, einen wahren Hexer an der Gitarre, die Bühne des recht gut besuchten Clubs. Wenn man bedenkt, dass die Band, abgesehen von einem Festival in Weert, hier erstmals als Newcomer in der Region auftrat, ist das schon erfreulich.

Schon beim Betreten der Bühne genossen sie sichtlich den Applaus der Besucher zur Begrüßung. Dieser sollte sich dann in den zwei, je etwa einstündigen Sets des Abends, in enthusiastische Ausmaße steigern. Die fünf Musiker präsentierten den Fans dabei eine bunte Mischung ihrer beiden Platten, gespickt mit einigen stark interpretierten Coversongs.

Mit „Racing At The Wheel“, „Smoking Gun“ und „ Fireplace“ widmeten Sie den Beginn der Show dem neuen Album und es gelang fast von Beginn an, das Publikum zu begeistern und zum Mitklatschen und Mitsingen von Textpassagen zu animieren.

Sie spielten die Bluessongs in einem zum Teil rockigen als auch souligen Gewand, wobei Fabert seine Gitarre phasenweise zweistimmig bespielte und mit tollen Soli in verschiedenen Tempi begeisterte. Ihm war dabei zu jedem Zeitpunkt anzumerken, mit welcher Freude er sich fast in Extase spielte. Auch Roses spielte zu Teil divenartig mit dem Publikum, wobei das nicht negativ gemeint ist.

Sie stellte einen tollen Kontakt zu den Fans her, und man merkte ihr und der Band an, wie sie die Stimmung im Blue Notez sprichwörtlich in sich aufsaugten.

Mit „Nutbusch City Limits“ von Ike und Tina Turner legten sie das erste Cover in einer ganz eigenen bluesigen Interpretation nach; gewagt aber gelungen, was auch am Applaus der Audienz erkennbar war. Weiter ging es mit einem Griff in den Erstling „Long Way To Go“ und die Band zauberte „Soul Posession“ und „Bad News“ auf die Bretter des Blue Notez.

Nach dem ‚Neuling‘ “The Sun Won‘t Rise Today“ verließen alle, bis auf die beiden Fronter die anderen die Bühne und es wurde eine gefühlvolle Version des Gil Scott Heron Klassikers „I‘ll Take Care Of You“ vorgetragen. Im roten Licht der Bühne präsentierten die beiden den Song mit ganz ruhig integrierten Passagen, in denen man die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen hätte fallen hören können.

Hier auch ein Kompliment an das Publikum, welches ein feines Gespür hatte, wann der Zeitpunkt für lauten Applaus und wann der für eine fast ehrfürchtige Ruhe gegeben war. Nach diesem emotionalen Highlight schickte Charlie Fabert die Besucher in eine Pause, um sich an der Theke des Clubs noch einmal fürs zweite Set zu stärken.

Diese Pause nutzte der Lichttechniker des Clubs, um schnell zwei defekte Fronscheinwerfer auszutauschen, sodass die eh schon recht gut ausgeleuchtete Bühne in einem noch besseren Licht stand. Hier schon einmal ein Kompliment an den wirklich guten und differenzierten Sound und die schönen Lichteffekte, zu denen auch die metallenen Traumfänger der Band sorgten, die das Hintergrundbild, für ein traumhaftes Konzert darstellten.

Mit dem Titelsong von „Long Way To Go“ ging es dann in die zweite Hälfte des Gigs. Nach dem rockenden „Drifting“ folgte der Eddie King-Klassiker “Hideaway“ mit einer langen instrumentalen Phase, in der alle ihr Können als Solisten beweisen konnten. Überhaupt muss gesagt werden, dass die drei Musiker die leicht im Hintergrund standen, einen erheblichen Anteil am Gelingen des Konzerts hatten. Séraphin Palmeri glänzte an den Keyboards. Mal erzeugte er Klangteppiche mal legte er furiose Soli ein.

Denis Palatin an den Drums bewies, dass er ein Könner seines Faches ist und neben Speed auch die gefühlvollen Einlagen beherrscht. Im zweiten Part konnte er auch mit einem furiosen Solo glänzen.

Pili Tempo beackerte seinen Bass stoisch, meist im Hintergrund stehend, absolut souverän und hatte seinen großen Auftritt im Intro von “When Evil Sets Its Sights On You“, das er über etwa eine Minute stark einleitete und Besucher hinter mir zu Aussagen, wie “das ist ganz groß“ hinriss.

Stark und Gefühlvoll war auch die Tracy Chapman-Nummer „Sorry“, die Roses und Fabert zu zweit vortrugen. Eine ‚Extended Version‘ von „The Kind Of Man“ beendete zunächst den Hauptteil. Toller Gesang, klasse Soloeinlagen aller Musiker und ein Gitarrensolo von Fabert, welches sich über Minuten hinzog versetzten das Publikum in fast ungläubiges Staunen.

Als Zugabe legten die Fünf noch „Go Your Mojo Working“ von Muddy Waters nach. Nach Endes des Konzertes dauerte es aber noch einige Zeit, bis das Blue Notez sich leerte. Gefühlt jeder zweite der Besucher begab sich an den Merchandising-Stand, an dem Managerin Florence Miller alle Hände voll zu tun hatte, um die Besucher mit CDs zu versorgen, die dann auch direkt von den Künstlern signiert wurden. Dabei nahmen sie sich auch Zeit für einen kurzen Plausch und für das eine oder andere Fanfoto.

Abschließend noch ein Dank an alle Beteiligten für einen tollen Abend, an dem Rozedale eine starke Werbung in eigener Sache betrieb. Mit Sicherheit wird es nicht ihre letzte Präsenz in Dortmund gewesen sein und vermutlich wird jeder der Anwesenden beim nächsten Mal mindestens einen zusätzlichen Besucher ins Schlepptau nehmen.

Line Up:
Amandyn Roses : Lead vocals
Charlie Fabert : Guitars
Séraphin Palmeri : Keyboards
Denis Palatin : Drums
Pili Tempo : Bass

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Blue Notez Dortmund

Rozedale – Long Way To Go – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Zu vielen Plattenreviews gibt es Vorgeschichten. Als ich meinen Freund Daniel anlässlich eines Konzertbesuchs von Marc Ford abholte, drückte er mir die Scheibe „Long Way To Go“ von Rozedale in die Hand, mit der Bitte, ob ich das Review übernehmen könnte. Rozedale, ein im Juni 2016 gegründetes französische Bluesrock-Projekt mit der Sängerin Amandyn Roses und dem Gitarristen Charlie Fabert als musikalischen Köpfen aus der Region Mulhouse und Nancy, war für mich zunächst absolutes Neuland. Die beiden veröffentlichen in Kürze ihren ersten Longplayer auf dem französischen Blues-Label DixieFrog, nachdem es im letzten Jahr eine, auf 300 Exemplare, limitierte EP gab.

Eine wichtige Bezugsgröße war für beide unter anderem von Led Zeppelin. Amandyn wurde gesanglich inspiriert von Größen wie Beth Hart, Eta James und Janis Joplin, was sich auch in der Vielseitigkeit der Gesangsbreite widerspiegelt. Das Songwriting und Gitarrenspiel von Charlie ist beeinflusst von Jimmy Page, dem Vorbild aus Jugendzeiten und Projekten, unter anderem mit Roger Cotton (Keyboarder bei Peter Green), Alan Glen (Gitarrist bei den Yardbirds und Dr. Feelgood) und Bobby Tench (Sänger der Jeff Beck Band). Dies hat dazu beigetragen, dass Rozedale die ganze Bandbreite der Bluesmusik ausfüllen kann. Unterstützt werden die beiden von Nathalie Theveny-Sagaert am Piano, Denis Palatin an den Drums und Philipe Sissler am Bass.

Der erste Song, „Bad News“, eine Midtempo Nummer, besticht durch den ausdrucksstarken Gesang und sehr melodisches, schnörkelloses Gitarrenspiel.
„Soul Posession“, einer meiner Lieblingsstücke auf der Scheibe, erschien mir beim ersten Hören schon wie ein alter Bekannter, den ich lange Zeit nicht mehr gesehen habe. Hier ist es Rozedale schön gelungen, eine Grundharmonie von Stevie Wonders „Superstition“ in einen auf Blueskomponenten reduzierten Song zu modifizieren.

Mit „Man, I Don`t Want You Around“ wird etwas Fahrt aufgenommen und die Gitarre mehr in den Vordergrund gestellt. „I Will Never Let You Go“ steht wieder im Zeichen von Amandyns Stimme und die Inspiration durch Beth Hart wird deutlich, ohne ein Gefühl zu erwecken, dass ein erfolgreicher Stil abgekupfert wird. Bei „Long Way To Go“, dem Titelsong, kommt die Vielseitigkeit der Band zum Vorschein. Blues als Grundelement mit Akzenten von Swing, aber auch leicht rockig mit mehreren Tempowechseln, ohne chaotisch oder hektisch zu wirken – mit ein Highlight der Platte.

Ähnlich geht es mit „When Evil Sets It’s Sights On You“ weiter, wobei hier die rockige Variante des Blues im Vordergrund steht. Zwei eher stramme Gitarrensoli runden den Track, unterstützt mit stampfenden Drums ab. Mit „Before You“ wird es wieder ruhiger. Ein Song, der auch in einer klassischen Cocktailbar gespielt werden könnte. Der im Mittelpunkt stehende Gesang und die eher untergeordneten Instrumente, rücken Amandyn Roses gedanklich in Sphären einer Diva, die von einer Barband begleitet wird.

Weg von der Lounge geht es mit „Lost Soul“, einer dynamischen Bluesrocknummer, auf die Straße, bei der das Gitarrenspiel in kurzen Momenten an ZZ Top erinnert. Den Abschluss unter ein kurzweiliges Album bildet „New Frontier“, wieder mit charismatischen Gesang von Amandyn, sowie psychedelischem Gitarrenspiel von Charlie, bzw. von Nathalie Theveny-Sagaert am Piano. Vom Stil her fühlt man sich zum Teil in die Zeit um Woodstock zurückversetzt, ohne dass der Song verstaubt wirkt – mein absoluter Favorit der Platte.

Insgesamt ist Rozedales „Long Way To Go“ ein starkes Debüt, bei dem manche Feinheiten erst beim zweiten Hinhören Gewahr werden. Wenn es der Band gelingt, die Kreativität, Dynamik und hörbare Spielfreude beizubehalten, kann der Titel „Long Way To Go“ dahin gehend interpretiert werden, dass sich Rozedale, für die Zukunft, noch einiges vorgenommen haben. Schön wäre es, auch in hiesigen Gefilden, live zu erleben, wie die Vielfältigkeit der Lieder auf die Bühne zur Wirkung gebracht werden.

DixieFrog (2017)
Stil: Blues Rock

01. Bad News
02. Soul Possession
03. Man, I Don’t Want You Around
04. I Will Never Let You Go
05. Long Way To Go
06. When Evil Sets Its Sights On You
07. Before You
08. Lost Soul
09. New Frontier

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