The Great Divide – Remain – CD-Review

Wie lautet die Schnittmenge zwischen (New) Country, Westcoast, Desert- und Southern-Rock? Die schlichtweg einfache Antwort lautet The Great Divide! Hätte es damals ähnliche, aus dem Leben gegriffene und nachvollziehbare Beispiele in der Mathematik gegeben, wäre mir wohl die Ehrenrunde auf dem Weg zu meinem schwer erkämpften Abitur erspart geblieben…

Nach „The Afterglow (The Will Rodgers Sessions)“ liegt mit „Remain“ das zweite Werk der jungen Band in meinem Player. Die Boys aus Oklahoma bleiben ihrer Linie treu: Kurze, präzise Songs mit schönen Melodien, von der Sparsamkeit her an den ebenfalls aus der Region stammenden J.J. Cale erinnernd, die man irgendwann schon einmal gehört zu haben glaubt und die doch beim intensiven Lauschgang ihr eigenes Flair entwickeln.

Den Stempel drückt ihnen Frontmann und Leadgitarrist Mike McClure (von ihm gibt es auch ein relativ aktuelles Soloalbum) auf. Ausgestattet mit einer Stimme, die ich mit einem von der Heiserkeit geplagten Glenn Frey assoziiere, verleiht er den Liedern diesen kratzig rootsigen Beigeschmack. Dazu kommt sein southernverwandtes Gitarrenspiel und die staubtrockenen Drums seines Kollegen J.J. Lester im Hintergrund.

Eagles, Poco, Greyhound Soul, Rambler, Steve Earle, Sister Hazel und Cross Canadian Ragweed sind Interpreten, zu denen meiner Ansicht nach Querverbindungen existieren.

„Fly On“ (mit treibendem rockigem Rhythmus und starker Slidebegleitung), „Lost In The Night“ (wunderschöne Midtempoballade mit zwei tollen Gitarrensoli), der Titelsong „Remain“ ( mit gekonntem Wechselspiel zwischen akustischen und elektrischen Elementen), „Gypsy Steel“ (eine rockige Boogienummer), „Bummin‘ Around“ (das mich stark an Van Morrisons Nummer „Tupelo Honey“, auch gecovert von Blackfoot, erinnert) oder „Mary Hold On“ ( mit dem tollen Gitarrenspiel am Ende) sind Songs, die mir persönlich am besten gefallen.

Der Hiddentrack (eine Unplugged-Nummer) kommt zwar schon nach wenigen Sekunden, ist aber eigentlich, wie so oft, überflüssig. Die Zeit beim Hören der Stücke vergeht in Windeseile, mir gefällt’s und dabei bleibt’s. Punkt. Ende. Aus!

Pacific Music Group (2002)
Stil: Country Rock

01: Fly On
02: Lost In The Night
03: Remain
04: Gypsy Steel
05: Other Side Of Midnight
06: Bummin‘ Around
07: Moon Is Always Full
08: If You Want It That Much
09: Mary Hold On
10: If Not For You

The Great Divide
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Bärchen Records

Pat Green – Three Days – CD-Review

Schon der Blick aufs Titelbild des Booklets von Pat Greens aktueller CD „Three Days“, auf der ein zerrissener, ausgelatschter Cowboystiefel verlassen am Pfahl eines Stacheldrahtzaunes hängt, lässt erahnen, dass es bei dieser Scheibe heiß zur Sache gegangen sein muss. Und in der Tat, hier wurde ordentlich gehobelt, hier sind jede Menge Späne gefallen.

13 fantastische Songs, ohne jeden Aussetzer, mit unheimlich viel Dampf und superklarem Sound, so ein wenig im Stil der Bottle Rockets zu „24-Hours-A-Day“-Zeiten gespielt, machen die CD zu einem kurzweiligen Ereignis. Für mich persönlich ein Highlight des Jahres!

Jede Menge satter Gitarren, viel Gefiddel, aber so dosiert, dass es nie nervig wirkt, dazu Pat Greens passende Stimme, mich sehr an die von Brian Henneman erinnernd, bestimmen dieses abwechslungsreiche Werk fast ohne jeden Blick auf Kommerzialität. So erscheint es mir zumindest.

Zu verdanken sei das stimmige Ergebnis, laut Greens eigener Aussage, auch der außerordentlich guten Zusammenarbeit mit seinem Label Republic/Universal Records, das keinen Druck ausübte und ihn absolut freizügig agieren ließ.

Ein echtes Malocheralbum, bei dem Pat Green zum Einen mit neun selbstgeschriebenen Liedern echte Songwriterqualitäten unter Beweis stellt, zum Anderen auch wunderbar zeigt, wie man traditionelle Countrymusikelemente mit viel Pepp und sehr aktuell darbieten kann.

Mir gefallen besonders, auf einer durchgehend guten Scheibe, das druckvolle Auftaktstück „Carry On“, mit Ex-Storyville David Grissom an der Gitarre, die Uptempo-Balladen „Whiskey“ und „Crazy“, sowie das southern-rockige „Southbound 35“ „Three Days“, ein echter Kracher, der nicht nur in die Sammlung eines bekennenden Countryfans gehört. Einfach herrlich, kaufen und genießen!

Universal Music (2001)
Stil:  Country Rock

01. Carry On
02. Threadbare Gypsy Soul
03. Three Days
04. Who’s To Say
05. Galleywinter
06. Wrong Side Of Town
07. We’ve All Got Our Reasons
08. Whiskey
09. Crazy
10. Take Me Out To A Dancehall
11. Count Your Blessings
12. Southbound 35
13. Texas On My Mind

Pat Green
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Bärchen Records

JJ Grey & Mofro – Ol‘ Glory – CD-Review

Wenn ich JJ Grey ein Attribut zuschreiben müsste, das ihm wohl am nächsten käme, würde ich spontan vermutlich das Wort ‚Verlässlichkeit‘ ausloben. Menschen, auf die man sich verlassen kann, hatten bei mir immer schon einen hohen Stellenwert, eine Charaktereigenschaft, die ich mir selbst, ohne in ein gewisses Eigenlob zu verfallen, ebenfalls attestieren würde.

Wenn man dann JJ Grey auch mal leibhaftig auf der Bühne zu sehen bekommen hat, kommen noch weitere positive Eigenschaften wie sympathisch, bodenständig aber auch temperamentvoll hinzu. Ein Typ, mit dem man, ohne ihn wirklich zu kennen, sofort ‚warm‘ wird. Übrigens, das Konzert, was ich vor einigen Monaten im Dortmunder Piano zu sehen bekam, war eines der mitreißendsten, die ich im Laufe der letzten Jahre erlebt habe.

Was seine Studio-Alben betrifft, knüpft er samt seiner Mofro-Leute im Prinzip mit „Ol‘ Glory“ nahtlos an seine Vorgänger Georgia Warhorse und The River an. Es gibt wieder ein buntes Potpourri aus soulig (dezent südstaatlich) angehauchtem Rock, kombiniert mit Blues-, Pop-, Country- und Gospel-Zutaten, bei dem ein gewisser Retro-Faktor immer mitschwenkt.

Im Mittelpunkt stehen JJs , für sein schmächtiges Erscheinungsbild, doch beträchtliches Stimmorgan, das sich gegen ein kräftiges Rhythmus-Fundament, Gitarren, variable Keyboards und vor allem eine stark eingebundene und pulsierende Horn Section behaupten muss. Markante Gastauftritte gibt es von Derek Trucks mit schöner Slide auf „Every Minute“ und Luther Dickinson mit starker Dobro-Performance auf dem, passend zum Titel, relaxt zelebrierten „The Island“. Recht ähnlich ist auch das abschließende ruhige „The Hurricane“, wo man vielleicht noch mal ein heftiges Stück erwartet hätte.

Mit „Light A Candle“ (dezentes Van Morrison-Flair) und „Home In The Sky“ serviert die Truppe zwei völlig schmalzfreie, sehr abwechslungsreich konstruierte Balladen, Sachen, wie der tolle Opener „Everything Is A Song“, „Turn Loose“ (ungemein funky), „Brave Lil‘ Fighter“ (psychedelische 70ies-Note) und „Hold On Tight“ sind mit ihrem rhythmischen Drive und den fulminanten Bläsereinlagen fürs kommende Live-Programm nahezu prädestiniert. „Tic Tac Toe“ (fängt ruhig an, steigert sich allmählich und mündet in ein ungemein kraftvolles Ende) hatte die Band bereits im Piano, da noch gerade frisch komponiert, vorgestellt.

Wenn es mal eine Fortsetzung des berühmten Blues Brothers-Films geben sollte, wären „A Night To Remember“ und der sich furios entwickelnde Titelsong „Ol‘ Glory“ sicherlich heiße Kandidaten für den Soundtrack. Mit der Musik im Hintergrund könnte man sicherlich spielend wieder eine heiße Autoverfolgungsjagd mit dem obligatorisch hohen Sachschaden kreieren. Mitproduziert hat, wie gewohnt, Dan Prothero und auch das Cover-Artwork (denke ich) hat der Meister selbst gestaltet.

Fazit:  Auf JJ Grey und seine Mofro-Kumpanen ist, wie nicht anders zu erwarten, absoluter Verlass! Mit „Ol‘ Glory“ setzten die Musiker aus dem Sunshine State, fernab aller modischen Trends, ihren Weg unbeirrt fort. Übrigens ist das Ensemble vom 21. – 26. März wieder bei uns live zu sehen (mit Marc Broussard als Support – auch ein toller Musiker), da kommt diese Musik noch mal einen gewaltigen Tacken besser zur Geltung (siehe dazu auch unsere Tourtermine). Wer die Gelegenheit hat, sollte diese unbedingt wahrnehmen!

Mascot Music (2015)
Stil:  Southern Soul

01. Everything Is A Song
02. The Island
03. Every Minute
04. A Night To Remember
05. Light A Candle
06. Turn Loose
07. Brave Lil‘ Fighter
08. Home Is The Sky
09. Hold On Tight
10. Tic Tac Toe
11. Ol‘ Glory
12. The Hurricane

JJ Grey & Mofro
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Mascot Label Group

Todd Griffin – Mountain Man – CD-Review

Nachdem Jack Russell von Great White ihm wieder auf die musikalischen Beine geholfen hatte (er holte ihn als Solo-Performer ins Vorprogramm bei einer GW-Tour), konnte er als Sänger des Titelsongs in den ersten beiden Staffeln der beliebten US-Sitcom „That ’70s Show“ (u. a. mit Topher Grace und Ashton Kutcher) Werbung in eigener Sache betreiben.

Mittlerweile ist Griffin ganz in der Independent-Szene verwurzelt und hat nach vielen Jahren mit „Mountain Man“ wieder eine neue CD am Start. Leider nur ein Kurzwerk mit gerade mal neun Tracks, das aber dafür durchgehend gute Musik und zur Unterstützung einige interessante Mitspieler wie Mitch Perry (UFO), Jorgen Carlsson (Gov’t Mule), Doug Pettibone (Lucinda Williams) und Arlan Oscar Schierbaum (Joe Bonamassa) zu bieten hat.

Todd serviert uns schnörkellosen, ehrlichen Rock mit dezentem 70er-Flair, der ganz klassisch ohne große Effekte auskommt. Akustik- und E-Gitarren, Drums, Bass und Keys in Form von Orgel und Piano beherrschen das Szenario. Ab und zu assistieren ein paar weibliche Backsinger. Sein Gesang bewegt sich in Vokal-Sphären zwischen Jon Bon Jovi, Ron Keel, Gary Jeffries, Dan Baird oder auch Axl Rose.

Vom in Tradition guter alter Bon Jovi-Lieder gehaltenen Opener „These Days“ über meinen Lieblingstrack des Werkes, „Glory Train“ (wie Dan Baird trifft auf die Quireboys), der schönen schmalzfreien Ballade „The Strength In You“ (Piano- und Orgeltupfer, starke Slide-Einlagen von Pettibone) über die Creedence Clearwater Revival-umwehten „Mountain Man“ sowie „Let It Rain“ (ersteres mit abgewandelter E-Gitarrenführungslinie von Sachen wie „Suzie Q“ oder „Born On The Bayou“, letzteres mit Ähnlichkeiten zu den beiden berühmten CCR-„Rain“-Liedern) bis zum atmosphärisch groovenden Finalisten „Geronimo“ (klasse E-Gitarrenarbeit) vergehen die knapp vierzig Minuten der CD wie im Flug und man fragt sich, warum Todd nicht noch zwei drei Stücke mehr draufgepackt hat.

Fazit:  Todd Griffin legt mit „Mountain Man“ ein ehrliches, aber doch sehr überschaubares Rock-Album hin, das ihm mehr Sympathie als Ruhm einbringen wird. Die Zeiten, wo man mit so einem Werk Gipfel erstürmen konnte, sind längst vorbei. Wie der Mann in den Bergen, der die Einsamkeit und Schönheit der Natur mit nur relativ wenigen Leuten zu teilen braucht, wird dieses Werk vermutlich auch nur einen eher überschaubaren Kreis an Liebhabern erreichen. Dieser darf sich dann aber um so mehr auf ein angenehmes Musikerlebnis freuen!

Bad Reputation (2015)
Stil. Rock

01. These Days
02. Voice Of The People
03. Stand Up
04. Glory Train
05. Strength In You
06. Devil Woman
07. Mountain Man
08. Let It Rain
09. Geronimo

Todd Griffin
Germusica Promotion

Frankie Ballard – Same – CD-Review

Bärenstarker, rockin‘ Country/New Country voller Kraft, Dynamik und toller Melodien! Der 1983 geborene, aus Battle Creek, Michigan stammende Frankie Ballard ist so was wie ein musikalischer Spätstarter. Sein eigentlicher Traum war es, professioneller Baseballspieler zu werden. Erst mit 18 Jahren schnappte er sich die Akustikgitarre seines Vaters und begann zu üben. Dafür aber um so intensiver. Laut eigener Aussage teilweise 8-10 Stunden am Tag.

Zunächst ging es durch die Bluesschule von Leuten wie Stevie Ray Vaughan, B.B. King, Buddy Guy und Eric Clapton, später mehr country-orientiert anhand von Vorbildern wie Ricky Skaggs, Albert Lee, Roy Nichols und Leuten, die mit Merle Haggard und Carl Perkins zusammenspielten. Aus der heutigen Zeit beeindrucken ihn Gitarristen wie Brad Paisley, Vince Gill von der Traditionalisten-Garde und Keith Urban mit seiner an den Rock’n’Roll-angelehnten Spielart. Frankie selbst sieht seine Berufung eher darin, eine bluesigere Note ins Genre einzubringen, was ihm auf seinem acht Songs umfassenden Mini-Debütalbum, im übrigen direkt unter einer Major-Flagge, eindrucksvoll gelingt.

Gerade auf Major-Alben ist es nicht alltäglich, quasi als „musikalischer Nobody“, angesichts der exquisiten Studiomusiker (hier Alison Prestwood, Jimmy Sloas, Greg Morrow, Tommy Harden, Danny Rader, Mike Johnson, Adam Shoenveld, Tony Harrell und jede Menge Backgroundsänger/-innen wie u.a. Wes Hightower, Lisa Torres, Vicky Hampton, Rachel Proctor) sofort bei fast allen Stücken (gerade mit der wichtigen E-Gitarre) instrumentell involviert zu werden, was eindeutig für Frankie Ballards Talent als Saitenvirtuose spricht. Auch die Buchung für die Grand Ole Opry und als Support von Top-Acts wie Kenny Chesney, Taylor Swift oder Bob Seger gelten als klarer Beleg für viel vorhandenes Potential.

Bei seinem Debüt setzen er und seine Plattenfirma auf Qualität statt Quantität. Die von Michael Knox (Jason Aldean) produzierten acht Tracks sind allesamt kraftvolle, dynamische und jederzeit melodische Klassenummern ohne auch nur einen einzigen Hänger! Das Werk beginnt mit dem, mit einem fluffigen, aber kernigen Gitarrenrhythmus unterlegten, satt dahinrockenden „A Buncha Girls“ (Richtung Brooks & Bunn mit einem würzigen Heartland-Flair ala John Mellencamp), der zweiten Single des Albums (einziger Song, den Frankie mitgeschrieben hat, ansonsten sind so bekannte Songwriter wie Ben Hayslip, Dallas Daidson und Rhett Akins die Zulieferer), nachdem man bereits mit „Tell Me You Get Lonely“ (toller rauchiger Gesang, Orgeltupfer, Klasse E-Gitarren-Solo, Steel-Fills, wunderbare Harmonies, markanter Refrain) einen Achtungseinstieg gefeiert hatte.

Neben seiner Gitarrenfertigkeit muss in jedem Fall auch Frankies hervorragender Gesang herausgestellt werden, der mit seiner leicht angerauten, sehr variablen Art irgendwo zwischen Bobby Pinson, Jeffrey Steele, Eric Church und besagtem John Mellencamp angesiedelt werden kann. Diese leicht „dreckig“ wirkende Röhre sieht man dem sehr juvenil wirkenden Burschen auf den ersten Blick gar nicht an. Ein regelrechter „(Rock-) Wolf im (Country-) Schafspelz“! Toll auch, dass sämtliche Stücke eine omnipräsente Southern-Note aufweisen, sei es durch das Einflechten eines swampigen Banjos wie bei „Single Again“ (klasse Baritone-/E Gitarren-Solo-Kombi, wieder sehr schöne Steel-Fills) und dem stampfenden, treibenden „Get On Down The Road“ (tolle E-Slide-Arbeit) oder einfach mittels der obligatorischen Twin-Gitarren bei „Place To Lay Your Head“.

Ruhepausen gönnt uns Frankie beim bluesigen, mit dezentem „Tuesday’s Gone“-Flair versetzten, in „Cryin‘ in My Beer-Song“-Tradition gebrachten „Sober Me Up“ (markantes Führungsriff, wunderbar pathetischer Gesang) und bei der für Major-Labels fast unumgänglichen, emotionalen Powerballade „Rescue Me“ (wäre durchaus auch Duett-tauglich gewesen, bleibt aber so relativ kitschfrei). Jason Aldean & Co. lassen grüßen. Und wenn Frankie Ballard am Ende nochmals so einen furiosen Southern-Rocker wie „Grandpa’s Farm“ raushaut, dann gibt es kein Halten mehr. Wieder erzeugen das Banjo, das kernig kickende Drumming, Ballards angerauter Gesang, die satten E-Gitarren (inkl. starkem Soli) sowie die berühmten, weiblichen „Oooh-ooh“-Harmonies ein authentisch-swampiges Southern-Ambiente. Ein Song der Marke „My Kinda Party“ von Jason Aldean oder „Kick It In The Sticks“ von Brantley Gilbert aus der jüngeren Vergangenheit. Wow! Ein bärenstarker Abschluss. Da hätte man gerne noch drei, vier Songs mehr gehört.

Ein fulminantes, frisches, unverbrauchtes Debüt. Leute, die Musik an der Schnittstelle der o.a. Interpreten (dazu kommen noch Bands und Interpreten wie Eric Church, Blake Shelton, Chris Young) bevorzugen, werden den Newcomer Frankie Ballard mit offenen Armen in Empfang nehmen. So muss heute moderner rockin‘ Country/New Country klingen. Ein grandioser Einstieg. Bitte mehr davon, Frankie Ballard!

Warner Nashville (2011)
Stil:  New Country

01. A Buncha Girls
02. Single Again
03. Place To Lay Your Head
04. Tell Me You Get Lonely
05. Get On Down The Road
06. Sober Me Up
07. Rescue Me
08. Grandpa’s Farm

Frankie Ballard
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Frankie Ballard – Sunshine & Whiskey – CD-Review

Jetzt startet er richtig durch! Nach seinem klasse Erstling von 2011 folgt nun ein noch stärkeres, zweites Album, das auch gleich den ersten Hit abwirft. „Helluva Life“ (schön instrumentierter, melodischer Goodtime-Country, klasse E-Gitarren-Solo) ist bereits in den Top 15 der Billboard Country Singles-Charts angekommen (zur Zeit Platz 11) und marschiert immer weiter in Richtung Spitze. Der aus Michigan stammende 31-jährige, der 2008 mal Kenny Chesneys ins Leben gerufenen Wettbewerb „Next Big Star“ gewonnen hat, geht unbeirrt seinen Weg weiter.

Schon direkt der euphorisch knackige Opener „Young & Crazy“ offeriert seine absoluten Stärken. Ein Gefühl für den richtig zu ihm passenden Song, seine herrlich rauchige Stimme und auch sein exzellentes und variables Gitarrenspiel (Akustik- und E-Gitarre), das er trotz an seiner Seite stehender Klasseleute wie u.a. Adam Shoenveld, Troy Lancaster und Rob McNelley immer wieder mit einbringt. Der Titelsong „Sunshine & Whiskey“ macht, wie der Titel es schon suggeriert, richtig Laune. Klasse das vom Southern Rock inspirierte E-Gitarren-Solo, auch eines der sich immer wiederholenden Markenzeichen von Frankie Ballard.

Die einzige Komposition aus eigener Feder (zusammen mit Jon Nite), „It Don’t Take Much“, kommt mit einer gewissen Heartland-Attitüde herüber, auch hier wieder mit einem starken Gitarrensolo. Countrybluesig geht es auf „Drinky Drink“ zu, die quäkige Harp, der kräftige Mitgröl-Refrain (Redneck-Flair, Crowd-Harmonies) und das klirrende Banjo-Spiel von Ilya Toshinsky machen richtig „Alarm“. „Tell Me You Get Lonely“ und „Sober Me Up“ kennt man bereits vom Vorgängerwerk. Auch auf „I’m Thinking Country“ (Autoren David Lee Murphy/Marcel Chagnon) wird zu filigranem Banjo-Rhythmus ordentlich Gas gegeben. Der rotzige Powerrefrain lädt zum Mitwippen und -singen ein, toll die von Shoenveld und Frankie eingebrachten Twin-Gitarren.

Herrlich atmosphärisch das ruhig mit Akustik- und E-Gitarren, sowie weinender Steel gespielte „Tip Jar“, das ein grandioses Southern Soul-Feeling versprüht. Ebenfalls ruhig geht es auf „Don’t You Wanna Fall“ zu. Wunderbar die von Jason Mowery gespielte, wie eine Dobro klingende Resonator-Gitarre, die einfühlsamen Harmoniegesänge von Cassandra Lawson und auch das immer wieder mal dazwischen gluckernde E-Piano. Eine Gänsehaut-Ballade, dazu wieder mit fulminantem E-Gitarren-Solo. Am Ende huldigt Frankie mit dem viel gecoverten Country-Oldie „Don’t Tell Mama I Was Drinkin’“ noch seinen Michigan-Wurzeln. Der banausenhafte Gesang in Kid Rock-Manier und das in Bob Seger-Tradition gespielte Piano als Beweis, lassen keinen Zweifel an seiner Herkunft aufkommen.

Frankie begeistert auf „Sunshine & Whiskey“ mit 11 großartigen, melodischen, zumeist recht knackigen, aber auch flockigen Songs, die sehr eingängig wirken, aber auch immer eine erdige Grundnote beibehalten. Das ist zeitgemässer, astreiner, prächtiger New Country vom Allerfeinsten! Frankie Ballard befindet sich unmittelbar auf dem Weg in die oberste Etage der jungen Wilden in Nashville! Bärenstarker Stoff!

Warner Nashville (2014)
Stil:  New Country

01. Young & Crazy
02. Sunshine & Whiskey
03. It Don’t Take Much
04. Helluva Life
05. Drinky Drink
06. Tell Me You Get Lonely
07. Sober Me Up
08. I’m Thinking Country
09. Tip Jar
10. Don’t You Wanna Fall
11. Don’t Tell Mama I Was Drinking

Frankie Ballard
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Bart Crow Band – Desperate Hearts – CD-Review

Welch ein Fortschritt! Großartig! Das zweite Album der texanischen Bart Crow Band ist schlichtweg ein „Countryrock-Hit“, der einfach runter geht wie Öl! Als die Truppe mit ihrem klasse Debüt „Finally“ vor rund zwei Jahren voller Unbekümmertheit die Texas „Red Dirt“-/Countryrock-Bühne betrat, prophezeiten wir bereits, wie auch einige andere Experten, dass hier einer der vielversprechendsten, neuen Szene-Acts heranwachsen würde („Texas’ next rising star is born…“)! Das Album verkaufte sich tierisch gut, die Single „Wear My Ring“ hielt sich über zwanzig Wochen (!) in den Texas Music-Charts („a song that just won’t go away“, äußerte sich seinerzeit Jason Boland dazu) und deren Nachfolger „Driftin’ In The Wind“ ergatterte 2007 sogar einen Platz unter den 10 meistgespielten Stücken im Texas Music-Radio.

Ein toller Erfolg, der nun mit dem zweiten Album der Band neue Höhen erreichen dürfte, denn dieses Werk ist nochmal um Längen stärker als der Vorgänger! Apropos „Driftin‘ In The wind“. Aufgrund des großen Erfolges entschied sich die Band kurzerhand diesen Song für das neue Album gleich noch einmal einzuspielen, diesmal noch frischer, noch dynamischer, noch besser! Ein Traum-Countryrocker mit einer tollen Melodie, irgendwo angesiedelt zwischen No Justice und besten Restless Heart-Tagen! Man spürt direkt die exzellente Handschrift des neuen Produzenten Mack Damon (bekannt für seine musikalische Vielseitigkeit), der in seinen Rhapsody Street Studios in San Antonio,Texas den Schritt vom zuweilen etwas unausgereift wirkenden „Demotape-Charme“ des Erstlings zu einem satten, voller Transparenz steckenden, klaren, moderneren Sound mit Bravour vollzogen hat, ohne der Band dabei ihre Unbekümmertheit, Zwanglosigkeit und Ursprünglichkeit auch nur ansatzweise zu nehmen (in diesem Punkt ist die „Red Dirt“-Fangemeinde eh besonders sensibel).

Nein, es stimmt jetzt einfach alles! Bart Crows humorvoller Kommentar hierzu. „The first time I heard our very first record right off the mixing board I thought it was the best thing that ever happen to the planet. Boy did I have a lot to learn”. Die musikalische „Öffnung“ für ein breiteres Publikum wird im Verlauf der weiteren zwölf Stücke konsequent durchgezogen. Es gibt mit dem wunderbaren „St. Valentine“ eine Fremdkomposition aus der Feder von Jason Boland (erinnert gar ein wenig an eine texanische Abwandlung des Dylan/Byrds-Klassikers „Mr. Tambourine Man“), ein Stück aus der Feder des Lead Gitarristen Paul Russell („Back Down“ – herrlicher, leicht southern-angehauchter, lockerer Countryrocker mit markantem, flockigem Stratocaster-Spiel und am Ende mit einem starken Retro E-Gitarren-Solo), zwei klasse Nummern aus der Kombination Paul Russell/Bart Crow („Change“ – politischer Text, dezent psychedelisch angehaucht und schön roostig, sowie „Tami“ – lässiger New Country-Rock/-pop, melodisch im Stile von Sister Hazel mit leicht „nasalem“ Gesang), doch der übrige Anteil der Songs wurde vom Bandleader im Alleinregie geschrieben.

Schnell und deutlich bemerkt man die Weiterentwicklung, die Bart Crow auch beim Songwriting vollzogen hat. Die Stücke wirken viel ausgefeilter, vielseitiger, reifer und auch in Text und Musik deutlich komplexer und frischer strukturiert. Hervorragend die von einer wunderbaren, Gänsehaut erzeugenden Melodie durchzogene Ballade „Hollywood“, durchströmt von toller Stratocaster-E-Gitarren-Arbeit und glänzenden, weiblichen Background Vocals von Fallon Franklin, wobei nicht einmal vor einem ganz dezenten Streicher-Einsatz zurückgescheut wird, der aber deutlich durch ein am Ende eingestreutes, vorzügliches E-Gitarren-Solo jeder Zeit in Schach gehalten wird.

Auf dem Fuße folgt mit „Understand“ ein weiterer „Kracher“, der diesmal als erste Single ausgewählt wurde. Das Stück erinnert in seiner Lockerheit an Sachen von No Justice oder Wade Bowen. Bei diesem herrlichen, zum Mitwippen anregendem Gitarren-Rhythmus und dem zum Mitsingen animierenden, eingängigen Refrain, wird selbst der gefühlsmäßig kälteste Eisblock in rasender Schnelle zum Schmelzen gebracht. Wir sind uns sicher, dass dieser Song noch so manche Cabriofahrt auf den texanischen Highways begleiten wird. Absolut hitverdächtig! „Roses“ und die texanische, fröhliche Countrynummer „Once A Day“ (mit sirenenartigem Fiddle-Spiel von Nick Worley) pendeln irgendwo zwischen Randy Rogers, Pat Green und Django Walker. Der Titelsong „Desperate Hearts“ glänzt mit einem recht rockigen Ambiente, wie man es beispielsweise von der Ryan Bales Band oder auch etwas „braveren“ (was wir in diesem Zusammenhang alles andere als negativ meinen) Cross Canadian Ragweed her kennt.

Das melodische, sehr rhythmisch dargebotene „New York“ (klasse Harmoniegesänge) geht ähnlich wie „Understand“ wieder direkt in die Beine und das abschließende, traumhaft schöne „Forever“ (mit großartiger Steelguitar-Einlage von Bobby Flores) beendet balladesk den Reigen von ausnahmslos herrlichen Countryrock-Stücken, ohne eine einzige Schwachstelle zu offenbaren. Die Songs machen einfach Laune, was auch Kyle Hunt, ein texanischer Musiker-Kollege Crows, treffend reflektiert:  „Bart Crow’s sound reflects his personality, it is what he is, unique, laid back, real and fun. The songs just make you wanna sing along.” In der tat bleiben diese Nummern einfach wunderbar in den Ohren hängen.

Bart Crow und seinen Freunden ist mit „Desperate Hearts“ ein Riesen-Album gelungen. Dank des neuen Produzenten Mack Damon und einer genauso professionellen wie unbekümmerten, frischen, vor allem Dingen sehr ausgereiften Leistung der Band ist ein weiteres Kleinod texanischer Roots-/New Country-/Countryrock-/“Red Dirt“-Musik entstanden, das die Fans in Windeseile in ihr Herz schließen werden. Hier scheint eine steil nach oben gerichtete Entwicklung angesichts ihres enormen Potenzials (wie bei der Randy Rogers Band) beinahe vorprogrammiert. Die Bart Crow Erfolgsgeschichte geht weiter! Ein tolles Album!

Smith Entertainment (2008)
Stil:  Red Dirt

01. Driftin’ In The Wind
02. Back Down
03. Hollywood
04. Understand
05. St. Valentine
06. Sweet Imitations
07. Roses
08. Once a Day
09. Desperate Hearts
10. Change
11. New York
12. Tami
13. Forever

Bart Crow Band
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Bart Crow Band – Heartworn Tragedy – CD-Review

Drittes, ganz ausgezeichnetes Album des texanischen Quintetts, das man ohne Zweifel mittlerweile zu den vielversprechendsten Acts der texanischen „Red Dirt“-Countryrock-/Americana-Szene zählen muss! Und sie werden immer besser! Die Bart Crow Band um ihren aus Maypearl stammenden Bandleader Bart Crow (dazu kommen noch Paul Russell – guitars, Matt Slagle – Bass, David Fralin – Keys, Guitars und Brian Smith – Drums) hatte sich mit ihrem Debüt „Finally“ (als bestes Album des Jahres bei den „My Texas Music Awards“ ausgezeichnet) rasend schnell in die Herzen der „Red Dirt“-Gemeinde gespielt, und der Nachfolger „Desperate Hearts“ aus dem letzten Jahr (mittlerweile mit dem allseits bekannten und beliebten „Smith Entertainment“-Label im Rücken) konnte, vor allem, was den Sound und die Produktion anging, sogar noch einmal eine kleine Schüppe drauflegen.

Dieser positive Trend einer enrneuten Steigerung setzt sich auch auf ihrem neuen Silberling „Heartworn Tragedy“ kontinuierlich fort (wieder kein schwaches Stück – im Gegenteil), was beim hohen musikalischen Level der Vorgänger nicht unbedingt als selbstverständlich erachtet werden kann. Aber dafür sind ja die meisten dieser jungen Bands der „Red Dirt“-Szene bekannt. Gerade, wenn man die Stagnation oder den Einbruch fast zwangsläufig vermutet, lassen sie meist den nächsten „Kracher“ vom Stapel.

So auch hier bei „Heartworn Tragedy“. Trotz eines erneuten Produzentenwechsels, diesmal zu Dexter Green (u.a. Five Star Iris, Collective Soul), der ja bereits vor geraumer Zeit auch Johnny Coopers aktuelles Werk „Follow“ betreut hatte (verbunden mit einem doch relativ massiven Stilwechsel), blieb die musikalische Ausrichtung im Vergleich zu „Desperate Hearts“ absolut konstant. Herrlich lockerer, aber durchaus knackiger, mal sehr schwungvoller, mal im Midtempobereich angesiedekter, sehr erfrischend rüberkommender, gefälliger, von tollen Melodien durchzogener Countryrock-/Americana, der sich jederzeit ein wohliges Plätzchen in den Katakomben unserer verwöhnten Gehörgänge sucht. Nahezu jeder Song ist ein richtiger Ohrwurm.

Ein Unterschied zum Vorgänger liegt vielmehr in der Tiefe und Emotionalität der Stücke, bei denen sich Bart Crow teilweise textlich auf sehr persönlicher Ebene öffnet (auch in den Linernotes des Digipacks gibt es zu jedem Titel ein paar Statements von ihm), was ihm viele zusätzliche Sympathien einbringen dürfte (er ist ja eh für seine ausgeprägte Fan-Nähe bekannt). Songs wie das Titelstück „Heartworn Tragedy“ (mit viel rockigem Drive, dezent dramatischem Touch und starken Gitarren), das mit seinem fetten Refrain wie ein Blitz einschlagende „Broken“ (das Stück beginnt ruhig, mit einer technisch auf „retro“ getrimmten Stimme Bart’s und geht dann abrupt in einen kräftigen Refrain über, begleitet von wunderschönen Steelguitar-Einlagen, kernigem E-Gitarren-Solo und wieder einem Steel-Solo) oder das abschließende „Surrender“ (sehr atmosphärisch, dezenbtes Randy Rogers Band-Flair, schöne Countrynote, tolles Zusammenspiel von Akustik- und E-Gitarren, hallender Orgel und schönem E-Piano) reflektieren die tragischen familiären Geschehnisse im Rahmen der Alkohol- und Drogen-Probleme seiner Mutter, die um Weihnachten letzten Jahres herum sogar in einem Selbstmordversuch gipfelten.

Der Rest ist eine ausgewogene Mischung aus immer sehr melodisch gehaltenen flockigen Nummern („Saying Goodbye“ – die erste Singleauskopplung, Bob Seger-mäßige Pianountermalung, kurzes Skynyrd-mäßiges E-Gitarren-Solo; „Traded It All For Love“ – sehr dynamisch, teilweise tanzbar, E-Pianotupfer, kreischendes E-Gitarren-Solo; „Stayed Away“ – erinnert in der Untermalung teilweise an „All Along The Watchtower“, Powerrefrain, integrierte Marschtrommeln) und ruhigen Sachen mit Southern-Country-Teint, wie sie ähnlich von den Outlaws früher so vorzüglich gepflegt wurden („Run With The Devil´“ – heulende Steel, klasse Bariton-E-Klänge; „Rock’N’Roll Dreamer“ – balladeske Strophen, entspanntes, verspieltes E-Gitarren-Solo; „Satisfied Heart“ – schöne Akustikgitarrenuntermalung, E-Piano-Tupfer, feine Steelguitar-Fills). Lediglich „Shadow Dancer“, ein schon vor fünf Jahren von Bart im feucht fröhlichen Zustand komponierter Song, fällt etwas aus dem Rahmen.

Als Grundlage könnte hier einmal mehr Charlie Daniels altgediegener Gassenhauer „Trudy“ gedient haben (sehr ähnlich von der Melodie her; der Song wird scheinbar in letzter Zeit gerne, genau wie „Can’t You See“ von vielen Bands abgewandelt). Doch wie dem auch sei, die Nummer wird von Crow & Co. in einem leicht angejazzten und cool groovenden, vollkommen eigenständigem Arrangement (tolle, längere, bluesrockige E-Gitarren-Passage) neu definiert. Klasse gemacht.

Mit ihrer neuen CD „Heartworn Tragedy“ hat die, sich eh schon einer immensen Beliebtheit erfreuende, Bart Crow Band abermals einen qualitativen Schritt nach vorn gemacht und muss mittlerweile klar zur obersten Riege der „Red Dirt“-Bands (Cross Canadian Ragweed, Randy Rogers Band, Wade Bowen, vor allem der Eli Young Band sind sie recht nahe) gezählt werden. Eine glänzende Vorstellung! In dieser Form ein ganz heißer Kandidat für den nächsten „Red Dirt“-Major-Vertrag!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Heartworn Tragedy
02. Saying Goodbye
03. Traded It All For Love
04. Run With The Devil
05. Stayed Away
06. Rock ‚N Roll Dreamer
07. Broken
08. Satisfied Heart
09. Shadow Dancer
10. Surrender

Bart Crow Band
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Bärchen Records

Bart Crow – Dandelion – CD-Review

Bart Crow, jetzt ganz auf Solopfaden, mit dem wohl besten und professionellsten Album seiner bisherigen Karriere! Herrlicher, hoch melodischer, zumeist schön knackiger, flockiger Texas Red Dirt Countryrock vom Allerfeisten! Nach seinem letztjährigen, starken Live-Album, dem insgesamt vierten mit der Bart Crow Band, hat der aus Maypearl bei Dallas stammende Texaner jetzt den nächsten Schritt in seiner Karriere getätigt und firmiert auf seiner neuen Studio-CD „Dandelion“ (dt. Löwenzahn/Pusteblume), ähnlich wie Phil Hamilton vor geraumer Zeit, nur noch unter dem eigenem Namen.

Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand, Crow hat so einen viel größeren Handlungsspielraum, was die Umsetzung seiner musikalischen Visionen angeht, muss sich viel weniger kompromissbereit zeigen als im Bandgefüge, und hat dazu den großen Vorteil, äußerst flexibel bei der Auswahl der Musiker und des Produzenten agieren zu können. In letztgenannter Hinsicht hat er sich für Pat Greens Drummer Justin Pollard entschieden, der natürlich dann auch die Schlagstöcke schwang. Ebenfalls aus Pat Greens Umfeld mit dabei Brett Danaher, der hier tolle Saitenarbeit in Zusammenschluss mit einem weiteren prominenten Gitarristen, David Grissom (Storyville, John Mellencamp, Dixie Chicks, Joe Ely) abliefert. Mit u. a. Michael Ramos (B3, piano, accordian), Kim DeSchamps (Pedal Steel, dobro, banjo, papoose) Brendan Anthony (Fiddle), und Mike Daly (Lap steel guitar) konnte Bart weitere, hochkarätige Instrumentalisten für sein neues Projekt gewinnen.

Und dies zahlt sich dann auch spürbar im Ergebnis und der Qualität seiner Musik aus. Es geht viel filigraner, mit viel mehr Feinheiten zu,als früher, auch wenn er seinem bisherigen Stil weitestgehend treu bleibt. Er eröffnet seinen Silberling direkt mit der ersten Single „A Little Bit Of Luck“, die klassisch schwungvollen, melodischen Red Dirt-Countryrock bietet. Orgel, Fiddle und Bariton-E-Gitarre gesellen sich zum typisch eingängigen Drums-/Gitarrenrhytmus, im Soloteil liefern sich E-Gitarre und Fiddle einen kurzen Schlagabtausch. Als Lohn gab es sofort eine Top-15 Platzierung zum Einstieg in die Texas Music Charts.

Von den insgesamt 14 Tracks mit einer satten Spielzeit von fast einer Stunde hat Bart bis auf zwei Fremdkompostion (Titelstück „Dandelion“ mit dezentem Western-Flair und „If I Go, I’m Goin’“ im Stile der Josh Abbott Band mit toller Guest-Appearence im Duett von Macy Maloy) fast alle Stücke im Alleingang kreiert. Co-Writer waren lediglich Mando Saenz beim heartlandträchtigen, irisch angehauchten „First Of Fall“, Matt Stell (tolle Harpbegleitung von Mark Kazanoff) bei „Cold Heart“, Drew Kennedy bei „Better Day“ (eines der stäksten Stücke des ohnehin komplett starken Albums – herrliche Melodie, Steel, Fiddle, feine Pianotupfer) und Rob Baird bei „I Miss You“ (melodischer, introvertiert vorgetragener Lovesong).

Dazwischen immer wieder countryinfizierte Red Dirt-Stücke, die dank Crows tollem Gesang oft Erinnerung an die von Henry Paul angeführten Lieder der Outlaws oder auch von Blackhawk hervorrufen (u.a. „Didn’t Mean To Break Your Herat“). Bei Stücken wie dem Rockabilly-angelehnten „Swing To The Radio“ (toll hier Barts fulminanter Schnellsprechgesang) oder dem abschließenden, schon fast etwas grassig abgehaltenen „Thank You“, wo fast alles an Saitenistrumenten (u. a. Dobro, Banjo, Ukulele, Papoose) aufgefahren wird, erkennt man dann deutlich Barts Intention, fortan alleine zu wirken. Diese Stücke wären im alten Bandgefüge sicherlich so nicht machbar gewesen. Insgesamt kann man den Schritt von Bart Crow mit „Dandelion“ gut nachvollziehen, zumal der sympatische Musiker sich seiner Klasse sehr wohl bewusst ist. Das zeigt seine Entwicklung, seine Reife.

Derart talentierte Musiker wie er müssen irgendwann entscheiden, wohin der Weg gehen soll. Seinem bisherigen Stil von bestens ins Ohr gehendem Red Dirt/Country-/Roots-/Americana-Rock/-Pop ist er ja treu geblieben, aber besser war er nie. Mit dieser Produktion eröffnet sich ihm vielleicht auch die Option, sich einmal für ein Major-Label in Nashville zu empfehlen und eventuell in naher Zukunft über die regionalen Grenzen Texas‘ hinaus (ähnlich der sehr erfolgreichen Eli Young Band, Wade Bowen oder der Randy Rogers Band) einen höheren Bekanntheitsgrad zu erlangen. Wie dem auch sei, „Dandelion“ ist ein ganz wunderbares Album geworden, dass all seine bisherigen Fans glücklich machen wird und mit dem er viel neue Freunde hinzugewinnen dürfte. Gratulation und weiter so, Bart Crow!

Smith Entertainment (2012)
Stil:  Red Dirt

01. Little Bit Of Luck
02. Didn’t Mean To Break Your Heart
03. First Of Fall
04. Dandelion
05. Swing To The Radio
06. Cold Heart
07. If I Go I’m Going
08. Falling For You
09. Loving You’s A Crime
10. Better Day
11. Busted
12. I Miss You
13. Wasted Time
14. Thank You

Bart Crow
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Rascal Flatts – Still Feels Good – CD-Review

Rascal Flatts mit ihrem fünften Studioalbum und neuem Elan! Mit ihrem Debüt aus dem Jahr 2000 leiteten Rascal Flatts eine Karriere ein, die ihres Gleichen sucht. Der Erstling und „Melt“ erreichten Doppel Platin-Status, die folgenden Alben „Feels Like Today“ und „Me And My Gang“ schafften dieses Kunststück sogar vierfach. Dazu räumte die Band 2006 gleich bei allen drei Countryinstitutionen (CMT, ACM, CMA) den Award für die beste Gruppe ab (neben noch einigen anderen Auszeichnungen mehr), und „on Top“ gab es für den Song „Bless The Broken Road“ als Zugabe sogar noch einen Grammy. Damit hingen die Trauben für ihr neustes Werk „Still Feels Good“ einmal mehr extrem hoch. Wie der Titel schon verlauten lässt, scheinen Gary Levox, Jay DeMarcus und Joe Don Rooney trotz der enormen Erwartungshaltung ihren Erfolg eher zu genießen, als damit irgendeinen Stress zu verbinden.

Auch diesmal attestieren wir erneut beste Aussichten, in allen Belangen des New Country-Pop (und darüber hinaus) gehörig mitzumischen. Das beweist allein schon wieder die aktuelle Single „Take Me There“ (schöne countrypoppige Power-Ballade im gewohnten RF-Format, bei der übrigens Kenny Chesney als Co-Writer fungierte), die sich sofort auf Platz 1 der Billboard Country-Singles-Charts eingenistet hat. Das Album wird sicherlich in den nächsten Tagen nachziehen. Von daher war die Entscheidung, nicht großartig herum zu experimentieren, erneut richtig. Die CD lehnt sich verständlicherweise vom Gesamtkonzept sehr stark an den mega erfolgreichen Vorgänger „Me And My Gang“ an und variiert nur in Nuancen: Gleicher Produzent mit Dann Huff, Cover-Art, die Anzahl der Stücke (dreizehn), die Musikerbesetzung (Dann Huff, Tom Bukovac, Chris Mc Hugh, Jonathan Judkin, Gordon Mote) als auch die Songwriterauswahl (u. a. Jeffrey Steele, Steve Robson, Wendell Mobley, Neil Thrasher) sind nahezu identisch.

Die Stücke bewegen sich naturgemäß durchgehend auf gewohnt ansprechendem Niveau, Levox holt stimmlich vielleicht noch ein Tüpfelchen mehr aus sich heraus als bisher, auch die kompositorische Mitwirkung bei fünf Stücken wirkt ein wenig ausgefeilter als früher. Nach dem bereits erwähnten Opener folgt mit „Here“ ein weiterer Song, der in den Strophen recht ruhig ist, im Refrain jedoch dann deutlich an Kraft und Emotion gewinnt. Davon gibt es eine ganze Reihe. Auffällig und neu ist, dass trotz aller poppiger Grundstrukturen, dank toller Gitarrenarbeit von Huff, Bukovac und Rooney, immer wieder auch eine gewisse rockige Note eingeflochten wird. Bestes Beispiel ist das ein wenig aus dem Rahmen fallende „Bob That Head“, das sich am Big & Rich-Erfolgsrezept orientiert, wobei hipper Sprechgesang mit swampig-funkigem Country (klasse E-Gitarren-Parts) gemixt werden. Dezentes Siebziger-Retro Pop-Flair nach dem Motto „Dr. Hook goes Country“ verbreitet das herrlich entspannte und überaus melodische „Winner At A Losing Game“.

Eine Premiere stellt „She Goes All The Way“ dar: Das erste Duett auf einer Rascal Flatts-CD. Gary Levox wird dabei von seinem Langzeit Musiker-Freund Jamie Foxx unterstützt. Co-Writer des Trios bei diesem Lied ist Monty Powell (war beim Vorgänger auch involviert), der hier ein sehr melodiöses Stück kreiert hat, wie man es von seinem „Spezi“ Chris Cagle auch schon öfters präsentiert bekommen hat. Das Steel-betonte „How Strong Are You Now“ erinnert ein wenig an Sachen, die man von Lonestar kennt. Zum Abschluss gibt es dann einen vom Text her eher traurigen Song („It’s Not Supposed Like That“), akustisch untermalt (dazu Steel-Fills), an dem der auch bei uns sehr geschätzte Musiker und Songwriter Bobby Pinson kompositorisch beteiligt ist. Insgesamt ist Rascal Flatts wieder ein richtig saftig und flockig durchzuhörendes, modernes Album gelungen, das sicher wieder alle Erwartungen ihrer großen Fangemeinde zur vollsten Zufriedenheit erfüllen wird. Somit werden sie auch mit „Still Feels Good“ in Sachen Mainstream New Country-Pop einmal mehr unangefochten die Nummer Eins auf dem Erfolgs-Thron bleiben!

Lyric Street Records (2007)
Stil: New Country

01. Take Me There
02. Here
03. Bob That Head
04. Help Me Remember
05. Still Feels Good
06. Winner At A Losing Game
07. No Reins
08. Every Day
09. Secret Smile
10. Better Now
11. She Goes All The Way
12. How Strong Are You Now
13. It’s Not Supposed To Go Like That

Rascal Flatts
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