JJ Grey & Mofro – Ol‘ Glory – CD-Review

Wenn ich JJ Grey ein Attribut zuschreiben müsste, das ihm wohl am nächsten käme, würde ich spontan vermutlich das Wort ‚Verlässlichkeit‘ ausloben. Menschen, auf die man sich verlassen kann, hatten bei mir immer schon einen hohen Stellenwert, eine Charaktereigenschaft, die ich mir selbst, ohne in ein gewisses Eigenlob zu verfallen, ebenfalls attestieren würde.

Wenn man dann JJ Grey auch mal leibhaftig auf der Bühne zu sehen bekommen hat, kommen noch weitere positive Eigenschaften wie sympathisch, bodenständig aber auch temperamentvoll hinzu. Ein Typ, mit dem man, ohne ihn wirklich zu kennen, sofort ‚warm‘ wird. Übrigens, das Konzert, was ich vor einigen Monaten im Dortmunder Piano zu sehen bekam, war eines der mitreißendsten, die ich im Laufe der letzten Jahre erlebt habe.

Was seine Studio-Alben betrifft, knüpft er samt seiner Mofro-Leute im Prinzip mit „Ol‘ Glory“ nahtlos an seine Vorgänger Georgia Warhorse und The River an. Es gibt wieder ein buntes Potpourri aus soulig (dezent südstaatlich) angehauchtem Rock, kombiniert mit Blues-, Pop-, Country- und Gospel-Zutaten, bei dem ein gewisser Retro-Faktor immer mitschwenkt.

Im Mittelpunkt stehen JJs , für sein schmächtiges Erscheinungsbild, doch beträchtliches Stimmorgan, das sich gegen ein kräftiges Rhythmus-Fundament, Gitarren, variable Keyboards und vor allem eine stark eingebundene und pulsierende Horn Section behaupten muss. Markante Gastauftritte gibt es von Derek Trucks mit schöner Slide auf „Every Minute“ und Luther Dickinson mit starker Dobro-Performance auf dem, passend zum Titel, relaxt zelebrierten „The Island“. Recht ähnlich ist auch das abschließende ruhige „The Hurricane“, wo man vielleicht noch mal ein heftiges Stück erwartet hätte.

Mit „Light A Candle“ (dezentes Van Morrison-Flair) und „Home In The Sky“ serviert die Truppe zwei völlig schmalzfreie, sehr abwechslungsreich konstruierte Balladen, Sachen, wie der tolle Opener „Everything Is A Song“, „Turn Loose“ (ungemein funky), „Brave Lil‘ Fighter“ (psychedelische 70ies-Note) und „Hold On Tight“ sind mit ihrem rhythmischen Drive und den fulminanten Bläsereinlagen fürs kommende Live-Programm nahezu prädestiniert. „Tic Tac Toe“ (fängt ruhig an, steigert sich allmählich und mündet in ein ungemein kraftvolles Ende) hatte die Band bereits im Piano, da noch gerade frisch komponiert, vorgestellt.

Wenn es mal eine Fortsetzung des berühmten Blues Brothers-Films geben sollte, wären „A Night To Remember“ und der sich furios entwickelnde Titelsong „Ol‘ Glory“ sicherlich heiße Kandidaten für den Soundtrack. Mit der Musik im Hintergrund könnte man sicherlich spielend wieder eine heiße Autoverfolgungsjagd mit dem obligatorisch hohen Sachschaden kreieren. Mitproduziert hat, wie gewohnt, Dan Prothero und auch das Cover-Artwork (denke ich) hat der Meister selbst gestaltet.

Fazit:  Auf JJ Grey und seine Mofro-Kumpanen ist, wie nicht anders zu erwarten, absoluter Verlass! Mit „Ol‘ Glory“ setzten die Musiker aus dem Sunshine State, fernab aller modischen Trends, ihren Weg unbeirrt fort. Übrigens ist das Ensemble vom 21. – 26. März wieder bei uns live zu sehen (mit Marc Broussard als Support – auch ein toller Musiker), da kommt diese Musik noch mal einen gewaltigen Tacken besser zur Geltung (siehe dazu auch unsere Tourtermine). Wer die Gelegenheit hat, sollte diese unbedingt wahrnehmen!

Mascot Music (2015)
Stil:  Southern Soul

01. Everything Is A Song
02. The Island
03. Every Minute
04. A Night To Remember
05. Light A Candle
06. Turn Loose
07. Brave Lil‘ Fighter
08. Home Is The Sky
09. Hold On Tight
10. Tic Tac Toe
11. Ol‘ Glory
12. The Hurricane

JJ Grey & Mofro
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