David Fenley – Pocket Full Of Dirt – CD-Review

Fenl

Wunderbarer, größtenteils entspannter, aber durchaus knackig in Szene gesetzter, manchmal unterschwellig ein wenig souliger Roots-/Americana-/Countryrock-Pop, dargeboten von einer echten Charakterstimme. Dem aus Lufkin/Texas stammenden David Fenley wurde sein musikalisches Talent, wie so es oft bei texanischen Künstlern der Fall ist, bereits durch das Elternhaus in die Wiege gelegt. Sein Vater ist Sänger in einem Gospel-Quartett und auch die Mutter animierte ihn bereits in frühester Kindheit, die ersten Songs zu singen. Mit 16 Jahren hatte David seine ersten Stücke geschrieben und auch seine erste Band in der High School formiert.

Fenleys Vorbilder waren Percy Sledge, Ronnie Milsap, Otis Redding und auch Travis Tritt. Besonders Soul-Sänger hatten es ihm angetan, was man angesichts seines voluminösen Stimmorgans und seiner Art zu Singen auch bestens nachvollziehen kann. Für sein Debüt, „Pocket Full Of Dirt“, das ohne Label-Background jetzt veröffentlicht wurde, konnte Fenley ein äußerst hochkarätiges Team um sich scharen, nicht alltäglich für eine Eigenproduktion und sicher ein Indiz für sein außerordentliches Potential.

Der vielfach Grammy-nominierte Produzent, Musiker und Photograph Mack Damon übernahm die Produktion und in Zusammenarbeit mit Anthony Diaz De Leon den technischen Part (Damon spielt dazu auch ein wenig Piano und arrangierte die dezenten Strings bei „Again“), einer der besten texanischen Gitarristen, Keith Davis, bediente sein Paradegerät in gewohnt meisterlicher Manier (herrlich flüssiges E-Gitarrenspiel mit der nötigen Portion „grit“), Multiinstrumentalist Bobby Flores beweist sein großes Können an der Violine und der Pedal Steel, Full Throttle-Drummer und aktueller Tour-Schlagzeuger der Bleu Edmondson Band, Joe Cortez IV, sorgte für die sehr einfühlsame, technisch versierte Rhythmusarbeit.

Aber im Mittelpunkt steht natürlich David Fenleys exzellente Stimme, die einen in beeindruckender Weise in seinen Bann zieht. Wunderschön beispielsweise der entspannte Opener „It’ll Be Alright“, ein traumhaft melodisches Liebeslied, das sehr locker und unaufdruinglich, aber sehr markant und transparent instrumentiert ist (herrliche, klare Akustik-Gitarren-Untermalung, tolle, „flowing“ E-Gitarrenlinien, die wie ein warmer Sommerwind durch den Song „wehen“, dabei aber durchaus den texanischen Staub suggerieren, sporadische Piano- und Orgel-Tupfer) und Fenley die Basis für eine zunächst ruhige, dann aber immer emotionaler (rockiger) werdende Gesangsperformance bietet.

David erinnert hier ein wenig an den Sänger Mac Powell von der Christian Southern Rock Band Third Day. Das folgende „This Day“ groovt richtig sommerlich und ist mit einem Mix aus leicht angejazztem, poppigen Westcoastflair durchzogen. Erinnert ein wenig an einen melodischen, lockeren Dave Mattews, allerdings auch hier mit dem nötigen texanischen Flair. Fenley zeigt direkt, dass er auch bei flotteren Sachen problemlos vokal zurecht kommt. Das Titelstück „Pocket Full Of Dirt“ bietet herrlich trockene, wieder sehr entspannt und hoch melodische Roots-/Americana-Musik (sehr schöne Gitarrenbegleitung von Keith Davis) und wird mit ein paar gezielten Desert Rock-Riffs und Fenleys rauchigem Gesang sehr authentisch in Szene gesetzt.
Man könnte fast meinen, hier trifft Travis Tritt auf No Justice und einen entspannten Rich Hopkins. Klasse auch das federleichte „East Texas Lullaby“, bei dem lockeres Sister Hazel-Flair mit Marshall Tucker-typischem E-Gitarren-Spiel gekreuzt worden zu sein scheint. Herrlich! Das knackige „Music Whore“ unterstreicht in Storytelling-Manier Fenleys Heimatverbundenheit, „Again“ bietet wieder atmosphärischen Balladenstoff mit wohl dosierter Streicherbegleitung. „Good Boy“ entpuppt sich als rhythmisch-groovig wippender Waltz, der auch aus dem Programm von Hootie & The Blowfish stammen könnte. Ebenso gut abgehend, der im Bakersfield-Stil flott instrumentierte, traditionelle und honky-tonkige Country-Stomper „If The Beer Stores Closed At Noon“, der auch noch mit einem amüsanten Text aufzuwarten weiß.

Beim rockigen „You Can Come Over“ sind dann Parallelen zur Red Dirt-Szene ala Eli Young Band, Wade Bowen, Britt Lloyd Band, Cody Gill Band & Co. spürbar. Das Ende des Silberlings steht dann noch einmal ganz im Zeichen von Fenleys außergewöhnlichem Stimmorgan. Beim balladesken „The Way You Look Tonight“ (Akustikgitarre, Piano, ein Marshall Tucker-typische E-Gitarren-Solo) legt David einmal mehr seine ganze, geballte Emotionalität in den Song. Die einzige Fremdkomposition (alle anderen Lieder stammen aus Fenleys Feder), das abschließende „Satisfied Mind“, ein alter Song aus dem Jahr 1955, wird vom Protagonisten nur mit Akustikgitarrenbegleitung in bester Singr/Songwriter-Manier vorgetragen. Nach ruhigem Beginn singt Fenley sich förmlich in einen Rausch und „röhrt“ sich schließlich regelrecht die Seele aus dem Leib. Gänsehaut pur ist garantiert. Ein tolles Finale einer durchgängig sich auf hohem Niveau bewegenden CD.

David Fenleys Stimme, die wie eine extravagante Mischung aus Leuten wie Travis Tritt, Mac Powell, Dave Matthews, Ken Block, Darius Rucker und Otis Redding anmutet, nimmt den Zuhörer einfach gefangen. Der ein wenig korpulente, vollbärtige Bursche (sehr schön von Damon auch fotografiert) hat einfach ein großartiges Organ. Damons Produktion ist glasklar und knackig gelungen. „Pocket Full Of Dirt“ könnte den Auftakt einer vielversprechenden Karriere bedeuten. Könnte gut sein, dass dieser talentierte Künstler, der sich momentan noch völlig im Geheimtippstatus bewegt, schon bald einen Major Deal an Land zieht, und den „Dreck“ in seiner Tasche in ein paar Dollars umwandeln kann, die dann u. a. in ein paar weitere solch starke Alben dieser Art investiert werden. Ein beeindruckendes Debüt! Klasse!

Eigenproduktion (2009)
Stil: New Country

01. It’ll Be Alright
02. This Day
03. Pocket Full Of Dirt
04. East Texas Lullabye
05. Beautiful World
06. Music Whore
07. Again
08. Good Boy
09. You Can Come Over
10. If The Beer Stores Closed At Noon
11. The Way You Look Tonight
12. Satisfied Mind

David Fenley
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Bo Cox – Rich Man’s Gold – CD-Review

Cox

Wer sich intensiv mit der texanischen Red Dirt Musik beschäftigt, wird bereits nach kurzer Zeit auf die dortige „Smith Music Group“ stoßen. Deren Label „Smith Entertainment“ bildete bereits das Sprungbrett für viele überregionale und finanziell attraktive Major-Kontrakte für mittlerweile arrivierte Interpreten wie beispielsweise die Randy Rogers Band, Cross Canadian Ragweed, Wade Bowen oder Pat Green. Aktuell beherbergt es noch immer solch phantastische Acts wie No Justice, Micky & The Motorcars, Honeybrowne, Stoney LaRue, Bleu Edmondson, Brandon Jenkins, Rich O’Toole, u.s.w., die allesamt das Zeug dazu haben, ganz groß rauszukommen.

So gilt die „Smith-Group“ nach wie vor als wahre Talentschmiede, die mit viel Fingerspitzengefühl Künstler und ihr Potential aufspürt und diesen kontinuierlich tolle Voraussetzungen für eine musikalische Weiterentwicklung bietet. Der aus Houston stammende, wieder einmal, wie so oft, musikalisch „vorbelastete“ Bo Cox (seine Eltern besaßen ein Opernhaus und musizierten auch selber) ist ein weiteres hervorragendes Beispiel. Dem jungen Burschen hat man für sein Debüt „Rich Man’s Gold“ (beackert herzhaft und würzig das Red Dirt-Rootsrock-Terrain mit einer klasse Balance zwischen Country-, Blues-, und Southern Rock-Faktoren) direkt ein regelrechtes Paradeteam zur Verfügung gestellt.

Mit dem umtriebigen Mike McClure (sicherlich eine der Schlüsselfiguren der Red Dirt-Szene) als Produzent und Mitmusiker, dem großartig agierenden Gitarristen Travis Linville, der sich auch fürs Mixen und Engineering verantwortlich zeigte und dem berühmten ZZ Top-Produzenten Joe Hardy, der diesmal die digitale Nachbearbeitung übernahm, sind von vorn herein Leute involviert, die fast schon für eine Blankoqualitätsgarantie bürgen. Cox hat bis auf eine Ausnahme („Make Me New“ – ein am Ende befindlicher Hiddentrack) sämtliche Songs selbst komponiert, singt mit angenehmer Stimme und bedient zudem noch die akustische Gitarre.

Die Songs befinden sich überwiegend im Midtempo- und balladesken Bereich, stecken aber voller Würze und „rotem Texas-/Southern-Dreck“, gespickt mit satten E-Gitarren. Die CD beginnt mit einem knapp einminütigem Instrumentalintro, „Trav’s Intro“, bei dem Travis Linville in beeindruckender Weise den Bottleneck über seine E-Gitarre sausen lässt. Es dient als „Aufwärmphase“ für das sich anschließende „Between The Lines“, dass in grandioser Form an den Stil des Southern Rocks der späten siebziger Jahre anknüpft (erinnert etwas an guta alte 38 Special-Anfangstage) und von Linvilles starken E-Slide-Attacken dominiert wird. Das folgende, melodische „Carousel“ umkreist den Zuhörer mit Fiddle-intoniertem Countryflair (starkes Spiel von Jeremy Watkins).

Wunderbar hier auch die im folgenden Verlauf des Werkes immer wieder punktuell eingestreuten, weiblichen Harmonies von Camille Harp. Dem introvertiert anmutenden, wieder sehr melodischen „Send Me An Angel“ (mit schöner Baritone-Gitarre) folgt mit „Talkin’ With The Devil“ der wohl markanteste Song des Albums. Geführt von einer Gibson ES-Gitarre, tippelnden Drums und einem knochentrockenen Bass-Gezupfe, entsteht letztendlich ein ganz dezent angejazzt und bluesig swingender Retro-Club-Sound, der zum unweigerlichen Fußwippen anregt. Klasse. Anschließende zaubert der junge Bursche mit „Gone“ einen schweren, aber sehr cool gespielten Blues Rock-Track aus dem Hut, der mit seinen zwei höllisch fetten Solopassagen ein mächtig loderndes Feuer entzündet.

Ein weiteres Sahnehäubchen ist das auf dem Fuß folgende „Coming Down“, bei dem das fulminante Gitarrenzusammenspiel der beteiligten Travis Linville, Mike McClure und Shawn Camfield regelrechte Gänsehaut auszulösen vermag. Einfach wunderbar gespielt! Die Midtempostücke „Winter“ und das atmosphärische „Burning You“ (der Song hat es übrigens sogar auf einen Red Dirt-Allstar-Sampler geschafft!) enthalten mit Dobro, Mandoline und Fiddle einige schöne Zusatzfarbtupfer. Das Titelstück „Rich Man’s Gold“ kommt dann wieder als rotzig, rauer, voller Southern Rock-Flair steckender Red Dirt-Rock in der Tradition von Cross Canadian Ragweed daher und macht richtig Laune. Den Ausklang des Albums bestreitet Bo Cox mit „Everybody“ und dem bereits o.a. Hidden-Track fast ausschließlich akustisch in gepflegter Singer/Songwriter-Manier eines John Mellencamp.

Die große Stärke dieses jungen Künstlers ist sein bereits jetzt schon ausgefeiltes Songwriting, seine für sein Alter bereits erstaunliche musikalische Reife und vor allem die Gabe, eine recht weitgefächerte Bandbreite von Musikstilen harmonisch und Red Dirt-kompatibel zu vereinen. „Rich Man’s Gold“ dürfte zwar materiell noch nicht zum Wohlstand eines Bo Cox führen, beinhaltet aber schon jetzt großen imaginären musikalischen Reichtum! Smith Entertainment hat einmal mehr einen echten Rohdiamanten unter seinen Fittichen.

Smith Entertainment (2009)
Stil: Red Dirt

01. Trav’s Intro
02. Between The Lines
03. Carousel
04. Send Me An Angel
05. Talkin‘ Withe The Devil
06. Gone
07. Coming Down
08. Winter
09. Burning You
10. Rich Man’s Gold
11. Everyday

Bo Cox
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Britt Lloyd Band – Unlabled – CD-Review

Lloyd

Dreckig, unbekümmert, rau – und eine prächtige Melodik! Die nächste „Hammer“-Truppe heizt der Roots-/Gitarren-/“Red Dirt“-Countryrock Szene in Texas zur Zeit mächtig ein! Das der „Lonestar State“ im Moment eine der kreativsten, musikalischen Hochburgen des amerikanischen Kontinents darstellt, geschweige denn, sich irgend welche Sorge um seinen Nachwuchs machen müsste, dürfte sich mittlerweile längst über Insiderkreise hinaus herumgesprochen haben. Wie viele Bands der Sorte Cross Canadian Ragweed, Wade Bowen, Reckless Kelly & Co. haben uns alleine in den letzten Monaten mit ihren vorzüglichen Darbietungen erfreut. Und nun diese großartige, packende Britt Lloyd Band, deren fetziges Pracht-Debüt „Unlabeled“, übrigen vollkommen in Eigenregie entstanden, uns jetzt vorliegt.

Kommt, betrachtet man mal die komplette „Red Dirt“-Szene, von der Power und Philosophie her sicher Cross Canadian Ragweed am nächsten, denn neben den typischen Countryrock-Anlagen verarbeiten sie eine gesunde Portion „Rotz“, Dreck und satte, straighte Gitarrenpower, umwoben von einem dezenten „Southern-.Outlaw“-Flair! Das „riecht“ auch schon mal nach Skynyrd und den Kentucky Headhunters! Toll! Vorwiegend agiert man in Trio-Besetzung, bestehend aus Bandleader Britt Lloyd (lead vocals, guitars), Thomas van Arsdale (drums, percussion) und Chris Byrd (bass, harmony vocals, piano), wobei Jordan Boyd (acoustic guitar) und Mitproduzent Adam Odor (electric guitar) zum erweiterten Line-Up gezählt werden dürfen.

Eingeführt in den Texas Music Circuit wurden sie durch Britts Bruder Wes, live spielten sie bereits mit zahlreichen Acts wie Honeybrowne, der Randy Rogers Band, Mark Sanders u. a., und auch was die Locations der Szene betrifft, hat man in nahezu allen angesagten und wichtigen Orten (z. B. der Texas Hall Of Fame) bereits seine Visitenkarte hinterlassen. Als Einflüsse werden zurecht Namen gestandener texanischer Kollegen wie Reckless Kelly, Cory Morrow oder Jack Ingram benannt, aber auch Lynyrd Skynyrd, Led Zeppelin oder Tom Petty haben besonders bei Bandchef Britt Lloyd bleibende Eindrücke hinterlassen. Der Silberling besteht aus elf kurzweiligen, sehr abwechslungsreich zusammengestellten Stücken, wobei sich Lloyd für die Texte verantwortlich zeigt, und der musikalische Rest im Kollektiv erarbeitet wurde.

Bestimmt wird die Szenerie von kernigen, dominanten E-Gitarren! Los geht’s mit dem bärenstarken, satten, kraftvollen, leicht psychedelisch angehauchten Roots-/Americana-Rocker „Day in, day out“, vollgepackt mit kratzigen, überaus würzigen, fetten E-Gitarren, inklusive röhrender Wah-Wahs, dazu druckvolle Bass-Läufe und straightes, durchaus simples, aber umso wirkungsvolleres und stilprägendes, aggressivem Drumming. Britt Lloyds Stimme weist hier durchaus Ähnlichkeiten zu Cross Canadian Ragweed’s Cody Canada auf, was alles andere als ein Nachteil ist! Es scheint, als enthalte der Song, wie auch einige andere, ein paar überraschende, sehr harmonisch und intelligent eingestreute, unauffällige „Brit-Rock“-Splitter, die dem rohen, rootsigen, dreckigen und stets präsenten Texas-Ursprung einen gewissen „modernen“, sehr zeitgemäßen Teint verpassen. Ganz große Klasse!

„7/4“ (Richtung rockiger, rauer Jack Ingram) und „Reachin'“ (Break-reicher, kräftiger Gitarren-Power-Roots-Rocker) machen voller „Red Dirt“-Schmackes und klaasse Melodik im Stil des Openers weiter, ehe bei dem wunderbaren „Rose And A Song“ zunächst einmal durchgeatmet werden darf. Eine schöne, emotional vorgetragener Ballade mit dezentem Psychedelic-Western-Flair – wunderbar eingestreuter Baritone-E-Riffs. Trotzdem auch diese Nummer wird sehr knackig dargeboten. In eine ähnliche Kerbe schlägt „Broken Down“, das nach einen weiteren, baumstarken Rocker, „Weekend“ (fast wie eine Mischung aus Black Crowes und den Warren Brothers) folgt. Ein schönes E-Gitarren-Führungsriff, flotte Drums und ein gut mitsingbarer Refrain dürften dem modernen „Outlaw“ Lust machen, dem Sonnenuntergang durch die Prärie entgegen zu reiten.

Das rhythmische, herrliche „Chokin’ On Air“ deckt dann die gesamte texanische Roots-Rock-/Countryrock-Bandbreite in seiner ganzen Blüte zwischen Randy Rogers Band, CCR und Reckless Kelly ab, dazu ein klasse, Southern-mäßiges Gitarrenolo. Leicht an MTBs „Can’t You See“ erinnernde Akustik-Gitarren-Akkorde bestimmen den Verlauf des schönen, melodischen, recht ruhigen „Our Fairytale“. Der krawallige, dreckige Rocker „3 Ring Show“ baut wieder auf jede Menge kantiger Gitarrenparts und glänzt durch seine aggressive Power. Und bei dem grandiosen „Ride On“ könnte man fast meinen, Skynyrd-Sänger Johnny van Zant wäre zu AC/DC gewechselt (welch ein Gedanke), um mit den Kentucky Headhunters zu jammen. Ein trockener Heavy-Riff-Rocker voller texanischem County-Southern-OutlawFlair, vielen Breaks und toller Gitarrenarbeit, einfach brillant!

Zeit um sich den Schweiß der Begeisterung des Vorläufers von der Stirn zu wischen, hat man bei der Akustikgitarren-/Piano-/Orgel-unterlegten Ballade „Drift“, die ein gediegenes „Free Bird“-Ambiente verbreitet, wobei aber auf das durchaus denkbare und ergänzungsfähige Gitarrenfinish verzichtet wurde. Hier hat man noch mal die Gelegenheit dem wunderbarem, angerautem Texas-Timbre des Sängers Britt Lloyd entspannt zu folgen. Großartig!

„Unlabeled“, dieser vielleicht schon etwas „provozierend“ wirkende Titel des fulminanten Erstlings der Britt Lloyd Band, könnte als weit mehr, als nur als ein „Wink mit dem Zaunpfahl“ interpretiert werden. Die Platten-Companies sollten eigentlich Schlange stehen! Hier ist eine Band zu signen, die mit ihrem ungeheuren Roots-/GItarrenrock-/Americana-/(Southern)“Red Dirt“-Countryrock-Potential, den sogenannten „Branchenführen“ mehr als nur Paroli bietet! Wir sind begeistert! Laßt es rocken, Jungs! Ein wahrhaft beeindruckender, überaus erfolgversprechender Einstand!

Eigenproduktion (2006)
Stil: Red Dirt

01. Day In, Day Out
02. 7/4
03. Reachin‘
04. Rose And A Song
05. Weekend
06. Broken Down
07. Chokin‘ On Air
08. Our Fairytale
09. 3 Ring Show
10. Ride On
11. Drift

Britt Lloyd Band
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Renegade Rail – Ragged – CD-Review

RR

Wow, was für eine tolle Band, was für ein klasse Album! „Hailing from Missouri“ bezeichnen sich Renegade Rail als eine „Blue collar Outlaw Country Band“ mit starken Southern Rock- und Red Dirt-Einflüssen, die auf ihrem neuen, bereits dritten Album „Ragged“ in der Tat eine ganz großartige, ja packende, Energie-geladene, von „big guitars & pounding drums“ bestimmte, voll im Saft stehende, „rowdy“ Country Rock-/Southern Rock-/Red Dirt-Mixtur präsentiert, die es in sich hat. Frontmann und „Kopf“ der Truppe ist Mike Munsterman, ein nicht nur äußerlich charismatisch wirkender Typ, der über eine vorzügliche, prächtig zu dieser Art von Musik passenden Stimme verfügt (auch die hat eine Menge Southern-Flair). Er bedient zudem die Rhythmus-Gitarre und schreibt darüber hinaus exzellente Songs.

Doch auch der Rest der Band, mit dem druckvoll spielenden Drummer Eric Kullman (dreimal Co-Writer), Bassist Rocky Vincent (zum Teil mit schönen Harmoniegesängen) und dem glänzend aufgelegten Lead-Gitarrist Luke Hayworth (sehr southern-rockiges Spiel) versteht ihr Handwerk ganz hervorragend und weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Nicht zu vergessen die vier Gastmusiker Leslie Kullman (exzellentes Piano- und Orgelspiel, möglicherweise der Bruder von Eric), Travis Linville (Banjo/Dobro), Jeremy Watkins (Fiddle) und der so beliebte, großartige RedDirt-Veteran Mike McClure (The Great Divide, Mike McClure Band), der nicht nur bei einem Stück zusätzlich Gitarre spielt und einmal als Co-Writer fungiert, sondern dem gesamten Projekt mit seiner typisch massiven, fetten, aber auch sehr klaren Produktion nicht unerheblich seinen Stempel aufdrückt.

Das alles hat, wenngleich zuweilen locker dargeboten, ordentlich Power, wird durchaus „laut“, robust und „rough“ vorgetragen, besticht dabei aber gleichzeitig mit einer wunderbaren Melodik, der sich unseren hungrigen „Red Dirt“-/Countryrock- und Southern Rock-Ohren genüßlich öffnen. Cross Canadian Ragweed, die Tyler McCumber Band, natürlich die Mike McClure Band (zu ihrer „Foam“-Phase), die Britt Lloyd Band und die Scott Wiggins Band sind die am ehesten relevanten Vergleichsgrößen, garniert mit einer guten Portion Lynyrd Skynyrd-/Marshall Tucker-Flair! Das Album besteht aus zwölf großartigen Stücken, die in absolut harmonischer Reihenfolge aneinandergereiht wurden und einen von der ersten bis zur letzten Minute gefangen nehmen. Der starke Opener „Cardboard“ rockt sodann auch gleich in recht lockerer, ja unbekümmerter, aber sehr knackiger (wuchtiges Drumming), satter Red Dirt-Tradition ala Cross Canadian Ragweed und Co. los und demonstriert sofort, was für eine klasse Truppe hier am Werke ist.

Eine herrlich melodische Electric- und Acoustic-Gitarrenuntermalung, prägnantes Piano-Spiel und zwei tolle E-Gitarren-Soli, sowie dieser typische texanische Gesangsstil Munsterman’s ziehen einen sofort in ihren Bann. Bei den beiden folgenden Stücken („Teach Me How To Fly“ und „Just You And Me“) ist dann Texas-„Countrytime“ angesagt. Hier setzen vor allem die Gastmusiker mit Instrumenten wie Fiddle, Dobro und Banjo die wesentlichen Akzente – locker, flüssig, gut gelaunt, melodisch! Das anschließende „If This Ain’t Texas“ ist eine musikalisch kraftvoll umgesetzte, beherzte Hommage an den Lonestar State (klasse E-Gitarren-Solo) und bildet die Brücke zu dem „Red Dirt“-eingefärbten Mörder-Southern Rocker „Need For Speed“! Macht seinem Namen alle Ehre und donnert aus den Lautsprechern als wollten Cross Canadian Ragweed und eine texanische Ausgabe von Molly Hatchet um die Wette rocken. Ein effektives Drum-Intro, das den Start eines Motors simuliert, fulminante E-Gitarren-Attacken, ein schwer rollender Orgel-Groove, toller Drive – jetzt ist die Truppe auf amtlicher Betriebstemperatur!

Der folgende, großartige und dynamische, ein gewisses traditionelles Flair nicht leugnende, aber dennoch „junge und rebellische“ Roadhouse-Countryrocker „Time Machine“ huldigt textlich in amüsanter Form viele Berühmtheiten der Vergangenheit wie Jesse James, Marylin Monroe, JFK, Johnny Cash, Ronnie Van Zant und Jimi Hendrix (inkl. starkem Piano- und E-Gitarren-Solo), während mit dem balladesken, aber sehr kraftvollen „Moonshine“, das einen, modern verpackt, wehmütig an einsitige Lynyrd Skynyrd-Zeiten zurückdenken lässt, erneut schwere Southern Rock-Geschütze aufgefahren werden. Eine viel gespielte Single in den texanischen Airplays und sicher auch ein absoluter Stimmungsgarant während ihrer Live-Shows ist das akustisch instrumentierte, in eine tolle Melodie gepackte „Fat Girls And Weed“, dessen Text ein breites Schmunzeln hinterlässt. Der Refrain wird live, das ist so sicher wie das sprichwörtliche „Amen in der Kirche“, aus unendlich vielen, biergeschwängerten Kehlen grölen.

Dann der hammerstarke Kracher „Red Dirt“ – eine klare Kampfansage an den Nashville Country! Hier wird stolz auf die eigenen Wurzeln und die damit verbundene Eigenständigkeit der „Red Dirt“-Szene verwiesen. Der Song erinnert mit seiner kochenden Power, dem tollen Piano-Geklimper, den „smokin‘ guitars“ und dem abgehenden Drive in seiner Southern Rock-Dynamik etwas an die einstige Skynyrd-Live-Version des Jimmie Rodgers-Klassikers „T For Texas“. Furios gespielt! Klasse! Das hervorragende „Evening News“ weist zwar vom Unterton her den fast schon obligatorischen amerikanischen Patriotismus auf, hält sich dabei aber angenehm zurück und weiß durch eine herrliche Melodik zu gefallen. Erneut Southern Rock-trächtig kommt „Not Here For A Long Time“ daher, das sich als nette Kombination aus Skynyrd und The Marshall Tucker Band entpuppt. Den exzellenten Abschluss schließlich bildet das textlich aufwühlende „Crazy“, das mit seinem psychedelisch anmutenden E-Gitarren-Finale nochmals an Tiefe gewinnt.

Fazit: „Ragged“ ist ein baumstarkes Album ohne jeden Durchhänger, das in der „Red Dirt“ Countryrock- und Southern Rock-Szene mit großem Applaus aufgenommen werden dürfte. Hier stimmt einfach alles! Von dieser Band wird in Zukunft noch einiges zu erwarten sein. Unser Motto: „Drive this train along that Renegade Rail – it rocks“!

Eigenproduktion (2007)
Stil: Country Rock

01. Cardboard
02. Theach You How to Fly
03. Just You And Me
04. If This Ain’t Texas
05. Need For Speed
06. Time Machine
07. Moonshine
08. Fat Girls and Weed
09. Red Dirt
10. Evening News
11. Not Here For A Long Time
12. Crazy

Reenegade Rail
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Rich O’Toole- In A Minute Or 2 – CD-Review

Toole

Rich O’Toole hatte uns bereits mit seinem grandiosen Debütwerk zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Auch mit dem Nachfolger „In A Minute Or 2“ brennt der junge Bursche mit seiner großartigen Band wieder ein voller Vitalität und Energie steckendes Countryrock- und Southern Rock-trächtiges Red-Dirt-Feuerwerk ab, das seines Gleichen sucht. Kaum zu glauben, auch hier wurde trotz bereits hoch hängender Trauben wieder eine kaum für möglich gehaltene Leistungssteigerung vollzogen. Rich hat neun der insgesamt zehn neuen Tracks geschrieben (darunter mit „The Destrict Sleeps Alone Tonight“ nur eine Coverversion des amerikanischen Alternativ-Duos „The Postal Service“ – mit traurig rootsigem Flair, atmosphärisch begleitet von Randy Rogers-Fiddler Brady Black und mit wunderschönen, elfenhaften Harmoniegesängen der Singer/Songwriterin Abigail Curry versehen) und kompositorisch betrachtet noch mal einen großen Schritt in die richtige Richtung vollzogen.

Traumhafte, eingängige Melodien, immer in Kontrast gesetzt zu einer recht rauen instrumentellen Umsetzung, wobei besonders Paul Eldridge mit seinem Southern-Rock-infizierten E-Gitarren-Spiel, was Riffs, Licks und Soli angeht, zu überzeugen weiß. Rich O’Toole’s Gesang ist so variabel und flexibel wie das Farbenspiel eines Chamäleons. Er versteht es hervorragend, sich der Stimmung und Art eines Songs anzupassen. Da hört man ein breites Spektrum von Charakteren heraus, das von Willy Brown, Mike McClure, über Ronnie Dunn sogar bis hin zu Glenn Frey reicht. Produziert hat, wie auch beim Erstling, wieder der Grammy-nominierte Mack Damon, der auch bei der Einspielung (Percussion, Piano, Strings) mit Hand anlegte. Los geht es mit dem herrlich flott dahin rockenden Titelsong, gleichzeitig die erste Single, „In A Minute Or 2“, der besonders durch den radiotauglichen Refrain (hervorragender Harmoniegesang von Nate Davenport als Gast) und die prächtig surrenden Slide-Fills begeistert.

Startet damit verdientermaßen einen äußerst viel versprechenden Angriff auf die Spitze Texas Music-Charts (und warum eigentlich nicht auch darüber hinaus?). Toll! Erinnert an einen bestens aufgelegten Glenn Frey! Einen tollen, rockigen, rootsigen, schwungvollen Red Dirt-Countrrock-Feger mit viel Southern Rock-Espirit hören wir mit dem starken „11th Street“, dessen leicht mitgrölbarer Refrain, das herrlich twin-angehauchte E-Gitarren-Solo und das Kuhglocken-Drum-Break einen potentiellen Live-Favorite abgeben dürfte. Ein echter Feiersong! Und wie es bei einem Rich O’Toole-Konzert so zugeht, beweist vor dann auch der angehängte Live-Bonustrack „Marijuana & Jalapenos“, bei dem Rich und seine Mannen mit Sprechgesang, furiosen Gitarren und fulminantem Honkytonk-Piano die kreischende und mitgrölende Meute fast zum Ausrasten bringen. Eine klasse Zusatz-Bonbon!

Zwischendurch gibt es aber einen starken neuen Studio-Knaller nach dem anderen, die mal im flotten und mal im entspannten oder auch knackigen Midtempo-Bereich angesiedelt sind. „Better Of Dead“, „Why Can’t I Fall In Love“, „Ain’t That A Shame“ und „Urban Disgrace“ sind alles Tracks, die O’Tool mit einer recht trockenen, aber sehr authentisch wirkenden Emotionalität (und dezenter Introvertiertheit) besingt und bei denen er seinen glänzenden Mitstreiten jederzeit genügend Freiraum für instrumentelle Feinheiten lässt. Der letzte Studiotrack, „Love Is A Disease“, beginnt noch mal mit einem krachenden Southern-E-Gitarren-Intro und wird vom Zusammenspiel fetter Gitarren, exquisitem Dobro und wohl dosierten E-Piano-Klängen der Achse O’Toole/Eldrigdge/ Marty Muse (der spielt neben Dobro auch einige nette Steel-Parts) und Mack Damon dominiert. Ein ganz großer Song zum Abschluss, bevor uns der bereits o.a. Live-Kracher noch mal so richtig durchschüttelt.

Rich O’Toole ist mit „In A Minute Or 2“ schon in einem recht frühem Stadium seiner Karriere ein ganz großer Wurf gelungen. Ein Album, das von vorne bis hinten absolut zu begeistern weiß. Auch bei ihm wird es nicht mehr lange dauern, bis die Majors ihn unter seine Fittiche nehmen werden, das scheint schon jetzt sicher! Dieser Bursche ist richtig gut und vermutlich gerade mal am Anfang seines Entwicklungs-Potenzials! Bärenstarker Stoff eines jungen Wilden der Red Dirt-Szene, der im Fahrwasser solcher Kollegen wie der Eli Young Band oder der Britt Lloyd Band eine Menge Wind macht! Hut ab dafür!

Smith Entertainment (2008)
Stil: Red Dirt

01. In A Minute Or 2
02. 11th Street
03. You Wanna Rock N Roll
04. Romance Rodeo
05. Better Off Dead
06. Why Can’t I Fall In Love
07. Ain’t That a Shame
08. Urban Disgrace
09. The District Sleeps Alone Tonight
10. Love Is A Disease
11. Marijuana & Jalapenos Live
12. (Untitled)

Rich O’Toole
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The Hawkes – Same – CD-Review

Prächtiger, wunderbar locker und flockig aus den Lautsprechern sprudelnder Texas Country/Countryrock, verwurzelt in den klassischen Countryrock-Fundamenten der Siebziger (Gram Parsons, Poco) und doch so herrlich zeitgemäß interpretiert mitz dem Esprit der texanischen „Red Dirt“-Bewegung. Großartig, wie man diesen unwiderstehlichen „Red Dirt“-Duft mit traditionellen Country-Elementen, einem Hauch von Southern Rock (The Marshall Tucker Band) und erfrischenden, kalifornischen Westcoast-Anleihen (Eagles) kombiniert. The Hawkes sind ein noch recht neu gegründetes Quartett aus Forth Worth, Texas, das allerdings auf eine geballte Kraft an musikalischer Erfahrung zurückgreifen kann.

Da wären Bandleader, Sänger und Songwriter Josh Ward, der starke Gitarrist Neal „The Real Deal“ Cowan, Bass-Veteran Tracy Neff und Drummer/Percussionist Brandon Wallace, die jetzt mit einem Debüt aufwarten, das es wahrlich in sich hat. Als äußerst geschickter Schachzug erwies es sich noch einige, wenige Gastmusiker mit an Bord zu nehmen, wobei der in Country- und Bluegrasskreisen überaus geschätzte Multiinstrumentalist Milo Deering sich mit Steelgitarre, Fiddle, Mandoline und Dobro in filigranster Weise so richtig „austoben“ durfte.

Klasse auch die Hammond- und Pianot-Ergänzungen von Jim Easterling und Andrew Frye, sowie die weiblichen „Backs“ von Courtney Patton, die auch als Duettpartnerin bei „Pure & Deep“ eingebunden wurde. Das Hauptaugenmerk legen The Hawkes auf sehr melodisch und eingängig angelegte Country-/Countryrock-Songs, wobei Ward’s überaus angenehme Stimme und die wimmernden Steel- und sägenden Fiddleeinlagen Deering’s zusammen mit dem markanten, äußerst quirligen und gekonnten Lead Gitarren-Spiel Cowan’s immer wieder prägnant in den Mittelpunkt rücken.

Zum Teil weht einem dabei manchmal auch ein wenig vom (Country)-Flair der Marshall Tucker Band um die Nase (z.B. bei „Roll Off My Lips“ oder „Down“). Der traumhafte Opener „Gone Like The Wind“ dürfte sowohl in Red Dirt-, in klassischen Country-/Countryrock-Kreisen (Erinnerungen an die Eagles werden wach) wie auch bei so manchem Southern-Fan mit großem Genuß aufgesogen werden. Starker Gesang von Ward, toll gespielte, unbeschwert und flüssig aus dem Handgelenk kommende Lead Gitarren-Passagen von Neal Cowan, gebettet auf einen schwungvollen, lockeren Rhythmusteppich – welch ein toller Einstieg in diesen Silberling.

Mit einer klasse Mischung aus Country (das Regenplätschern zu Beginn und der dramatische Unterton erinnert an Garth Brooks‚ „The Thunder Rolls“), Blues- und Roots Rock (a là Garth Brooks meets Neil Young and Jeff Healey) überrascht die Band dann bei „Cold Heart“, nachdem vorher vier wunderbare, lupenreine Countrysongs am Stück gebracht wurden. Immer wieder hören wir schöne Steel- und Fiddle-Passagen. Die Songs gehen prima ins Ohr.

Gut zur Sache geht es anschließend bei „Down“, einen schön trocken „daher bretternden“ Red Dirt-Feger, der durch Skynyrd-/Tucker-mäßige Riffs erneut eine Brise Southern Rock verpasst bekam. Nach einem weiteren, schönen Countryintermezzo (herrlich dabei „Put This Guitar Down“, wie zu Outlaws-Anfangszeiten, Ward’s Stimme passt immer wieder ganz hervorragend, klasse E-Slide-Passage), voll gespickt mit Milo Deerings Instrumentalkünsten wird es am Ende sogar noch ein wenig soulig/bluesig bei „What You Do To Me“, wobei dieser wunderbar relaxt daher gleitende Song durch das würzige E-Gitarren-Spiel von Neal Cowan seine besondere Note erhält.

Auch wenn am Ende der Wunsch, die Repeattaste drücken zu wollen, unweigerlich aufkommt, bitte ein wenig Geduld walten lassen. Ca. 20 Sekunden nach Abschluss der offiziellen Trackliste erfolgt dann mit „Cover Me“ noch ein „Hidden Track“, bei dem Josh Ward in Alleinunterhalter-Manier nur mit der Akustikgitarre einen schönen Love-Song zum Besten gibt.

The Hawkes wurden von vorne weg direkt vom (auch bei uns) sehr angesehenen Smith Entertainment-Label verpflichtet, bei dem viele großartige Interpreten des Texas-/Oklahoma-Red Dirt Circuits beheimatet sind (u.a. No Justice, Ryan James, Willie Stradlin, Honeybrowne, Britt Lloyd Band, Micky & The Motorcars, Hazzard…), oder es bereits als Sprungbett zu lukrativen Major-Kontrakten nutzten (siehe Randy Rogers Band, Cross Canadian Ragweed). Der Name bürgt eigentlich immer für Qualität. Mit den Hawkes haben Sie nun einen weiteren „Überflieger“ unter ihren Fittichen! Großartiger, sehr interessanter Country-/Countryrock-Stoff, megastarkes Debüt!

Smith Entertainment (2008)
Stil: Red Dirt

01. Gone Like The Wind
02. Heart Take The Wheel
03. Where I Fit In
04. Roll Off My Lips
05. Long Way To Ft. Worth In The Rain
06. Cold Heart
07. Down
08. What To Say
09. Put This Guitar Down
10. Pure & Deep
11. What You Do To Me

The Hawkes bei Reverbnation
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Bärchen Records

Blue Water Highway Band – Things We Carry – CD-Review

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Neues, hell funkelndes Juwel in den texanischen Red Dirt-/Roots-/Americana-/Countryrock-Gefilden: Die Blue Water Highway Band mit ihrem wundervollen, mit durchweg fantastischen Songs in edlen Melodien bestückten Debütalbum „Things We Carry“. Wenn schon ein alter, mit allen Country-Wassern gewaschener Recke wie Multiinstrumentalist und Produzent Lloyd Maines Sätze wie „The Blue Water Highway Band is the best new band that I’ve heard in years. Their vocals are spot on and their writing is smart and thoughtful. They’re very serious and impressive musicians’“ von sich zum Besten gibt, kann man mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass den musikbegeisterten Hörer etwas ganz Besonderes erwartet. Maines ist natürlich auch mit seinem unverwüstlichen und unnachahmlichen Pedal Steel-Spiel auf diesem Werk als Gastmusiker (neben weiteren illustren Leuten wie Cindy Cashdollar, Warren Hood oder John Ginty) mit von der Partie.

Die kreativen Köpfe der Band sind Zack Kibodeaux (vocals, acoustic guitar) und Multiinstrumentalist Greg Essington (vocals, guitars, piano, banjo, mandolin, accordion), die den Löwenanteil des Songwritings erledigt haben. Hinzu kommen Catherine Clarke, die mit den typisch texanischen Harmoniegesängen im Stile einer Kacey Musgraves zu gefallen weiß, ein weiterer Alleskönner Zach Landreneau (piano, rhodes, banjo, accordion,, dobro, synth chamberlin) sowie die Rhythmusfraktion, bestehend aus Kyle Smith (bass) und Daniel Dowling (drums, percussion). Produziert hat in einem schön transparenten, unaufdringlichen und ‚organisch‘ gehaltenen Sound, David Butler. Anhand der ganzen aufgeführten Instrumente kann man bereits erkennen, dass viel Wert auf ein überaus variables Musizieren im Americana- und Country-typischen Ambiente gelegt wurde.

Das zeigt direkt der hinreißend schöne, von einer traumhaften Melodie geprägte, glasklar in Szene gesetzte Opener „Hard Time Train“ mit seinen feinen Mundharmonika-Einlagen und den transparenten Gitarrenklängen. Was für eine tolle Red Dirt-/Americana-/Countryrock-Nummer mit fantastischem Gesang von Zack Kibodeaux. Der Bursche singt wie eine ausdrucksstarke Kombination aus Zac Brown (Zac Brown Band) und Mike Eli (Eli Young Band) mit dem Slang der Braun-Brüder Willy (Reckless Kelly) und Micky (Micky & The Motorcars). Toll hier auch das am Ende einstzende, schnelle, grassig angehauchte Instrumentalfinish, wobei hier vor allem Maines den Bottleneck über sein Paradeinstrument fliegen lässt. Ein weiteres tolles Beispiel ist „Medicine Man“, das mit New Orleansscher Fröhlichkeit vorgetragen wird und dann mittels eingebundener Horn Section mit einer furiosen Dixieland-Bridge noch einen oben drauf setzt.

Die wohl radiofreundlichsten Tracks sind das wunderbar melodische, flockig lockere Stück „City Love, City Loose“ (gurgelnde Orgel, tolle Harmoniegesänge, klasse Harp-Solo), das viel Southern-Esprit versprühende „How I Broke Your Heart“, die beide auch gut in das Repertoire eines Rob Baird passen würden, oder der wunderschöne Titelsong „Things We Carry“, der dezent etwas an die einstigen Sons Of The Desert erinnert. Für ganz großartige Momente auf diesem Album sorgen die Texaner zudem mit ein paar herausragenden Balladen, wie zum Beispiel mit dem rootsigen, staubigen „Greytown“ (hallende Orgel, tolle Mandolinen-Ergänzungen), dem voller Melancholie schwer seufzenden „My Blue San Antone“ (Orgel, Piano, Banjo), dem in Klagemanier gebrachten, folkigen „Voice In Ramah“ (live im Studio eingespielt, starkes Mandoline-Solo, bestechende Harmonies), oder dem sehr atmosphärisch, in einem klassischen Piano- und Cello-Gewand vorgetragenen, mit fast sakral anmutenden „Ohohoh“-Gesängen umwobenen, ganz feinen „Q To Cortel You“, bei denen sich Kibodeaux vor allem als exzellenter Storyteller erweist. Was für ein Talent!

Stücke wie das mit einem schöne Gypsy-Flair behaftete „Oh Seraphim!“ (klasse Steel, schöne Fiddle), der leicht bluesig stampfende „Working Man“-Song „John Henry“ oder das flockige „The Running“ (Piano, Orgel, klasse Harmonies von Clarke, prima E-Gitarren-Solo) sorgen immer wieder für viel kontrastreiche Abwechslung. Alles Beschriebene mündet in den glorreichen Abschluss „Highway To Glory“, bei dem die Band voller Fröhlichkeit und Intensität noch mal das texanische Countryterrain beackert. Da wünscht man sich im Geiste irgendwo mit den Protagonisten bei einer kühlen Flasche Bier (oder mehreren) zusammen am abendlichen Lagerfeuer mit Blick auf einen Canyon zu sitzen und sich einfach von ihrer stimmungsvollen Musik berauschen zu lassen. Eine großartige Truppe, was für talentierte Jungspunde!

Das grandiose Debüt „Things We Carry“ der Blue Water Highway Band ist ein Füllhorn mit Stoff für Liebhaber anspruchsvoller Roots-/Country-/Americana-/Red Dirt-Sachen in Richtung von Interpreten wie Rob Baird, der Eli Young Band, den Turnpike Troubadours, Sons Of The Desert, der Josh Abbott Band, Reckless Kelly, Micky & The Motorcars, The Band Of Heathens & Co. Auf den Punkt bringt es die ebenfalls spielerisch sehr versierte Gastmusikern Cindy Cashdollar (Baritone Weissenborn, Lap Steel), die das Treiben der BWHB so zusammenfasst: „Round bounded music, with contemporary drive“. Diesem Statement können wir uns nur ehrfurchtsvoll und Kopf nickend anschließen. Ganz sicher einer DER Geheimtipps des Jahres 2015! Tolles Cover Artwork übrigens (mit eingelegtem Textbooklet) wieder mal von den Dodd Sisters (Backstage Design). Eine famose Vorstellung der Blue Water Highway Band!

Eigenproduktion (2015)
Stil: Americana / Country / Red Dirt

01. Hard Time Train
02. City Love, City Lose
03. Oh Seraphim!
04. Greytown
05. Medicine Man
06. How I Broke Your Heart
07. My Blue San Antone
08. John Henry
09. The Running
10. Voice In Ramah
11. Q To Cortel You
12. Things We Carry
13. Highway To Glory

Blue Water Highway Band
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Bärchen Records

David Lee Kaiser – 12 – CD-Review

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Pracht-Scheibe dieses großartigen Singer/Songwriters aus Southeast Texas! Bärenstarke Texas Roots-/Americana-/Alternate Country-Songs, betimmt von einem beeindruckenden Songwriting, verpackt in einem Gewand aus lauten, unwiderstehlich „saftigen“, kernigen E-Gitarren, schön rockig, dabei nicht unbedingt schnell, sondern meist im Midetmpo-Bereich angesiedelt, aber voller Energie, voller Feuer, voller Biß, wunderbar angeraut, voller Ecken und Kanten – und gleichzeitig voller herrlicher Melodien und harmonisch aufeinander abgestimmter Musikalität! Beeindruckend! Klasse! Es scheint, das die Perioden, in denen wir neue texanische Künstler im Countryrock-/Rootsrock-Bereich vorstellen, immer kürzer werden. Man hat manchmal wirklich das Gefühl, dass die dortigen Talente wie Pilze aus dem Boden schießen.

Klar gibt es darunter auch ein paar weniger interessante „Mitläufer“, die versuchen auf den Erfolgszug der Etablierten „Red Dirt“-Bands aufzuspringen, aber es gibt darüber hinaus offenbar unendlich viele kreative Köpfe, die mit umwerfenden Alben und mitreißenden Songs diesem Genre immer wieder neue Aspekte und Highlights herauskitzeln. Ein weiteres, diese These belegendes Beispiel ist eindeutig David Lee Kaiser, ein sehr vielseitiger Musiker (gelernter Drummer, spielt mittlerweile aber Gitarre) und Songschreiber, der jetzt sein Solo-Debüt vorlegt, nachdem er zunächst mit seinem Bruder Jimmy vor geraumer Zeit ein feines Duo-Album ablieferte.

Und was in dem jungen Burschen für ein Potential steckt, was er bereits für ein Standing genießt, beweist zudem die hochkarätige Musikerschar, die es sich nicht nehmen ließ, mit David die 12 Songs (+ 1 Hidden-Track), im übrigen alles Eigenkompositionen, einzuspielen: Mike McClure (ex-Great Divide-Frontmann, jetzt Mike McClure Band) hat das Album produziert (ist ja auch etatmäßiger Produzent für Cross Canadian Ragweed, was von der musikalischen Seelenverwandtschaft durchaus passt) und spielt Gitarre, Reckless Kellys Cody Brown bedient die Fiddle, Riley Osbourn, früheres Django Walker Band-Mitglied, spielt die B3-Orgel und Texas-„Guru“ Lloyd Maines, Vater der Dixie Chicks-Sängerin Natalie Maines, lässt die Pedal Steel Gitarre heulen.

Weiter dabei, so exzellente Könner wie Eric Hanson am Schlagzeug, Tom Skinner am Bass, der bärenstarke E-Gitarrist John Immon und die wirklich bezaubernd im Background singende Amanda Brown. All das bürgt für höchste Qualität – und die bekommen die Genre-Fans auch zu hundert Prozent geboten! Ein herrlich eigenständiges, sattes Midtempo Texas-Roots-/Americana-/Alternate Countryrock-Prunkstück, zuweilen von dezenten Blues- und Southernrock-Tendenzen berührt, aber auch eine ganze Menge Outlaw-Feeling versprühend, das an Kurzweiligkeit, Abwechslungsreichtum und spielerischer Klasse keine Wünsche offen lässt. Den Auftakt bildet das tolle, schön rockige „Running“, welches sich recht freizügig der Grundakkorde von Skynyrds „Sweet Home Alabama“ zu bedienen scheint, über die sich dann aber herrliche, feurig glühende, fette Slide-Einlagen ziehen, die dem Song nicht nur eine vollkommen eigene Note, sondern auch jede Menge Würze verleihen. Kaiser besticht mit einem kraftvollen, seinem großartigen Storytelling angepassten, hervorragenden, rootsigen Gesangsstil.

Es folgt eine prächtige Mischung aus rhythmisch rockigen Nummern wie „Psycho“ (dynamisches Texas „Red Dirt“-Countryrock-Flair, kräftige Drums), „California“ (locker dahin galoppierender Outlaw-Countryrock-Rhythmus, tolle E-Gitarrenarbeit), oder „High Maintenance Girl“ (erinnert gar an flotte Creedence Clearwater Revival-Nummern), aus traditionell angehauchten (Alternate) Country-Nummern, teils mit dezent grassigen Ansätzen, wie „George Dickel“ (klasse „Tanzschwofer“ mit feinen Fiddle- und Steeleinlagen) oder „Closer To My Dreams“ (sehr fröhliches Dahinmusizieren mit den countrytypischen Instrumenten), wie auch aus ein paar knackigen, satten, angerockten Balladen der Marke Reckless Kelly, Mike McClure Band, Django Walker Band & Co., die dank glühender E-Gitarren schon oft an der Grenze zum Southern Rock liegen.

Herausragend hier Songs wie „My Father’s Son“ (toller Text, satte E-Gitarrenarbeit der Marke Neil Young & Crazy Horse), „Walk“ (mehrfach ausgedehnte E-Passagen, klasse weibliche Harmonies von Amanda Brown), oder das sich emotional steigernde, im Tempo glänzend variierende „South Sage“. Ein weiteres absolutes Highlight ist die geradezu traumhaft melodische, ungemein frisch, saftig und sehr klar aus den Lautsprechern fließende, von Lloyd Maines wunderbaren Steelguitar-Klängen begleitete Texas Countryrock-Ballade „All I want“!

Die beiden recht introvertiert und entspannt wirkenden Stücke „Lost“ (mit schönen Double Leads-Ansätzen) und der nach einer guten Minute einsetzende Hiddentrack schließen ein beindruckendes, selbstbewusstes Werk (übrigens mit einer üppigen Spielzeit von über 56 Minuten ausgestattet) eines weiteren texanischen „Rohdiamanten“ ab, dem man in seinem Genre eine große Karriere zutrauen muß! Und wie es sich für einen Songwriter des Kalibers David Lee Kaiser gehört, sind natürlich auch alle Texte im Booklet abgedruckt, inklusive der Auflösung, warum sein Debüt mit der Zahl „12“ betitelt wurde. Überaus beeindruckendes, tolles Album!

Moon Tower Records (2006)
Stil: Country Rock

01. Running
02. Psycho
03. California
04. All I Want
05. My Father’s Son
06. George Dickel
07. High Maintenace Girl
08. Me
09. Walk
10. Closer To My Dreams
11. South Sage
12. Lost

David Lee Kaiser
Bärchen Records

Mike And The Moonpies – Mockingbird – CD-Review

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Es bleibt dabei: Die Countrymusic aus Texas ist der aus Nashville in Puncto Authentizität und und Genretreue um Längen voraus. Ein weiteres, herausragendes Beispiel dafür: Mike And The Moonpies, ein klasse Sextett aus Austin/Texas, das mit einer wunderbaren Mischung aus traditionellem Country, Honkytonk, Outlaw Country und Countryrock, gepaart mit ein wenig Americana-Einflüssen und dem, der Heimat der Truppe geschuldeten, herrlichen Red Dirt-Flair ganz groß auftrumpft.

Kopf von Mike And The Moonpies ist Mike Harmeier, der sämtliche Stücke geschrieben hat, singt (klasse Stimme, erinnert ein wenig an Phil Hamilton) und Gitarre spielt. Ihm assistieren auf dem bereits dritten Album der Band, „Mockingbird“ (es handelt sich um die besonders in Texas weit verbreitete, sogenannte Spottdrossel, bei Ornithologen beliebt wegen ihres lauten, komplexen und lang anhaltenden Gesangs), Kyle Ponder (drums, percussion), Preston Rhone (bass), Catlin Rutherford (guitar), Zachary Moulton (steel guitar) und John Carbone (piano, organ). Produziert hat Harmeier dieses feine Werk zusammen mit Michael Kincaid, Bandleader der hochgehandelten, texanischen Insidercombo What Made Milwaukee Famous.

Aufgenommen wurde das Ganze in den legendären Cedar Creek Studios in Austin, das Engineering übernahm John Silva, der für seine Zusammenarbeit mit The Trishas bekannt ist. „Mockingbird“ ist ein ganz wunderbares, erfrischendes, unbekümmertes,. ja ganz hinreissendes, von immenser musikalischer Qualität geürgtes zehn Stücke umfassendes Kleinod, das mit einer ungeheuren Leichtigkeit und Komplexität aufwartet. Sämtliche Tracks bewegen sich im Drei- bis Vier-Minuten-Bereich, sind aber mit sehr vielen, auf den Punkt gebrachten instrumentellen Feinheiten gespickt. Freunde schöner Bariton-E-Gitarren im Zusammenspiel mit reichhaltig eingesetzter Pedal Steel und schöner Klavierbegleitung, garniert mit etwas Fiddle und Mandoline, werden hier ihre helle Freude haben.

Die Band hat sich von der Basis her eher der traditionellen Country-Schiene verschrieben, aber dies mit unerhörtem Facettenreichtum. Die CD beginnt mit der ersten Single, „Smoke ‚Em If You Got ‚Em“, ein flockiger, dehr melodischer Midtempo-Countrysong, der auch ganz gut bei traditioneller ausgerichteten Red Dirt Acts wie Wade Bowen, John D. Hale oder der Casey Donahew Band ins Repertoire passen würde. Mit „Say It Simply“ folgt ein lupenreiner Honky Tonker. Herrlich rein, herrlich „echt“! Hier heult die Steelgitarre, surrt die Fiddle und klimpert das Piano, dass es eine wahre Freude ist – dazu eine wunderbare, schön „old school“ klingende Country-E-Gitarre. Die melancholisch anmutende Ballade „I Don’t Love You“ kommt danach in einem Duett. Hier singt die von Ray Wylie Hubbard in höchsten Tönen gelobte Singer/Songwriterin Carson McHone die zweite Strophe und bildet im weiteren Verlauf einen tollen Kontrast zu Harmeier.

Der knackige, rhythmische Titelsong „Mockingbird“ (Reminiszenzen zu Steve Earles „Guitar Town“ kommen in den Sinn) wird durch eine tolle Mandoline getragen, gespielt vom hier ebenfalls viele Akzente setzenden Gastmusiker Wesley Holtsford (fiddle, mandolin). Klasse vor allem die Steel-/Mandolinen-/E-Gitarren-Kombination im schmucken Soloteil. „Never Leaving Texas“ ist ein humorvoller, textlich mit schöner Selbstironie versehener, sowie erneut urig instrumentierter „Lonestar-Schwofer“. Der wohl markanteste Track „South First Blvd“ wird von herrlich entspanntem Southern-Esprit durchzogen, wie man es von der anfänglichen The Marshall Tucker Band kannte (tolle, typische E-Gitarren). Grandios hier, die nach dem E-Gitarren-Solo-Part völlig überraschend einsetzende, fantastische Saxofon-Einlage von einem weiteren Gast, Joseph Serrato. Herrlich!

Das Alkohol-geschwängerte und voller Selbstmitleid besungene Klagelied „One Is The Whiskey“ wird von einer dazu passenden, weinenden Steelgitarre und sanften Streichereinheiten „melancholisiert“.“Delilah“ nimmt dann nochmals Fahrt auf. Fiddle, Honkytonk-Piano und Bariton-E-Gitarre (kurze Twin Einlage) geben sich in rhythmischer Bakersfield-Manier die Klinke in die Hand. Klasse! Die beiden wieder sehr ruhig gehaltenen Balladen „A Song In Here“ (herrliches Mandolinengezirpe, inkl. Solo) und traurige „Miserable Man“ (schöne, bedrückende Piano Moll-Töne, stöhnende Trompeten am Ende) zum Ausklang, lassen den Hörer mit Harmeier förmlich mitleiden.

Man merkt, dass die Band durch zahlreiche Auftritte, wie unter anderem in bekannten Locations wie der Gruene Hall in New Braunfels oder dem Billy Bob’s in Fort Worth, zu einem sehr versiert spielendem Gefüge zusammengewachsen und gereift ist, das mit relativ unspektakulär wirkenden Mitteln, ein Höchstmaß an musikalischer Effizienz zu Stande bringt. Eine Truppe, die man schon nach wenigen Liedern in sein Herz eingeschlossen hat. Vor allem, wie gesagt, auch ein willkommener Gegenpart zum mittlerweile unsäglichen Trend in Nashville, Country zugunsten kommerzieller Interessen immer mehr von der Popmusik vereinnahmen zu lassen. Harmeier & Co. zeigen mit ihrem „Mockingbird“ solchem Ungebahren völlig die kalte Schulter und verteidigen, ähnlich wie es dem besungen Vogel nachgesagt wird, vehement und furchtlos ihr Country-Revier.

Jason Boland & The Stragglers oder Eleven Hundred Springs lassen sich von einer ähnlichen Philosophie leiten. Hier dürfen Countrymusic-Liebhaber (aller Couleurs) noch in reinstem, mit allen typischen instrumentellen Zutaten, vertonten Liedgut baden, wie es so authentisch wohl nur noch in texanischen Gefilden möglich ist. Mike And The Moonpies, eine Band, die es zu entdecken gilt und von der man dann nicht mehr loskommt. Großartige Red Dirt Countrymusic, regelrechte Suchtgefahr!

Eigenproduktion (2015)
Stil: Country (Rock) / Red Dirt

1. Smoke ‚Em If You Got ‚Em
2. Say It Simply
3. I Don’t Love You
4. Mockingbird
5. Never Leaving Texas
6. South First Blvd
7. One Is The Whiskey
8. Delilah
9. Song In Here
10. Miserable Man

Mike And The Moonpies
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Bärchen Records

Bart Crow – The Parade – CD-Review

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Wow! Was für eine Weiterentwicklung! Musikalisch reifer und besser denn je, vollgepackt mit herrlichen Songs, präsentiert sich der aus Maypearl bei Dallas stammende Texaner mit seinem neuen Album “ The Parade“ auf einem neuen Karriere-Hoch! Bart hatte sich ja bereits auf dem ebenfalls sehr starken Vorgängerwerk „Dandelion“ von seiner damaligen Band gelöst, um sich noch stärker auf seine eigenen Ideen fokussieren zu können. Fortgeführt hat er aber in jedem Fall seine bestens harmonierende Zusammenarbeit mit dem Pat Green-Drummer Justin Pollard, der auch diese Scheibe wieder produziert hat.

Umgeben wurde Crow auf „The Parade“ wieder einmal von hoch qualifizierten Musikern der Texas Music Szene, wie etwa David Grissom (u.a. John Mellencamp, Storyville, Dixie Chicks), Brett Danaher, Randy Antoun, Nate Coon, Michael Ramos, Kim Deschamps, Michael Taraby & Co., die sich zum Teil hingebungsvoll in die Stücke „reinhängen“ und für eine instrumentell erstklassige Umsetzung der durchweg ganz hevoragenden Tracks sorgten. Es gibt nicht eine schwache Nummer! Den Löwenanteil des Songwritings übernahm naturgemäß Bart Crow, aber auch versierte Leute wie zum Beispiel Joanthan Terrell, Drew Kennedy oder der in Texas omnipräsente „Tunesmith“ Mando Saenz bringen sich mit ein.

Die erste Single, das tolle „Life Comes At You First“, ein flockiger, knackiger Red Dirt Countryrock-Song (saustarkes, kerniges E-Gitarren-Solo) im Stile der Eli Young Band zu deren „Level“-Zeiten, hat sich schon als großer Hit in den Texas Music Charts erwiesen. Das Album startet jedoch mit dem großartigen „Queen Of The Heartache Parade“. Ein Lied, das mit seiner herrlichen Melodie auch perfekt in Tom Pettys „Into The Great Wide Open“-Phase gepasst hätte und damals sicherlich ein Megahit gewesen wäre. Klasse hier auch die mit „beatleskem“ Retro-Flair behafteten Harmoniegesänge. Das leicht folkige „Dear Music“ wird von dem toll getimten Akustikgitarren- und Mandolinenzusammenspiel von Brett Danaher und Brian Beken getragen.

Rootsig instrumentierte Strophen und ausgesprochen rockige Refrains, plus ein sattes Grissom-E-Gitarren-Solo, bilden auf „Baby Come Back Home“ einen effektvollen, prächtigen Kontrast. Das wunderbar entspannte „Yapor Trails“ (feines E-Piano, Steelguitsr-Tupfer, Orgel, wunderbare Slide-Gitarre) besticht durch das perfekte vokale „Techtelmechtel“ zwischen Bart und Jazz Miles, die mit einfach wunderbaren Harmoniegesängen verzücken, wie man sie in dieser dualen Form wohl nur in Texas geboten bekommt. Das textlich sehr beeindruckende „Top Of Rock Botton“ (deutliche Abrechnung mit dem so seelenlosen Musikstil, der teilweise gerade In Nashville um sich greift) offeriert wieder die rockige Seite Bart Crows. Der erdige Track aus der Feder von Jonathan Terrell würde auch den Bottle Rockets oder gar Dan Baird gut zu Gesicht stehen. Hat ein kerniges Heartland-Flair.

Die emotionale, sehr melodische Americana-Ballade „One Night With You“ überrascht mit furiosem, saustarken Saxofon-Spiel von Thomas „Tab“ Barker, der sich im weiteren Verlauf dann glänzend mit den E-Gitarristen duelliert. Was für eine brillant insezenierte Nummer! Schönes Red Dirt-Feeling vermittelt das schmissige „City Limit Signs“, bei dem satte Drums, eine großartige Mandoline und verspielte E-Gitarren den Ton angeben. Das Fiddle-lastige „Here We Go Again“ (wieder klasse, weibliche Harmonies), das ein wenig an Will Hoge erinnernde „Come Back Tomrrow“ (Piano, Bariton-E-Gitarre) und die, den Hauptteil abschließende, von einer trockenen Dobro getragene, wundervolle Retro Country-Nummer „Free Like Me“ versprühen ungemein authentisches, texanisches Roots-, Countryrock- und Americana-Esprit, in einer perfekten Symbiose mit Barts warmen, raspeligen Gesang, der sich in angenehmen Vokal-Sphären eines Mike Eli bewegt.

Nach Ausklingen der letzten Akkorde von „Free Like Me“ bitte nicht auf „Repeat“ oder „Abschalten“ drücken, denn es folgt noch als „Hidden track“ eine prächtige, völlig unbeschwert in Szene gesetzte Coverversion des alten Stones-Klassikers „Let It Bleed“ (grandioses Piano-Geklimper von Michael Ramos), bei dem dann noch viele markante Gastsänger aus der Austin Music Scene ihr Stelldichein geben. Herrlich!

Bart Crow präsentiert sich auf „The Parade“ in der Form seines Lebens. Roots-, Americana-Rock, Red Dirt und Countryrock auf einem beeindruckend hohen Level. Knackig, erdig, rockig, ungemein stark arrangiert. Die Songs kommen mit wundervollen Melodien, bewahren aber stets, und das gelingt vorzüglich, einen schön toughen, würzigen, angerauten Unterton voller Seele und Groove. Wirkt zuweilen wie eine magische Mischung aus Reckless Kelly, der frühen Eli Young Band und einem „texanischen“ Tom Petty.

Zu erwähnen ist auch noch die äußerst geschmackvolle Covergestaltung mit markantem, edlem Prägedruck, sowie einer mitgelieferten, aufklebbaren Stick-Rose, in die das Crow-typische Krähenlogo eingearbeitet ist, natürlich wieder im Backstage Design Studio der großartigen Dodd Sisters entwickelt und genial umgesetzt. Somit erweist sich „The Parade“ in seiner Gänze wahrlich als ein absolutes „Paradestück“ texanischer Red Dirt-/Americana-Kunst. Gratulation an einen bärenstarken Bart Crow für diese herausragende Leistung!

Beryn Art Records (Thirty Tigers) (2015)
Stil:  Red Dirt / Country Rock

01. Queen Of The Heartache Parade
02. Dear Music
03. Baby Come Back Home
04. Vapor Trails
05. Top Of Rock Bottom
06. One Night With You
07. Here We Go Again
08. Life Comes At You Fast
09. Come Back Tomorrow
10. City Limit Signs
11. Free Like Me
12. Let It Bleed (Hidden Track)

Bart Crow
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