Britt Lloyd Band – Unlabled – CD-Review

Lloyd

Dreckig, unbekümmert, rau – und eine prächtige Melodik! Die nächste „Hammer“-Truppe heizt der Roots-/Gitarren-/“Red Dirt“-Countryrock Szene in Texas zur Zeit mächtig ein! Das der „Lonestar State“ im Moment eine der kreativsten, musikalischen Hochburgen des amerikanischen Kontinents darstellt, geschweige denn, sich irgend welche Sorge um seinen Nachwuchs machen müsste, dürfte sich mittlerweile längst über Insiderkreise hinaus herumgesprochen haben. Wie viele Bands der Sorte Cross Canadian Ragweed, Wade Bowen, Reckless Kelly & Co. haben uns alleine in den letzten Monaten mit ihren vorzüglichen Darbietungen erfreut. Und nun diese großartige, packende Britt Lloyd Band, deren fetziges Pracht-Debüt „Unlabeled“, übrigen vollkommen in Eigenregie entstanden, uns jetzt vorliegt.

Kommt, betrachtet man mal die komplette „Red Dirt“-Szene, von der Power und Philosophie her sicher Cross Canadian Ragweed am nächsten, denn neben den typischen Countryrock-Anlagen verarbeiten sie eine gesunde Portion „Rotz“, Dreck und satte, straighte Gitarrenpower, umwoben von einem dezenten „Southern-.Outlaw“-Flair! Das „riecht“ auch schon mal nach Skynyrd und den Kentucky Headhunters! Toll! Vorwiegend agiert man in Trio-Besetzung, bestehend aus Bandleader Britt Lloyd (lead vocals, guitars), Thomas van Arsdale (drums, percussion) und Chris Byrd (bass, harmony vocals, piano), wobei Jordan Boyd (acoustic guitar) und Mitproduzent Adam Odor (electric guitar) zum erweiterten Line-Up gezählt werden dürfen.

Eingeführt in den Texas Music Circuit wurden sie durch Britts Bruder Wes, live spielten sie bereits mit zahlreichen Acts wie Honeybrowne, der Randy Rogers Band, Mark Sanders u. a., und auch was die Locations der Szene betrifft, hat man in nahezu allen angesagten und wichtigen Orten (z. B. der Texas Hall Of Fame) bereits seine Visitenkarte hinterlassen. Als Einflüsse werden zurecht Namen gestandener texanischer Kollegen wie Reckless Kelly, Cory Morrow oder Jack Ingram benannt, aber auch Lynyrd Skynyrd, Led Zeppelin oder Tom Petty haben besonders bei Bandchef Britt Lloyd bleibende Eindrücke hinterlassen. Der Silberling besteht aus elf kurzweiligen, sehr abwechslungsreich zusammengestellten Stücken, wobei sich Lloyd für die Texte verantwortlich zeigt, und der musikalische Rest im Kollektiv erarbeitet wurde.

Bestimmt wird die Szenerie von kernigen, dominanten E-Gitarren! Los geht’s mit dem bärenstarken, satten, kraftvollen, leicht psychedelisch angehauchten Roots-/Americana-Rocker „Day in, day out“, vollgepackt mit kratzigen, überaus würzigen, fetten E-Gitarren, inklusive röhrender Wah-Wahs, dazu druckvolle Bass-Läufe und straightes, durchaus simples, aber umso wirkungsvolleres und stilprägendes, aggressivem Drumming. Britt Lloyds Stimme weist hier durchaus Ähnlichkeiten zu Cross Canadian Ragweed’s Cody Canada auf, was alles andere als ein Nachteil ist! Es scheint, als enthalte der Song, wie auch einige andere, ein paar überraschende, sehr harmonisch und intelligent eingestreute, unauffällige „Brit-Rock“-Splitter, die dem rohen, rootsigen, dreckigen und stets präsenten Texas-Ursprung einen gewissen „modernen“, sehr zeitgemäßen Teint verpassen. Ganz große Klasse!

„7/4“ (Richtung rockiger, rauer Jack Ingram) und „Reachin'“ (Break-reicher, kräftiger Gitarren-Power-Roots-Rocker) machen voller „Red Dirt“-Schmackes und klaasse Melodik im Stil des Openers weiter, ehe bei dem wunderbaren „Rose And A Song“ zunächst einmal durchgeatmet werden darf. Eine schöne, emotional vorgetragener Ballade mit dezentem Psychedelic-Western-Flair – wunderbar eingestreuter Baritone-E-Riffs. Trotzdem auch diese Nummer wird sehr knackig dargeboten. In eine ähnliche Kerbe schlägt „Broken Down“, das nach einen weiteren, baumstarken Rocker, „Weekend“ (fast wie eine Mischung aus Black Crowes und den Warren Brothers) folgt. Ein schönes E-Gitarren-Führungsriff, flotte Drums und ein gut mitsingbarer Refrain dürften dem modernen „Outlaw“ Lust machen, dem Sonnenuntergang durch die Prärie entgegen zu reiten.

Das rhythmische, herrliche „Chokin’ On Air“ deckt dann die gesamte texanische Roots-Rock-/Countryrock-Bandbreite in seiner ganzen Blüte zwischen Randy Rogers Band, CCR und Reckless Kelly ab, dazu ein klasse, Southern-mäßiges Gitarrenolo. Leicht an MTBs „Can’t You See“ erinnernde Akustik-Gitarren-Akkorde bestimmen den Verlauf des schönen, melodischen, recht ruhigen „Our Fairytale“. Der krawallige, dreckige Rocker „3 Ring Show“ baut wieder auf jede Menge kantiger Gitarrenparts und glänzt durch seine aggressive Power. Und bei dem grandiosen „Ride On“ könnte man fast meinen, Skynyrd-Sänger Johnny van Zant wäre zu AC/DC gewechselt (welch ein Gedanke), um mit den Kentucky Headhunters zu jammen. Ein trockener Heavy-Riff-Rocker voller texanischem County-Southern-OutlawFlair, vielen Breaks und toller Gitarrenarbeit, einfach brillant!

Zeit um sich den Schweiß der Begeisterung des Vorläufers von der Stirn zu wischen, hat man bei der Akustikgitarren-/Piano-/Orgel-unterlegten Ballade „Drift“, die ein gediegenes „Free Bird“-Ambiente verbreitet, wobei aber auf das durchaus denkbare und ergänzungsfähige Gitarrenfinish verzichtet wurde. Hier hat man noch mal die Gelegenheit dem wunderbarem, angerautem Texas-Timbre des Sängers Britt Lloyd entspannt zu folgen. Großartig!

„Unlabeled“, dieser vielleicht schon etwas „provozierend“ wirkende Titel des fulminanten Erstlings der Britt Lloyd Band, könnte als weit mehr, als nur als ein „Wink mit dem Zaunpfahl“ interpretiert werden. Die Platten-Companies sollten eigentlich Schlange stehen! Hier ist eine Band zu signen, die mit ihrem ungeheuren Roots-/GItarrenrock-/Americana-/(Southern)“Red Dirt“-Countryrock-Potential, den sogenannten „Branchenführen“ mehr als nur Paroli bietet! Wir sind begeistert! Laßt es rocken, Jungs! Ein wahrhaft beeindruckender, überaus erfolgversprechender Einstand!

Eigenproduktion (2006)
Stil: Red Dirt

01. Day In, Day Out
02. 7/4
03. Reachin‘
04. Rose And A Song
05. Weekend
06. Broken Down
07. Chokin‘ On Air
08. Our Fairytale
09. 3 Ring Show
10. Ride On
11. Drift

Britt Lloyd Band
Britt Lloyd Band bei Facebook
Bärchen Records

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert