Quinn Sullivan – Wide Awake – CD-Review

cover Quinn Sullivan - Wide Awake

Review: Jörg Schneider

Am 4. Juni bringt der hierzulande noch relativ unbekannte Quinn Sullivan sein inzwischen viertes Album heraus und das mit jugendlichen 22 Jahren. Dabei kann der junge Kerl auf einen durchaus beachtlichen musikalischen Werdegang zurückblicken. Immerhin wurde er bereits im Alter von 8 Jahren von der Blueslegende Buddy Guy entdeckt und gefördert.

In der Folge spielte er u. a. mit so großartigen Gitarristen und Bluesern wie Joe Bonamassa, Eric Gales, B.B. King und Carlos Santana, um nur ein paar zu nennen. Und in 2013 durfte er gar zusammen mit Buddy Guy und Robert Randolph auf Eric Claptons Crossroads Guitar Festival auftreten. Welch Ehre für den damaligen Teenager!

Obwohl seine musikalischen Wurzeln tief im Blues verankert sind, geht Sullivans neuer Longplayer „Wide Awake“ mehr in Richtung softem Blues Rock bis fast hin zu Singer/Songwriter-Pop-Gefilden. Umso mehr aber lassen die genretypisch eingängig arrangierten Songs seine herausragenden Fähigkeiten als Gitarrist und Texter hervortreten.

Die zwölf Songs des Albums erstrecken sich über melodische Pop-Songs („Baby Please“, „Real Thing“, „Jessica“) bis hin zu Rock- und Pop-Balladen („All Around The World“, „She’s Gone…“, „You’re The One“, „Wide Awake“ und dem im Refrain beatlesken „Strawberry Rain“), wobei aber auch funkige („She Is So Irresistible“), soulige (“How Many Tears“) und Latin- („In A World Withou You“) Versatzstücke auftauchen. Schließlich endet das Werk mit dem schönen Slow Blues „Keep Up“.

Musikalisch gesehen ist „Wide Awake“ also ein mit frischen Arrangements und ungetrübter Spiellaune überzeugendes Pop-Blues Rock-Album. Leider hat sich Quinn Sullivan dadurch von seinen klassischen Blueswurzeln entfernt und sieht dies als einen Schritt seiner musikalischen Weiterentwicklung an: „Die Künstler, die mich inspirieren, sind immer hungrig nach dem Neuen und sie wiederholen sich nie. Sie wachsen und werden immer einzigartiger – und das ist es, was ich für mich als Künstler ebenfalls anstrebe.“

Schade, dass Sullivan aus Sicht des Rezensenten seine überragenden Fähigkeiten als Gitarrist nun in den Dienst des eher gewinnbringenden Mainstreams stellt. Damit ist das vorliegende Album, sicherlich keine schlechte, aber dennoch nur eine rockige Version der Musik á la Ed Sheeran, James Blunt & Co. Ob die Scheibe nun so gefällt oder nicht, ist letztendlich eine Frage der musikalischen Vorlieben eines Jeden. Von daher wird die Scheibe aber mit Sicherheit seine Anhänger finden.

Label: Mascot Label Group
Stil: Pop Blues Rock

Tracks:
01. All Around The World
02. She Is So Irresitible
03. How many Tears
04. In A World Without You
05. She’s Gone (& She Ain’t Coming Back)
06. Baby Please
07. Real Thing
08. You’re The One
09. Wide Awake
10. Strawberry Rain
11. Jessica
12. Keep Up

Quinn Sullivan
Quinn Sullivan bei Facebook
Mascot Records
Another Dimension

Rozedale – Same – CD-Review

Rozed_300

Review: Gernot Mangold

Mit dem dritten Album ist Rozedale, ohne die beiden Vorgänger klein reden zu wollen, ein echter Knaller gelungen. Wie gewohnt prägen das vielseitige Gitarrenspiel von Charlie Fabert und die kraftvolle Stimme von Amandyn Roses die Musik der Franzosen. Im Gegensatz zu den vorherigen Werken ist das neue weitaus rockiger, verliert dabei aber den Blues als Basis nicht aus den Augen.

Vielleicht ist dies auch der Grund, warum sich das ’s‘ im Bandnamen in ein ‚z‘ verwandelt hat, um so auch visuell ein Zeichen zu setzen, dass eine neue Ära der Band begonnen hat.

Vom Songwriting her sind die neuen Stücke gradliniger und kraftvoller und können so den Weg bereiten, ein breiteres Publikum als nur die Bluesfans anzusprechen. Es war mit Sicherheit eine gute Entscheidung, das Album von Chris Sheldon, der u. a. auch Radiohead oder die Foo Fighters abmischte, in den IPC Studios in Brüssel produzieren zu lassen.

So ist ein Sound entstanden, der stilistisch in die Richtung des modernen rockigen Blues geht, die vorhandenen Stärken der Musiker perfekt in Szene setzt und so auch den kommerziellen Status der Band anhebt. Kommerziell ist in dem Zusammenhang nicht negativ zu sehen, da sich die Musik der Band nicht des Erfolg willens untergeordnet hat, sondern das Songwriting sich weiterentwickelt hat.

Neben rockigen Bluessongs in denen Charlie Fabert die Gitarrensaiten glühen lässt, scheint er die Gitarre in anderen Stücken fast wie eine zweite Stimme als Unterstützung von Amandyn Roses singen zu lassen. Diese setzt den Songs einen natürlich ganz eigenen Stempel auf. Von dynamisch rockend, über klagend bluesig bis hin zu melancholisch verträumt, bildet sie einen harmonischen Einklang zu ihrem Partner Charlie.

Die Grundlage für den vollen Sound bildet die Rhythmussektion um Icheme „Zou“ Zougart, der für perfekte zuweilen groovende tiefe Töne sorgt und Herve Koster an den Drums, der immer den richtigen Beat findet. Ein weiteres belebendes Element ist, wie schon in der Vergangenheit, das von Michael Lecoq gespielte Keyboard, der die Stücke meist schön, zuweilen leicht psychedelisch untermalt, und bei der Ballade „Burning“ die musikalische Begleitung Amandyns ist.

In einem durchweg starken Silberling, der das Zeug hat, nicht nur in den Bluescharts weit nach oben zu schießen, fällt kein Song ab und jeder hat seine Berechtigung. Mit dem gleichnamigen Album ist Rozedale das bisherige Meisterstück gelungen, in dem die Band, ihren eigenen Stil weiterentwickelt hat, ohne sich in eine kommerzielle Sparte zu begeben, in der die eigene Identität aufgegeben wird.

Spannend wird es sein, wie die Band die neuen Tracks, die genug Möglichkeiten fürs Improvisieren geben, auf der nächsten Tour im Spätsommer auf die Bühne bringt.

Neben einer Kaufempfehlung für das Album, kann jedem Bluesrockfan angeraten werden, eines der Konzerte zu besuchen, um sich von der Stimme Amandyn Roses und dem virtuosen Gitarrenspiel Charlie Faberts einfangen und verzaubern zu lassen.

Geplante Album Release Tour 2021:

16.09.2021 B-Verviers, Spirit of 66
17.09.2021 D-Dortmund, Musiktheater Piano
18.09.2021 D-Hamburg, Downtown Openair
23.09.2021 D-Köln, Kantine Freideck
24.09.2021 D-Freudenburg, Ducsaal
25.09.2021 D-Baden-Baden, Blues-Club

Baladins Tours Productions
Stil: Rock

Songs:
01. Ghost For You
02. Brand New State
03. Shine
04. Burning
05. Where Love Goes
06. Ce Soir Je T’àime
07. Can’t Get Enough
08. Before I Go
09. At The End Of The Day
10. Somewhere In The Mess

Rozedale
Rozedale bei Facebook
Florence Miller Agency bei Facebook

Cam – The Otherside – CD-Review

CAM_300

Satte fünf Jahre sind schon wieder vergangen, seit Cameron Ochs, alias Cam, mit ihrem zweiten Album und gleichzeitigem Major-Debüt „Untamed“ (enthielt den Smash-Hit „Burning House“), die Herzen der Kritiker im Sturm eroberte und die Weichen für die andere, erfolgreiche Seite ihrer Karriere in Nashville, gestellt hatte.

Nun liefert sie mit „The Otherside“ den lang ersehnten Nachfolger, mittlerweile unter dem RCA-Unterlabel Triple Tigers, nachdem ein, sich nicht als charttauglich erweisender Song namens  „Road To Happiness“, zum Zerwürfnis mit dem bis dato federführenden Arista-Label geführt hatte.

Produziert hat sie das Werk gemeinsam mit Tyler Johnson (Harry Styles, Sam Smith) und Grammy-Gewinner Jeff Bhasker (Kanye West, Bruno Mars).

Die Scheibe mit ihren elf Tracks bietet durchgehend angenehmes Hörvergnügen, die reduzierte Rhythmusgebung, meist mit einer halbakustisch klingenden Gitarre und percussionartigen Drum-Claps, bietet ihrer leicht näselnden, aber sehr variablen Stimme, einen perfekten Untergrund.

Das ganze klingt dann, als wenn sie sich mit Tracy Chapman, Shania Twain, Emmylou Harris und Stevie Nicks zu einer Art musikalischem Brainstorming versammelt hätte und deren Anstöße für die Umsetzung der neuen Tracks, hat einfließen lassen.

Meine persönlichen Favoriten sind das keltisch-folkige Titelstück „The Other Side“ (klingt fast wie alten Friedensmusiker Bots, geschrieben von Cam noch zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Tim Bergling (Avicii), das lässige groovende „Changes“ mit wunderschönem Refrain und Pfeif-Intermezzo und der durch untypisches Kirchenglockengeläut ummantelte coole Barroom Blues „Happier For You“ (mit claptoneskem Slide, klasse Piano und jeder Menge emotionalem Flair).

Die 36-jährige Sängerin jongliert auf „The Otherside“ insgesamt stilsicher mit Country-, Pop-, Folk- und Singer-/Songwriter-Requisiten und bezaubert dazu mit ihrem tollem ausdrucksstarken Gesang.

Und wenn die lockenköpfige Blondine in der  finalen Pianoballade so schön eindringlich und inbrünstig, fast schon flehend am Ende „take it from a girl like me“ singt, hat ihr der Autor des Reviews schon längst aus der Hand gefressen…

Triple Tigers / RCA Records (2020)
Stil: New Country

01. Redwood Tree
02. The Otherside
03. Classic
04. Forgetting You
05. Like A Movie
06. Changes
07. Till There’s Nothing Left
08. What Goodbye Means
09. Diane
10. Happier For You
11. Girl Like Me

Cam
Cam bei Facebook
Sony Music

Ward Thomas – Invitation – CD-Review

Ward_300

Neben The Shires sorgt in Großbritannien seit geraumer Zeit ein zweites Duo im Countrypop-Sektor für Furore und zwar Ward Thomas. Hinter dem Namen verbergen sich die beiden Zwillinge Catherine und Lizzy Ward Thomas, die allerdings nicht wie typische Zwillinge aussehen, sondern zumindest zur Zeit rein äußerlich sehr gut zu unterscheiden sind (Lizzy blond kurzhaarig- Catherine brunette-langhaarig).

Die beiden haben jetzt ihr bereits viertes Album mit dem Titel “Invitation” unter Major-Fahne am Start. Die aus betuchtem Hause stammenden jungen Mädels haben sich dafür auf ihr Landhaus zurückgezogen (besitze ich heute mit 57 Jahren, trotz 35-jährigem Arbeitsleben als Industriekaufmann, leider immer noch nicht…). Jonathan Quarmby (Lewis Capaldi, Tom Walker, Finley Quaye) hat das Ganze produziert.

„2020 war ein Jahr des Lernens, wodurch sich auch unsere Herangehensweise an dieses Album verändert hat. Wir haben eine Menge davon in unserem Cottage aufgenommen und die Arbeit ‘aus der Ferne’ brachte eine Reihe von Herausforderungen, aber auch neue Chancen mit sich. Obwohl in unsicheren Zeiten aufgenommen, fühlen sich die Aufnahmen wie eine Einladung in eine positivere Zeit an. Wir haben das Album nach einer Textzeile in dem Song „Open Your Mind“ benannt, weil sich das Album wie eine Einladung anfühlt – sei es im übertragenen Sinne, eine Einladung zur Selbstreflexion, oder physisch, eine Einladung in eine Zeit, in der wir alle wieder feiern können“, so das Geschwisterpaar zur Intention ihres Werkes.

Das Album bietet dann, wie es bei zwei so jungen Damen auch nicht anders zu erwarten war, sehr melodischen eingängigen Pop (sehr vokal-orientiert, mit vielen Pianoklängen), der Countrygehalt ist mit einer mal sporadisch eingestreuten Mandoline oder einem Banjo, eher als marginal einzustufen.

Dass die Protagonistinnen singen können, steht dabei außer Frage, vor allem die Harmoniegesänge wissen besonders zu überzeugen.

Auffälligste Tracks sind für mich der zuckersüß gesungene Opener “Sweet Time”, das ein wenig bei Tracy Chapmans “Fast Car” gespinxte “Meant To Be Me”, das beschwingte “Hold Space”, das starke Duett mit Superstar James Blunt bei “Halfway” , die The Killers-Adaption “Human”, wo sie Jack Savoretti bei dessen Live-Show in der Wembley Arena im vergangenen Jahr gesanglich assistierten und das schön melancholische, nur mit einer Akustikgitarre untermalte Cover des Fleetwood Mac-Stückes „Landslide”.

Fazit: Angenehm zu konsumierender verwöhnter Gören-Countrypop mit betörendem, teilweise engelsgleichem Gesang, der gut zum unbeschwerten Hören geeignet ist. Ward Thomas dürfen mit “Invitation” – Zeit hin, Zeit her – schon jetzt ein gelungenes Album feiern.

Warner Music (2020)
Stil: (Country) Pop

01. Sweet Time
02. Don’t Be A Stranger
03. Open Your Mind
04. Someday
05. Meant To Be Me
06. Dear Me
07. Hold Space
08. Wait Up
09. My Favourite Poison
10. Painted Legacy
11. If There Were Words
12. Halfway (James Blunt ft. Ward Thomas)
13. Human – Live From Wembley (Jack Savoretti ft. Ward Thomas)
14. Landslide

Ward Thomas
Ward Thomas bei Facebook
Oktober Promotion

David Ramirez – My Love Is A Hurricane – CD-Review

Ram_300

Review: Michael Segets

Der mir bis dato unbekannte Singer/Songwriter David Ramirez aus Austin, Texas, wird dem Americana zugeordnet. Uncut rückte sein Album „We’re Not Going Anywhere“ aus dem Jahr 2017 in die Nähe von Bruce Springsteen. Diese Vorabinformationen reichten, um meine Neugier auf sein neues Werk „My Love Is A Hurricane“ zu wecken. Dies klingt nun aber weder nach Americana noch nach dem Boss aus New Jersey.

Trotz dieser Ernüchterung habe ich dem Longplayer eine Chance gegeben und ihn einige Male durchlaufen lassen. Tatsächlich finden sich manche Stücke, die das Potential von Ramirez als Songwriter offenbaren. Allen voran ist „I Wanna Live In Your Bedroom” zu nennen. Die mit Emotionen gespickte Ballade, untermalt von wehmütigem Hall und schönen Einsprengseln der Keys, stellt das Highlight des Albums dar. Am Ende setzt ein Chor im Background ein, der ebenfalls bei „Hallelujah, Love Is Real!“ zum Einsatz kommt. Der Track verbindet R&B mit Gospel-Elementen und entwickelt wie der dunklere Titelsong „My Love Is A Hurricane“ einen gefühlvollen Drive.

Ein hypnotischer Sound begleitet die kräftige Stimme auf „Coast To Coast“. Ramirez setzt seinen Gesang auf dem Werk variantenreich ein. So unternimmt er bei „Lover, Will You Lead Me?” Ausflüge in ungeahnte Höhen, die sich aber sehr passend in den Track einfügen.

Frisch verliebt ging David Ramirez mit einem Kreativitätsschub an die Arbeit zu dem Album. Als die Beziehung zerbrach, hatte dies Auswirkungen auf die Atmosphäre des Werks. Thematisch kreist es mit seinen poetischen Texten weiterhin um die Liebe, verströmt in den meist getragenen Songs aber eher Melancholie.

Mit dem Drum-Programming sowie dem Einsatz von Synthesizern erhalten die Songs oftmals einen poppigen Einschlag. Stilistisch erinnern sie an „Room 41“ von Paul Cauthen. Die bisher genannten Titel können durchaus als gelungen bezeichnet werden, wenn man kein Roots-Purist ist. Auch das flottere „Heaven“ liegt im Geltungsbereich, wobei das abrupte Ende etwas störend wirkt.

Das mit einigen Klangspielereien versehene, pathetische „Easy Does It“, die angejazzten „Hell Ft. Sir Woman” und „Shine On Me” sowie das holprige Abschlussstück „Prevail“ fallen hingegen ab.

Das üppige Arrangement von „My Love Is A Hurricane“ verdeckt zum Teil die Qualität der Songs. Bei einigen entwickelt es allerdings einen eigenen Reiz, dem man erliegen kann. David Ramirez verfügt über eine angenehme und variable Stimme, die als weiterer Pluspunkt zählt. Abgesehen von „Coast To Coast“ sind die stärksten Songs („I Wanna Live In Your Bedroom”, „My Love Is A Hurricane”, „Lover, Will You Lead Me?” und „Hallelujah, Love Is Real!”) im Stream verfügbar, sodass man einen guten Eindruck davon gewinnt, inwieweit der Longplayer auf der eigenen musikalischen Linie liegt.

Sweetworld-Thirty Tigers/Membran (2020)
Stil: Pop

Tracks:
01. Lover, Will You Lead Me?
02. Hell Ft. Sir Woman
03. I Wanna Live In Your Bedroom
04. My Love Is A Hurricane
05. Hallelujah, Love Is Real!
06. Heaven
07. Shine On Me
08. Easy Does It
09. Coast To Coast
10. Prevail

David Ramirez
David Ramirez bei Facebook
Thirty Tigers
Oktober Promotion

The Jayhawks – XOXO – CD-Review

Jayh_300

Review: Michael Segets

„Hollywood Town Hall“ zählt zu den Meilensteinen des Alternative Country. Das 1992er Album steht als einziges der Jayhawks in meinem CD-Regal. In manche der nachfolgenden Alben hörte ich nur noch sporadisch rein. The Jayhawks entfernten sich mit den Jahren tendenziell von der Roots Music und gingen in eine poppigere Richtung. „XOXO“ läutet dahingehend keine Wende kein. Neu ist hingegen, dass die Bandmitglieder neben Frontmann und Gitarrist Gary Louris nun mehr in Erscheinung treten.

Karen Grotberg (Keys), Marc Perlman (Bass) und Tim O’Reagan (Drums) sind alle mit eigenen Kompositionen auf dem neuen Werk vertreten und übernehmen auch die Lead Vocals. Grotberg zeichnet für die beiden Balladen „Ruby“ und „Across My Field“ verantwortlich, bei denen dann entsprechend das Klavier die Begleitung dominiert. Perlman steuert den folkorientierten Titel „Down The Farm“ bei.

Für die schnelleren Töne ist O’Reagan („Society Paper“) zuständig. Bei dem straighten „Dogtown Days“ rockt er mit stampfendem Rhythmus los. Neben dem Opener „This Forgotten Town“, bei dem er sich mit Louris am Mikro abwechselt, stellt es das stärkste Stück auf dem Album dar. Die Jayhawks haben die beiden Songs als Singles ausgekoppelt und damit die richtige Entscheidung getroffen.

Ebenfalls auf das Konto von Louris und O‘Reagan geht „Little Victories“, bei dem Louris exzellente Arbeit an der Gitarre leistet. „Living In A Bubble“, das entfernt an die Beatles erinnert, und „Homecoming“ verfasste Louris im Alleingang. Die Songs sind ziemlich poppig geraten und vor allem das letztgenannte Stück fällt mit seinen hohen Gesangseinlagen sowie dem experimentellen Ende ab. Auch mit dem süßlich beginnenden „Illuminate“ kann ich mich nicht so richtig anfreunden. Die Midtempo-Nummer „Bitter Pill“ und der folkige Abschluss „Looking Up Your Number“ hinterlassen dann aber nochmals einen positiven Eindruck.

The Jayhawks präsentieren sich auf „XOXO“ als Band mit gleichberechtigten Mitgliedern. Durch den wechselenden Leadgesang verfolgen sie ein Konzept, das in dieser Konsequenz bei den US Rails schon bestens funktioniert. Der ausgiebige Einsatz mehrstimmiger Harmonien ist den beiden Truppen ebenso gemeinsam. Vom Sound sind sie aber bei den meisten Titel meilenweit voneinander entfernt.

Die zwei ersten Tracks bilden einen starken, erdigen Einstieg, danach bewegt sich „XOXO“ überwiegend in etwas überladenen Pop-Rock-Gefilden. Dabei finden sich ein paar gelungene Titel, daneben aber auch anstrengendere Arrangements. Beim letzten Song, im Wesentlichen auf die Begleitung durch die akustische Gitarre reduziert, zeigen die Jayhawks dann doch nochmal ihr Händchen für gefühlvolle Melodien. Statt es in Gänze durchlaufen zu lassen, bietet sich das Album also dafür an, sich die Highlights herauszupicken.

Sham Records – Thirty Tigers/Membran (2020)
Stil: Rock/Pop

Tracks:
01. This Forgotten Town
02. Dogtown Days
03. Living In A Bubble
04. Ruby
05. Homecoming
06. Society Pages
07. Illuminate
08. Bitter Pill
09. Across My Field
10. Little Victories
11. Down To The Farm
12. Locking Up Your Number

The Jayhawks
The Jayhawksop bei Facebook
Thirty Tigers
Oktober Promotion

Christopher Griffiths – Midlife Pop Crisis – EP-Review

Griff

So langsam schlägt die Corona-Geschichte auch bei mir auf’s Gemüt. Neben dem Tod der Mutter vor einigen Wochen, einigen sehr schlimmen gesundheitlichen Dingen im privaten Umfeld, läuft hauptberuflich, aufgrund der Tatsache, dass meine Firma überwiegend ihr Geld (somit auch ich) mit der Vermarktung von Messemedien verdient, außer ein bisschen Home-Office, so gut wie gar nichts. Auf diesem Gebiet ist es noch völlig ungewiss, wann da wieder Messen von Rang wieder stattfinden, im Moment wird eine nach der anderen abgesagt oder bestenfalls ins nächste Jahr verschoben.

Ich will jetzt noch nicht klagen, im Moment kann ich mich mit dem wohl erarbeiteten Kurzarbeitergeld, noch ohne nennenswerte Einschränkungen über Wasser halten. Ein Lichtblick, dass ich jetzt dadurch die Gelegenheit habe, mit unserem über 16 Jahre alten Labrador Django, noch eine viel intensivere Zeit zu verbringen. Trotzdem fehlen einem doch mittlerweile die vielen Begegnungen und Gespräche, die man sonst mit anderen Menschen hatte. Und da wären wir dann auch beim Musikbusiness.

In dieser Hinsicht geht ja bekanntlich auch bei uns, außer ein paar Alben-Reviews und Bewegen in sozialen Netzwerken, ebenfalls recht wenig. Vor allem die Konzertbesuche, die immer ein schöner Ausgleich waren, vermisst man immens.

Auch hier hofft man inständig, dass die Politik endlich das Umfeld aus Clubbesitzern, Musikern, Veranstaltern, Agenturen, Labels etc. nennenswert unterstützt und passable Lösungen für ein Fortbestehen der Szene bietet. Allerdings wird einem da Angst und Bange. Oder kann sich jemand etwa vorstellen, dass beispielsweise ein gelackter Karrierist wie unser Gesundheitsminister Jens Spahn oder ein Karnevalsjeck der Marke Armin Laschet, jemals einen unserer geliebten Rockmusikclubs von innen gesehen haben?

Und auch mein Lieblingsverein Rot-Weiss Essen wird wegen des vorzeitigen Saisonabbruchs wieder nicht aufsteigen! Gründe also genug, um schnurstracks in eine Midlife-Crisis hineinzuschliddern.

Gefreut habe ich mich neulich aber über eine E-Mail von der Agentur Kaylor Girl Promotions, zu der ich sporadisch immer mal wieder sehr netten Kontakt in Sachen der Band Sister Hazel habe. Deren Chefin Mary Ann Kaylor, bat mich doch ein paar Gedanken über den Musiker Christopher Griffiths nieder zu schreiben, der mit „Midlife Pop Crisis“ jetzt als Debüt, eine 4-Song-EP veröffentlicht. Dem möchte ich hiermit natürlich gerne nachkommen.

Griffiths lebt in Nashville und hat diese Tracks während einer Corona-bedingten Quarantäne in seinem heimischen Schlafzimmer kreiert und eingespielt. „I wanted to do something fun and danceable. But all I had was my guitar, bass, Moog, and laptop,“ so der Protagonist zu seinem Werk. Aus ganzen 35 Tracks ist dann letztendlich ein Quartett übrig geblieben.

Als Referenzen hat der Multiinstrumentalist bisher einen Juno-Award für seine Songwriting-Beteiligung auf Crystal Shawandas „Just Like You“ und das Mitwirken als Bassist auf Will HogesMy American Dream“ und auch dem in Kürze folgenden „Tiny Little Movies“ (Besprechung demnächst im SoS) vorzuweisen.

Wer jetzt hofft, die vier auserkorenen Stücke gingen in Richtung der beiden zuvor erwähnten Künstler und deren Art Musik zu machen, kann sich das ganz schnell abschminken. Griffiths hat hier eine lupenreine, überwiegend fröhlich powernde Pop-EP kreiert (Andy Frasco fällt mir spontan als Anhaltspunkt im weitesten Sinne ein), wo fiepende Synthies und Drum-Loops den Takt vorgeben. Alle Stücke sind melodisch und tanzbar, selbst das einzig langsamere Lied „Painted Smile“ ist dann für eine Art Bewegung in Trance-ähnlicher Manier geeignet.

Dass Christopher sicherlich auch ganz anders kann (und sich persönlich auf kein Genre festgelegt sieht), deutet er zwischenzeitlich immer mal an, wenn er mit der E-Gitarre dazwischen shuffelt oder wie beim Opener „Dream My Adidas“ seinem Paradeinstrument, dem Bass, mal zu stärkerer Aufmerksamkeit verhilft. Klasse hier sein verspieltes Gezupfe zum Ausklang der Nummer.

Die vier Songs kann man sich bei Bedarf auf Christopher Griffiths‘ Homepage vollständig anhören. Ob sie dann erfolgreich als Mittel gegen eine Midlife-Crisis eingesetzt werden können, oder lediglich zu Aufbesserung der Laune oder wie auch immer dienen, muss jeder für sich selbst beurteilen…

Eigenproduktion (2020)
Stil: Pop

01. Dream My Adidas
02. Incredible Lie
03. Painted Smile
04. Without A Beat

Christopher Griffiths
Christopher Griffiths bei Facebook
Kaylor Girl Promotion

Laura Cortese & The Dance Cards – Bitter Better – CD-Review

Cort_300

Review: Michael Segets

Seit ihrem ersten Album probierte sich Laura Cortese in den vergangenen sechzehn Jahren sowohl mit minimalistischer als auch mit großer Bandbesetzung aus. Ursprünglich im Indie-Folk beheimatet wendet sich die Sängerin und Violinistin auf „Bitter Better“ einer poppigen Spielart des Americana zu und nutzt dafür das Potential der Dance Cards.

Geigen und Cello prägen zusammen mit den Keys beziehungsweise dem Synthesizer von Sam Kassirer, der zudem das Album produzierte, den Sound des Longplayers. Die Streichinstrumente werden manchmal gezupft oder dienen als zusätzliche Percussion. Sie stehen gelegentlich in einem dramatischen Kontrast zu den leichten Tönen von Kassirers Instrumenten, dennoch kommt es zu keinen Brüchen in den Songs. Diese verströmen zumeist eine luftig-poppige Atmosphäre.

Dabei behandelt Cortese durchaus ernste Themen. Zu diesen gehören der Krieg („Younger Man“) oder auch die Besorgnis über die politische Entwicklung in den Vereinigten Staaten („Daylight“). Die in San Francisco geborene Cortese zog vor Kurzem nach Brüssel. Mit der Mentalität in Belgien, das im Übrigen die höchste Selbstmordrate Westeuropas aufweist, hatte sie Startschwierigkeiten. Sie erlebte dort Phasen der Einsamkeit, die sie bei „Where The Fox Hides“ verarbeitet.

Vielleicht war diese Isolation auch ein Grund dafür, dass sie hinsichtlich des Songwritings neue Wege ging. In weitaus größerem Maße als bisher bezog Cortese die Band mit in den Schaffensprozess ein und auch bei den Arrangements der Stücke wirkten die anderen Musiker intensiver mit. Aus über vierzig Stücken wurden schließlich elf für „Bitter Better“ ausgewählt.

Die erste Single „Treat You Better“ ist ein feiner Popsong, der die musikalische Richtung der CD gut wiedergibt. Tanzbare Nummern („Dreaming“) finden sich neben eingängigen langsameren Songs („How Long“). Manchmal wirken Keys und Synthesizer zu aufdringlich, wobei auch die insgesamt schwächere zweite Auskopplung „Corduroy Jacket” sowie „When We Rocked” gelungene Passagen haben.

Deutlich besser greifen Streicher und elektrische Instrumente bei „From The Ashes“ ineinander. Der ruhige Song, der thematisch die Brände in Kalifornien behandelt, gefällt mit seinem mehrstimmigen Refrain. Auch „Talk To Me” weist einen starken Harmoniegesang auf, wobei Cortese dort die Anteile von Keys und Synthesizer weiter zurückfährt. Neben diesen beiden Titeln zählt „Typhoon” zu meinen Favoriten. Cortese zaubert hier einen lockeren Westcoast-Americana ohne großen technischen Klangteppich.

Americana meets Pop: Laura Cortese & The Dance Cards kombinieren Streicher und Keys auf eine ungewöhnliche Weise. Der neuartige Sound von „Bitter Better“ funktioniert über weite Strecken. Wenn sich die Band näher am Americana bewegt, tritt das gute Songwriting besonders zutage. Auch bei den anderen Stücken finden sich eingängige Melodien, die für den geneigten Sound-Of-South-Leser den Blick über den Tellerrand in Richtung Pop lohnend erscheinen lassen.

Compass Records Group (2020)
Stil: Americana, Pop

Tracks:
01. Treat You Better
02. Corduroy Jacket
03. From The Ashes
04. Where The Fox Hides
05. Dreaming
06. How Long
07. Younger Man
08. Talk To Me
09. Typhoon
10. When We Rocked
11. Daylight

Laura Cortese
Laura Cortese bei Facebook
Compass Record Group

John Moreland – LP5 – CD-Review

JM_300

Review: Michael Segets

Früher mit The Black Gold Band und The Dust Bowl Souls unterwegs, veröffentlicht John Moreland sein fünftes Album allein unter seinem Namen. Der Longplayer trägt den bezeichnenden Titel „LP5“. Mit ihm schlägt der in Texas geborene und zurzeit in Tulsa, Oklahoma, lebende Singer/Songwriter ein neues Kapitel in seiner musikalischen Laufbahn auf.

Bislang im Folk-orientierten Americana – gelegentlich mit einem rockigen Einschlag – unterwegs, setzt Moreland bei seinem neuen Werk auf Keys und Percussion beziehungsweise Elektronik bei der Begleitung seiner angerauten Stimme. Konstant geblieben sind seine tiefgründigen Texte, die sich um Themen wie Selbstdefinition („Harder Dreams“) Vertrauen („When My Fever Breaks“) oder Tod („In Times Between“) drehen.

Um seine neuen Ideen zu realisieren, holte sich Moreland Matt Pence (Jason Isbell) als Produzenten. „LP5“ wirkt leichter und poppiger als seine vorherigen Alben. Die Songs unterscheiden sich zwar hinsichtlich der Rhythmen, sind aber durchgehend im unteren Tempobereich angesiedelt. Durch die verspielten, längeren Instrumentalpassagen bei fast allen Titeln fallen die beiden kurzen Einsprengsel „Two Stars“ und „For Ichiro“ als Einzelbeiträge kaum auf, wenn man die Scheibe durchlaufen lässt.

Der angenehm rauchige Gesang von Moreland steht in einem Kontrast zu der eher poppigen Untermalung („Terrestrial“, „I Always Let You Burn Me To The Ground“). Bei dem mit elektronischen Beats unterlegten „A Thought is Just A Passing Train” wird die Stimme teilweise verzerrt. Gegen Ende des Stücks verliert es sich in experimentellen Spielereien. Der Titel erinnert stilistisch an das letzte Werk von Paul Cauthen.

Insgesamt bleiben die Songs sehr ähnlich und wenig aufregend. Durch den schönen Refrain sticht „East October“ heraus. „Learning How To Tell Myself The Truth“, „In Times Between“ und besonders „Let Me Be Understood“, bei dem Moreland zur Mundharmonika greift, haben einen etwas erdigeren Sound, der an die vorherigen Werke von Moreland anknüpft.

Die Qualität von Morelands Songwriting wird auf dem Album „LP5“ von der glatten Produktion, von der poppigen Begleitung sowie von den instrumentalen Schlenkern oftmals verdeckt. Bei seinem Versuch, den Sound zu innovieren, verliert Moreland seine Stärke, die eben in der stripped-down Darbietung seiner Texte liegt, aus den Augen. Um dieses Können von Moreland kennenzulernen, empfiehlt sich daher, mit den beiden starken Alben „High On Tulsa Heat“ (2015) oder „Big Bad Luv“ (2017) einzusteigen.

Old Omens/Thirty Tigers (2020)
Stil: Americana, Pop

Tracks:
01. Harder Dreams
02. A Thought is Just A Passing Train
03. East October
04. Learning How To Tell Myself The Truth
05. Two Stars
06. Terrestrial
07. In Times Between
08. When My Fever Breaks
09. I Always Let You Burn Me To The Ground
10. For Ichiro
11. Let Me Be Understood

John Moreland
John Moreland bei Facebook
Thirty Tigers
Oktober Promotion

Old Dominion – Support: Jordan Davis – 07.10.2019, Live Music Hall, Köln – Konzertbericht

OD_haupt

Country-Pop-Time in Köln! Im Rahmen der SOUND OF NASHVILLE-Reihe präsentierte Semmel Concerts Entertainment mit der ACM Group Of The Year, Old Dominion und dem Support Jordan Davis, eine auf diesem Gebiet außergewöhnlich starke Konstellation.

Gut 600 begeisterte Fans hatten den Weg in die Live Music Hall angetreten und sollten ihre Entscheidung nicht bereuen. Schon der aus Shreveport, Louisiana, stammende Opener Jordan Davis sorgte in seiner halben Stunde Spielzeit für eine ausgelassene Stimmung und konnte mit seinen beiden Mitstreitern voll überzeugen.

Er präsentierte Stücke aus seinem Debüt-Album “Home State“ wie u. a. Tough To Tie Down“, „Take It From Me“, „Slow Dance in A Parking Lot“ , Leaving New Orleans” und natürlich seine Erfolgssingle “Singles You Up” (zum Abschluss), plauderte und sang aus seinem Privatleben („I Met My Wife In A Bar“), gab Ausblick auf neue Sachen („Need Tonight“) und mimte so gar den Southern Rocker beim Black Crowes-Klassiker „Hard To Handle“.

Was mir persönlich sehr gut gefiel war, dass der rauschebärtige Protagonist, entgegen zu seinem recht ‚glatt gebügelten‘ Album, viel ‚organischer‘, ja man kann schon sagen, in guter Singer/Songwriter-Manier rüberkam. Nicht zuletzt auch ein Verdienst des feinfühlig unterstützenden E-Gitarristen Dylan Williams und seines Drummers Bryce Rodgers. Das Trio um Jordan Davis wurde verdienter Maßen mit viel Applaus in die Katakomben der Halle verabschiedet.

Line-up Jordan Davis:
Jordan Davis (vocals, acoustic guitar)
Bryce Rodgers (drums)
Dylan Williams (electric guitar, vocals)

Nach gut halbstündiger Umbaupause ließen die ‚Backstreet Boys‘ des New Country, Old Dominion, dann ein Feuerwerk an eingängigen und stark performten Pop-(Rock)-Songs ab, wobei sich der Countryanteil, wenn man ehrlich ist, eher im sehr marginalen Bereich bewegte.

Die blendend aussehenden Burschen (für jeden Mädel-Geschmack war etwas dabei) zogen demnach natürlich einen immensen weiblichen Anhang in die Halle, als wir bei unseren etatmäßig besuchten Southern Rock- und Blues Rock-Gigs gewohnt sind (da trifft man in der Regel überwiegend ältere Männer….).

Bereits schon mit dem melodisch griffigen Eröffnungstrio, bestehend aus „Snapback“ (mit integrierten Ohohoh-Gesängen), „Hotel Key“ und „Be With Me“ hatten sie die Audienz auf ihre Seite gezogen. Ihre sympathische Präsenz, aber auch das spielerische Können (viele Wechsel an den Instrumenten), als auch die sicher sitzenden Harmoniegesänge der Beteiligten, trugen ihr Übriges zum Gelingen der Show bei (übrigens auch ein ganz ausgezeichneter Sound).

Über Tracks wie u. a. „Said Nobody“, One Man Band“, „Nowhere Fast“ (dezenter Tracy Chapman-Touch), “Break Up With Him” und meinem Lieblingslied des Abends, das grandiose “Midnight Mess Around“ (herrliche Soli von Tursi) ging es in eine Semi-Akustik-Session, in der die drei ‚Anführer‘ Matthew Ramsey, Trevor Rosen und Brad Tursi (erinnerte mich ein wenig an Jason Isbell) über ihren persönlichen musikalischen Werdegang in Nashville referierten (nachdem sich  alle getrennt von einender auf den Weg dorthin gemacht hatten).

Der führte zunächst über das Songwriting für uns allseits bekannte Interpreten wie Craig Morgan, The Band Perry, Tyler Farr, Dierks Bentley, Blake Shelton oder Michael Ray, bis man, jeder für sich,  mit letztendlichen No. 1-Hits wie „Wake Up Loving You“, Better Dig Two“, „A Guy Walks Into A Bar“, „Say You Do“, „Sangria“, „Make You Miss Me“, „Light It Up“, „One That Got Away“,  die ersten Früchte eingefahren hatte. Diese Stücke wurden dann jeweils kurz angespielt.

Danach öffneten sich peu-a-peu die Türen und auch der gemeinsame Erfolg als Old Dominion stellte sich, daraus resultierend zwei tolle Alben (das dritte kommt Ende Oktober heraus), bekannter Weise, schnell ein.

Nach diesem Intermezzo ging es nahtlos mit all den bekannten Songs wie „No Such Thing As A Broken Heart“, „Beer Can In A Truck Bed“, „Some People Do“ „Written In The Sand“, das launige „New York At Night“, “Can’t Get You” (mit Hendrix-mäßigem Intro-Infernale des überragenden Lead-Gitarristen Brad Tursi, der auch in jeder Rockband locker agieren könnte) , “Save It For A Rainy Day” bis zum finalen Track des Hauptteils „My Heart Is A Bar” (schönes Slidespiel von Tursi , wechselnde Leadgesänge) weiter, bei denen das textsichere Publikum auch reichhaltig Mitsinggelegenheit geboten bekam.

Am Ende ließ sich das Quintett nicht lange bitten und legte nochmal zwei Zugaben (u. a. mit dem in Springsteen-Manier gebrachten flockigen „Make It Sweet“) nach. Am Ende hatte wohl auch der letzte Besucher in der Live Music Hall in Köln begriffen, warum in Nashvilles Country-Pop-Sparte jetzt und in Zukunft kein Weg an Old Dominion vorbei führen wird. Die Jungs haben den Songwriting-Bogen raus, ihr musikalisches Können und Präsenz sind (zurecht) massenkompatibel (ich prophezeie beim nächsten Besuch in der Domstadt deutlich mehr Zuschauer).

Vielen Dank an Semmel Concerts Entertainment für die perfekte Unterstützung und Betreuung an diesem gelungenen Abend.

Line-up Old Dominion:
Matthew Ramsey (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Trevor Rosen (guitar, keyboards, acoustic guitar, vocals)
Whit Sellers (drums)
Geoff Sprung (bass, keyboards, vocals)
Brad Tursi (electric guitar, vocals, lead vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Old Dominion
Old Dominion bei Facebook
Jordan Davis
Jordan Davis bei Facebook
Semmel Concerts Entertainment GmbH
Live Music Hall Köln