Wishbone Ash – 14.01.2017, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Wisbone Haupt

Das fängt ja richtig gut an! Zu unserem ersten, im SoS beleuchteten Konzert im Jahr 2017 machten Gernot und ich uns in das von uns beiden sehr geschätzte, wunderschöne, Jugendstil-verzierte Dortmunder Musiktheater Piano auf und erlebten zu dieser frühen Zeit, direkt einen potentiellen Anwärter auf den Gig des Jahres. Um es also vorwegzunehmen, es war ein klasse Abend!

Mit Wishbone Ash verbindet sich bei mir ein sehr hoher Sentimentalitätsfaktor, die Band war 1980 mein allererstes, richtiges großes Konzert-Event im noch zarten Alter von 17 Jahren, als sie damals mit einer Support-Truppe namens Headboys im Rahmen ihrer aktuellen „Just Testing“-LP in der Düsseldorfer Philipshalle (heute ja in Mitsubishi Electric Halle umfirmiert) gastierten.

In der Zwischenzeit hatte ich sie nochmals in Hamburg in der Großen Freiheit Nr. 36 und in der Stadthalle meiner Heimatstadt Rheinberg gesehen, was aber auch schon wieder fast eine Ewigkeit her ist, somit war unser gestriger Besuch in Dortmund, der insgesamt vierte Gig.

Von der damaligen Besetzung ist heute nur noch Andy Powell, dementsprechend auch als unbestrittener Leader, übrig geblieben, der mittlerweile mit Bob Skeat, Muddy Manninen und Joe Crabtree eine gut harmonierende Mischung aus Erfahren und Jung  für die britische Kultband gefunden hat.

Ach ja, im Vorprogramm spielte diesmal ein gewisser Steve Hill. Der hochtalentierte Kanadier war der  lebende Beweis, dass Männer durchaus Multitasking-fähig sein können. Ok, zugegebener Maßen reicht es bei den meisten Exemplaren unserer Gattung höchstens dazu, zwei bis maximal drei hübschen Frauen gleichzeitig hinterherzupfeifen, aber der Bursche war schon ein Muster an praktizierender Vielfältigkeit.

Der bluesrockte für eine gute halbe Stunde im Alleingang mit Gesang, Gitarre, Fußtrommel, und noch einem lustigen Aufsatz aus einem Gummiball mit darin befindlichem Stöckchen (sah fast aus wie eine Pinnocchio-Nase) am Kopf seiner Gitarre, den er parallel zur Saitenarbeit, auch noch auf die seitlich von ihm höher positionierten Drumbecken schlug.  Eine Mundharmonika kam sporadisch auch noch mit dazu. Also der Mann hat aus einer, in ihm wogen zu scheinenden Hyperaktivität, eine Tugend gemacht und therapiert sich mit einer multiplen Art, solo zu performen und  bekam dafür auch zum Teil staunenden und anerkennenden Beifall des Publikums. Ein echter musikalischer Zappelphilipp also.

Apropos Publikum. Das Piano war an diesem Abend rappelvoll, die Stimmung angesichts der starken Leistungen der Akteure demnach auch prächtig. Wishbone Ash stiegen um 20:30 Uhr mit dem Southern-angehauchten Instrumentalstück „Bona Fide“, ein um sich direkt im Twin-Bereich, dem großen Markenzeichen des Quartetts, warmzuspielen.

Es folgte das satt rockende „Eyes Wide Open“, bei dem sich Muddy Manninen mit starken Wah-Wah-Einlagen auf seiner Les Paul bereits als belebendes Element erwies. Er brachte insgesamt auch viel Blues- und Southern Rock-Flair in das Programm und erwies sich bei den Double Lead-Passagen als kongenialer Partner zu Chef Powell (natürlich hauptsächlich wieder auf seiner Flying V Gibsons spielend). Der wiederum führte seine Mannen bestimmend, aber auch sympathisch durch die Vorstellung, ein echter Charismatiker.

Und so ging’s über Tracks wie „You See Red“, „Front Page News“, einem weiteren Instrumental „The Spirit Flies Free“, zu einem ersten Zwischen-Highlight, als der Vierer mit „The King Will Come“ und „Throw Down The Sword“ in seine epische und religiöse Hochphase von einst eintauchte und dann noch das texanisch eingefärbte, southern rockige Stück „Rock’N’Roll Widow“ nachlegte.

Über „Take It Back“, dem wieder südstaatlich anmutenden Ohrwurm „Way Down South“ (natürlich wieder mit Double Leads, mit eines meiner Lieblingssstücke dieses Gigs), bei dem Powells E-Gitarre am Ende förmlich mitzusingen schien, „In Crisis“, das megastark gespielte „Open Road“ (was für ein E-Gitarrenfeuer!) und dem ZZ Top-ähnelnden, satt rockenden „Deep Blues“ (Manninen mit surrendem Slide auf einer Epiphone-E-Gitarre), mündete es in die Zielgerade.

Auf dieser wurde es mit dem vom 71er Album „Pilgrimage“ stammenden „Jail Bait“ und „Blowin‘ Free“ aus ihrem mit Kultstatus bedachtem Werk „Argus“, zum Ende des frenetisch bejubelten Hauptteils, nochmal richtig historisch.

Da konnte die fällige Zugabe dann nur noch „Phoenix“ lauten und die gab es auch in einer gewohnt furios und filigran, mit Tempo- und Atmosphärenwechseln verschachtelten, tollen Version dargeboten. Andy widmete übrigens dieses knapp 15 Minuten währende WA-Paradelied, den vom Krieg gebeutelten Menschen im syrischen Aleppo.

Insgesamt eine tolle Mischung aus altbekannten und mir auch neuen Nummern, die einen richtig in den Bann zogen. Der heute mittlerweile 66-jährige Andy Powell hat im Gegensatz zu vielen, sich nur noch mehr schlecht als recht selbst covernden Traditionsacts (z. B. Stones, ZZ Top, Molly Hatchet, Skynyrd), einen richtig guten guten Weg gefunden, diese seit über 40 Jahren agierende Band in Würde altern zu lassen. Im Klartext, der Vierer hat noch genug Feuer unterm Hintern und musikalische Klasse, um noch durchaus ein paar Jährchen weiter zu machen. Ein großartiger Abend, Wishbone Ash! Danke, wie immer, an Jenny Dore, für die unkomplizierte Akkreditierung.

Line-up:
Andy Powell (lead vocals, lead guitar)
Muddy Manninen (lead guitars, vocals)
Bob Skeat (bass, vocals)
Joe Crabtree (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Wishbone Ash
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Ten Years After – 03.11.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Bericht und Bilder: Jörg Schneider

Endlich! Die Helden meiner Jugend treten fast 50 Jahre nach ihrer Gründung mal wieder in meiner alten Heimatstadt Dortmund auf. Diesmal im Musiktheater Piano, einer Location, die immer ein Garant für gute live Acts ist! Zuletzt hatte ich Alvin Lee mit seiner Truppe irgendwann Anfang der 80’er Jahre in der Dortmunder Westfalenhalle gesehen. Da mir das Konzert noch in bester Erinnerung war, hab ich mir natürlich sofort voller Neugier auf die neu formierte Band, eine der letzten Karten für den Gig am 3.11. im Piano besorgt. Die Fahrerei nach Dortmund war natürlich wieder eine Katastrophe, dennoch war ich eine Stunde vor Konzertbeginn da und konnte mir noch einen guten Platz direkt vor der Bühne sichern, dem Konzertgenuss und -shooting stand also nichts mehr im Wege.

Das aktuelle Line-up der Band besteht aus den beiden Gründungsmitgliedern Ric Lee (Schlagzeug), der nicht, wie vielfach fälschlicherweise angenommen, ein Bruder des 2013 viel zu früh verstorbenen Alvin Lee ist, und Chick Churchill (Keyboard). Den Bass bedient seit 2014 Colin Hodgkinson und Alvin Lee ersetzt nun Markus Bonfanti (Gitarre, Gesang und Harp). Auch bei den beiden Letztgenannten handelt es sich um musikalische Schwergewichte: Colin „Bomber“ Hodgkinson hat schon für Alexis Korner, Emerson, Lake & Palmer, Whitesnake, Chris Farlowe, Konstantin Wecker und sogar für Peter Maffay in die Saiten gegriffen. Auch Markus Bonfanti, zu dessen Vorbildern u. a. Jimmy Page zählt, kann auf eine lange Referenzliste mit z. B. Robert Cray, Jack Bruce, Beth Hart, John Mayall, Ginger Baker un, Eric Burdon verweisen. Genug Gründe also, das Konzert der Bluesrock-Urgesteine mit Spannung zu erwarten.

Pünktlich um 20 Uhr betraten die alten Herren dann unter lautem Beifall des Publikums, zu dem erstaunlicherweise auch zahlreiche junge Fans gehörten, die Bühne des wohl ausverkauften Musiktheater Piano und legten sofort mit dem seltener gespielten Klassiker „Sugar The Road“ von ihrem 1970’er Album „Cricklewood Green“ los. Was dann in den nächsten 90 Minuten folgte, war ein Feuerwerk vieler bekannter TYA-Hits aus den Jahren 1969 bis 1973, darunter u. a. auch die Songs „One Of These Days“, „Hear Me Calling“, „50000 Miles Beneath My Brain“, „Love Like A Man“, „I Say Yeah“ und „Good Morning Litte School Girl“. Ohne nennenswerte Pause und ohne Ermüdungserscheinungen rockten die alten Recken die insgesamt 15 Stücke ihrer Setliste mit beachtlicher Spielfreude.

Allen voran natürlich der im Vergleich zu den übrigen Bandmitgliedern noch vergleichsweise jugendliche neue Frontmann Markus Bonfanti. In der Mitte des Sets gab es dann den Titel „Colin’s Thing“, ein neuer Track offenbar extra von Colin Hodgkinson geschrieben. Mit einem minutenlangen Bass-Solo, an dessen Ende es tosenden Applaus gab, spielte er sich in die Herzen der Zuhörer. Auch Ric Lee kam zu seinem Recht und performte in „The Hobbit“ ein schier endlos scheinendes Schlagzeugsolo. Ric Lee hat’s trotz seiner 71 Jahre immer noch drauf und gehört noch lange nicht zum alten Eisen! Das Abschlussstück bildete dann, wie kann es anders sein, das legendäre „I’m Going Home“.

Das Publikum war aus dem Häuschen und feierte frenetisch mit, was Frontmann Markus Bonfanti zu sagen veranlasste, dass sie am liebsten nur noch in Dortmund spielen würden. Klar, dass die Band natürlich nicht ohne lautstarke „Zugabe-Rufe“ von der Bühne gehen konnte. So dauerte es dann auch nicht lang und die vier standen für zwei weitere Stücke auf der Bühne. Als Bonus gab es dann noch „I Woke Up This Morning“ und das rockige „Choo Choo Mama“.

Insgesamt klangen die neuen alten TYA natürlich nicht mehr ganz so wie vor 45 Jahren, aber immer noch TYA-typisch, was sicherlich auch dem exzellenten Bassspiel von Colin Hodgkinson und der Fingerfertigkeit von Markus Bonfanti an der Gitarre geschuldet ist. Den größten Unterschied macht aber eindeutig die Stimme des neuen Frontmanns Bonfanti. Seine Stimme ist rauer und live von der Tonlage eher eine Bassstimme, als eine Tenorstimme, wie sie Alvin Lee hatte.

Auch fehlten die teilweise Jazz-angehauchten und spacigen Einflüsse, die es früher bei TYA gab. Die Stücke klingen heute alle etwas rotziger und frecher, was durchaus nicht schlecht ist, aber eben ein wenig anders. Eingefleischten TYA-Fans fällt das natürlich sofort auf. Nichtsdestotrotz war es ein geiles Konzert mit junggebliebenen Bluesrock-Veteranen. So endete der Gig nach zwei vergnüglichen Stunden und entließ ein durchweg begeistertes Publikum in die Dortmunder Nacht. Herz, was willst Du mehr!

Line-up:
Markus Bonfanti (lead vocals, guitar, harp)
Chick Churchill (keys)
Colin Hodgkinson (bass)
Ric Lee (drums)

Ten Years After
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Musiktheater Piano
Jörg Schneider Webseite

Devon Allman – Ride Or Die – CD-Review

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Hatten wir vor einigen Tagen noch das Vergnügen, Devon Allman und seine Band im schönen Musiktheater in Dortmund live erleben zu können, ist jetzt auch noch seine gerade erschienene CD „Ride Or Die“ bei uns eingetrudelt.

Merkwürdigerweise hat er diese bei seinem Gig fast ganz Außen vor gelassen und lediglich den starken Opener „Say Your Prayers“ (ist auch im Studio eine satt rockende Nummer  mit herrlichen E-Gitarren geworden) als Zugabe gebracht. Ob es daran lag, dass lediglich Bass-Spieler Steve Duerst vom seinem Begleit-Line-up für einige Tracks hier involviert war, bleibt Spekulation. Aber eigentlich war der Name der Tour ja auch noch dem Vorgänger-Album gewidmet.

Wie dem auch sei, der dritte Longplayer in Zusammenarbeit mit Ruf Records, weiß von vorne bis hinten zu überzeugen, Papa Gregg darf zurecht stolz auf seinen Sohnemann sein. Bester Beweis ist der verdiente Spitzenplatz in den Billboard Blues Charts.

Produziert hat Devon selbst, assistiert, sowie Drums/Percussion gespielt, hat der, uns ebenfalls bestens bekannte, Tom Hambridge. Das Werk gefällt vor allem durch die recht unterschiedliche Gestaltung der einzelnen Tracks, die sich aber im Gesamtkontext durchgehend am Leitfaden von Southern-umwehter Blues Rockmusik orientieren. Die wunderbar eingängigen Melodien und Refrains tragen zur Eröffnung eines größeren Publikums bei, woraus sich auch o. a. Erfolg erklären lässt.

Zu den rockigeren Nummern zählen hier, zusammen mit dem bereits erwähnten Opener, das überragende „Galaxies“ (im Song kommt auch der Headder des Albums vor: „…when galaxies collide will you ride or die…“), das von Hambridge geschriebene „Shattered Times“, wobei Devons Les Paul-Unikat natürlich vehemente Spuren hinterlässt.

Die restlichen Stücke bewegen sich, fast immer, samt atmosphärischem Ambiente, im balladesken bis melodischen Midtempobereich. Lieder wie „Find Ourselves“ und „Vancouver“ wurden mit Saxofon-Einlagen (gespielt von Ron Holloway) aufgepeppt. Überragend auch Keyboarder Kevin McKendree, der mit hallenden/gurgelnden Orgel-Klängen, sowie Piano- und gluckernden E-Piano-Klimpereien seine brillanten Tastenqualitäten Preis gibt und oft starke Akzente setzt.

Zu den herausstechenden Liedern zählen das (im Stile wie einst Peter Frampton) mit quäkenden Talkbox-Soli durchzogene „Lost“ und am Ende das 8oer/90er -umwehte „A Night Like This“, das fast schon in Sphären bei David Bowie, Bryan Ferry (Roxy Music) oder dezent auch The Cure angesiedelt werden kann. Ein netter Indiz für Allmans Mut und Variabilität, mal andere Dinge auszuprobieren (wir hätten aber eigentlich lieber, wenn der Schuster auch in Zukunft bei seinen Leisten bliebe…).

Erwähnenswert am Ende ist vielleicht auch noch das tolle Coverbild mit dem, in ein digitales, orientalisch-farbenprächtiges Blumen-Arrangement, integrierten Totenschädel, designed durch Pete Paras (unter Mithilfe von J. Webber).

Devon Allmans neues Werk „Ride Or Die“ bestätigt den starken Eindruck, den wir bereits live von ihm bekommen haben. Ein heißer Kandidat sowohl für unser Album-, als auch Konzert des Jahres. Die Zusammenarbeit Allman/Ruf ist an einem ersten Zenit angelangt!

Ruf Records (2016)
Stil: Southern Blues Rock

01. Say Your Prayers
02. Find Ourselves
03. Galaxies
04. Lost
05. Shattered Times
06. Watch What You Say
07. Vancouver
08. Pleasure & Pain
09. Hold Me
10. Live From The Heart
11. Butterfly Girl
12. A Night Like This

Devon Allman
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Ruf Records

Devon Allman – 20.09.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Trotz ungünstiger Voraussetzungen (Arbeitswochentag, zeitgleiches Fußball-Bundesliga-Spiel des Dortmunders heiliger BVB AG bei VW Wolfsburg…), hatten an diesem Abend immerhin weit über 100 Zuschauer den Weg ins schöne Dortmunder Musiktheater Piano gefunden, um den Allman-Sprössling Devon (mittlerweile natürlich längst ein gestandener Mann) erstmals mit eigener Band zu begutachten.

Ihm kam vermutlich, neben seinen bisherigen guten Leistungen als Solo-Künstler, auch noch zu Gute, dass er bereits schon zuvor, seine Visitenkarte als Part der Allstar-Band Royal Southern Brotherhood in der beliebten Szene-Location, hinterlassen hatte.

Devon und seine Mitspieler Anthony Nanney, Steve Duerst sowie der technisch brillierende Zweitgitarrist Bobby Schneck jr. bewiesen nach pünktlichem Beginn um 20:00 Uhr mit dem fulminanten „Half The Truth“ sofort mal, wie herrlich live dargebotener Southern Rock rüber kommt, wenn so richtig kräftig in die Saiten einer Gibson Les Paul gegriffen wird (diese übrigens mit persönlicher geschriebener Widmung des Gitarrenbauers verziert). Für mich direkt einer der Höhepunkte des Gesamtsets.

Mit dem folgenden „Can’t Lose ‚Em All“ wurden erste musikalische Allman-Ur-Gene in nächster Generation weitergeleitet. Auch das später gespielte „Back To You“ (starke Gesangsleistung von Devon) ließ keinen Zweifel an seiner familiären Herkunft. „Mahalo“ entpuppte sich als eines von zwei megastark gespielten längeren Instrumentalstücken (dazu kam noch gegen Ende der grandiose Slow Blues „Midnight Lake Michigan“), bei denen alle Akteure ihr tadelloses Handwerk ausgiebig präsentieren konnten.

In Sachen Coverstücke wurde Claptons „Forever Man“ (vom „Behind The Sun“-Album) in ein schönes knackiges Southern Rock-Gewand gekleidet, Bob Marleys „No Woman, No Cry“ zur Interaktion mit dem gesangsfreudigen, wie immer angenehmen Piano-Publikum genutzt, das durch die legendäre Band von Daddy Gregg bekannt gewordene „One Way Out“ als Rausschmeißer erkoren.

Mit dem atmosphärischen „Left My Heart In Memphis“ wurde seine Royal Southern Brotherhood-Zeit gestriffen, das shufflig funkige „Could Get Dangerous“ lichtete die Honeytribe-Ära ab. „Say Your Prayers“ als erste Zugabe, war dann der einzige Track aus seinem gerade frisch auf den Markt gekommenen, neuen Longplayer „Ride Or Die“, der dann am Merchandising Stand rege Abnahme fand.

Fazit: Ein klasse Abend, der auch von den vielen kleineren Randnotizen lebte. Da war zum einen der sehr angenehme Band-Leader Devon Allman, der zwar klar demonstrierte, wer der Chef in seiner Truppe ist, den anderen Mitmusikern, aber immer auch wieder Gelegenheit gab, sich in den Vordergrund zu spielen.
Da war sein stetiges Bemühen, das Publikum immer wieder gesangstechnisch oder durch Klatschrhythmen einzubinden, sein ausgiebiger Spaziergang durch die Zuschauer bei „Midnight Lake Michigan“, seine sehr schön ausgewogene Bühnenpräsenz zum Wohle der recht vielen anwesenden Fotografen und die nette Geste, eine sehr junge begeisterte Zuschauerin (Kompliment von Sounds Of South übrigens an die Eltern für die gute musikalische Erziehung!) während eines Stückes an den Bühnenrand zu zitieren, um ihr ein Plektron zu schenken.

Am Ende gab er mit stoischer Ruhe noch Autogramme, bis dann auch der letzte Fan versorgt gewesen war. Insgesamt ein absolut runder Abend mit starkem Southern Rock Allmanscher Jung-Prägung, der wie im Nu verflog. Vielen Dank wie immer auch an Jenny von 3Dog Entertainment für die gewohnt unkomplizierte Akkreditierung.

Line-up:
Devon Allman (lead vocals, lead guitar)
Bobby Schneck jr. (guitars, vocals)
Steve Duerst (bass, vocals)
Anthony Nanney (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Devon Allman
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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

Tito & Tarantula, 30.08.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Bericht und Bilder: Jörg Schneider

Fast pünktlich betraten die Chicano-Desert-Kult-Rocker aus Austin, Texas im Rahmen ihrer „Bloodsucker Suckers Summer Tour 2016“ die Bühne des mit über 400 Zuschauern völlig ausverkauften Dortmunder Musiktheater Piano. Der aus Mexiko stammende Tito Larriva (Gitarre, Gesang) hatte sogar die anderen beiden Gründungsmitglieder der 1992 ursprünglich als Spaßband gegründeten Formation „Tito and Tarantula“ mitgebracht. So waren also auch Peter Atanasoff an der Gitarre und Johnny „Vatos“ Hernandez am Schlagzeug mit dabei. Weitere Rhythmusunterstützung gab’s von Titos Tochter Lolita Carroll Lynne am Bass und Allysa Grace an den Trommeln. Marcus Paerd bearbeitete das Keyboard und spielte zusätzlich auch Gitarre.

Spätestens seit dem 1996 erschienenen Filmklassiker „From Dusk ‚Til Dawn“, dem u. a. bekanntlich Tito and Tarantulas größter Hit „After Dark“ entstammt, besitzt die Band Kultcharakter. Ihre vom Punk beeinflussten Tex-Mex-Desert-Rock Live-Acts gelten seit je her als laut, schweißtreibend und energiegeladen.
Und so war es dann auch im Laufe dieses Abends. Zwar startete das Konzert nach unspektakulärer Ankündigung der Band aus dem Off mit den beiden etwas ruhigeren Stücken „Everybody Needs“ vom 3. Album „Little Bitch“, gefolgt von „Bleeding Roses“ vom 2. Werk mit einem sehr schönen Geigenintro von Allysa Grace. Überhaupt erwies sich Allsya im Laufe des Konzertes als wahrhafte Multi-Instrumentalistin. Sie bediente nicht nur die Trommeln, sondern griff neben der Geige auch zu Blockflöte und verschiedenen Saiteninstrumenten.

Die im Folgenden gespielten Songs, (ausnahmslos alle aus den bisherigen Alben der Band), immer begleitet von den beiden tiefenentspannten Peter Atanasoff und Carrol Lynne und dem durchgehend Kaugummi kauenden Tito mit leicht krächzender, heiserer Stimme, wechselten sich diverse Male im Tempo ab. Über das härtere „Clumsy Beautiful World“ und das leicht mystische „Sweet Dream“ steuerte das Konzert dann nach dem melodischen „Mexico“ dem eigentlichen Höhepunkt des Abends zu: die über 10-minütige psychodelisch angehauchte Performance von „After Dark“, zu der Tito dann zahlreiche Mädels und Jungs aus dem Publikum auf die Bühne bat, um gemeinsam mit Ihnen das Stück tanzend und singend abzufeiern.

Selbst seine Gitarre überließ Tito für ein paar Minuten einem jungen Kerl aus dem Publikum. Spaßig wurde es dann, als einer der Zuschauer auf der Bühne das Mikrophon ergriff und sehr zum Gefallen von Tito anfing, zum Rhythmus von „After Dark“ zu rappen. Spätestens jetzt gab’s kein Halten mehr für’s Publikum und es wurde frenetisch applaudiert. Nach dem kraftvollen „Angry Cockroaches“ und „Strange Piece of Love“, beide vom „Tarantism“-Album neigte sich das Konzert nach 1 ½ Stunden dem Ende entgegen. Zum Abschluss gab’s dann noch ein gemeinsam mit dem Publikum intoniertes „Happy Birthday“ zu Ehren ihres Tourguides, der an diesem Tag Geburtstag hatte.

Natürlich wollte das Publikum Tito und seine Truppe nicht ohne Zugabe ziehen lassen und so kam es, dass „Tito and Tarantula“ sich nicht lange bitten ließen und nach einer kurzen Pause wieder auf der Bühne versammelt waren. Gut gelaunt und voller Spielfreude und Energie lieferten sie noch das fetzige „La Bamba“ und ein weiteres Stück als Zugabe ab.

Als das Konzert dann nach 1 3/4 Stunden zu Ende ging, konnten die Fans völlig zufrieden und durchgeschwitzt nach Hause gehen. Es war ein großartiger Abend und jedem, der „Tito and Tarantula“ hier verpasst hat oder die Truppe überhaupt einmal sehen und hören möchte, sei einer der noch stattfindenden Konzerttermine wärmstens empfohlen. Bis zum 26.09.2016 ist die Truppe noch mit ihrer „Bloodsucker Suckers Summer Tour“ u. a. hier bei uns in Deutschland unterwegs. Ein Konzertbesuch lohnt alle Male, nicht nur für After-Dark-Aficionados.

Tito & Tarantula
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Goldrush Productions
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Mark Gillespie & Band – 08.04.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Während 99,99% der Dortmunder vermutlich – angesichts der ergreifenden Tuchel-Klopp-Rührstücks vom Vorabend – noch damit beschäftigt waren, sich des nicht enden wollenden Tränenmeers ihrer zutiefst geröteten Augen zu entledigen, fanden ein paar Unentwegte, samt einiger Auswärtiger wie mir, den Weg in das schöne Jugendstil-verzierte Musiktheater Piano, um sich Kommerz-, Doping- und Wettbetrugs-freier Kultur hinzugeben.

Der Vollblut-Entertainer mit der eigenwilligen Straßenmusiker-Vita, Mark Gillespie, hatte sich angesagt. Ein Garant für lebensnahe, humorvolle und stilsichere Unterhaltung! Das Piano, war für einen Freitag Abend enttäuschender Weise somit nur halb belegt, durch die fast optimale Verteilung des untereinander auf Tuchfühlung bedachten Publikums, wirkte der Saal aber irgendwie trotzdem ganz gut gefüllt.

Ich selbst bin nicht der große Gillespie-Experte und habe ihn an diesem Freitag zum ersten Mal live erlebt. Ich kannte im Vorfeld einzig und allein nur seine starke Live-DVD, wo ich sofort von seiner Stimme, seinem Charisma und den versierten Mitmusikern fasziniert war. Auch die lässig und relaxt groovende melodische Mucke mit ihrem dezenten Southern Soul-Flair war mir auf den Leib geschnitten.

Der ‚Boy from Manchester‘ wie sich Mark am Ende des Gigs selbst bezeichnete, präsentierte auf seiner aktuellen ‚Circle Of Life‘-Tour ausschließlich Stücke aus seinem eigenen Fundus. Er selbst bewies naturgemäß mit Gesang, Gitarre, Percussion via Tambourine und mitgebrachtem ‚Spielzeug‘ (O-Ton Gillespie), einem Roland Handsonic Percussion Pad, seine variablen Fertigkeiten.

Als Unterstützung hatte er die Rhythmusfraktion, bestehend aus Drummer Klaus Tropp und Frank Höfliger am Bass, den Keyboarder Olaf Roth sowie den mit E-Gitarre und Trompete beeindruckenden Burghard Mayer, an seiner Seite stehen. Wie im Vorfeld bereits vermutet, fehlte leider der von mir, bei solcher Art von Musik so geliebte weibliche Background-Gesang, was der aber insgesamt guten Vorstellung nicht abträglich war.

Das Quintett eröffnete mit dem atmosphärisch groovenden „Take To The Skies“ und dem Trompeten-bestückten „Chasing The Moon“. Im folgenden Verlauf offerierten Gillespie & Co. eine bunte Mischung an Tracks wie „April Sun“, „I Believe“, „The Road“, dem jazzigen „I Miss My Mommy“ (inkl. Soli aller Beteiligten),“Whatever That Means“ (mit leichtem Bon Jovi „Dead Or Alive“-Touch) und Sachen wie „So Beautiful“ (schönes Piano-Solo), „Easy“, dem rockigen „Don’t Know What To Do“ (mit quirilgem E-Solo von Mayer) bis hin zum, den Hauptset abschließenden, wieder ein wenig jazzig servierten Paradestück „Supersonic Sunday“.

Zwischenzeitlich fand Gillespie immer wieder Gelegenheit, über Dinge wie u. a. die richtige Aussprache seines Namens, die Mühen und Nöte im digitalen Zeitalter, die Entwicklung seiner beiden Töchter von Engeln zu Teenager-Teufelinnen, zu witzeln. Schön war auch zu erfahren, wozu er so allem fähig wäre, wenn man ihm seine Arbeitsgrundlage entziehen würde.

Im üppigen Zugabenteil ließen die Protagonisten, auf Publikumswunsch hin, zwischen dem melodisch groovenden „Give It Time“, dem passend in rot-grün-gelb beleuchteten launigen Reggae-Schunkler „Don’t Mess Around“, wo Mark auf seinem ‚Spielzeug‘ solierte, und dem von ihm allein zelebrierten melancholischen „The Light At The End“, nochmals das Stimmungsbarometer in verschiedene Richtungen pendeln. Beim finalen letztgenannten Stück stellte Mark witziger Weise, seine Bandkollegen ausgiebig vor, ohne dass sie auf der Bühne anwesend waren.

Nach knapp 2 ¼ Stunden intensiver und authentischer Musik (erinnerte mich insgesamt so ein bisschen an Chris Rea) verabschiedete sich der britische Allroundmusiker, um mit seinen Mannen in der Nacht noch pünktlich das Hotel in Osnabrück zu erreichen, wo am folgenden Abend schon der nächste Auftritt ansteht. Für mich persönlich, der ja eigentlich anderen Musik-Präferenzen unterliegt (es hätte gern etwas Southern-angehauchter sein dürfen), war es eine schöne angenehme Unterhaltung zum Abschluss einer langen Arbeitswoche.

Achja, und ich habe übrigens für den Gillespie-Gig doch glatt einen so herausragenden Klassiker wie RW Ahlen gegen den einzig wahren Fußball-Verein dieser Welt, Rot-Weiss Essen, sausen lassen…

Mark Gillespie
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King King, 03.03.2016, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

Line-up:
Alan Nimmo (Lead vocals, electric guitar)
Lindsay Coulson (Bass)
Wayne Proctor (Drums, backing vocals)
Bob Fridzema (Keys, backing vocals)

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Thorbjorn Risager & The Black Tornado – 12.11.2015, Piano, Dortmund – Konzertbericht

Auf diesen Abend hatte ich mich schon richtig gefreut. Zum Einen, weil ich im schönen Dortmunder Piano-Musiktheater, in dem ich bis jetzt immer tolle Konzerte erlebt habe und mich auch sonst pudelwohl fühle, schon längere Zeit nicht mehr gewesen bin, und nicht zuletzt wegen der zwei tollen Videoclips von Thorbjørn Risager, von dessem aktuellen CD/DVD-Package aus der Ruf-“Songs From The Road Reihe“, die auf der Piano-HP zur Event-Beschreibung im Vorfeld präsent und einem den Mund schon richtig wässrig gemacht hatten.

Des Weiteren hatte ich meinen gerade vierzig Jahre alt gewordenen, wesentlich jüngeren Bruder angesichts dieses Ehrentages zu einem erstmaligen gemeinsamen Konzertbesuch eingeladen, um seinem verschrobenen, von Grunge-Geschrammel geprägten und versauten Musikgeschmack, mal etwas Entwicklungshilfe zu leisten. Der musste aber letztendlich seinem anstrengenden Leben zwischen Zelluloid-Ballspiel in der Schweiz, ständig beruflich bedingter Asienreisen sowie Vater-Kind-Laterne-Bastel-Schul-Abenden und sonstigen gesellschaftlichen Zwängen, die bedauernswerten heutigen Väter von Frauen Marke Manuela Schleswig aufoktroyiert werden (um auch noch deren letzten Funken Würde und Selbstbewusstsein zu zerstören), Tribut zollen, und aufgrund eines immer noch nicht ganz auskurierten und sich wieder meldenden Bandscheibenvorfalls, kurzfristig das Handtuch werfen. Auch von den üblichen Verdächtigen aus meinem Bekanntenkreis, die auf solchen Gigs normalerweise auftauchen, leider keine Spur. So durfte ich diesen starken Risager-Abend mit den restlichen angenehmen Leuten, die sich für den Besuch an diesem Donnerstag entschieden hatten, ‚alleine‘ erleben.

Das Piano war recht gut gefüllt, aber es war überall noch gut Luft zum ‚Atmen‘ um Einen herum. Der Bandleader samt der weiteren Mitstreiter Peter Skjerning, Kasper Wagner, Peter Kehl, Søren Bøjgaard, Emil Balsgaard sowie Martin Seidelin begrüßte um 20:05 Uhr seine Audienz in gebrochenem Deutsch. Das Septett heizte mit dem, von einem typischen Quo-Riff getragenen „If You Wanna Leave“ sofort mächtig ein. Es folgte (in der Nachbetrachtung) direkt mein persönliches Highlight dieses Gigs, der schön soulige Schwofer „Burning Up“, durchzogen immer wieder von perfekter Fill-Arbeit der auch im gesamten Verlauf des Abends vielbeschäftigten Bläser-Section.

Über „Paradise“, „Drowning“ und dem retrobehafteten „The Straight And Narrow Line“ (mit HT-Pianoeinlagen) folgten dann bei „Train“ die ersten country-lastigeren Klänge, wobei Peter Skjerning den Bottleneck über die Saiten streifen ließ. Weiter ging’s mit „Im Tired“ im klassischen Blues-Schema. Toll auch die sehr atmosphärisch dargebotene Ballade „China Gate“. Das poltrige „Rock’N’Roll Ride“ bot erste Mitsing-Gelegenheit fürs Publikum und beendete einen launigen ersten Setteil gegen 21:00 Uhr. Nach ca. einer halben Stunde Pause und der Möglichkeit, den Flüssigkeitshaushalt wieder zu stabilisieren, fegten Risager und seine Jungs dann mit dem stonesken „High Rolling“ los. Eine starke Nummer, auch wenn mir hier als Gegenpart zu Risagers Röhre die Backgroundsängerinnen doch gefehlt haben, für die ich generell ja auch ein Faible besitze.

Das Slide-lastige „Too Many Roads“ ließ das Herz des berichtenden Country- und Southern Rock-Liebhabers natürlich höher schlagen. Saustarke Nummer. Erheiternd immer wieder die deutschen Ansagen zu den Songs der einzelnen Bandmitglieder. Gerade in unseren ‚integrations-bemühten‘ Zeiten eine tolle Geste an das hiesige Publikum. In diesem Fall leitete Drummer Martin Seidelin das herrlich groovende und funkende „Precious Time“ ein. „The Long Forgotten Track“ mit schöner E-Bariton-Gitarre verbreitete wieder gediegenen Country-Charme, klasse die gefühlvoll dazu plusternden Kehl und Wagner.

Der Swamp-Blues „On My Way“, kam meinen Präferenzen erneut entgegen, das fetzige von Gitarrist Skjerning angesagte„All I Want“ (fulminantes Risager-E-Solo) und das bläserlastige „Baby Please Don’t Go“ kamen im gleichen Dreier-Pack wie auf der aktuellen DVD. Risager lobte wieder in bemühtem Deutsch das ‚beste Publikum der Welt‘ und die schönste Location, in der er je gespielt hatte, wohl wissend, dass er diesen Spruch vermutlich schon bei zig anderen Auftritten losgelassen hatte. Welch ein Schelm, aber im Prinzip kommt er der Wahrheit, was das Piano betrifft, ja auch ziemlich nahe! Und so war dann heftige Swing Time beim furiosen Retroschunkler „Let The Good Times Roll“ angesagt, das dann auch einen richtig gelungen 2. Set abschloss. Die stürmisch eingeforderte Zugabe wurde dann mit dem zünftigen und vom Titel für diesen Anlass skurril anmutenden „Opener“ befriedigt.

Ein tolles Finish um 22:25 Uhr. Das Kommen zu Thorbjørn Risager und seinen Black Tornado hatte sich in allen Belangen gelohnt. Vielen Dank natürlich auch an Jennifer von 3Dog Entertainment für die abermals nette Zusammenarbeit!

Thorbjørn Risager & The Black Tornado
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Marc Broussard – 02.04.2015, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Man sagt ‚Viele Wege führen nach Rom‘, ähm bzw., auf den heutigen Abend bezogen, nach Dortmund. So ähnlich erging es mir mit Marc Broussard, auf den ich vor Jahren auf eher ungewöhnliche Weise gestoßen bin. Auslöser war eine britische Melodic Rock-Band namens The Ladder, deren Musik eigentlich recht wenig Gemeinsamkeiten mit der, des aus Carencro, Louisiana stammenden Singer/Songwriters aufweist.

Das im Rahmen der CD „Sacred“ geführte Interview mit deren Gitarristen Gerhard Pichler und der anschließende, nette Kontakt zu ihm mündete in eine weitere Bekanntschaft mit einem Freund Gerhards, namens Martin Büchele, der in Wien neben einem Creativ-Studio u. a. eine Homepage in Sachen Westcoast/AOR-Musik betrieb. Unser reger Musikaustausch führte irgendwann dazu, dass er mir einen gewissen Marc Broussard näher brachte, von dem ich mir dann auch ein paar Alben zulegte, natürlich im Vorfeld des Konzertes auch seinen schönen aktuellen Silberling „A Life Worth Living“.

Ja, so kann es gehen. Und am Abend des 02. April stehe ich nun an einem Tisch vor der Bühne des mit knapp 70 Zuschauern dünn besiedelten Dortmunder Pianos (danke übrigens auch noch mal an Jenny von 3Dog Entertainment für die nette und kooperative Zusammenarbeit), um ihn das erste Mal live zu begutachten. Vor einigen Wochen hatte er ja bereits als Support des unwiderstehlichen JJ Grey, der letztes Jahr diese Location (da fast ausverkauft) zum Kochen gebracht hatte, ein bisschen germanische Luft schnuppern dürfen (u. a. Im Rahmen des Rockpalasts). Erfreulich ist, dass solch tolle Musiker mittlerweile – in den Staaten oft vor großer Kulisse spielend -, Deutschland als interessanten (Zweit-)Markt vernommen haben, wobei aller Anfang, was Zuschauerpräsenz angeht, nicht so einfach ist. Der gemeine deutsche Michel verprasst seine Moneten halt erst mal lieber für billige Amateur-Cover-Bands oder die entrückten Stars der Musikbranche, so abgehalftert sie auch sein mögen…

Marc Broussard eröffnete mit seinen beiden Mitstreitern Chad Gilmore (Drums) und Pierangelo Crescenzio (Bass – was für ein klingender Name) um 20:15 Uhr den Reigen seiner Stücke mit „Paradis“, einem ruhigen Midtempotrack. Er hatte zunächst die akustische Gitarre geschultert. Ab dem funkigen „Try Me“ streifte er dann die elektrische über. „Love And Happiness“ (mit Gospelpassage) und das leicht angejazzte „Come In From The Cold“ folgten.

Nach kurzer Akquise fürs aktuelle Album gab es mit dem cool groovenden „Weight Of The World“ auch das erste Lied aus diesem Werk zu hören. Auf Wunsch wurde dann das für einen aus Musiker Louisiana zum Stammrepertoire gehörende, launige „Mardi Gras“ eingestreut. Gänsehaut erzeugte dann die geniale Southern Soul-Ballade „Lonely Night in Georgia“, ein Hammersong! Mit dem, nach ruhigem Beginn, schön Fahrt aufnehmenden „Shine“ sowie dem melodischen „Hurricane Heart“ legte Marc nochmal zwei aktuelle Nummern nach.

Anschließend wurde der Bill Withers-Klassiker „Lovely Day“ schön mit „Saturday“ vom „Carencro“-Album als Mini-Medley in Einklang gebracht. Die einzige Single-Nr. 1 von Marc Broussard in Deutschland folgte auf dem Fuße. Sie wurde jedoch nicht von ihm selbst erzielt. Der kürzlich leider verstorbene Joe Cocker nahm den Song „Hard Knocks“ auf und heimste die Lorbeeren ein. Immerhin eine schöne Geste, eher nur Insidern bekannten Leuten wie Marc Broussard, damit in Sachen Bekanntheitsgrad und vermutlich, was Tantiemen betrifft, ein wenig auf die Sprünge zu helfen.

Das für Broussard eher unüblich hart rockende „Dyin‘ Man“ und das sich in einen fast psychedelischen Rausch steigernde „Home“ beendeten einen feinen Hauptteil. Marc ließ sich nicht lange um die vehement geforderten Zugaben bitten. Der als absoluter Familienmensch bekannte Musiker (Vater von vier Kindern) performte die Songs für seine Söhne Gibb und Gavin im Alleingang (mit Akustikklampfe). Als Rausschmeißer wurde dann wieder im Trio mit Bob Marleys „Waiting In Vain“ ein relaxtes Reggae-Feeling verströmt.

Fazit: Ein schönes Konzert mit noch Luft nach oben. Mir fehlte in jedem Fall an diesem Abend im Piano paradoxer Weise ein Klavier und Backgroundsängerinnen sowie optional noch Blasinstrumentalisten. Die würden der Musik sicherlich noch viel mehr Volumen und Intensität verabreichen. Aber klar, dass angesichts des noch nicht so erheblichen momentanen Bekanntheitsgrades und der ersten Solotour hier noch nicht das große Besteck aufgelegt wurde. Kann ja noch kommen…

Ach so. Da gab es noch ein paar junge Leute, die den ganzen Abend nichts anderes zu tun haben zu schienen, als einen Song namens „Cruel“ zu fordern. Der Protagonist hatte bereits relativ am Anfang des Gigs vermerkt, dass er das Lied nicht spielen kann, ja, sich nicht mal an seinen Text erinnern kann. Dazu quatschten sie noch despektierlich während der ruhigen Lieder. Manchmal kann auch so eine Veranstaltung wirklich grausam sein… Die Nervensägen gaben aber selbst nach dem Konzert keine Ruhe: Sie kreisten Marc ein, ein Bursche schnappte sich die Akustikgitarre und spielte ihm die Melodie vor. Der konnte sich dann tatsächlich auf ein paar Textzeilen zurückbesinnen und sang kurz mit. Anders herum somit wieder eine schöne Szene, die es wohl nur auf intimen Konzerten dieser Art zu erleben gibt.

Und dann war da noch die sympathische musik-begeisterte junge Dame aus Meerbusch, die den ganzen Gig neben mir verbracht hatte. Die angehende studierte Eventmanagerin (möchte sie zumindest laut eigener Aussage gerne werden), die den MB-Auftritt tags zuvor in Düsseldorf schon besucht hatte, tauschte sich rege mit mir über die Arbeit als Rockmusikredakteur aus und erhielt natürlich auch den einen oder anderen Interpretentipp von mir. Sie kaufte das einzig angebotene T-Shirt des Künstlers und konnte es kaum erwarten, sich das Hemd signieren zulassen. Ein Foto von ihr und Marc war natürlich ebenfalls Pflicht. Auch wenn wir gemeinsam feststellten, dass das graue Teil nicht zu den schönsten seiner Art zählt und der Verwendungszweck demnach noch offen erschien, bin ich mir ziemlich sicher, dass sie es nach dem ersten hochsensiblen Waschgang in ihrem heimischen Bett tragen wird und selig darin von der Musik des Marc Broussards träumen wird…

Line-up:
Marc Broussard (vocals, guitars)
Pierangelo Crescenzio (bass, backing vocals)
Chad Gilmore (drums, backing vocals)

Marc Broussard
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