Elles Bailey – Road I Call Home – CD-Review

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Der Wust der Musikveröffentlichungen heutzutage birgt natürlich auch die Gefahr, dass so manches Gute untergeht. Man kann die Augen und Ohren einfach nicht überall haben.

Wurde der Vorgänger „Wildfire“ von Elles Bailey uns noch über den Promotion-Weg quasi direkt serviert, wäre ihr Nachfolger doch glatt ‚durchgeflutscht‘. Aber Gottseidank benennt die junge Britin ja die Straße als ihre Heimat und die führt sie und ihre Band auch immer wieder ins Leverkusner topos, wo sie vor kurzem erneut ein begeisterndes Konzert ablieferte.

Bei dieser Gelegenheit reichte mir die sympathische Musikerin dann den aktuellen Silberling „Road I Call Home“ persönlich und handsigniert natürlich. So hatte ich schon vor dem Hören im Player das Vergnügen, fast sämtliche Tracks, vorab auch in ihrer Live-Wirkung begutachten zu können.

Das Album bestätigt dann im Nachhinein auch die damit verbundene Erwartungshaltung nahezu 100-prozentig. Es ist Musik, die wie für mich persönlich geschaffen ist: Herrliche Stimme, authentisches Songwriting, tolle Instrumentierung, schöne Melodien, abwechslungsreiche Darbietung und saubere Produktion, dazu eine gehörige Portion Blues- und Southern Rock-Flair.

Was sie vermutlich zudem mit mir teilt, ist die Vorliebe für Nashville-inspiriertes Liedgut. Wie schon bei „Wildfire“ hat sich Elles wieder in die dortige Musikmetropole samt ihrer prominenten Aufnahme-Locations begeben und mit namhaften Co-Schreibern wie u.a. Ashton Tucker, Daryl Burgess, Bobby Wood oder Jeff Cohen ihre neuen Kreationen entwickelt.

Die Musik wurde in dortigen Studios neben ihren etatmäßigen Bandmates wie Joe Wilkins & Co. von den Stars der dortigen Studioszene wie Chris Leuzinger, Pat Buchanan, Mike Brignardello, Steve Mackey, Wes Little, Jimmy Nichols, Jony Henderson, Kim Keys und Chris Rodriguez veredelt. Das Ganze perfekt soundtechnisch eingefangen und abgemischt haben Brad Nowell und Steve Blackmon.

Schon der swampige Opener „Hell Or High Water“ mit seinem reißenden Slide ist nahezu perfekter Stoff für dieses Magazin. Southern Rock pur. Im weiteren Verlauf der Stücke glänzt Bailey mit schönen Tempo- und Stimmungsvariationen, die sie in ihrer vokalen Performance (wen wundert es bei dieser Stimme) blendend meistert.

Im southern-souligen „Deeper“ (mit plusternden Bläsereinsätzen) sehnt sie sich nach Liebe, die nicht nur an der Oberfläche kratzt, während sie sich beim emotionalen Slowblues in Beth Hart-Manier (famoser Gesang), über die Wandlung des Partners sinniert.

Der „Medicine Man“ bedient erneut mit starker E-Gitarrenarbeit die Southern Rock-Klientel. „Road I Call Home“, der Titelsong, befindet sich genau in der Mitte, ein schöner kompromissloser Uptemporocker.

Die Piano-trächtigen „Foolish Hearts“ (dezent bluesig) und „Light In The Distance“ (emotionale reduzierte Abschlussballade) könnten, wenn es nicht anders wäre, fast aus der Songschmiede von Elton John und Bernie Taupin stammen, ein Beweis für die Qualität ihres eigentlich für Höheres bestimmten Songwritings.

Meine beiden Lieblingsstücke „Help Somebody“ und „Miss Me When I’m Gone“ treffen mit ihrer flockig-launig melodischen Art, samt starker (Slide-) E-Gitarren wieder ordentlich ins Southern-Herz.

Fazit: Elles Bailey hält mit „Road I Call Home“ ganz locker das hohe Niveau, dass der starke Vorgänger „Wildfire“ als Messlatte aufgelegt hatte. Hier greift von der Stimme bis zur Umsetzung wieder (auch Nashville sei Dank) ein musikalisches Rädchen perfekt ins andere.

Wer die Britin aus unseren Kreisen noch nicht kennt, sollte sich sputen, ihre Tonträger mal anzutesten und natürlich die potentiell kommenden Konzerte bei uns im Auge zu behalten.

Es wäre wirklich schade, diese talentierte Künstlerin, unbemerkt an sich vorbei ziehen zu lassen. Elles Bailey hat ganz viel Southern Rock im Blut. Sie ist eine von uns! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer!

Outlaw Music – (2019)
Stil: Blues/Rock/Country

01. Hell Or High Water
02. Wild Wild West
03. Deeper
04. What’s The Matter With You
05. Medicine Man
06. Road I Call Home
07. Foolish Hearts
08. Help Somebody
09. Little Piece Of Heaven
10. Miss Me When I’m Gone
11. Light In The Distance

Elles Bailey
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Elles Bailey – 26.04.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Herrlicher Abend gestern im urigen Leverkusener topos. Elles Bailey war in der einzigartigen Mini-Location mit ihrem neuen Longplayer „Road I Call Home“ (Review demnächst hier im Magazin) vorstellig und bot erneut eine Leistung der Extraklasse.

Dennoch erfüllte mich kurzzeitig etwas Wehmut. Sowohl der langjährige Betreiber ‚Mister Jazz‘ Wolfgang Orth, als auch der Macher des Rockpalast, Peter Rüchel, der bei unserem letzten Bailey-Besuch noch zugegen war und der Britin aufmerksam gelauscht hatte, weilen mittlerweile leider nicht mehr unter uns und werden der hiesigen Musikszene fehlen.

Aber auch zwei weit angereiste Besucher aus dem Südwesten unserer Republik, die ihren Bezug zu Elles Bailey dadurch erhielten, dass sie mal in ihrem Andalusien-Urlaub, per Zufall bei einer Wanderung, in einen Videodreh der Protagonistin in einer alten abgelegenen Zuckerfabrik ‚hineingeschneit‘ waren, saßen uns wieder gegenüber. Einer von ihnen hatte Gernot vor zwei Jahren, bei den beengten Umständen, der anderen Perspektive wegen, kurz beim Fotografieren assistiert, und wurde diesmal natürlich auch wieder kurz eingespannt. Beide wurden in der Pause des Gigs von Elles mit VIP-Pässen belohnt. Kleine schöne Randgeschichte, wie ich finde.

Das Quartett, diesmal mit dem, rein äußerlich, ein wenig Jim Morrison-Espirit versprühenden Matthew Waer am Tieftöner als Neubesetzung, in einem ansonsten unveränderten Team, stieg mit dem Titelsong des Vorgängers „Wildfire“ ein, bei dem der wieder überaus stark agierende Gitarrist Joe Wilkins direkt seine Slide-Künste offenbaren konnte.

Die junge Fronterin, mit einem großartigen Songwriting-Talent für melodische Tracks zwischen Country-, Southern- und Blues Rock, punktete erneut mit ihrer rauchigen Stimme, ihrem dezent an Elton John erinnernden Piano-Spiel, aber auch durch ihre sympathisch-kommunikativ mitnehmende Art vor den Stücken, wie auch nach dem Gig. Das kam bei anwesenden Besuchern im gut gefüllten topos naturgemäß bestens an und trug zu einer prächtigen Stimmung bei.

Bis zur Pause servierten die vier Musiker mit Tracks wie dem stampfig-bluesigen „Same Flame“, dem southern-souligen „Miss Me When I’m Gone“, „Wild Wild West“ (schön retro-umweht), „When I Go Away“ (Blues-Schleicher), „Piece Of Heaven“ und „Woman Like Me“ (klasse Slide-Solo Joe), einen ersten schwerpunktmäßigen Einblick ins neue Album.

Zu Beginn des zweiten Teils gönnte Elles ihren Mitstreitern noch eine etwas verlängerte Bierpause und performte zunächst die Stücke „Light In The Distance“ und „What If I“ (laut ihrem O-Ton in der Jazz-Variante) alleine am alt-ehrwürdigen Piano des topos. Hier kam ihre erstklassige Stimme natürlich besonders zur Geltung.

Williams, Waer und Jones stiegen dann beim swampigen „Hell Or High Water“ (Highlight!) wieder ein. Das Stück hatten wir auch schon beim akribischen Soundcheck begutachten dürfen, Kompliment übrigens an den Mischer, der einen guten Job ablieferte und für einen ausgewogenen und transparenten Klang in der kleinen Kneipe sorgte.

Mit ihrem persönlichen Lieblingslied, dem Muscle Shoals gewidmeten „Perfect Storm“,  dem auf Wunsch eines Besuchers gespielten John Prine-Stück „Angel From Montgomery“, „Medicine Man“ (zwei furiose bärenstarke surrende Slide-Soli von Joe),  „Help Somebody“ (toller Groove, Wilkins mit unterschwelligen Knopfler-Rhythmusspiel), dem energiegeladenen Titellied des neuen Werkes „Road I Call Home“ (quirliges E-Solo), sowie dem Stones-trächtigen „Shackles Of Love“ ging es schon auf den launigen Abschluss des Hauptteils, „Howlin‘ Wolf‘ zu, bei der es unter Heul-Gesangs-Einbindung des Publikums quasi zur ‚Rudelbildung‘ kam.

Im stürmisch erforderten Zugabenteil  betrieben Bailey & Co., trotz immenser Hitze auf der kleinen Bühne, mit der grandiosen, unter die Haut gehenden, fantastischen Janis Joplin-Hommage „Girl Who Owned The Blues“ und dem atmosphärischen „Deeper“ beste ‚Kundenbindung‘. Eines der Top-Konzerte in diesem Jahr, da freut man sich schon jetzt auf das nächste Wiedersehen. Bestnote für Elles Bailey und Band!

Line-up:
Elles Bailey – lead vocals, piano
Joe Wilkins – electric guitar, slide guitar, vocals
Matthew Waer – bass, vocals
Matthew Jones – drums, percussion, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Facebook-Videos: Klemens Kübber

Elles Bailey
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topos Leverkusen

Vanesa Harbek & Band – 24.01.2019, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Zweite Bestandsaufnahme von Sounds Of South in Sachen der als ‚Blues Queen from Argentina‘ betitulierten Vanesa Harbek, diesmal im urigen topos in Leverkusen, unter Beobachtung des ‚Chief himself‘ und Fotograf Jörg Schneider.

Leider hatte wohl die klirrende Kälte so manchen topos-Stammbesucher auf der heimeligen Couch verweilen lassen und eine Bowie-Coverband-Veranstaltung (ich persönlich bin von solchen Acts, egal auf welchem Niveau sie sich bewegen mögen, nicht angetan) in der benachbarten Domstadt, wird vermutlich auch noch einige Gäste gekostet haben. Gerade mal 15 Besucher hatten sich letztendlich eingefunden. Liebe Leute, haben es solch einzigartige und erhaltenswerte Clubs nicht schon schwer genug?

Die Anwesenden wurden allerdings mit einer absoluten Sahnevorstellung der heute in Berlin lebenden Protagonistin und ihrer beeindruckenden polnischen Rhythmusfraktion, bestehend aus Lukasz Gorczyca am Tieftöner und Tomek Dominik am Schlagzeug, belohnt. Das Trio spielte so engagiert und freudig, als wenn das topos aus allen Nähten geplatzt wäre.

Set 1 wurde mit dem Freddie King-Instrumental, quasi heute schon einem Blues-Standard, „Hideaway“ eingeläutet, bei dem Vanesa einen ersten Einblick auf ihre, auch im weiteren Verlauf im Mittelpunkt stehende, temperamentvolle flinke Fingerfertigkeit gewährte.

Bei der folgenden, sehr schön shuffelnden Uralt-Kamelle „Rooster Blues“ offerierte sie dann erstmals ihre angenehmen stimmlichen Qualitäten. Mit u. a. „If You Love Me“ (grandioses E-Solo), der dynamische Schunkler „Something’s Gotta Hold On Me“ (Etta James), „Killing Floor“ (mit herrlichem E-Gitarren-Bass-Scharmützel am Ende), „Going Down“ (knallhartes Solo der Harbek) und „Hit The Road Jack“ war der Coveranteil auch hier recht dominant.

Es überzeugten aber besonders die sehr klug, in ihrer Heimatsprache gehaltenen, eingeflochtenen Eigenkreationen wie „Vuelvo Al Sur “ oder „Te Extraño Buenos Aires“, die mich in ihrer typischen Melancholie wehmütig an meine, allerdings schon sehr lange zurück liegenden, Südamerika-Urlaube, vor allem abends in den vielen netten Musik-Bars, erinnern ließen.

Auch der ähnlich konstruierte zweite Teil überzeugte mit einem Peter Green-umwehten Instrumental-Einstieg (fulminantes Bass-Solo von Lukasz Gorczyca) und Tracks wie „Tore Down“, „Malted Milk“ (Robert Johnson), „Chain Of Fools“ oder dem Uptempo-Feger „Pride And Joy“, wo die sympathische Blondine (natürlich auch sehr sexy gekleidet) auf ihrer Stratocaster so manches claptoneske Solo abließ.

Hervorzuheben auch hier wieder der lateinamerikanische Block mit Stücken wie „Vanesca Tango“, „En El Abismo“ und einer bärenstarken Version von Santanas  „Oye Como Va“.

Als Zugabe und Ausklang des Konzerts ließen die drei noch eine schöne Version von „Proud Mary“ mit klasse Tempiwechseln folgen. Insgesamt eine tolle Show mit überaus engagiert agierenden Musikern. Vanesa Harbek bewies, dass sie sich hinter anderen ‚Guitar Ladies‘ der Marke Samantha Fish, Vanja Sky oder Joanne Shaw Taylor & Co. wahrlich nicht zu verstecken braucht und bietet mit ihrem südamerikanischen Touch noch eine besondere Note.

Line-up:
Vanesa Harbek (lead vocals, electric guitar)
Lukasz Gorczyca (bass)
Tomek Dominik (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

Vanesa Harbek
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topos Leverkusen

Catfish – 28.07.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Die ‚Band of the Year‘ bei den British Blues Awards 2018 bei ihrer Deutschland-Premiere zu Gast in Leverkusen. Möglich machte den Auftritt von Catfish, die für ihr immer wieder tolles Programm bekannte, kleine Kultkneipe topos! Klemens Kübber hatte wieder alle Register gezogen, um die Briten an den Rhein zu bekommen.

Auf der Hinfahrt säumten unzählige junge Menschen mit merkwürdig bläulich-grünlich eingefärbten Gesichtern (und teilweise Klamotten) die Straße am Ufer entlang des Stroms. Die Befürchtung unsererseits eines Störfalls angesichts des unweit liegenden Chemparks des Bayer-Konzerns, relativierte sich durch den Hinweis eines Besuchers auf ein dortig stattfindendes Open-Air-Techno-Event. Der spontane, erste ängstliche Gedanke war, ob meine, sich in elf Jahren anbahnende Rente, wie einst von Nobby Blüm proklamiert, noch wirklich sicher ist…

Aber kommen wir wieder zu guter, anspruchsvoller, handgemachter Musik, die ja den Anlass unseres Besuches abgab. Um 20:20 Uhr zwängten sich die vier Mannen, um ihr Führungsduo Matt und Paul Long, auf diese urige Miniaturfläche, die hinter einer steinernden Sitzgruppe, zum Performen zur Verfügung steht. Musiker, die dort zum aller ersten Mal auftreten, werden vermutlich immer wieder ins Staunen versetzt. Der routiniert wirkende Kevin Yates am Schlagzeug und Neu-Basser Adam Pyke vervollständigten das in unseren Landen immer noch mit Insider-Status bedachte Quartett.

Das zweigeteilte Programm begann mit dem furios rockigen „Hit The Ground Running“. Eine idealer Einstieg, der sofort Matt Longs tolles E-Gitarrenspiel und sein rauchig-kräftiges Stimmorgan in den Fokus rückte. Das folgende „Never Go Back“ war dann gesanglich Paul Long vorbehalten, dessen Stimme durch einen eher weicheren Schmelz gekennzeichnet war und demnach einen Kontrast bildete. Beide wechselten sich in etwa gleichem Verhältnis am Frontmikro, beziehungsweise in den Harmoniegesängen, ab.

Während „So Many Roads“ den ersten starken Beweis für die Slow Blues-Tauglichkeit des Vierers lieferte, schwenkte das Barometer mit „Break Me Down“ wieder in zünftigere, Hendrix-umwehte, rockigere Gefilde. Das von Paul besungene brandneue atmosphärische „Ghosts“ gab einen ersten Ausblick auf die nächste CD.

Dieser machte dann beim nächsten Track („That’s What Love Will Make You Do“, ein knackiger Little Milton-Funky Blues), Platz für das mit der Band befreundete Ehepaar Paul und Tina Jobson, die an diesem Abend auch zugegen waren. Der viel beschäftigte Keyboarder Paul (u. a. Chaka Khaan,  Far Q) und seine blond-rasta-gezöpfte Gattin (lead vocals) boten dabei eine Klasse-Leistung und sorgten für einen schönen Farbtupfer in der Setliste.

Der proggig-angehauchte Titelsong ihres aktuellen Album „Broken Man“ beendete den ersten Teil an diesem warmen Sommer-Abend. Überhaupt wurden immer wieder dezente Reminiszenzen an Bands wie Pink Floyd, Genesis oder Manfred Mann in so manche Stücke einbezogen.

War das erste Set bereits schon auf starkem Niveau, sollte die zweite Phase noch einen Zahn zulegen. Mit „Leading Me On“ ging es direkt wieder rhythmisch in die Vollen. Nach der Verneigung vor BB King mit „Never Make A Move Too Soon“ beeindruckten die Briten anhand einer Wahnsinns-Version von Boz Scaggs‘ „Somebody Loan Me A Dime“ und „Better Days“, einem meiner beiden Favoriten des Gesamt-Gigs. Das southern rockige Stück (mit einem kleinen Reggae-Intermezzo zwischendurch) ist laut scherzhaftem O-Ton von Matt, das einzige fröhliche Lied im ihrem bisherigen Fundus.

Nach „Big Shot“ (inkl. filigranem Bass-Solo von Pyke), gab es mit „Breaking Up Somebody’s Home“, den Kracher des Auftritts. Kleine E-Gitarren- und Piano-Scharmützel, ein exzessives E-Gitarren-Solo von Matt und eine launige Publikums-Mitsing-Interaktion, vergoldeten diesen shuffligen Blues Rocker, in bester Joe Bonamassa-Manier. Emotionaler Höhepunkt und Finale des zweiten Parts, war sicherlich die Hommage an Matts kürzlich verstorbenen Gitarrenlehrer Michael Caswell mit „Make It Rain“, inklusiv einer auch von Kollegen wie Ben Poole oder Alan Nimmo gern praktizierten Leisespiel-Phase im Solo, bei der man im topos eine Stecknadel hätte fallen hören können, das aber anschließend in geradezu epische Sphären münden sollte.

Eigentlich war das Quartett nach stressiger Anreise und nur zwei Stunden Schlaf in der Nacht zuvor fix und fertig, als auch durchgeschwitzt bis auf die Knochen, wollte sich aber auch nicht die Blöße geben, dem sachkundigen (und in Teilen, wie so oft, von rheinischem Frohsinn geprägten und auch trinkfreudigen) Publikum, die vehement eingeforderte Zugabe zu verwähren. Und so wurden auch die Jobsons netter Weise erneut beim satt rockenden „Man Of Many Words“ mit eingebunden (die beiden Pauls am Ende zu zweit auf dem Piano).

Im Nachgang zeigten sich alle Beteiligten am Merchandising-Stand als sympathische Gesellen der Marke ‚Du und Ich‘ und wir hatten noch die Gelegenheit für unser obligatorisches Bild mit dem SoS-Logo. Mit dem Gig war klar, dass die Briten nicht nur auf der Insel für Furore sorgen werden, sondern für ganz Europa und sicherlich auch die Staaten, mit ihrem leidenschaftlichen Blues Rock bestens gewappnet sein dürften. Ein Klasse-Abend, danke an Klemens Kübber für den gewohnt bestens organisierten Support.

Line-up:
Kevin Yates – drums
Adam Pyke – bass
Paul Long – keys and vocals
Matt Long – guitar and vocals

Guests:
Paul Jobson – keys
Tina Jobson – vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Catfish
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topos Leverkusen

Elles Bailey – 13.04.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Das sind so die Abende, bei denen einem die langjährige Musikerfahrung, schon im Vorfeld intuitiv suggeriert, mit einem schönen Erlebnis belohnt zu werden. Die aktuelle Debüt-CD „Wildfire“ von ‚Blues Princess‘ Elles Bailey ist zwar vom Kollegen Michael Segets reviewt worden, aber seiner Zeit natürlich auch bei mir, in erster Linie mittels USB-Stick im Auto, rauf und runter gelaufen.

Musik, wie ich sie einfach sehr gerne mag. Melodisch variabler Blues Rock mit dezentem Southern-Teint, von toller, ausdrucksstarker Stimme und guten Instrumentalisten vorgetragen.  Die junge Britin, die aus meiner Sicht schon jetzt keine Vergleiche mit einer Beth Hart zu scheuen braucht, überzeugte demnach mit ihren Mitstreitern Joe Wilkins, Zak Ranyard und Matthew Jones auf ganzer Linie, dass selbst dem anwesenden ‚Grandseigneur‘ der Rockmusikhistorie hierzulande, Peter Rüchel, der Spaß am Geschehen, augenscheinlich anzumerken war.

Elles und ihre Burschen stiegen mit „Let Me Hear You Scream“ in den zweigeteilten Gig ein, ein idealer Song, um die größtenteils bereits durch Biergenuss eingeölten Stimmen der vertretenden Audienz sofort unterhaltsam mit einzubinden, wie auch auf Betriebstemperatur zu bringen.

Der Southern-umwehte Stampfer „Same Flame“ (schönes Telecaster-Solo), der Bariton-Gitarre-dominierte Schwofer „Barrell Of Your Gun“, die tolle Ballade „What If I“ (Elles mittlerweile am Piano) und der Barroom-Schwofer „Believed In You“, leiteten stimmungsvoll  in den Akustik-Part zum Ende des ersten Abschnitts über.

Der bestand aus dem Heartbreak-Song „Time’s A Healer“ (allmaneskes Spiel von Wilkins), dem 70ies-trächtigen „Waiting Game“, dem, einer weiblichen Bekanntschaft in Nashville geschuldeten „Leapers Fork“  sowie dem John Prine-Klassiker „Angel From Montgomery“ (mit herrlichem Akustik-Slide). Das begeisterte Publikum im immer wieder urigen und engen topos applaudierte lautstark in die Pause.

Auch Part Zwei büßte nichts in Sachen Intensität und Klasse ein, ganz im Gegenteil, die Stimmung steigerte sich mehr und mehr. Nicht zuletzt auch ein Verdienst der Protagonistin, die mit ihrer kommunikativen sympathischen Art, erheblich zu einem lockeren Ambiente beitrug.

Mit dem swampigen „Medicine Man“ (wieder schön Slide bestückt), dem atmosphärisch groovenden „Devil Comes Knocking“, „What’s The Matter With You?“ (Barroom Blues – siehe hierzu beigefügten Videoclip) und dem, mit einem Plädoyer für Gleichberechtigung und Toleranz vorausgeschickten „Perfect Storm“ (siehe Videoclip), gelang direkt ein nahtloser Übergang.

Nach dem, als  Blues-Schleicher beginnenden, aber als furiose Uptemponummer endenden „Big Idea“, ließ Elles das im topos versammelte Wolfsrudel zu „Howlin‘ Wolf“ mitheulen, u. a. ein launiges  Stimmungshighlight des Abends, um mit dem Stones-mäßigen „Shackles Of Love“ die teilweise, unter den beengten Verhältnissen beanspruchten und leidenden Körperteile der größtenteils anwesenden Ü-50 Generation aufzulockern und durchzuschütteln.

Mit dem Janis Joplin gewidmeten, southern-souligen „“Girl Who Owned The Blues“ ließ die junge Protagonistin ein weiteres Mal, ihre beeindruckenden vokalen Qualitäten (in allen Tempi und Stimmungen) zum Abschluss des Hauptteils aufblitzen. Grandios auch das famos, im Stile der Allman Brothers/Marshall Tucker Band gespielte, energiegeladene E-Gitarrensolo von Joe am Ende des Liedes. Klasse!

Dass das Quartett Überstunden schieben musste, war damit natürlich vorprogrammiert. Die euphorisierten Leute bekamen dann auch mit dem traurigen, sehr emotional, solo am Piano performten „Light In The Distance“ (für einen verstorbenen Freund, Elles bei der Ansage den Tränen nah), dem southern-psychedelischen Titelstück der CD, „Wildfire“ (Wilkins wieder mit furiosem Slide-Solo auf einer Fender Jaguar) und dem erneut southern-souligen Willie & The Bandits-Cover „Still Go Marching In“ (wieder mit integrierter Publikums-Mitsing-Interaktion), nochmals einen ausgiebigen Dreier-Pack geboten. An diesem Abend stimmte einfach so gut wie alles.

Nach dem Gig wurde Elles natürlich in Sachen Tonträger-Verkäufe und Autogramme belagert. Sie und ihre Mitstreiter hatten dann auch noch die Zeit, sich mit unserem Logo für unsere VIP-Galerie ablichten zu lassen. Insgesamt ein wunderbarer Abend mit einer hochtalentierten, alles gebenden Elles Bailey samt Kollegen, die eigentlich in Zukunft  für Höheres berufen zu sein scheinen. Liebe Major-Labels, bitte Aufwachen…!

Herzlichen Dank an Klemens Kübber für die vorbildliche Organisation im Vorfeld!

Line-up:
Elles Bailey – lead vocals, piano
Joe Wilkins – electric guitar, acoustic guitar, vocals
Zak Ranyard – bass
Matthew Jones – drums, percussion, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus
Videos: Klemens Kübber

Elles Bailey
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topos Leverkusen

Aynsley Lister – 28.02.2018, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Dass Abende im Leverkusener topos schon aufgrund der urigen Location immer etwas Besonderes sind, dürfte gerade für die eingefleischten Besucher dieser historischen Kneipe nichts ungewöhnliches sein. Gestern, bei Aynsley Listers Premiere dort, platze der kleine Club aber förmlich aus allen Nähten. Für mich persönlich war es ein Wiedersehen mit ihm nach fast 17 Jahren (damals im Schwarzen Adler, siehe Bild etwas weiter unten).

topos-Verantwortlicher Klemens Kübber war so nett gewesen und hatte im Sitzbereich vor der Bühne zwei Plätzchen für uns reserviert, so dass dem Kollegen Jörg Schneider, der dankenswerter Weise den Grippe-erkrankten Gernot Mangold spontan vertreten hatte, eine gute Position für seine Bilder gewährleistet war.

Und so saßen wir inmitten einiger, diesmal trinktechnisch weitestgehend zum Schmachten verurteilter, rheinischer Frohnaturen (samt ihrem schönen Dialekt), die ich schon von früheren Besuchen als Stammbesucher identifizieren konnte. Danke nochmals explizit, Klemens!

Der überwiegende Rest, der keine der wenigen Sitzplätze ergattern konnte, durfte in den nächsten drei Stunden ab dem Einlass, dem Ölsardinentum fristen, es war einfach rappelvoll. Auch ROCKPALAST-Ikone Peter Rüchel war übrigens zugegen.

14463309_313905475638771_314360729862726967_nNachdem sich die Band um 20:20 Uhr ihren Weg zur Bühne regelrecht erkämpft hatte und Lister sich erstmal, der Gegebenheiten wegen, verwundert die Augen gerieben hatte, wurde mit dem Opener aus diesem Werk „All Of Your Love“ auch standesgemäß begonnen. Aynsleys Gesang war noch nicht perfekt ausgesteuert. Das war dann aber mit dem melodischen „Inside Out“ bereinigt und man bekam einen ersten Vorgeschmack von seinen brillanten Fill- und Solier-Künsten auf seiner Stratocaster. Auch Andrew Price glänzte mit einem schönen Orgel-Intermezzo.

Dem atmosphärisch dichten „Il Grande Mafioso“ folgte mit „Hyde 2612“ das für mich überragende Stück, das allein schon das Eintrittsgeld wert war. Der Protagonist spielte hier einmalig auf einer Vollresonanzgitarre und ließ zum Teil allerfeinste geslidete Soli vom Stapel, was ihm mehrfachen Szenenapplaus einbrachte. Das von Aynsley nach langen Jahren wieder ins Programm genommene „Running Out On Me“ und das wiederum melodische „Other Part Of Me“ (mit allmaneskem E-Solo) schlossen den ersten Teil des Gig ab.

Den noch fulminanteren zweiten Teil eröffnete das groovige „Stay“. Mit „Home“ folgte der erste herrliche langsamere Schwofer. Für die Freunde des Altherren-Blues‘ gab es das ausgedehnte Freddie King-Cover „Tore Down“. Bei den fantastischen „Everything I Have To Give“ (hymnisches E-Solo) und dem grandiosen Prince-Klassiker „Purple Rain“ (Publikum singt im Refrain mit) hatte die Stimmung ihren Siedepunkt erreicht. Das groovig stampfende „Posession“ bildete schließlich das launige Finale von Set 2.

Wie schon beim Gig ein paar Tage zuvor in Dortmund bediente „Handful Of Doubt“ die lauthals geforderten Zugabe-Wünsche. Lister und Genossen wurden aber nicht von der der winzigen Bühne gelassen und entschlossen sich dann, ihre euphorische Audienz noch mit einem jammigen Instrumental als Rausschmeißer zu beglücken. In diesem leicht Southern-behafteten Stück (Allman Brothers-Touch) hatten Andrew Price, Steve Amadeo, Boneto Dryden und last but not least Aynsley Lister nochmals Zeit, ihr Können in Form kleiner Soli zu unterstreichen.

_DSC0171 - KopieAm Ende gab es oben im Rückzugsraum der Künstler noch kurz Gelegenheit mit Aynsley (immer noch äußerst sympathisch), wie damals, ein paar Worte zu wechseln und das schon obligatorische Bild für unsere VIP-Galerie abzulichten. Als kleinen Gag hatte ich den gleichen Pullover wie vor 17 Jahren extra nochmal aus dem Schrank gezogen. Erneut ein toller Abend im restlos ausverkauften topos, der Weg durch die eisige Kälte hatte sich absolut gelohnt. Eine ganz starke Leistung des Lister-Kollektivs!

Line-up:
Aynsley Lister (lead vocals, guitar)
Andrew Price (keys)
Steve Amadeo (bass)
Boneto Dryden (drums)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Daniel Daus

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Tasha Taylor – 28.11.2017, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Wunderbarer, souliger Blues-Abend mit Tasha Taylor! Trotz vieler Locations, die Gernot und ich in der vergangenen SoS-Zeit (und auch schon zuvor) besucht haben, galt es an diesem Dienstag, beim geschätzten Pädagogen noch eine Bildungslücke zu schließen.

Die aus Dallas, Texas, stammende, mittlerweile in Los Angeles lebende Tasha Taylor, feierte in der urigen Leverkusener Kultkneipe topos ihr Auftrittsdebüt. Auch Gernot hatte diese liebevoll gestaltete, eigenwillige Altbau-Lokalität mit Wohnzimmercharakter, bisher noch nie kennengelernt und kam nach dem Betreten derselben aus dem Staunen erstmal nicht raus, was vermutlich bisher wohl jedem so ergangen ist.

Als die Band zunächst alleine die enge Bühne betrat, um sich mit einem Instrumental kurz warm zu spielen, hatten sich letztendlich um die fünfzig Leute (was mengenmäßig für das kleine topos an so einem Wochentag schon ganz ordentlich ist) eingefunden.

Die hübsche Protagonistin mit den fein geflochtenen langen Haaren, stieß nach Abschluss des Stückes dazu und brachte den Gig des amerikanisch/karibisch/skandinavisch zusammengestellten Kollektivs mit dem souligen Schwofer „I Got Love“ langsam ins Rollen.

Die Tochter des berühmten Stax Records-Künstlers Johnnie Taylor moderierte dann ganz charmant durch den Verlauf des Konzertes, in dem sie fast zu jedem Song eine kleine Anekdote (meist aus ihrem Leben) parat hatte, in denen natürlich auch der Vater seinen Platz hatte und samt seiner Songkreationen wie „Lost Two Dollars“ und dem schön ’shaky‘ vorgetragenen „Who’s Making Love“, das zum Ende in einer wahren Gospel-Orgie endete, gewürdigt wurde.

Tasha und ihr routiniert und perfekt begleitendes Quartett, bestehend aus dem unaufgeregt spielenden und solierenden E-Gitarristen Davide Floreno (auch mit ein paar Harmoniegesängen), der berühmten Bassisten-Koryphäe Roger Inniss (Climax Blues Band, Mick Taylor, Snowy White, Kid Creole, etc. – mit sechsaitigem Tieftöner) sowie Schlagzeuger Oli Ontronen und dem herrlich klimpernden Pianisten Samuli Rautiainen (hatte neulich ja schon Ina Forsman begleitet), boten den Anwesenden einen schönen Reigen aus Soul-, Blues-, Rhythm & Blues und Rock-Ingredienzien, wobei ihre markant kräftige Stimme natürlich im Mittelpunkt stand.

Zwischenzeitlich griff sie bei eigenen Tracks aus ihrem aktuellen Werk „Honey For The Biscuit“ wie „What Difference Does It Make“, „Wedding Bells“ oder „Leave That Dog Alone“ auch mal zur Telecaster oder assistierte ihren Leuten mit dem Tambourine (u. a. bei „Weatherman“).

Amy Winehouse („Valerie“), Otis Redding („Thes Arms Of Mine“), Eddie Floyd („Knock On Wood“), Etta James (I Just Wanna Make Love To You“) und Aretha Franklin („Natural Woman“) wurden als persönliche Vorbilder Tashas mit Coverversionen musikalisch zitiert, mein Highlight des Abends war der Gänsehaut erzeugende melancholische Ohrwurm „There’s A Way“ samt ihrer emotionalen Vokal-Performance. Klasse!

Nachdem Tasha das Publikum bereits beim, den Hauptpart abschließenden Daddy-Track „Who’s Making Love“, in Mitsing-Ekstase versetzt hatte, animierte sie ebenfalls bei der furios abgehenden Etta James-Zugabe „Tell Mama“ (auch durch Janis Joplin bekannt geworden) im Stile einer Hohepriesterin, zum, mit vielen ‚Yeah‘-Rufen gespickten Gospel-Showdown, bei dem das topos fast einer Kirche in Memphis glich.

Nach Ende des wunderbaren Konzertes stand sie in Sachen Merchandising natürlich allen Anwesenden zur Verfügung und erwies sich auch hier als äußerst sympatisches und unkompliziertes ‚Southern Girl‘, das unserer Bitte nach dem obligatorischen Bild für die VIP-Galerie (Gleiches gilt für Roger Inniss) anstandslos nachkam. Solche Dienstage darf es gerne öfter geben. Ein toller Abend mit Tasha Taylor & Co.!

Line-up:
Tasha Taylor (lead vocals, electric guitar, percussion)
Davide Floreno (electric guitar, vocals)
Samuli Rautiainen (keys)
Roger Inniss (bass)
Oli Ontronen (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Tasha Taylor
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BluesLand Productions
Ruf Records
topos Leverkusen

Grainne Duffy – 27.10.2015, topos, Leverkusen – Konzertbericht

Normalerweise hat mich die Stadt Leverkusen in meinem bisherigen Leben nur zu Spielen meiner geliebten Versagertruppe Rot-Weiss Essen gegen die heimische Werkself (wohlbemerkt natürlich nur gegen deren Amateurvertretung…) begrüßen dürfen. Obwohl ich ja fast Zeit meines Lebens auch im Rheinland wohne, fühlte ich mich eigentlich, nicht nur wegen meiner genetisch bedingten Fußballabnormität, doch eher zum Ruhrgebiet hingezogen. Nun fuhr ich an diesem herbstlichen Dienstagabend zum ersten Mal in musikalischer Angelegenheit in das aus vier Ortschaften zusammengewürfelte Pillendorf und mischte mich in der urigen und geschichtsumwobenen Kneipe topos zum Grainne Duffy-Gig unter die gleichgesinnten, überwiegenden rheinischen Frohnaturen.

Das topos ist ein ganz kleiner Raum, muss man fast schon sagen, bei dem der Thekenbereich auch noch fast die Hälfte der Örtlichkeit einnimmt. Wenn hier 80 Leute drin sind, kommt man sich vermutlich wie in einem indischen Überlandbus vor. An diesem Abend waren dann, inklusive mir, so ca. 30 Leute zugegen. Die sollten ihr Kommen auch nicht bereuen, denn sie erlebten einen tollen stimmungsvollen Gig, mit einer irischen Band, die sich voller Spielfreude und in Bestform präsentierte. Bandleaderin Grainne Duffy (lead vocals, guitars) und ihre Jungs (Paul Sherry – guitars, vocals; Eamon Ferris – drums; Paul McCabe – bass) spielten den Blues Rock ganz nach meiner Façon: Überwiegend modern und melodisch rockig, dazu immer mal wieder mit einem dezent unterschwelligen Country- und Southern Rock-Touch. Dazu kommt die tolle Stimme der hübschen Frontdame, ein Umstand, den ich bei den meisten Vertretern der Zunft oft vermisse.

Die zeigte sich vokal extrem variabel in Sphären von einer Sheryl Crow bis hin zu einer Röhre Marke Sass Jordan. Klasse! Was mir besonders gefiel, war das ebenfalls breit gefächerte Zusammenspiel sowie das Kombinieren von Paul Sherrys Stratocaster und Grainnes Gibson Les Paul. Dazu wechselten beide manchmal je nach Bedarf zur Akustikgitarre. Die Band präsentierte neben ein paar anderen Sachen natürlich so einige Stücke vom aktuellen „Live“-Album, hängen blieben vor allem die beiden fulminanten ‚Slow Bluese‘ „Good Love Had To Die“ und ihr unter die Haut gehendes Paradelied, das Etta James-Cover „I’d Rather Go Blind“, sowie das herrlich rhythmisch shuffelnde „Mountain To Climb“ (mein Favorit des Abends). Als Country- und Southern Rock- Fan kamen mir natürlich Tracks wie „Test Of Time“ und das fantastische „Time Is Not Enough“ bestens entgegen, gerade beim letztgenannten Lied kam man sich vor wie zur einstigen Rossington Collins Band-Zeit.

Angenehm auch das mit einem Reggae-Teint versehene „Sweet Sweet Baby“, knochentrocken dahin gerockt gegen Ende des zweiten Sets „Bad To Worse“. Der zierliche und schon doch ein wenig betagt wirkende topos-Besitzer Wolfgang Orth (eine echte Legende und Institution im Ort, wie ich aus Zeitungsberichten an der Außenwand-Vitrine des Gebäudes vernehmen konnte), war nach dem Ende des Hauptteils von Grainnes Performance so angetan, dass er sich bei Grainne mit einer Schar von Handküssen bedankte und auf die Bühne trat, um die Zuschauer zu noch stärkeren Zugabe-Rufen zu animieren. Fast völlig außer Kontrolle geraten, offenbarte er seine anhaltende Gänsehaut und geriet dabei so ins Schwärmen, dass sein Atem immer schwerer wurde. Man muss da fast von Glück sprechen, dass da gerade keine Viagra in unmittelbarer Griffbereitschaft lagen, aber seine geliebte Frau Ingrid war ja letztendlich auch noch zugegen… So blieb es dann doch nur bei einem liebevollen Zitieren der Protagonistin auf die Bühne.

Der ausgiebige Zugabenteil bestand dann u. a. aus einer interessanten Interpretation von Bob Dylans „I Shall Be Released“ und einer brandneuen rockigen Nummer namens „Black And White“. Nach über zwei Stunden Spielzeit ging ein begeisternder Gig zu Ende (übrigens auch bei toll und genau richtig abgemischten Sound), bei dem nur restlos zufriedene Zuschauer zurückblieben, die es sich danach natürlich nicht nehmen ließen, sich mit den mitgebrachten Merchandise-Artikeln einzudecken und diese von Grainne signieren zu lassen. Ich hatte dann noch die Gelegenheit, bei einem Bierchen an der Theke, ein paar Worte mit Paul Sherry zu wechseln.

Fazit: Das Grainne Duffy-Konzert an diesem Abend in Wohnzimmeratmosphäre zählt neben dem King King-Auftritt im Yard Club eindeutig zu meinen persönlichen Highlights des Jahres 2015. Diese sympathische Dame und ihre tolle Band werde ich sicherlich nicht zum letzten Mal live gesehen haben!

Grainne Duffy
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Topos Leverkusen