Tasha Taylor – 28.11.2017, topos, Leverkusen – Konzertbericht

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Wunderbarer, souliger Blues-Abend mit Tasha Taylor! Trotz vieler Locations, die Gernot und ich in der vergangenen SoS-Zeit (und auch schon zuvor) besucht haben, galt es an diesem Dienstag, beim geschätzten Pädagogen noch eine Bildungslücke zu schließen.

Die aus Dallas, Texas, stammende, mittlerweile in Los Angeles lebende Tasha Taylor, feierte in der urigen Leverkusener Kultkneipe topos ihr Auftrittsdebüt. Auch Gernot hatte diese liebevoll gestaltete, eigenwillige Altbau-Lokalität mit Wohnzimmercharakter, bisher noch nie kennengelernt und kam nach dem Betreten derselben aus dem Staunen erstmal nicht raus, was vermutlich bisher wohl jedem so ergangen ist.

Als die Band zunächst alleine die enge Bühne betrat, um sich mit einem Instrumental kurz warm zu spielen, hatten sich letztendlich um die fünfzig Leute (was mengenmäßig für das kleine topos an so einem Wochentag schon ganz ordentlich ist) eingefunden.

Die hübsche Protagonistin mit den fein geflochtenen langen Haaren, stieß nach Abschluss des Stückes dazu und brachte den Gig des amerikanisch/karibisch/skandinavisch zusammengestellten Kollektivs mit dem souligen Schwofer „I Got Love“ langsam ins Rollen.

Die Tochter des berühmten Stax Records-Künstlers Johnnie Taylor moderierte dann ganz charmant durch den Verlauf des Konzertes, in dem sie fast zu jedem Song eine kleine Anekdote (meist aus ihrem Leben) parat hatte, in denen natürlich auch der Vater seinen Platz hatte und samt seiner Songkreationen wie „Lost Two Dollars“ und dem schön ’shaky‘ vorgetragenen „Who’s Making Love“, das zum Ende in einer wahren Gospel-Orgie endete, gewürdigt wurde.

Tasha und ihr routiniert und perfekt begleitendes Quartett, bestehend aus dem unaufgeregt spielenden und solierenden E-Gitarristen Davide Floreno (auch mit ein paar Harmoniegesängen), der berühmten Bassisten-Koryphäe Roger Inniss (Climax Blues Band, Mick Taylor, Snowy White, Kid Creole, etc. – mit sechsaitigem Tieftöner) sowie Schlagzeuger Oli Ontronen und dem herrlich klimpernden Pianisten Samuli Rautiainen (hatte neulich ja schon Ina Forsman begleitet), boten den Anwesenden einen schönen Reigen aus Soul-, Blues-, Rhythm & Blues und Rock-Ingredienzien, wobei ihre markant kräftige Stimme natürlich im Mittelpunkt stand.

Zwischenzeitlich griff sie bei eigenen Tracks aus ihrem aktuellen Werk „Honey For The Biscuit“ wie „What Difference Does It Make“, „Wedding Bells“ oder „Leave That Dog Alone“ auch mal zur Telecaster oder assistierte ihren Leuten mit dem Tambourine (u. a. bei „Weatherman“).

Amy Winehouse („Valerie“), Otis Redding („Thes Arms Of Mine“), Eddie Floyd („Knock On Wood“), Etta James (I Just Wanna Make Love To You“) und Aretha Franklin („Natural Woman“) wurden als persönliche Vorbilder Tashas mit Coverversionen musikalisch zitiert, mein Highlight des Abends war der Gänsehaut erzeugende melancholische Ohrwurm „There’s A Way“ samt ihrer emotionalen Vokal-Performance. Klasse!

Nachdem Tasha das Publikum bereits beim, den Hauptpart abschließenden Daddy-Track „Who’s Making Love“, in Mitsing-Ekstase versetzt hatte, animierte sie ebenfalls bei der furios abgehenden Etta James-Zugabe „Tell Mama“ (auch durch Janis Joplin bekannt geworden) im Stile einer Hohepriesterin, zum, mit vielen ‚Yeah‘-Rufen gespickten Gospel-Showdown, bei dem das topos fast einer Kirche in Memphis glich.

Nach Ende des wunderbaren Konzertes stand sie in Sachen Merchandising natürlich allen Anwesenden zur Verfügung und erwies sich auch hier als äußerst sympatisches und unkompliziertes ‚Southern Girl‘, das unserer Bitte nach dem obligatorischen Bild für die VIP-Galerie (Gleiches gilt für Roger Inniss) anstandslos nachkam. Solche Dienstage darf es gerne öfter geben. Ein toller Abend mit Tasha Taylor & Co.!

Line-up:
Tasha Taylor (lead vocals, electric guitar, percussion)
Davide Floreno (electric guitar, vocals)
Samuli Rautiainen (keys)
Roger Inniss (bass)
Oli Ontronen (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Tasha Taylor
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BluesLand Productions
Ruf Records
topos Leverkusen

The Roomsounds – 28.10.2016, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

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Für Sounds Of South stehen, was Konzertberichte angeht, intensive Wochen an. Den Beginn machten die vier jungen Burschen von The Roomsounds in unserer geliebten Kulturrampe in Krefeld (heimelige Bühnendekoration übrigens diesmal mit zwei Lampen aus Ömmakens Stübchen), deren schönes aktuelles Album „Elm St.“ wir ja bereits vor einigen Wochen reviewt hatten.

Es fanden sich an diesem sprühverregneten Herbstabend neben den üblichen treuen Stammbesuchern überraschender Weise auch recht viele junge Damen ein, ein Indiz dafür, dass das Quintett aus Dallas, Texas, mit seiner Musik zwichen 70ies-orientiertem Rock und diverser anderer Einflüsse (Southern-/Country Rock, Pop, Americana, Punk, Psychedelic),  ein Generationen übergreifender Spagat zu gelingen scheint.

Auch Fotograf Gernot Mangold, ein, dieser längst vergangenen Dekade, ebenfalls noch immer zugeneigter Akademiker, hatte an der, ihm bis dato, noch völlig unbekannten Combo, natürlich seine helle Freude.

Die Jungs rockten mit dem Opener „Chasin‘ A Fox“ von ihrem Debüt, direkt mal frei von der Seele weg los, eine satte Uptemponummer, die das wie immer gut mitgehende Publikum sofort in Wallung brachte. Ein starker Auftakt! Im Mittelpunkt stand natürlich der o. a. aktuelle Longplayer, der im weiteren Verlauf  mit Stücken wie u. a. dem flotten „Bad Situation“, „Lay My Head Down“, „Letters“ (schön heulende E-Gitarren) sowie dem beatlesken „What Do I Gotta Do“ schwerpunktmäßig beackert wurde.

Klasse vor allem hier auch das markante Titelstück „Elm St.“ (in dieser Straße wohnten die vier beteiligten jungen Herren Ryan Michael , Sam Janik, Red Coker und der, wie ein Sohn von Frank Zappa aussehende Dan Malone mal zusammen), das wie Wasser auf die Mühlen von Tom Petty-Freunden daherkam.

Apropos Tom Petty. Mir persönlich gefiel unheimlich gut, dass der Vierer bei der Auswahl seiner Cover-Stücke, nicht auf diversen üblichen Gassenhauer zurückgriff, sondern mit Pettys „I Need To Know“, T. Rex „20th Century Boy“ (Sänger Ryan Michael hat ja äußerlich auch einen dezenten Marc Bolan-Touch – Gernot übrigens mit Freudentränen in den Augen…) und dem, vom legendären Stones-Album „Exile On Main St.“ stammenden, aber von Keith Richards gesungenen „Happy“ (gespielt als erste Zugabe – Kommentar von Gernot zur Roomsounds-Version: „endlich mal mit venünftigem Gesang“), Nummern brachte, die nicht so inflationär gespielt werden.

Das mit ein wenig Countryflair behaftete „Win You Over“ läutete die zweite Hälfte eines mit immerhin 22 Tracks (inkl. zweier Zugaben) umfassenden Roomsounds-Gigs ein. In eine ähnliche Richtung ging auch noch „Stray Dog“ vom aktuellen Silberling. Das für die o. a. Damen gewidmete, recht schnulzige „Baby’s Got The Bluest Eyes“ diente als Durchatmer in einem sonst kräftig, teilweise manchmal fast punkig, abgehenden Schlussteil (richtig klasse vor allem der schlaksige Drummer Dan Malone), der mit Stücken wie „Bar Burner“, „Don’t Give Up On Me“, „Kinks“ und dem furiosen „Couldn’t Break My Spirit“ als zweite Zugabe sein fulminantes Ende fand.

Der heute typische Epilog erfolgte in Form der mittlerweile üblichen Merchandising-Aktivitäten in der gemütlichen Kulturrampe-Lounge, bei der sich die Texaner dann als sympathische und publikumsnahe Musiker erwiesen und kräftig Autogramme vergaben. Fazit: Ein rundum gelungener Abend mit einer sehr talentierten, unverbraucht wirkenden jungen Truppe, die uns gerne wieder besuchen darf.

Line-up:
Ryan Michael (lead vocals, guitar)
Sam Janik (guitar, vocals)
Red Coker (bass, vocals)
Dan Malone (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Roomsounds
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Teenage Head Music
Kulturrampe Krefeld

Ray Johnston Band – #GoesGoodWith – EP-Review

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Herbst im Sounds Of South. Nein, damit meinen wir nicht, dass es, aufgrund des miesen Wetters in den vergangenen Tagen, an der Zeit ist, wieder mal Trübsal zu blasen, noch dass musikalische Tristesse hier eingekehrt wäre. Mit der Ray Johnston Band und dem neuen Album „#GoesGoodWith“ haben wir jetzt schon wieder ein herrliches Werk zum Besprechen, das von Kultproduzent Erik Herbst (Eli Young Band, Sam Riggs, The Eagles, Casey Donahew Band, etc.) unter seiner Regie, in seinem Panhandle House Studio, fabriziert wurde.

Was für ein herrliches Teil! Ray Johnston präsentiert auf seiner neuen EP sechs unglaublich starke, abwechslungsreiche, von ihm, mit diversen Co-Writern wie u. a. Paul Overstreet, Roger Creager und Luke Combs, kreierte (New) Country-Songs, die das Genre-Herz absolut höher schlagen lassen. Der einzige Wermutstropfen ist eigentlich, dass nicht, wie bei seinem ebenfalls tollen Vorgänger „No Bad Days“, als auch nur eine EP geplant war, hier auch ein komplettes Album herausgekommen ist. Man hätte gerne noch weitere Tracks auf diesem Niveau gehört.

Das überaus kurzweilige Kurzwerk beginnt mit dem launigen „Make Mine A Double“, einem satirisch, wie selbst-ironischen Seitenhieb auf die heutige Überfluss-Gesellschaft. Ray berichtet, dass seine Mutter ihn immer zur Maßhaltigkeit erzogen hat, ob sie damit allerdings gemeint hatte, gleich zwei Vögel, mit nur einem Schuss aus der Steinschleuder, zu killen, bleibt dahingestellt… Jedenfalls warnt der mittlerweile geläuterte Bursche in humorvoller Art, dass das Streben nach immer mehr Konsum und Spaß sein dickes am Ende findet, wenn sich dann der zurückschlagende Ärger in vielfachem Maße potenziert.

Das wunderschöne Liebeslied „Beautiful You“ (hallende Orgel, Mandolinengezirpe) hat einen leicht introvertierten Touch, wie man ihn auch von Eric Heatherly kennt. Der Linedance-taugliche Uptempo-Countryheuler „Horses And Hearts“ kommt als schönes Duett mit dem erst 17-jährigen Shooting Star Abbey Cone, die hier gesangs-technisch ihr riesiges Potential mit einbringt. Das Stück erinnert nicht nur aufgrund des flockigen E-Gitarren-Spiels von Will Wails an Sachen von Vince Gill. Mit geschrieben hat das Stück übrigens Kylie Rae Harris, eine ebenfalls in Texas viel gebuchte Sängerin, die hier bei fast allen Tracks ihre perfekten Harmoniegesänge beisteuert.

Der spaßige Tex-Mex-Schunkler „Little Lupe“ macht mit typischem Text-Vokabular sofort Lust auf Tapas-Bar, Tequila und langhaarige, feurige Señoritas. Das mit einer ordentlichen Brise Southern Flair rockende Countrystück „My Liver Don’t Live Here Anmore“ ruft Reminiszenzen an Interpreten wie Travis Tritt oder auch die Pirates Of The Mississippi hervor. Klasse hier die verzahnten E-Gitarren- und Steel-Variationen.

Am Ende gibt es dann mit dem grandiosen „Watching The Lord Turn On The Lights“ noch mal ganz großes Country-Kino, wobei es an der Zeit ist, die großartigen Musiker zu erwähnen, die diese Scheibe famos eingespielt haben. Zum einen lässt Randy Rogers Band-Fiddler Brady Black auf diesem grassigen, in Veranda-Manier performten Klasse-Stück, sein Parade-Instrument ‚heulen‘ und der hier insgesamt überragend in Sachen Pedal Steel agierende Multi-Instrumentalist Milo Deering, dank technischer Möglichkeiten, klirrende Mandolinenklänge und raunzende Dobro in den ausgiebigen Solo-Teilen einfließen. Hinzu kommen noch Rocky Grimbles vorzügliches, klares Akustikgitarrenspiel plus klackerndes Banjo sowie am Ende Bradley Knights leise durchgurgelnde Orgel. Zwischendurch, so meine ich, sind noch als Gag, ein paar kurze krächzende Vogelgeräusche (? – wie von Raben) eingeblendet. Zur finalen Klärung hatte ich bei diesem Review aber leider gerade keinen sachkundigen Ornithologen an meiner Seite.

Wie dem auch sei, ein fantastisches Ende. Die Ray Johnston Band präsentiert auf „#GoesGoodWith“ den (New) Country, der gerade in Nashville wieder viel stärker in den Fokus rücken sollte. Keine Effekthaschereien oder künstlich wirkende Pop-Anbiederungen, wie sie zur Zeit bei vielen Interpreten Usus sind, sondern einfach nur gut und ‚organisch‘ produziertes Handwerk in schönem Sound. Erik Herbst hat es hier nahezu schulmäßig vorgemacht.

Übrigens, sehr zu erwähnen ist auch noch Rays soziales Engagement. Er selbst, der in jungen Jahren mehrfach seine Leukämie-Erkrankung besiegt hatte, setzt sich jetzt auch für Luke’s FastBreaks ein, eine Plattform, gegründet von einem 9-jährigen Jungen, die krebskranken Kindern unter die Arme greift und im Kampf gegen ihr Leiden, Mut machen möchte. Eine tolle Geste, wie wir meinen!

Eigenproduktion (2016)
Stil: (New) Country

01. Make Mine A Double
02. Beautiful You
03. Horses And Hearts
04. Little Lupe
05. My Liver Don’t Live Here Anymore
06. Watching The Lord Turn On The Lights

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