John Campbelljohn – 01.10.2018, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

JCJ_haupt

Pünktlich um 20:30 betrat der Kanadier John Campbelljohn nach der Anmoderation vom Kulturrampenchef „Pille“ Peerlings zusammen mit seinem langjährigen Schlagzeuger Neil Robertson die dreieckige Bühne der Kulturrampe. Zuletzt war er dort vor ca. vier Jahren zu Gast und muß wohl beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, die Kulturrampe war jedenfalls für einen Montagabend erstaunlich gut gefüllt.

Das Duo benötigte kaum Zeit zum Warmlaufen, die Funken sprangen direkt auf die anwesenden Zuhörer über. Geboten wurde ein kurzweiliger und Dank der Kommunikationsfreudigkeit von John Campbelljohn unterhaltsamer Abend, bestehend aus zwei einstündigen Sets mit kurzer Pause und natürlich einigen Zugaben.

Musikalisch bestachen die beiden durch ihre immense Spielfreude, mit der sie ihre Setlist, gefüllt mit Songs aus den Bereichen Blues, Rock’n’Roll und Blues Rock, zu Gehör brachten. Selbst Klassiker wie „Whole Lotta Love“, „You Can’t Always Get What You Want“, „Hey Joe“ und „Shake Your Moneymaker“ wirkten, im neuen Blues-Gewand und mit Slidegitarre gespielt, erfrischend neu. Dabei produzierten die beiden klanglich erstaunlich viel Druck, und das ganze ohne Verstärkung durch einen Bassisten.

Alles in allem ein tolles Konzert in der Kulturrampe mit vernünftiger Lautstärke, das lange in Erinnerung bleiben wird.

Line-up:
John Cambelljohn (lead vocals, electric guitar, lap steel)
Neil Robertson (drums,vocals)

Text und Bilder: Jörg Schneider

John Campbelljohn
John Campbelljohn bei Facebook
Kulturrampe Krefeld
Jörg Schneider Webseite

Colin James – Miles To Go – CD-Review

CJames_300

Von Colin James besaß ich bis dato genau eine Scheibe und zwar „Fuse“ aus dem Jahr 2000. Ein heute immer noch zeitloses, durchgehend starkes Rock-Album, mit u. a. den zwei Killerballaden „Hated When I See You Cry“ und „Of All The Things To Throw Away“, das ich auch heute noch jedem Hörer guter Musik nur wärmstens empfehlen kann.

Warum ich mich mit dem aus Regina, Sasketchawan, stammenden Kanadier danach nicht weiter beschäftigt habe, ist mir teilweise selbst ein Rätsel, aber wohl größtenteils meinem schnelllebigen Rezensenten-Leben geschuldet. Wenn man aus irgendwelchen Gründen mit so manchen Künstler nicht wieder direkt konfrontiert wird, fällt er im Wust der ganzen heutigen Veröffentlichungen manchmal einfach durchs Raster, sollte er auch noch so einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben.

Mittlerweile sind jetzt fast 20 Jahre vergangen und da liegt vor kurzem tatsächlich ein neues Werk, des umtriebigen und vielseitigen Musikers in meinem Briefkasten. Der Beipackzettel offeriert mir, dass Colin sich in letzter Zeit altbekannter Blues-Recken verschrieben hat und dies schon auf seinem letzten Silberling „Blue Highways“, als auch jetzt, mit „Miles To Go“ ‚dokumentiert‘ hat.

Und so stammen „One More Mile“, das quasi als Center-Stück, den Longplayer in einer elektrischen und akustischen Version zu Anfang und Ende einrahmt, sowie „Still A Fool“  von einem gewissen McKinley Morganfield, Blues-Anhängern natürlich als Muddy Waters in Haut und Haare übergegangen.

Für die Instrumentierung auf seinem 19. Longplayer hat sich James, der natürlich singt und die elektrischen Gitarrenparts vornehmlich auf einer Gibson ES-335 eingespielt hat, Leute wie Geoff Hicks, Steve Pelletier, Jesse O’Brien, Chris Cadell, Steve Mariner (mit markanter Harmonica-Präsens), Jerry Cook, Rod Murray, The Sojourners (BGV), Colleen Rennison und Colin Nairne ins Studio geholt. Aus alten „Fuse“-Zeiten halten ihm auch heute noch Simon Kendall (Hammond Organ) und Steve Hiliam (Tenor Saxophone) die Treue.

Die neu arrangierten Tracks von damaligen Größen wie u. a. Howlin‘ Wolf, Blind Willie Johnson, John Mertis und Little Willie John (mit dem Southern Rock-Fans auch durch die Allman Brothers bestens bekannten „Need Your Love So Bad“)  oder Robert Johnson, haben ihren besonderen Reiz durch die wesentlich modernere und kräftigere Umsetzung  (teilweise mit zünftig plusternder Bläserfraktion) und Wirkung, auch natürlich dank heutiger technischer Aufnahmestandards.

Highlights für mich persönlich sind allerdings die beiden Stücke aus James‘ eigener Feder. Das slow-bluesige „I Will Remain“ eröffnet sofort Assoziationen an Peter Greens „In The Sky“-Comeback-Zeiten und „40 Light Years“ groovt leicht und lässig in bester J.J. Cale-Manier zu Stratocaster-Klängen vor sich hin.

Auch wenn mir persönlich, ehrlich gesagt, ein Colin James im „Fuse“-Stil etwas mehr zusagt, ist „Miles To Go“ doch ein Album, das im Blues-Kontext für sich gesehen, natürlich ein Klasse-Teil geworden ist und der geneigten Klientel bestens gefallen sollte. Bleibt zu hoffen, dass der Weg des Kanadiers noch viele musikalische Meilen beinhalten wird, und, sofern man mich hoffentlich mit der Nase drauf stößt, gerne dann auch wieder mit der einen oder anderen zukünftigen Rezension…

True North Records (2018)
Stil: Blues Rock

01. Miles To Go
02. Still A Fool
03. Dig Myself A Hole
04. I Will Remain
05. 40 Light Yeras
06. Ooh Baby Hold Me
07. Black Night
08. Soul Of A Man
09. See That My Grave Is Kept Clean
10. I Need Your Love So Bad
11. Miles To Go (Acoustic version)

Colin James
Colin James bei Facebook

Layla Zoe – Gemini – CD Review

Layla_300

Review: Jörg Schneider

Wer Layla Zoe schon mal live auf der Bühne erlebt hat, weiß mit welcher Power und Hingabe sie ihre Songs zusammen mit ihrem langjährigen Gitarristen Jan Laacks performt. Dort fühlt sie sich zu Hause und genießt den direkten Kontakt zum Publikum. Da wundert es auch nicht, dass die Studioarbeit nach eigenem Bekunden nicht zu ihren Präferenzen zählt. Für sie war es daher naheliegend, wieder an ihre frühere Zeit als Independent-Künstlerin anzuknüpfen, um der Enge eines von Plattenfirmen vorgegeben Aufnahme-Locations zu entkommen.

Daher war ihr Entschluss, eine Platte ganz ohne künstlerische Zwänge zusammen mit Jan Laacks in Eigenverantwortung einzuspielen und von ihrem Gitarristen produzieren zu lassen, nur eine Frage der Zeit. Die so gewonnene Freiheit gab ihr jetzt die Möglichkeit ihre Kreativität ohne Einschränkungen auszuleben. So ist nun ihr 13. Album entstanden, welches am 5. Oktober in die Läden kommt.

Zwillingen sagt man ja nach, dass sie zwei Seelen in ihrer Brust beherbergen, was ich als geborener Zwilling voll und ganz bestätigen kann 🙂 … Und natürlich trifft dies auch auch auf Layla Zoe zu, schließlich hat sie am 26. Mai das Licht der Welt unter dem Sternkreiszeichen des Zwillings erblickt.

Wohl deshalb zeigt „Gemini“, so ist ihr neues Werk betitelt, zwei völlig unterschiedliche musikalische Seiten ihrer Persönlichkeit, insgesamt 20 Tracks auf zwei Discs. Sogar das schicke, in rot gehaltene Albumcover orientiert sich grafisch am Zwillingsdasein und baut eine weitere Brücke zur rothaarigen Layla Zoe, dem Firegirl.

Auf der ersten CD des Doppelalbums kehrt Layla Zoe zu ihren Wurzeln zurück, um die zarte und zerbrechliche Seite ihrer Stimme zu zeigen. Treffender Weise heißt die CD dann auch „Fragility“. Es ist in weiten Teilen eine Hommage an den Delta-Blues mit Jan Laacks an der Akustikgitarre der diesen mit schönen Slide-Einlagen („I’ll Be Reborn Blues“, „Turn This Into Gold“, „The Deeper They Bury Me“ „The Good Life“ und „Freedom Flowers“) verfeinert.

Ebenfalls hörenswert sind das ruhige, dahinplätschernde und folkmäßig angehauchte „I Can’t Imagine My Life Without You“, sowie das tranceartige „Mumbai“ mit Weltmusik-Anleihen. Auf dem letzten Stück der ersten Scheibe „Rainbow Pacman And Unicorns“, einem Song mit Schmetterlinge-im-Bauch-Feeling, wird Layla von Jan Laacks nur an der Ukulele begleitet, einfach toll.

Im krassen Gegensatz dazu steht die zweite CD „Courage“. Hier gibt sich Layla Zoe der elektrischen Seite Ihrer Seele hin. Die überwiegend hammerharten Stücke bieten straighte Gitarrenriffs und kommen für Laylas Verhältnisse äußerst rockig, heavy und basslastig daher, immer getragen von ihrer kraftvollen, teils rauen, Stimme.

Eine wohltuende Abwechslung bieten auf der zweiten CD die sehr schöne, melodiöse Ballade „Roses And Lavender und der Slowblues „Are You Still Alive Inside“. Mit „Little Sister“, einem sehr persönlichen Song, setzt die Protagonisten dann zum Abschluss noch mal einen hoffnungsvollen, ja geradezu glücklichen Akzent.

Ursprünglich hatte ich eigentlich in musikalischer Hinsicht nicht allzuviel Neues von Layla Zoe’s 13. Album erwartet. Umso überraschter war ich dann, nachdem ich „Fagility“ gehört hatte. Zeigt diese Scheibe doch eine Seite von Layla Zoe, die in dieser eindringlichen Form von ihr bisher nicht wirklich oft zu hören war.

Von beiden Gemini-CD’s ist „Fragility“ nach meinem Empfinden eindeutig die bessere Hälfte des Doubleplayers. Allein wegen dieser Scheibe lohnt der Kauf, die ‚elektrische‘ Layla Zoe gibt’s dann als zweite CD gratis dazu.

Und last, but not least, darf auch das Zutun von Jan Laacks nicht vergessen werden. Er ist ein Ausnahmegitarrist, der hier wie so oft seine Talente an der Akustik- und Stromgitarre, ebenso wie an der Ukulele, unter Beweis stellt. Ohne ihn wäre das Album nicht das, was es ist. Laacks und Zoe sind halt ein seit Jahren perfekt eingespieltes Team.

Line up:
Layla Zoe – lead vocals, harmonica, back up vocals
Claus Schulte – drums on tracks 1-3 und 2-10
Dirk Sengotta – drums on all other tracks
Jan Laacks – all other instruments and back up vocals

Eigenproduktion (2018)
Stil: Blues/Rock

Tracks CD 1: „Fragility“
01. She Didn’t Believe
02. I’ll Be Reborn Blues
03. Turn This Into Gold
04. The Deeper They Bury Me
05. Mumbai
06. The Good Live
07. I Can’t Imagine My Life Without You
08. Freedom Flowers
09. Let Go
10. Rainbow Pacman And Unicorns

Tracks CD 2: „Courage“
01. Wellness
02. Dark World
03. Ghost Train
04. Bitch With The Head Of Red
05. Gemini
06. Roses And Lavender
07. White Dog
08. Automatik Gun
09. Are You Still Alive Inside
10. Little Sister

Layla Zoe
Layla Zoe bei Facebook

Rachelle Coba – Blink – CD-Review

Coba_300

In der Blues-Szene sind weibliche Singer/Songwriter seit jeher eine Ausnahmeerscheinung, die nach wie vor im breiten Spektrum dieser traditionell von Männern besetzten Domäne oft viel zu wenig Beachtung finden.

Rachelle Coba gehört zu den wenigen, die den schwierigen Schritt in dieses Genre gewagt haben. Nach ihrer ersten Platte „Mother Blues“ (2014) und einer Nominierung für das beste Debüt bei den Blues Bast Music Awards, hat sie sich für den Nachfolger Zeit gelassen und diese Phase kreativ-schöpferisch genutzt. Die Folge daraus war schließlich, dass sie alle Songs auf „Blink“ eigenhändig geschrieben hat und damit ihr ausgereiftes Songwriter-Talent unter Beweis stellt.

Der Blitz-Start durch den blues-rockigen Opener „High and Dry“ fesselt sofort mit Rachelles Gitarrenspiel und den riff-artigen Keyboardakkorden von John Ginty und kommt überhaupt nicht so trocken rüber, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Das Delta Blues Stück „River of Blood“ ist hingegen minimal instrumentalisiert und legt den Fokus auf Rachelles vielseitiges Stimmvermögen. Im melodischen Titelstück „Blink“ gibt es im schönen Refrain angenehme Ausflüge in Pop-Sphären und den Wechsel in eine eher feinere Stimmlage.

Die ruhigeren und verspielten Stücke „Dance These Blues Away“, „You Stole My Heart“ oder “Maybe“ aber auch die impulsiveren Songs „No Deals“ und „Bad Reputation“ leben von Rachelle Cobas wandelbarem Gesangsstil, der perfekt auf das Blues-Rock Genre zugeschnitten scheint. Sowohl den Slow-Blues beherrscht sie („Blame It On The Blues“), als auch das Zusammenspiel mit der schroffen Gitarre („Shuffle Ya“).

Rachelle Coba gelingt es stets in brillanter Art und Weise zum einen mit ihren souveränen Vocal-Parts zu glänzen und zum anderen ihre Gitarre stilsicher ’sprechen‘ zu lassen – was sie z. B. von einer anderen Power-Blues-Frau, wie Beth Hart unterscheidet, die vorwiegend über ihre Stimme das Publikum erreicht. Am nächsten kommt Rachelle Coba noch der Texanerin Dede Priest, die ihre Stimme und ihren Gitarrenstil ebenso gut kombiniert.

Rachelle Coba ist ein beeindruckende Blues-Musikerin, die stimmgewaltig eine berauschende Langzeitwirkung entstehen lässt und mit ihrer zweiten Platte eine Bestätigung ihres Könnens demonstriert. „Blink“ ist nicht nur ein kurzes Blinzeln und eine Momentaufnahme der Bluesgeschichte, sondern eine spannende Reise durch die Landschaft der Bluesmusik.

American Showplace Music (2018)
Stil: Blues

Tracklist:
01. High and Dry
02. Dance These Blues Away
03. Good Ole Heartbreak
04. No Deals
05. River of Blood
06. Blink
07. Bad Reputation
08. You Stole My Heart
09. Shuffle Ya
10. Maybe
11. Blame It On the Blues

Rachelle Coba
Rachelle Coba bei Facebook

Blues Caravan – 2018 – CD-/DVD-Review

BC18_300 (1)

Review: Gernot Mangold

Der Blues Caravan von Ruf Records kann mittlerweile als eine Institution gesehen werden, bei der jährlich drei Bluesmusiker gemeinsam einen Abend gestalten. Somit ist eine Abgrenzung zu den ‚klassischen‘ Festivals zu erkennen. Jeder Akteur hat die Möglichkeit, eigene Songs zu performen, wobei immer wieder auch andere Künstler dazu stoßen können  oder alle gemeinsam zu einer Einheit verschmelzen.

Bisher war es so, dass drei aufstrebenden Bluesmusikern die Möglichkeit gewährt wurde, sich einem größerem Publikum zu zeigen und so ihren Bekanntheitsgrad zu steigern.

In diesem Jahr ist Thomas Ruf von dieser Tradition abgewichen und hat mit Mike Zito und Bernard Allison zwei musikalische Schwergewichte der Bluesszene in den Caravan gesteckt und ihnen mit der Kroatin Vanja Sky eine noch junge Bluesmusikerin zur Seite gestellt.

Grund dafür ist vermutlich, dass Ruf mit Luther Allison 1984 in das Bluesgeschäft einstiegen war und sich dieses Jahr der Tod von Luther zum 20ten Mal jährt.

Soviel zu Vorgeschichte über das Projekt Blues Caravan 2018. Im Frühjahr 2018 gaben die drei Protagonisten auch in Dortmund ein begeisterndes Konzert, über welches wir berichteten.

Es kann vorweg genommen werden, dass sich die Eindrücke aus der westfälischen Metropole, auch auf dem Package, bestehend aus CD und DVD, gut wiedergegeben werden. Auf der DVD wird den Musikern bei vielen Nahaufnahmen schön auf die Finger geschaut, aber meist eine Perspektive gewählt, als stände man in einer der ersten Reihe vor der Bühne. Auf unnötigen technischen Aufnahme-Schnickschnack wird lobenswerterweise verzichtet.

Die Aufnahmen sind chronologisch zum realen Ablauf des Konzertes so gewählt, dass alle drei, unabhängig vom Bekanntheitsgrad, mit der selben Zahl von Stücken auf der DVD und auch der CD zu finden sind. Ausnahme ist die Begleitband, bestehend aus Roger Inniss am Bass und Mario Dawson an den Drums, die den Set durchspielen und auch visuell immer wieder in Szene gesetzt werden.

Nach einleitenden Worten von Thomas Ruf und der Vorstellung der Künstler spielen alle drei zusammen, wie könnte es passender sein, mit „Low Down Dirty“ einen Luther Allison-Klassiker. Die wechselnden Gesangsparts von Mike Zito, Vanja Sky und Bernard Allison geben dem Song dabei einen besonderen Charme und alle drei wissen in den Soloparts mit ihrer Fingerfertigkeit zu brillieren.

Die folgenden vier Songs, alle aus dem Soloalbum „Bad Penny“ von Vanja Sky, läuten einen bluesrock`n`rollenden Teil des Konzertes ein. Unschwer ist zu erkennen, dass Rory Gallagher und Stevie Ray Vaughan musikalische Vorbilder der jungen Kroatin sind. Alle vorgetragenen Tracks sind von einem kraftvollen, fast schon hard rockenden, aber immer sehr melodischen Blues geprägt und Sky zeigt ihre vielfältigen Spieltechniken. Dabei beweist sie im Einklang mit ihrer prägnanten Stimme, dass sie durchaus das Zeug hat, bedeutender Bestandteil der aufstrebenden weiblichen Blues-Szene zu werden.

Hier Songs fällt kein Stück ab. Beim kraftvollen „Crossroads Of Life“ offeriert sie ihre jammenden Qualitäten, in „Married Man“, mit Unterstützung vom slidenden Mike Zito, dass sie auch ruhig und gefühlvoll kann. Der erste Gitarrenanschlag ihres letzten Songs reicht, und der Bluesfan weiß, was kommt: Eine kraftvolle Coverversion des Titelsongs ihres Albums „Bad Penny“. Auch eine entsprechende weibliche Stimme kann also zur Musik von Rory Gallagher ganz gut passen.

Die nächsten vier folgenden Tracks gehören Mike Zito, der schon in seiner Ansage ankündigt, was den Zuhörer erwartet. Blues mit texanischen und damit auch einhergehenden Southern-Einflüssen. Ein sehr schöner Kontrast zum etwas raueren Part von Sky. Bei „One More Train“ legt Mike die Latte schon im ersten seiner Songs hoch. Sehr schön kommt die klare Stimme Zitos zum Tragen und ein sichtlich gut gelaunter Musiker lässt Blues und Southern Rock miteinander verschmelzen. Er glänzt mit gefühlvollen Soli an seiner mit dem Peace-Symbol verzierten Gitarre.

Die hier auf der DVD widergespiegelte friedvolle Stimmung könnte mit Sicherheit auch der Welt gut tun. Das folgende „Keep Coming Back“ steht im Zeichen seiner Stärke als einer der besten Slidegitarristen. Mit „Wasted Time“ folgt ein klassischer Bluestrack, gespickt mit texanischen Rock-Elementen. „Make Blues Not War“ von seiner gleichnamigen Platte aus 2016 ist sein letzter Song, der in der Tradition des Blues, sowohl als Programm für das Konzert, als auch als Botschaft an die Menschheit gesehen werden kann.

Nach einem kurzen Break, der bei der Aufnahme durch den Übergang deutlich wird, setzt Bernard Allison die Show fort. Mit „In The Open“ vom 1997 Album „Keepin‘ The Blues Alive“ bringt er zunächst ein Instrumental, das direkt seine Qualitäten an der Gitarre in den Mittelpunkt stellt.

Mit „Rocket 88“ folgt ein Coverstück, das vielfach als eines der ersten im Rock’n’Roll gilt und Anfang der 50er Jahre von Ike Turners Band Kings Of Rhythm unter dem Pseudonym Jackie Brenston And His Delta Cats genutzt wurde.

Allison interpretiert den Song rau und mit furiosen Soli. „The Way Love Was Meant To Be“, eine sehr schöne, 1997 selbst geschriebene, melodisch-ruhige Nummer, wird in ihrer leichten Melancholie nur von mehreren Soli, dann aber jäh, unterbrochen.

Zum Abschluss seines Soloparts lässt Allison im Instrumental „Testify“ noch einmal seine ganze Klasse an seinem Paradeinstrument raus – ganz im Sinne der geerbten musikalischen Gene seines Vaters.

Danach sitzen die Musiker wieder in einem Boot oder besser gesagt, in einem Caravan. Mike Zito stößt im nächsten Lied dazu, um danach auch Vanja Sky wieder miteinzubinden. Zito und Allison würdigen im Medley „Bad News Is Coming“ und „Bad Love“ die beiden Bluesgrößen Luther Allison und Eric Clapton.

Überhaupt stehen die gemeinsamen Songs im Zeichen von Luther Allison. Bei einer knackigen Version von „Life Is A Bitch“ haben alle drei Künstler sowohl ihren stimmlichen wie instrumentalen Anteil, wodurch der Song eine ganz eigene, Strahlkraft bekommt.

Stilistisch zieht sich dieser wechslende Gesang auch durch die folgenden , „Move From The Hood“, „Serious (As A Heartattack)“, einer melancholischen Version des Stückes, das Bernard Allison in seiner Ansage seinem Vater widmet und „Give Me Back My Wig“, welches anfangs fast hymnisch den Abschluß einer gelungenen DVD bildet, um im weiteren Verlauf noch einmal in einer Mischung aus Rock’n’Roll und Blues mit mehreren Gitarrenduellen, inclusive Bass zu enden.

Als Fazit kann gesagt werden, dass Ruf Records mit der DVD/CD zum Bluescaravan 2018 eine, auch in der Songauswahl vortreffliche Kompilation zur Tour gelungen ist, die in der Sammlung eines Bluesfans nicht fehlen sollte, da hier auf einer Scheibe drei sehr unterschiedliche Künstler, verschiedene Arten des Blues miteinander verschmelzen lassen.

Auch nach Veröffentlichung des Packages wird der Blues Caravan mit mehreren Konzerten in Europa, auch in den Niederlanden fortgesetzt und der geneigte Fan hat noch einmal die Möglichkeit diese Spitzenzusammensetzung live zu erleben und sich eventuell einen erstandenen Silberling unterzeichnen zu lassen. In dem Zusammenhang macht es mich persönlich stolz, dass ich einen kleinen Anteil an dem Album, in Form einiger Bildaufnahmen, hatte.

Line-up:
Vanja Sky (lead vocals, electric guitar)
Bernard Allison (lead vocals, electric guitar)
Mike Zito (lead vocals, electric guitar)
Roger Inniss (bass, vocals)
Mario Dawson (drums, vocals)

Ruf Records (2018)
Stil: Blues Rock

DVD:
01. Intro Tom
02. Low Dowwn And Dirty
03. All Night
04. Crossroads Of Life
05. Married Man
06. Bad Penny
07. One More Train
08. Keep Coming Back
09. Wasted Time
10. Make Blues Not War
11. In The Open
12. Rocket 88
13. The Way Love Was Meant To Be
14. Testify
15. Bad News Is Coming / Bad Love (Medley)
16. Life Is A Bitch
17. Move From The Hood
18. Serious (As A Heart Attack)
19. Give Me Back My Wig

CD:
01. Low Dowwn And Dirty
02. All Night
03. Do You Wanna?
04. Married Man
05. Keep Coming Back
06. Wasted Time
07. Make Blues Not War
08. In The Open
09. Rocket 88
10. The Way Love Was Meant To Be
11. Life Is A Bitch
12. Serious (As A Heart Attack)

Vanja Sky
Vanja Sky bei Facebook
Bernard Allison
Bernard Allison bei Facebook
Mike Zito
Mike Zito bei Facebook
Ruf Records

Ben Granfelt – 18.09.2018, Yard Club, Köln – Konzertbericht

Been-Haupt

Dienstag Abend – Ben Granfelt hautnah  in Köln – und keiner geht hin. Nun gut, ganz so schlimm war es dann doch nicht, aber knapp 35 Leute bei so einem versierten Musiker wie ihm, ist dann doch schon wirklich bitter zu erleben. Der deutsche Michel und seine Michaela gucken halt lieber Fußball oder besuchen Ed Sheeran und Helene Fischer in anonymer Masse weit weg vom Schuss, dann dafür aber zu Wucherpreisen…

Das frühere Mitglied der Lenningrad Cowboys, von Guitar Slingers und Wishbone Ash, samt seiner Rhythmus-Combo Masa Maijanen (bass, bgv) und Drummer Santeri Saksala (auch Mitglied bei den finnischen Proggern Wheel), ließ sich davon aber nicht schocken und lieferte vom Opener „Check Up From the Neck Up„ an – absolut professionell – einen starken Gig ab.

Als zweites Stück folgte direkt mein Favorit des Abends. Granfelt & Co. brachten eine megastarke Version von Gerry Rafferties „Baker Street“, wobei die berühmten Sax-Parts durch Bens Les Paul ersetzt wurden.

Ein weiteres starkes Cover erfolgte mit Pink Floyds Klassiker „Breathe“. In den Fokus gesetzt wurde natürlich das noch relativ frisch auf dem Markt befindliche, neue Album „My Soul To You“, das dann auch mit Tracks wie „A Better Place“, „Mind Your Head And Watch Your Step“, „Life, Living And You“ und dem bluesig-balladesk angehauchten tollen Titelsong angemessen beworben wurde.

Granfelts Wishbone Ash-Phase wurde anhand von „Faith, Hope And Love“ sowie dem „Almighty Blues“ gehuldigt. Mit „Open Road, Open Book“, dem ZZ Top-shuffligen „Hangman’s Tree“ übergehend in „Wayward Child“ (Rory Gallagher) und seinem Paradelied “Going Home” waren weitere markante Songs in die Setlist integriert, bei denen Ben seine technisch brillanten Solokünste auf den insgesamt drei unterschiedlichen Gitarrentypen zu Hauf in den Vordergrund stellte.

Nach dem Konzert zeigte sich der, auch während des Auftritts locker aufgelegte Finne (immer ’ne kleine Anekdote vor den Songs auf den Lippen) von einem Bild aus einem früheren, von uns beleuchteten Gig, ziemlich beeindruckt, das Gernot auf einer Hochglanz-Stahlplatte herstellen lassen und zum Signieren mitgebracht hatte. Somit insgesamt ein schöner Abend, der wirklich  deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Vielen Dank wie immer an Marcus Neu für die Akkreditierung.

Line-up:
Ben Granfelt (lead vocals, electric guitars)
Masa Maijanen (bass, bgv)
Santeri Saksala (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ben Granfelt
Ben Granfelt Band bei Facebook
Yard Club, Köln

Billy F. Gibbons – The Big Bad Blues – CD-Review

Gibbons_300

ZZ Top haben wie auch Lynyrd Skynyrd mittlerweile viel von ihrem einstigen Glanz eingebüßt. Kreativ kommt eventuell mal alle Jubeljahre was, live wird sich in der Regel auf den Lorbeeren von einst ausgeruht und weitestgehend immer das Gleiche runtergespult.

Zumindest bei Billy F. Gibbons scheint in letzter Zeit wieder ein gewisser Ehrgeiz zu verspüren zu sein. Neulich in Essen, wo ja einst die Popularität des Texas-Trios bei uns in Deutschland im Rahmen der legendären Rockpalast-Nächte ihren Ursprung fand, konnte man ihn als Gaststar beim Konzert von Supersonic Blues Machine hautnah wie nie, ja fast zum Anfassen, erleben.

Jetzt hat es das Mitglied der Rock And Roll Hall Of Fame auch noch mal in eigener Sache gepackt. Mit „The Big Bad Blues“ bringt er nach dem dezent Latin-behafteten „Perfectamundo“ sein zweites Solo-Album heraus.

Herausgekommen ist ein, wie der Titel es schon andeutet, deutlich mehr traditionell blues-orientiertes Konglomerat aus Eigenkompositionen und einigen Adaptionen von Tracks altbewährter Genre-Recken wie Muddy Waters (“Standing Around Crying” und “Rollin’ and Tumblin’”) und Bo Diddley („Bring It to Jerome“ und „Crackin’ Up“).

Der Opener “‘Missin’ Yo’ Kissin’” wurde von Billies Frau Gilly Stillwater kreiiert. Der Song wimmelt in modifizierter Form nur so vor Reminiszenzen an große ZZ Top-Stücke wie „La Grange“, „I Thank You“ & Co., von daher ein gelungener Einstieg.

Wenn ein Billy Gibbons singt und seine knarzige E-Gitarre beackert, wird man, egal, was da zum Besten gegeben wird, unweigerlich zu Vergleichen mit ZZ Top animiert. Auf diesem Werk ist die Aura des Texas-Trios aufgrund Gibbons‘ fast ebenbürtiger Stellung dort natürlich auch omnipräsent. Wo sind aber diesmal Unterschiede?

Zum einen durch die anderen Mitspieler: Hier sind mit Mike ‘The Drifter’ Flanigin, Joe Hardy, Greg Morrow, Matt Sorum, Austin Hanks und James Harum, wie nicht anders zu erwarten, exzellente Leute eingebunden.

Gerade James Harum und Mike Flanigin sind dann auch die auffälligen Akteure, die vielleicht den marginalen Unterschied ausmachen. Erstgenannter ist mit seinem nöhligen Harpspiel fast in alle Stücke eingebunden (für meine Begriffe fast zu viel, da Billy an diesem Instrument auch noch mitmischt) und auch an die durch Flanigin eingebrachten Pianotupfer kann ich mich bei ZZ Top nicht in dieser Form erinnern.

Austin Hanks trägt mit seinem E-Gitarrenspiel zu noch größerer Varianz in diesem Bereich bei. Das launige, fast schon strandtauglich im Sinne einer Sixties-Retro-Beach-Party in Szene gesetzte Schlussstück „Crackin‘ Up“ überrascht ebenfalls in seiner Form.

Ingesamt ist Billy F. Gibbons mit „The Big Bad Blues“ ein kurzweiliges, schön kauziges Blues (Rock)-Album gelungen, bei dem nichts dem Zufall überlassen worden ist. Wer der texanischen Interpretation des Genres zugetan ist und natürlich auch der überwiegende Teil der ZZ Top-Anhänger werden ohne jeden Zweifel ihre helle Freude haben.

Concord Records (2018)
Stil: Texas Blues (Rock)

01. Missin’ Yo’ Kissin’
02. My Baby She Rocks
03. Second Line
04. Standing Around Crying
05. Let The Left Hand Know
06. Bring It To Jerome
07. That’s What She Said
08. Mo’ Slower Blues
09. Hollywood 151
10. Rollin’ And Tumblin’
11. Crackin’ Up

Billy F. Gibbons
Billy F. Gibbons bei Facebook

Joe Bonamassa – Redemption – CD-Review

Bona_300

Kaum ein Blues-Musiker hat sich in den letzten Jahren so umfangreich und vielfältig durch die Blues-Sparten gespielt wie Joe Bonamassa. Dabei rausgekommen sind Alben, die unterschiedlichste Blues Richtungen abdecken: Vom Chicago-Blues getränkten Live-Album zu Ehren von Howlin Wolf und Muddy Waters (2015) über die Huldigung seiner englischen Idole auf dem „British Blues Explosion„-Werk (2018), bis zu Kollaborationen mit Beth Hart (2013/2018) und eigenen Song-Kreationen, wie auf „Blues of Desperation“ (2016).

Auf bewährte Begleiter aus den vorangegangenen Produktionen greift Bonamassa bei „Redemption“ gerne zurück, wie z.B. seinen erfahrenen Produzenten Kevin Shirley oder seine langjährigen Bühnen- und Studiomitstreiter Reese Wynans (Keyboards), Michael Rhodes (Bass) und Anton Fig (Schlagzeug), gibt jedoch auch den beiden Leadgitarristen Kenny Greenberg und Dug Lancio ihren verdienten Platz.

Anton Figs schneller Schlagzeug-Wirbel auf „Evil Mama“ lässt John Bonhams Intro zum Klassiker „Rock And Roll“ von Led Zeppelin unwillkürlich zurück ins Gedächtnis kommen und geht dann über in einen Hard Rock-Rhythmus a là Black Stone Cherry – bis die Bläserformation einsetzt und dem Song einen dicken Soul-Anstrich verleiht. Bonamassa beendet den Track gekonnt mit einem seiner fesselnden Gitarrensoli. „King Bee Shakedown“ ist ein Boogie-Stück im Big Band-Stil, voll leidenschaftlichem Rhythm and Blues, mit einer Prise Rockabilly. Die tragische Songgeschichte „Molly O‘“ wird in einen saftigen Hard Rock Blues übergeleitet, der es in sich hat.

„I’ve Got Some Mind Over What Matters“ ist klassischer Chicago Blues und erinnert an „She Caught The Katy“ von Taj Mahal. Eine kleine Songperle liefert Bonamassa mit dem Slow-Blues „Self-Inflicted Wounds“ ab, bei dem er sich auch an tiefgründigem Songwriting versucht und persönliche Erlebnisse eindrucksvoll verarbeitet. Dem Titeltrack und mehr traditionell-geprägtem Delta-Blues-Stück „Redemption“, verleihen die starken Background-Vocals und Joes kerniges Solo zusätzlich einen auffälligen Charakter.

Auf dem Longplayer „Redemption“ wagt Joe Bonamassa zwar erneut den Schritt, 12 eigene Kompositionen einzuspielen, hat hierfür aber eine ganze Truppe erfahrener Songwriter aus Nashville an seiner Seite, die dem Eindruck entgegentreten sollen, hier wird nur auf Altbekanntes zurückgegriffen. Die geschickt ausgefeilten Arrangements wurden in fünf verschiedenen Studios aufgenommen und lassen ausreichend Platz für fette Bläser und Background-Gesang, für einen Big-Band-Sound mit typisch intuitiven Bonamassa Gitarrenparts.

J.B.’s 13. Studioalbum, – die Zahl 13 kann metaphorisch auch für einen Wandel oder einen Umbruch angenommen werden-, markiert ein Verlangen nach Rückkehr oder einen Wusch nach ‚Akzeptanz‘, wie es der Meister in einem kurzen Statement zur Konzeption der Scheibe darstellt.

Den neuen Longplayer als Meilenstein in Bonamassas umfangreicher Werkschau zu bezeichnen, gibt nur unvollständig die vielseitige und textlich tiefgreifende Qualität dieses atmosphärisch wunderbaren Albums wieder. Für Bonamassa Fans ist alles dabei, was das Blues-Herz begehrt. He’s deep in the blues again – und dies auf unübertroffen hohem Niveau.

Mascot Label Group (2018)
Stil: Blues Rock

01. Evil Mama
02. King Bee Shakedown
03. Molly O‘
04. Deep In The Blues Again
05. Self-Inflicted Wounds
06. Pick Up The Pieces
07. The Ghost Of Macon Jones
08. Just ‚Cos You Can Don’t Mean You Should
09. Redemption
10. I’ve Got Some Mind Over What Matters
11. Stronger Now In Broken Places
12. Love Is A Gamble

Joe Bonamassa
Joe Bonamassa bei Facebook
Netinfect Promotion

Josh Smith – 13.09.2018, Schwarzer Adler, Rheinberg – Konzertbericht

JoshS_Haupt

Die meisten Interpreten touren nach Veröffentlichung einer neuen Platte, um diese zu promoten. Auch bei Josh Smith war dies bei seinem Auftritt im Schwarzen Adler der Fall. Die neue Scheibe, „Burn To Grow“, die nun mittlerweile elfte Platte des 39-jährigen, aus Connecticut stammenden Musikers, ist seit Mitte August erhältlich.

Leider war der Publikumszuspruch an diesem Donnerstag Abend nicht so, wie der Ausnahmegitarrist Smith es mit seiner Band verdient gehabt hätte. Die Anwesenden sollten aber nicht enttäuscht werden, denn Smith erfüllte die hohen Erwartungen der Fans, welche er mit seinem starken Konzert im Vorjahr angeheizt hatte, in jeder Hinsicht.

Er präsentierte in einer bunten Mischung aus Songs, nachdem er instrumental eingestiegen war, dann auch sechs Songs aus dem neuen Silberling. Schon zu Beginn des Konzertes gab Smith seinen beiden Begleitern in einer Extended Version von „Pusher“ die Möglichkeit, mit Soloeinlagen ihr spielerisches Können unter Beweis zu stellen.

Steve Jenkins wirbelte über seinen fünfsaitigen Bass und spielte Soli fast wie auf einer E-Gitarre. Vincent Fossett jr., ein Energiebündel mit Rastalocken und Led Zeppelin-Shirt, zeigte, dass er alle Spielarten an den Drums, je nach Bedarf, von dynamisch bis zu dezent ruhig, locker beherrscht. Überhaupt muss gesagt werden, dass die beiden Mitmusiker mit ihrer starken Rhythmusarbeit das Beet so bereiteten, dass Smith sich darauf austoben konnte, um seine Gitarren mal slidend, mal pickend oder brachial mit Plektron zu bearbeiten.

Ich meine zu Beginn eines der Songs einen Drumeinstieg a là Led Zep gehört zu haben. Dass es sich bei Smith aber auch um einen Teamplayer handelt, zeigte sich dadurch, dass er seinen beiden Kollegen im Verlauf des Konzertes immer wieder die Möglichkeit zu Soloeinlagen gab. Nach einigen schon bekannten Songs, betonte er, dass es ihm immer eine Freude sei, neue Stücke zu spielen und präsentierte zunächst „Half Blues“, den Opener der neuen Scheibe.

Das folgende bluesig-soulige „Burn To Grow“ der Titelsong der neuen Platte kann auch als Synonym für das Konzert gesehen werden, dass Smith in seine Musik hineingeboren ist, um sich weiterzuentwickeln und neben dem Blues auch gelungene Einflüsse aus Soul Rock und  einer Art hardrockenden Country zu integrieren. So hatte ein Medley im zweiten Set des insgesamt etwa zweistündigen Konzertes als Basis eine fast cowpunkige Version des Shadows Klassikers „Apache“.

Ein besonderer Höhepunkt war auch das stilistisch an Joe Cocker erinnernde „Through The Night“. Die gute Stimmung in beiden Sets wurde auch durch die sympatische Art von Smith in seinen Ansprachen zu den Songs gefördert, wo er manchmal fast schon mit den Zuhörern spielte und auch seine Zufriedenheit mit deren Reaktionen preis gab. In Phasen, wo Ruhe im Publikum für Songs notwendig war, hätte man bei dem bluesbegeisterten Publikum die sprichwörtliche Nadel fallen hören, um nach gekonnten Soloeinlagen der Künstler diese wieder frenetisch zu feiern.

So vergingen zwei Stunden Blues Rock von feinstem wie im Fluge und man sah im Publikum nur zufriedene Gesichter. Anschließend wurde der Merchandising-Stand, wie schon in der Pause gut frequentiert und Smith nahm sich die Zeit für Smalltalks und das Erfüllen von Autogrammwünschen. So sieht gelebte Fannähe aus!

Der Gig kann als würdiger Opener nach der Sommerpause im Schwarzen Adler gesehen werden und dem Blues-Fan kann geraten werden, eines der noch folgenden Konzerte dieser Tour zu besuchen. Vermutlich wird er sich danach auch  das starke neue Album zulegen.

Ein Dank neben den Musikern für einen begeisternden Abend auch an Ernst Barten für die Akkreditierung und das wie immer freundliche Adlerteam.

Dem geneigten Genre-Liebhaber  in der Reichweite des Schwarzen Adlers sei geraten, im dortigen Programm nachzuschauen und sich noch den einen oder anderen Termin zu reservieren, denn Smith war nur der Beginn einer ganzen Serie hochkarätiger Musiker, die demnächst im Vierbaumer Bluestempel auftreten werden!

Line-up:
Josh Smith (lead vocals, electric guitar)
Vincent Fossett Jr. (drums)
Steve Jenkins (bass)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Josh Smith
Josh Smith bei Facebook
Schwarzer Adler

Ryan McGarvey – 14.09.2018, Blues, Rhede – Konzertbericht

Gav_haupt

Leck mich an de Söck, würde der Rheinländer spontan über diesen Abend im westfälischen Rhede sagen. Da war der aus Albuquerque, New Mexico, stammende Ryan McGarvey im örtlichen blues wieder zu Gast, um dort nach  der Sommerpause die restliche Konzertphase des Jahres einzuläuten.

Und wie! Vor gut zwei Jahren, als er an gleicher Stelle mit dem prominenten Bassisten Carmine Rojas und Antoine Hill seine Künste zum Besten gab, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich enttäuscht. Ein mauer Sound, ein blasser Auftritt, gernervt wirkende Musiker, da hatte ich mir im Vorfeld nach den Preisungen des Kollegen Gernot, deutlich mehr versprochen.

In der Zwischenzeit hatte der Protagonist noch den Tod seines Vaters verkraften müssen und  dadurch bedingt geplante Termine hier absagen müssen. Er scheint aber mittlerweile seine Trauer in neue Energie und schöpferische Kraft umgemünzt zu haben. Eine neue Studio-CD steht für November in den Startlöchern als auch jetzt eine intensive Europa-Tournee mit so einigen (noch anstehenden) Konzerten in Deutschland.

Gestern Abend im Rheder Blues war alles anders. Um es vorwegzunehmen, ein grandioser Gig, der am Ende ganz sicher zu den Top 5 meines Konzertrankings zählen, vielleicht sogar ganz vorne liegen wird, obwohl ich eigentlich gar nicht der Typ für monströse E-Gitarrenkünste bin.

Woran lag es? Ein ganz klarer Grund war die neue Besetzung mit dem agilen Waliser Jung-Schlagzeuger Ollie Harding und dem furios abgehenden Bassisten c (u. a. Blind Guardian, Steve Fister), den ich zwar schon mal bei Michael Lee Firkins in der Band erlebt hatte, aber mit dieser unglaublichen Energie, so nicht in Erinnerung hatte. Kam mir fast vor wie ein von einer Tarantel gestochener Gerry McAvoy…

Fulminant, was der vielbeschäftigte Niederländer auf seinem Instrument da ablieferte. Pumpen, Knarzen, Peitschen, mal mit Plektron, dann mit Zupfen, dazu herrliches Posing in bester Heavy Metal-/Hard Rock-Manier und eine sympathische, freudige Ausstrahlung, die natürlich auch beim Rest-Publikum bestens ankam. Das war Weltklasse! Ich kann mich kaum erinnern, mal eine solche Intensität in Sachen Tieftöner erlebt zu haben.

Diese megastarke Rhythmusfraktion färbte natürlich auch auf den Fronter ab, der seine beiden Arbeitsgeräte, eine Gibson Les Paul und eine Stratocaster, einer höchst-intensiven Nutzung unterzog. McGarvey zeigte im Prinzip, alles was so an handwerklichen (Soli, Slide) Spielereien und Effekten (u. a. Hin- und Herklickern am Stellknopf seiner Les Paul,  Wedeln am Verstärker, etc.) möglich ist, bis zum mit den Zähnen und auf dem Rücken spielen, bei der zweiten Zugabe  „Hey Joe“ in der besten Version, die ich je von diesem Stück live erlebt habe. Selbst sein eher zurückgenommener Gesang kam mir deutlich verbessert vor.

Auch die Songs, vom Opener „Feeling Like I Do“ an, über Sachen wie u. a. dem energiegeladenen Slow Blues „Ain’t Enough Whiskey“, „Prove Myself“,  dem quirligen Instrumental „Texas Special“, der schönen Ballade „My Heart To You“, „Blues Knockin‘ At My Door“,  dem vehement shuffelnden „Joyride“, dem Stampfer „Memphis“ bis hin zu seinem Paradestück „Mystic Dream“ (in einer 20-Minuten-Version) überzeugten in ihrer Vielfalt, ungemeinen Power und Stringenz.

Selbst bei den beiden Zugaben „Who Would’ve Thought“ und dem erwähnten „Hey Joe“ ging das Trio bis an seine Grenzen und wuchs förmlich über sich hinaus. Klar, dass McGarvey, Harding und Courbois für Ihren glänzenden Auftritt nahezu frenetisch gefeiert wurden, der dann am Merchandising-Stand mit den Smalltalks, Autogrammen und Selfies noch seine Fortsetzung fand.

Barend Courbois erzählte uns noch draußen bei einer Zigarette, dass die drei sich erst seit vier Tagen kennen würden und nur zweimal kurz zusammen geprobt hatten. Angesichts der gezeigten Leistungen – der helle Wahnsinn! Wer, was die nächsten Termine des Trios betrifft, Zeit hat oder noch unschlüssig sein sollte, dem sei von unserer Seite wärmstens ein Besuch empfohlen. Das ist mega-dynamischer Heavy Blues Rock der Extraklasse!

Vielen Dank auch an blues-Chef André Knoch für einen unvergesslichen Abend!

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, electric and slide guitar)
Barend Courbois (bass)
Ollie Harding (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Ryan McGarvey
Ryan McGarvey bei Facebook
Blues Rhede
Double K Booking