Kathy Mattea – Right Out Of Nowhere – CD-Review

Mit fast dreißig Jahren Bühnenerfahrung und über zwanzig-jähriger Präsenz in Nashville zählt die 1959 in Cross Lane, West Virginia geborene Kathy Mattea ohne Zweifel zu den etablierten Größen von Music City. Weit mehr als ein Dutzend Longplayer, eine gute Hand voll Top-Ten-Hits, zahlreiche Auszeichnungen, wie CMA-Awards oder Grammys in den unterschiedlichsten Kategorien gelten als Indiz dafür, dass ihr Name für Abwechslung, Ausdauer und Qualität bürgt. Mattea hat trotz ihrer Country-Singer/Songwriter-Attitüde immer wieder experimentiert und versucht, unterschiedlichste Arten und Stile in ihre Musik einzuflechten, manchmal mehr, manchmal weniger kommerziell ausgerichtet.

Mit „Right Out Of Nowhere“ hat sie diesmal ein wunderbares, recht selbstbezogenes Werk abgeliefert, obwohl sie nur bei einem einzigen Song als Co-Writerin in Erscheinung tritt. Als Hintergrund kann man den Tod beider Elternteile sowie das Scheitern ihrer langjährigen Ehe vermuten. In vielen Texten drängen sich autobiographische Bezüge zur Interpretation förmlich auf. Trotz der nachdenklichen und sehr persönlich anmutenden Atmosphäre, die sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht, ist ihr ein starkes Werk gelungen, das voller Abwechslung steckt Von Depression oder Resignation keine Spur.

Im Gegenteil, Stücke wie „Loving You, Letting You Go“, „I Hope You’re Happy Now“ oder „Give It Away“ gelten als Indiz für einen weit vorangeschrittenen, positiv zu bewertenden Verarbeitungsprozess. Kathy Matteas neue Scheibe lebt aber nicht nur von der textlichen Qualität, sondern, neben ihrer wie immer sehr variablen Gesangsperformance, auch von dem außergewöhnlichen, geradezu hervorstechenden, instrumentellen Können ihrer langjährigen großartigen Tour-Begleitband, die sich diesmal auch im Studio „austoben“ durfte.

Was Leute wie Bill Cooley (guitars, dobro), Carson Whitsett (keyboards), Eamonn O’Rourke (fiddle , mandolin), Jim Brock (drums, percussion), Rick Blackwell (bass), Randy Leago (keyboards, accordion, harmonica), Paul Martin (background vocals), Terry Wilson (background vocals), John Vezner (background vocals), aber auch Gäste wie Suzy Bogguss, Darrell Scott, die Settles Connection (alle background vocals) oder Jim Hoke (harmonica) an musikalischen Highlights abliefern, ist fast nicht zu toppen. Hier greift ein Instrument stimmungsvoll ins andere, immer wieder mit kleinen auf den Punkt gebrachten Solo-„Schlagabtäuschen“ als Sahnehäubchen vollendet.

Man merkt sofort, das hier eine richtig eingespielte Truppe zur Tat schreitet. Ein wahres Audio-Erlebnis, besonders mit dem Kopfhörer! Das Werk startet direkt mit zwei absoluten „Earcatchern“. „Right Outta Nowhere“, eine richtig entspannte Nummer, mit wunderschöner Orgeluntermalung, klasse Akkordeon-Fills und starker Gitarrenarbeit von Bill Cooley, anschließend außergewöhnlich gut gelungene Stones -Cover „Gimme Shelter“, das von einem kratzigen Akustik-Gitarrenrhythmus und fulminanter Percussion-Leistung getragen wird, inbegriffen Mandolinen-, Flöten- und Akustik-Solo-Einlagen. Prachtvoller Bluegrass-rooted Singer/Songwriter-Rock voller herrlicher Rhythmik! Toll!

Ihrem schottischen Folk-Studium Anfang der Neunziger zollt sie mit „Love’s Not Through With Me Yet“ Tribut, wo keltische Elemente (Whistle-Töne) und Country-spezifische Songstrukturen ineinander fließen. Bei Stücken wie „Hurt Some“ (mit klasse Dobrospiel), dem bluesigen CCR-Cover „Down on The Corner“ oder „Wade In The Water“ wird dank der Background Vocals der Settles-Familie (Connection) eine sehr dezente Gospel-Note mit eingeflochten, ohne aber allzu dominant zu wirken. Alles ist sinnvoll zusammengefügt!

Ein starkes, country-orientiertes, melodisches Singer/Songwriter-Album mit jederzeit präsenten Bezügen zu Nashville, jedoch weit entfernt vom Mainstream-Country! Kathy Matteas „Right Out Of Nowhere“ passt hervorragend in die nun beginnende herbstliche/winterliche Zeit, an der die Abende länger werden, wo man sich gerne mal bei dezenter Kerzenbeleuchtung auf der Couch in eine Decke kuschelt, um sich dann bei einem guten Gläschen Wein, Whisky oder Cognac zu herzerwärmend guter Musik die verdiente Entspannung zu gönnen.

Narada Records (2005)
Stil: Singer/Songwriter

01. Right Outta Nowhere
02. Gimme Shelter
03. Hurt Some
04. Love´s Not Through With Me Yet
05. Loving You, Letting You Go
06. Live It
07. I Hope You’re Happy Now
08. Down On The Corner
09. Only Heaven Knows
10. Give It Away
11. Wade In The Water

Kathy Mattea
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Jeremy McComb – My Side Of Town – CD-Review

Herrlich erfrischende, von einem lockeren, flockigen, wunderbar ländlichen „Carolina-Feeling“ durchzogene, großartige Countrymusic des jungen Jeremy McComb, der für seine gerade mal 26 Jahre schon einiges hinter sich. Aufgewachsen in der Nähe von Washington, wurde er schon frühzeitig von seinem Vater, ebenfalls Berufsmusiker, im Alter von zwölf Jahren auf die Bühne gehievt und zum Singen animiert. Er entdeckte somit frühzeitig seine Liebe zur Countrymusic, tourte schon als Teenager durch die Lande und arbeitete später dann erst einmal als DJ für eine Radiostation.

Der bekannte Singer/Songwriter/Produzent/Manager JP Williams offerierte ihm am Rande seiner Radio-Show zunächst einen Job als Tour-Manager für den bekannten Country-Comedian Larry „The Cable Guy“, änderte seine Pläne nach einer Gesangsanhörung McCombs aber sehr schnell ab und verpflichtete ihn direkt als Interpreten für sein Label „Parallel Entertainment“, das jetzt auch dieses hervorragende Debüt veröffentlichte. Produziert hat das Werk kein Geringerer als der exzellente Drummer Paul T. Riddle, einst Gründungsmitglied der legendären, auch in Country-/Countryrock-Kreisen hoch geschätzten Southern Rock-Truppe The Marshall Tucker Band, der neben seiner Tätigkeit an den Reglerknöpfen natürlich auch das Schlagzeug in seiner gewohnt markanten und versierter Form bedient.

Eine sehr gute Wahl, wie die zwölf auf dem Album vertretenen Stücke schnell verdeutlichen. Jeremy McComb ist mit einem außergewöhnlichen musikalischen Talent gesegnet. Seine exzellente, sehr gefällige, angenehme Stimme (gelegentlich kommt einem Bruce Robison in den Sinn) passt toll zu der lockeren Atmosphäre, die sich durch sämtliche Stücke zieht. Drei der Songs stammen aus seiner eigenen Feder („I Can Live With That“, „You’re Killin’ Me“ und das abschließende „Perfect“, mit wunderbarem Marshall Tucker-Flair), die allesamt in puncto Qualität den übrigen Fremdkompositionen (u.a. mit einiger Prominenz, wie z.B. Bob Dylan, Bobby Pinson, Liz Rose, Craig Wiseman, u.s.w.) in Nichts nachstehen. Der Opener und gleichzeitig die erste Single des Albums, „Wagon Wheel“, kann sogar mit einer ganz eigenwilligen Geschichte aufwarten.

Die Nummer wurde in den Siebzigern von Bob Dylan begonnen zu schreiben, dann fast 30 Jahre in der „Schublade“ belassen um schließlich von Ketch Secor (The Old Crow Medicine Show) textlich und musikalisch vollendet zu werden. Eine tolle, traumhaft melodische, locker Countrynummer, instrumentiert mit feinen, transparenten Gitarren und großartigen Fiddle-Passagen (Aubrey Haynie), sehr traditionell fundamentiert, dennoch ungemein zeitgemäß und alles andere als „hausbacken“. Wie die gesamte Musik dieses Albums! McComb versteht es prächtig die reinen, puren Countrytraditionen in ein stets auf der Höhe der Zeit befindliches, musikalisches Gewand zu stecken, das die Barriere zwischen „Pure“ und „Modern“ Country geradezu spielerisch überwindet.

Alles kommt, auch dank der lebendigen Produktion (großes Lob für Paul T. Riddle!), der tollen Gitarren-Arbeit von Rusty Millner und Ronald Radford (auch klasse Steelguitar) und nicht zuletzt aufgrund McCombs starkem Gesang überaus frisch zur Geltung. Hier hat alles Hand und Fuß! Die Trackliste ist zudem überaus abwechslungsreich. „Slow Me Down“ zum Beispiel ist ein flotter New Country-Feger mit einer schönen Banjo-Untermalung und sogar dezentem Southern-Touch, bei „Next Time I Leave“ sind Steel- und E-Gitarre tonangebend in Verbindung mit einer gewissen Dramaturgie im Refrain (die Nummer wäre auch für Dierks Bentley maßgeschneidert), „This Town Needs A Bar“ ist eine pure, lupenreine Traditional-Country-Ballade (klasse Mandoline, Piano, Steel, Fiddle).

Das musikalisch zum Songtitel passende Gute-Laune-Stück „Miss Mexico“ geht richtig rhythmisch durch Mark und Bein (tolle spanische Akustikgitarre/Mandoline) und hat als I-Tupfer noch ein glänzendes Bradford E-Gitarren-Solo zu bieten. Eine tolle Country „Schön-Wetter-Nummer“ voller Chartpotential.gibt’s dann mit „Day One“ (hat gar etwas von Garth Brooks, klasse Dobroeinlagen von Randy Kohrs). Hier zeigt Jeremy, dass er für größere Taten bereits vorzüglich gewappnet zu sein scheint. Balladesk wird es dann nochmals bei „Cold“, etwas flotter wieder bei „Not Tonight“ (Fiddle- und E-Gitarren-betont), bis schließlich am Ende das bereits erwähnte, herrlich entspannte, im Dunstkreis der Marshall Tucker Band befindliche „Perfect“ (Jeremy ist beim Songwriting hier scheinbar vom kürzlich verstorbenen Geogre McCorkle inspiriert worden – McCorkle wird auch in den Credits erwähnt) ein durchgehend starkes Album einen Abschluss findet, dass sowohl Traditionalisten als auch Vertreter modernerer Countrytöne begeistern wird.

Ein erstaunlich reife Leistung für einen so jungen Burschen. Mit Jeremy McComb reiht sich ein neuer, erfrischender, junger, sehr viel versprechender Künstler nahtlos in die Riege von Leuten wie Jon Randall, Gary Allan, Dierks Bentley, Brian McComas oder einem lockeren Jason Aldean ein, der in Nashville sicher noch einiges von seinem enormen Potenzial ausspielen wird. Ein glänzendes Debüt!

Parallel Records (2008)
Stil: New Country

01. Wagon Wheel
02. Slow Me Down
03. We Were Something
04. Next Time I Leave
05. This Town Needs a Bar
06. Miss Mexico
07. I Can Live With That
08. Day One
09. Your Killin’ Me
10. Cold
11. Not Tonight
12. Perfect

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Mark McGuinn – One Man’s Crazy – CD-Review

Zweiter Streich des Mannes mit dem Country-untypischen Outfit, der statt Stetson eine Vorliebe für Barette und Pepita-Hüte zu besitzen scheint. Sein Debütalbum schlug vor 5 Jahren mit über 135.000 erkauften Einheiten und der Hit-Single „Mrs. Steven Rudy“ ein wie eine Bombe. Zurecht. Denn der einst ambitionierte Soccer-Spieler brachte mit seinen interessant erzählten Stories und der musikalisch recht eigenwilligen Mischung aus kauziger Stimme, modernem Drumsound in Kombination mit Country-tradionalistischen Steel- und Banjotönen, eine recht ungewöhnliche, aber trotzdem äußerst radiofreundliche Mixtur in das Geschehen rund um Music City ein.

Mittlerweile hat McGuinn mit Jim Foster sein eigenes Label „Blue Flamingo Records“ gegründet und legt jetzt mit „One Man’s Crazy“ sein nächstes Studiowerk vor. Als ‚Popkorn mit Sauce Hollandaise’ charakterisiert er seinen Stil und irgendwie behält er damit recht. Auch sein neues Werk kann man nicht so leicht in irgendeine musikalische Schublade packen. Das eröffnende Titelstück „One Man’s Crazy“ knüpft zunächst wieder nahtlos an das Debüt an. Kräftiges Drumming, ein trockene Banjountermalung, nette E-Gitarren-Fills und ein schönes Gitarrensolo – letztlich aber vereint in einer angenehmen, etwas poppig anmutenden Melodie mit einem zur Toleranz appellierenden, guten Text.

„115Lbs“ hat dank einer brillant gespielten E-Piano-Untermalung ein bisher ungewohnt bluesiges Flair. Im weiteren Verlauf dominieren eine ganze Reihe von radiofreundlichen Stücken („Bring ‚Em Back“, „Turtle“, „Trampoline“, „Big Girl“), die manchmal, aufgrund stimmlicher Ähnlichkeiten, im weitesten Sinne einen entfernten Bezug zu den Rascal Flatts aufweisen, aber irgendwie auch etwas von James Taylor zu haben scheinen. Richtig Country-traditionell wird es dann plötzlich im Mittelteil bei „Better A Painful Ending“, wo Mark ein Duett mit der Tammy Wynette/George Jones-Tochter Georgette Jones zum Besten gibt. Völlig „durchgeknallt“, aber sehr stark, geht es dann wieder bei „Y“ zur Sache (enthält ein brillantes, wieselflinkes, ungemein virtuoses Gitarrensolo), wo er sich beim philosophisch anmutenden Sprechgesangs-Text quasi förmlich überschlägt.

Zwischendurch werden dann immer wieder recht entspannte Balladen eingestreut („Everest“, „Wide Open“, „More Beautiful Today“), die sich durch eine recht klare Instrumentierung mittels Akustikgitarre und Piano auszeichnen. Letztgenanntes Lied verarbeitet noch mal die Ereignisse rund um den 11. September! Beim abschließenden „Hidden Track“, einem akustischen, angejazzten Barroom-Blues mit integriertem Trompeten-Solo, tritt dann noch mal Marks jazziger Background in den Vordergrund. Fazit. 15 prima Stücke mit einer Spielzeit von fast einer Stunde im glasklarem Sound produziert, geschrieben wieder ausnahmslos von Mark mit einigen arrivierten Co-Komponisten wie Don Pfrimmer, erneut textlich unterhaltsam erzählt und kauzig besungen, instrumental (auch dank der starken Musiker) noch variabler als der Vorgänger.

Ein künstlerisch Cartoon-mäßiges Titelbild (Mark mit Dobro und Regenschirm in US-Farben auf dem Drahtseil, von dem Musiknoten herabregnen), sowie ein Klappbooklet mit allen Texten und Infos runden ein nicht ganz alltägliches New-Country-Werk ab. Schon wirklich ein bisschen verrückt dieser Mark McGuinn, aber eine echte Bereicherung der Szene in Nashville!

Blue Flamingo (2006)
Stil: New Country

01. One Man’s Crazy
02. 115LBS
03. Deep
04. Bring ‘Em Back
05. Turtle
06. One Man’s Crazy
07. Trampoline
08. Centerville
09. Mona Lisa
10. Everest
11. Y
12. Wide Open
13. Big Girl
14. One Man’s Crazy

Mark McGuinn
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Lori McKenna – Unglamorous – CD-Review

Fünftes Album von Lori McKenna, zum ersten mal unter einer „Major-Flagge“ und produziert von Tim McGraw und Byron Gallimore! Wundervoller, höchst anspruchsvoller, von Loris grandioser Songwriter-Kunst, Melodik und vorzüglicher Stimme getragener, genauso rootsig veranlagter, wie modern und radiotauglicher Americana-/New Country-Rock-Pop, der sie endgültig in der „ersten Liga“ etablieren dürfte. Die sehr gefragte, geschätzte und äußerst beliebte Singer/Songwriterin hatte ja in den letzten Jahren schon des Öfteren mit dem Faith Hill-/Tim McGraw-Clan zusammengearbeitet.

So schrieb sie beispielsweise einige sehr erfolgreiche Songs für deren letzte Alben und partizipierte auch an der diesjährigen U.S.-Tour der beiden. Unter diesen Vorzeichen dürfte eine Polarisierung nicht nur der McGraw-/Hill-Klientel, sondern der gesamten New Country-Szene vorprogrammiert sein. Recht so, denn Lori hat eine Menge zu bieten, auch abseits des Nashville-Mainstreams! Diverse Kritiker werden sicher nun „aufschreien“, dass die 36-jährige fünffache Mutter möglicherweise ihre bisher bewahrte Zwanglosigkeit der „heilen Independent-Welt“ zugunsten eines Nashville Major-Deals aufgeben könnte, doch die Sorgen sind völlig unbegründet. Zudem hat sie es absolut verdient, irgendwann einmal die Früchte einer kontinuierlich guten Arbeit zu ernten.

McGraw und Gallimore halten sich angenehm zurück und lassen der Künstlerin wirklich genug Freiheit und Spielraum , ihre eigenen Ideen und Intensionen umzusetzen. Die Songs klingen vielleicht nicht mehr ganz so „rough“ und unbehandelt wie früher, sind zum Teil etwas moderner und „mainstreamiger“ gehalten, doch das kommt richtig gut, denn Lori bewahrt zu jeder Sekunde des Albums ihre rootsigen Wurzeln und findet somit die nahezu perfekte Synthese zwischen rootsiger Americana-/Alternate Country-Musik und sehr melodischem, Nashville-kompatiblen Top 40 New Country-Rock-/Pop! Als prallten die Philosophien von Lucinda Williams, Linda Ronstadt, Faith Hill und Sheryl Crow aufeinander!

Klasse! Natürlich hilft auch die große Schar erfahrener 1A-Musiker wie Shannon Forrest, Bryan Sutton, Glenn Worf, Dan Dugmore, Tom Bukovac, Tony Harrell, Stuart Duncan etc. in beeindruckender Selbstverständlichkeit diesen Balanceakt zu bewältigen, sich nicht zu sehr von McKennas Ursprünglichkeit wegzubewegen. Dazu kommt noch jede Menge Background-Gesangs-Prominenz wie von Hill, McGraw und Gallimore persönlich, aber auch von Greg Barnhill, Bekka Bramlett, Kelly Willis und Buddy Miller, die alle ebenfalls mit vornehmer Zurückhaltung, jedoch wunderbar harmonisch ihren Beitrag leisten. Loris Stimme klingt frisch und variabel. Es scheint ihr sichtlich Freude zu bereiten ihre bewährten kleinen Alltagsgeschichten zu präsentieren.

Der großartige Eröffnungstrack „I Know You“ beispielsweise, beginnend mit einem schönen kurzen Baritone E-Gitarren-Intro, entwickelt sich mit vielen integrierten Tempowechseln zu einem interessant und peppig gestalteten Roots-Pop-Rock-Song, bei dem eine klasse Akustik-, E-Gitarren- und Mandolinenarbeit hervorstechen. Phantastisch auch das anschließende Titelstück „Unglamorous“, eine flotte, dynamische, von einem tollen Bass-Groove angetriebene, herrlich melodische, Americana-angehauchte New Country-Pop-Nummer! Einige Gänge runtergeschaltet wird dann bei „Your Next Lover“, wobei das melancholische Country-Flair des Songs durch dezente, in keinster Weise störende Streicherpassagen hervorgehoben wird. „I’m Not Crazy“ bewältigt McKenna danach in lockerer Sheryl Crow-Manier. Bei „Falter“ einem wundervollen, introvertiertem Kleinod, ist sie dagegen wieder ganz sie selbst.

Etwas poppiger wird es dann wieder bei dem schönen „Witness For Your Life“, besonders im Refrain. Das Lied erinnert ein wenig an die Sachen von Stevie Nicks. Schön hier die Mandolinen-Fills und das herrliche E-Gitarren-Solo von Tom Bukovac. Eine tolle „Cryin’ In My Beer“-Countryballade der etwas anderen Art gibt’s dann mit dem starken „Drinkin’ Problem“ (klasse Mandolinen-/Gitarren-Begleitung). Hier wird nicht voller Selbstmitleid vor sich hingesäuselt, sondern sich in bester McKenna’scher Art unverblümter den Tatsachen gestellt. Stark die von Tim McGraw auf den Punkt eingestreuten Harmony-Parts. Ebenfalls mit feiner Countrynote (Fiddle, Steel) werden bei „How To Survive“ in humorvoller Weise die Probleme einer Alltags-Beziehung reflektiert.

Das für Loris Verhältnisse recht aggressiv vorgetragene „Written Permission“ überrascht dann mit einem leicht psychedelisch angehauchten, Roots-poppigen Ambiente. Der forsch dahinpreschende Rhythmus hat viel pep! Bei den beiden großartigen Schlussnummern „Confetti“ (in der Art einer Nanci Griffith oder Mindy Smith) und dem autobiographischen „Leaving This Life“ (hier wird der Tod ihrer Mutter behandelt, als Lori gerade mal sechs Jahre alt war) findet McKenna dann wieder zu ihrer ursprünglichen, nachdenkliche Singer-/Songwriter-Mentalität zurück.

Fazit: Trotz der durchaus etwas moderneren musikalischen Gangart hat Lori McKenna mit „Unglamorous“ in keinster Weise „ihre Seele verkauft“. Im Gegenteil, ihre Songs klingen glaubwürdig wie eh und je. Toller, manchmal zurückhaltender, nachdenklicher, dann aber auch wieder sehr peppiger, würziger und flotter Roots-, Country-,-Rock-, Pop-, Singer-/Songwriter-Stoff einer Interpretin, die auch unter der „Major-Regie“ eine Menge zu sagen hat. „Unglamarous“ und überaus beeindruckend! Daumen senkrecht nach oben für Lori McKenna!

Warner Records (2007)
Stil: New Country / Singer/Songwriter

01. I Know You
02. Unglamorous
03. Your Next Lover
04. I’m Not Crazy
05. Falter
06. Witness to Your Life
07. Drinkin’ Problem
08. How To Survive
09. Written Permission
10. Confetti
11. Leaving This Life

Lori McKenna
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Jo Dee Messina – Delicious Surprise – CD-Review

Jod

Curb Records ist in der New Country-Szene eines der Label, die den meisten Aufwand für ihre unter Vertrag stehenden Performer betreibt. Um in den Genuss dieser Vergünstigungen zu kommen, muss in der Regel allerdings seitens des Künstlers im Vorfeld beständige und erfolgreiche Arbeit geleistet worden sein. Diese Attribute kann Jo Dee Messina mit gutem Gewissen für sich beanspruchen. Nach ihrem 2003 erschienen „Greatest-Hits“-Album, das sich monatelang, auch aufgrund vier toller neuer Bonustracks, in den Charts hielt, hat die Wartezeit nun ein Ende. Mit „Delicious Surprise“ präsentiert der 34-jährige Rotschopf sein fünftes Werk. Und das ist wieder mal hervorragend gelungen! Sämtliche Songs sind der temperamentvollen, Energie geladenen Sängerin regelrecht auf den Leib geschrieben, wobei sie zu einem Drittel der Kompositionen selbst beigetragen hat.

Wie anfangs erwähnt hat Curb Records frei nach dem Motto „Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt“ ein sicher außergewöhnliches Budget für diese Produktion angesetzt. Die Reglerknöpfe übernahmen neben Jo Dee, wie sich bereits früher andeutete, klingende Namen wie Byron Gallimore, Tim McGraw und Mark Bright. Bei den Songwritern kann man sich an den allseits bekannten Hitgaranten wie u. a. Chris Farren, George Teren, Tom Shapiro, Joe Diffie, Anthony Smith, Mark Selby, Katrina Elam, Hillary Lindsey, Troy Verges oder Brett James erfreuen, in Sachen Musiker ist die lange Liste der erstklassigen Leute noch erheblich länger. Jede Position ist an den genretypischen Instrumenten mindestens zweifach besetzt.

Zudem wurde noch ein aufwendiges, sehr professionelles Fotoshooting integriert, wobei das Faltplan-artige, neunseitige Cover, dass zudem alle wichtigen Infos enthält, auf der Rückseite zu einem Poster (Jo Dee in einer Flicken-Lederhose mit E-Gitarre, ein wirklich tolles Bild) aufgeklappt werden kann. Die männliche Klientel darf sich sogar freuen, Jo Dee auch mal bauchfrei betrachten (Backcover) zu können. Achja, und das wichtigste, die Musik passt natürlich auch. Knackig, satter, moderner New Country-Pop, der voll im Saft steht! Jo Dee, wie man sie kennt und liebt!

Schon der Opener „Not Going Down“, eine äußerst frische, Energie geladene Nummer mit knackigen Drums, schönen Backgrounds und dezenten Orgeltönen, präsentiert die Messina wie eh und je. Man spürt förmlich, wie „heiß“ sie auf dieses Album war – übrigens ihr „Ehrlichstes“ laut eigener Aussage in den Credits. „Delicious Surprise (I Believe It)“ hat, wie auch die erste Single „My Give A Damn’s Busted“ versprüht sogar leichtes Southern-Flair. Beide Nummern rocken richtig klasse, mit kratzigen Fiddels, klasse Dobro-Passagen und dezentem, aber gutem E-Gitarrenspiel. Die genannte erste Single erinnert in Auszügen, bei zum Teil eingefügten Sprechpassagen, etwas an eine Shania Twain. Das Stück hat in den Billboard-Charts bereits Platz 5 erklommen, mit Pfeil nach oben, und das Album wird, da muss man kein Prophet sein, in Kürze nachziehen.

Sehr schön auch die aus Jo Dees alleiniger Feder stammende, kraftvolle Ballade „It Gets Better“, fernab jeden Kitsches, dank toller Instrumentierung mit Mandoline, Dobro und Steel-Gitarre. Überhaupt sind diese ganzen erlesenen Instrumentaldarbietungen der Könner wie Brent Mason, Tom Bukovac, Bryan Sutton, Dan Dugmore, Faul Franklin oder Russ Pahl, u.s.w. neben dem temperamentvollen Gesang der Hauptakteurin das Salz in der Suppe. Die Produktion, sowie der Sound sind als überaus knackig und klar zu bewerten. Jo Dee Messina hat sich mit „Delicious Surprise“ eindrucksvoll in Nashville zurückgemeldet.

Curb Records (2005)
Stil: New Country

01. Not Going Down
02. Someone Else’s Life
03. Delicious Surprise (I Believe It)
04. It Gets Better
05. Who’s Crying Now
06. My Give A Damn’s Busted
07. It’s Too Late To Worry
08. Life Is Good
09. Love Is Not Enough
10. Where Were You
11. I Wear My Life
12. You Were Just Here

Jo Dee Messina
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Dean Miller – Platinum – CD-Review

Dea

Für Nachkömmlinge berühmter Musikerpersönlichkeiten erweist sich der Weg im gleichen Business unterzukommen, trotz zweifellos günstiger Startbedingungen, oftmals steiniger als erwartet. Ein Beispiel für diese These ist Dean Miller, Sohn der Countrylegende Roger Miller („King Of The Road“)! Rein äußerlich eine Mischung aus einem jungen Johnny Cash und Tom Hanks, schien dieser schon relativ frühzeitig dafür prädestiniert zu sein, sowohl im Musikgenre, als auch im Schauspielfach Fuß fassen zu können. Letztendlich überwogen aber die musikalischen Roots. Seine Ursprungs-Band „The Sarcastic Hillbillies“ hatte keine Lust auf vermeintliches „Stardom“, und so versuchte Dean Anfang der Neunziger, mit ein paar Songs im Gepäck sein Glück in Nashville. Schnell war er aufgrund seines Namens, insbesondere aber seines Talentes, ein gern gesehener Gast bei Songwriting-Sessions.

Mehr sollte aber für längere Zeit nicht herausspringen. 1997 schien dann doch der Durchbruch geschafft zu sein. Sein Debütalbum wurde seitens des Labels mit großem Aufwand produziert und auch gepuscht, der Erfolg stellte sich allerdings, trotz hervorragender Kritiken (die New York Times listete die CD unter den zehn besten Alben des Jahres), nicht ein, und zu mehr als einem intensiven Partyleben sollte es für einige Jahre nicht reichen. Miller musste sich irgendwann mit weltlichen Jobs durchschlagen, die aber laut eigener Aussage seinen Blick für die Realität wiederbelebten, und ihn zu einem besseren Mensch werden ließen. Er begann erneut Songs zu schreiben, und es gab mit Stücken u. a. für Terri Clark, Trace Adkins und George Jones erste Erfolge zu vermelden. Mittlerweile hat sich Koch Records des geläuterten Newcomers von einst angenommen und sein neues, ganz großartiges Album „Platinum“ veröffentlicht.

Elf Stücke alle im 3-Minuten-Single-Format, die zeigen, dass Dean Miller als aktiver Musiker nichts verlernt hat. Im Gegenteil, das Werk hat eigentlich alles, um den lang ersehnten Durchbruch endgültig zu vollziehen. Neun Stücke davon stammen aus Deans eigener Feder (z.T. mit Co-Writern), ein Cover von Fred Eaglesmith „105“, und eine recht eigenständige Version eines Liedes von Vater Roger „I’ve Been A Long Time Leaving“. Kurzweil war wohl das Motto, unter dem das Werk eingespielt wurde. Miller betonte, dass er keine Lust auf Experimente habe, und gab sich selbst ein recht knappes Zeitlimit zur Produktion des Silberlings. Zweifelsohne die richtige Herangehensweise, denn das Songmaterial ist exzellent, ohne auch nur den Ansatz von Hängern, die Texte zum Teil amüsant und voller autobiografischem Anstrich. Dazu kommen absolut überragende Musiker, die an Millers Kompositionen offensichtlich großen Gefallen gefunden haben. Herausragend dabei die starken Gitarristen Kenny Greenberg und Jeff King, Piano-Mann Gordon Mote und Steel-Koryphäe Russ Pahl, die allesamt immer wieder wohl dosierte Glanzpunkte im Rahmen der knapp bemessenen Zeit zu setzen wissen.

Wie bereits erwähnt, schwierig den einen oder anderen Song explizit herauszunehmen, man kann alle elf Stücke lobpreisen. Der Opener „Hard love“ mit seinem satten Dobro-E-Gitarrenintro, zeigt einen stimmlich frischen Dean Miller in Manier eines Johnny Cashs, an der Grenze zum Sprechgesang, dazu kommen tolle Steel- und E-Gitarrenduelle; „Ready For The Rain“, eine Outlaw-Country-Ballade, sehr atmosphärisch mit den berühmt-berüchtigten Telecaster-Fills und „Orgel-Pfeifen“ in Szene gesetzt; zwei weitere starke Balladen „Stronger Than Your Love“ und das bluesige „Coming Back To You”(bärenstarkes Gitarrenspiel von Greenberg und King), die ein wenig texanisches Esprit eines Radney Fosters versprühen; der kraftvolle Southern-Rocker „On A Good Day“ mit den klimpernden Honkytonk-Pianopassagen eines Gordon Mote (Skynyrds Billy Powell lässt grüßen) und klasse Double-Leads erneut vom prächtig harmonierenden Guitar-Duo Greenberg/King! „Right Now“, der einzige Countrysong mit etwas poppigem Charakter, sollte als Single ausgekoppelt werden: Sehr radiotaugliche, schöne Melodie, auch mit ein wenig Phantasie kompatibel auf Acts wie Drew Womack/Sons Of The Desert, Rushlow oder Rascal Flatts – kratzige Akustikgitarre, schöne Orgel-Fills und ein tolles E-Gitarren-Solo inbegriffen. Stark!

Zum Ausklang noch zwei humorige Nummern, „Yes Man“, das zeigt, was Männer so alles für die Liebe zu einer Frau in Kauf nehmen, und eine kleine, spaßige Abrechnung mit Nashvilles Entscheidern bei „Music Executive“ (köstlicher, mitgrölbarer Text: „I’m a music executive, I’m an industry star, ‘Got no time to listen, I’m too late for the bar“…). Dean Miller hat ein starkes, ausgeglichenes und sehr sauber produziertes Werk hingelegt. Er wirkt gereifter denn je und scheint offensichtlich den Spaß am Songwriting und Musizieren wieder gefunden zu haben. Wenn jetzt mit dieser CD nicht der Durchbruch gelingt, wann eigentlich dann? Klasse Musik, sowohl für Traditionalisten, als auch für Verfechter modernerer New Country-Songs!

Koch Records (2005)
Stil: New Country

01. Hard Love
02. 105
03. Ready For The Rain
04. Whiskey Wings
05. Stronger Than Your Love
06. I’ve Been A Long Time Leaving
07. Coming Back To You
08. On A Good Day
09. Right Now
10. Yes Man
11. Music Executive

Dean Miller
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Scott Miller & The Commonwealth – Reconstruction – Live – CD-Review

Mill

Ich hatte im April 2006 im Rahmen des mittlerweile außerordentlich renommierten Americana/Roots-Festivals „Blue Highways“ im niederländischen Utrecht das für Europa seltene, dafür aber um so genussvollere Vergnügen, Scott Miller and The Commonwealth einmal live erleben zu dürfen. Dort mussten der Ex-Frontmann der legendären Rootsrock-Formation „The V-Roys“ und seine Truppe als „Opening-Act“ ran und brachten uns und das Publikum mit einem dynamischen und musikalisch über jeden Zweifel erhabenen, prächtigen Set sofort auf die richtige „Betriebstemperatur“. Großartig, dass deren tolle Live-Mucke nun auch auf einem entsprechenden Live-Album der aktuellen „Citation“-Tour festgehalten wurde!

Mitgeschnitten an drei Tagen (7. – 9. Dezember 2006) im Down Home in Johnson City/Tennessee, ist das Werk mit 19 Tracks/gut 67 Minuten Spielzeit (plus einem kurzen Spaß-Intro) randvoll gepackt und liefert einen prima Querschnitt der bisherigen drei Studioalben „Thus Always To Tyrants“ von 2001 („I Made A Mess Of This Town“, „Dear Sarah“ „Goddamn The Sun“, „Is There Any Room To Cross“), „Upside Downside“ von 2003 („Amtrak Cresent“, „Angels Dwell“, „It Didn’t Take Too Long“, „For Jack Tymon“) und dem bereits erwähnten „Citation“ von 2006: Letztgenanntes ist natürlich auf diesem Silberling schwerpunktmäßig vertreten mit tollen Live-Fassungen von „Jody“, „Eight Miles Per Gallon“, „Only Everthing“, „Freedom’s A Stranger“, „Still People Are Moving“, „On A Roll“ und „Wild Things“!

Mit „Spike“ (Tom Petty) und „Hawks And Doves“ (Neil Young ) gibt es dazu zwei klasse Coverversionen, wobei der Young-Klassiker auch bereits auf „Citation“ vertreten war, hier jetzt allerdings noch etwas rauer und authentischer. Man meint fast, Miller hätte sich für den Song Crazy Horse als Backing-Band ausgeliehen. Überhaupt bieten die Jungs eine herrlich raue, erdige, trockene, rootsige und unbeschwerte Performance voller Spielfreude und Energie in einer spürbar unbeschwerten, recht intimen Club-Atmosphäre. Staubiger Rootsrock, großartiger Alternate Country-Twang und knackiger Americana-Rock – kurzweilig, abwechslungsreich, kompetent! Miller’s Truppe Commonwealth, bestehend aus Shawn McWilliams (Drums), Eric Fritsch (Keyboards, Guitar) und Jeremy Pennebaker (Bass), wie auch der Bandchef persönlich, zeigen sich in blendender Verfassung.

Scott, auch gesangstechnisch sehr überzeugend, mit seinem vorzüglichen E-Gitarren-Spiel und die beeindruckende Rhythmusfraktion in seinem Rücken wirken, vor allem auch bei den vielen Tempovariationen innerhalb der Songs, überaus eingespielt. Trotz Millers unbestrittenem, eigenständigem Stil schimmern immer wieder vermeintliche Einflussquellen durch, die von Neil Young, Chris Knight, Ryan Adams, John Mellencamp, Bruce Springsteen und Steve Earle bis hin zu Dan Baird oder den Bottle Rockets reichen.

Besonders erwähnenswert in einem sich auf durchgehend hohem Niveau bewegenden Programm sind beispielsweise flotte und satt rockende Sachen wie „It Didn’t Take Too Long“, ein fulminanter Roadhouse Rocker in bester Chuck Berry-/Dan Baird-Manier und das Slide-wütige „Eight Miles Per Gallon“, aber auch countryorientiertere, entspanntere Songs wie das lockere, staubige „Angels Dwell“ (schöne Akustikgitarrenarbeit), „Arianne“ (klasse Harmonies, einfühlsames E-Gitarren-Solo), das semi-akustische „On A Roll“ (schön trocken, wieder tolles E-Gitarren-Solo) und das rhythmische, knackige, rootsige „For Jack Tymon“ mit seinen tollen E-Breaks. Und wenn dann mit „Drunk All Around This Town“ und „Is There Room On The Cross?“ die Menge zum feuchtfröhlichem Mitgrölen animiert wird, und dies auch mit Freude und tosendem Beifall tut, dürfte auch dem Letzten klar werden, dass die Leute in Johnson City mit Scott Miller & The Commonwealth eine prächtige, drei Tage währende Roots-/Alternate Country-/Americana-Fete feierten. Feiern wir mit! Einfach klasse, diese Burschen!

Sugar Hill Records (2007)
Stil: Country Rock

01. I Made A Mess of This Town
02. Amtrak Cresent
03. Angels Dwell
04. Jody
05. Eight Miles Per Gallon
06. Arianne
07. It Didn’t Take Too Long
08. Only Everything
09. Dear Sarah
10. Freedom’s A Stranger
11. Still People Are Moving
12. On A Roll
13. Wild Things
14. Intro
15. For Jack Tymon
16. Drunk All Around This Town
17. Spike
18. Hawks And Doves
19. Goddamn The Sun
20. Is There Room On The Cross?

Scott Miller & The Commonwealth
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Morrison-Williams – Same – CD-Review

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Hinter dem Duo Morrison-Williams verbergen sich zwei Musiker namens Shane Morrison und Clint Williams, mit deren Namen Musikinsider eine seinerzeit durchaus beliebte New Country-Band namens Perfect Stranger (Shane Morrison, Richard Raines, Steve Murray gefolgt in der Endphase von Clint Williams) in Verbindung bringen werden, die 1995 einen Major-Label-Vertrag besaßen und auch eine recht erfolgreiches Werk namens „You Have The Right To Remain Silent“ herausbrachten, mit dem sie sich immerhin fast vierzig Wochen in den Billboard Country-Charts behaupten konnten.

Shane, damals Zeit Bassist in o.a. Band und Clint lernten sich in einem Plattenladen in Texas kennen und begannen Songs für weitere Perfect Stranger-Produktionen zu komponieren, die jedoch nie auf einen Silberling landeten. Doch Gott sei Dank konnten sie nun auf Umwegen bei diesem Projekt verwirklicht werden konnten. Das kleine Indie-Label Palo Duro Records spielte hier das Zünglein an der Waage und sicherte sich die Dienste zweier enorm talentierter Musiker und Songwriter. Eine mehr als gute Wahl!

Und die Burschen bedanken sich mit zwölf radiofreundlichen, oft balladenhaften, aber dennoch knackigen Songs, die sich durchgehend auf einem anspruchsvollen Niveau bewegen. Fast jedes Stück hat Single-Charakter! Ihren Musikstil zu klassifizieren, ist dennoch nicht allzu einfach, auch wenn die Produktion in Nashville getätigt wurde. „Progressive Country mit Texas Spirit“ umschreibt das Ganze vielleicht am besten.

Hier wird (New-) Country mit Pop-, Rock-, ja zum Teil AOR/Melodic-Rock-, Southern- und Texas-Roots-Elementen wunderbar in Einklang gebracht, wobei äußerst melodische Songstrukturen immer das Grundgerüst darstellen. Dank der tollen Harmoniegesänge werden manchmal gar Erinnerungen an Restless Heart wach! Circa dreiviertel der Stücke bohren sich bereits nach dem ersten Hörgang in das Langzeitgedächtnis und laden zum Nachsingen der Refrains ein.

Die erste Single heißt „My Girl Friday“ und eröffnet den Reigen der folgenden Klassenummern. Ein lockeres, flüssiges, sehr melodisches, von sanften, kaum spürbaren B3-Tönen und einen flotten Akustikgitarrenrhythmus unterlegtes, „leichtes“ Lied mit recht trockenen E-Gitarren-Fills, das allerdings eine recht ernste Message verbreitet. Thematisch ein sogenannter „Cheatin’-Song“: Ein Mann beginnt eine Affaire mit einer Frau, die seitens ihres Ehemanns misshandelt wurde. Will sagen, behandele deine Frau gut, dann hat sie keinen Grund dich zu verlassen!

„Good Day To Die (The Alamo Song)“ war ein weiterer Auslöser, die Kooperation Morrison-Williams in Eigenregie fortzuführen. Das Stück war für den Soundtrack zum Film „The Alamo“ aus dem Jahr 2004 geplant, wurde jedoch von den Produzenten zugunsten eines rein instrumentalen Werkes gekappt. Dabei steckt dieses großartige Stück voller texanischem, atmosphärischem Country-Western-Outlaw-Flair, inklusiv fantastischer kratziger Mandoline, Banjountermalung, Dobroeinlagen und einem krachenden E-Gitarren-Solo. Ohne Zweifel ein Highlight dieses Albums!

Die folgende Ballade „Beautiful Regret“ würde ohne seine Steeleinlagen problemlos ins Hit-Repertoire eines Bryan Adams passen. Das folgende „Take Me As I Am“ erinnert ein wenig an den Stil der Warren Brothers; ein kraftvoll gesungener Refrain, sowie locker miteinender harmonierende Akustik- und E-Gitarren, und als Bonbon eine tolles Southern-E-Solo Marke Allman Brothers, mit kurzzeitigen Double-Leads!

Zwei Stücke, die ein wenig aus der Art schlagen, was allerdings überhaupt nicht negativ gemeint ist, sind „Preacher Michael“ und „Lovin’ You Is Tough“. Beim Erstgenannten variiert Williams seine Stimme gar ein wenig in Richtung eines country-infizierten Chris Thompson (Manfred Mann’s Earth Band), in Kombination mit Eagles-ähnlichen Harmonien, beim zweites gibt es schon fast Tendenzen in die AOR-Sparte.

Den Abschluss bildet ein starkes Remake von Dr. Hooks Riesen-Hit „Cover Of The Rolling Stones“, was auf eine Kindheitserinnerung von Clint Williams zurückzuführen ist. Laut eigener Aussage trällerte er dieses Stück schon in jüngsten Jahren lauthals nach, wann immer es in seines Daddy’s Truck im Radio lief. Alles in allem ein wunderbar in sich stimmiges, harmonisches, leicht AOR-orientiertes, New Country-Pop/-Rock-Werk, das durch seine kraftvolle Präsentation und eine hervorragende Melodik besticht. Morrison-Williams lassen die einstigen Perfect Stranger-Tage locker in Vergessenheit geraten. Fortsetzung erwünscht!

Palo Duro Records (2007)
Stil: New Country

01. My Girl Friday
02. Fighting For Love
03. Good Day to Die (The Alamo Song)
04. Beautiful Regret
05. Take Me As I Am
06. Lookin‘ At The Sun
07. Me Again
08. Preacher Michael
09. Lovin‘ You Is Tough
10. I Still Talk To You
11. Wonderful
12. Cover Of The Rolling Stone

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Heidi Newfield – What Am I Waiting For – CD-Review

Heidi Newfield is back! Sie war der tragende Teil des beliebten und sehr erfolgreichen Trios Trick Pony, das zuvor drei richtig gute Alben hingelegt hatte. Trotzdem entschloss sich Heidi Newfield neue Pfade zu betreten und eine Solo-Karriere in Angriff zu nehmen. Nachdem der Vertrag bei Curb Records unter Dach und Fach war und Heidi mit dem alt gedienten Tony Brown (George Strait, Reba McEntire, Brooks & Dunn) auch noch den passenden Produzenten gefunden hatte, ging die Dame mit der explosiven Charakterstimme voller Elan an die Arbeit und fortan sprudelten die Ideen. Mit ihrem Solo-Debut „What Am I Waiting For“ dürfen wir uns nun am endgültigen Resultat erfreuen. Und um es vorwegzunehmen, es ist ein Prachtteil geworden.

Auch die Trick Pony-Fans können aufatmen. Während der verbleibende Rest mit Ira Dean und Keith Burns einfach keinen adäquaten Ersatz zu finden scheint (und sich scheinbar auch endgültig getrennt hat), geht Heidi den einst zu dritt beschrittenen Weg mit sehr viel Geschick weiter, ohne dabei allerdings ihre vielseitigen musikalischen Wurzeln zu vergessen, was dem neuen Werk damit naturgemäß aber eine viel persönlichere Note verleiht. Die Tücher zu ihren einstigen Weggefährten sind offenbar nicht vollends zerschnitten, wie die Tatsache, dass beide beim Titeltrack, sowie Ira Dean bei einen weiteren Song, kompositorisch beteiligt sind, untermauert. Das Album wird mit einer bärenstarken, höchst interessanten und sehr mutig ausgewählten Nummer eröffnet, die sogleich Heidis große Vielseitigkeit und ihr großes Talent belegt.

„Can’t Let Go“ ist ein nach vorne preschender rockiger Countrysong, geschrieben von Randy Weeks, den einst Alternate Country-/Americana-Göttin Lucinda Williams auf ihrem berühmten „Car wheels on a gravel road“-Album bekannt machte. Heidi Newfield trägt ihn mit ihrer typischen, rotzige Röhre vor, untermalt mit einer kratzigen Akustikgitarre (klasse Ilya Toshinsky), begleitet mit einer bluesigen Harp (kann Heidi ja auch fantastisch spielen) und toller E-Gitarrenarbeit von dem großartigen Kenny Greenberg. Hat ein rootsiges Americana-Feeling, durchaus aber auch den „Pep“, der bei der Trick Pony-Gemeinde ankommt. Deren „Pour Me“ oder auch „Big River“ kommen da direkt wieder in Erinnerung.. Das anschließende „When Tears Fall Down“ beinhaltet eine weitere Überraschung. Ein schöner, melodischer New Country-Song (mit Steel-Einlagen), bei dem aber auch dezent poppige Elemente eingebaut wurden.

Heidis Gesang hat einen schönen Drive und erinnert gar ein wenig an Stevie Nicks. Center-Song des Werkes ist „Johnny And June“, das vorab auch schon als Single veröffentlicht wurde. Ein Stück voller Zitate über das Cash-Ehepaar, garniert mit Heidis emotionaler Gesangsperformance im Refrain. Da kann eigentlich nur ein Hit bei rauskommen. Beim Titelsong und dem folgenden „Love Her And Lose Me“ wird dann wieder mehr auf ruhigere Töne gesetzt. Hier kann man sich wunderbar an den hervorragenden Musikerleistungen und dem exzellenten Gesang der Protagonistin erfreuen. Das wunderschöne, herrlich erfrischende, sonnige, flockige „Cry Cry (‚Til The Sun Shines)“ pendelt genüsslich zwischen einem lässigem Groove in den Strophen und rhythmischem Temperament mit purer Lebensfreude im Refrain hin und her.

Filigrane E-Gitarren-Arbeit von Kenny Greenberg und die Piano-/Orgel-Klänge von Steve Nathan und Reese Wynans geben dem Song einen wunderbaren Rahmen. Ein echter „Sommer-Hit!“. Aus der Feder von Lori McKenna stammt die schöne, ohne jeden Kitsch dahin gleitende Countryballade „Wreck You“. Heidis Stimme lässt Assoziationen an eine Julie Roberts aufkommen. Richtig aggressiv und sogar ein wenig psychedelisch geht es bei „Nothin’ Burns Like A Memory“ zur Sache. Heidi schreit ihre im Text formulierte Wut förmlich heraus und verleiht dem Stück somit ein sehr authentisches Flair. Bei „All I Wanna Do“ kann man sich vom Vorgänger wieder erholen. Mrs. Newfield agiert bei dieser Slow-Country-Nummer ganz im Stile der großen Diven der Zunft. Hier zeigt sich, dass sich Heidi auch locker mit Kolleginnen wie Reba McEntire oder Martina McBride messen kann.

Den Abschluss bildet mit „Knocked Up“ dann wieder ein Stück, das auch auf jedem Trick Pony-Album seine Berechtigung gehabt hätte. Die Nummer ist ein toller, frecher New County-Song mit Redneck-Touch, bei dem Heidi nochmals mit dreckiger Röhre und ihrem starken Harpspiel zu glänzen vermag. Die Refrainzeile „Knocked up, shame, shame, I’m gonna ruin my family name“, bietet sich regelrecht dazu an, aus vielen Kehlen mitgegrölt zu werden. Ein starkes Finish!

Fazit: Heidi Newfield hat mit „What Am I Waiting For“ alles richtig gemacht. Zum einen hat sie ihre ganze Vielseitigkeit wesentlich deutlicher ins Licht gesetzt als je zuvor und zum anderen ihre sicherlich immer noch reichhaltig vorhandenen Trick Pony-Anhängerschaft mit im Boot belassen und in keinster Weise „vergrault“. Im Gegenteil! Die Trick Pony-Gemeinde werden dieses Werk lieben und Heidi wird darüber hinaus viele neue Fans hinzugewinnen. Eine klasse Leistung! So warten wir schon jetzt gespannt und mit Freude auf ihre weiteren Werke. „Rock on“, Heidi!

Curb Records (2008)
Stil: New Country

01. Can’t Let Go
02. When Tears Fall Down
03. Johnny And June
04. What Am I Waiting For
05. Love Her And Lose Me
06. Cry Cry (Til The Sun Shines)
07. Wreck You
08. Nothin‘ Burns Like A Memory
09. All I Wanna Do
10. Knocked Up

Heidi Newfield
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Bärchen Records

Kid Rock – Born Free – CD-Review

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Meine Berührungspunkte mit dem in der Nähe von Detroit geborenen Robert James Ritchie, der sich selbst den Künstlernamen Kid Rock auferlegte, konnte ich bisher an einer Hand abzählen. In negativer Hinsicht, als er damals zur Verschandelung des Skynyrd-Klassikers „Gimme Back My Bullets“ seinen, nicht unwesentlichen Beitrag leistete, zum anderen durch seine regelmäßig durch die Medien gegangenen Proll-Attacken. Auch das letztendlich dann doch ziemlich nervende „All Summer Long“ ging an einem, ohne, dass man sich dagegen wehren konnte, nicht spurlos vorüber.

Positiv blieb im Hinterstübchen, dass er ‚frauentechnisch‘ mit mir auf einer Wellenlänge zu schweben scheint (ich bin, zumindest rein optisch, ebenfalls – möge sie sein, wie sie wolle – bekennender Pamela Anderson-Fan…) und sein starkes Duett mit Willie Nelson auf dessen „The Great Divide-Scheibe, als er die Country-Ikone bei „Last Stand In Open Country“ förmlich an die Wand sang. Da bewies er in jedem Fall schon sein großes Gesangstalent.

Nachdem ich das fluffige, groovige „Care“ (herrlich begleitendes Orgel-Spiel, grandiose Gesangsunterstützung von Mary J Blige – wow, was für eine Röhre! Das Stück gibt es übrigens auch noch in einer zweiten, hier nicht vertretenden Version mit Country-Diva Martina McBride als Duettpartnerin; selbst die kurze Einlage von Rapper I.T. ist erträglich und wird deshalb verziehen) im Radio gehört hatte und die nachträgliche Recherche ihn (Kid Rock) als ausführenden Künstler outete, klickte ich bei Amazon mal in die Soundschnipsel des dazu gehörenden Albums „Born Free“ rein. Die machten allesamt einen vielversprechenden Eindruck und auch die Tatsache, dass so namhafte und für Qualität bürgende Künstler wie u.a. Bob Seger, Sheryl Crow, Zac Brown, Trace Adkins, Los Lobos-Chef Dave Hidalgo, Red Hot Chilli Peppers-Drummer Chad Smith, Chavez-Gitarrist Matt Sweeney und Heartbreaker-Klimperer Benmont Tench mit an Bord waren, ließ eine Kaufentscheidung in unmittelbar greifbare Nähe rücken.

Als der bald in Rheinberg, meiner Heimatstadt, ansässige Konzern (die bauen dort zur Zeit ein riesiges Logistikcenter), den Preis für den Download auf 4,23 Euro runtergesetzt hatte (mittlerweile wieder auf 9,94 hochgestuft), griff ich zu und habe es nicht bereut. Eine wahre Sternstunde des Mainstreamrocks, die ich diesem Kid Rock nie und nimmer zugetraut hätte. Ein Ohrwurm reiht sich an den nächsten, kein Hänger über die gesamte Spielzeit.

Klaro, viele werden die Scheibe mit rümpfender Nase als Anbiederung ans gemeine, oberflächliche und konsumorientierte Musikvolk abtun. Ich sehe es, als jemand mit nicht gerade kleinem Horizont in dieser Hinsicht, der immer mal wieder durchaus auch den Blick über den Tellerrand wirft, aber etwas anders. Wenn ein Interpret eine erstklassige Leistung abliefert und hier stimmt von Rocks Songwriting, seinem grandiosen Gesang, den eingebundenen, songdienlich spielenden und mitsingenden Musikern bis hin zur knackigen Produktion, von keinem geringeren als Rick Rubin betreut, einfach alles, sollte man das auch honorieren. Lediglich für die unverbesserliche, Ami-typische zur Schau-Stellung der Knarren auf dem ansonsten lässigen Titelfoto gibt es marginale Abzüge.

Die Stücke sind allesamt abwechslungsreich gestaltet (gut abgestimmte Songanordnung), von der Slow- (das wunderbare „Collide“ mit Bob Seger am Piano; das bluesige „Rock On“), über die Midtempo- („Care“; die beiden mit unterschwelliger Countrynote versehenen „When It Rains“ Richtung Eli Young Band und „Flyin‘ High“ im Duett mit Zac Brown; die melancholisch anmutende Detroit-Hommage „Times Like These“ im Bereich zwischen Bob Seger, den Eagles und Poco und das abschließende „For The First Time In A Long Time“ in Quireboys-Manier) bis hin zur launigen Uptempo-Variante (der heartlandträchtige, stadiontaugliche Titeltrack mit tollen Slidepassagen, der furiose Southern Rocker „Slow My Roll“, mit herrlichen weiblichen Backs und starker E-Gitarrenuntermalung plus Solo, das fröhliche „Purple Sky“, das treibende, nicht nur für Rednecks konzipierte, mitgröhlbare „God Bless Saturday“ im Black Crowes-Stil oder das shufflige, fußwippende, honkytonkeske „Rock Bottom Blues“) ist alles vertreten.

Kid Rock hat mit „Born Free“ zweifellos eine Meisterleistung hingelegt. Eine Art Karrierealbum, das in Zukunft nur schwer zu toppen sein wird. Trotz seiner simplen, eingängigen und radiokompatiblen Strukturen, eine klare Bereicherung meiner Musiksammlung, gerade zu den jetzt wieder steigenden Temperaturen. Irgendein vertracktes musikalisches Konstrukt hinzubekommen, mag für den einen oder anderen zwar spannender und anspruchsvoller sein, der kann dann ja bei Bedarf auch gerne zu den reichhaltigen Alternativen greifen. Mal ehrlich. Wer an meiner Stelle würde zu dieser Jahreszeit (oder auch generell) nicht tausend Mal eher ein, von einem flotten Feger Marke Pamela Anderson serviertes, banales kaltes Bier und ein erstklassig gegrilltes Nackensteak, einem filigranen, von Johann Lafer kredenzten 3-Sterne- Salatteller mit raffiniert begleitendem Früchtecocktail vorziehen? Und wenn es noch so ungesund sein und primitiv erscheinen sollte…!

Atlantic Records (2010)
Stil: Rock

01. Born Free
02. Slow My Roll
03. Care
04. Purple Sky
05. When It Rains
06. God Bless Saturday
07. Collide
08. Flyin‘ High
09. Times Like These
10. Rock On
11. Rock Bottom Blues
12. For The First Time (In A Long Time)

Kid Rock
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