Mark McGuinn – One Man’s Crazy – CD-Review

Zweiter Streich des Mannes mit dem Country-untypischen Outfit, der statt Stetson eine Vorliebe für Barette und Pepita-Hüte zu besitzen scheint. Sein Debütalbum schlug vor 5 Jahren mit über 135.000 erkauften Einheiten und der Hit-Single „Mrs. Steven Rudy“ ein wie eine Bombe. Zurecht. Denn der einst ambitionierte Soccer-Spieler brachte mit seinen interessant erzählten Stories und der musikalisch recht eigenwilligen Mischung aus kauziger Stimme, modernem Drumsound in Kombination mit Country-tradionalistischen Steel- und Banjotönen, eine recht ungewöhnliche, aber trotzdem äußerst radiofreundliche Mixtur in das Geschehen rund um Music City ein.

Mittlerweile hat McGuinn mit Jim Foster sein eigenes Label „Blue Flamingo Records“ gegründet und legt jetzt mit „One Man’s Crazy“ sein nächstes Studiowerk vor. Als ‚Popkorn mit Sauce Hollandaise’ charakterisiert er seinen Stil und irgendwie behält er damit recht. Auch sein neues Werk kann man nicht so leicht in irgendeine musikalische Schublade packen. Das eröffnende Titelstück „One Man’s Crazy“ knüpft zunächst wieder nahtlos an das Debüt an. Kräftiges Drumming, ein trockene Banjountermalung, nette E-Gitarren-Fills und ein schönes Gitarrensolo – letztlich aber vereint in einer angenehmen, etwas poppig anmutenden Melodie mit einem zur Toleranz appellierenden, guten Text.

„115Lbs“ hat dank einer brillant gespielten E-Piano-Untermalung ein bisher ungewohnt bluesiges Flair. Im weiteren Verlauf dominieren eine ganze Reihe von radiofreundlichen Stücken („Bring ‚Em Back“, „Turtle“, „Trampoline“, „Big Girl“), die manchmal, aufgrund stimmlicher Ähnlichkeiten, im weitesten Sinne einen entfernten Bezug zu den Rascal Flatts aufweisen, aber irgendwie auch etwas von James Taylor zu haben scheinen. Richtig Country-traditionell wird es dann plötzlich im Mittelteil bei „Better A Painful Ending“, wo Mark ein Duett mit der Tammy Wynette/George Jones-Tochter Georgette Jones zum Besten gibt. Völlig „durchgeknallt“, aber sehr stark, geht es dann wieder bei „Y“ zur Sache (enthält ein brillantes, wieselflinkes, ungemein virtuoses Gitarrensolo), wo er sich beim philosophisch anmutenden Sprechgesangs-Text quasi förmlich überschlägt.

Zwischendurch werden dann immer wieder recht entspannte Balladen eingestreut („Everest“, „Wide Open“, „More Beautiful Today“), die sich durch eine recht klare Instrumentierung mittels Akustikgitarre und Piano auszeichnen. Letztgenanntes Lied verarbeitet noch mal die Ereignisse rund um den 11. September! Beim abschließenden „Hidden Track“, einem akustischen, angejazzten Barroom-Blues mit integriertem Trompeten-Solo, tritt dann noch mal Marks jazziger Background in den Vordergrund. Fazit. 15 prima Stücke mit einer Spielzeit von fast einer Stunde im glasklarem Sound produziert, geschrieben wieder ausnahmslos von Mark mit einigen arrivierten Co-Komponisten wie Don Pfrimmer, erneut textlich unterhaltsam erzählt und kauzig besungen, instrumental (auch dank der starken Musiker) noch variabler als der Vorgänger.

Ein künstlerisch Cartoon-mäßiges Titelbild (Mark mit Dobro und Regenschirm in US-Farben auf dem Drahtseil, von dem Musiknoten herabregnen), sowie ein Klappbooklet mit allen Texten und Infos runden ein nicht ganz alltägliches New-Country-Werk ab. Schon wirklich ein bisschen verrückt dieser Mark McGuinn, aber eine echte Bereicherung der Szene in Nashville!

Blue Flamingo (2006)
Stil: New Country

01. One Man’s Crazy
02. 115LBS
03. Deep
04. Bring ‘Em Back
05. Turtle
06. One Man’s Crazy
07. Trampoline
08. Centerville
09. Mona Lisa
10. Everest
11. Y
12. Wide Open
13. Big Girl
14. One Man’s Crazy

Mark McGuinn
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Bärchen Records