Scott Miller & The Commonwealth – Reconstruction – Live – CD-Review

Mill

Ich hatte im April 2006 im Rahmen des mittlerweile außerordentlich renommierten Americana/Roots-Festivals „Blue Highways“ im niederländischen Utrecht das für Europa seltene, dafür aber um so genussvollere Vergnügen, Scott Miller and The Commonwealth einmal live erleben zu dürfen. Dort mussten der Ex-Frontmann der legendären Rootsrock-Formation „The V-Roys“ und seine Truppe als „Opening-Act“ ran und brachten uns und das Publikum mit einem dynamischen und musikalisch über jeden Zweifel erhabenen, prächtigen Set sofort auf die richtige „Betriebstemperatur“. Großartig, dass deren tolle Live-Mucke nun auch auf einem entsprechenden Live-Album der aktuellen „Citation“-Tour festgehalten wurde!

Mitgeschnitten an drei Tagen (7. – 9. Dezember 2006) im Down Home in Johnson City/Tennessee, ist das Werk mit 19 Tracks/gut 67 Minuten Spielzeit (plus einem kurzen Spaß-Intro) randvoll gepackt und liefert einen prima Querschnitt der bisherigen drei Studioalben „Thus Always To Tyrants“ von 2001 („I Made A Mess Of This Town“, „Dear Sarah“ „Goddamn The Sun“, „Is There Any Room To Cross“), „Upside Downside“ von 2003 („Amtrak Cresent“, „Angels Dwell“, „It Didn’t Take Too Long“, „For Jack Tymon“) und dem bereits erwähnten „Citation“ von 2006: Letztgenanntes ist natürlich auf diesem Silberling schwerpunktmäßig vertreten mit tollen Live-Fassungen von „Jody“, „Eight Miles Per Gallon“, „Only Everthing“, „Freedom’s A Stranger“, „Still People Are Moving“, „On A Roll“ und „Wild Things“!

Mit „Spike“ (Tom Petty) und „Hawks And Doves“ (Neil Young ) gibt es dazu zwei klasse Coverversionen, wobei der Young-Klassiker auch bereits auf „Citation“ vertreten war, hier jetzt allerdings noch etwas rauer und authentischer. Man meint fast, Miller hätte sich für den Song Crazy Horse als Backing-Band ausgeliehen. Überhaupt bieten die Jungs eine herrlich raue, erdige, trockene, rootsige und unbeschwerte Performance voller Spielfreude und Energie in einer spürbar unbeschwerten, recht intimen Club-Atmosphäre. Staubiger Rootsrock, großartiger Alternate Country-Twang und knackiger Americana-Rock – kurzweilig, abwechslungsreich, kompetent! Miller’s Truppe Commonwealth, bestehend aus Shawn McWilliams (Drums), Eric Fritsch (Keyboards, Guitar) und Jeremy Pennebaker (Bass), wie auch der Bandchef persönlich, zeigen sich in blendender Verfassung.

Scott, auch gesangstechnisch sehr überzeugend, mit seinem vorzüglichen E-Gitarren-Spiel und die beeindruckende Rhythmusfraktion in seinem Rücken wirken, vor allem auch bei den vielen Tempovariationen innerhalb der Songs, überaus eingespielt. Trotz Millers unbestrittenem, eigenständigem Stil schimmern immer wieder vermeintliche Einflussquellen durch, die von Neil Young, Chris Knight, Ryan Adams, John Mellencamp, Bruce Springsteen und Steve Earle bis hin zu Dan Baird oder den Bottle Rockets reichen.

Besonders erwähnenswert in einem sich auf durchgehend hohem Niveau bewegenden Programm sind beispielsweise flotte und satt rockende Sachen wie „It Didn’t Take Too Long“, ein fulminanter Roadhouse Rocker in bester Chuck Berry-/Dan Baird-Manier und das Slide-wütige „Eight Miles Per Gallon“, aber auch countryorientiertere, entspanntere Songs wie das lockere, staubige „Angels Dwell“ (schöne Akustikgitarrenarbeit), „Arianne“ (klasse Harmonies, einfühlsames E-Gitarren-Solo), das semi-akustische „On A Roll“ (schön trocken, wieder tolles E-Gitarren-Solo) und das rhythmische, knackige, rootsige „For Jack Tymon“ mit seinen tollen E-Breaks. Und wenn dann mit „Drunk All Around This Town“ und „Is There Room On The Cross?“ die Menge zum feuchtfröhlichem Mitgrölen animiert wird, und dies auch mit Freude und tosendem Beifall tut, dürfte auch dem Letzten klar werden, dass die Leute in Johnson City mit Scott Miller & The Commonwealth eine prächtige, drei Tage währende Roots-/Alternate Country-/Americana-Fete feierten. Feiern wir mit! Einfach klasse, diese Burschen!

Sugar Hill Records (2007)
Stil: Country Rock

01. I Made A Mess of This Town
02. Amtrak Cresent
03. Angels Dwell
04. Jody
05. Eight Miles Per Gallon
06. Arianne
07. It Didn’t Take Too Long
08. Only Everything
09. Dear Sarah
10. Freedom’s A Stranger
11. Still People Are Moving
12. On A Roll
13. Wild Things
14. Intro
15. For Jack Tymon
16. Drunk All Around This Town
17. Spike
18. Hawks And Doves
19. Goddamn The Sun
20. Is There Room On The Cross?

Scott Miller & The Commonwealth
Scott Miller & The Commonwealth bei Facebook
Bärchen Records