Jeremy McComb – My Side Of Town – CD-Review

Herrlich erfrischende, von einem lockeren, flockigen, wunderbar ländlichen „Carolina-Feeling“ durchzogene, großartige Countrymusic des jungen Jeremy McComb, der für seine gerade mal 26 Jahre schon einiges hinter sich. Aufgewachsen in der Nähe von Washington, wurde er schon frühzeitig von seinem Vater, ebenfalls Berufsmusiker, im Alter von zwölf Jahren auf die Bühne gehievt und zum Singen animiert. Er entdeckte somit frühzeitig seine Liebe zur Countrymusic, tourte schon als Teenager durch die Lande und arbeitete später dann erst einmal als DJ für eine Radiostation.

Der bekannte Singer/Songwriter/Produzent/Manager JP Williams offerierte ihm am Rande seiner Radio-Show zunächst einen Job als Tour-Manager für den bekannten Country-Comedian Larry „The Cable Guy“, änderte seine Pläne nach einer Gesangsanhörung McCombs aber sehr schnell ab und verpflichtete ihn direkt als Interpreten für sein Label „Parallel Entertainment“, das jetzt auch dieses hervorragende Debüt veröffentlichte. Produziert hat das Werk kein Geringerer als der exzellente Drummer Paul T. Riddle, einst Gründungsmitglied der legendären, auch in Country-/Countryrock-Kreisen hoch geschätzten Southern Rock-Truppe The Marshall Tucker Band, der neben seiner Tätigkeit an den Reglerknöpfen natürlich auch das Schlagzeug in seiner gewohnt markanten und versierter Form bedient.

Eine sehr gute Wahl, wie die zwölf auf dem Album vertretenen Stücke schnell verdeutlichen. Jeremy McComb ist mit einem außergewöhnlichen musikalischen Talent gesegnet. Seine exzellente, sehr gefällige, angenehme Stimme (gelegentlich kommt einem Bruce Robison in den Sinn) passt toll zu der lockeren Atmosphäre, die sich durch sämtliche Stücke zieht. Drei der Songs stammen aus seiner eigenen Feder („I Can Live With That“, „You’re Killin’ Me“ und das abschließende „Perfect“, mit wunderbarem Marshall Tucker-Flair), die allesamt in puncto Qualität den übrigen Fremdkompositionen (u.a. mit einiger Prominenz, wie z.B. Bob Dylan, Bobby Pinson, Liz Rose, Craig Wiseman, u.s.w.) in Nichts nachstehen. Der Opener und gleichzeitig die erste Single des Albums, „Wagon Wheel“, kann sogar mit einer ganz eigenwilligen Geschichte aufwarten.

Die Nummer wurde in den Siebzigern von Bob Dylan begonnen zu schreiben, dann fast 30 Jahre in der „Schublade“ belassen um schließlich von Ketch Secor (The Old Crow Medicine Show) textlich und musikalisch vollendet zu werden. Eine tolle, traumhaft melodische, locker Countrynummer, instrumentiert mit feinen, transparenten Gitarren und großartigen Fiddle-Passagen (Aubrey Haynie), sehr traditionell fundamentiert, dennoch ungemein zeitgemäß und alles andere als „hausbacken“. Wie die gesamte Musik dieses Albums! McComb versteht es prächtig die reinen, puren Countrytraditionen in ein stets auf der Höhe der Zeit befindliches, musikalisches Gewand zu stecken, das die Barriere zwischen „Pure“ und „Modern“ Country geradezu spielerisch überwindet.

Alles kommt, auch dank der lebendigen Produktion (großes Lob für Paul T. Riddle!), der tollen Gitarren-Arbeit von Rusty Millner und Ronald Radford (auch klasse Steelguitar) und nicht zuletzt aufgrund McCombs starkem Gesang überaus frisch zur Geltung. Hier hat alles Hand und Fuß! Die Trackliste ist zudem überaus abwechslungsreich. „Slow Me Down“ zum Beispiel ist ein flotter New Country-Feger mit einer schönen Banjo-Untermalung und sogar dezentem Southern-Touch, bei „Next Time I Leave“ sind Steel- und E-Gitarre tonangebend in Verbindung mit einer gewissen Dramaturgie im Refrain (die Nummer wäre auch für Dierks Bentley maßgeschneidert), „This Town Needs A Bar“ ist eine pure, lupenreine Traditional-Country-Ballade (klasse Mandoline, Piano, Steel, Fiddle).

Das musikalisch zum Songtitel passende Gute-Laune-Stück „Miss Mexico“ geht richtig rhythmisch durch Mark und Bein (tolle spanische Akustikgitarre/Mandoline) und hat als I-Tupfer noch ein glänzendes Bradford E-Gitarren-Solo zu bieten. Eine tolle Country „Schön-Wetter-Nummer“ voller Chartpotential.gibt’s dann mit „Day One“ (hat gar etwas von Garth Brooks, klasse Dobroeinlagen von Randy Kohrs). Hier zeigt Jeremy, dass er für größere Taten bereits vorzüglich gewappnet zu sein scheint. Balladesk wird es dann nochmals bei „Cold“, etwas flotter wieder bei „Not Tonight“ (Fiddle- und E-Gitarren-betont), bis schließlich am Ende das bereits erwähnte, herrlich entspannte, im Dunstkreis der Marshall Tucker Band befindliche „Perfect“ (Jeremy ist beim Songwriting hier scheinbar vom kürzlich verstorbenen Geogre McCorkle inspiriert worden – McCorkle wird auch in den Credits erwähnt) ein durchgehend starkes Album einen Abschluss findet, dass sowohl Traditionalisten als auch Vertreter modernerer Countrytöne begeistern wird.

Ein erstaunlich reife Leistung für einen so jungen Burschen. Mit Jeremy McComb reiht sich ein neuer, erfrischender, junger, sehr viel versprechender Künstler nahtlos in die Riege von Leuten wie Jon Randall, Gary Allan, Dierks Bentley, Brian McComas oder einem lockeren Jason Aldean ein, der in Nashville sicher noch einiges von seinem enormen Potenzial ausspielen wird. Ein glänzendes Debüt!

Parallel Records (2008)
Stil: New Country

01. Wagon Wheel
02. Slow Me Down
03. We Were Something
04. Next Time I Leave
05. This Town Needs a Bar
06. Miss Mexico
07. I Can Live With That
08. Day One
09. Your Killin’ Me
10. Cold
11. Not Tonight
12. Perfect

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Bärchen Records

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