Casey Weston – Find The Moon – CD-Review

Weston

Die erste Frage, die ich mir stellte, als ich mir Casey Westons CD „Find The Moon“ (übrigens im zarten Alter von zwanzig Jahren bereits ihre zweite Scheibe) näher zu Gemüte führte, war, wie ist diese hochwertige Eigenproduktion nur zustande gekommen? Keine Werbung, kein Plattenlabel, aber dafür sämtliche Musiker aus der ersten Reihe der Nashville-Studioriege, eine hochwertige Produktion und ein Cover-Artdesign (DigiPak mit eingelegtem 16-seitigen Booklet mit allen Texten, Bildern, Infos), wie es meist nur bei den großen Major Companies vorzufinden ist.

Hat die hübsche langhaarige Dame aus Naples, Florida mit ihren gerade mal zwanzig Lenzen schon im Lotto gewonnen, stammt sie aus reichem Elternhause oder hat sie etwa einen geheimnisvollen Millionär als heimlichen Gönner in der Hinterhand? Die Antwort lautet, auch nach der üblich folgenden Internet-Recherche (ihre Privattelefonnummer hatte ich gerade bzgl. der Klärung nicht zur Verfügung). Keine Ahnung!

Folgende Fakten konnten aber zusammengetragen werden. Das Mädel war Teilnehmer der ersten The Voice-Staffel und kam dort mit Maroon 5-Frontmann, Adam Levine, als Coach, zu dem sie bis heute auch eine Freundschaft unterhält, unter die besten Acht der mitwirkenden Talente. Desweiteren hat sie schon die Nationalhymne bei NASCAR- und Major League-Baseballevents gesungen und auch im Vorprogramm bekannter Nashville-Größen wie James Otto, Justin Moore, Kellie Pickler oder Tim McGraw Auftritte zu verbuchen gehabt.

In diesem hochkarätigen Umfeld, mit all den weiteren verknüpften Personen und damit verbundenen Kontakten, wird also wohl irgendwo die Antwort letztendlich zu finden sein, wie dieses schöne Projekt realisiert werden konnte. Die CD selbst beinhaltet dreizehn Tracks, allesamt von Casey alleine oder mit diversen Co-Writern geschrieben, deren Namen man allerdings eher nicht so oft in den Song Credits der üblichen Nashville-Künstler vorfindet.

Ein wichtiger Beteiligter auf dieser CD, der mir wohl bekannt ist, lautet Larry Stewart. Der Restless Heart-Fronter und auch erfolgreiche Solo-Interpret ist hier bei fast allen Liedern als Backgroundsänger vertreten, allerdings nur sehr dezent vernehmbar. Schade, bei einem derartigen Schwergewicht als Gast, wäre da sicher bei einer Nummer vielleicht auch ein Duett wünschenswert oder machbar gewesen.

Die Stücke bestechen durch ihr organisches Flair (auf jeglichen Synthie-, Streicher-Bombast wurde verzichtet), nicht zuletzt auch ein Verdienst der arrivierten Musiker wie Steve Brewster, Jerry McPherson, Jeff King, Mike Brignardello, Dan Dugmore, Glen Duncan etc., die sich spürbar für Casey ins Zeug legten. Herrlich zum Beispiel das ‚grassig‘ instrumentierte „Heart Don’t Fail Me Now“, wo Gitarren, Mandoline, Banjo und Fiddle wunderbar miteinander ‚kommunizieren‘.

Meine Favoriten sind die an Julie Roberts erinnernden Stücke wie „Cigarettes & Whiskey“ (eine Hommage von Casey an ihre Großmutter) und das fein instrumentierte „Like You“, die etwas poppigeren „Into Your Heart“ und „Crazy Fools“, wo ihr Gesang stimmliche Nähe zur berühmten Stevie Nicks aufweist oder das atmosphärische „Headed West“, bei dem McPherson seine E-Gitarre mal in den Vordergrund heben kann (klasse Solo in Kombination mit Glen Duncan an der Fiddle).

Großartig auch das kammermusikartig vorgetragene „Ain’t Life Beautiful That Way“, bei dem sich ihre junge Stimme alleinig zu Dave Brainards (auch Co-Autor) entspanntem Akustikgitarrenspiel schön prägnant entfalten kann. Respekt Ms. Weston!

Casey Weston beweist auf „Find The Moon“, dass sie ganz sicher das Zeug hat, um in Nashville in der dortigen Damenriege in naher Zukunft mal ein gewichtigeres Wörtchen mitzureden. Mir fällt spontan eigentlich nichts ein, was sie nicht schon jetzt besitzt, das eine Taylor Swift, Carrie Underwood, Kellie Pickler und Co. in ihren heutigen Status gehievt hat. Außer einem Major-Vertrag natürlich… Wobei wir wieder bei der Eingangsthematik wären. Wer ist hier bereit, den nächsten Schritt zu wagen und im Hintergrund die entscheidenden Strippen für das Weiterkommen der jungen Dame zu ziehen?

Eigenproduktion (2013)
Stil: New Country

01. Happy
02. Close To Breaking
03. Heart Don’t Fail Me Now
04. Back To The Start
05. Cigarettes & Whiskey
06. Into Your Heart
07. Not Leavin Tonight
08. Crazy Fools
09. Headed West
10. Waste Of My Time
11. Like You
12. Ain’t Life Beautiful That Way
13. The Good Times (Bonustrack)

Casey Weston
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Hemifran

Shawna Russell – Same – CD-Review

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Während in unseren Landen mittlerweile fast jeder ‚dahergelaufene Hund‘ meint, sich im Musikbusiness ohne viel Anstrengung und besondere Begabung etablieren zu können oder sogar zum Superstar aufzusteigen, und dies von unseren ‚berühmten‘ Medien auch noch fleißig suggeriert bekommt, sieht die Lage im Amerika doch ein wenig anders aus.

Da gibt es zwar ebenfalls die einschlägigen Formate, bei denen vielleicht auch mal die eine oder andere Luftnummer zu kurzweiligem Ruhm gelangt (aber eher selten). Dort trennt sich die Spreu vom Weizen dann aber spätestens im folgenden, harten Alltagsgeschäft. Und zwar aufgrund der immensen Konkurrenz, die sich in den Staaten dank der frühen musikalischen Erziehung und der Bandbreite der daraus resultierenden Talente in ganz anderen Dimensionen entwickelt.

Eines dieser vielen positiven Beispiele (zudem ohne Casting-Background) ist die aus Oklahoma stammende Shawna Russell, die mit sieben Jahren ihre ersten öffentlichen Gesangsauftritte absolvierte, mit 13 in der Band ihres Vaters Keith die Country-Clubs unsicher machte und mit 17 bei ihrem Onkel Tim in dessen Formation einstieg (beide sind auch auf dem hier zu besprechenden Album involviert). Dort verbesserte sie ihr Gitarrenspiel (bei teilweise bis zu sechs Auftritten pro Woche) immens. Drei Jahre spielte sie in Sachen Gesang/Gitarre danach noch eine wichtige Rolle in der Band des früheren Garth Brooks -Gitarristen Ty England.

Im Jahr 2008 wagte sie dann mit der Herausgabe ihres Debütalbums „Goddess“ den Satz in die Solo-Karriere. Dieses Album, auf dem sie immerhin 12 der 13 Tracks kreiert hatte, wurde zu Recht von den Kritikern mit Lobeshymnen überschüttet. Mittlerweile hat sie jetzt das nach ihr selbst benannte Folgewerk am Start und auch dieses weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Sämtliche Stücke stammen wieder aus ihrer Feder, produziert haben Grammy-Gewinner Julian King, Clif Doyal und Onkel Tim Russell. Eingespielt wurde der Silberling in Nashville und Oklahoma mit aus der New Country-Szene nicht wegzudenkenden Musikern wie u.a. Charles Judge, Shannon Forrest, Mike Brignardello, Russ Kunkel, Jon Conley, Billy Thomas, David Santos, Jim Brown und dem hier überragend agierenden Bryan Sutton (Mandoline, Akustikgitarre, Banjo).

Zwei Stücke („Everybody’s Got A Story“ und das herrliche „Cemetery Hill“) von „Goddess“ wurden hier nochmal in starken Alternativ-Versionen neu aufgelegt. Im Verlauf des Albums wird das ganze Tempospektrum von balladesk („Phoenix“, „Jeremiah“), über Mid- („Waitin‘ On Sunrise“, „Was It Good For You“) bis hin zum Up-Tempo („Sounds Like A Party“, „Get Right Or Get Left“) abgedeckt. Hier kann Shawna dann auch ihre ganze stimmliche Variabilität präsentieren. Mal zart und einfühlsam, manchmal emotional (grandios auf „Rumor“, einem atmosphärisch-bluesigen Song – dem wohl besten Stück der CD), zum Teil rotzig frech und manchmal auch, im Stile einer Wynonna, aggressiv ‚die Krallen ausfahrend‘ („Get Right Or Get Left“).

Gesanglich bewegt sie sich durchaus schon in einer Liga mit gestandenen Damen wie Martina McBride, Patty Loveless , LeAnn Rimes oder Marke Carrie Underwood, Kellie Pickler und Michelle Branch im etwas jüngeren Segment. Klasse der Einsatz sämtlicher Saiteninstrumente, vor allem die immer sehr Southern-betonte E-Gitarre und die oft von Sutton zum Zirpen gebrachte Mandoline sowie auch die schön dosierten Piano- und Orgelfills. Auf Fiddle und Steel (teilweise durch Conleys filigranes Slide-Spiel ersetzt) wurde verzichtet, trotzdem ein angenehmes (gar nicht mal so kommerziell ausgerichtetes) New Country-Ambiente erzeugt.

Fazit:  Mit ihrem zweiten Longplayer hat Shawna Russell einen weiteren Reifegrad erklommen und ist jetzt gewappnet, im Konzert der großen New Country-Interpreten mitzumischen. Ähnlich wie ich damals schon ganz frühzeitig Keith Urban (als ihn kaum jemand kannte) eine große Karriere prophezeite, lehne ich mich weit aus dem Fenster und prognostiziere (mit ein wenig Glück) auch ihr eine rosige Zukunft. Dieses Mädel ist ungemein talentiert, ideenreich und kann wirklich richtig was. Ein Booklet mit allen Texten, Infos und vielen Bildern des angenehm natürlich wirkenden Countrygirls ist übrigens auch noch dabei. Bestnote!

Way Out West Records (2011)
Stil: New Country

01. Sounds Like A Party
02. Waitin‘ On Sunrise
03. Phoenix
04. Was It Good For You?
05. Get Right Or Get Left
06. Jeremiah
07. Everybody’s Got A Story
08. Rumor
09. Cemetery Hill
10. Carry Me Away

Shawna Russell
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Kellie Pickler – Small Town Girl – CD-Review

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Kellie Pickler belegte beim diesjährigen „American Idol“-Kontest zwar nur den sechsten Platz, dennoch gelang es ihr direkt beim angesehenen BNA (Sony BMG) einen Platten-Vertrag zu ergattern. Die bildhübsche 20-jährige Blondine aus North Carolina machte beim Wettbewerb durch unkonventionelles Auftreten und teilweise verwirrende Äußerungen auf sich aufmerksam und handelte sich Schlagzeilen wie „The next Jessica Simpson“ oder „Sweet southern style and dizzy demeanor“ ein.

Trotz alledem, dass die junge Dame über ein immenses musikalisches Potential verfügt, beweist sie ohne „Wenn und Aber“ auf ihrem jetzt veröffentlichen, klasse Debüt. Der erfahrene Star-Produzent Blake Chancey (u.a. Dixie Chicks, Montgomery Gentry, The Lost Trailers) ließ nichts anbrennen und hat dem Mädel den exakt zu ihrem Image passenden Stil und Sound „wie angegossen“ auf den Leib geschnitten. Flotter, überaus kompetent instrumentierter, sehr sympathischer, meist gut gelaunter, knackiger Mainstream-New Country mit einer ausgewogenen Mischung aus dynamischen, gut abgehenden Nummern (manchmal durchaus mit traditionell ausgerichteter Basis) und einigen kraftvollen Balladen. Kellie fungierte bei fünf Stücken als Co-Writerin und hatte darüber hinaus sehr namhafte Songwriter wie Chris Lindsey und Aimee Mayo mit im Team.

Musiker sind im Booklet nicht benannt, es ist aber von der exzellenten Einspielung her von den üblichen Könnern der Nashville-Studiomusiker-Szene auszugehen. Highlights sind der Opener „Red High Heels“ (gleichzeitig die erste Single- sehr melodisch, knackig mit dezentem Bob Seger-, John Mellencamp-Flair), die beiden recht country-traditionellen Stücke „Things That Never Cross A Man’s Mind“ (ein Slow-Country-Boogie mit CCR-Gitarrenriff und schönen Slide-Einlagen) und „One Of The Guys“ (bluesiger Roadhouse Rock mit quäkender Harmonika, inkl. tollem Solo), die beiden schönen Balladen „Didn’t You Know How Much I Loved You“ (Richtung Jo Dee Messina, mit zwei klasse, prägnanten E-GitarrenSoli) und das viel Western-Romantik versprühende „Wild Ponies“ (könnte der Begleitsong für den nächsten Marlboro-Spot sein, man stelle sich vor: Kellie singend mit der Wandergitarre inmitten harter Cowboys, die bei Kaffee und Zigarette sentimental ins abendliche Lagerfeuer blicken…), wie auch die poppig, gut gelaunt und prima dahin groovenden Uptempo-Tracks „Small Town Girl“ (mit Piano, Slide und Orgel, wieder voller Energie ind der Art von Jo Dee Messina & Co.) oder „Girls Like Me“ (Kellies Gesang ähnelt hier etwas dem der Fleetwood Mac-Diva Stevie Nicks, knackige Akustik-, E- Gitarren-, schöne Mandolinen-Untermalung, feine Orgel-Tupfer)! Kellie Picker macht gesangstechnisch eine exzellente Figur und kann eigentlich jedes Tempo gehen.

Vom Konzept her ist ihr Erstling vielleicht recht ähnlich dem der ebenfalls durch American Idol bekannt gewordenen Carrie Underwood konstruiert. Und das ist, wie bekannt, ja blendend eingeschlagen. Warum also nicht. Wer sonnigen, positiv gestimmten, poppigen „Girl Power“-Mainstream New Country voller Energie und Saft à la Jo Dee Messina, Alecia Elliott, LeAnn Rimes, The Wreckers oder Carrie Underwood mag, wir hier vorzüglich bedient! Für Euch heißt es ab jetzt: „Picking Pickler“!

19 Recordings / BNA Records (2008)
Stil: New Country

01. Red High Heels
02. Gotta Keep Moving
03. Things That Never Cross A Man’s Mind
04. Didn’t You Know How Much I Loved You
05. I Wonder
06. Small Town Girl
07. Wild Ponies
08. Girls Like Me
09. I’m On My Way
10. One Of The Guys
11. My Angel

Kellie Pickler
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Mindy McCready – I’m Still Here – CD-Review

Wenn wenig Geld und wenig Verstand zusammenkommen, ist das schon eine nicht gerade günstige Konstellation (in Amerika vermutlich in großen Teilen der Bevölkerung bereits Normalzustand, bei uns mit stark steigender Tendenz). Wenn plötzlicher Geldsegen und Ruhm unvermittelt auf wenig Verstand treffen, kommt dabei auch nicht viel mehr rum, sondern meist noch weniger, wie man es an vielen Beispielen der Showbranche (unabhängig vom Geschlecht) heute tag täglich öffentlich demonstriert bekommt.

Auf weiblicher Seite glänzen besonders Mädels wie Paris Hilton, Lindsay Lohan, Pamela Anderson oder Britney Spears als Paradebeispiele zur Freude der Klatsch-Gazetten mit kontinuierlichen Peinlichkeiten. Statt sich der vielen Vorteile zu erfreuen, die ein finanziell gesichertes Dasein so mit sich bringen könnte und dem lieben Gott zu danken, nicht jeden Morgen regelmäßig in aller Frühe aufstehen und sich durch den Berufsverkehr quälen zu müssen, um sich dann im Arbeitsalltag für ein paar Penunzen die Nerven kaputt zu machen, wird die Kohle mit beiden Händen rausgeworfen, der Kopf zugedröhnt, bis selbst das letzte bisschen Hirn blockiert ist, meist zum Leidwesen der Kinder, die natürlich auch noch dazwischen irgendwann mit irgendwelchen Proleten gezeugt wurden.

Im New Country-Genre gibt es auch einige Leuchten in dieser Hinsicht zu bewundern, die ungekrönte Königin ist jedoch mit Abstand Mindy McCready. Die hatte 1996 einen Plattenvertrag ergattert und mit ihren beiden ersten Alben Platin- bzw. Goldstatus erreicht und konnte mit der Single „Guys Do It All The Time“ sogar einen Nr.1-Hit verbuchen. Album Nr. 3 floppte, ihre notorische Unzuverlässigkeit hatte den Verlust des gut dotierten BNA-Deals zur Folge. Auch ein Comeback-Werk bei Capitol Records brachte 2002 nur mäßigen Erfolg.

Von da an ging es schlagartig bergab. Sie wurde mit gefälschten Rezepten für Schmerzmittel erwischt, Drogenbesitz, Fahren unter Alkoholeinfluss, danach ohne Führerschein. Ihr Freund Billy McKnight (von dem sie natürlich auch ein Kind hat) verprügelte sie derart, dass er sogar wegen Mordversuch hinter Gitter musste. Nach Verstößen gegen Bewährungsauflagen folgte dann ein Selbstmordversuch, den Mindy überlebte, die obligatorische Versöhnung mit Billy (…) und die endgültige Inhaftierung für ein Jahr nach einem heftigen Streit mit ihrer Mutter. Sie wurde allerdings nach vier Monaten wieder vorzeitig entlassen.

Und sollte man meinen, die liebe Mindy wäre mittlerweile geläutert, nachdem sie jetzt mit ihrem neuen Album „I’m Still Here“ einen hoffnungsvollen Neuanfang offenkundig proklamiert, macht schon parallel – Paris Hilton lässt grüßen – wieder die Ankündigung der Veröffentlichung eines Sex-Videos mit ihr als Protagonistin die Runde und lässt den Rezensent irgendwie ratlos zurück.

Kommen wir zum Wesentlichen unseres Treibens und damit zum Gehalt ihres neuen Tonträgers. Da gibt es relativ wenig zu meckern, ein New Country-Longplayer auf der Höhe der Zeit. Sogar sehr authentisch, könnte man meinen, wenn man es eben nicht mit Mindy McCready zu tun hätte. Diese zeigt sich gesangstechnisch auf jeden Fall in sehr guter Verfassung und hat drei der ansonsten von Songwriterprofis (u.a. Gary Burr, Troy Verges, Hillary Lindsey, Blair Daly, Kim Tribble) geschriebenen neuen zehn, z.T. persönlich gestalteten Tracks mitkomponiert (den Titelsong „I’m Still Here“ im Gefängnis). Instrumentell wurde sie von vielen Großen der Nashville-Musiker-Garde wie u.a. Greg Morrow, Paul Leim, Mike Brignardello, Pat Buchanan, Jerry McPherson, Brent Mason, Paul Franklin, Tony Harrell, Jonathan Yudkin bestens und erstklassig unterstützt.

Die Songs wickelt sie dabei spielend leicht in Bandbreiten modernerer Interpretinnen wie LeAnn Rimes, Kellie Pickler, Carrie Underwood („I Want A Man“, „I Want To Love You“, „The Way You Make Me Melt“) bis zu den Grand Dames des Genres wie Martina McBride, Faith Hill („Songs About You“, „Fades“) oder Reba McEntire („Wrong Again“, „I’m Still Here“) ab. Die schöne Ballade „By Her Side“ wird gleich zweimal, in einer Vollversion (mit Steel, Dobro, zarte Orgel, Powerrefrain) und einer sich zurücknehmenden Akustikvariante präsentiert. Lediglich beim Cover von
Garth Brooks berühmten „The Dance“ kann sie trotz aller Bemühungen der Beteiligten der Aura und dem Pathos im Vergleich zum Original des großen Entertainers nicht ganz Paroli bieten.

Als Bonus gibt es noch ihre beiden größten Hits „Guys Do It All The Time“ (in einer schön rockigen, gitarrenbetonten Version) und „Ten Thousand Angels“ (sehr verkitscht mit retromäßigen Streichern dargeboten, daher aus meiner Sicht misslungen) als Neueinspielungen.
Im Großen und Ganzen ist „I’m Still Here“ von Mindy McCready ein akzeptables Album geworden, das theoretisch eine ordentliche Grundlage darstellen könnte, um Mindy in eine geordnete Bahn zurückzuführen (soweit das bei ihr möglich ist). Na ja, vermutlich wird dann bald dieses ominöse Video auftauchen, das dann hoffentlich wenigstens aus der Zeit stammt, als sie noch ein hübsches Ding war. Den Einblick könnte man dann als Backgroundwissen für die nächste potentielle Album-Rezension von ihr nutzen, man muss ja schließlich wissen, wovon man redet.

P.S.
Dem war leider nicht so. Mindy McCready beging 2013 Selbstmord.

Iconic Records (2010)
Stil: New Country

01. Wrong Again
02. By Her Side
03. I Want A Man
04. I’m Still Here
05. I Want To Love You
06. Songs About You
07. The Way You Make Me Melt
08. The Dance
09. I Hate That I Love You
10. Fades
11. By Her Side (Acoustic version)

Bonus Tracks:
12. Guys Do It All The Time
13. Ten Thousand Angels

Mindy McCready
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Al!ve

Kristy Lee Cook – Why Wait – CD-Review

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Kristy Lee Cook (richtiger Name Kristy Lee) hat für ihre gerade mal 24 Jahre schon einiges erlebt. Aufgewachsen in Selma, Oregon als Tochter einer pferdebegeisterten Familie, modelte sie, war in einigen Videos und Werbespots präsent, sang, performte und nahm auch 2005 ihr erstes Album auf. Man offerierte ihr diverse Plattenverträge, so war sie beispielsweise die erste Künstlerin, die für Britney Spears‘ geplante Produktionsfirma verpflichtet wurde.

Doch all diese Planungen wurden immer wieder seitens der Label durchkreuzt. Im Jahre 2007 bewarb sie sich dann für die siebte Folge der „American Idol“-Staffel, bei der sie letztendlich auch den siebten Platz belegte. Aufsehen erregte sie, als sie nach ihrem Ausscheiden in einem emotionalen Interview in der Show bekannt gab, dass sie, um die Kosten für „American Idol“ tragen zu können, extra ihr geliebtes Pferd veräußert hatte und der neue Besitzer ihr den Rückkauf verweigerte.

Als Lohn für ihre guten Leistungen ergatterte sie dann aber einen Major-Plattendeal beim Arista Nashville-Label, das jetzt ihr erstes, offizielles Album „Why Wait“ veröffentlichte. Produziert hat es Hitschreiber Brett James, eingespielt wurde es mit der ersten Garde der Nashville-Studiomusiker (u.a. Ilya Toshinsky, Mike Brignardello, Lonnie Wilson, J.T. Corenflos, Troy Lancaster, Larry Franklin, Mike Rojas, Eric Darken, Mike Johnson).

Die Stücke wurden von vielen arrivierten Komponisten der Szene beigesteuert, wobei auffällig ist, dass sehr viele weibliche Songschreiberinnen (Kelly Archer, Victoria Banks, Rachel Proctor, Liz Rose, Carrie Underwood, Jamie O’Neal) involviert wurden. Parallel dazu war Kristy jetzt monatelang mit ihren AI-Finalisten-Kollegen auf der obligatorisch an die Show anschließenden Live-Tour unterwegs. Die zehn Stücke umfassende CD bedient ganz klar die New Country-Pop-Klientel der Marke Carrie Underwood & Co., wobei sich der erfolgsverwöhnte Brett James als der richtige Produzent erweist. Er bewies ein gutes Gespür bei der Songauswahl, verleiht den Liedern über die gesamte Distanz eine knackige Note, ohne allerdings dabei zu dick aufzutragen.

Der Opener „15 Minutes Of Shame“ (frecher, flott groovender Countrypopsong) bewegt sich um Platz 40 der Billnoard Country Singles-Charts, und zwar mit steigender Tendenz. Der folgende Titeltrack „Why Wait“ ist die vielleicht rockigste Nummer des Albums (mit dezenter Southern-Atmosphäre, schöne E-Gitarren-Passage am Ende) und erinnert an Sachen von Little Big Town oder Shelly Fairchild. Klasse hier auch der recht angriffslustige Gesang von Kristy.

Im weiteren Verlauf geben sich dann immer wieder emotionale, aber nicht zu bombastische Balladen („Like My Mother Does“, „Baby Believe“, der patriotische Lee Greenwood-Klassiker „God Bless The USA“) und recht flotte, gut tanzbare Nummern mit fetten Drums, untermalender Piano-, Orgel-, Akustik- und E-Gitarrenarbeit, sowie dezenten Steel-Tupfern („Hoping To Find“, „Plant The Seed“, „I Think Too Much“) die Klinke in die Hand, wobei das herrlich melodische „Not Tonight“ (geschrieben von Brett James und Carrie Underwood – Kristy erinnert gesangstechnisch gar ein wenig an Stevie Nicks) richtig Laune macht. Eine Mischung aus beiden Sorten bietet das wunderbare „Homesick“, wo neben Steel auch Banjo und die Fiddle im, von schönen Tempo- und Atmosphärenwechseln dominierten Stück, auftauchen.

Überhaupt sind, trotz der zweifellos poppigen Note, die Countryinstrumente und -elemente doch noch etwas präsenter als beispielsweise bei Kollegin Carrie Underwood. Das kommt sehr gut! Alles in allem ist „Why Wait“ von Kristy Lee Cook ein richtig gutes, knackiges, energiegeladenes, „hungriges“ Album geworden (natürlich ist sie auf Front- und Backcover mit einem Pferd abgebildet), das Freunde der niveauvollen, poppigen Variante des New Country bestens bedient und ihr einen mehr als ernst zunehmenden Platz unter Kolleginnen wie Carrie Underwood, Taylor Swift, Kellie Pickler oder Joe Dee Messina sichern wird.

19 Recordings Limited / Arista Nashville (2008)
Stil. New Country

01. 15 Minutes Of Shame
02. Why Wait
03. Like My Mother Does
04. Hoping To Find
05. Baby Believe
06. Not Tonight
07. Plant The Seed
08. I Think Too Much
09. Homesick
10. God Bless The USA

Kristy Lee Cook
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Laura Bryna – Trying To Be Me – CD-Review

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Mit Laura Bryna betritt eine sehr interessante Persönlichkeit den New Country-Sektor in Nashville. Die fotogene, aus Mount Airy, Montana stammende Sängerin mit einem Faible für Kleidung des italienischen Modedesigners Roberto Cavalli, ist trotz einer schon immer bestehenden Leidenschaft für Countrymusik (sie ist von klein auf großer Patsy Cline-Fan) doch eher über Umwege im Genre gelandet. In ihrer Kindheit hatte sie zunächst zwei Schicksalschläge zu verkraften. Ihr Vater starb bei einem Autounfall und ihr Bruder musste im Alter von 13 Jahren aufgrund eines Gehirnaneurysmas sechs Monate im Koma verweilen.

Seit dieser Zeit engagiert sie sich sehr stark für kranke Kinder in einer sogenannten „Make A Wish-Foundation“, der auf diesem Album mit „Make A Wish“ auch ein Song gewidmet ist. Über verschiedene Gesangsprojekte an der High School landete sie zudem in einer afrikanischen Gesanggruppe, die diverse US-Staaten bereiste, um Großstadt-Kindern Lebenserfahrungen zu vermitteln. Es folgte ein Kunststudium, sowie eine Anstellung beim Musical „Rasputin“. Nach ihrer Promovierung gab sie sich dann ihrer eigentlichen Passion hin und zog nach Nashville.

Auch dort schrieb sie sich sofort an der Bellmont Universität ein und hatte das Glück, ein Praktikum, sowohl bei Sony und als auch bei Dreamworks, absolvieren zu können. Dies verschaffte ihr die nötigen Kontakte, u.a. zu Clint Black, der sie für sein Equity Music Label verpflichtete und auch mit ihr zusammen durch die Konzerthallen des Landes tourt. Das zwölf Stücke umfassende Album ist ein typisches New Country-/Countrypop-/Contemporary Country-Einsteigerwerk für eine Künstlerin, der man für die Zukunft von Seiten des Labels einiges zutraut. Hier wurde an nichts gespart.

Die Songwriter zählen zum „Who-Is-Who“ der Szene (u.a. Liz Rose, Tony Mullins, Tony Martin, Mark Nesler, Aimee Mayo, Chris & Hillary Lindsey, Monty Powell und sogar interessante Musiker wie Keith Urban (!), Jennifer Hanson oder Sherrie Austin), und auch von den Musikern her wird mit exzellenten Leuten wie Ilya Toshinsky (von Bering Strait), Brent Mason, Greg Morrow, Eddie Bayers, Paul Leim, Jeff King, Larry Franklin, Mike Rojas und vielen anderen aufgewartet, die eigentlich so alles an Instrumenten einbringen, was sich im Genre großer Beliebtheit erfreut (Fiddle, Banjo, Mandoline, Dobro, Piano, etc.).

Gewählt wurde wie eigentlich bei allen momentan angesagten Interpretinnen ein wohl dosierter Mix aus flotten, fröhlichen und radiotauglichen Uptempo-Nummern („Life Is Good“, „Mabye She Fell“, „Out The Window“, „According To The Radio“ – mit coolem Urban-typischem Banjo-Rhythmus), satten, ausdrucksstarken Balladen im Stil der großen Nashville-Diven Marke Chely Wright, Martina McBride, Faith Hill oder einer poppigen LeAnn Rimes („Room 228“, „Make A Wish“, „640 Battlefield Dr., „She Can’t Save Him“, „Smoke From A Bridge You Burned“) und einigen mehr traditionell trocken, teilweise bluesig dahin rockenden Countrynummern in Sphären zwischen Wynonna, Jo Dee Messina und Trick Pony, bei denen sich die hervorragenden E-Gitarristen wie Brent Mason oder Jeff King auszeichnen („Set It On Fire“, „Same Dog“, „No Man’s Land“).

Auffällig ist die vokale Bandbreite, mit der sich Laura den unterschiedlichen Stücken jeweils glänzend anpasst. Manchmal klingt sie rotzig frech wie eine Heidi Newfield (ex-Trick Pony), mal bölkt sie aggressiv grimmig im Stile einer Wynonna Judd, dann klingt sie plötzlich jungenhaft wie eine Jo Dee Messina/Carrie Underwood oder auch in den balladesken Momenten zart und gefühlvoll wie eine Chely Wright oder LeAnn Rimes. Man merkt sofort, dass man es mit einer fundiert ausgebildeten Sängerin zu tun hat.

Die Produktion von Roger Sarchet ist zeitgemäß knackig und auch die Songs sind in einem sehr gut gewählten Verhältnis zueinander abgestimmt, so dass man von einem recht kurzweiligen Werk sprechen kann. Mit „Trying To Be Me“ hat Laura Bryna eine erste vielversprechende „Duftmarke“ in Nashville gesetzt. Man darf auf den weiteren Verlauf ihrer Karriere gespannt sein. Typischer, angesagter, moderner Damen-New Country mit Chart-Ambition!

Equity Music Group (2008)
Stil: New Country

01. Life Is Good
02. Maybe She Fell
03. My Mistakes
04. Room 228
05. Same Dog
06. Make A Wish
07. Set It On Fire
08. 640 Battlefield Dr.
09. According to the Radio
10. She Can’t Save Him
11. No Man’s Land
12. Smoke From a Bridge You Burned
13. Hometown Heroes

Laura Bryna
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Lady Antebellum – Same – CD-Review

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Prächtiges Major-Debut dieses neuen, hoch talentierten New Country-Trios, bestehend aus Hillary Scott (Tochter von Countrysängerin und Grammy-Gewinnerin Linda Davis), Charles Kelley (Bruder des Singer/Songwriters Josh Kelley) und Dave Haywood, die einen herrlich knackigen, erfrischenden, peppigen Gitarren-orientierten, voller Hit-Potenzial steckenden Sound präsentieren, der in etwa zwischen Sugarland und Little Big Town anzusiedeln ist, vielleicht noch ein wenig Country-orientierter.

Die erste Single „Love Don’t Live Here“ ist bereits unter den Top-15 in den Billboard Country-Singles-Charts anzutreffen, und der Weg weist weiter nach oben. Produziert haben das Album die bekannte Songwriterin Victoria Shawund Paul Worley! Fast scheint es so, als sei es dem Trio gelungen, besetzungsmässig in eine Marktlücke zu stossen, denn außer Trick Pony (um die es seit dem Ausscheiden von Heidi Newfield sehr ruhig geworden ist) gibt es kaum eine vergleichbare Konstellation (eine Frau, zwei Männer) von solcher Qualität. Haywood und Kelley sind bereits seit Schultagen eng befreundet, Hillary traf Charles 2006 bei der Produktion eines Musikspots in Nashville, beide kamen ins Gespräch und vereinbarten, es mal mit dem gemeinsamen Komponieren zu versuchen.

Man stellte schnell fest, dass die Chemie stimmt und lotete mit einigen, wenigen Songs und ein paar anschließenden, selbst gebuchten Gigs die Chancen aus, als Dreier-Formation bestehen zu können. Die Reaktionen der Fans war begeistert. Und dann ging alles rasend schnell. Lady Antebellum (der Name resultiert aus dem Ergebnis eines Spaßfotos vor einem südstaatlichen Herrenhaus) wurden als Opening-Acts für renomierte Interpreten wie Kenny Chesney, Carrie Underwood, Tim McGraw, Alan Jackson, Josh Turner und Little Big Town gebucht, spielten in der berühmten Grand Ole Opry und sind mittlerweile auch als Support für Martina McBrides Arena Tour 2008 verpflichtet worden.

Diese musikalischen Konstellationen passen auch prima zusammen, denn Lady Antebellum spielen modern und knackig, haben ihre Roots aber unüberhörbar in den Traditionen des klassischen Country. Das Nashville Lifestyles-Magazin bezeichnete sie kürzlich als „the next big thing“ in Nashville, und das erscheint durchaus plausibel. Das Debutalbum jedenfalls ist ein Volltteffer! Das Trio (übrigens bei den ACM-Awards in der Sparte „Best New Group“ nominiert) präsentiert durchweg hervorragende, sehr selbstbewusste, offensive, in Eigenregie komponierte Songs (zehn von elf) voller jungem Elan und toller Melodien, eingespielt mit der fantastischen Musikern aus der ersten Garde von Nashvilles Studiocracks (u.a. Mike Rojas, Chad Chromwell, Craig Young, Jason Gambill, Bruce Bouton, Paul Worley, Larry Franklin), die vor allem auch durch ihren Abwechslungsreichtum glänzen.

Es wurde ein exzellenter Mix aus wunderbar countryrockigen Uptemponummern („Love Don’t Live Here“, „Lookin’ For A Good Time“ „I Run To You“, „Love’s Lookin’ Good On You“, „Slow Down Sister“), sehr melodischen und atmosphärischen Midtempotracks („Long Gone“, „Home Is Where The Heart Is“, „Things People Say“) und einigen sehr schönen, emotionalen Power-Balladen („All We’d Ever Need“, „Can’t Take My Eyes Of You“, „One Day You Will“) mit dezenten, aber nicht übertriebenen Streichereinsätzen gewählt, wobei fast jedes Lied aufgrund der eingängigen Gestaltungen großes Hitpotenzial aufweist.

Von der Stimme her liegt Hillary Scott irgendwo im Bereich zwischen Sugarland-Sängerin Jennifer Nettles und Michelle Branch von The Wreckers. Charles Kelley dürfte die Frauenherzen mit seiner warmen, rauchigen Charakter-Tenorstimme massenweise zum Schmelzen bringen. Beide wechseln sich in einem gut abgestimmten Verhältnis an der Front ab, spielen sich ab und zu mal im Duett die Bälle zu oder unterstützen den anderen mit wunderbaren Harmoniegesängen. David Hawwood erweist sich dazu als außerordentlich guter Gitarrenspieler (Electric- und Akustik-), weiß aber auch mit schönen Mandolinenfills zu gefallen und steuert obendrein manchmal exzellent passende Harmonies bei.

Hier bewegen sich „Lady A.“ (Spitzname der Fans) schon jetzt auf einem Niveau, das allerhöchste Anerkennung verdient. Die Produktion ist knackig, glasklar und sehr zeitgemäß auf den Punkt gebracht. Man braucht wirklich kein Prophet zu sein um Lady Antebellum schon jetzt eine vielversprechende Zukunft vorauszusagen. Das mit dem „nächsten großen Ding“ könnte also durchaus Wirklichkeit werden. Sugarland haben hier vielleicht ein wenig die Richtung vorgegeben, Lady Antebellum die ‚musikalische „Spur“ gekonnt aufgenommen!

Das ist ohne Wenn und Aber durch und durch toller, moderner, knackiger, gleichzeitig aber auch traditionsbewusster New Country voller Frische und Pep! Diese Drei machen richtig Freude! Fazit. Debüt super gelungen – weiter so, „Lady A“!

Capitol Nashville (2008)
Stil:  New Country

01. Love Don’t Live Here
02. Lookin‘ For A Good Time
03. All We’d Ever Need
04. Long Gone
05. I Run To You
06. Love’s Lookin‘ Good On You
07. Home Is Where The Heart Is
08. Things People Say
09. Slow Down Sister
10. Can’t Take My Eyes Off You
11. One Day You Will

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Bärchen Records

Hunter Hayes – Storyline – CD-Review

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Nashvilles neues, mega-erfolgreiches „Wunderkind“ mit seinem zweiten Album! Was ist dieser Knabe doch für ein talentierter Sänger, Songwriter und vor allem für ein exzellenter Multi-Instrumentalist! Auf seinem neuen Werk „Storyline“ hat der aus Breaux Bridge, Louisiana stammende, gerade mal 22 Lenze zählende Hunter Hayes wieder sämtliche 14 Tracks komponiert (mit vielen namhaften Co-Writern wie Luke Laird, Barry Dean, Katrina Elam, Troy Verges, Gordie Sampson, Sam Ellis, etc.) und natürlich neben dem Lead-Gesang auch wieder eine stattliche Anzahl an Instrumenten (u.a. electric/acoustic guitar, resonator guitar, bouzouki, mandolin, ukulele, b3, piano, wurlitzer, percussion) bedient.

Mein Gott, was hat der Typ in seinen bisherigen kurzen Dasein schon alles erlebt: Im Alter von 4 Jahren bereits einen Auftritt mit Hank Williams Rr. in einer Fernseh-Show, mit 6 Neben-Darsteller in einem Film mit Schauspieler Robert Duvall, der Hunter auch seine erste Gitarre schenkte. Selbst eine Einladung bei Bill Clinton zu seinen damaligen, berühmten White House Lawn-Partys kann der Junge vorweisen. In der Folgezeit nahm er diverse Independent-Platten in Eigenregie auf, bis er schließlich 2008 nach Nashville zog. Von da an ging es Schlag auf Schlag.

Er ergatterte einen Songwriter-Vertrag und nicht von ungefähr waren es Rascal Flatts, die seinen Song „Play“ für ihre „Nothing Like This“-CD buchten. 2010 zeichnete Hayes dann seinen ersten Major-Plattenvertrag mit Atlantic Records. Das Debüt wurde direkt eine Nummer Eins und auch die Single „Wanted“ erklomm die Pole-Position. Man entschloss sich aufgrund des Erfolges, eine erweiterte Version des Werkes („Encore“) auf den Markt zu bringen, die sich dann nochmals sehr gut verkaufen ließ. Der Gewinn diverser Awards und Support-Auftritte bei Taylor Swift, Carrie Underwood und Rascal Flatts bei deren großen Touren, Grammy-Nominierungen, sowie Kennenlernen von musikalischen Größen wie Paul McCartney, Sting, Stevie Wonder (gemeinsamer Auftritt bei den ACM Awards) sowie Elton John (Cover seines „Goodbye Yellow Brick Road“ für ein Reissue) zählten zu weiteren Highlights.

Mittlerweile ist jetzt mit „Storyline“ der sehnlichst erwartete Nachfolger „im Kasten“. Produziert hat, wie auch den Vorgänger, nach dem Motto „Never change a winning team“, wieder Dan Huff (zusammen mit Hunter). Dessen Einfluss ist, gerade, was die vielen von Hunter gespielten E-Gitarren-Soli betrifft, ebenfalls omnipräsent. Mit der sanft und reduziert beginnenden Pianoballade „Invisible“, die sich dann im weiteren Verlauf mit Einsatz vieler Instrumente, inklusive Streicherunterstützung, voluminös steigert, hat Hunter auf Platz 4 in den Billboard-Country-Single-Charts eine erste Duftmarke gesetzt. Diesen Song hat er auch anstatt des geplanten „I Want Crazy“ bei den Grammy Awards performt.

Die CD beinhaltet, wie es für angesagten New Country der heutigen Zeit im Major-Bereich typisch ist, eine Mischung aus kräftigen, energiegeladenen Nummern und diversen Midtempo-/Powerballaden, wobei der Fokus auf den Gesang des Protagonisten gelegt wird, aber auch viele instrumentelle, Country-kompatible Feinheiten mit eingeflochten werden, die hier fast alle von Hayes mit den bereits o.a. Instrumenten erledigt werden.

Der flockige Opener „Wild Card“ (klasse E-Gitarren-Solo), das Heartland-trächtige Titelstück „Storyline“ (klasse Einsatz von Mandoline und Bouzouki), das überschwengliche „Tattoo“, „Flashlight“ (poppige Harmoniegesänge), sowie das mit einem dezenten Latino-Rhythmus unterlegte „Secret Love“ (E-Gitarre mit Santana-Note) stehen hier für die mehr abgehenden Tracks. „Still Fallin'“ (Bariton-Fills; Steel-Tupfer, gespielt von Paul Franklin), das erwähnte „Invisible“, das großartige „When Did You Stop Loving Me“ (endet in einem furiosen Southern E-Gitarren-Jamming, betitelt „…Like I Was Saying“), das mit leichtem R&B-Touch versehene „Nothing Like Starting Over“, und die beiden abschließenden Powerballaden „If It’s Just Me“ (tolles Wurlitzer-/B3-Spiel von Hayes) und das ebenfalls Piano-getränkte „Love too much“ (schöne Slidegitarreneinlage) stehen für den ruhigeren Part des durchgehend hochkarätig bestückten Silberlings.

Hunter Hayes ist mit „Storyline“ wieder ein sehr schönes Album voller großartiger Songs gelungen! Da werdeb eine Menge Hits abfallen. Der talentierte, immer noch sehr jungenhaft aussehende Künstler ist dabei, sich seinen Platz zwischen Acts wie Rascal Flatts und Keith Urban, im oberen Segment der Zunft fest zu etablieren. Wie bei Major-Werken üblich, gibt es ein dickes Booklet mit allen Infos, Song-Texten und Bildern von Hunter on top. Die rasende Erfolgsgeschichte des Hunter Hayes geht eindrucksvoll weiter!

Atlantic Records (2014)
Stil: New Country

01. Wild Card
02. Storyline
03. Still Fallin
04. Tattoo
05. Invisible
06. …Interlude
07. You Think You Know Somebody
08. Flashlight
09. When Did You Stop Loving Me
10. …Like I Was Saying (Jam)
11. Secret Love
12. Nothing Like Starting Over
13. If It’s Just Me
14. Love Too Much

Hunter Hayes
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Bärchen Records

Various Artists – Hot & New Country Music #1 – CD-Review

Hot

Schön, dass die Musikindustrie mittlerweile auch in unseren Gefilden begriffen hat, dass (New) Countrymusik von heute (in Amerika absolut populär) hierzulande über Johnny Cash, Willie Nelson und Truck Stop hinaus längst sein Mauerblümchendasein abgelegt hat und deren Interpreten mit ihren Tonträgern weitaus mehr zu bieten haben, als das bisherige Wühltischniveau.

Meine Wenigkeit kämpft ja schon seit Beginn seiner schreiberischen Aktivitäten, sei es für Sounds of South oder in Kooperation mit Bärchen Records (einem auf Nischen spezialisierten Mailorder, der auch schon seit Urzeiten den unkomplizierten, günstigen und schnellen Erwerb dieser Musik, unterstützt durch fundierte Reviews, ermöglicht) für einen höheren Bekanntheitsgrad. Ich war mit einer der ersten, der beispielsweise einem Keith Urban (leider auf diesem Sampler noch nicht berücksichtigt), als ihn noch kein Mensch wahr nahm und er seine heutige Ehefrau Nicole Kidman vermutlich nur aus der australischen BRAVO und in feuchten Träumen kannte, bereits in der Besprechung seines Debüts punktgenau eine große Karriere voraussagte.

Mein Schlüsselerlebnisse in Sachen New Country waren übrigens Mary Chapin Carpenters Song „Shut Up And Kiss Me“, ein Stück, das ich mal im Radio hörte und mich zu weiteren Recherchen in Sachen dieser Musik veranlasste sowie ein Konzert von Garth Brooks mit der damals ebenfalls noch völlig unbekannten Martina McBride (heute mittlerweile eine Grand Dame des Genres) als Support in der Dortmunder Westfalenhalle. Noch heute löst die Erinnerung daran bei mir eine Gänsehaut aus, wenn ich mich nur an die zwanzig Minuten, am Stück währende La Ola durchs Rund zurückbesinne, bis der Entertainer endlich die Bühne betrat und mit einer furiosen Unterhaltungs-Show (für damalige Verhältnisse) begeisterte, im Gegensatz zum Eintrittspreis, der sich für diese Zeit mit 85 DM in Freudenhaussphären bewegte (heute fast schon lächerlich).

Kommen wir zu diesem Sampler. Sony Music hat es in Verbindung mit CountryMusicNews.de (ein mit vielen Infos bespicktes Internet-Magazin, dessen Besuch als Genreliebhaber natürlich Pflicht ist) geschafft, sämtliche rechtlichen Hürden (die es im Rahmen eines solchen Projektes zu überbrücken gilt) zu meistern und hat wirklich eine durchaus gute und repräsentative Auswahl an Interpreten und Songs auf diesen (ersten) Silberling dieser Art (weitere sollen folgen) gepackt. Ich selbst besitze von fünfzehn der hier zwanzig vertretenden Künstler CDs und kann mir von daher sicherlich eine ganz gute Beurteilung erlauben.

Beim Auftakt-Sampler wurde sich wirklich bemüht, das gesamte Spektrum dieser, vornehmlich in Nashville, beheimateten Sparte (die im Laufe der Zeit sehr viele unterschiedliche Stile mit eingeflochten bekommen hat) abzudecken und mit großen Namen wurde ebenfalls nicht gegeizt. So stehen die Mädels wie Taylor Swift, Carrie Underwood oder Kellie Pickler (beide Letztgenannten waren Kandidaten bei American-Idol) für die poppigen Sachen, Alan Jackson für die Neotraditionalisten, Blake Shelton im Duo mit Trace Adkins und Craig Morgan zumindest auf diesem Teil für die Southern Rock-/Redneck-kompatiblen Zutaten.

Billy Currington (war mal in „Wetten, dass…?“ mit Shania Twain) und Josh Turner demonstrieren die Honkytonk-bestückte Variante, Jason Aldean, Miranda Lambert und Jake Owen repräsentieren die ‚jungen Wilden‘ der Szene, Kevin Costner und Tim McGraw bringen Hollywood-Glanz und Superstardom (beide sowohl erfolgreiche Schauspieler wie Musiker) mit auf den Rundling. Jennifer Nettles von Sugarland mit ihrer grandiosen Southern-Twang-Stimme (hat in einem Duett sogar mal den guten Jon Bon Jovi an die Wand gesungen) und Brad Paisley mit seinem fingerfertigen Telecaster-Gitarrenspiel sorgen für die individuellen Glanzpunkte. John Rich (Part von Big & Rich) überzeugt mit sozialkritischem Text in seinem „Shuttin‘ Detroit Down“.

Es gibt auch einige marginale Unpässlichkeiten. Kenny Chesney und Mac McAnally mit ihrem „Down The Road“ befinden sich hier eher in Westcoast-Gefilden (es gibt im New Country allerdings auch einige Gruppen wie z.B. Restless Heart oder Little Texas, die verstärkt mit Harmoniegesängen arbeiten), der junge Jason Michael Carroll bleibt mit seiner Nummer recht blass, Debbie Nunn ist mit ihrer Piepsstimme und ihrem christlichen Gesangsgefasel eher nervig und Cledus T. Judd mit seiner Tiger Woods-Persiflage eher im Klamaukbereich angesiedelt. Aber auch diese Tracks sind ein guter Beweis für die enorme Bandbreite dieses ehemals als recht verstaubt, einseitig und altbacken verschrienen Genres.

Die meiste Musik im New Country-Genre wird in der Regel übrigens von einem relativ überschaubaren Studio-Instrumentalistenkreis (ein kleiner Auszug. Greg Morrow, Shannon Forrest, Chris McHugh, Tom Bukovac, Dann Huff, Brent Mason, Kenny Greenberg, Pat Buchanan, John Willis, Jimmy Johnson, Paul Franklin, Dan Dugmore, Glenn Worf, Mike Brignardello, Tony Harrell, Steve Nathan, Gordon Mote, Jonathan Yudkin, etc.) eingespielt (es wechseln halt nur die Interpreten beim Gesang), der dafür an Können seines Gleichen sucht und trotzdem keine Einbahnstraßen-Kost abliefert. Immer wieder grandios, was die teilweise aus ihren Spielgeräten rausholen. Auch die exzellenten Produzenten und guten Songwriter tragen in der Regel dann zu einen exklusiven Ergebnis bei.

Zu bemerken ist, dass hier auf dieser Zusammenstellung im Großen und Ganzen Songs berücksichtigt wurden, die auch in den amerikanischen Country-Charts (und auch darüber hinaus) ein Wörtchen mitgeredet haben. Das Genre hat natürlich auch viele Interpreten zu bieten, die keine Major-Verträge besitzen und ebenfalls tolle Musik machen und die nicht so im Rampenlicht stehen (vermutlich auch nie den Weg auf einen solchen Sampler finden werden), Brantley Gilbert oder Gary Ray & The Heartwells seien mal als weitere Tipps angeführt.  Die und unzählige andere gilt es dann insbesondere zu entdecken, sofern man einmal durch die Arrivierten ‚Blut geleckt‘ hat. Sounds of South hat natürlich auch jede Menge an Besprechungen in dieser Hinsicht zu bieten, wenn man gerne stöbert!

Zum Schluss bleibt zu hoffen, dass es Sony Music (und allen anderen Supportern) mit diesem (und den weiteren geplanten) „Hot & New Country Music“-Sampler gelingt, als weiterer Katalysator und Multiplikator zu fungieren, um dieser tollen und sehr abwechslungsreichen Musik hier eine größere Plattform zu bieten. Im beigefügten Booklet sind zu jedem Künstler noch Bilder und kurze Statements abgedruckt.

Gerne dürfen auch deutlich mehr New Country-Interpreten nach Deutschland zu Konzerten geholt werden (wenn möglich auch zu etwas moderateren Preisen als es bei Kevin Costner vor kurzem beispielsweise der Fall war), wie man es im Four Corners Country-Club in Untermeitingen (bei Augsburg, für mich leider eine Weltreise) bereits mit Engagement und beachtenswertem Erfolg versucht (u.a. Lonestar, Phil Vassar)! In diesem Sinne. ‚Keep it (New) Country!‘

Sony Music (2010)
Stil: New Country

01. Love Story – Taylor Swift
02. It Happens – Sugarland
03. American Saturday Night – Brad Paisley
04. White Liar – Miranda Lambert
05. Let Me Be The One – Kevin Costner & Modern West feat. Sara Beck
06. Hillbilly Bone – Blake Shelton feat. Trace Adkins
07. Bubbles – Debbie Nunn
08. It’s Just That Way – Alan Jackson
09. Temporary Home – Carrie Underwood
10. Shuttin‘ Detroit Down – John Rich
11. That’s How Country Boys Roll – Billy Currington
12. Down The Road – Kenny Chesney feat. Mac McAnally
13. Hurry Home – Jason Michael Carroll
14. Didn’t You Know How Much I Love You – Kellie Pickler
15. Bonfire – Craig Morgan
16. It’s A Business Doing Pleasure With You – Tim McGraw
17. Why Don’t We Just Dance – Josh Turner
18. Don’t Think I Can’t Love You – Jake Owen
19. Tiger By The Tail (The Tale Of Tiger Woods) – Cledus T. Judd
20. The Truth – Jason Aldean

Sony Music
Country Music News
Promoteam Schmitt & Rauch

David Nail – I’m About To Come Alive – CD-Review

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Sehr schöner, qualitativ hochwertiger New Country mit jeder Menge Hitpotential! David Nail hat es wohl seinem Talent und seiner Hartnäckigkeit zu verdanken, dass es vielleicht doch noch mit einer großen Karriere im Music City klappen könnte. Auch er ist einer der vielen Künstler, die mit den Irrungen und Wirrungen der Labelentscheidungsträger zu kämpfen haben und hatten, in seinem Fall sogar schon, bevor es überhaupt richtig losging. Nail hatte 2002 bereits bei Mercury Records einen Major-Vertrag in der Tasche, doch die vorab herausgebrachte Single erreichte nur Platz 52 der Billboard-Charts. Der sich nur mäßig herauskristallisierende Erfolg weiterer an die Radiostationen verschickter Songs veranlasste das Label schließlich Nails geplantes Debüt auf Eis zu legen.

Der aus einer Kleinstadt im Südosten von Missouri stammende Nail zog sich danach zunächst gefrustet zurück und arbeitete fortan als Jugendtrainer einer Baseballmannschaft. Über Brian Wright, dem Vizepräsidenten der mittlerweile unter dem Dach der Universal Group beherbergten Label Mercury Nashville und MCA Nashville kam der Kontakt zu Frank Liddell zustande, der nun gemeinsam mit Mike Wrucke (beide arbeiteten schon zusammen für Miranda Lambert) David Nails MCA-Debüt „I’m About To Come Alive“ produzierte. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, Nail eine zweite Chance zu gewähren.

Der Silberling steckt voller fein instrumentierter Songs (herrlich, solch großen Könnern wie u.a. Chuck Leavell, -z.B. The Allman Brothers Band, The Rolling Stones-, Waddy Wachtel, -die „alte“ californische Gitarren-Legende, die u.a. Linda Ronstadt und Jackson Browne begleitete-, Mike Wrucke, Kenny Greenberg, Glenn Worf, Dan Dugmore, Jim Hoke, u.s.w. zuzuhören), die einerseits zwar vorwiegend im Midtempo- und Balladen-Bereich angesiedelt sind, andererseits aber knackig und kraftvoll daherkommen, und richtig Laune machen. Die Radiostationen werden dies diesmal wohl kaum ignorieren können.

Das vorab veröffentlichte Titelstück „I’m About To Come Alive“, im übrigen ein Coversong der amerikanischen Alternative Rock Band Train (mit klasse Gitarren , Steel und tollen Harmonies von Nathalie Hemby, dazu ein kräftiger Refrain), erreichte immerhin die Top 50 der Charts, mit der zweiten Single, dem von einem dezenten Heartland-Flair durchzogenen, sehr flockigen und melodischen „Red Light“ (zur Zeit Platz 24, Tendenz steigend) scheint der Durchbruch nun möglich zu sein. Absolut herauszustellen ist allerdings mit „Mississippi“ der großartige Auftakt dieses insgesamt sehr gelungenen Longplayers. Was ist das für eine Wonne, hier dem exzellenten Klavierspiel des Tastenvirtuosen Chuck Leavell zu lauschen (auch Co-Writer dieser voller Südstaatenatmosphäre durchströmten Ballade; die ein wenig an das alte „New Orleans Ladies“ von Louisiana’s LeRoux zu erinnern scheint). Dazu das zündende E-Gitarrenspiel von Mike Wrucke und Waddy Wachtel (klasse Solo) und die bezaubernden Background Vocals ein Natalie Hemby betören.

An Nails ehrfürchtig wirkendem Gesang spürt man förmlich, dass der realisiert hat, Teilhaber an einer ganz großen Nummer sein zu dürfen. Das ist erstklassige, nach dem Süden „riechende“ New Country-Musik, deren zwischendrin eingestreute Streicher überhaupt nicht stören! Nails kompositorisches Talent kommt bei gleich vier Tracks zum Tragen („Again“ – peppig, dezentes, unterschwelliges U2-Feeling in der Gitarreninszenierung; „Clouds“ – entspannt, aber kräftiger Refrain, fettes E-Gitarren-Solo; „This Time Around“ – ein wenig poppig, rhythmisch, in „männlicher Shania Twain-Manier“; und „Missouri“ – rootsig, mit schönem Dobro, atmosphärische Streicher, wieder tolle „Backs“ von Hemby).

Dazu hat auch der starke Songwriter Scooter Caruso einen erheblichen Anteil an der Gestaltung der Stücke. Mit Gary LeVox (Rascal Flatts-Sänger) bei „Summer Job Days“ (im typischen RF-Stil mit ruhigem Strophengesang, emotionalem Refrain und immer kräftiger werdendem Songverlauf, surrendes E-Gitarren-Solo von Kenny Greenberg) und Kenny Chesney bei „Turning Home“ (New Country-Ballade mit Southern-Teint, Steel, Mandoline, Piano, Twin Gitarren -erinnert vom Gesang her ein wenig an Garth Brooks), kann Nail zudem auf hochkarätige und sehr prominente Unterstützung beim Songwriting zählen. Sicher auch ein Beweis in das in ihn (zu Recht) gesetzte Vertrauen. Ein weiteres Highlight ist das von Scooter Caruso und Aimee Mayo kreierte „Strangers On a Train“, wobei neben dem unnachahmlichen Harmonikaspiel von Jim Hoke auch Miranda Lamberts schön eingeflochtene Harmonies zentrale Akzente setzten.

Und somit schließt sich wieder der Kreis zu Produzent Frank Liddell, der das ganze Werk mit einem glasklaren Sound veredelt hat. David Nail hat mit „I’m About To Come Alive“ einen ersten Schritt in Richtung einer vielversprechenden Karriere gemacht (der Frauentyp dürfte auch bei der weiblichen Klientel bestens ankommen). Das Album könnte aufgrund des bereits erwähnten, erheblichen Hitpotentials zu einem der Überraschungen dieses Jahres in Nashville avancieren. Nail hat bewiesen, dass er durchaus das Zeug besitzt, sich problemlos in der Riege von Leuten wie Billy Currington, Josh Gracin, Brian McComas, Craig Morgan, Steve Azar & Co. einzureihen. Ein klasse Debüt!

MCA Nashville (2009)
Stil: New Country

01. Mississippi
02. I’m About To Come Alive
03. Red Light
04. Again
05. Clouds
06. Summer Job Days
07. Strangers On A Train
08. Looking For A Good Time
09. This Time Around
10. Turning Home
11. Missouri

David Nail
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