Dennis Johnson – Revelation – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Nach „Slide Avenue“, „Slide Show“ und „Rhythmland“ bringt der autodidaktische Gitarrist Dennis Johnson dieser Tage wieder ein musikalisch fettes Album mit zehn Klassesongs heraus, die seinen Ruf als Weltklasse-Slide-Gitarrist eindringlich untermauern. Unterstützt wird er dabei u. a. von dem bekannten Jazz- und Rock-Schlagzeuger Anton Fig (Joe Bonamassa) und dem unglaublich guten Pianisten Bob Fridzema (Walter Trout, Joanna Shaw Taylor, Robert Jon & The Wreck). Außerdem ist noch der Bassist Jonathan Stoyanoff (u. a. Robert Cray, B.B. King, Marceo Parker) mit von der Partie.

Herausgekommen ist eine großartige Scheibe mit lauter Blues-Rockern und Roots-Rhythmen, beides oft angereicht Gospel- und Countryelementen. Alles natürlich mit Slidegiuitar-Klängen ohne Ende.

Das Album startet mit einer sehr hörenswerten Coverversion des Freddie King-Blues-Klassikers „Going Down“, von dem es auch wohlbekannte Interpretationen von Joe Bonamassa und Jeff Beck gibt, gefolgt von dem furios treibenden Slidestück „Talk To You“. Mit „Revelation“ schließt sich ein Americana beeinflusster Slow-Blues als Instrumentalstück an und Gospeleinflüsse wiederum finden sich nach einem kurzen Countryintro in dem lebensfrohen „Salvation Bound“, sowie in der äußerst schwungvollen Nummer „Two Lights“. Auch „Please Don‘t Go“ wartet mit leichter Countrystimmung auf.

Bei den übrigen Stücken „32-20 Blues“, „Don‘t Owe You A Thing“ und „Ramblin“ handelt es sich um zum Abtanzen einladende, flotte Shuffle. Wobei letztgenannter Song durch seine markante Hookline durchaus Ohrwurmqualitäten besitzt.

„Revelation“ ist insgesamt ein durchweg gute Laune verbreitendes Album, das so richtig gut zum derzeitigen Sommerwetter passt. Es hat tolle Grooves, wunderbare Slidegitarrenklänge und ist wohl arrangiert. Ein tipptopp Album also, das in keiner gut sortierten Plattensammlung fehlen sollte.

Label: Booda Lee Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Going Down
02. Talk To You
03. Revelation
04. Salvation Bound
05. 32-20 Blues
06. Please Don‘t Go
07. Lonesome Valley
08. Ramblin
09. Two Lights
10. Don‘t Owe You A Thing

Dennis Johnson
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StratCat Willie & The Strays – On A Hot Tin Roof – CD-Review

Review: Jörg Schneider

StratCat Willie Hayes hat in seiner mehr als einem halben Jahrhundert andauernden und u. a. von B. B. King, T-Bone Walker und Johnny Winter beeinflussten Blueserkarriere mit zahlreichen Größen des Bluesbiz, vornehmlich in den Staaten, gemeinsam auf der Bühne gestanden. In 2020 nahm er sein erstes Album „On The Prowl“ auf, eingespielt mit seiner Band The Strays. Und nun, zwei Jahre später, folgt sein zweiter Longplayer „On A Hot Tin Roof“, ebenfalls aufgenommen mit den Strays.

Allein das Betrachten des witzig gestalteten Covers bringt schon jede Menge Vorfreude und macht äußerst neugierig auf die Tunes des Albums. Irgendwie kommen einem da sofort die Straycats in den Sinn, mit denen die Mucke stilistisch sogar einige Gemeinsamkeiten hat. Die zwölf flotten Lieder der CD sind allesamt Eigenkompositionen und absolut vielfältig. Sie pendeln zwischen Rockabilly und Blues und bringen viel Spaß.

Der fröhlich swingende Opener „Have A Blues Party“, sozusagen ein „After-Pandemie-Song“ mit Gebläseunterstutzung, macht richtig gute Laune und animiert zum Tanzen, ein echter Partykracher. Nicht minder schmissig kommt der fetzige Titelsong „Hot Tin Roof“ daher, eine Mischung aus Rockabilly und Blues.

Bluesrockig mit viel Brass wird‘s dann mit der Aufforderung zum Tanz „Let‘s Dance“ und auch die wilde Rockabilly-Nummer „Way Too Fast“ juckt kräftig in Beinen und Füßen. „Redneck Woman“ und „In The End“ sind mit ihren jaulenden Gitarrenriffs wiederum mehr durch Blueselemente geprägt. Ausruhen kann sich der geneigte Zuhören schließlich mit den nachfolgenden Stücken „Guilty“ und „Cryin‘“, letzterer ein Slowblues im Stil von Gary Moore.

Mit „My One True Love“ und „Together“ geht es dann wieder rockabillymässig zurück auf die Tanzfläche, wobei das sich anschließende Instrumentalstück „Mezcal“ frappierend an den Texmexrocker „Tequila“ erinnert. Mit dem Fetzer „Runnin‘ With The Strays“ geht die Scheibe dann nach zwölf überaus lebenslustigen Tracks viel zu früh zu Ende.

„On A Hot Tin Roof“ ist definitiv nichts für Tanzmuffel, alle Anderen werden an der Scheibe ihre helle Freude haben. Sie bietet flotte, optimistische Mucke und gute Laune im Überfluss. Für mich ist sie eine der besten Scheiben, die ich dieses Jahr besprechen konnte, glatte fünf ***** für dieses Teil! Kaufen könnt ihr sie übrigens seit Mitte Juni.

Label: Independent
Stil: Blues, Rockabilly

Tracks:
01. Have A Blues Party
02. Hot Tin Roof
03. Let‘s Dance
04. Way Too Fast
05. Redneck Woman
06. In The End
07. Guilty
08. Cryin‘
09. My One True Love
10. Together
11. Mezcal
12. Runnin‘ With The Strays

StratCat Willie
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Kat Riggins – Progeny – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Nach ihrem 2020‘er Album „Cry Out“ kommt nun am 24. Juni ihr neuestes Werk in die Läden. Dabei hat der Titel des Albums für die Sängerin durchaus eine symbolische Bedeutung. Mit „Progeny“, übersetzt „Nachkommenschaft“, möchte Kat Riggins ihren Eltern Anerkennung zollen und sie für die Werte und Erziehung, die sie ihr mit auf den Weg gegeben haben, ehren. Es ist ein Album mit zwölf sehr persönlichen Songs über Stärke, Freude, Frieden und auch Gott geworden.

Erscheinen wird das Werk wieder bei Mike Zitos Gulf Coast Records. Und natürlich ist er auch diesmal als Gitarrist mit dabei. Zur weiteren Unterstützung für Kat Riggins’ musikalisches Vorhaben kommen außerdem zahlreiche von Mike Zito handverlesene Musiker hinzu: Albert Castaglia als weiterer Gitarrist, der Rapper Busta Free, Matthew Johnson am Schlagzeug (u. a. Hadden Sayers, Sari Schorr, Vanja Sky), Doug Byrkit (Bassist bei Odds Lane), der Keyboarder Lewis Stephens (Mike Zito and Friends) und die Chicagoer Bluesgitarristin Melody Angel.

Die meisten Titel auf dem Album bewegen sich zwischen souligen Bluesballaden („Got To Be God“, „Cross The Line“ und „Sinkin‘ Low“), harten Bluesrock Krachern („Walk On“, „Warriors“, „Espresso“, „Promised Land“) und groovigen Fetzern („My City“und „40 25:40“), allesamt richtig gut.

Herausragend sind für mich persönlich allerdings drei andere Songs. „In My Blood“ ist ein radiotauglicher und fröhlich-schmissiger Shuffle mit Rock‘n‘Roll Attitude und hebt sich dadurch auffallend von den übrigen Nummern ab. Auch das Gospel-Zwischenspiel „Walk With Me Lord“, A-capella vorgetragen und mit Vogelgezwitscher garniert, ist wohltuend anders und regt zum Nachdenken an. Als dritter Titel im Bunde ist dann noch das langsame im Chicagostil gespielte „Woahman“ mit der noch jungen Bluesgitarristin Angel Melody, von der künftig bestimmt noch viel zu hören sein wird.

„Progeny“ ist also gelungenes, starkes Album auf dem Kat Riggins mit ihrer kraftvollen Stimme, begleitet von wunderbaren Musikern, Elemente des Blues, des Rock und auch des Soul mit einander verbindet und so ihren eigenen Stil vertieft und gekonnt weiterentwickelt. Mit „Progeny“ dürfte sich Kat Riggins endgültig einen Platz unter den besten zeitgenössischen Bluessängerinnen verdient haben.

Label: Gulf Coast Records
Stil: Blues, Rock

Tracks:
01. Walk On
02. Sinkin‘ Low
03. Espresso
04. Got To Be God
05. Warriors
06. In My Blood
07. Walk With Me Lord (Interlude)
08. Promised Land
09. My City (Feat. Busta Free & Albert Castigliani)
10. Cross The Line
11. Woahman (Feat. Melody Angel)
12. Mama
13. 40 25:40

Kat Riggins
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Sweet Bourbon – Slippery Slopes – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Nach ihren ersten beiden, mit viel Lob bedachten Alben („Night Turns Into Day“, 2017 und „Born A Rebel“, 2020), bringen die Niederländer von „Sweet Bourbon“ nun ihr erstes, im September letzten Jahres, live eingespieltes Album „Slippery Slopes“ heraus.

Die neun Tracks des Albums sind, von einer Ausnahme abgesehen, bekanntes Material aus den beiden Vorgängeralben, lediglich „Just A Silly Dream“ ist offenbar neu hinzugekommen.

Auch im Line-Up der Band hat sich eigentlich nichts Neues getan, außer dass von den drei Backgroundsängerinnen der „Bourbonnettes“ Laura van der Vange diesmal nicht mit von der Partie ist. Und so spielen sich die sieben Holländer:innen gut gelaunt durch ihr Repertoire, mal mit leicht funkigem Bass („Cool Down“), teils bluesig-jazzig-rockig („Kicked Me Out“) oder fröhlich mit lieblichem Backgroundgesang („Asked You A Question“), aber immer mit einem oft furios agierenden Willem van der Schoof an der Hammondorgel. Ansonsten sei an dieser Stelle auf die eingangs genannten Reviews der Vorgängeralben hingewiesen.

Schade, dass sich bis auf „Just A Silly Dream“, das mit einem leichtfüßigen Akustikgitarrenintro beginnt, keine neuen Songs auf dem Live-Longplayer finden. Und sicherlich hätte es der „Live-Scheibe“ auch gut getan, wäre die Atmosphäre des Livekonzertes tontechnisch besser eingefangen worden. Bis auf die schnell ausgeblendeten Beifallsbekundungen am Schluss der Songs und die Ansagen des Fronters René van Onna ist eigentlich nichts davon zu merken, dass es sich bei der Scheibe tatsächlich um einen Livemitschnitt handelt.

Wer sich lediglich einen Überblick über das Wirken der Truppe verschaffen möchte, ist mit dem Album ganz bestimmt gut bedient. Für diejenigen aber, die bereits eines der beiden Vorgängeralben (oder sogar beide) im Schrank stehen haben, bietet die Scheibe allerdings kaum Neues.

Label: Bourbon Records
Stil: Blues, Bluesrock

Tracks:
01. Kicked Me Out
02. Cool Down
03. 2nd Wallstreet
04. Asked You A Question
05. Muddy Footprints
06. Born A Rebel
07. Swan
08. Just A Silly Dream
09. Texas Woman

Sweet Bourbon
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Johnny Sansone – Into Your Blues – CD-Review

Wie so oft bei Musik, die wir in diesem Magazin besprechen, hat der Protagonist die musikalischen Gene schon mit in die Wiege gelegt bekommen. Im Fall von Johnny Sansone durch den Vater, der Saxofonist in der Dave Brubeck Band gewesen war und diese Instrument auch dem Sohnemann schon mit acht Jahren ans Herz legte.

Johnny interessierte sich nach dem Besuch eines Howlin‘ Wolf-Konzerts aber mehr für die Gitarre und Mundharmonika, letztere studierte er dann auch intensiv, wobei Junior Wells und James Cotton als Vorbilder fungierten.

Der zunächst weit-gereiste Musiker wurde dann seit 1990 in New Orleans sesshaft und kann mittlerweile inklusive des jetzt aktuellen „Into Your Blues“ auf elf Studiowerke und und zwei Live-Platten verweisen.

Die neue Scheibe „Into Your Blues“ beginnt mit den beiden herrlich soulig-bluesigen „Into Your Blues“ und „Desperation“ (mit grandiosen E- und Saxofon-Soli), unterbrochen von der bissigen Rhythm And Blues-Nummer „Pay For This Song“, furios, driftet dann aber mit den Gastpräsenzen von Jason Ricci (da gibt es ein regelrechtes Harpduell der beiden Mundharmonika-Könner) und Little Freddie King (der nuschelt sich in Storytelling-Manier bei „Willie’s Juke Joint“ was zusammen) im weiteren Verlauf in einen routinierten, sehr stark von Sansones fiepigem Harpspiel geprägten Blues ab, mal mit swingenden („The Getaway“), als auch psychedelischen Elementen („New Crossroads“, „Single Room“).

Aufseher sind hier noch die einsetzenden weiblichen Backgroundvocals von Tifany Pollock bei „People Like You And Me“ und „Something Good Going On“. Mit dem aus dem Rahmen fallenden Instrumentalstück „Southern Dream“, eine Art Dialog von Akustik- und E-Gitarre, wird mit einem dezenten „Melissa“-Veranda-Flair ein relaxter Abschluss vollzogen.

Johnny Sansones elftes Album „Into Your Blues“ ist ein authentisches Album besonders für Harp-liebende Blues-Puristen. Mitgewirkt haben neben dem Hauptakteur gewiefte Musiker, die spürbar ihr Blues-Handwerk verstehen. Es wäre somit schön, wenn sich, ganz im Sinne des zweiten Tracks „Pay For This Song“, viele Leute dieses Werk zulegen würden.

Shorts Stack Records (2022)
Stil: Blues

Tracks:
01. Into Your Blues
02. Pay For This Song
03. Desperation
04. Blowin‘ Fire
05. Willie’s Juke Joint
06. People Like You And Me
07. The Getaway
08. New Crossroads
09. Something Good Going On
10. Single Room
11. Southern Dream

Johnny Sansone
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Juke Joint Jonny And The Kindred Spirits – Just Folkin Around – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Juke Joint Jonny und seine Gleichgesinnten (Kindred Spirits) das sind natürlich Juke Joint Jonny selbst (6- und 12-saitige Gitarre sowie Steel Guitar), Steve Rusin (Mundharmonika, Gitarre), Dave Peterson (E-Bass), Ben Bernstein (Kontrabass, Basstrommel) und Mike Stevens (Percussion und Maultrommel). Allein die Instrumentierung zeigt schon, dass es sich bei Juke Joint Jonny‘s neuer Scheibe „Just Folkin Around“ um ein traditionelles Œvre handelt.

Und tatsächlich ist es eine sehr klassische Bluesscheibe, beeinflusst vom Blues der 50‘er Jahre. Juke Joint Jonny‘s Stil ist daher auch eine Mischung aus Deltablues, Piedmondblues mit Ragtime Anleihen und teilweise dezent mit Chicagoblues gewürzt.

Auf „Just Folking Around“ sind zwölf Songs verewigt, von denen elf Tracks Coverversionen bekannter Bluestraditionals von u. a. Taj Mahal („Done Changed My Way Of Living“, „Fishin Blues“), Willie Dixon („Don‘t Go No Further“), Robert John & Elmore James („Dust My Broom“) und Leo Kottke („Sailor’s Grave On The Prairie“) sind. Aber auch eine Version von Dylans Ballade „Tomorrow Was A Long Time“ ist mit dabei. Lediglich „Terre Haute Blues“ ist eine Eigenkomposition von Juke Joint Jonny und Steve Rusin.

Was die eher ruhige Scheibe absolut hörenswert macht, sind Juke Joint Jonny‘s Gitarrenkünste an der Steel-Guitar und sein Fingerpicking auf der Akustikgitarre. Leider gibt es das sonst nur noch selten durchgängig auf einer Platte zu hören. Insgesamt fällt es schwer einen der Songs als besonders gut hervorzuheben, sie sind nach meiner Ansicht alle herausragend. Wenn überhaupt, dann sind es „Dirty Rat“ und „Terre Haut Blues“ mit leichten Ragtime-Einflüssen sowie das ursprünglich von Leo Kottke stammende Instrumentalstück „Sailor‘s Grave On The Prairie“.

„Just Folkin Around“ ist ein echter Bluesleckerbissen für Traditionalisten und insbesondere für Fans des Deltablues. Mich hat die Scheibe jedenfalls total begeistert. Hoffentlich findet sie reichlich Käufer, auch wenn „Juke Joint Jonny And The Kindred Spirits“ hierzulande noch recht unbekannt sein dürften. Es wäre den Jungs zu gönnen.

Label: Independant
Stil: Blues

Tracks:
01. I Can’t Be Satisfied (McKinley Morganfield)
02. Walkin Blues (Eddie „Son“ House“)
03. Done Changed My Way Of Living (Taj Mahal)
04. Driftin Blues (Charles Brown, Johnny Moore & Eddie Williams)
05. Tomorrow Was A Long Time (Bob Dylan)
06. Dirty Rat (John Mooney)
07. Terre Haut Blues (John Rizzo & Steve Rusin)
08. Blow Wind Blow (McKinley Morganfield)
09. (You Need Meat) Don’t Go No Further (Willie Dixon)
10. Dust My Broom (Robert Johnson & Elmore James)
11. Fishin Blues (Taj Mahal)
12. Sailors Grave On The Prairie (Leo Kottke)

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Kenny Neal – Straight From The Heart – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Auf seinem neuesten Album „Straight From The Heart“ frönt Kenny Neal seinen musikalischen Wurzeln, deren Ursprung in der am Mississippi gelegenen Hauptstadt des US-Bundesstaates Louisiana, Baton Rouge, liegen.

Hier vermischen sich viele Einflüsse aus Jazz, Blues und R’n’B zu einer ganz eigenen, teils swampigen, Südstaaten- Musikmischung, die Kenny Neal auf seiner Scheibe hingebungsvoll verarbeitet. Unterstützung erhält er dabei u. a. von „Rockin’ Dopsie Jr & The Zydeco Twisters“, die in den Südstaaten für ihren flotten Boogie Woogie an Mardi Gras bekannt sind, sowie von dem Blues Newcomer Christone „Kingfish“ Ingram (er ist allerdings nicht verwandt mit Bobby Ingram von den Southern Rockern Molly Hatchet). Weiteren Support für die CD liefert übrigens Tito Jackson, der der zweitälteste Bruder von Michael Jackson ist und mit diesem bereits in den 70’er Jahren mit den „Jackson Five“ Charterfolge verzeichnete.

Das Album wartet mit elf Songs auf, die alle irgendwie durch R’n’B-Stilelemente geprägt sind. Es gibt voll tönende Bläser zum hören, die in den schnelleren Stücken („Mount Up On The Wings Of The King“ mit Christone ‚Kingfish“ Ingram, „ I Got To Tell Somebody“) für beschwingte Rhythmen sorgen, stimmungsvolle Mundharmonika-Einlagen („It’s Been So Long“) und schöne Piano-Untermalungen, z. B. in dem Slowblues „Someone Somewhere“.

Hervorzuheben ist auch der R’n’B-Titel „Two Timing“ mit Tito Jackson und Neals Tochter Syreeta, die gegen Ende des Songs die Background Vokals beisteuert. Am besten haben mir persönlich allerdings die Tracks gefallen, in denen „Rockin’ Dopsie & The Zydeco Twisters“ mitwirken: das gemächlich dahin rollende „Louise Ana“ mit Akkordeon und Washboard sowie der fetzige und gute Laune verbreitende Rausschmeißer „New Orleans“ mit wiederkehrenden Versatzstücken aus dem bekannten Gospel „Down By The Riverside“.

Mit „Straight Farm The Heart“ ist Kenny Neal ein gefälliges und hörenswertes Südstaaten-beeinflusstes R’n’B- Album mit schönen Bläsersätzen, Pianoeinlagen und Mundharmonikastücken gelungen. Neals warm klingende Gitarre und seine sonore Gesangstimme haben daran sicherlich einen großen Anteil. Handwerklich und klanglich gibt es an dem Album nichts auszusetzen, es bietet aber auch keine großartigen Überraschungen. Trotzdem ist es sehr schön zu anzuhören und lädt zum Abhängen in der Nachmittagssonne ein, vorzugsweise mit einem Bourbon Whiskey in der Hand.

Label: Ruf Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Blues Keep Chasing Me
02. Mount Up On The Wings Of The King, feat. Christone „Kingfish“ Ingram
03. I’ll Play The Blues For You
04. Two Timing, feat. Tito Jackson
05. Louise Ana, feat. Rockin’ Dopsie Jr And The Zydeco Twister
06. It Don’t Cost Nothing
07. Bon Temps Rouler, feat. Rockin’ Dopsie Jr And The Zydeco Twister
08. It’s been So Long
09. Someone Somewhere
10. I Got To Tell Somebody
11. New Orleans

Kenny Neal
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Ruf Records

Todd Sharpville – Medication Time – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Möglicherweise ist Todd Sharpville der einzige Blueser und Songwriter mit aristokratischen Wurzeln. Jedenfalls trägt er den Spitznamen „Worlds First Blue-Blooded Bluesman“ und ist als solcher seit 30 Jahren als Musiker in der britischen Bluesszene aktiv. Musikalisch sozialisiert wurde er bereits in seiner Kindheit u. a. durch Freddie King, T-Bone Walker, BB King, Eric Clapton, Buddy Guy und Lightnin‘ Hopkins. Außerdem verbindet ihn eine langjährige Freundschaft mit Larry McCray.

Auf seiner neuen Scheibe „Medication Time“ (sie erscheint am 20. Mai auf CD und am 24. Juni als LP) thematisiert er mit den darauf enthaltenen 12 Tracks einen 16 Jahre zurückliegenden Lebensabschnitt, der ihm aufgrund seiner Scheidung und der damit verbundenen Trennung von seinen Kindern und anschließenden Suizidgefährdung, einen mehrmonatigen Aufenthalt in einer psychiatrischen Heilanstalt einbrachte.

Larry McCray half ihm durch diese schwere Zeit und somit war für Todd Sharpville klar, dass Larry McCray an dem Album einfach mitwirken musste. Sie trafen sich also in West Greenwhich Rhode Island um „Medication Time“ einzuspielen und von dem zweifachen BMA-Gewinner Duke Robillard produzieren zu lassen.

Los geht‘s auf der Scheibe mit einem eigenwillig gesungenen Bob Dylan-Cover von „Walk Out In The Rain“, in welchem unser adeliger Sänger seine unverkennbar raue Stimme zur Geltung bringt, so wie sie auch in weiteren Songs auf der CD zu hören ist, bevor es mit „Get Outta My Way“, einer flotten R‘n‘B-Nummer mit temporeichen Bläsersätzen und einer einprägsamen Hookline weitergeht. Auch „House Rules“ (mit stakkatohaftem, hackenden Rhythmus), „Brothers From Another Mother“ (funkiger Big Band Sound und einem Duett mit Larry McCray), das fröhlich und zuversichtlich klingende „Stand Your Ground“ mit dezenten Americanaschnipseln, sind der R‘n‘B Ecke zuzurechnen.

Todd Sharpville kann allerdings auch ruhig und beschaulich. Da sind der einfühlsame Slowblues „Tangled Up In Thought“ und das etwas düstere „Medication Time“, wo Sharpville seine Verzweifelung förmlich zelebriert. Und wenn es die Bezeichnung „very Slowblues“ gäbe, dann träfe sie ganz bestimmt auf „Silhouttes“ zu, ein Stück das fast nur von Sharpvilles Stimme mit Pianobegleitung getragen wird.

Zwei wunderbare Rocksongs sind „God Loves A Looser“ und die Bruce Springsteen-Adaption „Red Headed Woman“ als äußerst schmissiger Rock’n’Roll bzw. Boogie-Woogie-Feger. Besonders hervor zu heben ist aber ein weiterer Coversong. Diesmal stammt das Original von Mark Knopfler. Wer kennt es nicht das Intro zu „Money For Nothing“, hier allerdings in einer sehr schrägen, aber tollen Harp-Version und einem schönen Duett mit Sugar Ray Norcia … einfach genial. Schließlich endet die Scheibe mit einem weiteren Slowblues „I Don‘t Need To Know Your Name“.

Mit „Medication Time“ hat Todd Sharpville ein durchaus beachtenswertes Album vorgelegt. Es macht neugierig auf seine anstehende Europatournee im Mai und Juni diesen Jahres, auf der ihn sein langjähriger Freund und Bruder im Geiste Larry McCray als Gast begleiten wird.

Label: Dixiefrog Records / Bertus Musikvertrieb
Stil: Blues

Tracks:
01. Walk Out In The Rain
02. Get Outta My Way
03. Tangled Up In Thought
04. House Rules
05. Brothers From Another Mother
06. Medication Time
07. God Loves A Loser
08. Money For Nothing
09. Silhouettes
10. Stand Your Ground
11. Red Headed Woman
12. I Don‘t Need To Know Your Name

Todd Sharpville
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Neal Black And The Healers – Wherever The Road Takes Me – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Neal Black ist seit 30 Jahren in Sachen Texas Blues, Rock und Roots Musik auf den Bühnen der Welt und in Studios unterwegs. In dieser Zeit spielte er auch mit so namhaften Szenegrößen wie Robben Ford, Popa Chubby, Fred Chapellier, Alabama Slim, Stevie Ray Vaughan, George Thorogood, Savoy Brown und, und, und. Die Liste ließe sich fast beliebig verlängern. Parallel dazu nahm er seit 1993, 13 Alben für Dixiefrog Records auf und erwarb sich nicht umsonst den Beinamen „Master Of High Voltage Texas Boogie“.

Nun liefert er mit seinem neuesten Doppelalbum „Wherever The Road Takes Me“ einen Rückblick über 30 Schaffensjahre mit vielen seiner Lieblingssongs ab. CD 1 besteht aus 18 Studioaufnahmen und CD 2 enthält acht Live-Mitschnitte. Mit von der Partie als Gastmusiker sind auch so namhafte Blueser wie z. B. die oben erwähnten Robben Ford, Popa Chubby und Fred Chapellier, unterstützt von einigen der besten Backing Musicians der Branche.

In seiner Musik vereint er Blues, Rock und Roots Music, immer gepaart mit seiner interessanten rauen Stimme, die gesanglich zuweilen an Chris Rea erinnert, sowie tollen Bläsersätzen, Mundharmonikaeinlagen und virtuosen Gitarrenkünsten.

Dies alles ist natürlich auch genauso auf „Wherever The Road Takes Me“ zu hören. Die Scheibe ist abwechslungsreich und wird dadurch nie langweilig. Da sind fetzige Rock‘n‘Roll- und Boogie-Nummern bei: „Did You Ever“, „Handful Of Rain“ (ein stampfender Boogie á la ZZ Top) oder der wilde Boogie „I‘m Gonna Cry“.

Ebenso aber auch tief-schwarze Blues-Titel mit Mississippi-Charakter und leicht swampigen Elementen („Worried About It“, „New York City Blues“ oder „Sunrise In Prison“). Und für alle, die es etwas beschaulicher und melodiöser mögen, hält die Scheibe einiges parat.

Da sind z. B. „The King Of San Antone“, eine wunderschöne Ballade im Fingerpicking-Style, oder das ausgefallene „Bad Rose Tattoo“ mit Mandolineneinlage sowie „Saints Of New Orleans“, ein balladesker Titel. Die übrigen Songs auf CD 1 bewegen sich alle im „normalen“ Bluesbereich mit viel Mundharmonika- und Pianoeinsatz, mal mit jaulenden Gitarren („Justified Suspicion“), mal mit Trompeten und dezenten Slideeinlagen („Hotel In México“) oder sind einfach nur slowbluesig-schön (z. B. „Misery“ und „It Hurts Me Too“).

CD2 steht, wie bereits gesagt, ganz im Zeichen der Live-Musik. „Did You Ever“, „Lost Without You“ und „Handful Of Rain“ waren schon auf CD 1 zu hören, hier als Liveaufnahme wirken die Songs aber noch einmal wesentlich spritziger, als sie es ohnehin schon sind. Auch „Goodbye Baby“, „Chicken Shack Cognac“ und „Streamline Woman“ sind wilde, furiose Rock‘n‘Roll- und Boogie-Tracks, die mächtig in die Beine gehen. Einzig das ruhige „I Can See Clearly Now“- Cover fällt da aus dem Rahmen.

„Wherever The Road Takes Me“ ist eine klasse und immer wieder überraschende Scheibe, die den Zuhörer mitzureißen vermag. Neal Black und seinen Heilern ist mit dem Album ein richtig guter Wurf gelungen, er ist tatsächlich und ohne Wenn und Aber der „Master Of High Voltage Texas Boogie“. Von daher gibt es von mir für dieses Doppelalbum des Texaners klare fünf Sterne und eine unbedingte Kaufempfehlung.

Label: Dixiefrog Records / Bertus Musikvertrieb
Stil: Blues

Tracks CD1:
01. All For Business
02. Hotelroom in México
03. Jesus And Johnny Walker
04. Worried About It
05. Did You Ever
06. The King Of San Antone
07. Handful Of Rain
08. Cry Today
09. Lost Without You
10. Bad Rose Tattoo
11. Mississippi Doctor
12. New York City Blues
13. Justified Suspicion
14. Sunrise In Prison
15. Saints Of New Orleans
16. Misery
17. I‘m Gonna Cry
18. It Hurts Me Too

Tracks CD 2:
19. If I Had Possession Over Judgement Day (Live)
20. Goodbye Baby (Live)
21. Did You Ever (Live)
22. Lost Without You (Live)
23. Handful Of Rain (Live)
24. Chicken Shack Cognac (Live)
25. I Can See Clearly Now (Live)
26. Streamline Woman (Live)

Neal Black & The Healers
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V2 Records

Blues Caravan – 20.04.2022, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Ähnlich wechselhaft wie in diesen Zeiten ging es scheinbar auch beim diesjährigen Blues Caravan 2022 zu. Zunächst war mit Eddie 9V, Ghalia Volt und Katie Henry geplant, dann sollte es Ryan Parry an der Gitarre richten, was dann allerdings von Will Jacobs erledigt wurde. 

An diesem Abend im schönen Dortmunder Piano wurde Ghalia Volt durch den Wirbelwind Whitney Shay ersetzt, die ja schon 2020 ihre Visitenkarte abgegeben hatte. Die nicht nur musikalisch kraftvolle Rhythmusfraktion bestand dann etatmäßig aus Ex-Rozedale-Drummer Denis Palatin und Tomek German. Denis hatte die Bühne mit seinen eigens für den Blues Caravan künstlerisch hergestellten Windfängern optisch aufgewertet. Er kann also nicht nur auf Felle und Becken trommeln.

Pünktlich um 20:00 Uhr sagte Mastermind und Labelinhaber Thomas Ruf seine ‚Schäfchen‘ an und es wurde mit dem obligatorisch kreierten Titelsong zur Reihe „Hop On A Ride“ dynamisch im Voll-Line-up mit wechselnden Leadgesangsparts der einzelnen Protagonisten losgelegt. 

Feststellen konnte man im für einen Mittwoch-Abend ordentlich gefüllten Piano, dass die Musiker (Palatin mal ausgenommen), deutlich jünger waren, als die, wie so oft in der Blues-Szene, in die Jahre gekommene Kundschaft (ich schließe mich da natürlich mit ein…).  Aber schön, dass zumindest auf der Künstlerseite der Nachwuchs nicht abzubrechen scheint.

Nach dem launigen Auftakt durfte dann zunächst Will Jacobs sein Können offenbaren. Er präsentierte sich bei Songs wie u. a. „One Day At A Time“, „Have You Ever Loved A Woman“ (klasse hier sein phasenweise ohne Mikro performter Gesang), „Funky Woman“ oder „Got Your Mojo Working“ als guter Sänger und mit seinem Spiel auf Stratocaster und Gibson Les Paul als quirlger und variabler E-Gitarrist. Er beherrscht die Bandbreite von Blues, Soul, Rock bis dezent hin zum Country souverän. Eine starke Vorstellung von ihm.

Er blieb dann auf der Bühne, um die zierliche Katie Henry zu supporten, die dann ihre Stärken am E-Piano, aber auch an der Telecaster-E-Gitarre in Roots-Manier einbrachte. In Ihrem Programm hatte die sympathische Amerikanerin natürlich überwiegend Tracks wie „Nothing To Lose“, „Empty Cup“, „On My Way“ oder „Bury Me“ aus dem vom Kollegen Schneider zurecht hochgelobten aktuellen Album „On My Way“ am Start. Von der jungen Dame ist noch einiges in Zukunft zu erwarten. Klasse Mädel!

Folgerichtig bestritt dann die temperamentvolle Whitney Shay den Abschlusspart der Solovorstellungen. Die umtriebige rothaarige Kalifornierin verwandelte dann die Bühne des Pianos mit Tracks wie „Love’s Creeping Up On You“ „Getting In My Way“, „Boy, Sit Down“, „A Woman Rules The World“, „Stand Up!“ und „Get Down With It“ in eine Rhythm and Blues- und Soul-Arena. Eine ansteckende Performance voller Energie!

Am Ende schloss sich mit der Rückkehr von Katie Henry dann wieder der Kreis und mit u. a. „Voodoo Woman“ und dem CCR-Klassiker „Fortunate Son“ sowie zweier Zugaben („You Got To Move“) gab es einen schönen Ausklang mit allen Beteiligten.

Während der Pause und nach dem Gig standen die Akteure dann mit Thomas Ruf den Besuchern zur Verfügung und wir konnten auch noch unsere Bilder für die VIP-Galerie schießen. Eine weitere überzeugende Ausgabe des Blues Caravan-Konzepts. Weiter so Thomas Ruf & Co.!

Line-up:
Will Jacobs (lead vocals, electric guitar, vocals)
Katie Henry (lead vocals, electric guitar, Keys, vocals)
Whitney Shay (lead vocals, percussion, vocals)
Tomek Germann (bass)
Denis Palatin (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Will Jacobs
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Ruf Records
Musiktheater Piano
3Dog Entertainment