Beth Hart – 19.06.2023 – Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf – Konzertbericht

Beth Hart sorgt bei hochsommerlichen Temperaturen un Düsseldorf für eine volle Mitsubishi Electric  Hall, in der dann aber ein sehr angenehmes Raumklima herrscht. Um 20:00 verdunkelt sich die Halle und man kann im noch düsteren roten Licht sehen, dass die Band die Bühne betritt. Sofort beginnen Gitarrist Jon Nichols, Bassist Tom Lilly und Drummer Bill Ransom „For My Friends“ zu spielen.

Nur Beth Hart fehlt, aber nach dem Intro des Songs erklingt wie aus dem Nichts die Stimme der Amerikanerin. Im Hintergrund der Halle ist sie dann im Scheinwerferlicht zu erkennen, wie sie sich singend den Weg durchs Spalier der Fans Richtung Bühne bahnt, dem auf der Treppe zur Bühne sitzenden Ehemann einen Schmatzer auf die Wange gedrückt wird und sie sich zu ihren Musikern gesellt.

Mit der rockenden Bluesnummer „Sinners Prayer“ kommt direkt beste Stimmung auf, die während der folgenden zwei Stunden nicht abreißen soll. Hier zeichnet sich Jon Nicols mit harten teils slidenden Gitarrenriffs besonders aus. Danach setzt sich Beth Hart auf die Stufen zur Bühne und singt fast mystisch „Your Heart Is Black As The Night“, dabei setzt die Band immer wieder feine, den Song würzende Akzente.

Im vierten Song „Tell Her You Belong To Me“ beginnt sie noch sitzend singend, bis sie sich dann, wie bei den meisten folgenden Stücken, ans Klavier setzt und den schönen Blues mit Tempowechseln im Refrain regelrecht zelebriert. Leider ist hier schon die Zeit zum professionellem Fotografieren vorbei (es gibt später tolle visuelle Momente), während eine Gruppe von Fans ohne Rücksicht auf die anderen Gäste sich mittig vor der Bphne selbst inszeniert und Handy hochhaltend mitfilmt. Zum Glück beendet die Security das Spiel dann relativ schnell, dass alle wieder eine gute Sicht auf die Bühne hatten.

Es folgen unter Anderen das peppige „Bad Woman Blues“ mit einem groovenden Rhythmus, „War In My Mind“, ein Song in dem sie auch ihre Alkoholsucht verarbeitet und „Bang Bang Boom“ mit mystisch Tex/Mex-Einschlag. Dabei überzeugt Hart mit ihrer Stimmgewalt, Vitalität sowie ihrer Bühnenpräsenz, mit der sie das ganze Publikum mitnimmt.

Dann kommen zwei für Beth Hart ganz besondere Tracks, bei denen sie sich alleine am Klavier begleitet und zeigt, dass sie das Instrument ausgezeichnet beherrscht. Bei „Mama“, das  sie allen Müttern, insbesondere der eigenen widmet, kommt es zu einem ergreifenden Moment. Überwältigt von ihren eigenen Emotionen hört sie nach wenigen Momenten auf zu singen und bricht in Tränen aus. In der Halle ist es totenstill und es dauert einige Momente, bis sie sich gefangen hat und unter dem tosenden Applaus der Fans das Stück zu Ende singt.

Mit „Mechanical Heart“ einem Liebeslied für ihren Mann, bringt sie ein gewisses Hippie-Flair mit ein und einen Refrain mit hohen Wiedererkennungswert. Ein akustisches Intermezzo sorgt dann für eine besondere Atmosphäre. Besonders hervorzuheben ist das rockige, leicht psychedelische „Sugar Shack“, in dem Drummer Bill Ransom mit einer toll groovenden Percussion Passage begeistert.

Dann geht es elektrisch mit „Rub Me For Luck“, einem Song den sie den Gitarristen widmet und in der Ansage einige benennt, mit denen sie zusammen gearbeitet hat, weiter. Auch hier kann Nichols passend mit einigen auf den Punkt gespielten Gitarrenpassagen begeistern.

Zum folgenden Stück legt sich Beth Hart auf die Bühne und es wird psychedelisch. „No Quarter“ von ihrem Led Zeppelin-Tribute-Album sorgt für fast ekstatische Stimmung. Harts Röhre passt auf den Song wie der Punkt aufs I. Starke Gitarrenpassagen von Nichols und Bassist Lilly zeigt, dass er auch das Klavier beherrscht, sodass das Flair der legendären Briten noch einmal auflebt.

Kaum ist der Applaus etwas verebbt verabschiedet sich Hart passend mit „Baby I´m Gonna Leave You“ singend mit einem Gang durchs Publikum. Als Zugabe spielt sie mit „Thankful“ ein ruhiges Stück, bei dem sie sich indirekt auch beim Publikum verabschiedet, welches sie sprichwörtlich auf Händen durchs Konzert getragen hat. Aber der Song beschreibt aus ihrer Sicht noch einmal eine Dankbarkeit fürs Leben, dass manch einer der heute leider so häufigen Nörgler sich die Zeilen mal anhören sollte, und dann zum Schluss kommen kann, wie gut es uns eigentlich geht.

Es bleibt das Fazit, dass es Hart vom ersten Song an gelungen ist, dass der Funke auf die Fans übergesprungen ist, und so ein Konzert entstanden ist, das die Fans und vermutlich auch die Band noch lange in guter Erinnerung haben werden. In der Form ist Beth Hart mit Sicherheit als eine der besten Blues- und Rock-Sängerinnen dieser Zeit einzustufen.

Ein besonderer Dank auch an 3Dog Entertainment für die Akkreditierung und das damit gezeigte Vertrauen in unsere Arbeit.

Line-up:
Beth Hart – lead vocals, keys, acoustic guitar
Jon Nichols – guitars, backing vocals
Tom Lilly – bass
Bill Ransom – drums, percussion

Text & Bilder: Gernot Mangold

Beth Hart
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3dog Entertainment
Mascot Label Group
Mitsubishi Electric Hall, Düsseldorf

Joe Krown – Tribute – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

In einer multikulturellen Metropole zu Hause zu sein und die Inspiration und den Einfluss dieser Umgebung zu nutzen, war für den US-Musiker Joe Krown in New Orleans kein bloßer Standortvorteil, sondern stets eine Herausforderung. Daher wird der Piano und Hammond B-3 Organ Player in seiner Hometown sehr respektiert und genießt vielfältige Anerkennung – weit über die örtliche Szene hinaus.

Mit seinem neuen Album “Tribute” möchte Krown an Künstler erinnern, die in seinem Leben Vorbilder waren und deren musikalische Ausdruckskraft Bewunderung hervorruft. Aus der reichhaltigen Schatztruhe hat Krown 8 Stücke ausgesucht und verschiedene Special Guests performen einmalige Cover-Versionen. So spielt u.a. Leo Nocentelli, Gitarrist der legendären New Orleans Band The Meters, das Lead-Solo auf “All Of It” (von Allen Toussaint), und Ivan Neville (The Neville Brothers) übernahm die Vocals bei “Such A Night” (von Malcom “Dr. John” Rebennack).

Noah Hunt, Sänger der Kenny Wayne Shepherd Band, unterstützt seinen Kollegen Joe auf einer tollen Version von “With You In Mind” (einer Allen Toussaint-Komposition) und Walter Wolfman Washington (verst. im Dez. ‘22) gibt mit Guitar und Gesang bei “Feel So Bad” (von Sam “Lightnin’” Hopkins) ein unnachahmliches Gastspiel. Auch Harmonica “Outlaw”, Jason Ricci (Johnny Winter, Mike Zito u. v. a.) und Grammy Winner Joe Sublett, am Saxophon (Rolling Stones, Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan u.v.a.) leisten ihre “Tribute” – Instrumental Parts mit dem 1957er Klassiker “Something On Your Mind” (von Jay McNeely).

Insgesamt ist das Album eine musikalische New Orleans Zeitreise durch die Stilrichtungen der verschiedenen Epochen und großen Songschreiber, die Joe Krown mit drei Eigenkompositionen abrundet. Er spielt dabei, wie immer, seine außergewöhnlichen Soli, den individuellen Sound, der mit dem “Piano Legacy Award” ausgezeichnet wurde. Seit 2001 ist Joe Krown jedes Jahr “fester Bestandteil” des legendären New Orleans Jazz und Heritage Festivals.

“Tribute” ist der Titel des neuen Solo-Albums des Organ- und Piano-Players der Kenny Wayne Shepherd Band, Joe Krown, und huldigt mit großer Wertschätzung seinen Idolen aus der einflussreichen Musikszene von New Orleans. Eine interessante Scheibe, die in ihren Arrangements mit vielen exzellenten Guest-Performances abwechslungsreich begeistert und zugleich große Dankbarkeit zum Ausdruck bringt.

Jack Miele Productions (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. All Of It
02. Such A Night
03. Classified
04. With You In Mind
05. Ode To Mr. Davis
06. Tribute To Fess
07. Dorothy
08. Feel So Bad
09. Something On Your Mind
10. Southern Nights
11. Gumbo Boogie

Joe Krown
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Mac Radio Promo

Jane Lee Hooker – 03.06.2023 – Kulturrampe, Krefeld – Konzertnachlese

Jane Lee Hooker sorgen bei Ihrem ersten Auftritt in Krefeld für eine gut gefüllte Kulturrampe und zeigen von Beginn an, dass es sich bei ihrer Musik um eine explosive Mischung von Rock und Blues, gewürzt mit einer Prise von Southern Rock und Punk handelt.

Visuell steht Fronterin Dana Danger Athens mit gestenreichem Auftreten, rollenden Augen und kraftvollen Gesang im Vordergrund. Dabei war am Morgen noch gar nicht sicher, ob ihre Stimme es an diesem Abend mitmacht. Im Laufe der Show beschreibt Tracy Hightop, dass Tourmanager Dieter Heavy-d Bossarts Danas am Morgen noch angeschlagene Stimme mit Hausmitteln wieder auf Vordermann gebracht hat.

Neben Dana Danger spielen sich die beiden Gitarristinnen Tina T-Bone Gorin und Tracy Hightop auch posenreich immer wieder in den Vordergrund, wobei Tina eher für die gefühlvollen Soli verantwortlich ist, während Tracy es eher Hard Rock-mäßig krachen lässt.

Bassistin Hail Mary Zadroga und Lightnin` Ron Salvo am Schlagzeug sorgen für einen treibenden Rhythmus, der die Grundlage für 75 Minuten auf der Überholspur ist und für eine schweißtreibende Stimmung in der Rampe sorgt.

Es bleibt zu hoffen, dass die Band und natürlich auch andere, die auf der Farewell Tour 2023 der Kulturrampe auftreten, wieder in die kultige Rampe kommen werden, wenn sich ein Nachfolger für Pille gefunden hat, der den von ihm eingeschlagenen Weg weitergeht. In dem Sinne, „Lass uns gemeinsam `n bisschen laut sein“.

Line-up:
Dana ‚Danger‘ Athens (lead vocals, keys)
Tracy ‚High Top‘ (electric guitar)
Tina ‚TBone‘ Gorin (electric guitar)
‚Hail Mary‘ Zadroga (bass)
‚Lightnin‘ Ron Salvo (drums)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Jane Lee Hooker
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Teenage Head Music
Kulturrampe, Krefeld

Joanna Connor – Best Of Me – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Joanna Connor veröffentlicht mit ihrer Tourband „Wrecking Crew“ (Shaun Gotti Calloway – Bass; Dan Souvigny – Gitarre und Keys; Curtis Moore Jr. – Keys; Jason J. Roc Edwards – Schlagzeug und Gesang) ihr neuestes Album „Best Of Me“ auf Gulf Coast Records, deren Chef kein geringerer als Mike Zito ist und der auch als „Special Guest“ auf der Scheibe kräftig mitmischt.

Unterstützt werden Joanna Connor und ihre Band dabei von einer Reihe weiterer namhafter Gastmusiker. So finden sich u. a. Josh Smith, Joe Bonamassa und David Abbruzzese von Pearl Jam auf der „Gästeliste“. Bereits ihr letztes Album „4801 South Indiana“ wurde 2021 mit sehr viel Lob überschüttet und landete in den Billboard-Blues-Charts auf einem Nummer-Eins-Platz. Die Erwartungshaltung an ihre neue Scheibe ist also groß.

Um eines vorwegzunehmen: „Best Of Me“ ist nicht, wie man vermuten könnte, ein Best-Of-Album, sondern vielmehr Joannas ganz persönlicher Rückblick auf ihr bereits seit 44 Jahren währendes Musikerleben, von dem die elf Songs auf der CD ein beeindruckendes Zeugnis ablegen. Dabei wechseln sich kräftige, von einer druckvollen Bläsersektion („Grooveline Horns“) angetriebene und straight nach vorn gehende Nummern mit gefühlvollen, ruhigen Balladen/Bluestiteln (z. B. „Best Of Me“, „I Lost You“, „All I Want Is You“, „Greatest Of You“) ab.

Richtig ab geht es dagegen mit dem Live-Opener „House Rules“, dem flotten Shuffle „Highway Child“ oder dem schrammeligen „Mercury Blues“ und dem rockigen Rausschmeisser „Shine On“. Aber auch die übrigen Stücke zeigen jede Menge energiegeladene Gitarrenpower und vor allem aber auch Joanna Connors überragende Fähigkeiten als Sängerin. Mit ihrer klaren Altstimme weiß sie vor allem in den etwas ruhigeren Stücken zu überzeugen.

Auch Mike Zito lobt die Amerikanerin als „eine der Größen im zeitgenössischen Blues, mit einem Klang und einem Gefühl, das sofort erkennbar und magisch ist.“ Insgesamt ist „Best Of Me“ sicherlich keine Steigerung zu ihrem 2021‘er Album „4801 South Indiana“, aber es ist auch nicht schlechter. Es ist ganz einfach ein feines, schnörkelloses Blues-/Blues Rock-Album mit herausragenden Musikern. Schade, dass ihr Tourneeplan in den kommenden Monaten keine Gigs in unseren Gefilden vorsieht.

Label: Gulf Coast Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. House Rules
02. Pain And Pleasure
03. Best Of Me
04. Highway Child
05. I Lost You
06. Two Of A Kind
07. All I Want Is You
08. Mercury Blues
09. Shadow Lover
10. Greatest Of These
11. Shine On

Joanna Connor
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V2 Records Promotion GSA

Nigel Mack – Back In Style – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Der Kanadier und inzwischen in Chicago lebende Nigel Mack bringt mit „Back In Style“ sein inzwischen viertes Album in die Läden. Auch dieses Mal hat er sich mit der Veröffentlichung, wie bei den Vorgängeralben auch, reichlich Zeit gelassen. Sein Debutwerk „High Price To Pay“ stammt aus 1996, „Road Rage“ ist aus 2001, „Devil‘s Secrets“ kam 2011 heraus und nun ganze 12 Jahre später seine neueste Scheibe. Es macht also fast den Eindruck, als ob sein Musikmaterial zunächst einmal auf Tourneen und Livesessions reifen muss, bevor es an die breite Öffentlichkeit gelangt. Wenn es so ist, hat es sich allemal gelohnt.

Nigel Mack wurde mit der Musik der 60er Jahre, mit Bebop-Jazz und mit Bigband-Sound groß und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem Meister der Slide-Gitarre und der Mundharmonika. Und singen kann er natürlich auch noch. Mit diesen Talenten ausgestattet und seiner musikalischen Prägung aus den „Roaring sixties“ präsentiert er auf „Back In Style“ zwölf von ihm selbst geschriebene Songs als eine feine Mixtur aus traditionellem Blues, Chicago Blues und R&B, dargeboten mit mehreren Gitarren (Bass, Slide, Steel), Hammondorgel, Piano, Trompete, Saxophon, Schlagzeug und natürlich eigenem Gesang.

Alle Titel auf der Scheibe sind ohne Wenn und Aber handwerklich hervorragend arrangiert und bieten puren Hörgenuss. Trotzdem gibt es da mehrere Tracks die irgendwie einen Tick besser sind als die übrigen. Da sind z. B. die beiden R&B-Stücke „Highway 69“ (mit einem fröhlichen, traditionellen Bluesrhythmus und Slidegitarre) sowie das flotte „Graveyard Gate“, das insbesondere durch seine Bläsersätze, Piano- und Keyboardsequenzen zu überzeugen vermag. Das ruhige Instrumentalstück „Redemption“ hingegen schmeichelt den Gehörgängen durch Nigel Macks famose Künste an der Slidegitarre und zarte Americana-Anleihen tauchen in dem schmissigen „A Place To Call Home“ auf.

Auch „Shangri-La Girl“ ist ein gute Laune verbreitender Shuffle, der mit Saxophonpassagen und Pianogeklimper so richtig in die Beine geht. Im Gegensatz dazu ist „Jalapeño Peppers“ nicht, wie der Titel vermuten lassen könnte, schön pfefferig, sondern plätschert sehr relaxed und von Slidegitarrenklängen begleitet vor sich hin. Mein absoluter Favorit ist allerdings das leicht swampige „Blues Enough For You“. Es kommt ohne Schlagzeug lediglich mit Steel- und Akustikgitarre aus. Klasse!

„Back In Style“ ist eine ziemlich energiegeladene und fröhliche, lebensbejahende Scheibe, die zu Hören einfach nur Spaß macht. Nach dem ersten Durchlauf taucht unweigerlich der Wunsch auf am CD-Spieler die Repeat-Taste zu drücken. Von daher gehört das Teil einfach in jede gut sortierte Bluessammlung. Leider war Nigel Mack mit seiner Band „Blues Attack“ bislang hauptsächlich in den Staaten und in Kanada unterwegs, wobei er in Chicago regelmäßig beim „Chicago Blues Festival“ auftritt. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Kanadier auch mal in unseren Gefilden die Ehre gibt. Der Erfolg wäre ihm bestimmt sicher.

Blues Attack Records (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Travellin‘ Heavy
02. Highway 69
03. Damn You Mr Bluesman
04. Cold Comfort
05. Graveyard Gate
06. Back In Style
07. Redemption
08. A Place To Call Home
09. Blues Enough For You
10. Shangri-La Girl
11. Jalapeño Peppers
12. Just One Man

Nigel Mack
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Will James – Sundancer – CD-Review

Review: Jörg Schneider

„Sundancer“ ist das bereits im September letzten Jahres erschienene Solo-Debutalbum des Engländers Will James, der als Gitarrist, Sänger und Songwriter in der britischen Bluesszene relativ schnell bekannt geworden ist. In seiner von den 60er und 70er Jahren inspirierten Musik verbindet Will James Elemente des Jazz, Soul und Rock zu einer erfrischend neuen Interpretation des Blues. Sofern man bei einem Newcomer bereits von Markenzeichen sprechen kann, so sind es auf dieser CD sicherlich sein pures, sauberes Gitarrenspiel und seine außergewöhnlich gefühlvolle und modulierende Stimme.

Mit dem ungewöhnlich arrangierten Opener „Shadowman“ stellt Will James gleich zu Beginn seine Fähigkeiten als Gitarrist und Songwriter unter Beweis. Das jazzig angehauchte Stück beginnt mit einem Schlagzeugintro, zu dem sich dann nach und nach die übrigen Instrumente mit kristallklaren Riffs hinzugesellen, begleitet von Will James teils leicht verhalltem Gesang. Jazzig-cool ist auch das nachfolgende „Where‘s My Baby“ mit souligem Keyboard und eingestreuten Bläserschnipseln.

Der Engländer ist aber auch im eher traditionellen Blues zu Hause: das vielschichtige „Still Blue“ ist herrlich verträumt und melodiös, „Prisoner“ erinnert ein wenig an den die soulige Barmusik vergangener Zeiten und mit „Home“ erklingt ein beruhigend warmer Slowblues.

Die übrigen Tracks bestehen aus Songs mit eingängigem Grundrhythmus und kraftvollen Bläsersätzen („Grindstone“), Electric Blues im Chicagostil („6 Up“) und soulig-funkigen Tunes („Pack It Up“). Neben dem Opener „Shadowman“ sind „Q Blues“ und das letzte Stück des Albums „Sundance“ sicherlich die herausragendsten Nummern. Das abwechlungsreiche „Q Blues“ bietet stark verwobene Gitarrenriffs und „Sundance“ wirkt mit seinen gewaltigen und hart schrammelnden Gitarrenriffs im Vergleich mit den anderen Stücken des Album recht aggressiv.

Insgesamt gesehen ist „Sundancer“ für mich ein starkes und inspirierendes Debutalbum des Engländers. Mit seiner erfrischend anderen Art und Weise modernisiert Will James den Blues trotz vieler Retroelemente und hebt ihn auf ein neues Niveau. Wir dürfen gespannt sein auf das was da hoffentlich noch kommen wird. Bis dahin sollten sich Bluesfans dieses Album durchaus gönnen und ihrer Musiksammlung einverleiben.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Blues

Tracks:
01. Shadowman
02. Where‘s My Baby
03. Still Blue
04. Grindstone
05. Prisoner
06. 6 Up
07. Pack It Up
08. Q Blues
09. Home
10. Sundance

Will James
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Walk That Walk – Big World Of Trouble – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Die Bostoner Truppe um den Frontmann Poppa C DeSnyder war mir bislang gänzlich unbekannt, und ich muss sagen leider unbekannt! Was die Jungs da auf ihrer inzwischen vierten CD raushauen, ist richtig guter Stoff und ganz nach meinem Geschmack.

„Big World Of Trouble“ kann zwar nur mit neun Songs aufwarten, aber die haben es in sich. DeSnyder und sein Mundharmonika-Mann Tim Hartland bieten, unterstützt von einer famosen Rhythmusgruppe, besten Roots-Blues und Boogie mit viel Slidegitarre und natürlich Bluesharp.

Der Opener „Roof Got A Whole“ und der ruhigere Titelsong „Big World Of Trouble“ sind z. B. solch schöne Rootsstücke, während sich „Boogie Chillen“ als ein kräftig stampfender Boogie im Stile von Canned Heat entpuppt. Aber auch sonst bietet das Album flotte, eingängige musikalische Unterhaltung. „You Can‘t Stay Here“ ist ein zum Tanzen einladender Jive.

Und „Get Up Get Out“, „Mississipi Jukin‘“ sowie der Rausschmeißr „Good Woman“ sind schöne R&B-Nummern, die ihre Wurzeln im Cicagoblues haben. Von ruhigerer Natur geprägt sind eigentlich nur die beiden Songs „See Poppa C“ (rollt und stampft kräftig, aber gemächlich vor sich hin) und der swampige Mississippi-Blues „Still A Fool“.

Mit ihrer ungebändigten Spielfreude haben die Ostküstenjungs von Walk That Walk bereits u. a. mit Bo Diddley als Touring-Band und auch Eric Burdon auf der Bühne gestanden und sind seit Jahren ein fester Act auf dem renommierten Boston Blues Festival. Es bleibt nur zu hoffen, dass es die Band eines Tages auch einmal in unsere Gefilde verschlägt. Bis dahin: macht weiter so Jungs, ihr seid echt klasse!

Eigenproduktion (2023)
Stil: Blues

Tracks:
01. Roof Got A Hole
02. Boogie Chillen
03. Big World Of Trouble
04. Get Up Get Out
05. See Poppa C
06. Mississippi Jukin‘
07. You Can‘t Stay Here
08. Still A Fool
09. Good Woman

Walk That Walk
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Samantha Fish & Jesse Dayton – Death Wish Blues – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Bei “Death Wish Blues” handelt es sich um eine knallharte Mischung aus Blues, Funk, Soul und einem zarten Country-Abschluss, die das Album in ein außergewöhnliches Crossover-Genre katapultiert. Dabei konnten Samantha Fish (z. B. LP “Belle Of The West”) und Jesse Dayton (z. B. LP “On Fire In Nashville”) nicht nur auf ihre musikalischen Erfahrungen im Country-Music Bereich zurückgreifen, um das gemeinsame Full-Length Album einzuspielen.

Schon der prägende Riff des geradeaus blues-rockigen Titelsongs markiert die Richtung des Longplayers, die mit “Down In The Mud” in eine düster-funkige Variante bluesiger Dimensionen abgleitet. Das extravagante Guitar-Playing der beiden Akteure erweitert in einzelnen Titeln die genre typischen Grenzen hin zu experimentell-psychedelischen Soundgefilden (“Trauma”) oder infernoartigen Solo-Parts (“Rippin And Runnin”). Immer außergewöhnlich lebhaft und mitreißend konzipiert von Jon Spencer, dem leidenschaftlichen Produzenten mit visionären Vorstellungen. “He gave the record this kind of live”, so Dayton über Spencer in einem Interview.

Bereits auf ihrer EP “Stardust Sessions” hatten Fish und Dayton 2022 eine Zusammenarbeit erprobt und hierbei den Grundstein für das vorliegende Album gelegt. Die vielversprechende Kooperation reflektiert im weiteren Top-Song “Riders”, im betont groovig-rhythmischen Texas Rock das intensive Tournee-Leben mit täglich wechselnden Venues und im schnellen Rock’n’Roll-Duettgesang den “Lover On The Side”. Zwischendurch wird harter Blues Rock immer wieder Höhepunkt der Scheibe, so z. B. bei “Flooded Love”, deren Intentionen Jesse Dayton damit begründet, dass “…wir alles auf dem Blues basieren lassen, mit einer Menge Inspiration von Leuten, wie Albert King und Magic Slim bei den Leadgitarren-Parts.”

Dass die beiden “Straight up guitars” auch darüber hinaus ihre melodisch souligen Seiten (“No Apology”) dabei hatten oder mit der rasanten Nummer “Supadupabad” zwei Minuten Rock-Vergnügen parodierten, mindert keineswegs den powervollen Longplayer. Zum Abschluss bekommt die Scheibe sogar ein moderates Country-Feeling. “You Know My Heart”, ein Liebeslied mit wechselnden Vocals, erinnert an die musikalische Vergangenheit der beiden Songschreiber.

Das Album “Death Wish Blues” von Samantha Fish und Jesse Dayton serviert superfrischen und überaus lebendigen Gitarren Blues Rock, sowie eine Mixtur hervorragend produzierter, artverwandter Songideen. Die Scheibe ist ein sanfter Weckruf an das zeitgenössische Genre der Blues Rock-Szene und eine experimentierfreudige Zusammenarbeit über diese Stilrichtungsgrenzen hinaus.

Rounder Records (2023)
Stil: Blues, Rock, Soul

Tracks:
01. Deathwish
02. Down In The Mud
03. Riders
04. Settle For Less
05. Trauma
06. No Apology
07. Flooded Love
08. Lover On The Side
09. Rippin And Runnin
10. Dangerous People
11. Supadupabad
12. You Know My Heart

Samantha Fish
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Jesse Dayton
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Oktober Promotion

Bruce Katz Band – Connections – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Connections heißt die neue CD des Keyboarders Bruce Katz und sie ist, wie sollte es auch anders sein, stark keyboardlastig. Auch bewahrheitet sich mit Blick auf den Titel des Albums der Ausspruch „Nomen est omen“. Und in der Tat bringt die Musik, die Bruce Katz hier mit seiner teilweise neu besetzten Band zu Gehör bringt, Versatzstücke des Blues, R&B, Soul und Jazz zu einem sehr dynamischen Ganzen neu zusammen.

Bruce Katz beherrscht sein Instrument wie kaum ein anderer und mit seinem Können war er u. a. jahrelanges Mitglied der Gregg Allman Band. Da ist es dann schon fast eine logische Konsequenz, dass das Album in den legendären Capricorn Studios in Macon, Georgia aufgenommen wurde. Dem Studio also, von dem aus schon die Allman Brothers uns ihren Sound näherbrachten.

Eine weitere Verbindung zur Allman Brothers Familie ist, dass auch der Bassist Shaun Oakley, Enkel des Allman Brothers Bassisten Berry Oakley, auf dem Album mit von der Partie ist. Neu in der Formation sind hingegen Aaron Liebermann (Gitarre und Gesang) und der Schlagzeuger Liviu Pop.

Mit „Connections“ liefert das Quartett ein feines Album mit insgesamt elf recht langen Tracks ab (unter 4 1/2 Minuten geht da gar nichts), welches sich aber trotz persönlicher Nähe zu den Südstaatenrockern, stark von deren Mucke unterscheidet. Sieben Songs sind reine Instrumentalstücke, oft mit vielschichtig verwobenen Melodien und Tempi, manchmal etwas hektisch (z. B die leicht jazzigen „Where’s My Wallet“ und „All About That“) und dann wieder ruhiger („What I Feel“). Das Instrumental „Morning On Basin Street“ startet leicht verschlafen, geht dann aber in eine beschwingte Nummer mit vordergründigem und abwechslungsreichem Pianospiel über, während der Opener „Right Here Right Now“ gekonnt bekannte Boogie Woogi- Rhythmen variiert.

Bei soviel Piano und Keyboardgeklimper ist es dann wohltuend zwischendurch auch mal das eine oder andere Gesangsstück zu hören, zumal die die Stimme von Aaron Liebermann gut mit den Bluestunes harmoniert („Nighttime Stroll“, Sneaking Around“). In dem Rocker „Down Below“ erinnert seine Stimmlage und Intonation gar ein wenig an Steve Winwood. Aber auch in der Rock‘n‘Roll Nummer „Tides Are Turning“ kann Liebermann gesanglich überzeugen.

„Connections“ ist sicherlich kein Album das als leichte Hintergrundmusik funktioniert. Man muss sich schon darauf einlassen, um die vielschichtigen Keyboardrhythmen und Melodien, die in den einzelnen Songs, insbesondere den Instrumentalstücken, miteinander verwoben werden, genießen zu können. Was zugegebener Maßen allerdings auch recht anstrengend sein kann, sollte man sich nicht im passenden Mindsetting befinden. Auf alle Fälle aber ist Bruce Katz ein grandioser Keyboarder.

Label: Dancing Rooster Records
Stil: Blues

Tracks:
01. Right Here Right Now
02. Nighttime Stroll
03. Where‘s My Wallet
04. Morning On Basin Street
05. Down Below
06. Sneakin‘ Around
07. The Dream
08. All About That
09. Gary‘s Jam
10. Tides Are Turning
11. What I Feel

Bruce Katz Band
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Nalani Rothrock – The Rock House Sessions (Extended Cut) – CD-Review

Wenn man als musikalisch talentiertes Kind bereits das Wort ‚Rock‘ im Familiennamen integriert hat, müsste der Lebensweg, besonders in den Staaten, eigentlich schon so etwas wie vorbestimmt sein. Nalani Rothrock kam schon mit 8 Jahren mit der Musik in Berührung, war bereits mit 12 schon Bestandteil der Band ihres Vaters, der dann auch ihr Songwriting und Bühnenpräsenz maßgeblich beeinflusste.

Die innige Bekanntschaft mit dem Gitarristen und Songwriter Joshua Lamkin 2011 war dann der endgültige Beweggrund nach Nashville zu ziehen, um in Music City Fuß zu fassen. Als großes Glück, vor allem wenn man ihr aktuelles Werk „The Rock House Sessions (Extended Cut)“ durchgehört hat, dürfte auch das dortige Kennenlernen des mehrfach Grammy-dekorierten Kevin McKendree, zu bezeichnen sein, der für seine Zusammenarbeit mit vielen namehaften Größen wie u. a. Little Richard, John Hiatt, Delbert McClinton, Buddy Guy oder Lee Roy Parnell bekannt ist.

Der hat nämlich diese Scheibe nicht nur in seinem eigenen Studio The Rock House in Franklin, Tennessee, produziert, sondern auch seine filigranen Fertigkeiten als Keyboarder mit eingebracht. Dazu hat er den smooth-relaxten Opener „Everytime I Close My Eyes“ zusammen mit Nalani und Joshua mit komponiert.

Ok, mit einer Rockmusikscheibe, hat das Ganze natürlich nur ganz marginal was zu tun (vielleicht am ehesten noch bei „Just Before I Go“) , aufgrund ihrer Stimme, die wie ein Mix aus Bonnie Raitt, Susan Tedeschi und Norah Jones klingt, liegt es natürlich nahe, sich in den Sphären des Southern Soul und des Blues (dazu mit ganz dezenten unterschwelligen Jazz- und Countrynoten bei „Fool For You“ mit quäkender Trompete von Andrew Carney, beziehungsweise beim country-bluesigen, in bester Bonnie Raitt-Manier performten „Try“) zu bewegen, was dann hier auch vorzüglich umgesetzt wird.

Mit dabei auch der uns bestens bekannte Weltklasse-Bassist Steve Mackay, der uns ja bestens von Joe Bonamassa– und Peter Frampton-Konzerten bekannt ist. Dazu gesellen sich dann noch Leute wie Kenneth Blevins und Lynn Williams (beide Drums), Bryan Brock (Percussion) sowie die Backgroundsängerinnen Nicole Boggs, Jonell Mosser und Jackie Wilson. Das gesamte Konglomerat in seiner überwiegend ‚laid-back‘ gespielten Art eignet sich bestens als Lounge- oder Barroom-Hintergrund, aber auch auf der Veranda oder der Terrasse zum gemütlichen Relaxen und Runterkommen.

Nach zwei grandiosen Killerballaden in der zweiten Hälfte („Midnight“ und „Goodbye“), weiß auch das abschließende „Hey Little Bird“ (aus der Feder von Lamkin) von Vogelgezwitscher ummantelte, mit Pinseldrums, leichten Bariton-Slide-Streicheleinheiten (Joshua, wie auch über das ganze Werk hinweg, mit akzentuiertem, sehr effektvollen Spiel, jedoch immer im Dienste der Protagonistin) und Kendrees sanftem Orgelhall, besonders auch in leicht ins Ohr gehender, lyrischer Hinsicht zu gefallen („Hey little bird way up in the tree, c’mon, spend a little time with me…“).

Am Ende erhält man mit „The Rock House Sessions (Extended Cut)“ von Nalani Rotrock ein jetzt mit neun Stücken umfassendes, sehr kurzweiliges Album, das in allen Belangen überzeugt. Nashville darf sich über eine weitere großartige Singer/Songwriterin, ein echtes ‚Rot(h)kelchen‘ des Southern Soul Blues, in seine Reihen erfreuen. Wunderbar!

Jolani Music Group (2022)
Stil: (Southern) Soul / Blues

01. Everytime I Close My Eyes
02. Fool For You
03. Just Before I Go
04. Hold On
05. How Long
06. Midnight
07. Goodbye
08. Try
09. Hey Little Bird

Nalani Rothrock
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