The Delta Saints – 02.07.2017, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Endlich mal wieder in der schönsten Stadt Deutschlands, wie die Gäste im Müngersdorfer Stadion beim Fußball begrüßt werden. Mein Weg führte mich allerdings in den schummrigen Yard Club im Kölner Norden zum Konzert der Delta Saints aus Nashville, zum zweiten Teil der „Monte Vista„-Tour. Im Fußball lag vermutlich auch der Grund, dass der Club nur etwa zur Hälfte gefüllt war, da zeitgleich die deutsche Nationalmannschaft um den Confed Cup spielte.

Pünktlich gegen 20:15 Uhr legte das Quintett los und zog direkt die Anwesenden mit dem groovenden „Heavy Hammer“ vom 2014er Album „Bones“ in ihren Bann, wobei sich Ben Ringel ohne Gitarre ganz auf den Gesang konzentrieren konnte. Danach präsentierte die Band zunächst „Burning Wheels“ und es wurde etwas psychedelischer. Dazu passte auch der Titelsong „Bones“ vom 14er Album. Mit „California“ nahm das Konzert richtig Fahrt auf und das Publikum ging fast tanzend mit. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wusste jeder der Anwesenden, dass er/sie den Gang in den Yard Club nicht zu bereuen brauchte.

Das traf sowohl auf die Zuschauer, wie auch die Band zu. Ben Ringel moderierte sichtlich gut gelaunt und humorvoll durch die Songs, Dylan Fitch entlockte seinen Gitarren mit einem Dauerlächeln und Zwinkern ins Publikum in jedem Song gekonnte Solis.  David Supica am Bass, mal in sich gekehrt, mal extrovertiert, legte mit dem sichtlich gut gelaunten Vincent Williams an den Drums eine kräftige Rhytmusgrundlage, die den beiden Gitarristen die Möglichkeit gab, sich in abwechslungsreichem Saitenspiel auszutoben. Last but not least, bereicherte Nate Kremer mit seinem gekonnten Wirken an den Keyboards auf dieser Tour die Band. Hier war dann auch die Nähe zu den psychedelischen Led Zeppelin und David Bowie erkennbar.

Weiter ging es unter anderem mit „Dust“ und „Berlin“ aus dem Album „Bones“, was zusammen mit dem aktuellen Longplayer „Monte Vista“ im Mittelpunkt der Setliste stand.  Mein persönlicher Höhepunkt des Konzerts war „Spaceman“, eine Hommage an den im letzten Jahr verstorbenen David Bowie, das auch durchaus in eines der Konzerte des Meisters gepasst hätte.

Mit „3000 Miles“, „Butte La Rose“ sowie „Nola“ wurde das furiose Finale des Hauptacts eingeläutet. Bei letztgenanntem konnte Supica am Bass mit einem ausladenden Solo glänzen, ehe Kremer an den Keyboards mit einstieg und eine fast jazzige Einlage gab. In diesem Instrumental konnten alle Bandmitglieder ihre spielerischen Fähigkeiten in Soloeinlagen eindrucksvoll präsentieren.

Nach einer lautstark geforderten Zugabe war nach etwa 100 Minuten ein kurzweiliger Konzertabend beendet und sichtlich zufriedene Besucher verließen den Yardclub, wobei sich die fünf Protagonisten noch etlichen Unterhaltungen stellen. Man konnte gelebte Nähe zu den Fans sehen, was eben immer das große Plus dieser kleinen, aber feinen Clubkonzerte ist.

Das Fazit des Konzerts mit den Delta Saints im Yard Club ist, dass alle einen phantastischen Abend hatten, keiner sein Kommen zu bereuen brauchte und handgemachte Livemusik von begnadeten Künstlern immer wieder ein Erlebnis ist.

Wer für die folgenden Konzerte noch überlegt, die Delta Saints zu besuchen, wird nicht schlecht beraten sein, den Weg dorthin zu machen. Die, die in der ausverkauften Kulturrampe am Mittwoch eine Karte ergattert haben, können sich auf etwas Großartiges einstellen. Das konnte auch Pille, der Betreiber der Krefelder Location, der den Weg nach Köln gemacht hatte, mit eigenen Ohren/Augen erfahren. Es sollten genug Erfrischungsgetränke kaltstellt werden und die Ventilatoren angeschmissen werden! Wird sicher ’ne heiße Sache!

Vielen Dank auch an Markus Neu vom Yardclub für die sehr kurzfristige unproblematische Akkreditierung. Es hat Spass gemacht, den Laden zu besuchen! Gerne wieder!!!

Line-up:
Ben Ringel (lead vocals, guitars, percussion)
Dylan Fitch (electric guitar)
David Supica (bass)
Vincent “Footz” Williams (drums)
Nate Kremer (keys, percussion)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Teenage Head Music
Yard Club Köln

Stacie Collins – 14.06.2017, Yard Club, Köln – Konzertbilder

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Trotz des schönen und ziemlich warmen Sommerwetters haben sich doch einige SC-Fans im Yardclub eingefunden, um sie mit ihrer Band auf der Bühne zu erleben. Im Club ist es heiß, gefühlte 40 Grad. Stacie betritt die Bühne, wie immer mit ihrem unverkennbaren Markenzeichen, diesem coolen alten Strohhut, wohl geformt und gebogen. Als ich sie in Bonn im Oktober 2013 gesehen habe, trug sie ihn auch schon.
Und dann geht sie los die Show, aufgeteilt in 2 Sets (Trackliste siehe Galerie). Mit einer unglaublichen Leichtigkeit tänzelt sie über die Bühne, singt ihre Songs und bläst die Harp dazu, perfekt begleitet von ihrer Band. Was für ein schöner Abend!

Line-up:
Stacie Collins (lead vocals, harp)
Al Collins (bass)
Ryan McCormick (drums)
Jon Sudbury (electric guitar)

Bilder und Eindrücke: Peter ‚Beppo‘ Szymanski

Stacie Collins
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Peter ‚Beppo‘ Szymanski

HER – Revolution – CD-Review

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Dritter Akt der Her-Triologie! Nach Konzert und Interview stand jetzt noch die Beurteilung ihrer neuen CD „Revolution“ an, die Monique Staffile mir nach Ende des Gesprächs zum Reviewen in die Hand gedrückt hatte. Für mich war die spannende Frage, ob es, im Vergleich zum Vorgänger „Gold„, der mir persönlich nicht ganz so zusagte, wieder mehr in Richtung ihres bisherigen Parade-Albums „Raise A Little Hell“ gehen würde.

Zunächst muss ich erstmal das gelungene Cover-Artwork loben. Das Titelbild der ‚frech gezöpften‘ Monique in Schwarz/Weiß, vermummt mit einem US-geflaggten Tuch (so hatten sie und ihre Band passender Weise ja auch in Köln die Bühne betreten), hat schon was! Toll auch ihre Fantasy-Animation als aufsteigender Schmetterling im Steck-Booklet und auf der Rückseite. Ein dickes Lob hier an die Macher!

Ihr neues Werk, produziert wieder von Caleb Sherman, startet dann direkt auch mit dem Titelsong „Revolution„, das von einem kühlen, blechernden Banjo eingeleitet, sowie im gesamten Verlauf auch untermalt wird, und zunehmend, in einen episch anmutenden Rocksong, samt starkem, gesellschaftspolitische Missstände, anprangernden Text, mündet. Klasse!

Apropos Revolution: Angesichts dessen, dass in unserer Gesellschaft mittlerweile 1% der gesamten deutschen Bevölkerung, 50% der Vermögenswerte besitzt (Tendenz steigend), fragt man sich, warum die breite Masse der Leistungsträger in diesem Land, die hier fortwährend, zu Gunsten dieser kleinen Gier-getriebenen elitären Clique, geschröpft und klein gehalten wird, weiterhin in Tatenlosigkeit zu verharren scheint…

Jetzt haben selbst der wohlgenährte Siggi und seine Pharisäer-Partei, die diese unfassbar eklatante Schieflage eingeleitet hatten und seit Jahren mittragen, dulden und fördern, angesichts ihrer Umfrage-Werte und des mutmaßlichen Falls in die politische Bedeutungslosigkeit, plötzlich ihr soziales Gewissen wiederentdeckt. Leider wirken solche Bemühungen vom Edel-Italiener aus, wenig authentisch, die Quittung wird (wünschenswerter Weise auch für Merkel & Co.) hoffentlich ’stante pede‘ bei der nächsten Bundestagswahl erfolgen…

Genug des persönlichen Meinungsexkurses, kommen wir wieder zum im Fokus stehenden Objekt des Geschehens. Mit der eigentlichen Relevanz dieses Werkes für unser Magazin, hat es sich mit dem zuvor erwähnten Banjo dann auch maßgeblich erledigt, was folgt, ist ein frech und aufmüpfig besungenes Konglomerat aus Pop-, Rock-, Hip Hop- (marginal) und Melodic Rock/Metal-Anleihen, das sich dann recht sympathisch in den Sphären des Rock-Universums, mit all seinen Referenzgrößen, verliert. Vieles erinnert an Dinge, die man vornehmlich schon gegen Ende der Achtziger und im Verlauf der Neunziger von Interpreten wie Heart, Kim Wilde, Kate Bush, Roxette, Blondie, Pretenders, Lita Ford, Robin Beck & Co. serviert bekommen hat.

Meine persönlichen Favoriten sind die abgedrehte Single „Crush“ (in Sachen ‚Clerus‘ sehr schön provozierend), das stadiontaugliche „Tonight“, die tolle atmosphärische Melodic Rock-Ballade „Damn“ (wäre als Bon Jovi-Song vermutlich sofort ein Nr. 1-Hit) und die starke Neuauflage der Powerballade „Heaven Crushes Down“ (tolles E-Solo, raunzende Orgel). Das erneut ziemlich rotzig und fast schon ein wenig punkig performte „Mean Man“ schließt den Kreis des Albums im Stile des Openers.

Fazit: „Revolution“ von Her ist ein recht gut gestaltetes Rock/Pop-Album in jeder Hinsicht. Eine deutliche Steigerung zu „Gold“, vor allem aufgrund einer besseren Struktur und des stärkeren Songmaterials. Im Hinblick auf unser Magazin bleibt ihr Southern-/ Country Rock-lastiger Longplayer „Raise A Little Hell“ aber trotzdem weiter das Maß aller Dinge!

India Records (2016)
Stil: Rock / Pop

01. Revolution
02. Crush
03. Give It To Me
04. You
05. Tonight
06. Damn
07. No Regrets
08. Act Like You Know
09. Only One
10. Heaven Crashes Down
11. Mean Man

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India Media Group

HER (Monique Staffile) – Interview

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Als Monique Staffile, alias Her, nach ihrem starken Konzert im Kölner Yard Club, sämtliche Merchandise-Aktivitäten, Smalltalk mit ihren Fans, sowie noch einige Posen für die anwesenden Fotografen, erledigt hatte, stand sie uns auch noch bereitwillig für ein Interview zur Verfügung, in dem sie über „Revolution„, Nashville, Gummibärchen, ihre Tierliebe und andere Dinge plauderte.

Sounds Of South: Wieder zurück in Deutschland! Was gefällt dir an unserem Land?
Her: Ja, ich liebe eigentlich fast alles bei euch! Wirklich bewundernswert hier ist, dass fast jeder musikbegeistert zu sein scheint und auch die hier auftretenden Musiker unterstützt. In den Staaten lassen sich viele Besucher, selbst während eines Konzerts, von Dingen wie Handys, etc. ablenken. In Deutschland hören uns die Leute während des Gigs aufmerksam zu, kaufen meist danach noch CDs und T-Shirts. Das ist klasse und deshalb kommen wir auch gerne jedes Jahr hier hin. Ihr habt natürlich das beste Bier, ich liebe eure Schnitzel, dazu besitze ich noch eine Obsession für eure Gummibärchen (lacht herzhaft und hält uns eine riesengroße Tüte eines bekannten deutschen Fruchtgummi-Produzenten entgegen)!

Sounds Of South: Warum der Schwenk von Her & Kings County zum alleinigen Her?
Her: Wir hießen schon zu Beginn als Band nur Her, praktisch zu vergleichen mit Blondie. Als wir nach Nashville kamen und mit Warner Brothers einen Vertrag unterzeichneten, wollten die einen Zusatznamen zu Her, also wie z. B. Allison Krauss & Union Station, so entschieden wir uns für Her & Kings County. Als wir dann irgendwann Krach mit dem Label hatten, sind wir wieder zu Her zurückgekehrt. Aber ich möchte betonen, als Band! Also, wie bereits erwähnt, so ähnlich wie Blondie.

Sounds Of South: Mir hat das Album „Raise A Little Hell“ mit Kings County im Vergleich zu „Gold“, ehrlich gesagt, wesentlich besser gefallen. Schick mich jetzt aber bitte nicht zur Hölle…! Wie ist deine Meinung?
Her: Unserem Album „Raise A Little Hell“ lag ein fast sieben Jahre währender Songwriting-Prozess zu Grunde, der insgesamt sogar schon zehn Jahre zurückliegt, als Countrymusik noch deutlich anders gestrickt war als heute. Wir haben praktisch jedes Jahr andere Stücke geschrieben. Das „Gold“-Album kam direkt nach dem Bruch mit unserem Label zustande, so hatte es einen sehr rebellischen Charakter, wir wollten Nashville zeigen, dass wir uns nicht vorschreiben lassen, was wir zu tun haben (…„Nashville, shot the f*** off… OT-Monique)! Deshalb war „Gold“ natürlich anders. Mit unserem neuen Album „Revolution“ haben wir aber wieder ein wenig versucht, Country- und Southern Rock-Einflüsse mit zu verarbeiten.

Sounds Of South: Wie kommt dein neues Video „Crush“ in den doch ziemlich religiös verwurzelten und eher prüden Staaten an?
Her: Die Absicht hinter „Crush“ war, mal was Schockierendes zu produzieren. Wir leben ja in Nashville, Tennessee, also im Süden der Staaten, der ja naturgemäß recht religiös geprägt ist. In New York, wo ich ursprünglich herkomme, gibt es eine große Gay-Bewegung. Diese beiden Elemente wollte ich einfach zusammenbringen, das löst dann natürlich den einen oder anderen Schock aus.

Sounds Of South: Bist du überhaupt gläubig?
Her: Nein, auf gar keinen Fall, ich bin zwar katholisch aufgewachsen – aber nein, definitiv nicht!

Sounds Of South: Wie kam eigentlich die Zusammenarbeit mit Rick Huckaby (ein Musiker den wir auch total mögen, und den wir vermutlich ohne dich nie kennengelernt hätten) zustande?
Her: Rick Huckaby? Echt? Wegen mir? Ich werde ihn deswegen zuhause sofort anrufen!

Sounds Of South: Ja, du hast ja ein Duett („My Heart Can’t Take Anymore“) mit ihm auf „Raise A Little Hell“ gesungen, danach haben wir ihn kontaktiert. Er hat uns sofort alle seine CDs zugeschickt und wir haben dann in unserem Magazin ein Portrait von ihm gemacht.
Her: Cool! Rick Huckaby ist ein toller Mensch und Musiker, mit einer klasse Stimme und wir sind in Nashville natürlich sehr gut befreundet. Ich liebe seine Stimme! Hat er dir eigentlich erzählt, dass er einen Großteil der dortigen Demosongs ‚einsingt‘? All‘ die großen Nashville-Stars wie Kenny Chesney & Co. hören sich erst mal Ricks Version an, bevor sie dann zu Werke gehen. Oft versuchen sie, ihn zu kopieren! Er wird deshalb in Nashville auch ‚The Demo-Singer‘ genannt. Aufgrund seines tollen Gesangs (und Sounds Of South kann dem nur zustimmen) war ich über das Duett mit ihm natürlich sehr froh!

Sounds Of South: Wie ist generell deine Meinung über Nashville?
Her: Eigentlich liebe ich Nashville. Ich bin ja vor gut acht Jahren dort hingezogen. Da war die Stadt noch recht übersichtlich und die Countrymusik echt cool und stark. Heute kommen die Leute nur noch mit dem Gedanken nach Music City, um Superstars, nach dem Motto: ‚Mach mich berühmt‘, zu werden. So funktioniert das dort aber eigentlich nicht. Das gute Nashville hat eine eher kleine, aber tolle Musiker-Gemeinschaft, die ich sehr mag. Das ’neue‘ Nashville ist leider eher wie Kalifornien oder New York (Monique rümpft verächtlich die Nase). Es hat sich vieles (zum Nachteil) verändert…

Sounds Of South: Wie sehen die nächsten Projekte aus?
Her: Wir arbeiten schon jetzt an einem neuen Werk, das ein Akustik-Album sein wird. Da werden dann mehr Instrumente wie Mandoline und Banjo eingebracht. Jetzt versuchen wir noch, die „Revolution“-Tour ein bisschen zu pushen, bis zum Ende des Sommers geht es nach unserer Rückkehr, in den Staaten weiter, wir werden also ziemlich beschäftigt sein.

Sounds Of South: Wie viele Verehrer muss Monique Staffile täglich abwimmeln?
Her: Du meinst auf Facebook (Monique lacht schnippisch)? In den Social-Media-Gefilden befinden sich viele verrückte Menschen. Zunächst meinst du, sie mögen dich, am Ende stellt sich heraus, dass es gar nicht so ist, ich lösche sie dann sofort. Aber ich erahne schon, was du wirklich meinst. Ich weiß mit ihnen umzugehen, ich bin ein großes Mädchen… (lacht)!

Sounds Of South: Wie ist und was macht die private Monique so?
Her: Ich habe hauptsächlich zwei große Vorlieben: Auf der einen Seite Autos, natürlich deutsche Autos! Ich besitze einen alten VW und einen Mercedes aus den Siebzigern, das sind meine beiden Babys, die besonders pflege. Auf der anderen Seite liebe ich Tiere. Ich rette Tiere fast jeder Sorte. Neulich habe ich einer Maus das Leben gerettet, die mir in der Küche Gesellschaft leistete. Dazu pflege ich jede Menge Hunde. Also Autos und Tiere sind neben der Musik meine große Passion!

Sounds Of South: Vielen Dank für das nette Gespräch!

Bilder: Gernot Mangold
Gespräch / Text: Daniel Daus

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HER – 07.06.2016, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Her’s musikalische Revolution in Köln

Zum Abschluss einer richtig intensiven Konzertwoche mit gleich vier Ereignissen hatten wir (Fotograf Gernot Mangold begleitete mich wieder) uns beim letzten Kapitel nochmals einiges vorgenommen. Diesmal war in Köln eine Doppelveranstaltung mit JJ Grey & Mofro in der Kantine und Her im daneben liegenden Yard Club geplant. Dazu hatten wir ein Interview mit Monique Staffile ins Auge gefasst. Im Hinblick darauf, dass ich meine Brötchen natürlich leider mit anderen Dingen verdienen muss, war das schon einige heftige Sache.

Heftig hatte sich in den späten Nachmittagsstunden auch wieder unser derzeitiges Wetter mit zuckenden Blitzen, barschem Donnerhall und sintflutartigen Regengüssen zu ‚Wort‘ gemeldet, sodass ich aufgrund des Weges von Rheinberg zur Domstadt (vorbei an vielen hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkten), angesichts der Verkehrsmeldungen, schon leichte Bauchschmerzen hatte. Aber die Befürchtungen erwiesen sich letztendlich als unbegründet und wir trafen rechtzeitig am Ort des Geschehens ein.

Her, alias Monique Staffile, hatte vor etwas über einem Jahr ja an gleicher Stelle, damals noch unter Her & Kings County firmierend, bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich war richtig gespannt, wie sich die feurige, aus New York stammende Dame (allerdings mittlerweile in Nashville lebend) weiterentwickelt hat. Sie sah natürlich wieder, wie nicht anders zu erwarten, äußerst knackig aus: Ein Oliv-farbener abgeschnittener Halb-Overall, der bei weit geöffnetem Ausschnitt, großzügige Einblicke auf ihr darunter liegendes, Leopard-verziertes Bikini-Oberteil(chen) gewährte, dazu kniehohe Stiefel über einer zum Teil schon leicht ramponierten Netzstrumpfhose, riefen bei einer überaus züchtigen Person wie mir und den anwesenden anderen männlichen Besuchern natürlich tiefste innerliche Empörung hervor…!

Mit im Gepäck hatten Her und ihre Mitstreiter Caleb Sherman (guitars, vocals), der wieder herrlich kauzige Brandon Roberts (bass, vocals) und Schlagzeuger Brandon Barnes (drums, vocals) ihr brandaktuelles Album „Revolution“, das von India Records für unseren Markt wieder mit viel Mühe und Liebe inszeniert worden ist. Dem tollen Cover der Scheibe konform, kam das Quartett dann auch in US-beflaggten Tüchern zunächst vermummt auf die Bühne und heizte mit „Be My Lover“ sofort ordentlich ein. Der heimliche Lenker der Band, Caleb Sherman, ließ direkt, schön Southern-mäßig, den Bottleneck über sein Arbeitsgerät sliden. Klasse Auftakt!

Das rhythmische „My Backyard“, auch vom starken „Raise A Little Hell“-Silberling, ließ die gute Laune, der leider wieder recht überschaubaren Besucheranzahl, weiter in die Höhe steigen. Das erste Stück aus der neuen Scheibe, „Only One“, wurde durch sexy anmutende Posen von Monique zusätzlich visuell upgedatet. Abgesehen davon, muss unbedingt erwähnt werden, dass sie eine wirklich starke Sängerin ist. Beim folgenden Titelstück „Revolution“ verhüllte sich die Protagonistin beim Intro zunächst im Dunklen auf dem Boden hockend komplett in die mitgeführte US-Flagge, um dann mit Einsetzen des Songhauptteils in eine rebellische Performance herauszuplatzen, bei der sie die Fahne dann mit wilden Bewegungen um Hals und Kopf schwung. Eindrucksvoll!

Im weiteren Verlauf präsentierte das Quartett toll gespielte Tracks wie „Crush“ (dazu wurde ja auch aktuell ein herrlich provozierendes Video produziert, das in klerikalen Kreisen sicherlich helle Begeisterung auslösen wird…), der Stadion-taugliche Rocker „Tonight“, das atmosphärische Robin Beck-mäßige „Damn“, „Where Did All The $ Go“ (Interaktion mit Publikum), das launige „Family Tree“ (Monique mit Tambourine-Shaking), das lasziv inszenierte „Seperately“ , „You“ und „Give It To Me“. Das furiose „White Thrash“ mit dem eingebundenen Who-Klassiker „Teenage Wasteland“ brachte die Stimmung endgültig zum Sieden.

Die Zugaben, wie das verspielte „Act Like You Know“ und das laut eingeforderte „Raise A Little Hell“ komplettierten einen versiert abgewickelten, stimmungsvollen wie ansehnlichen Gig, der auch meinem Revoluzzer-Kollegen aus alten Schultagen sichtlich Freude bereitet hatte. Anschließend gaben sich Her & Co. am Merchandising-Stand gewohnt lebensnah und die äußerst sympathische Monique nahm sich auch noch die Zeit für ein Interview mit uns. Ein echt lohnenswerter, toller Abend! So let the „Revolution“ roll on!

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Antigone Rising, 31.05.2016, Yard Club, Köln – Konzertbericht

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Was soll man sagen? Da kommt eine tolle Band aus den Staaten zu uns hierher und muss im schönen Kölner Yard Club vor 25 Zuschauern spielen. Ich, der es auch als Mission versteht, gute Nischenmusik mit meinen Berichten und Reviews zu bekannter zu machen, habe mich innerlich richtig geschämt. Der deutsche Michel und seine Michaela schauen sich lieber für viel Geld im anonymen Massengedränge ihre Udos und Herberts an oder speziell in Köln vermutlich die von diesem unsäglichen Radiosender (WDR 2) protegierten internationalen Großverdiener, Indie-Rumjanker und hiesigen Xavier-Naidoo-Verschnitte…

Ich muss allerdings zugeben, dass ich Antigone Rising auch überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte. Vor ca. zehn Jahren hatte ich mal das tolle Live-Album „From The Ground Up“ reviewt, danach waren sie bis vor ein paar Wochen völlig unter meinem Radar verschwunden. Ich hätte nie vermutet, dass die mal hier auftreten würden. Beim Abklappern meiner bevorzugten Konzert-Locations im Netz, musste ich mir die Augen reiben und habe dann erst realisiert, dass es wirklich wahr geworden ist. Also auf in die Domstadt!

Es hat sich in dieser Zeit natürlich einiges geändert, auch bei Antigone Rising. Aus dem damaligen Quintett ist ein Quartett geworden. Die Henderson-Sisters (Kristen jetzt am Bass mit coolem Groove) und Drummerin Dena Tauriello sind noch dabei, die einstige Sängerin wurde durch die zierliche hübsche Nini Camps (erinnerte mich ein bisschen an Susanna Hoffs von den Bangles) ersetzt. Mit ihr hat die Band in der Zwischenzeit auch einen Longplayer „23 Red“ und zwei „Whiskey & Wine Vol. I+II“ eingespielt. Heimliche Chefin im Ring ist aber das Pfundsweib Cathy Henderson.

Das alte Werk wurde völlig außen vor gelassen, selbst ihr großer Hit „Don’t Look Back“ war nicht in der Setliste präsent. Klar, hätte ich gerne was von diesem Silberling gehört, aber insgesamt konnten auch die ‚neueren‘ Sachen überzeugen. Die Damenriege, die in den Staaten immerhin schon Bands wie u. a. die Allman Brothers oder auch Aerosmith supportet hat, spielt heute deutlich rockiger, teilweise bereiteten mir einige furiose Gitarrenpassagen, wie sie in unserem geliebten Southern Rock gang und gäbe sind, richtige Freude. Mrs. Henderson ließ dabei ganz ordentlich und quirlig, ihre Finger über die Saiten fliegen.

In den knapp 1 ½ Stunde (keine Zugabe) stellten die Mädels dann Stücke wie „Breaking Me“ (sehr rockig), „Get To You“, „One Foot In“ (großartige E-Solo-Passage mit eingebautem Twin-Spiel), „Everywhere Is Home“ (klasse hier die im weiteren Verlauf des Gigs auch immer wieder angewendeten Harmoniegesänge),  „Everything Changes“, „Weed & Wine“ vor. Ihr momentaner Hit, ein Countryrocker, der in den Staaten auch einiges an Radiopräsenz aufweisen kann, „That Was The Whiskey“ (entsprungen aus einer Geburtstagsparty für Nini Camps), kam natürlich auch noch zum Zuge. Toll gespielt wurden zwei Fleetwood Mac-Cover, zum einen „Tusk“ (integriert bei „Call Me Crazy“) und das klasse von Nini gesungene „Rhiannon“. Das starke „Borrowed Time“, wieder mit fettem Instrumentalabschluss, bildete nach gut 90 Minuten einen furiosen Abschluss.

Fazit: Antigone Rising bieten im Kölner Yard Club eine tolle rockige Performance mit dem einen oder anderen Country- und Southern Rock-Schmankerl. Mir und den wenigen Anwesenden hat diese Vorstellung großen Spaß bereitet. Klasse, dass die Nachkömmlinge des Ödipus sich vom geringen Zuspruch nicht frustrieren lassen haben und trotzdem professionell eine tolle Show durchgezogen haben. Für mich schon jetzt eine der großen positiven Überraschungen des Jahres. Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie bei den noch folgenden Gigs mehr Resonanz erfahren mögen! Liebe Leute, also bewegt euren Hintern!

Danke an Marcus für die, wie immer, reibungslose Akkreditierung in ’seinem‘ Club.

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King King – 11.09.2015, Yard Club, Köln – Konzertbericht

Manch einer unserer Leser mag sich fragen, was eine britische Blues Rock-Formation in einem Magazin zu suchen hat, das mit seinem Namen eine Affinität zu Südstaaten Rock-Musik aus den Staaten proklamiert. Sicherlich berechtigt solcher Gedanke, aber ich bin durchaus der Meinung, dass Alan Nimmo aufgrund seines hervorragenden und variablen E-Gitarrenspiels (auch auf der Southern-typischen Gibson Les Paul) durchaus in unseren Kreisen von vielen Sympathisanten wohlwollend akzeptiert werden wird. Außerdem begibt er sich, besonders, wenn er mit seinem Bruder Stevie als die Nimmo Brothers firmiert, mit so mancher Cover-Nummer (u.a. furiose Version von „One Way Out“) gerne auch mal in diese Gefilde. Alan ist also zweifelsfrei einer von ‚Uns‘.

Der Auftritt von King King im Yard Club trug dann auch zu einem rundum gelungenen Abend bei. Endlich mal kein Stau auf der Fahrt von Essen in die Domstadt, der aufmerksame Parkplatzwächter sorgte mit scharfem Augenmaß dafür, dass auf dem kleinen Parkplatz ein Optimum an Ausnutzung erreicht werden konnte (er hatte vermutlich Lineal und Wasserwaage zu Hause liegen lassen…). Unproblematischer Einlass (danke an Dani von Goodtime Booking und Marcus vom Club) und mit kleiner Verspätung läutete Alan Nimmo (Lead vocals, guitar) und seine Mitstreiter Lindsay Coulson (bass), Wayne Proctor (Drums, vocals) und Bob Fridzema (Keys, vocals) einen schweißtreibenden, aber vor allem hervorragenden Gig ein.

Nach der starken Eröffnung mit „Lose Control“ vom Debüt wurde natürlich das neue brandaktuelle Album „Reaching For The Light“ mit Nummern wie u. a. dem groovigen “Waking Up“, meinem Lieblingslied “You Stopped The Rain“ (mit saustarken E-Soli), dem in Bad Co.-Style rockenden “Hurricane“ oder dem Whitesnake-angelehnten “Stranger To Love“ ausgiebig beackert. Grandios auch Stücke wie “More Than I Can Take“ oder das herrlich shufflige “Let Love In“ (klasse der cool pumpende Bass vom im Gentleman-Manier zupfenden Lindsey Coulson, dazu gab es ein stimmungsvolles Bridge, bei dem das Publikum Mitsinggelegenheit erhielt).

Was wären King King ohne ihre unter die Haut gehenden Balladen? Auf “Long History Of Love“, sowie dem Frankie Miller-Cover “Jealousy“ geizte der Schotte (Nimmo stammt ja aus Glasgow) weder mit einfühlsamen Soli noch ließ er es sich nehmen, sein gewaltiges Stimmpotential (für mich einer der besten Blues Sänger der heutigen Zeit – auch wenn in diesem Genre m. A. n. schon immer eine chronische Vokalschwäche herrschte…) zur Freude aller Besucher (der Club war ziemlich gut gefüllt) zu präsentieren. Auch Bob Fridzema nutze die Gelegenheit immer wieder, seine schon antik anmutende Hammond-Orgel gurgeln zu lassen.

Alles mündete dann mit der letzten Zugabe in das Paradestück des Vierers, “Old Love“, bekannter Maßen aus der Feder von Eric Clapton. Der traditionell im Kilt performende Nimmo holte noch mal alles aus seiner Kehle und der geschulterten Stratocaster heraus, ergreifend natürlich die leise, ’stromlose‘ Passage im langen Solo-Teil, bei der man im Auditorium eine Stecknadel hätte fallen hören. Schön, dass hier das fachkundige Publikum (überraschender Weise auch viele sehr junge Mädels und Burschen dabei) fast ehrfürchtig und respektvoll lauschte, statt ,wie so oft üblich, sich zu (Rein-) Quatschereien hinreißen ließ. Der krönende Höhepunkt zum Abschluss des knapp zweistündigen King King-Auftritts, der allseits zufriedene Gesichter zurück ließ.

King King alias Alan Nimmo & Co. sollte auf jeder Agenda (Präferenzen hin oder her) eines Rockmusik-begeisterten Konzertbesuchers stehen. Hier bekommt man für überschaubares Geld ehrliche, sympathische und hochqualitative Blues Rock-Kost geboten. Schade und typisch , dass bis jetzt dieser Sparte zugeneigte Locations wie der ABC-Keller oder der Schwarze Adler in meiner Gegend dieses famose Quartett bisher noch nicht auf ihrem Schirm hatten. In Köln auf jeden Fall ein grandioser Abend!

Line-up:
Alan Nimmo (Lead vocals, electric guitar)
Lindsay Coulson (Bass)
Wayne Proctor (Drums, backing vocals)
Bob Fridzema (Keys, backing vocals)

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