The Wreckers – Stand Still, Look Pretty – Limited Edition – CD/DVD-Review

Welch ein wunderbares Debut-Album! Kaum zu glauben, aber The Wreckers dürften im New Country-Bereich in eine echte Marktlücke gestoßen sein. Zwar offeriert die Szene immer noch hochgradige Talente en masse, im Bereich der Duos allerdings sind die zu vergebenden Spitzenplätze bisher eher recht rar in Anspruch genommen worden. Die Ausnahmeerscheinungen in der männlichen Sparte bilden hochkarätige Namen wie Brooks & Dunn oder Montgomery Gentry, aber im weiblichen Bereich? Dies dürfte sich ab sofort ändern!

Die Wreckers sind da und beglücken die Szene mit einem prächtigen, knackigen New Country-Album allerfeinster, herrlich melodischer Songs, die nahezu perfekt die Grenzen zwischen wunderbarem Country-Twang aus Fiddles, Banjos, Mandolinen und Telecaster-Klängen mit der, durchaus leicht rootsigen Pop-Rock-Sensibilität der Sorte Sheryl Crow verwischen. Es handelt sich bei den Wreckers um die längst fest etablierte, wenn auch bisher eher der Rock-/Pop-Sparte zuzuordnenden, Michelle Branch, (da stehen bereits zwei millionenfach verkaufte Solo-Alben zu Buche, wie auch der Grammy-honorierte Riesenhit „The Game Of Love“ aus dem Jahre 2003 für ihr Duett mit Carlos Santana), sowie die Nashville-Singer/Songwriterin Jessica Harp, Branchs ehemalige Backup-Sängerin und Langzeitfreundin!

Hier haben sich zwei hochtalentierte, zudem noch blendend aussehende Musikerinnen zusammengeschlossen, deren Debüt „Stand Still- Look Pretty“ sicher für ordentlich Furore sorgen wird Die letzten Zweifel diesbezüglich räumte schon im Vorfeld dieses Releases ihr Song „The Good Kind“ (toller, knackiger Midtempo Country-Pop mit klasse Gitarren und exzellenten Gesangsharmonien) aus, der von Ihnen bereits in der Soap „One Tree Hill“ und einer Begleittour der Serie sehr erfolgreich präsentiert wurde. Die erste Single des Albums, „Leave The Pieces“ (übrigens aus der Feder von Jennifer Hanson und Billy Austin), dokumentiert unmittelbar die Stärken der beiden Mädels: Zwei wunderbare, markante, wenn auch recht ähnliche Stimmen (Michelles ist vielleicht einen Tick rauchiger/kratziger), beide spielen hervorragend Akustik-Gitarre und auch die zusammengefügten Harmoniegesänge sind kaum besser in Szene zu setzen.

Dieser traumhafte New Country-Song wird ganz sicher ein gewaltiges Wort in Sachen Single-Charts mitreden. Produziert wurde er von Tom Shanks (Melissa Etheridge, Sheryl Crow, SheDAISY), der auch einen Großteil der Restinstrumente übernahm (besonders stark hier seine Banjo- und Mandolinen-Einlagen). Den Löwenanteil der Produktion, bis auf eine weitere Ausnahme aber, übernahm allerdings der ebenfalls instrumentell stark involvierte, in der Szene hoch geschätzte und erfahrene „Tüftler“ John Leventhal (Shawn Colvin, Rodney Crowell, Rosanne Cash, Kelly Willis, Marc Cohn), dem es glänzend gelingt, den Spagatschritt zwischen durchgehend radiotauglichen, wunderbaren (New-) Country-Melodien (Richtung der letzten Alben von SheDAISY, Sugarland, Little Big Town, Jo Dee Messina…) und einer damit verbundenen, gehörigen Portion lässiger, musikalisch hochwertiger, moderner, pop-rockiger Roots-/Americana-Würze (Richtung der bereits erwähnten Sheryl Crow, und teilweise gar nicht so weit von Michelle Branchs Solo-Projekten entfernt) zu bewältigen.

Letztendlich ist das schlichtweg absolut zeitgemäßer New Country der allerfeinsten Sorte! Die Stücke schrauben sich wunderbar in unsere gehörgänge und strahlen eine immense Frische aus. Nicht zu vergessen auch, dass sich Branch und Harp, entweder alleine, zusammen oder mit diversen Co-Autoren, fast für das gesamte Songwriting verantwortlich zeigen. Eine gelungene Teamleistung durch und durch! Die zweite, nicht von Leventhal produzierte Nummer ist das bärenstarke „My, oh my“, das unter der Leitung von Paul Worley (u.a. Dixie Chicks, Martina McBride, Pam Tillis) in Nashville eingespielt wurde. Ein flotter, fröhlicher, knackiger, durchaus traditionell verwurzelter, stompin‘ Country-Uptempo-Feger mit großartigen Mandolinen-/Fiddle-/Dobro-Einlagen von Haudegen wie Stuart Duncan und Randy Kohrs. Und es folgt ein starker Song nach dem anderen, in immer unterschiedlichen Stimmungslagen und Tempi!

Ganz toll beispielsweise das entspannte, aber durchaus „saftige“, wunderschöne „Tennessee“ mit seiner Kombination aus klaren, frischen Akustikgitarren, kraftvolle E-Gitarre und wohltuend integrierten Piano- und Orgel-Fills! Diese Nummer gibt es auf der hier vorliegenden, limitierten Ausgabe des Albums als Bonustrack nochmal in einer herrlichen Acoustic-Version, die fast noch besser rüberkommt (wundervolles Akustik-Gitarren-/Mandolinen-/Fiddle-Zusammenspiel), als die herkömmöiche Full Band-Fassung! Klasse! Der mit recht amüsantem Text verzierte Countrysong „Crazy People“ (wieder brillantes Mandolinenspiel) endet dann mit freudigem Kichern der beiden Protagonistinnen. Die Chemie zwischen Michelle Branch und Jessica Harp stimmt hundertprozentig, wie überhaupt ihre gesamte Leistung auf diesem Werk!

Nicht ein Durchhänger im Verlauf der insgesamt 13 Stücke! Hut ab! Hier haben sich zwei starke Musikerinnen zum rechten Zeitpunkt zusammengeschlossen! „Stand Still – Look Pretty“: Aussehen hübsch – keine Frage, aber Stillstand – wohl nicht zu befürchten. Die beiden werden uns mit ihren innovativen Ideen sicherlich auch in Zukunft noch viel Freude bereiten. Erfrischend starke, weibliche New Country Duo-Power!

Die hier vorliegende, limitierte „Luxus-Ausgabe“ des Albums kommt in einem feinen Schuber, mit dem bereits erwähnten Bonus-Track, sowie einer schönen DVD, die das offizielle Video zur Single „Leave The Pieces“ enthält (ein klasse Video), wie auch einen rund 15-minütingen „Making of“-Kurzfilm über die Dreharbeiten dazu! Die DVD ist „code free“ und somit auf jedem DVD-Player abspielbar!

Maverick Records/Warner Bros. Nashville (2006)
Stil: New Country

01. Leave The Pieces
02. Way Back Home
03. The Good Kind
04. Tennessee
05. My, Oh My
06. Stand Still, Look Pretty
07. Cigarettes
08. Hard To Love You
09. Lay Me Down
10. One More Girl
11. Rain
12. Crazy People
13. Tennessee (Acoustic Version)

The Wreckers
The Wreckers bei Facebook
Bärchen Records

Chely Wright – The Metropolitan Hotel – CD-Review

Chel

Chely Wright is back, und zwar mit ihrem 6. Album „The Metropolitan Hotel“, das, um es vorweg zu nehmen, hervorragend gelungen ist! Nach einigen Turbulenzen, u. a. Verlust ihres Major-Kontrakts, einer Frust-EP auf einem Independant Label, hat Chely wieder „die Kurve gekriegt“, und besinnt sich auf die Dinge, die sie schon in frühster Jugend einst nach Nashville getrieben hatten, nämlich den Spirit ihrer Vorbilder wie Buck Owens, Loretta Lynn, Dolly Parton oder Ricky Skaggs mit ihrer ganz persönlichen Note in die moderne Countrymusic herüber zu transportieren.

Der Wandel vollzog sich in London, im angeführten Metropolitan Hotel im Jahr 2002, als sie mit guten Freunden eine komplette Nacht damit verbrachte, CDs o. a. Künstler durchzuhören, und der Entschluss feststand, in Zukunft Musik zu machen, mit der sie sich wieder selbst identifizieren kann. Vorbei ist die Zeit von aufwendigen Videos und glamourösen Foto-Shootings. Und die hübsche, im ländlichen Kansas aufgewachsene, 34-jährige hat sich für ihr neues Album mächtig ins Zeug gelegt, hat acht der zwölf Songs selbst geschrieben, sowie sämtliche Titel produziert oder co-produziert.

„My main objective was to have a collection of gems. I’m most proud of the fact that it’s 12 good songs, 12 well-recorded songs, 12 songs I love to sing. I wanted to make a record that told you a story, which is what country music does. You want to hear a story? Here’s a story“, sagt sie über das Werk. Im Mittelpunkt eines abwechslungsreichen Mixes aus besinnlichen Midtempo-Tracks, kraftvollen, modernen Balladen und der einen oder anderen etwas flotteren Nummer, steht sicher das 6 ½-minütige „The River“, ein atmosphärisches Lied über eine Kleinstadttragödie mit einem dramatischem String-Arrangement im zweiten Teil und hervorragenden, einfühlsamen Background-Vocals von Vince Gill.

An die Nieren gehend schon ein wenig die bedrückende Aufarbeitung des berühmt-berüchtigten Mutter-Tochter-Konflikts, anlässlich der Trennung eines Ehepaares, aus dem Blickwinkel eines jungen Mädchens bei „Between A Mother And A Child“. Den Sprung in die Charts gibt es bereits mit „The Bumper Of My S. U. V.“, mit einer textlich amerika-typisch und patriotisch argumentierenden Sichtweise und Sympathiebekundung für das Treiben der amerikanischen Truppen in der Golfregion.

Weitere Höhepunkte sind der von Bonnie Baker und Katrina Elam (man beachte auch deren eigenes, großartiges Album – siehe unter „Stöbern“) geschriebene, recht knackige Opener „It’s The Song“ mit dezentem Shania-Flair, das rhythmische “ Just The Way We Do It“ in strahlender Keith Urban-Manier, mit tollem Gitarrenspiel von Tom Bukovac, und die ebenfalls im Shania-Stil mit knackigen Drums, Percussion, wunderbaren Hammond-Klängen und vorzüglichem E-Gitarrenspiel und -Solo durchzogene, Countryrock-Ballade „Southside Of Lonesome“. Richtig honkytonk-mäßig geht die Post ab beim Chuck-Berry-Klassiker „C’est La Vie (You Never Can Tell)“!

„The Metropolitan Hotel“ beeindruckt vom nett anzusehenden Titelbild, den Texten bis hin zur letzten gespielten Note! Ein starkes Comeback! Chely Wright hat mit diesem glänzenden Werk sicherlich eine erste Duftmarke in Sachen „Bestes weibliches Album“ für die Awards im Jahre 2005 gesetzt.

AGR Records (Universal Music) (2005)
Stil: New Country

01. It’s The Song
02. Back Of The Bottom Drawer
03. I Got Him Ready For You
04. The River
05. Just The Way We Do It
06. The Bumper Of My S.U.V.
07. Your Shirt
08. Between A Mother And A Child
09. Southside Of Lonesome
10. Wheels
11. C’est La Vie (You Never Can Tell)
12. What If I Can’t Say No Again

Chely Wright
Chely Wright bei Facebook
Bärchen Records

Darryl Worley – Same – CD-Review

Worl

Auch mit seinem vierten (inklusive der Retrospektive „Have you forgotten“), diesmal schlicht selbstbetitelten Album, hält Darryl Worley an der Maxime fest, seiner Kundschaft allerbeste, traditionell verwurzelte, aber knackig produzierte, straighte Countrymusic, größten Teils aus eigener Feder, zu präsentieren. Eingängige Melodien, Lieder mit hohem Wiedererkennungswert, klasse Instrumentierung der Nashville-Studioprofis (u. a. Brent Rowan, Greg Morrow, Aubrey Haynie, Bryan Sutton) und Darryls angenehme Baritone-Stimme bilden einmal mehr die bewährte Erfolgsrezeptur.

So hat sich das knackige, melodische Auftaktstück „Awful Beautiful Life“, mit seinem herrlich frischen Drive, bereits peu a peu auf Platz 16 der Billboard-Country-Singles-Charts, mit Blick nach vorn gerichtet, hochgearbeitet. Eine starke Uptemponummer! Die Pace geben eine recht dominant ausgesteuerte Fußtrommel und herzerfrischende Rhythmus-E-Gitarren vor. Abgerundet wird der Song mit einem tollen, satten Gitarren- und prompt folgenden Fiddle-Solo.

Es fällt relativ schwer, aus einem durchgehend guten Album, wie diesem, Stücke explizit herauszuheben. Vielleicht „Wake Up America“, ein Anti-Drogen-Song, der Worley’s soziales Engagement in dieser Angelegenheit bekräftigt. Recht gut gelingt es ihm immer wieder, unterschiedliche Stimmungen von Lied zu Lied zu erzeugen. So wirkt „If Something Should Happen“, das von einem Mann handelt, der seiner eigenen Sterblichkeit ins Gesicht sehen muss, ziemlich bedrückend, während sich das, im Anschluss folgende, swingende „Work And Worry“ gerade im hinteren Teil mit seiner „Horn-Section“ zu einer regelrechten Dixieland-Gute-Laune-Nummer entwickelt, die auch auf jedem Jazz-Frühschoppen bestehen könnte.

„Whistle Dixie“ mutiert, dank temperamentvoller Background-Gesänge anerkannter Könner, wie Wes Hightower, Curtis Wright und Melodie Crittenden , von einem melodischen Midtempostück zu einer temperamentvollen Gospelgeschichte. Wer Spaß an hochwertig traditionellen Alben der Marke Alan Jackson, Trace Adkins, Mark Chesnutt, Brad Paisley, Tracy Lawrence & Co. hat, wird hier zur vollsten Zufriedenheit bedient! Wir gratulieren Mr. Worley zu einem starken Album, wie auch nachträglich zum vierzigsten Geburtstag (31.10.)!

Dreamworks (Universal Music) (2004)
Stil: New Country

01. Awful Beautiful Life
02. If I Could Tell The Truth
03. I Love Her, She Hates Me
04. If Something Should Happen
05. Work And Worry
06. If It Hadn’t Been For Love
07. Was It Good For You
08. Find Me
09. Wake Up America
10. What Makes A Man Do That
11. Better Than I Deserve
12. Whistle Dixie

Darryl Worley
Darryl Worley bei Facebook
Bärchen Records

Darryl Worley – Here And Now – CD-Review

Wor

Respekt, Respekt, Mr. Worley! Der Mann scheint nicht nur „Nehmer-Qualitäten“ zu besitzen, sondern obendrein noch genug Kraft zu haben, ordentlich „austeilen“ zu können: Erst ist der Major-Deal bei „Dreamworks Records“ futsch, dann bei Neal McCoys kleinem „903 Music“-Independent Label, quasi als Trotzreaktion, sein bislang klar bestes Album abzuliefern, das muss man erst mal hinkriegen, das hat schon Klasse! Etwas rockiger als früher, gleichzeitig immer „real country“, umgarnt mit fetten E-Gitarren, teilweise umweht von einem herrlichen Southern-Flair, geht Worley in den 13 neuen Songs auf, wie nie zuvor!

Bei den früheren Alben fühlte Darryl sich nach eigener Aussage oftmals allzu sehr „in ein Korsett gepresst“, konnte sich eigentlich nie so entfalten, wie er es wollte. Und wirklich, beim Hören der neuen Stücke von „Here And Now“ spürt man förmlich, wie Darryl erleichtert „ausatmet“ und seine ganze, neu gewonnene Energie in die Songs einbringt. Dabei hat sich eigentlich von den Grundgegebenheiten zum letzten Werk gar nicht soviel verändert. Produziert hat erneut Frank Rogers, viele der damaligen Co-Writer sind abermals involviert, und auch der Kreis der exzellenten Musiker früherer Tage hat im Großen und Ganzen wieder Hand angelegt.

Selbst die Cover-technische Umsetzung (12-seitiges Klapp-Booklett mit vielen Bildern und sämtlichen Texten), hält dem Anspruch der großen Label ohne jede Frage stand! Das Geheimnis dieser CD dürfte vielmehr in der völlig zwanglosen Unbefangenheit liegen, mit der man hier zu Werke geht. Es wird nicht auf die Charts und Verkaufszahlen geschielt (obwohl die erste Single „I just came back from a war“ bereits einen prima Chart-Einstieg hingelegt hat), sondern einfach, bei aller Professionalität, voller Spaß los musiziert!

Das kommt prächtig rüber! Worley schreibt klasse Texte, die sympathisch und lebensnah wirken, die Lieder haben sehr viel Pepp und glänzen mit viel Abwechslungsreichtum, die großartigen Musiker, besonders die überragenden Gitarristen Brent Rowan und Pat Buchanan, dürfen sich so richtig austoben. Selten erlebt man eine New Country-CD, die ständige, satte, auf den Punkt gebrachte E-Gitarren-Soli beinhaltet, die so viel Southern-Esprit versprüht.

Kommen wir zu den Songs: „Jumpin’ Off The Wagon“, ein schöner Honkytonk-/Roadhouse Country-Rocker, bedeutet zunächst einmal Worley’s gar nicht so zimperliche Abrechnung mit seinem früheren Label, „Nothin’ But A Love Thang“ ist rhythmischer, dampfender, swampiger, sehr sexy dargebotener Southern-Country und das bluesige, dampfende „Free“ hat gar etwas von den Allman Brothers (typische Orgel/E-Gitarren-Breaks). Der Song zeichnet sich zudem durch einen herrlichen Groove aus.

Die nächsten beiden Stücke („It’s The Way You Love Me“ und „Party Song“) dürften jede Location im staubigen Westen zum Kochen bringen. Das ist abgehender „Gute-Laune Southern Rock“ vom Feinsten, wobei letzteres voller fulminanten Georgia Satellites-Flair steckt! Hier hat man schon die knapp bekleideten Mädels und gut aufgelegten Kerle in bester Feier-Laune auf der Tanzfläche vor dem geistigen Auge. So locker und flockig wie sein Text ist auch die Performance der fantastischen, lupenreinen Countrynummer „Living In The Here And Now“: Schöne Akustikgitarrenuntermalung, immer wieder mit dezenten E-Gitarren und Orgel-Einsätzen versehen, sowie zwei schöne, aufeinander folgende E-Soli beider Gitarristen und eine herrliche Melodie lassen ein wenig entspannte Vince Gill-Atmosphäre aufkommen.

„Do You Know What That Is“ ähnelt von der Coolness her den Stücken, mit denen Trace Adkins in letzter Zeit immer wieder Erfolg hatte. Im hinteren Bereich des Albums gibt es dann noch zwei ruhigere Stücke mit nachdenklichen Texten, zwei erneute rockige Feger („Whiskey Makes The World Go Round“ – so richtig aus dem Leben gegriffen, „Lowdown Woman“ – wieder mit fetten Gitarren und schönem Southern-Feeling), sowie das großartige, bereits erwähnte „I Came Back From A War“, das in einem entspannten, aber durchaus kraftvollen, sehr melodischen musikalischen Rahmen, ebenso patriotisch wie kritisch aktuelle Kriegsproblematik amerikanischer Soldaten reflektiert.

Insgesamt ist „Here And Now“ von Darryl Worley ein Album, das Verlierer und Gewinner offenbart: Verlierer sind sicher sein Frisör, der ihn seit seinem letzten Werk scheinbar nicht mehr zu Gesicht bekommen hat (Darryl jetzt mit langer Matte), und sein voriges Label, das Worleys Stärken augenscheinlich nicht ausreichend zur Entfaltung kommen ließ. Gewinner, und das ist das alles Entscheidende, aber sind Worley selbst, der endlich die Musik machen kann, mit der er sich hundertprozentig identifiziert, und die Fans, die diese großartige Musik in vollen Zügen genießen dürfen! Sehr stark!

903 Music (2006)
Stil: New Country

01. Jumpin‘ Off The Wagon
02. Nothin‘ But A Love Thang
03. Free
04. It’s The Way You Love Me
05. Party Song
06. Living In The Here And Now
07. Do You Know What That Is
08. Things I’ll Never Do Again
09. Slow Dancing With A Memory
10. Whisky Makes The World Go Round
11. Lowdown Women
12. Nothin‘ To Lose
13. I Just Came Back (From A War)

Darryl Worley
Darryl Worley bei Facebook
Bärchen Records

Trisha Yearwood – Heaven, Heartache And The Power Of Love – CD-Review

Year

Trisha Yearwood zählt schon seit vielen Jahren zu den anerkannt besten und ausdrucksstärksten Sängerinnen des (New-) Countrygenres. Diverse CMA- und ACM-Awards, ihre Aufnahme in die Grand Ole Opry, sowie drei Grammys gelten als Beweis für eine kontinuierliche, seit mittlerweile sechzehn Jahren währende, überaus erfolgreiche Karriere auf höchstem musikalischen Niveau. Zu ihren frühen Förderern zählte auch Mega-Star Garth Brooks, mit dem sie seit 2005 verheiratet ist. Nach ihrem starken Vorgänger „Jasper County“ wirft sie jetzt mit „Heaven, Heartache And The Power Of Love“ ihre elfte Studio-CD ins Rennen – und einmal mehr ist dabei auf allerbeste Qualität zu hundert Prozent Verlass!

Das Werk startet direkt mit dem Titelsong, der auch als Videoclip auf dem Silberling beigefügt ist. Nach einem schönen Akustik Gitarren-Intro faucht die aus Georgia stammende Künstlerin zunächst die Titelzeile heraus um anschließend mit einer energiegeladenen Uptempo-Countrynummer (mit dezentem Gospeltouch) ordentlich „in die Vollen“ zu gehen. Beeindruckend hier das schöne Electric-Slide-Solo ihres Tour-Gitarristen Johnny Garcia, der diesmal auch im Studio stark involviert wurde. Yearwoods Stimme ist aufgrund ihrer Variabilität natürlich auch für Balladen bestens prädestiniert. Und so folgt mit „This Is Me You’re Talking To“ prompt ein langsameres Stück, das zunächst sparsam instrumentiert beginnt, mit zunehmender Dauer aber ungemein an Intensität gewinnt. Eine typische Power-Ballade, wie man sie von vielen der großen Diven a la Faith Hill, Martina McBride & Co. immer wieder erfolgreich geboten bekommt.

Weitere Balladen („Nothin’ Bout Memphis“ – mit klasse Horn-Arrangement, „We Tried“- emotionales Flair, wunderbar mit allen Genre-typischen Instrumenten umgesetzt, „Let The Wind Chase You“ – mit Keith Urban als Gastsänger, „The Dreaming Fields“ – elfenartiger Gesang, kammermusikartige Streicher, „Help Me“ – traditioneller, Steelguitar-betonter Countryheuler, und „Sing You Back To M“ – ihrem Vater gewidmet, Trisha solo nur mit Akustikgitarrenbegleitung) wurden auch diesmal von ihrem langjährigem Produzenten Garth Fundis in einem fast gleichwertigen Verhältnis zu den temporeicheren Songs („They Call It For A Reason“ – flotter, gut tanzbarer New-Country, „Cowboys Are My Weekness“ – spaßiger Text, Saloon-tauglicher Retro-Country, sogar mit dezentem „American-Yodel-Slang“ bei einigen Verszeilen, „Not A Bad Thing“ – schön flockiger, eingängiger New-Country mit leichtem „Vince Gill-Aroma“ dank schönem Strat-Spiel von Kenny Greenberg, „Nothin’ About You Is Good For Me“, mit bluesrockiger Note vom Feinsten, und „Drown Me“ – rhythmisch, kratzige Akustikgitarre, E-Gitarren-/Honkytonk-Piano-Schlagabtausch.) gegeneinander aufgewogen.

Ein Album, das richtig Spaß macht und bei dem zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommt. Letztlich auch ein Verdienst der vielen Klasse-Musiker (Kenny Greenberg, Dan Dugmore, Steven Sheehan, Steve Mackay, Chad Cromwell, Greg Morrow, Steve Nathan, Reese Wynans, Eric Darken, Stuart Duncan etc.), die auffällig bemüht sind, dem überaus hohen Gesangs-Level Yearwood’s Stand zu halten. Doch für diese Truppe ist das kein Problem! Mit Big Machine Records hat Trisha zudem ein Label gefunden, bei dem sie sich offensichtlich wohl zu fühlen scheint. Auch die harmonische Ehe mit Garth Brooks überträgt eine spürbare Lockerheit auf die 43-jährige. „Heaven, Heartache And The Power Of Love“ bietet beeindruckende Countryunterhaltung auf aller höchstem Niveau. Eine wahrlich tolle Sängerin! Respekt, Respekt Mrs. Yearwood, für dieses abermals großartige Album!

Big Machine Records (2007)
Stil: New Country

01. Heaven, Heartache And The Power Of Love
02. This Is Me You’re Talking To
03. They Call It Falling For A Reason
04. Nothin‘ `Bout Memphis
05. We Tried
06. Let The Wind Chase You
07. Dreaming Fields
08. Cowboys Are My Weakness
09. Help Me
10. Not A Bad Thing
11. Nothin‘ About You Is Good For Me
12. Drown Me
13. Sing You Back To Me

Trisha Yearwood
Trisha Yearwood bei Facebook
Bärchen Records

Chris Young – Same – CD-Review

YoungC

Debüt-Album des diesjährigen „Nashville-Star“-Gewinners Chris Young! Anders als in hiesigen Gefilden kann man beim Sieger dieses Wettbewerbs eigentlich blindlings davon ausgehen, dass sich dieser auch über einen längeren Zeitraum im Business rund um Music City etablieren wird. Der Grund dafür ist einfach die entsprechend hohe Qualität, die alle, die sich letztendlich bei diesem Contest durchsetzen, vorweisen können. Zudem können sie meistens auch auf eine fundierte musikalische Ausbildung zurückblicken.

Im Fall von Chris Young gewährten bereits die Eltern ihrem Sprössling jegliche Unterstützung um auf musikalischem Terrain Fuß fassen zu können. Der aus Murfreesboro, Tennessee stammende Sänger und Songwriter absolvierte schon zu Universitätstagen rund 150 Gigs im Jahr und wagte es, irgendwann sogar ein festes Engagement quasi in der „Höhle des Löwen“ anzunehmen, nämlich dem berühmten Honkytonk-Club in Arlington, dort, wo man dem Nashville-Country im Allgemeinen eher distanziert gegenübersteht.

Doch Young schaffte es dort problemlos mit vier wöchentlichen Auftritten sein Publikum regelmäßig zu begeistern. Rein äußerlich an eine Mischung aus Brad Paisley und Chris Cagle erinnernd, setzten Chris und sein Produzent, der erfahrene Buddy Cannon (Kenny Chesney, Sara Evans, John Michael Montgomery etc.) auf eher traditionellen New Country-Werte, die aber von den beteiligten Musikern derartig knackig und fett eingespielt werden, dass es eine wahre Freude ist. Der erst 21-jährige Young versteht es fast wie ein Chamäleon in farblicher Hinsicht, seine Stimme, (meistens im Bariton-Bereich liegend und für sein Alter bereits erstaunlich reif klingend), immer wieder zu verändern und der Stimmung der jeweiligen Stücke optimal anzupassen.

Hier und da hört man mal einen Blake Shelton, Randy Travis, Buddy Jewell oder einen Trace Adkins heraus, ohne das es den Anschein erweckt, Young habe kein eigenes Profil. Gleich das erste Stück wurde von einem überaus prominenten Trio komponiert: Trick Pony-Bassist Ira Dean, Klasse-Musiker und Songwriter David Lee Murphy sowie Hit-Erfolgsgarant Kim Tribble erschufen mit „Beer Or Gasoline“ einen kraftvollen, satten Countryrocker mit stampfendem E-Gitarren-Rhythmus, der mit jeder Menge Liebe zum Detail (integriertes Banjo, Dobro und Mandoline, Soli :Fiddle / Dobro) glänzt. „You’re Gonna Love“, „Drinkin’ Me Lonely“ (der Song, mit dem Young die Herzen des „Nashville Star“-Publikums eroberte – erste Single – übrigens von ihm selbst mitkomponiert), sowie „Flowers“ decken den eher gemäßigteren Teil des Werkes ab. Ansonsten dominiert jedoch bei allen Songs eine sehr zeitgemäße, überaus knackige Performance.

Immer wieder hören wir starke Gitarrenparts von so etablierten Klasse-Leuten wie Kenny Greenberg oder Pat Buchanan, kombiniert mit Fiddle, Honkytonk-Piano, Steelguitar oder Mundharmonika, zum Teil ein wenig funkig-rockig präsentiert wie Chris Cagle das des öfteren tut, oder aber mit coolem „Sprechgesang“ der Marke Trace Adkins modernisiert.

Richtig flott geht es bei den Boogie-mäßigen „White Lighning Hit The Family Tree“ (erinnert vom Flair an den Chuck-Berry-Klassiker „C’est La Vie“) oder „Lay It On Me“ (starkes Piano, krachende Drums, Fiddle-/Harp-/E-Gitarren-Solo) zu, während „I’m Headed Your Way, Jose“ auf humorvolle Weise den Grenzkonflikt USA/Mexico in konträrer Weise auf die Schippe nimmt (…“Here’s the keys to my Chevrolet, you can have the house and bills I pay, welcome to the good ol’ U.S.A, Im headed your way, Jose.“).

Eine passende Baritone-E-Gitarre und typische Trompeten vermitteln hier diese herrliche Border-Atmosphäre. „Who’s Gonna Take Me Home“ schließlich lässt dann mit krachendem Schlagzeug-Tusch am Ende diese Klasse-Albums noch einen tollen, kräftigen Country-Rocker mit coolem Southern-Flair ausklingen!

Insgesamt kann man dem Newcomer ein kurzweiliges, sehr lebhaftes Debüt attestieren. Man merkt förmlich, dass der Junge „heiß“ war, sich auf seiner ersten Scheibe zu präsentieren. Gelingt es Chris Young in Zukunft noch weiter sein Profil zu schärfen, dürfte einem weiteren „jungen Wilden“ in Nashville eine große Karriere bevorstehen.

RCA Int. (Sony Music) (2006)
Stil: New Country

01. Beer Or Gasoline
02. You’re Gonna Love Me
03. Drinkin‘ Me Lonely
04. White Lightning Hit The Family Tree
05. Lay It On Me
06. Burn
07. Small Town Big Time
08. Flowers
09. Center Of My World
10. I’m Headed Your Way, Jose
11. Who’s Gonna Take Me Home

Chris Young
Chris Young bei Facebook
Bärchen Records

Chris Young – Neon – CD-Review

YoungCh

Der ehemalige Nashville Star-Gewinner und im Countrygenre seither sehr beliebte Chris Young gibt sich auch mit dem schwierigen dritten Major-Werk „Neon“ keine Blöße und liefert ein Album voller Chartambitionen ab. Das Werk erscheint in den USA zeitgleich mit „Red River Blue“ des anderen, ebenfalls megaerfolgreichen, noch recht jungen Neo-Traditionalisten Blake Shelton. Man darf gespannt sein, wer von beiden in der Publikumsgunst die Nase vorn haben wird.

Produziert hat wieder, wie schon zuvor „The Man I Want To Be“, Nashville-Veteran James Stroud (u.a. Tim McGraw, Clint Black), das immerhin mit „Gettin’ You Home“, „Voices“ und dem Titeltrack gleich drei Nr.1-Hits abgeworfen hatte. Ein hohe Hürde, die also diesmal mit „Neon“ zu nehmen ist. Young setzt erneut auf sehr melodische Songs mit starkem textlichen Identifikationsgrad, Refrains mit hohem Wiedererkennungswert (die meisten hat er selbst mit diversen Co-Autoren geschrieben, drei Fremdkompositionen, diesmal keine Cover) und auf seine warme, dierer geradezu umschmeichelnde Bariton-Wohlfühlstimme.

Der Bursche kann wirklich singen! “ Can Take It From There“(ein typischer „Wochenend“-Song mit lässigem Rhythmus) eröffnet den Reigen von durchgehend stark instrumentierten Nummern. Kein Wunder, hier wirkt die Creme-de-là-Creme der Nashville-Musikerszene mit Leuten wie Shannon Forrest, Mike Brignardello, Mark Hill, Kenny Greenberg, Brent Mason, Paul Franklin, Aubrey Haynie, Steve Nathan und Wes Hightower mit. Mit „Lost“ (markantes E-Gitarren-Riff, klasse Solo, Steel, Piano, Orgeltupfer, Jason Aldean-Flair) und der ersten Single „Tomorrow“ (geschrieben zusammen mit Frank Myers und Anthony Smith, hat direkt die Top-5 erreicht – emotionale Ballade mit kräftigem Refrain, Fiddle, Steel, Mandoline) folgen sofort zwei potentielle Nr.1-Hits.

In einem insgesamt recht ruhig gehaltenen Werk, sticht „Save Water, Drink Beer“ als einzige wirkliche, ziemlich polternde Uptemponummer deutlich heraus. Fette Drums, heulende Fiddle, ein treibender Rhythmus und eine starke Slide-/Bariton-E-Gitarren-Kombi als Solopart lassen den Laune-Pegel abrupt in die Höhe schießen. Auch das Alan Jackson-/Randy Travis- umwobende Titelstück (dazu dezent unterschwelliges Westcoast-Ambiente Marke Eagles) bietet Relaxatmosphäre pur.

„Old Love Feels New“ und „Flashlight“ reflektieren Vater-Sohn-Beziehungen im Rahmen traditioneller, Familien-angehauchter Countrystimmung, während „You“ (klasse Dobrospiel von Paul Franklin) und „When She’s On“ (Fiddle, surrendes E-Gitarren-Solo, ein wenig retromäßig swingend) wieder peppiger einhergehen. Am Ende wird bei „She’s Got This Thing About Me“ dann ganz großes, kammermusikartiges Gefühlskino geboten. Youngs prägnante Stimme, die sparsame Instrumentierung (fast nur Akustikgitarre und Piano), dazu eine regelrechte Streicherwand, drehen überaus schwer an der Pathos-behafteten Schraube. Da ist ganz tiefes Durchatmen am Ende angesagt. Beeindruckend!

Mit „Neon“ ist Chris Young ein weiteres, starkes Album, in der Tradition so angesagter Kollegen wie Blake Shelton, Luke Bryan, Josh Turner, Justin Moore, Tim McGraw, Billy Currington & Co. gelungen, das Hitsongs an der berühmten Perlenkette beinhaltet. Die Radio-Stationen haben hier wohl demnächst die Qual der Wahl. Chris Young hat das Zeug zu einem kommenden Superstar!

RCA Int. (Sony Music) (2013)
Stil: New Country

01. Aw Naw
02. Hold You To It
03. Lonely Eyes
04. Goodbye
05. A.M.
06. Nothin‘ But The Cooler Left
07. Who I Am With You
08. Text Me Texas
09. We’re Gonna Find It Tonight
10. Forgiveness
11. Lighters In The Air

Chris Young
Chris Young bei Facebook
Bärchen Records

Lonestar – 20.02.2011, Four Corners, Untermeitingen – Konzertbericht

Was unternimmt man nicht alles für die Musik! Die New Country-Band Lonestar ist in den Staaten mit diversen Nr. 1-Songs und mehrfach prämierten Alben (teilweise mit Doppel-Platin) ein echtes Schwergewicht. Gut, mit dem Ausscheiden zweier ihrer charismatischen Persönlichkeiten wie John Rich (zu Anfangszeiten Bassist der Band), heute Teil des ebenfalls megaerfolgreichen Duos Big & Rich, dazu auch solo und als Produzent, sowie seit 2007 Sänger Ritchie McDonald (entschied sich für eine Solo-Karriere), fehlen natürlich mittlerweile zwei absolute Persönlichkeiten und ich behaupte mal einfach, dass man Lonestar in dieser Original-Besetzung vermutlich hier nie zu sehen bekommen hätte.

Aber egal, mit dem neuen Sänger Cody Collins haben die restlich verbliebenen Mitglieder Michael Britt, Keach Rainwater und Dean Sams einen Cut gemacht und frönen jetzt einem etwas ‚verjüngten‘ musikalischen Stil, Marke Keith Urban, Rascal Flatts & Co., wie ihr erstes Album „Party Heard Around The World“, das erste in der Post-McDonald-Ära, bewies. Mich hatte schon gefuchst, dass ich sie letztes Jahr, aufgrund meines bereits gebuchten Urlaubs, nicht zu Gesicht bekommen konnte. Denn da sind sie auch, wie an diesem Wochende, bereits zu einem Doppelkonzert im Four Corners angetreten.

Eine tolle Location, dieses Four Corners, gelegen in einem Industriegebiet etwas außerhalb von Untermeitingen! Aber von vorne. Ich hatte die geplanten Auftritte wieder sehr spät zur Kenntnis genommen (der Gig samstags war da bereits ausverkauft) und die Tickets demnach auch relativ kurzfristig dann für sonntags geordert. Die Zusendung klappte aber tadellos. Da wir für unseren Hund nur eine Betreuung von Sonntag Mittag bis Montag früh in der Eile organisieren konnten, entschied ich auf eine Übernachtung zu verzichten und damit die 620 km-Reise in die Nähe von Augsburg (mit Besichtigung der Stadt), Konzert und Rückfahrt der gleichen Strecke in einem ‚Abwasch‘ zu erledigen. Eine ambitioniertes Vorhaben, das es nach etlichen Stunden auf den Beinen und einem Wintereinbruch am Abend (der die Rückfahrt auf den ersten 200 km zusätzlich erschwerte – aber dafür ohne Staus) dann auch wirklich war!

Da der Magen schon am späten Mittag knurrte, hatten wir uns entschlossen bei einem Italiener in Augsburg zu dinieren. Wir verpassten dadurch leider ein Mahl im Four Corners, das dafür viele der Anwesenden an den Tischen im in Oktoberfest-Manier aufgemachten Saal einnahmen. Was da an Getränken und Essen im Verlaufe des Abends durch die Besitzerin Marianne Theil und ihr Team in den beengten Verhältnissen plus der beiden zu erklimmenden Emporen abgewickelt wurde, war schon unglaublich. Und die Dame schien immer zur Stelle zu sein, Bestellungen wurden stante pede erledigt. Chapeau für diese Energieleistung.

Der Saal strahlte eine Mischung aus Western-Saloon-Flair und Bierzeltatmosphäre aus. An der Decke war eine Art Kutschenwagen befestigt, in der Ecke zu einer der Emporen baumelte ein Galgenstrick von der Decke. Sämtliche Plätze waren mit Namensschildern beschriftet. Wir hatten leider im Emporenbereich einen nicht ganz so günstigen Platz am Rande der Bühne erhalten, der einen kompletten Blick aufgrund einer zusätzlichen Bedachung der Bühne nicht zuließ. Da ich als ‚Privatperson‘ angereist war, wollte ich eigentlich erst gar keinen Bericht verfassen und das Konzert einfach so genießen. Angesteckt durch die Atmosphäre, beschloss ich dann aber doch spontan, das Ganze schriftlich festzuhalten.

Pünktlich um 20.00 Uhr eröffnete die Vorgruppe Cripple Creek Band das Geschehen und hinterließ direkt einen hervorragenden Eindruck. Sie präsentierte einen unterhaltsamen Mix aus Coverstücken bekannter New Country-Interpreten wie Trace Adkins („Swing“), Brad Paisley („You’re The World“ – in einer peppig aufgemachten Klasse-Version), Keith Urban („Who Wouldn’t Wanna Be Me“), Rascal Flatts („Backwards“) und Charlie Daniels („The Devil Went Down To Georgia“ – hier brachte der vielseitige Helmut Limbeck, der wie eine Kreuzung aus Brad Paisley und Pierre Littbarski optisch rüber kam, die Saiten seiner Fiddle regelrecht zum Glühen) und eigenen Songs, um ihr demnächst erscheinendes Album schon im Vorfeld zu promoten.

Bei mir blieben das Westcoast-angelehnte „Blue Water“, das auf dem Sampler des Country Music Meeting 2011 enthaltene „I Forgot To Forget“ und ein schwerer von Bassist Mike Gerst gesungener Southern Rocker in Erinnerung, bei dem auch der Bandleader Eric Hügel (wie auch bei vielen anderen Songs) auf seiner Telecaster satte E-Gitarrenarbeit ablieferte (klasse vor allem sein Bariton-Spiel). Nach gut einer Stunde erhielten sie für ihren tadellosen, sympathischen und sehr unterhaltsamen Auftritt zurecht tosenden Applaus. Klasse, die Jungs!

Eine halbe Stunde später legte dann Lonestar im Sextett mit „You’re Like Coming Home“ los. Direkt fiel auf, dass Sänger Cody Collins doch noch ziemlich bubihaft wirkt und, klaro, dem Charisma eines Ritchie McDonalds noch nicht das Wasser reichen kann, was die Band auch vermutlich bei der Besetzung der Personalie bewusst kalkuliert hat. Dafür verleiht er Lonestar ein deutlich flotteres und juvenileres Image. Er schöpfte den Rahmen seines Könnens mit Bravour aus. Der Part des Bandleaders wurde von daher von Gründungsmitglied Dean Sams bekleidet, der gleich mehrfach den Entertainer mimte und immer wieder den Dialog zum mit vielen Cowboyhüten bespickten Publikum suchte. Eine echte Quasselstrippe, wenn er einmal losgelegt hat!

Was folgte, war eine schöne Auswahl der gesamten Schaffensperiode („Tell Her“, „Heartbreak Everday“, das rockige „Be Careful When You Kiss Me“, das launige „You Walked In“, „What About Now“, der Superhit „Amazed“- damals wochenlang nicht nur in den Country-, sondern auch in den normalen Charts Nr.1, „With Me“, die schöne Ballade „Smile“, „Front Porch Looking In“, „No News“, garniert mit Stücken vom aktuellen Album wie „Beat“, das herrlich melodische „Making Memories“ und das treibende „Live, Laugh And Love“. Klasse auch das dazwischen geschobene Cover von Marc Cohns „Walking In Memphis“, das in der Lonestar-Version deutlich flotter gespielt wurde.

Mein Mann des Abends war jedoch Michael Britt, der seine immer präzise auf den Punkt gebrachten E-Soli in angenehm untheatralischer Art performte. Der um 23.00 Uhr stürmisch eingeforderte Zugabenteil begann mit dem weiteren, balladesken Nr.1- Hit „I’m Already There“, das dann im eigentlichen Quartett und auf Hockern präsentiert wurde. Der Titeltrack vom Album „Party Heard Around The World“ (mit integriertem Beatles-„Get Back“) bildete die flotte Vorhut für ein anschließendes Rock-Medley, wobei man sich darüber streiten kann, ob so weitere olle Kamellen wie u.a. ZZ Tops „Gimme All Your Lovin'“, Thin Lizzys „The Boys Are Back In Town“ oder Led Zeppelins „Rock’N’Roll“ bei einem New Country-Konzert wirklich angebracht sind. Sie bewiesen zumindest, dass Countrymusiker auch die Rockkeule mühelos schwingen können. Ich persönlich brauche solche abgenudelten Stücke nicht unbedingt und hätte lieber dafür noch drei weitere Lieder aus dem reichhaltigen Lonestar-Fundus gehört.

Der glänzenden Stimmung des Abends tat es aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Leute waren mit diesem furiosen Finale hoch zufrieden und verabschiedeten Lonestar zurecht mit deftigem Applaus. Die lange Reise hatte sich gelohnt. Nur der Wettergott gab den Spielverderber und begrüßte uns mit einer geschlossenen Schneedecke und einem total eingeschneiten Wagen. Nach 26 Stunden auf den Beinen und 1250 zurückgelegten Kilometern hatte das ‚Unterfangen Lonestar‘ mit der heilen Ankunft zuhause dann aber ein glückliches Ende!

Lonestar
Lonestar bei Facebook
Four Corners Untermeitingen

Van Zant – Get Right With The Man – CD-Review

Dritte Zusammenarbeit der beiden Van Zant-Brüder Donnie (38 Special) und Johnny (Lynyrd Skynyrd)! Um es gleich vorweg zu nehmen: Ganz klar die stärkste, und das ohne Wenn und Aber! Zwei gestandene Southern Rocker begeben sich auf, natürlich schön southern-infizierte, New Country-/Countryrock-Pfade und machen der Konkurrenz à la Montgomery Gentry & Co. mächtig Dampf „unterm Hintern“! Die beiden Vorgängeralben „Brother To Brother“ und „II“ waren sicherlich nicht von schlechten Eltern, klangen jedoch, auch wenn Donnie und Johnny ihre Southern-Roots nicht verleugneten, recht mainstreamig und (vor allem das zweite) ziemlich glatt.

Und besinnt man sich nun auf die Neigungen ihres großen Bruders Ronnie zurück, was lag da näher, als es mal mit einem southern-lastigen Country(rock)-Album zu versuchen, denn der liebte es schon damals die Einflüsse des Genres in so manchem Skynyrd-Songs unterzubringen, wie Stücke der Marke „Mississippi Kid“, „Made In Shade“, „Honky Tonk Night Time Man“ und andere eindeutig beweisen. So ist diese Entwicklung durchaus als konsequent zu bezeichnen, zumal Southern-orientierte Country-Musik in Nashville als Nische eigentlich noch nicht übermäßig besetzt ist, aber durchaus von Erfolg begleitet sein kann, wie es die bereits erwähnten Montgomery Gentry, Travis Tritt und ein paar Kollegen nachhaltig beweisen.

Und einer, der es ebenfalls vorgemacht hat, wie man beide Stilarten harmonisch miteinander kombinieren kann, ist Jeffrey Steele, der vor einigen Monaten ein überragendes Werk mit “Outlaw“ hingelegt hatte. Jener Mr. Steele wurde in nicht unerheblichem Maße beim Songwriting mit Donnie und Johnny, sowie als Backgroundsänger bei „Get Right With The Man“ eingebunden (hat auch eine kleine Gesangspassage bei „Been There Done That“), und auch Tom Hambridge ist in kompositorischer Hinsicht keine Zufalls-Wahl, denn auch der hat bereits häufiger bewiesen, dass er sich auf beiden Terrains bestens auskennt. Dritte im Songwriting-Bunde sind die Warren Brothers, die auch schon öfter für Skynyrd gearbeitet haben und somit ebenso als Experten beider Areale gelten.

Bleibt festzustellen, das hier durch eine brillante Wahl in Sachen Co-Writer, sowie intelligent gewählter Fremdschreiber, die gesunde Basis für eine prächtige Scheibe gelegt wurde. Der Kreis der Musiker, die sich an die delikate Angelegenheit herantrauen durften, ist klein, dafür aber umso exklusiver: Drums-Greg Morrow; Akustik-Gitarre-John Willis; Electric-Gitarren-Tom Bukovac, Kenny Greenberg; Bass-Michael Rhodes, Glenn Worff; Keyboards-Reese Wynans; Steel, Banjo-Russ Pahl; Fiddle-Glen Duncan; Percussion-Greg Morrow, Eric Darken; Background Vocals-Bekka Bramlett, Trez, Perry Coleman, Jeffrey Steele!

Dementsprechend spielt sich hier alles auf einem hohen Niveau ab. Hochkarätige Profis, die es vor allen Dingen auch richtig „southern“ können, halt, wobei natürlich auch die starken Gesangsleistungen der Van Zants explizit hervorzuheben sind. Beide klingen sehr frisch! Man merkt Ihnen den Spaß an der Geschichte deutlich an. Da wird sich variabel den Stimmungen der Lieder angepasst, aber auch geröhrt, gebölkt, gelacht, geflachst und sich zum Teil die Bälle im Duett zugespielt, wie beim rock’n’rolligen Gute Laune-Honkytonker „Plain Jane“. Nicht zu vergessen die herrlich, den Punkt treffenden. immer wieder geschickt eingestreuten, weiblichen Backgrounds, wobei Bekka Bramlett eine überragende Figur abgibt.

Der starke Opener „Takin’ Up Space“ kommt als fast 99%er Southern-Rocker daher, in einer absolut fetzigen Version einer imaginären Band, die „38 Skynyrd“ heißen könnte. „Country“ klingt da eigentlich nur ein im Break plötzlich auftauchendes Banjo. Dennoch, trotz des gewichtigen Southern-Anteils und des insgesamt recht rockigen Charakters, ist die knackige New Country-Note stets präsent. Das Schlagen der musikalischen Brücke zwischen Southern Rock und New Country ist bestens gelungen. Sehr Southern gewichtig sind noch „Sweet Mama“ (starkes Skynyrd-Cover von der „Vicious Cycle“-CD), „I Know My History“ (Biker-taugliche, Skynyrd-lastige Nummer), „I’m Doin’ Alright“ (könnte aus der 38 Special-Anfangsphase stammen), das zu Beginn recht holprige, aber schön rhythmisch dahin stampfende „Lovin’ You“, welches mittels der einsetzenden, satten SlideGitarre und dem Refrain mächtig Fahrt gewinnt, das bereits erwähnte „Plain Jane“, sowie „Been There Done That“, das auf dem rockigen, vorletzten Skynyrd-Album „Edge Of Forever“ keinen Vergleich hätten scheuen müssen.

Die Countryelemente stehen richtigerweise bei den Nummern im Vordergrund, bei denen man etwas mehr auf’s Bremspedal tritt. Wie bei solch melodischen Tracks, wie „Nobody Gonna Tell Me What To Do“, der Single „Help Somebody“ oder „I Can’t Help Myself“! Hier bekommen Banjo und Steelgitarre reichhaltigen Spielraum. Die Songs stecken aber dank knackiger Drums und fetter E-Gitarren-Einlagen dennoch voller Power!

Fazit: Donnie und Johnny Van Zant haben ein richtig starkes Southern-(New)Country(rock)-Album abgeliefert, das sowohl in Nashville, als auch in Atlanta oder Jacksonville (und natürlich bei uns) gefeiert werden dürfte. War nicht unbedingt zu erwarten, ist aber umso erfreulicher! Super Leistung, Boys! So „Get Right With The Van Zants“!

Columbia Records, 2005
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Help Somebody
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. I Can’t Help Myself
08. I’m Doin‘ Alright
09. Lovin‘ You
10. Plain Jane
11. Been There Done That

Van Zant
Bärchen Records

Jessica Andrews – Now – CD-Review

Eine der Entdeckungen des Jahres 2003 für mich persönlich ist sicherlich Jessica Andrews, denn die Gute hat mit „Now“ schon ihr bereits drittes Album veröffentlicht, und das gerade mal mit 19 Jahren. Äußerlich einer natürlichen Ausgabe von Ex-Spice-Girl Victoria Beckham ein wenig ähnelnd, bringt das in Huntington, Tennessee, geborene Mädel eine Gesangsleistung der Spitzenklasse. Eine satte, moderne und energiegeladene Produktion, durch Byron Gallimore, der für Jessica auch den erlesenen Kreis der Studiomusiker seines Steckenpferdes Tim McGraw mit ins Boot nahm.

Beste Unterhaltung mit viel Abwechslung und Überraschungen, wobei der kommerzielle Bereich weder nervig noch zu künstlich daherkommt.
Ich denke, so ungefähr könnte ein Album klingen, wenn Stevie Nicks eine New Country-Platte machen würde. „They Are Roses“ beispielsweise klingt ihr zum verwechseln ähnlich und zeigt, welch reife Stimme die junge Jessica bereits jetzt vorzuweisen hat.

Tolle Songs unter vielen (15 + Hidden Track): „When Gentry Plays Guitar“ müsste eigentlich heißen, „When Michael Landau and Brent Mason Play Guitar“. Gerade das akustische Spiel vom letztgenannten ist absolute Weltklasse. Oder „Cowboy Guarantee“. Eine entspannte Ballade mit Lagerfeuerflair, die runter geht, wie ein eisgekühltes Königs-Pils.

Das Honkytonkstück „Good Time“ in bester Bonnie Raitt-Manier, traditionell gehalten, aber unglaublich knackig und schwungvoll arrangiert. Übrigens einer der beiden Songs, bei denen die Künstlerin auch am Songwriting beteiligt war. Wie auch beim Opener „There’s More To Me Than You“, das zum einen als fetziger Anheizer für den Rest des Albums fungiert, zum anderen als Hidden Track, bei dem Miss Andrews einzig zur Pianobegleitung des überragend aufgelegten Steve Nathan balladesk und besinnlich den Abschluss dieses genialen Gesamtwerks findet. Ein toller Song mit zwei völlig unterschiedlichen Gesichtern, stark gemacht. Endlich mal ein Hidden Track, der mir Spaß macht.

Unterm Strich: Wer mal Lust auf knackigen und gut gemachten New Country-Pop auf höchstem Niveau (Richtung Alecia Elliott, SHeDAISY, aber besser) von einer variablen jungen Sängerin hat, sollte hier schnell zugreifen.

DreamWorks Nashville (2003)
Stil: New Country

01. There’s More To Me Than You
02. When Gentry Plays Guitar
03. I Wish For You
04. To Love You Once
05. Bring It To You
06. Never Be Forgotten
07. They Are Roses
08. Sunshine And Love
09. You’re The Man (That Brings The Woman Out Of Me)
10. Cowboy Guarantee
11. Now
12. Second Sunday
13. Windows On A Train
14. God Don’t Give Up On Us
15. Good Time (Hidden Track)

Jessica Andrews bei Facebook
Bärchen Records