The Wreckers – Way Back Home: Live From New York City – CD/DVD-Review

The Wreckers sind eines der wenigen mir bekannten weiblichen New Country-Duos, die in letzter Zeit in Nashville einen beachtenswerten Erfolg erringen konnten. Mit ihrer schönen Debütscheibe „Stand Still, Look Pretty“ hielten sie sich eine recht lange Zeit im oberen Bereich der Billboard Country Charts. The Wreckers. Das sind die dunkelhaarige Michelle Branch, die Musikhörern eventuell aufgrund ihres mit einem Grammy belohnten Hits „The Game Of Love“ zusammen mit Carlos Santana vielleicht bekannt sein dürfte und die ehemals blonde, jetzt brünette Jessica Harp, Branchs langjährige Tour-Backgroundsängerin.

Und kaum hat dieses vielversprechende Kapitel gerade mal begonnen, pfeifen die Spatzen bereits von den Dächern, dass die weitere Zusammenarbeit des Duos erstmal ad acta gelegt wird und beide sich wieder primär ihren Solo-Projekten widmen werden. Eigentlich schade, denn dieses Live-Dokument auf DVD macht eigentlich genauso viel Spaß (wenn nicht noch mehr) wie ihr erster Silberling. Und von Zickenalarm auf der Bühne ist auch gar nichts zu spüren. Mag es vielleicht daran gelegen haben, dass mit Teddy Landau am Bass, Branchs Gatte, und dem Multiinstrumentalisten Jason Mowery, Harps Verlobter, männertypisch ruhende Pole im Hintergrund mitwirkten?

Aufgenommen wurde der Gig im Bowery Ballroom in New York City und er erinnert mich von der Location und der Atmosphäre her sehr an mein vor geraumer Zeit erlebtes Konzert von Chely Wright im Hamburger Knust. Alles schön übersichtlich, tolle Stimmung, ein paar Teppiche auf der recht engen Bühne, die fast Wohnzimmeratmosphäre suggerieren. Zumindest weiß ich jetzt auch, wer anscheinend die Nutzer von in den Tageszeitungen so häufig zu findenden Beilagen über Räumungsverkäufe dieser Knüpfauslegewaren sind – Rockmusiker!

Den Schwerpunkt und auch die Highlights bilden naturgemäß die Stücke ihrer Debüt-CD, aber mit „Love Me Like That“ (ein flockiger, mit Banjo unterlegter Countrysong, aus Branchs Solo-Schaffensphase), „Damn That Radio“ (schöner, rockiger New Country mit Honkytonkpiano, von Gretchen Wilson mitkomponiert) und „Different Truck, Same Loser“ (ein launiger, fiddlelastiger Countryheuler) gibt es auch ’neues Material‘ zu bewundern. Michelle und Jessica, die ja recht ähnliche Stimmen besitzen, tun sich beim Gesang nicht viel, die Lead vocals sind absolut gleichwertig verteilt, wenn die eine singt, kommt die andere bei den Harmonies dazu oder die Rollen wechseln auch oft innerhalb der Stücke. Michelle Branch erweist sich allerdings in der Instrumentenbedienung (Akustikgitarre, Mandoline, E-Gitarre) als die wesentlich variablere Dame.

Heimlicher Star des Abends ist allerdings der bereits o.a. Jason Mowery, der zwar größtenteils in wunderbarer Art und Weise die Fiddle bedient, allerdings zusätzlich an Banjo, Dobro und Mandoline mit vorzüglichem Spiel zu brillieren weiß. Aber auch der Rest der Musiker bildet eine angenehme, versierte und mit den Frontfrauen gut harmonierende Einheit. Die visuelle Darstellung wird durch eingeflochtene Schwarz-/Weiß-Bilder und sporadische Split Screen-Technik aufgepeppt. Auch die Soundqualität ist hervorragend. Als Bonus gibt es noch ein Interview mit den Hauptakteurinnen, sowie ein paar Backstage-Impressionen.

Insgesamt eine schöne Sache für den New Country-Freund wie mich, der sich schon mal ab und zu ganz gerne von netten, jungen und höchst talentierten Mädels musikalisch betören lässt. The Wreckers, alias Michelle Branch und Jessica Harp, sorgen mit dieser Live-DVD für angenehme Unterhaltung auf gehobenem instrumentellen Niveau, wobei auch das optische Vergnügen (zumindest, was die männliche Klientel betrifft) nie zu kurz kommt. Die Aufnahme/Tracklist der beiliegenden CD ist übrigens absolut identisch zur DVD, die ‚code free‘ ist und somit auf allen Playern abgespielt werden kann.

Warner Bros. Records (2007)
Stil:  New Country

01. The Good Kind
02. Love Me Like That
03. Way Back Home
04. Damn That Radio
05. Crazy People
06. Cigarettes
07. My, Oh My
08. Different Truck, Same Loser
09. Tennessee
10. Lay Me Down
11. Leave The Pieces
12. Stand Still, Look Pretty
13. Rain

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The Wreckers – Stand Still, Look Pretty – Limited Edition – CD/DVD-Review

Welch ein wunderbares Debut-Album! Kaum zu glauben, aber The Wreckers dürften im New Country-Bereich in eine echte Marktlücke gestoßen sein. Zwar offeriert die Szene immer noch hochgradige Talente en masse, im Bereich der Duos allerdings sind die zu vergebenden Spitzenplätze bisher eher recht rar in Anspruch genommen worden. Die Ausnahmeerscheinungen in der männlichen Sparte bilden hochkarätige Namen wie Brooks & Dunn oder Montgomery Gentry, aber im weiblichen Bereich? Dies dürfte sich ab sofort ändern!

Die Wreckers sind da und beglücken die Szene mit einem prächtigen, knackigen New Country-Album allerfeinster, herrlich melodischer Songs, die nahezu perfekt die Grenzen zwischen wunderbarem Country-Twang aus Fiddles, Banjos, Mandolinen und Telecaster-Klängen mit der, durchaus leicht rootsigen Pop-Rock-Sensibilität der Sorte Sheryl Crow verwischen. Es handelt sich bei den Wreckers um die längst fest etablierte, wenn auch bisher eher der Rock-/Pop-Sparte zuzuordnenden, Michelle Branch, (da stehen bereits zwei millionenfach verkaufte Solo-Alben zu Buche, wie auch der Grammy-honorierte Riesenhit „The Game Of Love“ aus dem Jahre 2003 für ihr Duett mit Carlos Santana), sowie die Nashville-Singer/Songwriterin Jessica Harp, Branchs ehemalige Backup-Sängerin und Langzeitfreundin!

Hier haben sich zwei hochtalentierte, zudem noch blendend aussehende Musikerinnen zusammengeschlossen, deren Debüt „Stand Still- Look Pretty“ sicher für ordentlich Furore sorgen wird Die letzten Zweifel diesbezüglich räumte schon im Vorfeld dieses Releases ihr Song „The Good Kind“ (toller, knackiger Midtempo Country-Pop mit klasse Gitarren und exzellenten Gesangsharmonien) aus, der von Ihnen bereits in der Soap „One Tree Hill“ und einer Begleittour der Serie sehr erfolgreich präsentiert wurde. Die erste Single des Albums, „Leave The Pieces“ (übrigens aus der Feder von Jennifer Hanson und Billy Austin), dokumentiert unmittelbar die Stärken der beiden Mädels: Zwei wunderbare, markante, wenn auch recht ähnliche Stimmen (Michelles ist vielleicht einen Tick rauchiger/kratziger), beide spielen hervorragend Akustik-Gitarre und auch die zusammengefügten Harmoniegesänge sind kaum besser in Szene zu setzen.

Dieser traumhafte New Country-Song wird ganz sicher ein gewaltiges Wort in Sachen Single-Charts mitreden. Produziert wurde er von Tom Shanks (Melissa Etheridge, Sheryl Crow, SheDAISY), der auch einen Großteil der Restinstrumente übernahm (besonders stark hier seine Banjo- und Mandolinen-Einlagen). Den Löwenanteil der Produktion, bis auf eine weitere Ausnahme aber, übernahm allerdings der ebenfalls instrumentell stark involvierte, in der Szene hoch geschätzte und erfahrene „Tüftler“ John Leventhal (Shawn Colvin, Rodney Crowell, Rosanne Cash, Kelly Willis, Marc Cohn), dem es glänzend gelingt, den Spagatschritt zwischen durchgehend radiotauglichen, wunderbaren (New-) Country-Melodien (Richtung der letzten Alben von SheDAISY, Sugarland, Little Big Town, Jo Dee Messina…) und einer damit verbundenen, gehörigen Portion lässiger, musikalisch hochwertiger, moderner, pop-rockiger Roots-/Americana-Würze (Richtung der bereits erwähnten Sheryl Crow, und teilweise gar nicht so weit von Michelle Branchs Solo-Projekten entfernt) zu bewältigen.

Letztendlich ist das schlichtweg absolut zeitgemäßer New Country der allerfeinsten Sorte! Die Stücke schrauben sich wunderbar in unsere gehörgänge und strahlen eine immense Frische aus. Nicht zu vergessen auch, dass sich Branch und Harp, entweder alleine, zusammen oder mit diversen Co-Autoren, fast für das gesamte Songwriting verantwortlich zeigen. Eine gelungene Teamleistung durch und durch! Die zweite, nicht von Leventhal produzierte Nummer ist das bärenstarke „My, oh my“, das unter der Leitung von Paul Worley (u.a. Dixie Chicks, Martina McBride, Pam Tillis) in Nashville eingespielt wurde. Ein flotter, fröhlicher, knackiger, durchaus traditionell verwurzelter, stompin‘ Country-Uptempo-Feger mit großartigen Mandolinen-/Fiddle-/Dobro-Einlagen von Haudegen wie Stuart Duncan und Randy Kohrs. Und es folgt ein starker Song nach dem anderen, in immer unterschiedlichen Stimmungslagen und Tempi!

Ganz toll beispielsweise das entspannte, aber durchaus „saftige“, wunderschöne „Tennessee“ mit seiner Kombination aus klaren, frischen Akustikgitarren, kraftvolle E-Gitarre und wohltuend integrierten Piano- und Orgel-Fills! Diese Nummer gibt es auf der hier vorliegenden, limitierten Ausgabe des Albums als Bonustrack nochmal in einer herrlichen Acoustic-Version, die fast noch besser rüberkommt (wundervolles Akustik-Gitarren-/Mandolinen-/Fiddle-Zusammenspiel), als die herkömmöiche Full Band-Fassung! Klasse! Der mit recht amüsantem Text verzierte Countrysong „Crazy People“ (wieder brillantes Mandolinenspiel) endet dann mit freudigem Kichern der beiden Protagonistinnen. Die Chemie zwischen Michelle Branch und Jessica Harp stimmt hundertprozentig, wie überhaupt ihre gesamte Leistung auf diesem Werk!

Nicht ein Durchhänger im Verlauf der insgesamt 13 Stücke! Hut ab! Hier haben sich zwei starke Musikerinnen zum rechten Zeitpunkt zusammengeschlossen! „Stand Still – Look Pretty“: Aussehen hübsch – keine Frage, aber Stillstand – wohl nicht zu befürchten. Die beiden werden uns mit ihren innovativen Ideen sicherlich auch in Zukunft noch viel Freude bereiten. Erfrischend starke, weibliche New Country Duo-Power!

Die hier vorliegende, limitierte „Luxus-Ausgabe“ des Albums kommt in einem feinen Schuber, mit dem bereits erwähnten Bonus-Track, sowie einer schönen DVD, die das offizielle Video zur Single „Leave The Pieces“ enthält (ein klasse Video), wie auch einen rund 15-minütingen „Making of“-Kurzfilm über die Dreharbeiten dazu! Die DVD ist „code free“ und somit auf jedem DVD-Player abspielbar!

Maverick Records/Warner Bros. Nashville (2006)
Stil: New Country

01. Leave The Pieces
02. Way Back Home
03. The Good Kind
04. Tennessee
05. My, Oh My
06. Stand Still, Look Pretty
07. Cigarettes
08. Hard To Love You
09. Lay Me Down
10. One More Girl
11. Rain
12. Crazy People
13. Tennessee (Acoustic Version)

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