Chris Young – Same – CD-Review

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Debüt-Album des diesjährigen „Nashville-Star“-Gewinners Chris Young! Anders als in hiesigen Gefilden kann man beim Sieger dieses Wettbewerbs eigentlich blindlings davon ausgehen, dass sich dieser auch über einen längeren Zeitraum im Business rund um Music City etablieren wird. Der Grund dafür ist einfach die entsprechend hohe Qualität, die alle, die sich letztendlich bei diesem Contest durchsetzen, vorweisen können. Zudem können sie meistens auch auf eine fundierte musikalische Ausbildung zurückblicken.

Im Fall von Chris Young gewährten bereits die Eltern ihrem Sprössling jegliche Unterstützung um auf musikalischem Terrain Fuß fassen zu können. Der aus Murfreesboro, Tennessee stammende Sänger und Songwriter absolvierte schon zu Universitätstagen rund 150 Gigs im Jahr und wagte es, irgendwann sogar ein festes Engagement quasi in der „Höhle des Löwen“ anzunehmen, nämlich dem berühmten Honkytonk-Club in Arlington, dort, wo man dem Nashville-Country im Allgemeinen eher distanziert gegenübersteht.

Doch Young schaffte es dort problemlos mit vier wöchentlichen Auftritten sein Publikum regelmäßig zu begeistern. Rein äußerlich an eine Mischung aus Brad Paisley und Chris Cagle erinnernd, setzten Chris und sein Produzent, der erfahrene Buddy Cannon (Kenny Chesney, Sara Evans, John Michael Montgomery etc.) auf eher traditionellen New Country-Werte, die aber von den beteiligten Musikern derartig knackig und fett eingespielt werden, dass es eine wahre Freude ist. Der erst 21-jährige Young versteht es fast wie ein Chamäleon in farblicher Hinsicht, seine Stimme, (meistens im Bariton-Bereich liegend und für sein Alter bereits erstaunlich reif klingend), immer wieder zu verändern und der Stimmung der jeweiligen Stücke optimal anzupassen.

Hier und da hört man mal einen Blake Shelton, Randy Travis, Buddy Jewell oder einen Trace Adkins heraus, ohne das es den Anschein erweckt, Young habe kein eigenes Profil. Gleich das erste Stück wurde von einem überaus prominenten Trio komponiert: Trick Pony-Bassist Ira Dean, Klasse-Musiker und Songwriter David Lee Murphy sowie Hit-Erfolgsgarant Kim Tribble erschufen mit „Beer Or Gasoline“ einen kraftvollen, satten Countryrocker mit stampfendem E-Gitarren-Rhythmus, der mit jeder Menge Liebe zum Detail (integriertes Banjo, Dobro und Mandoline, Soli :Fiddle / Dobro) glänzt. „You’re Gonna Love“, „Drinkin’ Me Lonely“ (der Song, mit dem Young die Herzen des „Nashville Star“-Publikums eroberte – erste Single – übrigens von ihm selbst mitkomponiert), sowie „Flowers“ decken den eher gemäßigteren Teil des Werkes ab. Ansonsten dominiert jedoch bei allen Songs eine sehr zeitgemäße, überaus knackige Performance.

Immer wieder hören wir starke Gitarrenparts von so etablierten Klasse-Leuten wie Kenny Greenberg oder Pat Buchanan, kombiniert mit Fiddle, Honkytonk-Piano, Steelguitar oder Mundharmonika, zum Teil ein wenig funkig-rockig präsentiert wie Chris Cagle das des öfteren tut, oder aber mit coolem „Sprechgesang“ der Marke Trace Adkins modernisiert.

Richtig flott geht es bei den Boogie-mäßigen „White Lighning Hit The Family Tree“ (erinnert vom Flair an den Chuck-Berry-Klassiker „C’est La Vie“) oder „Lay It On Me“ (starkes Piano, krachende Drums, Fiddle-/Harp-/E-Gitarren-Solo) zu, während „I’m Headed Your Way, Jose“ auf humorvolle Weise den Grenzkonflikt USA/Mexico in konträrer Weise auf die Schippe nimmt (…“Here’s the keys to my Chevrolet, you can have the house and bills I pay, welcome to the good ol’ U.S.A, Im headed your way, Jose.“).

Eine passende Baritone-E-Gitarre und typische Trompeten vermitteln hier diese herrliche Border-Atmosphäre. „Who’s Gonna Take Me Home“ schließlich lässt dann mit krachendem Schlagzeug-Tusch am Ende diese Klasse-Albums noch einen tollen, kräftigen Country-Rocker mit coolem Southern-Flair ausklingen!

Insgesamt kann man dem Newcomer ein kurzweiliges, sehr lebhaftes Debüt attestieren. Man merkt förmlich, dass der Junge „heiß“ war, sich auf seiner ersten Scheibe zu präsentieren. Gelingt es Chris Young in Zukunft noch weiter sein Profil zu schärfen, dürfte einem weiteren „jungen Wilden“ in Nashville eine große Karriere bevorstehen.

RCA Int. (Sony Music) (2006)
Stil: New Country

01. Beer Or Gasoline
02. You’re Gonna Love Me
03. Drinkin‘ Me Lonely
04. White Lightning Hit The Family Tree
05. Lay It On Me
06. Burn
07. Small Town Big Time
08. Flowers
09. Center Of My World
10. I’m Headed Your Way, Jose
11. Who’s Gonna Take Me Home

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Chris Young – Neon – CD-Review

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Der ehemalige Nashville Star-Gewinner und im Countrygenre seither sehr beliebte Chris Young gibt sich auch mit dem schwierigen dritten Major-Werk „Neon“ keine Blöße und liefert ein Album voller Chartambitionen ab. Das Werk erscheint in den USA zeitgleich mit „Red River Blue“ des anderen, ebenfalls megaerfolgreichen, noch recht jungen Neo-Traditionalisten Blake Shelton. Man darf gespannt sein, wer von beiden in der Publikumsgunst die Nase vorn haben wird.

Produziert hat wieder, wie schon zuvor „The Man I Want To Be“, Nashville-Veteran James Stroud (u.a. Tim McGraw, Clint Black), das immerhin mit „Gettin’ You Home“, „Voices“ und dem Titeltrack gleich drei Nr.1-Hits abgeworfen hatte. Ein hohe Hürde, die also diesmal mit „Neon“ zu nehmen ist. Young setzt erneut auf sehr melodische Songs mit starkem textlichen Identifikationsgrad, Refrains mit hohem Wiedererkennungswert (die meisten hat er selbst mit diversen Co-Autoren geschrieben, drei Fremdkompositionen, diesmal keine Cover) und auf seine warme, dierer geradezu umschmeichelnde Bariton-Wohlfühlstimme.

Der Bursche kann wirklich singen! “ Can Take It From There“(ein typischer „Wochenend“-Song mit lässigem Rhythmus) eröffnet den Reigen von durchgehend stark instrumentierten Nummern. Kein Wunder, hier wirkt die Creme-de-là-Creme der Nashville-Musikerszene mit Leuten wie Shannon Forrest, Mike Brignardello, Mark Hill, Kenny Greenberg, Brent Mason, Paul Franklin, Aubrey Haynie, Steve Nathan und Wes Hightower mit. Mit „Lost“ (markantes E-Gitarren-Riff, klasse Solo, Steel, Piano, Orgeltupfer, Jason Aldean-Flair) und der ersten Single „Tomorrow“ (geschrieben zusammen mit Frank Myers und Anthony Smith, hat direkt die Top-5 erreicht – emotionale Ballade mit kräftigem Refrain, Fiddle, Steel, Mandoline) folgen sofort zwei potentielle Nr.1-Hits.

In einem insgesamt recht ruhig gehaltenen Werk, sticht „Save Water, Drink Beer“ als einzige wirkliche, ziemlich polternde Uptemponummer deutlich heraus. Fette Drums, heulende Fiddle, ein treibender Rhythmus und eine starke Slide-/Bariton-E-Gitarren-Kombi als Solopart lassen den Laune-Pegel abrupt in die Höhe schießen. Auch das Alan Jackson-/Randy Travis- umwobende Titelstück (dazu dezent unterschwelliges Westcoast-Ambiente Marke Eagles) bietet Relaxatmosphäre pur.

„Old Love Feels New“ und „Flashlight“ reflektieren Vater-Sohn-Beziehungen im Rahmen traditioneller, Familien-angehauchter Countrystimmung, während „You“ (klasse Dobrospiel von Paul Franklin) und „When She’s On“ (Fiddle, surrendes E-Gitarren-Solo, ein wenig retromäßig swingend) wieder peppiger einhergehen. Am Ende wird bei „She’s Got This Thing About Me“ dann ganz großes, kammermusikartiges Gefühlskino geboten. Youngs prägnante Stimme, die sparsame Instrumentierung (fast nur Akustikgitarre und Piano), dazu eine regelrechte Streicherwand, drehen überaus schwer an der Pathos-behafteten Schraube. Da ist ganz tiefes Durchatmen am Ende angesagt. Beeindruckend!

Mit „Neon“ ist Chris Young ein weiteres, starkes Album, in der Tradition so angesagter Kollegen wie Blake Shelton, Luke Bryan, Josh Turner, Justin Moore, Tim McGraw, Billy Currington & Co. gelungen, das Hitsongs an der berühmten Perlenkette beinhaltet. Die Radio-Stationen haben hier wohl demnächst die Qual der Wahl. Chris Young hat das Zeug zu einem kommenden Superstar!

RCA Int. (Sony Music) (2013)
Stil: New Country

01. Aw Naw
02. Hold You To It
03. Lonely Eyes
04. Goodbye
05. A.M.
06. Nothin‘ But The Cooler Left
07. Who I Am With You
08. Text Me Texas
09. We’re Gonna Find It Tonight
10. Forgiveness
11. Lighters In The Air

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