Chris Young – Neon – CD-Review

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Der ehemalige Nashville Star-Gewinner und im Countrygenre seither sehr beliebte Chris Young gibt sich auch mit dem schwierigen dritten Major-Werk „Neon“ keine Blöße und liefert ein Album voller Chartambitionen ab. Das Werk erscheint in den USA zeitgleich mit „Red River Blue“ des anderen, ebenfalls megaerfolgreichen, noch recht jungen Neo-Traditionalisten Blake Shelton. Man darf gespannt sein, wer von beiden in der Publikumsgunst die Nase vorn haben wird.

Produziert hat wieder, wie schon zuvor „The Man I Want To Be“, Nashville-Veteran James Stroud (u.a. Tim McGraw, Clint Black), das immerhin mit „Gettin’ You Home“, „Voices“ und dem Titeltrack gleich drei Nr.1-Hits abgeworfen hatte. Ein hohe Hürde, die also diesmal mit „Neon“ zu nehmen ist. Young setzt erneut auf sehr melodische Songs mit starkem textlichen Identifikationsgrad, Refrains mit hohem Wiedererkennungswert (die meisten hat er selbst mit diversen Co-Autoren geschrieben, drei Fremdkompositionen, diesmal keine Cover) und auf seine warme, dierer geradezu umschmeichelnde Bariton-Wohlfühlstimme.

Der Bursche kann wirklich singen! “ Can Take It From There“(ein typischer „Wochenend“-Song mit lässigem Rhythmus) eröffnet den Reigen von durchgehend stark instrumentierten Nummern. Kein Wunder, hier wirkt die Creme-de-là-Creme der Nashville-Musikerszene mit Leuten wie Shannon Forrest, Mike Brignardello, Mark Hill, Kenny Greenberg, Brent Mason, Paul Franklin, Aubrey Haynie, Steve Nathan und Wes Hightower mit. Mit „Lost“ (markantes E-Gitarren-Riff, klasse Solo, Steel, Piano, Orgeltupfer, Jason Aldean-Flair) und der ersten Single „Tomorrow“ (geschrieben zusammen mit Frank Myers und Anthony Smith, hat direkt die Top-5 erreicht – emotionale Ballade mit kräftigem Refrain, Fiddle, Steel, Mandoline) folgen sofort zwei potentielle Nr.1-Hits.

In einem insgesamt recht ruhig gehaltenen Werk, sticht „Save Water, Drink Beer“ als einzige wirkliche, ziemlich polternde Uptemponummer deutlich heraus. Fette Drums, heulende Fiddle, ein treibender Rhythmus und eine starke Slide-/Bariton-E-Gitarren-Kombi als Solopart lassen den Laune-Pegel abrupt in die Höhe schießen. Auch das Alan Jackson-/Randy Travis- umwobende Titelstück (dazu dezent unterschwelliges Westcoast-Ambiente Marke Eagles) bietet Relaxatmosphäre pur.

„Old Love Feels New“ und „Flashlight“ reflektieren Vater-Sohn-Beziehungen im Rahmen traditioneller, Familien-angehauchter Countrystimmung, während „You“ (klasse Dobrospiel von Paul Franklin) und „When She’s On“ (Fiddle, surrendes E-Gitarren-Solo, ein wenig retromäßig swingend) wieder peppiger einhergehen. Am Ende wird bei „She’s Got This Thing About Me“ dann ganz großes, kammermusikartiges Gefühlskino geboten. Youngs prägnante Stimme, die sparsame Instrumentierung (fast nur Akustikgitarre und Piano), dazu eine regelrechte Streicherwand, drehen überaus schwer an der Pathos-behafteten Schraube. Da ist ganz tiefes Durchatmen am Ende angesagt. Beeindruckend!

Mit „Neon“ ist Chris Young ein weiteres, starkes Album, in der Tradition so angesagter Kollegen wie Blake Shelton, Luke Bryan, Josh Turner, Justin Moore, Tim McGraw, Billy Currington & Co. gelungen, das Hitsongs an der berühmten Perlenkette beinhaltet. Die Radio-Stationen haben hier wohl demnächst die Qual der Wahl. Chris Young hat das Zeug zu einem kommenden Superstar!

RCA Int. (Sony Music) (2013)
Stil: New Country

01. Aw Naw
02. Hold You To It
03. Lonely Eyes
04. Goodbye
05. A.M.
06. Nothin‘ But The Cooler Left
07. Who I Am With You
08. Text Me Texas
09. We’re Gonna Find It Tonight
10. Forgiveness
11. Lighters In The Air

Chris Young
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