Jake Owen – Startin‘ With Me – CD-Review

Glanzvolles Major-Label-Debüt von Jake Owen, einem in Vera, Florida aufgewachsenen jungen Burschen, der eigentlich mit großen Ambitionen im Golfsport begann. Den 18-Loch-Parkur musste er jedoch aufgrund eines Unfalls hinter sich lassen, was sich im Nachhinein aber als außerordentliches Glück für die Country-/New Country-, und bei einigen beherzten, großartigen Nummern auch für die „southern-rocking“-Country-Welt erweist. Sein Erstling muss ohne Wenn und Aber zu den ganz starken Neuveröffentlichungen des Jahres gezählt werden. Jake ist mit einer für sein Alter ungemein charismatischen Bariton-Stimme ausgestattet.

Hinzu kommt, dass er mit einem außerordentlichen Songwriting-Talent gesegnet zu sein scheint (hat sämtliche Songs selbst geschrieben, zum Teil an der Seite bekannter Komponisten wie Brett James, Casey Beathard oder Chuck Jones). Produziert hat der in Nashville angesagte Allrounder (Musiker, Komponist, Produzent) Jimmy Ritchey (Mark Chesnutt, Kenny Chesney), der den Stücken einen ungemein fetten Soundanstrich verliehen hat. Auch im Instrumentalistenbereich wurde für Jake’s Debüt an nichts gespart, gibt sich hier mal wieder die allererste Garde, nicht nur der Nashville-Studio-Creme, die Ehre. Am Schlagzeug beispielsweise sitzt der phänomenale Kenny Aronoff (u.a. John Mellencamp, John Fogerty, Melissa Etheridge), die E-Gitarren bedienen u. a. David Grissom, Pat Buchanan und Brent Mason, an der Steel sitzt Paul Franklin, Glenn Worf am Bass, Gordon Mote an den Tasten, und, und, und! „The Bad In Me“, der Eröffnungstrack, zeigt direkt, quasi im Umkehrschluß zum Songtitel, in beeindruckender Weise „das Gute“ dieses Jake Owen.

Er versteht es glänzend, (New)Country-Stücke mit traditioneller Basis sehr dynamisch, satt und zeitgemäß aufzupeppen, wobei er auch immer wieder, mal mehr, mal weniger, auf die eingangs bereits erwähnten Southern-Elemente zurückgreift. Der sehr kraftvoll dargebotene Song liegt genau an der Schnittstelle dieser Musikarten. Heulende Orgelklänge, stampfende Rhythmen, klasse Dobro-Fills, prächtige, würzige E-Gitarren und Slide-Duelle! Kollegen wie Travis Tritt, Trace Adkins, Montgomery Gentry, Rodney Atkins und die Van Zants lassen hier grüßen, aber auch Verehrer von Leuten wie Trent Willmon, Dierks Bentley, Buddy Jewell oder Josh Turner werden im Verlauf des Albums von Owens Musik mehr als angetan sein.

Die andere Seite von Jake sind die gefühlvollen, entspannten, ebenfalls sehr gelungenen, reinen Balladen, wie zum Beispiel „Something About a Woman“ (Piano-/Seel-geetränkt), „Ghosts“ (wurde auch schon von Kenny Chesney interpretiert), „Startin’ With Me“ (relaxtes Midtempo, schöne Akustik´Gitarren-Untermalung, klasse E-Gitarren-Solo) die allerdings vollkommen, und das ist sehr sympathisch, ohne übertriebenen Bombast auskommen. Die absoluten Highlights sind aber immer wieder die (southern) rockig angehauchten Songs, wobei den exzellenten E-Gitarristen erstaunlich viel Spielraum gewährt wird .

„Yee Haw“ beispielsweise, die erste Single des Albums, hat es direkt unter die Top-Twenty der Billboard Country-Singles-Charts geschafft: Ein tolles, gut tanzbares Honkytonk-/Gute Laune-Stück mit allen entsprechenden Zutaten wie klimperndes Honky Tonk-Piano, äußerst „cooler“ Gesang und swampigem Rhythmus, wobei die Titelzeile des Liedes bei seinen Live-Gigs vermutlich aus vielen tausend Bier-Kehlen heraus freudig mitgekrischen wird. Stark auch „Eight Second Ride“, das in seiner Spielfreude (prächtig rockende Double Leads) an Klassiker der Charlie Daniels Band erinnert, oder „Hard Not To Love You“, ein schwüler Southern-Blues mit tollen Slide-Gitarren und herrlich integrierten, weiblichen Ooh-Ooh-Background-Gesängen.

Zum Schluß gibt es dann mit dem traumhaften „You Can Thank Dixie“ noch eine geradezu „sensationell“ schöne Südstaaten-Ballade, mit Ambitionen zum Klassiker. Hier zog Jake seinen Namensvetter Randy Owen (übrigens nicht verwandt mit Jake), seines Zeichens Sänger der Band Alabama, zum Duett heran. Dies ist nicht nur ein intelligenter „PR-Gag“, nein, der Song hat es wirklich in sich!

Beide Stimmen ergänzen sich eindrucksvoll mit ihrem wunderbaren „Southern-Drawl“ zu einer großartigen Einheit, der Text wimmelt nur so voller emotional besungener Südstaaten-Klischees, dazu klares Akustik-Gitarrenspiel in Kombination mit feinen Piano-/Orgel-Fills, sowie jeder Menge grandioser E-Gitarrenfeinheiten, wie herrliche Double-Leads-Passagen in der Mitte, und am Ende ein im Anschluss an ein Drumbreak folgendes, mitreißendes Gitarren-Finish! All das läßt diesen Song zu einer wahren Southern-Hymne avancieren. Ein phänomenales Ende! Southern-Rocker, traut euch..! „Startin’ With Me“ ist mal wieder ein bärenstarkes, beeindruckendes Debüt eines sehr vielversprechenden Newcomers in Nashville. „Starten Sie durch“, mit Jake Owen!

RCA Records (2006)
Stil: New Country

01. The Bad In Me
02. Something About A Woman
03. Startin‘ With Me
04. Yee Haw
05. Ghosts
06. Eight Second Ride
07. Hard Not To Love You
08. The Bottle And Me
09. Places To Run
10. Long Night With You
11. You Can Thank Dixie (Duet With Randy Owen)

Jake Owen
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Bärchen Records

Jennifer Nettles – That Girl – CD-Review

Glänzendes Solo-Album der Stimme von Sugarland, Jennifer Nettles! Sie liefert eine ganz starke Vorstellung ab. Es exsistieren nur wenig Parallelen mit den teils schmissigen, poppigen New Country-Hits von Sugarland, dafür wundervoll variantenreiche, charismatisch interpretierte Songs zwischen Roots, Country, Soul, Americana und Rock. Sonst hätte so ein Solo-Album vermutlich auch wenig Sinn gemacht. Trotzdem eine mutige Entscheidung, sich solch einer Herausforderung zu stellen. Aber wer mit einem derartigen Stimmorgan wie Jennifer Nettles gesegnet ist, dem braucht auch vor etwas variableren Aufgabenstellungen wirklich nicht bange zu sein.

Und so bewältigt die 39-jährige, aus Georgia stammende Sängerin die elf Stücke ihres ersten Eigenwerks mit Bravour. Sie hat bis auf den Abschlusstrack sämtliche Stücke selbst mit einigen Co-Writern wie u. a. Mike Reid, Sara Bareilles („Love Song“), Philip Sweet, etc. geschrieben. Auch die Auswahl der „nicht-üblichen“ Musiker der Nashville-Garde (Smokey Hormel, Matt Sweeney, Jason Lader, Ian McLagan, Chad Smith, Lenny Castro, Alex Acuna, dazu jede Menge Streich-, und Hornblasinstrumente), zeugen von einem mit Bedacht gewähltem Richtungswechsel.

Die CD beginnt mit dem wunderschönen „Falling“, das nach einem zunächst nur mit Akustikgitarrenuntermalung stattfindenden Beginn sich nach dem ersten Refrain (Drums, Piano, Orgel und E-Gitarre setzten ein) zu einer wunderbar melodischen Nummer steigert, die noch am ehesten weitläufige Bezugspunkte zu Sugarland aufweist. Auf ganz sparsam gehaltenen Songs (hier dominieren fast nur Akustikgitarre und Ihre Stimme) wie „Me Without You“, „This Angel“ (gewisses Heart-Flair) oder „Thank You“ kann Nettles ihre vokale Voluminösität so richtig entfalten und das macht sie erwartungsgemäß brillant. Geradezu Grammy-verdächtig!

Das Titelstück groovt herrlich relaxt, man hat fast das Gefühl, dass der Song live im Studio eingespielt wurde. Das spontane Beifall-Händeklatschen am Ende des Liedes könnte ein Indiz dafür sein. Der eigentlich etwas ernstere Text von „Jealousy“ (es geht um eine Frau, die sich fragt, warum sie ihre Eifersucht nicht in den Griff bekommt) und die „smoothige“, lockere Akustik-Pop-Umsetzung stehen in krassem Gegensatz zueinander. Wunderbar der bluesig-soulig umgesetzte Lovesong „This One’s For You“ (E-Gitarre, E-Piano, Bläser), mit einer hoch-emotionalen Nettles-Gesangsperformance.

Die folgende, temporeichste Nummer des Werkes, „Know You Wanna Know“, wurde mit dem wohl prominentesten Co-Autor, Richard Marx, kreiert: Launiger Roadhouse-Country-Rock-Stoff, wie man ihn auch von einer Eve Selis kennt. Mit dem bluesigen „Good Time To Cry“ (erinnert phasenweise an den Eagles-Song „Take It To The Limit“, Gesang von Jennifer ein wenig in Lucinda Williams-Manier) und der furiosen, souligen Fassung des alten Bob Seger-Klassikers „Like A Rock“ (herrliche, Memphis-artige Bläser-Einlagen) gibt es nochmals zwei richtige Kracher zum Abschluss des Silberlings.

Produziert hat übrigens der große Meister Rick Rubin (u.a. Johnny Cash, ZZ Top), der ja für seinen großartigen, erdigen und direkten Sound bekannt ist. Jennifer Nettles begibt sich mit ihrem ersten Solo-Album „That Girl“ auf ganz eigene Pfade. Und das ist gut so. Das Mädel zieht ohne „Wenn und Aber“ ihr eigenes Ding durch. Ganz tolle Scheibe. Gratulation, Ms. Nettles!

Mercury Nashville (2014)
Stil: New Country & More

01. Falling
02. Me Without You
03. Moneyball
04. That Girl
05. This Angel
06. Jealousy
07. This One’s For You
08. Know You Wanna Know
09. Thank You
10. Good Time To Cry
11. Like A Rock

Jennifer Nettles
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Bärchen Records

Kacey Musgraves – Same Trailer Different Park – CD-Review

Wundervoller, lockerer, flockiger Country/New Country! Klasse Majorlabel-Debüt von Kacey Musgraves! Eines der am meisten mit Vorschusslorbeeren bedachten und mit Spannung erwarteten Alben dieses Jahres dürfte zweifellos „Same Trailer Different Park“ von Kacey Musgraves sein. Die 24-jährige aus Sulphur Springs im Osten von Texas stammende Singer/Songwriterin hat bereits mit drei starken Independent-CD-Veröffentlichungen und einer Teilnahme beim „Nashville Star“-Contest (dort erreichte sie 2007 Platz 7) für ihr junges Alter eine durchaus eindrucksvolle Vita vorzuweisen. Unseren Lesern dürfte sie in erster Linie im Zusammenhang mit der Josh Abbott Band bekannt sein, da lieferte sie mit Bandleader Josh Abbott bei „Oh Tonight“ ein hinreißendes Duett ab.

Seit sie im letzten Jahr bei Mercury Records einen Major-Contract unterzeichnet hat und die vorab veröffentlichte Single „Merry Go ‚Round“ (melodischer, ganz dezent folkiger, herrlicher Storytelling-Countrysong mit Piano, Steel, Banjo) sowohl in den Charts direkt mit einer Top-10-Platzierung einschlug, als auch von den Kritikern mit grenzenlosem Lob überschüttet wurde, hagelte es gleich vier Nominierungen für die ACM-Awards, darunter auch zur besten weiblichen Sängerin. Mittlerweile ist nun endlich auch das heiß erwartete, komplette Album „Same Trailer Different Park“ erhältlich. Und, um es vorwegzunehmen, es ist, das meinen wir im absolut positiven Sinne, ein recht ungewöhnliches, weil fernab gängiger Chart-Klischees entstandenes Werk.

Statt der erwartet, in Nashville derzeit üblichen, kräftigen, poppigen und pompösen Inszenierung, die man vielleicht bei einer solch jungen Künstlerin erwartet hätte, bekommt man ein relativ entspannt gehaltenes, sehr organisches, durchaus traditionell strukturiertes, aber auch von leicht fokigem, bzw. Americana-behaftetem Storytelling geprägtes Countryalbum abgeliefert, das sich allein auf das gesangliche Können der Protagonistin und die feine instrumentelle Umsetzung der involvierten, hervorragenden Musiker beschränkt. Kacey, bei allen Tracks kompositorisch als Co-Writerin eingebunden, hat den Silberling zudem mit den beiden bekannten Songschreibern Luke Laird (u. a. Little Big Towns „Pontoon“, Blake Sheltons „Hillbilly Bone“) und Shane McAnally ( u. a. Kenny Chesneys „Come Over“, The Band Perrys „Better Dig Two“) selbst produziert.

Ihre markante Stimme bewegt sich irgendwo in Bereichen zwischen Ashley Monroe, Michelle Branch und Miranda Lambert und kann sich auf der meist von Akustikgitarren und Banjo getragenen Untermalung (dazu gesellen sich in der Regel dezentes Drumming, Bass-, Steel-, Bariton-E-Gitarren und Piano-Elemente – überragend dabei der bei allen Saiteninstrumenten involvierte Ilya Toshinsky) wunderbar entfalten. Die klare und transparente Produktion tut ihr Übriges. So wird man immer wieder von einschmeichelnden Melodien mit einem gewissen Retro-Charme umgarnt, etwa wie beim tollen Opener „Silver Lining“, oder bei „Keep It To Yourself“. Beim vielleicht noch poppigsten Track neben dem o.a. „Merry Go ‚Round“, „Back On The Map“ weht sogar ein leichtes Fleetwood Mac-Feeling durch den Raum (Kacey in der introvertierten Art einer Stevie Nicks singend).

Ein wenig „lauter“ wird es nur beim fett stampfenden „Blowin‘ Smoke“ (der zweiten Single) und dem rhythmisch voranpreschenden „Stupid“. Hier wird mal im Stile der Pistol Annies etwas forscher „gerockt“. Interessant dürften ihre Live-Auftritte werden. Viele der jetzt sehr zurückgenommen angelegten Stücke haben eine Menge Spielraum, instrumentell noch weiter ausgebaut zu werden. Wie dem auch sei, mit „Same Trailer Different Park“ (das Album ist soeben von 0 auf 1 an die Spitze der Billboard Countryalbum-Charts „geschossen“) wird Kacey Musgraves insgesamt den hohen Erwartungen in allen Belangen gerecht. Ein für ein Majorlabel-Debüt mutiges, aber prächtig gelungenes Werk einer, das erkennt man sofort, hochbegabten Künstlerin. Hier muss man auch dem Label Mercury Records für seine Risikobereitschaft großen Respekt zollen. Kacey Musgraves hat eine sehr spannende und vermutlich erfolgreiche Zeit vor sich! Klasse, diese junge Texanerin.

Mercury Records (2013)
Stil: New Country

01. Silver Lining
02. My House
03. Merry Go ‚Round
04. Dandelion
05. Blowin‘ Smoke
06. I Miss You
07. Step Off
08. Back On The Map
09. Keep It To Yourself
10. Stupid
11. Follow Your Arrow
12. It Is What It Is

Kacey Musgraves
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Kip Moore – Up All Night – CD-Review

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Großartiges Debüt des Mannes aus Tifton, Georgia, der mit seiner ersten Single „Somethin‘ `Bout A Truck“ gerade die Top 10 (zur Zeit Platz 9) der Billboard Country Singles-Charts entert. Knackige New Country-Musik mit einem dezenten Heartland-Flair. Kip Moore führte lange Zeit ein rastloses Leben als „Hallodri“, ausgestattet mit Intelligenz und einigen diversen Talenten (er war sowohl ein guter Basketball- und auch ein prima Golfspieler, lernte dazu frühzeitig Gitarre spielen und trat mit lokalen Bands auf). Nach seiner Graduierung zog es ihn so gut wie mittellos zunächst nach Hawaii, um neben ein paar Gelegenheitsjobs, dem leichten Leben, der Sonne und dem Surfboard fahren zu fröhnen.

Irgendwann überredete ihn ein Freund, es doch noch mal mit der Musik zu versuchen. Kip gab nach und wiederum nur mit einem alten Nissan und einer Gitarre „bewaffnet“, begab er sich 2004 nach Nashville. Er begann bei Songwriter-Sessions die relevanten Kniffe zu studieren und für seine eigenen Ideen zu nutzen. Damit erreichte er nach und nach eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den für das Business maßgeblichen Leuten. Moores entscheidender Schritt nach vorne kam, als er für das erfolgreiche Debüt des Duos Thompson Square mit „All the Way“ and „Let’s Fight“ gleich zwei Stücke beisteuerte. Als eigenständiger Musiker wurde er von Kreativ-Scout Marc Dennis, der den Kontakt zu MCA Nashville besorgte, entdeckt.

MCA stellte Kip den erfahrenen Hitschreiber Brett James als Produzent an die Seite (James hat hier auch zwei Stücke mitkreiert und singt im Background mit) und ließ ihm bei der Wahl seiner Mitschreiber weitestgehend freie Hand. Gentleman-like bedankte sich Keifer Thompson für Moore’s Hilfe und diente diesmal zu Kip’s Opener „Drive Me Crazy“, einem flotten New Country-Feger mit allen genretypischen Zutaten (inkl. Steel-Fills und zweier kurzer E-Gitarren-Soli) als Co-Songwriter. „Beer Money“ folgt als tanzbarer Gute-Laune-Countryrock wie es auch zuweilen bei Billy Ray Cyrus der Fall ist.

Als Center des Albums steht natürlich die o.a. Single „Somethin‘ `Bout A Truck“, ein wirklich cooler, lässiger, saustarker Track (toller Gesang von Kip) mit herrlicher Instrumentierung (grandiose Slidearbeit), einem klasse Groove, Tempo- und Stimmungwechseln, sowie amüsantem Text (alle Songtexte sind übrigens im beigefügten Booklet enthalten). Hier passt alles zusammen, deshalb nicht ohne Grund auf der Erfolgsspur. Geschrieben wurde die Nummer von Kip zusammen mit Dan Couch, der mit „Reckless (Still Growin’ Up)“, neben zwei weiteren Songs, noch einen richtigen Kracher dieses Werkes ablieferte: Wieder ein Track mit einem relaxten Groove und lustigem Text, der so ein wenig Moores unkonventionelles Vorleben reflektiert („… we took our breaks on the boat docks and I got fired for smokin’ pot…”).

Das Stück würde auch ganz gut zu Kenny Chesneys Repertoire passen. Bei diversen Liedern wie „Crazy One More Time“, „Hey Pretty Girl“, „Up All Night“ (erinnert stark an Keith Urban, mit Brett James als Co-Autor) beweist Moore dann auch seine Tauglichkeit im gemäßigten, bzw. Balladenbereich, immer mit einer schönen Heartland-Brise und vermeidet so jegliches Abdriften in allzu poppige Gefilde. Ganz stark der Abschluss mit dem dezent, melancholischen Slide-getränkten „Fly Again“ (tolles, „quietschendes“ Slide-Solo) und der zweiten Brett James Co-Operation „Faith When I Fall“ (ruhiges Akustikintro, bedächtiges E-Gitarrenspiel, hymnischer Refrain, E-Gitarren-Solo), die ebenfalls erhebliches Hitpotential aufweist.

So kommt auch der für das Music Row Magazin schreibende, anerkannte Journalist und Historiker Robert K. Oermann zu einem Fazit voll des Lobes: „For years, I have been searching for the missing link between blue-collar rock and country music. „This year, I think I have heard it. His name is Kip Moore. There is fiery, urgent intensity in his voice. His lyrics vibrate with conviction and true grit. The melodies have gripping, heart-in-throat passion. And the roaring, propulsive performances on his debut album sound like signposts on the highway to some Southern-fried Born to Run. Dare I say it? This man just might be the hillbilly Springsteen.“ Diesem beeindruckenden Statement schließen wir uns mit gutem Gewissen an. Kip Moore sorgt mit seinem Erstling „Up All Night“ für jede Menge frischen Wind in Nashvilles New Country-Szene. Gut so! Sehr starkes Debüt!

MCA Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Drive Me Crazy
02. Beer Money
03. Somethin‘ ‚Bout A Truck
04. Everything But You
05. Crazy One More Time
06. Where You Are Tonight
07. Hey Pretty Girl
08. Reckless (Still Growin‘ Up)
09. Up All Night
10. Fly Again
11. Faith When I Fall

Kip Moore
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Justin Moore – Off The Beaten Path – Deluxe Edition – CD-Review

Deluxe Esition mit 5 Bonustracks! Hervorragend, einfach ein Hammerteil, was Justin Moore mit seinem dritten Longplayer “Off The Beaten Path” abliefert. Justin Moore ist ein Künstler, dem in Nashville zunächst nichts in den Schoß gelegt wurde. Niemand der arrivierten Songwriter war anfangs bereit, ihn zum Karrierestart mit vernünftigem Material zu unterstützen. Der Mann mit dem zumeist tief ins Gesicht gezogenen Cowboyhut bewies aber sein Kämpferherz und viel Geduld. Erst seine Bekannschaft mit Jeremy Stöver, der auch wieder dieses neue Werk produzierte, brachte letztendlich die Beziehung zu Big Machine Records-Chef Scott Borchetta (hier Executive Producer), der ihn dann beim Unterlabel Valory Music aufbaute.

Und das mit großem Erfolg: Sowohl das selbstbetitelte Debüt als auch der Nachfolger „Outlaws Like Us“ erreichten Gold-Status (jeweils mit einer Nr. 1-Single), letztgenanntes erreichte auch den Spitzenplatz der Album-Charts. Somit hingen für „Off The Beaten Path“ die Trauben enorm hoch. Doch was Moore auf diesem, satte 16 Stücke (die Normalversion beinhaltet nur 11 Tracks) umfassenden Werk abliefert, ist nahezu als sensationell zu bezeichnen. Das ist straighter, oft sehr rockiger (bärenstark vor allem die E-Gitarristen Troy Lancaster, Adam Shoenveld und Roger Coleman), moderner New Country (trotzdem mit viel Herz und Gefühl), mit reichlich Potential für mehrere Single-Hits (die erste Auskopplung, das southern rockige „Point At You“ hat gerade die Top-10 der Billboard Country Singles-Charts geentert), und bestens geeignet, auch große Stadien zu füllen und Massen zu begeistern.

Doch trotz dieser kraftvollen, fetten Interpretationen handelt es sich hier stets um astreinen Country. Wenn nicht hier und jetzt eine große Headliner Tour für den aus dem kleinen Ort Poyen, Arkansas stammenden 29-Jährigen, den es trotz vielversprechender Sportlerkarriere nach Nashville zog, kommt, wann dann? Justin war wieder bei der Hälfte der Tracks kompositorisch involviert (immer im Team mit Jeremy Stover plus einem weiteren Co-Writer) und mittlerweile sind auch so klingende Namen wie z.B. David Lee Murphy, Rodney Clawson, die Warren Brothers, Rhett Akins gerne bereit, ihre Ideen für Moore herzugeben. Das Album bietet alles, was das Herz eines Country/New Country-Fans begehrt.

Tolle Melodien, eingängige Refrains, tradionelles (Steel, Banjo, Fiddle) wie auch absolut modernes Flair (sau-fette E-Gitarren, powernde Drums), Balladen, Midtempo, Uptemponummern, Emotion, Melancholie, genau wie Spaß und ordentlich Drive. Songs für Trucker, Träumer, Frauen, Cowboys, Rednecks, Hillbillies und Southern Rocker zugleich. Eine tolle Mischung! Das Album startet mit einem im Refrain Charlie Daniels „Trudy“ ähnelndem Southern-/Country-Rocker, dem direkt das hymnische „Beer“ folgt, bei dem man automatisch vorm geistigen Auge tausende seiner Fans die Bierbecher zur mitgesungenen Refrainzeile entgegenstrecken sieht. In eine ähnliche Kerbe schlägt das herrlich mit Pathos gesungene „Wheel“. Ganz toll das mit der ebenfalls im Moment hoch angesagten Miranda Lambert (solo, Pistol Annies) vorgetragene „Old Habits“.

Beide legen sich für diese traditionell gehaltene Herz-Schmerz-Ballade spürbar ins Zeug. „This Kind Of Town“ dürfte als der Nachfolger von Moore’s erstem Nr. 1-Hit „Small Town USA“ gedacht sein. Fulminant das von heulenden E-Gitarren, Steel, und Honky Tonk-Piano getriebene „Dirt Road Kid“, stark die Wah-Wah-E-Passage zum Schluss. Ebenfalls voller Hitpotential, das nicht nur vom Titel für’s Radio prädestinierte, launige „Country Radio“ mit seinem melodischen Mitsing-Refrain. Grandios die atmosphärische, völlig kitschfreie, traurig dahinplätschernde Ballade „That’s How I Know You Love Me“ mit herlicher Stratocaster Fill- und Solo-Arbeit. Der Titelsong (mit zum Teil coolem Sprechgesang) und das folgende „Field Fulla Hillbillies“ bieten beste Unterhaltung in Big & Rich-Manier, beide sicherlich gesetzt für’s kommende Live-Programm.

Ebenfalls ein Party-Garant ist „Big Ass Headache“, ein Song über den Kater am Tag danach (klasse Refrainzeile: „It’s a Jack Daniel’s Jackhammer, shut the door, but don’t slam her kind of feelin’, poundin’ my brain, I got a big ass headache“). Der markante Titel wird sicherlich aus unzähligen alkoholgeschwängerten Kehlen bei seinen Gigs heausgegröhlt werden. Und mit unterwelliger Begleitung von Charlie Daniels’ „Long Haired County Boy“ schließt sich bei „For Some Ol’ Redneck Reason“ der Kreis, und der Altmeister selbst übernimmt in seiner unverwechselbaren Art auch noch, schön dazu passend die letzte Strophe, bevor die CD mit einem furiosen Southern-E-Gitarren- und Steel-Solo-Gewitter beendet wird.

Justin Moore legt mit seinem dritten Silberling „Off The Beaten Path“ eine Art Karriere-Album hin, dass ihn in der Riege der jungen, wilden Star Neo-Traditionalisten Marke Jason Aldean, Blake Shelton, Luke Bryan & Co. ganz nach oben hieven müsste. Schöner, begesiternder und stimulierender kann Country/New Country kaum zelebriert werden. Einfach großartig! Justin Moore at his very best!

Valory Records (2013)
Stil: New Country

01. Old Back In The New School
02. Beer
03. Lettin‘ The Night Roll
04. Old Habits
05. Point At You
06. Wheels
07. I’d Want It To Be Yours
08. This Kind of Town
09. Dirt Road Kid
10. Country Radio
11. That’s How I Know You Love Me
12. One Dirt Road
13. Off The Beaten Path
14. Field Fulla Hillbillies
15. Big Ass Headache
16. For Some Ol‘ Redneck Reason

Justin Moore
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Bärchen Records

Tim McGraw – Southern Voice – CD-Review

Respekt, Respekt! Tim McGraw hält auch auf seinem bereits 12. Longplayer „Southern Voice“ sein hohes Niveau, und das trotz der riesigen Erfolge. Nach wie vor sind keine Anzeichen von „Müdigkeit“ oder gar von Schwächen bei ihm wahrnehmbar. Er knüpft mit diesem Werk vielleicht sogar wieder ganz nah an seine starken Zeiten an, die ihn Ende der neunziger Jahre in den Superstarstatus hievten. Auffällig einmal mehr das sorgfältig ausgesuchte, exzellente Songmaterial, zumeist im Midtempo-Bereich, das ihm wie auf den Leib geschneidert ist.

Auch diesmal setzte Tim wieder weitestgehend auf Konstanz. Eingespielt wurden sämtliche Stücke, bis auf das finale „Love You Goodbye“, mit seinen Dancehall Doctors (Billy Mason, John Marcus, Bob Minner, Jeff McMahon, Denny Hemingson, Darren Smith, Dean Brown und David Dunkley), die zudem seit Jahren einen Garanten für McGraw’s grandiose Live-Vorstellungen abgeben. Produziert hat Tim, wie schon bei den Vorgängern, zusammen mit seinen Langzeitweggefährten Byron Gallimore und Darren Smith.

Im Vorfeld zu „Southern Voice“ hatte es allerdings hinter den Kulissen gewaltig im Gebälk geknistert, nachdem Curb Records eine dritte Greatest Hits-Kompilation ohne Zustimmung McGraws veröffentlicht hatte. Insider mutmaßen bereits, dass dies die letzte Zusammenarbeit McGraw/Curb gewesen sein könnte. Schön, dass die Qualität von „Southern Voice“ aufgrund der internen Querelen überhaupt nicht gelitten hat, im Gegenteil: Der als Sohn eines Baseballspielers in Delhi, Louisiana geborene, mittlerweile auch vermehrt als Schauspieler tätige und sozial überaus stark engagierte McGraw scheint in seiner Paradedisziplin noch mal richtig angreifen zu wollen.

Den Auftakt bestreitet Tim zunächst mit der wunderschönen, entspannt instrumentierten Ballade „Still“, die sich im Verlauf des Songs emotional steigert und mit einem sehr schönen E-Gitarren-Solo verziert wurde. Das folgende „Ghost Town Train (She’s Gone)“ bietet für McGraw recht ungewöhnliches Retro-Western-Countryflair. Der Song lebt von seiner flockigen Instrumentierung aus klassischem Drumming, Baritone-E-Gitarren-Klängen, garniert mit Fiddle- und Steeleinlagen und einer filigranen Akustikgitarrenpassage.

Etabliert hat sich auch die Zusammenarbeit von Tim mit den Warren Brothers, die gleich drei Stücke auf diesem Silberling komponiert haben: „Good Girls“, eine atmosphärische Ballade (schöne Mandolinentupfer), mit surrendem E-Gitarren-Führungsriff, das locker dahingleitende „If I Died Today“, sowie das auch ihrer eigenen Musik sehr stark ähnelnde, ironisch getextete „I’m Only Jesus“ (psychedelischer Ausklang mit markantem Wah-Wah-E-Gitarren-Spiel). McGraw scheint zurecht einen großen Gefallen an den Songs der beiden gefunden zu haben. Die erste Single „It’s A Business Doing Pleasure With You“ hat bereits im Vorfeld die Top-15 der Charts erreicht.

Ein launiger Seitenhieb auf die Jet-Set-Girls der heutigen Zeit, gebracht im Stil von „Keep your Hands To Yourself“, dem Dan Baird-/Georgia Satellites-Klassiker, dessen flotte, gitarrendominierte, Southern Rock-typische Gestaltung (satter E-Gitarren-Rhythmus, klasse Solo) für viel Auflockerung sorgt. Apropos Southern Rock: Mit dem Titelstück „Southern Voice“ haut Tim einen richtigen Genre-Kracher heraus. Der Song huldigt diverse Musiker, wie Hank Williams, Tom Petty, die Allman Brothers und Charlie Daniels mit markanter Refrainzeile („We’re just boys, makin’ noise, with a Southern voice“), beinhaltet in erträglicher Form ein wenig amerikanischen Patriotismus, glänzt aber vor allem durch viel Power und zwei starken genre-typischen E-Gitarren-Passagen (am Ende mit Twin-Teil und anschliessendem, dynamischem Solo). Ein Klasse-Song, der Southern Rock-Freunden bestens gefallen dürfte.

Südsaaten-Atmosphäre verströmen auch Midtempo-Lieder wie „I Didn’t Know at The Time“, „You Had To Be There“ oder das abschließende „Love You Goodbye“ (u.a. unter Mitwirkung von Shannon Forrest, B. James Lowry, Tom Bukovac, Dan Dugmore), die mit viel Pathos im Stile von Referenzgrößen wie Travis Tritt, Montgomery Gentry oder den Van ZantBrüdern von McGraw vorgetragen werden. Einen Hauch von Sentimentalität bringt dann nochmal das balladeske und sehr authentisch gesungene „Forever Seventeen“. Ingesamt eine sehr starke Vorstellung von Tim McGraw! Feinste New Country-Musik von exquisiter Qualität! Guter Stoff als Grundlage für die längst fällige und hoffentlich bald in Angriff zu nehmende Live-DVD!

Curb Records (2009)
Stil: New Country

01. Still
02. Ghost Town Train (She’s Gone)
03. Good Girls
04. I Didn’t Know It At The Time
05. It’s A Business Doing Pleasure With You
06. If I Died Today
07. Mr. Whoever You Are
08. Southern Voice
09. You Had To Be There
10. I’m Only Jesus
11. Forever Seventeen
12. Love You Goodbye

Tim McGraw
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Bärchen Records

Tim McGraw – Emotional Traffic – CD-Review

Tim McGraw bezeichnet sein neues Album “Emotional Traffic”, das elfte Studiowerk seiner fortwährenden Bilderbuchkarriere, als das beste, das er je gemacht hat. Und keine Frage, auch „Emotional Traffic“ wird seinen Status als einen der ganz Großen der Countryzunft weiter fest zementieren. Wie immer hat McGraw auch diesmal, wie so oft zuvor, seinen feinen Spürsinn bei der Auswahl der richtigen Tracks walten lassen und hat traumwandlerisch sicher wieder einmal den Zahn der Zeit getroffen. Eine der ganz großen Stärken von ihm! Die Zweifel, dass die schon länger anhaltenden Querelen mit seinem Label (Tim und Curb Records zanken sich wegen differierender Meinungen in Sachen Vertragserfüllung immer noch vor Gericht herum, McGraw will die erfolreiche Liason ja spätestens mit dieser Scheibe beenden), vielleich negative Auswirkungen auf seine Leistung haben könnten, hat er jedenfalls eindrucksvoll vom Tisch gewischt.

Das Album ist richtig klasse und man sollte es vielleicht als versöhnlichen Abschluss einer nahezu perfekt funktionierenden Beziehung sehen. Aber im Juli dieses Jahres soll die Chose ja in die nächste Runde gehen… Schade, doch wie dem auch sei, McGraw, ein Profi durch und durch, hat sich von den Geschehnissen weder beeindrucken noch persönlich hängen lassen. Der bereits auf dem „Number One Hits“-Sampler präsentierte und auch auf diesem Album vertretene Vorbote „Felt Good On My Lips“ (ein flockiger Sommersong) hatte ja wieder die Pole-Position der Country-Single-Charts erklommen. Als zweite Single schickt sich jetzt „Better Than I Used Be“ (eine sehr warmherzige, mit schöner Steel-Begleitung und -Solo versehene Countryballade) mit besten Aussichten an, die Erfolgsleiter emporzuklimmen.

Ganze starke Kost bietet aber schon der Opener „Halo“, ein Track voller Atmosphäre, starkem Refrain und toller E-Gitarrenarbeit, vielleicht einer der besten Tracks, die Tim je abgeliefert hat. Ein großartiger Auftakt! Recht auffällig wieder seine mittlerweile schon fast traditionelle, intensive Zusammenarbeit mit den Warren-Brüdern (Brad und Brett), die ihre eigene musikalische Karriere ja so gut wie auf Eis gelegt haben, aber als Songlieferanten dick im Geschäft sind (so befindet sich auch beispielsweise ihr mit den Beavers-Brüdern für Toby Keith kreiertes, launiges „Red Solo Cup“ aktuell in den Spitzenregionen der Charts).

„I Will Not Fall Down“ (mit Tim und Martina McBride geschriebener, klassischer, kräftiger New Country mit emotionalem Powerrefrain), „The One“ und „Hey Now“ (beides groovige, dezent bluesige Gute-Laune-Songs, die bestens auf Tim’s Live-Entertainerqualitäten zugeschnitten sind) sowie das anfangs erwähnte „Felt Good On My Lips“ machen ein Drittel des Werkes aus. Stark auch das von Dee Ervine 1969 geschriebene, wieder aus der Traufe gehobene „One Part, Two Part“, bei dem Gattin Faith Hill tolle Harmoniegesänge abliefert.

Extravagant Tims Duett mit dem R&B-Sänger Ne-Yo (dessen Stimme erinnert hier ein wenig an die von Rascal Flatts-Leader Gary LeVox) beim melodischen „Only Human“, das ebenfalls wie „The One That Got Away“ (klasse Gesang von Tim, tolle E-Gitarre – könnte aus der „Set This Cicus Down“-Phase stammen) und auch das recht atmosphärisch abschließende „Die By My Own Hand“ weiteres Hitpotential verspricht. Produziert hat Tim wieder mit Langzeitbegleiter Byron Gallimore, an Musikern ist eine ganze Armada von Klasseleuten vertreten.

Fazit: Mit „Emotional Traffic“ hat Tim McGraw nochmal ein ganz starkes Zeichen in seiner Karriere gesetzt. Ein mehr als würdiger Abschluss der vermeintlich zu Ende gehenden McGraw/Curb-Ära. Top!

Curb Records (2012)
Stil: New Country

01. Halo
02. Right Back At Ya
03. One Part Two Part
04. I Will Not Fall Down
05. The One
06. Better Than I Used To Be
07. Touchdown Jesus
08. The One That Got Away
09. Felt Good On My Lips
10. Hey Now
11. Only Human
12. Die By My Own Hand

Tim McGraw
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Bärchen Records

Jon Pardi – Write You A Song – CD-Review

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Frischer Wind in Nashville – und zwar richtig starker! Der ursprünglich aus Kalifornien stammende Jon Pardi (er ist gerade mit seiner Single „Up All Night“ in den Top-10 in den Billboard Country Singles-Charts angekommen) präsentiert uns mit seinem Debütalbum „Write You A Song“ (übrigens direkt auch auf Platz 3 der Album-Hitliste eingestiegen – nur von Rosanne Cashs und Jennifer Nettles Neuwerken getoppt) eine tolle Musik zwischen puren Countrytraditionen und knackigem New Country.

Pardi, der sich von frühester Kindheit für Musik begeisterte und immer schon immer den Drang verpürte, einmal einmal eine Karriere als Musiker zu starten, verließ letztendlich mit 7.000 Dollar in der Tashe die heimatlichen Gefilde und machte sich auf nach Nashville. Mit Gelegenheitsjobs, Songwriterassists, Demoaufnahmen und Konzerten in kleineren Locations schlug er sich zunächst durchs Leben, erzielte aber dort schon einiges an Aufmerksamkeit. Schließlich war es Capitol Records Nashville-Boss Mike Dungan, der Jon nach einem Gig die Hand schüttelte und mit einem kurzen „Let’s do it“ den fälligen Major-Vertrag besiegelte.

Pardi erhielt sofort einen großen Vertrauensvorschuss. So durfte er zum Beispiel seinen Freund und Schreibkollegen Bart Butler für die Produktion einbeziehen (beide zeichnen für das Songwriting der meisten Tracks des Albums, unter Einbindung diverser Co-Writer, verantwortlich – es gibt nur eine Fremdkompostion). Dazu durfte sich Pardi neben dem obligatorischen Gesang auch mit Ganjo, Akustik- und E-Gitarre einbringen (es sind natürlich auch wieder allerlei hochkarätige Musiker aus der Studio-Szene von Music City vertreten).

Vom eröffnenden, schön rockenden „What I Can’t Put Down“, das dem in Musikerkreisen populären Thema „Sex, Drugs & Rock’N’Roll“ eine humorvolle Huldigung wiederfahren lässt, bis zum abschließenden, cool groovenden, ebenfalls sehr amüsant getexteten „When I’ve Been Drinkin’“ (erinnert ein wenig an Eric Churchs „I’m Gettin’ Stoned“) bietet Pardi eine schön ausgewogene Mixtur an Stücken, die sowohl Traditionalisten als auch Verfechter modernerer Klänge mit ins Boot nehmen. Vieles erinnert an einen ganz frühen Luke Bryan.

Der recht flotte Titelsong lässt dabei sogar den typischen Bakersfield-Sound für kurze Zeit wiederaufleben. Mit „That Man“ hat Pardi dazu eine richtig schöne, absolut schmalzfreie Ballade kreiert. Die einzige Fremdkomposition „Trash A Hotel Room“ (aus der Feder von Matt Jenkins und Aaron Goodvin) dürfte zum Stimmungshighlight der anstehenden Pardi-Konzerte avancieren. Strophen und Refrain sind exzellent mitgrölbar, der Song beinhaltet passend zur Thematik viele Tushs und am Ende eine herrlich passende Drum-Polter-Orgie.

Sehr schön umgestzt. Die restlichen Tracks bewegen sich zwischen melodischem Midtempo und gemäßigtem Uptempo, wobei immer wieder Gitarren, Fiddle und Steel die bestimmenden Instrumente darstellen (mit von der Partie sind aber auch Piano, Orgel, Mandoline und Banjo). Pardi ist einer der vielversprechendsten, jungen Künstler, die wieder mehr auf „real Country“ setzen – und das ist gut so!

Passt eher in die Richtung Craig Campbell, Easton Corbin & Konsorten, als Richtung Jason Aldean oder Florida Georgia Line. Auch die Anhänger solcher Leute wie etwa Dierks Bentley, Joe Nichols, Billy Currington, Justin Moore werden bestens mit Jon Pardi klar kommen. Er ist ein richtig Guter! Sehr starker Einstieg!

Liberty Records (2014)
Stil: New Country

01. What I Can’t Put Down
02. Up All Night
03. Write You A Song
04. That Man
05. Missin‘ You Crazy
06. Happens All The Time
07. Trash A Hotel Room
08. Chasin‘ Them Better Days
09. Love You From Here
10. Empty Beer Cans
11. When I’ve Been Drinkin‘

Jon Pardi
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Bärchen Records

Little Big Town – A Place To Land – CD-Review

Seit sich Little Big Town mit Wayne Kirkpatrick verbündet haben und dieser ihnen einen Deal bei Clint Black’s Equity Label verschafft hat, präsentiert sich das Quartett, bestehend aus Karen Fairchild, Jimi Westbrook (beide mittlerweile miteinander verheiratet), Kimberly Roads Schlapman und Philip Sweet, in einer immer bestechenderen musikalischen Verfassung. Bewegte sich ihre zweite CD „The Road To Here“ schon auf einem sehr starken Niveau, so toppen die Vier mit ihrem neuen Silberling „A Place To Land“ den Vorgänger noch einmal locker und liefern damit eindeutig ihr bisheriges Meisterstück ab.

Zehn der zwölf Lieder stammen wieder aus ihrer gemeinsamen Feder, zusammen mit Wayne Kirkpatrick, lediglich zwei Fremdkompositionen (an beiden sind jeweils Jessi Alexander und Jon Randall beteiligt) wurden mit aufgenommen, wobei nicht ein einziger Ausfall zu verzeichnen ist. Im Gegenteil, das Album steckt voller Qualität und voller potenzieller Hits! Auch wenn momentan alles von dem medienträchtigen Comeback der Eagles spricht, sollte gerade auch dieses Fan-Klientel unbedingt mal ein Ohr (besser zwei) für Little Big Town öffnen, denn was man hier in puncto genauso zeitloser wie moderner, peppiger, wunderschön melodischer, von geradezu traumhaften Harmoniegesängen gepägter, sonnig Westcoast-getränkter und auch von vielen genussvollen Southern-Strömungen tangierter New Country-/Countryrock-/pop-Musik geboten bekommt, ist schlicht und einfach vom Allerfeinsten!

Da dürfen die Eagles schon mal neidvoll hinüber blicken. Auf „A place to land“ befinden sich einige Songs, die Henley und Frey sicher gerne geschrieben hätten, aber eben nicht haben! Die sind Little Big Town vorbehalten! Das Werk beginnt mit dem großartigen, sehr eingängigen „Fine Line“, das mit einer angenehmen Kombination aus flockiger Akustikgitarre und Banjo unterlegt ist, und immer wieder mit einem an Tom Petty erinnernden E-Gitarren-Riff aufgelockert wird. Die Harmonies im Refrain lassen klare Reminiszenzen an Fleetwood Mac zu deren besten „Rumours“-Tagen auflkommen.

Ein sehr schönes E-Gitarren-Solo von Gordon Kennedy (der auch hier wieder bei allen Tracks unaufdringliche, aber umso exzellentere Arbeit verrichtet) vollendet diesen herrlich luftigen Song. Bei der aktuellen Single, dem grandiosen „I’m With The Band“ fühlt man sich gar in eine imaginäre Jam-Session von den Eagles und The Marshall Tucker Band hineinversetzt. Zunächst wird das Lied fast ausschließlich im Harmoniegesang und mit wunderschönen Akustikgitarren vorgetragen, im Hintergrund wirken Steel und Orgel ganz dezent mit, ehe ein knackiger, rockiger mit würzigen E-Gitarren garnierter Rhythmus einsetzt und die anfangs eingeschlagene, herrliche Melodik nun etwas kraftvoller begleitet. Dazu werden sukzessiv immer wieder weitere kleine E-Gitarren-„Farbtupfer“ und ein tolles Solo eingestreut, wie es einst Toy Caldwell nicht hätte besser machen können.

Eine Pracht-Nummer, die augenscheinlich auch als Synonym für das Zusammengehörigkeitsgefühl des Quartetts zu sehen ist. Und ist man gerade mal so richtig ins Schwärmen geraten, läuft einem beim folgenden, traumhaft melodischen „That’s Where I’ll Be“ der nächste Schauer des Wohlbefindens den Rücken herunter. Beim phantastischen Leadgesang meint man vor seinem geistigen Auge einen Don Henley mit seinen Freunden Tim Schmit und Glenn Frey singen zu hören. Diese Harmonies bewegen sich auf allerhöchstem Eagles-/Poco-/Crosby, Stills, Nash & Young-Level. Dazu wurde eine exzellente Dobroarbeit von Dan Dugmore integriert.

Westcoast Country/Countryrock/Countrypop-Musik in Perfektion! Deutlich flotter geht es dann bei den nachfolgenden „Evangeline“, „Vapor“ und „Novocaine“ (herrlich tanzbar) zu, wobei sowohl Neo-Bluegrass- als auch Southern Rock-Elemente verarbeitet wurden. Über die etwas rockigeren „A Place To Land“ und „Firebird Fly“, sowie zwei weitere Ohrwürmer mit dem emotional vorgetragenen „To Know Love“ und „Lonely Enough“ (Fleetwood Mac-Flair) gelangt man dann zum abschließenden „Fury“, bei dem man noch mal einen satten, funkig stampfenden Rockkracher um die Ohren „gehauen“ bekommt. Man könnte meinen, Lenny Kravitz wäre ins Countryfach übergewechselt. Ein toller „Rausschmeißer“, der einmal mehr die Vielseitigkeit der Band widerspiegelt.

Little Big Town scheinen mit „A Place To Land“ und ihrem schnörkellosen, erdigen, Westcoast-/Southern-angehauchten New Country ein Plätzchen in der Nische des Genres in gefunden zu haben, an dem sie sich deutlich spürbar wohlfühlen und an dem ihnen kaum jemand das Wasser reichen kann. Die Arbeit mit Allrounder Wayne Kirkpatrick funktioniert tadellos und animiert die Truppe zu wahren Höchstleistungen. Was für eine großartige Musik!

Capitol Nashville (2012)
Stil: New Country

01. Fine Line
02. I’m With The Band
03. That’s Where I’ll Be
04. Evangeline
05. Vapor
06. Novacaine
07. Only What You Make Of It
08. A Place To Land
09. Firebird Fly
10. To Know Love
11. Lonely Enough
12. Fury

Little Big Town
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Montgomery Gentry – Something To Be Proud Of – The Best Of 1999-2005 – CD-Review

Klasse „Greatest Hits“-Zusammenstellung von Montgomery Gentry! Seit sich Troy Gentry und Eddie Montgomery (übrigens der Bruder des ebenfalls erfolgreichen Nashville-Künstlers John Michael Montgomery) vor sechs Jahren mit ihrem Debütwerk „Tattoos And Scars“ anschickten, in der New Country-Szene für Furore zu sorgen, haben sich die Ereignisse für das Duo förmlich überschlagen. Zahlreiche Hits, Platin-honorierte Album-Verkäufe, Nominierungen, Auszeichnungen, Gigs vor über einer Million Besucher, Teilnahme an so medienwirksamen Events wie das „CMT Outlaw Special“ oder „CMT Crossroads“, und und und. Sie brachten seitdem insgesamt vier Silberlinge heraus, die alle auf einem ansprechend hohen Niveau angesiedelt sind, und trotzdem immer noch so etwas wie kontinuierliche Steigerungen beinhalteten.

Was zeichnet MG eigentlich aus? Zum einen sicherlich die abwechslungsreichen Gesangs-Performances beider Akteure: Eddie mit seiner rauen, kraftvollen aber sehr angenehm ins Ohr fließenden Bariton-Röhre, Troy mit der wesentlich helleren Tenor-Stimme, die aber mit deutlich mehr Aggressivität rüberkommt. So ist das Duo jederzeit in der Lage, sich den fast immer wohlbedachten und mit viel Fingerspitzengefühl ausgewählten Fremdkompositionen (meist arrivierter Songwriter) optimal anzupassen.

Ein anderer Eckpfeiler ihres Erfolges dürfte auch in der von Anfang an praktizierten Zusammenarbeit mit Southern Rock-Größen wie Charlie Daniels oder Lynyrd Skynyrd (mit dementsprechender Einbindung musikalischer Inhalte des Genres) zu finden sein, das dem Duo noch ein Zusatzspektrum (in ihren Ausläufern sogar bis in die Biker-Szene) zur etatmäßigen New Country-Anhängerschaft eröffnete. Will heißen: Auch bei der Southern Rock-Fraktion genießen die beiden einen sehr hohen Stellenwert! Im Prinzip bot sich nach diesen ersten „wilden“ sechs Jahren eine „Verschnaufspause“ zum jetzigen Zeitpunkt mittels einer Compilation geradezu an. Ihr „Best Of“-Sampler beinhaltet naturgemäß einen repräsentativen Querschnitt ihrer vier Alben „Tattoos And Scars“, „Carrying On“, „My Town“ und dem zuletzt super erfolgreichen „Do Your Thing“. Die großen Hits wie „Hillbilly Shoes“, „Daddy Won’t Sell The Farm“, „Lonely And Gone“, „If You Ever Stop Loving Me“, „Speed“, „She Couldn’t Change Me“ und der jüngste Knaller „Something to be proud of“ sind alle mit dabei.

Aber es gibt auch noch drei „Extra-Bonbons“: Zum einen ein bärenstarkes, neues Stück mit dem Titel „She Don’t Tell Me To“ (aus der Feder des namhaften Songwriter-Trios Bob Dipiero/Tom Shapiro/Rivers Rutherford), eine echte Power-Ballade, mit klaren Akustikgitarren, Orgel-Fills, rockigem E-Gitarren-Solo, sehr typisch emotional-kräftigem Gesang von Eddie Montgomery, vor allem im satten, druckvollen Refrain, und dezenten, nicht störenden Streicher-Einlagen. Zum anderen mit „Didn’t I“ einen relaxten Slide-bestückten Song aus dem Soundtrack zum Film „We Were Soldiers“, sowie das von Robert Earl Keen geschriebene humorvolle, und recht unkonventionell weihnachtliche „Merry Christmas From The Family“, bislang nur veröffentlicht auf dem Sampler „16 Biggest Christmas Hits“!

Also, wie man liest, sieht und hört, haben Montgomery Gentry in ihrer jetzt sechs Jahre währenden Karriere schon richtig was bewegt. Diese „Greatest-Hits“-Auswahl untermauert das noch einmal nachhaltig. Ohne Zweifel mehr als nur ein Grund, um ein klein wenig stolz auf sich zu sein!

Columbia Nashville (2005)
Stil: New Country

01. She Don’t Tell Me To
02. Something To Be Proud Of
03. Gone
04. If You Ever Stop Loving Me
05. Hell Yeah
06. Speed
07. My Town
08. Didn’t I
09. She Couldn’t Change Me
10. Daddy Won’t Sell The Farm
11. Lonely and Gone
12. Hillbilly Shoes
13. Merry Christmas From The Family

Montgomery Gentry
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