Perfect Stranger – Shake The World – CD-Review

Perfstra_300

Glänzendes Comeback der New Country-„Urgesteine“! Perfect Stranger, gegründet 1986 von Bassist Shayne Morrison und Gitarrist Richard Raines in Carthage, Texas, hatten ihre erfolgreichste Zeit Mitte der Neunziger Jahre, als sie sogar bei den ACM-Awards als beste Gruppe des Jahres nominiert wurden. Der Titelsong „You Have the Right to Remain Silent“ aus ihrem gleichnamigen 1994 veröffentlichten Major-Debut auf „Curb“ erreichte damals die Top 5 in den Billboard Country Singles-Charts und das von Vince Gill geschriebene „Ridin‘ the rodeo“ war der „number one independent country song in America“.

Anfang des neuen Jahrtausends veröffentlichte man ein zweites Album („The Hits“), ging aber schließlich nach Raines Ausstieg getrennte Wege. Shayne Morrison tat sich mit Clint Williams als Duo zusammen, der in der seinerzeitigen Endphase von Perfect Strangers auch schon zum Line-Up der Band gehörte. Die beiden brachten im Jahre 2005 ein sehr schönes Album heraus, dem aber die kommerzielle Anerkennung versagt blieb.

Mittlerweile bilden sie mit dem großartigen, von Walt Wilkins & the Mystiqueros dazu gestoßenen Sänger Marcus Eldridge, gleichzeitig ein famoser Gitarrist (der aus Tomball/Texas stammende Eldridge gehört zu den talentiertesten Gitarristen der Texas Countryrock-Szene – „a guitar player’s guitar player with a wild & free-flowing mixture of south-Texas twang, blues, ranchero sauce, beef ribs, and Houston July icehouse jukebox“, wie es einmal ein amerikanischer Journalist ausdrückte), das Grundgerüst der nun wieder reformierten Perfect Stranger.

Hinzu kommen noch Drummer Doug Martin und der Multiinstrumetalist Chad Ware (Guitars, Banjo). An der B-3 Orgel half zudem noch Gary Leach aus. Jetzt versucht man mit neuem Elan nicht nur an alte Erfolge anzuknüpfen, sondern zu neuen Ufern aufzubrechen. Der Grundstein dafür ist mit dem großartigen Album „Shake the world“ gelegt. Perfect Stranfer spielen einen erfrischenden, knackigen, zumeist recht flotten, Gitarren orientierten New Country, Countryrock/-pop, der zum einen sehr Charts- und Nashville-kompatibel ist, zum anderen aber auch von diesem unbekümmerten, typisch texanischen „Red Dirt“-Feeling unterwandert ist.

Die Erfolgs-Aussichten sind wahrlich nicht schlecht, denn sämtliche zehn Stücke (davon sind, bis auf einen, alle selbst komponiert) haben das Zeug die Radiosender zu erobern und zum Hit zu werden. Garant dafür könnte Sänger Marcus Eldrigde werden, dessen klasse Stimme als eine Art Mischung aus Rascal Flatts Sänger Gary LeVox, Cody Canada (Cross Canadian Ragweed) und Keith Urban durchgehen könnte (vor allem die Ähnlichkeit zu Keith Urban ist hin und wieder frappierend). Aber auch Clint Williams, der ebenfalls einige Tracks singt, steht Eldrigde in nichts nach und verleiht als Gegenpart dem Ganzen sogar noch zusätzliche Abwechslung, zumal die Harmonien der beiden, die vor allem in den Refrains zu hören sind, wirklich exzellent rüberkommen und gar leichte Erinnerungen an Restless Heart aufkommen lassen.

Trotz der leicht poppigen Ausrichtung (das ist nicht negativ gemeint und untermauert vor allem die Radiotauglichkeit) wurde fast jedes Lied mit schönen E-Gitarren und Soli ausgestattet, denn immerhin sind mit Eldridge, Williams und Ware ja gleich drei Lead-Gitarristen am Start. Herrlich direkt beispielsweise die Twin-Gitarren am Anfang des flockigen, lässig groovenden, aber knackigen, frischen, wunderbaren Openers „Hey Virginia“, bei dem man wirklich meinen könnte, Keith Urban hätte hier höchstpersönlich einen Gastauftritt. Klasse Melodie! Toll auch, wie gesagt, die Harmoniegesänge, die wummernde Orgel und die zwei filigranen Southern Rock-kompatiblen E-Gitarren-Soli. Ein echter New Country-Knüller!

Williams‘ erster Einsatz erfolgt beim von einem schönen Heartland-Flair durchzogenen Titelstück „Shake The World“ (feine Akustikgitarrenuntermalung, sehr kräftiger, markanter Refrain). Und so teilen sich Eldridge und Williams bei den nachfolgenden Songs in einem sehr gut abgestimmten Verhältnis die weiteren Frontparts, wobei das E-Gitarren durchzogene „Turn Around Point“ (klasse Soli), das pop-rockige „Unwelcome Guest“, der mit etwas Western-Flair versehene, ein wenig an Little Texas erinnernde, knackige Countryrocker „The Comeback“ (schön hier das unaufdringliche aber markante Banjospiel von Chad Ware), die hier etwas trockener und rootsiger umgesetzte Neueinspielung von „Beautiful Regret“ (aus dem oben bereits erwähnten Morrison Williams-Album) und das wieder sehr dynamische, knackige, etwas „Red Dirt“-angehauchte und mit Keith Urban-Spuren durchsetzte „Highway Girl“ (starke Gitarrenparts, tolle Soli) herausragen.

Die Scheibe macht vom ersten bis zum letzten Track Spaß und geht runter wie ein eisgekühlter Cocktail an der am türkisblauen Meer liegenden Strandbude. Genau das richtige für die Sommerzeit. Gute Laune pur. Perfect Stranger müßten angesichts des geballten Hitpotentials mit „Shake the World“ eigentlich die Billboard-Country-Charts ordentlich durcheinanderwirbeln, sofern sie denn einen Major-Deal hätten. Haben sie aber nicht!

So werden sie wohl, vorerst zumindestens, nichts vom gewinnbringenden Nashville-Kuchen abbekommen, sondern weiter ein unterbewerteter „Insidertipp“ bleiben. Uns und unseren Kunden kann’s erst einmal egal sein, denn wir alle dürfen teilhaben und uns erfreuen an dem absolut starken Comeback von Perfect Stranger. Große Klasse, Jungs!

Smith Entertainment (2009)
Stil: New Country

01. Hey Virginia
02. Can’t Run Away
03. Downtown Neon Lights
04. Shake The World
05. Turn Around Point
06. Unwelcome Ghost
07. The Comeback
08. Highway Girl
09. Beautiful Regret
10. Slow Motion

Bärchen Records