Jennifer Nettles – That Girl – CD-Review

Glänzendes Solo-Album der Stimme von Sugarland, Jennifer Nettles! Sie liefert eine ganz starke Vorstellung ab. Es exsistieren nur wenig Parallelen mit den teils schmissigen, poppigen New Country-Hits von Sugarland, dafür wundervoll variantenreiche, charismatisch interpretierte Songs zwischen Roots, Country, Soul, Americana und Rock. Sonst hätte so ein Solo-Album vermutlich auch wenig Sinn gemacht. Trotzdem eine mutige Entscheidung, sich solch einer Herausforderung zu stellen. Aber wer mit einem derartigen Stimmorgan wie Jennifer Nettles gesegnet ist, dem braucht auch vor etwas variableren Aufgabenstellungen wirklich nicht bange zu sein.

Und so bewältigt die 39-jährige, aus Georgia stammende Sängerin die elf Stücke ihres ersten Eigenwerks mit Bravour. Sie hat bis auf den Abschlusstrack sämtliche Stücke selbst mit einigen Co-Writern wie u. a. Mike Reid, Sara Bareilles („Love Song“), Philip Sweet, etc. geschrieben. Auch die Auswahl der „nicht-üblichen“ Musiker der Nashville-Garde (Smokey Hormel, Matt Sweeney, Jason Lader, Ian McLagan, Chad Smith, Lenny Castro, Alex Acuna, dazu jede Menge Streich-, und Hornblasinstrumente), zeugen von einem mit Bedacht gewähltem Richtungswechsel.

Die CD beginnt mit dem wunderschönen „Falling“, das nach einem zunächst nur mit Akustikgitarrenuntermalung stattfindenden Beginn sich nach dem ersten Refrain (Drums, Piano, Orgel und E-Gitarre setzten ein) zu einer wunderbar melodischen Nummer steigert, die noch am ehesten weitläufige Bezugspunkte zu Sugarland aufweist. Auf ganz sparsam gehaltenen Songs (hier dominieren fast nur Akustikgitarre und Ihre Stimme) wie „Me Without You“, „This Angel“ (gewisses Heart-Flair) oder „Thank You“ kann Nettles ihre vokale Voluminösität so richtig entfalten und das macht sie erwartungsgemäß brillant. Geradezu Grammy-verdächtig!

Das Titelstück groovt herrlich relaxt, man hat fast das Gefühl, dass der Song live im Studio eingespielt wurde. Das spontane Beifall-Händeklatschen am Ende des Liedes könnte ein Indiz dafür sein. Der eigentlich etwas ernstere Text von „Jealousy“ (es geht um eine Frau, die sich fragt, warum sie ihre Eifersucht nicht in den Griff bekommt) und die „smoothige“, lockere Akustik-Pop-Umsetzung stehen in krassem Gegensatz zueinander. Wunderbar der bluesig-soulig umgesetzte Lovesong „This One’s For You“ (E-Gitarre, E-Piano, Bläser), mit einer hoch-emotionalen Nettles-Gesangsperformance.

Die folgende, temporeichste Nummer des Werkes, „Know You Wanna Know“, wurde mit dem wohl prominentesten Co-Autor, Richard Marx, kreiert: Launiger Roadhouse-Country-Rock-Stoff, wie man ihn auch von einer Eve Selis kennt. Mit dem bluesigen „Good Time To Cry“ (erinnert phasenweise an den Eagles-Song „Take It To The Limit“, Gesang von Jennifer ein wenig in Lucinda Williams-Manier) und der furiosen, souligen Fassung des alten Bob Seger-Klassikers „Like A Rock“ (herrliche, Memphis-artige Bläser-Einlagen) gibt es nochmals zwei richtige Kracher zum Abschluss des Silberlings.

Produziert hat übrigens der große Meister Rick Rubin (u.a. Johnny Cash, ZZ Top), der ja für seinen großartigen, erdigen und direkten Sound bekannt ist. Jennifer Nettles begibt sich mit ihrem ersten Solo-Album „That Girl“ auf ganz eigene Pfade. Und das ist gut so. Das Mädel zieht ohne „Wenn und Aber“ ihr eigenes Ding durch. Ganz tolle Scheibe. Gratulation, Ms. Nettles!

Mercury Nashville (2014)
Stil: New Country & More

01. Falling
02. Me Without You
03. Moneyball
04. That Girl
05. This Angel
06. Jealousy
07. This One’s For You
08. Know You Wanna Know
09. Thank You
10. Good Time To Cry
11. Like A Rock

Jennifer Nettles
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Bärchen Records

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