Julian Sas – 08.09.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Sas Haupt

Nachdem die niederländische Fußball-Nationalmannschaft am letzten Freitag über die Deutsche hinweggefegt war, galt das Gleiche in Sache des holländischen Bluesgitarrist Julian Sas im Dortmunder Musiktheater Piano.

Pünktlich um 8:00 Uhr betrat Sas mit seiner Band die Bühne im mit etwa 300 Zuschauern gut besuchten Piano. Mit „Home Feeling“ hatte er direkt den passenden Opener gewählt, um seine Empathie zur Location, als auch, dem an diesen Abend absolut begeisterungsfähigen Publikum, auszudrücken.

Bei „18 Wheels“ durchwehte ein Hauch von Southern Rock das Piano. Fotis Anagnostou am Bass und Lars-Eric van Elzakker an den Drums legten einen treibenden Grundrhythmus, der Sas alle Möglichkeiten gab, Soli einzustreuen und sich mit John Lord-Fan Roland Bakker an den Keys einige hitzige Duelle zu liefern. Schon zu diesen Zeitpunkt hatten Band und Publikum eine Art Symbiose gebildet, die sich gegenseitig anstachelte.

Mit „Is This What They Call The Blues“ begab sich Sas dann wieder zu seinen Blueswurzeln, um mit „Believe To My Soul“ ein Statement darüber abzugeben, dass das, was er tut, aus vollster Überzeugung geschieht, was für jeden dann auch klar erkennbar war.

Das folgende fast schon hart rockende „Stand Your Ground“ brachte die Besucher endgültig zum ausgelassenen Mitwippen oder Mittanzen.
Schon die ersten Klänge von „Coming Home“ zeigten die Richtung des Songs an. Klangmelodien und eine Stimmung, die an den Klassiker „Freebird“ von Lynyrd Skynyrd erinnerten. Sas legte hier ein Stück hin, mit dem er sich hinter keiner Top-Southern-Band verstecken braucht.

Bei „Drifting Boogie“ war der Name Programm. Eine dynamische Mischung aus Boogie und Blues, die zuweilen an die guten alten ZZ Top erinnerte.

Ein fast schon epischer Moment des Abens war der Slowblues „Lost And Found“, zum Teil melancholisch gefühlvoll auch vom Gesang her, mit einem Solo der Extraklasse, in dem Sas bewies, dass es nicht nur auf das Tempo ankommt, sondern ein Solo auch mit dem Grundtenor des Songs einhergehen muss. In diesem Song waren auch stilistische Ähnlichkeiten zum Vorbild vieler Bluesmusiker zu erkennen, dem leider zu früh verstorbenen Rory Gallagher.

Mit der weiteren Boogienummer „Tale Spreader“ nahm Sas direkt wieder Fahr auf und erstickte direkt jeden Hauch von aufkommender Melancholie, um mit „Make My Water“ eine starke eher hartes Bluesstück nachzulegen, das Bakker an den Keyboards immer wieder auflockerte.

Beim DylanKlassiker „Highway 61 Revisited“ offerierte Sas, dass Covernummern in Shows ihre Berechtigung haben, zumindest, wenn sie keine Verschlechterung des Originals darstellen. Diese harte Interpretation des Songs sorgte im Publikum auf jedem Fall für Begeisterung.

Bei „Anything“, einem leicht psychedelischen, sehr ruhigen Track, nahm Julians kurz etwas Tempo aus der Show, wobei er aber immer wieder Akzente mit der Gitarre setzte und Bakkers Tastenspiel dem Sound das nötige Volumen gaben.

Der „Workingmans Blues“ ging, es wie der Titel schon ausdrückt, ganz klar Richtung Blues. Sphärisch wurde es bei „Howling Wind“ mit ganz tollem Keyboard-Intro. Auch durch Sas‘ Art Art zu Singen, fühlte ich mich an den CSN&Y-Klassiker „Almost Cut My Hair“ erinnert.
Im Stile von ZZ Top wurde dann mit „Sugarcup Boogie“ wieder das Gaspedal betätigt und es kam wieder Bewegung ins Publikum.

Schon „Makin My Return“ wies auf Julians Vorbild Jimmy Hendrix hin, was spätestens besonders deutlich wurde, als unmittelbar darauf psychedliesches Gespiel von Bakker und Julian an der Gitarre „Hey Joe“ einleiteten. Sas und Band zelebrierten diesen Rock-Evergreen regelrecht über knapp 10 Minuten, wo sich auch Fotis Anagnostou am Bass mit starker Mimik und Posen einbrachte.

Vergessen waren schnell die lautstarken Forderungen eines Fans, bezüglich eines Rory Gallagher-Liedes, das Sas charmant und dennoch eindeutig verneinte. In meinen Augen eine richtige und nachvollziehbare Entscheidung. Es handelte sich ja schließlich um ein Julian Sas Konzert und keine Wunschshow, die dann in letzter Konsequenz in einem Coverabend enden würde, wenn jeder Besucher sich Stücke alter Bluesgrößen wünschen könnte.

„Makin My Return 2“ leitete dann stilgerecht „Hey Joe“ aus. Mit „Devil Got My Number“ stand dann der zunächst der letzte Song auf dem Programm, in der Bandleader salvenartig hard-rockend Gitarrensoli Richtung Publikum abschoß. Sas und Kumpanen verabschiedeten sich dann ausgiebig und bestens gelaut und wurden frenetisch vom Publikum gefeiert.

Durch die Zugabeforderungen animiert, ließ Sie sich das Quartett aber nicht lange bitten und legte mit dem furiosen „Bullfrog Blues“, der direkt mit „Boogie All Around“ verschmolz, noch einmal starke Zugaben auf die Bühne. Nach knapp zweieinhalb Stunden war dann ein atemberaubender Abend vorüber, der viel Facetten vom Blues, Boogie, Southern- und Hardrock vereinte.

Schön waren aber auch die vereinzelt eingestreuten Coversongs, denen die Musiker aber ihren eigenen Stil einhauchten. Julian Sas und Band erwiesen sich an dem Abend als absolut blind eingespieltes Team, obwohl Drummer van Elzakker erst im Frühjahr bei der Band eingestiegen war und jetzt einen Klasse Job macht.

Schon nach wenigen Minuten stand Sas dann am Merchandise Stand den wartenden Fans zur Verfügung und man spürte, dass er immer noch vom Publikumzuspruch während der Show zehrte.

Ein besonderer Dank an das gesamte Team des Piano für die Gastfreundschaft. On Stage Promotions für die Zusatzinformationen zur Tournee, aber auch für die schon vorab ausgehändigte Setlist. Julian sagte mir im Gespräch nach dem Konzert, dass er eigentlich ohne eine solche spiele und öfters mal in der Show umswitche, dies aber heute nicht tun konnte, weil er dann auch, wie mir angekündigt, spielen wollte.

Dies war auch am stark abweichenden Programm gegenüber dem Frühjahrs-Gig im Schwarzen Adler in Rheinberg zu erkennen. Der Band wünsche ich eine gute Reise Richtung Wien und genau so viel Spaß auf der Tour durch das östliche Europa.

Line-up:
Julian Sas (lead vocals, electric & slide guitar)
Roland Bakker (piano, organ)
Fotis Anagnostou (bass)
Lars-Erik van Elzakker (drums)

Text und Bilder: Gernot Mangold

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Musiktheater Piano
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Foghat – 23.08.2019 – Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

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Die britischen Heavy Rock-Urgesteine im Musiktheater Piano zu Dortmund. Unser Knipser Adam Zegarmistrz Glagla hat den Gig bildtechnisch festgehalten.

Line-up:
Charlie Huhn – lead vocals, guitar
Brian Bassett – guitar
Roger Earl – drums
Rodney O’Quinn – bass, vocals

Bilder: Adam Zegarmistrz Glagla

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Musiktheater Piano
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UFO, 30.07.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn UFO ins Musiktheater Piano nach Dortmund kommt, ist die Hütte voll. An diesem Abend natürlich erst recht, wo sich das britische Hard Rock Urgestein, live wohl zum letzten Mal seinen Fans präsentierte.

Wie es der Titel der Tour ‚Last Orders‘ schon andeutet, war Abschied nehmen angesagt. Für mich persönlich hieß es in Sachen UFO ‚aller guten Dinge sind drei‘, jedes Mal war das Piano der Gastgeber. Mit der berühmten akademischen Viertelstunde Verspätung betraten dann Moog, Moore & Co. nach dem Glockenschlag durch ihren Tourmanager, die Bretter des Lütgendortmunder Schuckkästchens und rockten ihr Standardprogramm, das sie u. a. auch in der Kölner Kantine abgeliefert hatten, sukzessive runter.

Mit “Mother Mary “, “We Belong To The Night” und “Run Boy Run” stampften und rockten der sich scheinbar irgendwie nie verändernde Hosenträger tragende Phil Moog und seine Begleiter, geradeaus los. Lead-Gitarrist Vinnie Moore ließ bereits die ersten seiner unzähligen quirligen und hymnischen Soli auf einer Dean Vinman Semi Hollow Metallic White-E-Gitarre vom Stapel.

Bei „Venus“ wurde es zum ersten Mal etwas ruhiger. Sowohl Moore mit Akustik- und E-Gitarreneinsatz, als auch, der als Ersatz für den kürzlich leider verstorbenen Paul Raymond fungierende, Neil Carter, mit E-Gitarren- und Keyboardseinsätzen, mussten bei diesem Lied Multitaskingfähigkeiten an den Tag legen.

Apropos Neil Carter, der füllte seine Doppelrolle deutlich temperamentvoller als Raymond aus, er war wie ein Irrwisch ständig auf der Bühne in Bewegung und hatte auch noch, genau wie der ebenfalls gewohnt agile Bassist Rob de Luca, dezente Harmoniegesangseinsätze.

Die Piano-Lichtanlage hielt dem musikalischen Druck von „Lights Out“ problemlos stand, während bei der Powerballade „Baby Blue“ das Doppelspielchen von Vinnie und Neil, erneut vollzogen wurde, Der langmähnige Lockenkopf hatte hier allerdings zur Abwechslung eine Stratocaster im Anschlag.
Das stimmungsträchtige “Only You Can Rock Me” ließ Anflüge von Wehmut erst garnicht aufkommen, mein Lieblingsstück des Abends „Burn The House Down“ hatte auch keine Evakuierungen, beziehungsweise Feuerwehreinsätze zur Folge.

Ab dem herrlichen „Love To Love“ gab es dann den gewohnt starken Abgang mit Klassikern wie u. a. „Too Hot To Handle“, „Rock Bottom“ und „Doctor Doctor“, den Phil Moog (trotz seines fortgeschrittenen Alters, stimmlich immer noch in bester Verfassung), der zwischenzeitlich die Träger seiner Hose runtergelassen hatte, locker und gewohnt humorvoll absolvierte.

„U-F-O, U-F-O“ skandierte das Publikum lauthals, als es nach dem schallenden Schluss (Trommelwirbel von Andy Parker) von „Shoot, Shoot“ realisiert hatte, dass eine bravuröse Hard Rock-Ära zumindest live an diesem Abend zu Ende gegangen war. Phil Moog und seine Mannen kamen dann auch nicht mehr auf die Bühne zurück. Ein kurzes, schmerzloses und doch irgendwie stimmungsvolles Finale, bei dem man gerne nochmals zugegen war. Die letzte UFO-Runde in Dortmund war somit Geschichte.

Vielen Dank wie immer an Jenny Dore für die unkomplizierte und nette Kooperation.

Line-up:
Phil Mogg (lead vocals)
Vinnie Moore (electric and acoustic guitars)
Rob de Luca (bass, vocals)
Andy Parker (drums)
Neil Carter (keys, electric guitar, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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Musiktheater Piano
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Hayseed Dixie, Support: Wally, 14.06.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Unterhaltung pur, gestern Abend im Musiktheater Piano in Dortmund! Just in dem Moment, wo das Unternehmen, in dem ich seit fast 30 Jahren gerne gearbeitet habe, mich im letzten Viertel meines Berufslebens, Mantra-artig mit Sekten-mäßig anmutenden Weiterbildungen und neu errichteten ‚Open Spaces‘ (Großraumbüros…), auf die wunderbaren Vorzüge und Chancen der Digitalisierung (ohne jegliche kritische Hinterfragung) einzuschwören gedenkt, gleicht so ein Konzert wie aus der guten linearen alten Zeit der Rockmusik, ganz vielem Balsam für die geschundene Seele.

Die Bluegrassrocker von Hayseed Dixie sorgten mit ihren eigenwillig semi-akustisch countrifizierten Covernummern bekannter Genre-Klassiker, vermischt mit ein paar Eigenkompositionen und deutschem Liedgut(!), für einen launigen Einstieg ins Wochenende.

Der Auftakt war allerdings dem talentierten Mannheimer Musiker André Wahlhäuser, alias Wally, vergönnt, der in Tradition von Musikern wie Niedecken, Stoppok oder Maahn, in lockerer und oft selbst-ironischer Manier, die Begebenheiten des monogamen Künstlerlebens in seinen deutschsprachigen Songs reflektierte. Er präsentierte dabei aus seiner aktuellen EP „Unter deinem Licht“, authentisch wirkende Tracks wie „Sag‘ mir wann der Flieger geht“, „Du bist der Teufel“ oder „Alles kommt, nix geht… Mehr“.

Als Unterstützung assistierte ihm bei einem Song, die Frontfrau der Berliner Deutsch Rock-Combo Bonsai Kitten, Tiger Lilly Marleen. Launiger Höhepunkt seiner Performance war der „Kackvogel vorm Fenster“, der den Protagonisten, nach durchzechter Nacht, mit seinem Gezwitscher am Fenster in den frühen Morgenstunden, um den wohl verdienten Schlaf brachte. Ein versierter Musiker (auch mit guter Gitarrenarbeit bei gleichzeitiger Fußperkussion), mit dem Herz am rechten Fleck und schöner Kontrast zu den heutigen, Medien-protegierten Weichspülern à la Foster & Co.

Als in der kurzen Umbauphase eine Wanne mit reichhaltig Eis und Bierflaschen befüllt wurde und anschließend Mandolinenspieler Hippy Joe Hyma in seinem urigen Hosenanzug, der scheinbar nur noch von den vielen aufgenähten Stickern zusammengehalten wird, samt Whiskeyflasche und seinen Mitstreitern John Wheeler, Tim Carter und Jake ‚Bakesnake‘ Byers (eine imposante holzfällerartige Erscheinung mit Händen so groß wie Klodeckel) die Bretter des Pianos betraten, konnte man schon die beschwingte, feucht-fröhliche Richtung des Abends antizipieren.

Das um die Jahrtausendwende zunächst als AC/DC-Coverband konzipierte Quartett, gab dann auch ein furioses Feuerwerk bluegrassig-rockiger Nummern bekannter Größen wie AC/DC, Black Sabbath, Aerosmith, Journey (stark „Don’t Stop Believin'“), Toto, Motörhead, Queen (herrlich eigenwillige Version), Survivor, etc., zum Besten, überzeugte allerdings auch mit Stücken aus eigener Feder wie u. a. „Kirby Kill“, „Tolerance“ oder dem melodischen „I’m Keeping Your Poop (In A Jar)“, das zu meinem Lieblingsstück des Abends avancierte.

Klasse auch „Woah Woah“, bei dem Tim Carter, der mit filigranem Banjo-Spiel, sowohl für die musikalische Brillanz der Truppe stand, als auch im weitesten Sinne den ruhenden Pol abgab, einmalig die Lead Vocals übernahm. Die hatte natürlich maßgebend die einzige Konstante der Band, John Wheeler, inne, der vor allem mit seinen deutschen Sprachkenntnissen und Liedern wie u. a. „Schnaps, das war sein letztes Wort“ oder „Die richtige Zeit für Schwarzbier“, sowie seiner sympathischen, kommunikativen und mitnehmenden Art, beim gesangssicheren Publikum punktete.

Die Stücke lebten natürlich auch von den fortwährenden Solo-Kombinationen mittels Banjo und Mandoline, die nahezu in jedem Track eingestreut wurden. Dabei fegte der positiv-verrückt erscheinende immer Grimassen-schneidende Hippy Joe Hymas mehrfach wie ein Derwisch von der Bühne durch die Audienz von Dortmunds Parade-Location.

Als im langen Zugabenteil Songs wie „T.N.T“, „Corn Liquer“, „Walk This Way“, „Hihway To Hell“ (mit integrierten „Free Bird“, „Tiny Dancer“ und „Eternal Flames“) fast Medley-artig ineinander griffen, gab es im begeistert mitgehenden Publikum schon längst kein Halten mehr. Eine einzigartige Hayseed Dixie-Party, bei der gesungen, getrunken und begeistert abgerockt wurde. So muss Live-Unterhaltung aussehen.

Kompliment an die Herren Wheeler, Carter, Hymas und Byers, die sich nach dem Konzert auch noch für den persönlichen Kontakt ausgiebig am Merchandising-Stand Zeit nahmen (lustiger Weise sogar gesanglich während des Gigs angekündigt) und am Ende für das Foto mit unserem Logo nochmals auf die Bühne des Pianos zurückkehrten. Insgesamt eine tolle Sause mit Hayseed Dixie. Eine Band, die man live erlebt haben sollte. Exponentiell hohe Ausschüttung von Glückshormonen garantiert!

Line-up Wally:
André „Wally“ Wahlhäuser – Lead vocals, semi acoustic guitar, percussion
Tiger Lilly Marleen – Vocals

Line-up:
John Wheeler (alias Barley Scotch) – Lead vocals, semi acoustic guitar, vocals
Tim Carter – Banjo, vocals, lead vocals
Hippy Joe Hymas – Mandoline
Jake ‚Bakesnake‘ Byers – Bass, vocals

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

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Wally
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Musiktheater Piano
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Doyle Bramhall II, 01.06.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Pünktlich zum meteorologischen Sommeranfang stiegen die Temperaturen im Ruhrgebiet auf entsprechende Werte. Trotz des guten Wetters und der Konkurrenz durch das Champions League-Finale, füllte sich das Piano ab 20:00 Uhr merklich, dass die Besucher den Liveclub zu etwa zwei Drittel füllten.

Um 20:30 Uhr betrat Bramhall, im Gegensatz zum letzten Konzert in Dortmund, wo er mit einer 5-Mann Band auftrat, diesmal in klassischer Dreierbesetzung auf. Im Publikum sah man auch das eine oder andere Eric Clapton-Shirt, auch als Hinweis auf die Qualität Bramhalls, der ja in verschiedensten Bands als Musiker mitwirkte, unter anderem auch bei Roger Waters und besagtem Mr. Slowhand, zu dessen Band er auch nach dem Dortmunder Konzert hinzustoßen wird, um ihn auf der anstehenden Europatour zu unterstützen.

Entsprechend groß waren auch die Erwartungen der Fans. Soviel schon einmal vorweg genommen, sie sollten nicht enttäuscht werden. Doyle Bramhall II mit dunkler Jeans, schwarzem T-Shirt, Hut mit breiter Krempe und Federn und einer Sonnenbrille bekleidet, seine Mitstreiter im Look der 60er bis 80er Jahre, sollten in der Show den Anwesenden stilgerecht zeigen, dass Musik, die ihre Wurzeln in dieser Zeit hatte, etwas aufgepeppt, immer noch attraktiv sein kann.

Mit „Problem Child“ vom Album „Welcome“ wurde das Publikum willkommen geheißen. Schon hier zeigte sich, dass Bramhall und seine zwei Mitstreiter auch in kleiner Besetzung einen voluminösen Sound auf die Bretter des schmucken Piano zaubern können. Man konnte der Band hier schon die Spielfreude anmerken. Die stressige Anreise mit Staus und Soundscheck, der noch andauerte, als sich die Pforten des Piano schon geöffnet hatten und die Besucher noch in der Kneipe verweilen mussten, ehe der Saal etwas verspätet dann geöffnet wurde, schien wie weggeflogen.

Mit der southern-umhauchten Ballade „So You Want It To Rain“ zeigte Bramhall bereits seine Extraklasse an der halbakustischen Gibson, später an verschiedenen Fender-Modellen. Auch Adam Minkoff am Bass, feste Größe als Bramhall-Mitstreiter und Chris St.Hilaire an den Drums, konnten schon hier die Anwesenden begeistern. Bramhall überzeugte hier, aber auch in vielen anderen Songs, nicht durch Saitenhexerei, wo manche Gitarristen versuchen Geschwindigkeitsrekorde im Saitenanschlag aufzustellen, sondern durch ausgefeilte Spieltechnik und absolut gefühlvolles, auf den Punkt gebrachtes Spiel.

Dies zeichnete auch die beiden Begleiter aus, wo das Schlagzeug nicht als Trommelbude zweckentfremdet wurde, sondern St. Hilaire seine Drumsticks mit Bedacht einsetzte, um in schnelleren Phasen, auch eine große Dynamik zu entwickeln. Adam Minkoff mit ganz starken Bassplel rundete den Sound gekonnt ab.

Schön waren auch die Harmoniegesänge der drei, die als belebendes Stilelement, gekonnt eingesetzt wurden. Dies kam auch beim Paradestück, dem bluesigen „November“ vom „Rich Man“ Album zum tragen, wo Adam Minkoff den Bass bei Seite legte und sich den Keyboards widmete.

Danach folgten mit „Love And Pain“, „Everything You Need“ und „Searchin‘ For Love“, drei Songs des aktuellen Albums „Shades“, von dem Bramhall selbst sagt, dass ihm damit das Werk gelungen ist, in dem er alles verknüpft wurde, was für ihn bedeutsam ist. Alles drei sehr gefühlvolle blues-soulig-emotionale Songs.

Dabei offerierte der slow gespielte Blues „Searching For Love“ eindrucksvoll, warum Bramhall seit 2000 festes Bestandteil der Clapton Band ist und auch einen Anteil am Songwriting und der Produktion hat. Diese ‚Liebe‘ zu Doyles Musikstil ging sogar soweit, dass Clapton, Bramhall-Songs auf seinen Studioalben coverte.

Nachdem er in diesem Stück sprichwörtlich nach Liebe gesucht hatte, fand er diese im folgenden „Izabella“, einem Hendrix-Cover (es muss ja nicht immer „Hey Joe“ oder „Purple Haze“ sein). Jimmy,  der bildlich neben der Bühne auf einem großen Bild an der Wand hängt, schaute Doyle Bramhall in Hochform genüsslich zu, wie er mit Band seine Musik wieder zum Leben erweckte.

Mit „The Veil“ einer ruhigen Ballade, dem bluesigen „Mama Can’t You Help Me“,  von „Rich Man“, deutete Bramhall an, dass er zumindest in musikalischer Hinsicht, ein reicher Mann ist. Einmal mehr starkes Songwiting, über die meist filigranen spielerischen Fähigkeiten braucht nichts mehr erwähnt zu werden, aber auch gesanglich mit differenzierenden Stimmlagen war sein Können omnipräsent. Interessant war, wie in einer Zwischenpassage von allen Dreien die Melodie von „Walk On The Wildside“ gesanglich intoniert wurde. Einfach passend zu einem von guter Laune geprägten Konzert.

Mit „Angel“ einem der schönsten Hendrix-Songs, war der emotionale Höhepunkt des Abends erreicht. Nach diesem sehr gefühlvollen Track, wurde es mit „Hands Up“ rauher, eingeläutet von Minkhoff mit einem starken Basssolo, während Bramhall und St. Hilaire dem Spiel nebeneinander sitzend lauschten, was zum Ende hin psychedelisch, fast Doors-ähnlich ausuferte und das Finale Grande einläutete.

Doyle kündigte einen Lovesong an und mancher der Besucher rieb sich zunächst verwundert die Augen. Schon beim ersten Anschlag der Gitarre fand ich mich ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. Nachdem Matthias Johannson das Trio an den Keyboards zum Quartett erweitert hatte, folgte eine starke, vom Punk der Stooges umwehte Version des Klassikers „I Wanna Be Your Dog“. Eine absolut positive Überraschung im Set.

Als Zugabe gab es dann noch eine losgelöste Version der Beatles-Nummer „She Said“, die auch hart interpretiert wurde und das begeisterte Publikum nach 90 Minuten intensiver Livemusik in das restliche Wochenende schickte.

Bramhall ließ es sich trotz des engen Terminkalenders und der anstehenden Reise in Richtung Clapton nicht nehmen, am Merchandise-Stand nicht nur vorbei zu schauen. Er nahm sich alle Zeit, den zahlreichen Foto-und Autogrammwünschen bestens gelaunt und auch humorvoll nachzukommen. So hatte der Abend einen runden Abschluss gefunden und die Fans konnten entweder zufrieden beschwingt den Heimweg antreten oder noch auf ein paar Absacker in der gemütlichen Kneipe des Pianos verweilen.

Ein besonderer Dank wieder an Jenny Dore und 3Dog Entertainment für die Akkreditierung, aber auch an das gesamte Team des Pianos, das eine, wie immer, gastfreundliche Atmosphäre schaffte. Ein Freund von mir, der das erste Mal mit im Piano war, sagte auf der Rückfahrt, dass er selten einen Laden mit solch einem Flair und  einem dem Gast so zugewendeten Personal gesehen hat. Er, wie auch Doyle Bramhall II, werden vermutlich/hoffentlich nicht das letzte Mal dort gewesen sein, sodass Livemusik, dort wo sie ursprünglich hingehört, auch in Zukunft weiterleben wird.

Line-up:
Doyle Bramhall II (Lead vocals, electric guitar, vocals)
Chris St. Hilaire Cole (Drums, vocals)
Adam Minkoff (Bass, keys, vocals)

Text und Bilder: Gernot Mangold

Doyle Bramhall II
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Curse Of Lono – 25.05.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

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Der englischen Band Curse Of Lono gelang es als Support von Samantha Fish, die Menge mit ihrem unverkennbaren ‚Cinematic Southern Gothic Rock‘ für 45 Minuten in den Bann zu ziehen.

Line-up Curse Of Lono:
Felix Bechtolsheimer (lead vocals, guitars)
Neil Findlay (drums)
Dani Ruiz Hernandez (keyboards, background vocals)
Joe Hazell (guitars, background vocals)
Charis Anderson (bass, background vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Stephan Skolarski

Curse Of Lono
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Samantha Fish – Support: Curse Of Lono – 25.05.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Perfekt gestylt und im extravaganten Outfit betrat Samantha Fish um 21:15 Uhr die Bühne im Dortmunder Piano. Sie konnte dabei auf die volle Unterstützung eines restlos ausverkauften Musiktheaters zählen.

Kurz zuvor gelang es der englischen Support-Band Curse Of Lono die Menge mit ihrem unverkennbaren ‚Cinematic Southern Gothic Rock‘ für 45 Minuten in den Bann zu ziehen.

Bei ihrem letzten Auftritt im Piano (12.11.2017) wurde Fish noch von einer größeren Band begleitet; das auf drei Musiker reduzierte Format minderte ihre energiegeladene Performance aber keineswegs.

Der Opener „American Dream“, von ihrem letzten Erfolgsalbum „Belle Of The West“ (2017), holte das Publikum sofort ab, das offen bereit war, sich zusammen mit der US-Amerikanerin auf einen spannenden Blues-Abend einzulassen. Mit ihrem rasanten Bottleneck-Spiel setzte sie zugleich ein erstes Ausrufezeichen. „Chills & Fever“ vom gleichnamigen Longplayer (2017), offenbarte einen frechen und souligen Gesangsstil der 30-jährigen aus Kansas City.

Spätestens beim dritten Track „Don’t Say You Love Me“ merkte jeder, dass sich Samantha Fish in Deutschland bereits eine treue Fangemeinde erspielt hat, die auf ihre Gesten und Solo-Parts frenetisch reagierte. Als Überraschung präsentierte sie den neuen Song „Watch It Die“ von ihrem im Herbst erscheinenden Album „Kill Or Be Kind“.

Raue Klänge im Desert-Sound gab es dann mit ihrem „Highway“-Hit von der „Wild Heart“-LP (2015). Einen Tempowechsel brachte der Slow-Blues „Either Way I Lose“, den Fish besonders emotional performte und das Publikum lauschte aufmerksam den ungewöhnlich leisen Tönen der Gitarre.

Der gute Laune Blues Song „Little Baby“, im feurigen New Orleans Blues-Stil, gab dem Keyboarder Raum zur Entfaltung und war ein glänzender Übergang zum langsam vorgetragenen Stück „Blood In The Water“, das sehr minimal ausgestaltet war und ihre Stimme in den Mittelpunkt rückte. Der nächste Track, im angekündigten Mississippi-Blues-Stil, entfaltete seine Qualität im feinen Slide-Guitar Spiel und dem krönenden Abschluss-Duell zwischen Gitarre und Bass.

Auf „Need You More“ griff sie zur Akustik-Gitarre und brachte eine reife Folk-Country Nummer auf die Bühne, die den Dixie Chicks alle Ehre gemacht hätte. Ein erneuter Wechsel der E-Gitarre führte zum harten Stoner-Blues „No Angels“. „Daugthers“, wie die vier vorherigen Stücke ebenfalls von ihrer „Belle of the West“-Scheibe, ist ein „Song about dancing“, wie Fish dem Publikum entgegenrief und damit zum wilden Jam-Blues überging.

„Are you ready to Rock’n’Roll?“ fragte Samantha in die Menge, bevor die Band mit dem R.L. Burnside-Cover „Shake ‚Em on Down“ den umjubelten Schlusspunkt setzte und ein Konzert der Extraklasse gekonnt abrundete.

Samantha Fish präsentierte sich auch nach dem Konzert aufgeschlossen und Fan-nah, als sie ungezwungen und ausgiebig die Gelegenheit gab, Autogramme und Fotos zu ergattern.

Das ausverkaufte Piano zeigte einmal erneut, dass Samantha Fish in die Spitze der Blues-Front-Women vorgestoßen ist. Ihr schriller und eigenwilliger Bühnenauftritt und ihre herausragenden Fähigkeiten als Songwriterin und Gitarristin ergeben eine Kombination, die auch über die Blues-Grenzen hinaus weiter für Furore sorgen wird.

Danke an das Musiktheater für die Akkreditierung und die immer wieder außergewöhnliche Atmosphäre.

Line-up Samantha Fish:
Samantha Fish (lead vocals, electric and acoustic guitar)
Phil Breen (keys)
Chris Alexander (bass, vocals)
Scott Graves (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Stephan Skolarski

Samantha Fish
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Ryan McGarvey – 12.05.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbilder

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Unglaublich, aber wahr. ‚Konzertjunkie‘ Gernot Mangold besuchte einen Tag nach Ryan McGarveys starkem Gig im Schwarzen Adler, glatt auch noch seinen Auftritt im Dortmunder Musiktheater Piano. Hier seine wie immer farbenfrohe Bildergalerie.

Line-up:
Ryan McGarvey (lead vocals, guitars)
Artha Meadors (bass)
Logan Miles Nix (drums)

Bilder: Gernot Mangold

Ryan McGarvey
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Aynsley Lister – 28.04.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Lister_haupt

Rein gefühlsmäßig haben wir in den letzten Wochen die halbe britische Blues Rock-Szene beleuchtet. Mit Aynsley Lister stand im schönen Lütgendortmunder Musiktheater Piano  der nächste Hochkaräter von der Insel an.

Für den Kollegen Mangold war der wuselige Gitarrero aus Leicester absolutes Neuland, meine Wenigkeit durfte ihn nun zum dritten Mal begutachten. Das erste Mal, quasi zu Beginn des Internetzeitalters im heimischen Schwarzen Adler zu Rheinberg, als er ein ganz junger Spund war und Gernot für die Entwicklung seiner Bilder noch in die Dunkelkammer hätte rennen müssen, letztes Jahr im urigen Leverkusener topos und nun in Dortmunds Konzertschmuckstück vor gut besuchter Kulisse.

Drei in ihrer Art völlig unterschiedliche Locations, ich war gespannt, wie Aynsleys Gitarrenkünste und seine Songs im volumigsten der Auftrittsorte rüber kommen würden.

Das Bandgefüge zum Gig in der Bayerstadt war zu 50 Prozent erneuert. Jono Martin zupfte unaufgeregt im Dienst des Protagonisten den E-Bass und hatte ganz dezente Harmoniegesangseinsätze. Craig Bacon kam mir gleich bekannt vor, und tatsächlich, ich hatte ihn früher schon mal als Drummer von Stevie Nimmo gesehen.

Etatmäßig war Andrew Price wieder als Tastenmann (mit vielen Orgelschwurbeleien und Pianogeklimper) an Listers Seite zugange. Die beiden hatten zwischendurch immer wieder ihren Spaß, als Lister seinen Spezi zu ‚Frage-Antwort‘-Scharmützeln an ihren Instrumenten herausforderte. Aynsley bestach natürlich mit unzähligen fingerfertigen Soli auf seinen beiden Stratocastern.

Da sein ‚jüngstes‘ Werk „Eyes Wide Open“ nun schon drei Jahre zurückliegt, verwunderte es nicht, dass sein Programm im Piano dem der letzten Zeit ähnelte und lediglich in der Songanordnung dezent variierte.

Nach kurzem Warmspielen stieg das Quartett mit „All Of Your Love“ ein, pacte mal runter („Il Grande Mafioso“, „Home“) und wieder in unterschiedlichen Tempi rauf („Stay“, das poppige „Soul“, das stampfende „Running Out On Me“).

Als sich der Brite eine halbakustische Klampfe schnappte und deltabluesig mit schönem Slide „Heyde 2612“ einleitete und der launige Barroomschunkler „One More Time“ (claptonsekes Solo am Ende) nachgeschoben wurde, begann sich der Gig peu à peu zu intensivieren.

Mit dem atmosphärischen Blues „Everthing I Have To Give“ (Listers Zwischen-Solo in Peter Green-Manier), dem flockigen „Inside Out“, „I’m Tore Down“ (für die Freunde der Traditionalisten, zum Teil schön jammig) und  dem soundgewalltigen „Possession“ war der Hauptteil auch schon im Fluge vergangen.

„Purple Rain“ ging in der gitarrenlastigen Lister-Version als erste der beiden lautstark geforderten Zugaben natürlich unter die Haut, während das saustarke „Handful Of Doubt“ als Rausschmeißer nochmals die ganze Dynamik, Variabilität  und Spielfreude des Vierers offerierte.

Am Ende für mich aufgrund des beeindruckenden Klangs und auch der schönen Beleuchtung im Piano, das bisher beste Lister-Konzert, ohne die beiden anderen erlebten damit abwerten zu wollen.

Kaum war der Gig beendet, hatte sich Aynsley auch schon eine Jacke über’s verschwitzte T-Shirt gezogen und stand im Foyer in seiner sympathischen Art den Besuchern für Bilder und Autogramme zur Verfügung. Toller Bursche, dieser britische Gitarren-Wizard!

Line-up:
Aynsley Lister (lead vocals, guitars)
Andrew Price (keys)
Jono Martin (bass, vocals)
Craig Bacon (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Aynsley Lister
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Sari Schorr & Band, 21.03.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Sari Schorr ist eine Dame, die mittlerweile zweifelsohne zu einer unserer Dauergäste in Sounds Of South avanciert ist. Nach den beiden Alben-Reviews zu „A Force Of Nature“ und dem amtierenden Silberling „Never Say Never„, sah ich sie jetzt zum vierten Mal live. Gestern Abend gab es ihr drittes ‚Stelldichein‘ im Dortmunder Musiktheater Piano.

Was die Besucherzahlen angeht, zumindest unter meiner Präsenz, scheint die New Yorkerin, trotz konstant guter Leistungen, bei uns irgendwie immer noch nicht richtig angekommen zu sein. Ob der Grund ist, dass sie den Blues-Fans zu rockig und den Rock-Fans zu bluesig ist, oder es einfach nur am Wochentag lag, bleibt somit im großen Reich der Spekulationen angesiedelt.

Abgesehen von der mit 80 Minuten (inklusiv zweier Zugaben) etwas knapp bemessenen Spielzeit, ließ der Abend keine Wünsche offen. Gegenüber dem letzten Gig in Rheinberg gab es zwei personelle Veränderungen. Matt Beable zupfte den Bass und der angesehene, aus dem britischen Brighton stammende Keyboarder Stevie Watts, bediente stilsicher Piano und Orgel.

Allein der heftig rockende und stampfende Opener „The New Revolution“ war schon das Eintrittsgeld wert. Was der an diesem Abend überragende Gitarrist Ash Wilson hier schon auf seiner schnieke weißen Duesenberg-Gitarre an Riffs und Soli abließ, war regelrecht beeindruckend. Er scheint sich von Auftritt zu Auftritt weiterzuentwickeln. Für mich diesmal der heimliche Star.

Sari selbst überzeugte natürlich mit ihrer sympathischen Präsenz, ihrer gewohnt positiven Ausstrahlung und ihrem engagierten, vor Kraft nur so strotzenden Gesang. Nicht zuletzt wegen ihrer blendenden vokalen Performance beim Mott The Hoople-/Bad Company-Klassiker „Ready For Love“ darf sich sich meines Lobes, des angehenden weibliche Pendants zu Paul Rogers, erfreuen.

Das Album „Never Say Never“ stand natürlich, mit gleich acht Stücken, absolut im Mittelpunkt des Geschehens. Neben den beiden bereits genannten Liedern, gab es das Robert Johnson gewidmete „King Of Rock And Roll“ (ebenfalls mit Bad Co-Flair), „Thank You“ (mit furioser Wah-Wah-Einlage von Wilson), das Powerstück „Freedom“ (mit tollen Solier-Parts von Wilson und Watts), „Valentina“ (Ash kann es auch auf der Stratocaster) und die mir aufgrund der Melodik am besten gefallenden „Never Say Never“ (herrlicher Schwofer) sowie „Back To LA“ als abschließende Zugabe (wunderbar songdienliches und melodisches E-Gitarrenspiel).

Bei diesen beiden Tracks kam dann auch eine gewisse stimmliche Ähnlichkeit zu Melissa Etheridge, allerdings etwas mehr im Rock verwurzelt, zum Ausdruck. Nicht zu vergessen natürlich Schorrs eigenwillige Interpretation von „Black Betty“, die als erste Zugabe serviert wurde.

Insgesamt ein gelungenes kompaktes Konzert, bei dem eine charismatische Sängerin plus einer stark und spielfreudig agierenden Band, ein schlüssiges Gesamtkonzept abgaben. Sari Schorr bleibt – wie bei ihren Studioalben – auch live eine Bank!

Line-up:
Sari Schorr (lead vocals)
Matt Beable (bass, vocals)
Roy Martin (drums)
Ash Wilson (electric guitar, vocals)
Stevie Watts (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Video „Ready For Love“: Adam Zegarmistrz Glagla
Bericht: Daniel Daus

Sari Schorr
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