Blues Rock aus Neuseeland? Warum denn nicht! Schließlich gibt es dort auch Eishockey, womit ebenfalls nicht unbedingt zu rechnen ist. Zugegeben, der Vergleich hinkt. Denn während der Kufensport nicht gerade höheren Ansprüchen gerecht wird, gibt es eine durchaus attraktive Rockszene in Neuseeland. Da kommen einem doch sofort die Namen Split Enz oder Crowded House („Don’t Dream It’s Over“) in den Sinn, die international Erfolg hatten. Auch die Szene mit dem „Blues“ im Namen davor ist äußert lebendig, selbst wenn die Interpreten außerhalb der Landesgrenzen wohl kaum einer kennt. Das könnte sich mit BB & The Bullets ändern.
Die Band besteht in klassischer Triobesetzung aus Brian Baker (Gitarre, Gesang), Stu „The Glue“ Duncan (Bass) und Brad McMillan (Schlagzeug), alle erfahrene Musiker. Baker ist ein Veteran, der schon als Produzent tätig war, CDs veröffentlichte, Filmmusiken oder Werbejingles komponiert und in Australien mit Eddie Rayner (Split Enz, Crowded House) zusammengearbeitet hat.
Nun also legt das Trio seine Debüt-CD „High Tide“ vor. Bei einem Erstlingswerk von zumindest hierzulande unbekannten Musikern weiß man ja nie. Doch schon die ersten Töne lassen alle Zweifel verfliegen. „Something in the water“, gleichzeitig die Debüt-Single, ist ein satter, gut abgehangener Gitarren-Blues-Rock der alten Schule. Beim Titelsong „High Tide“ steuert Eddie Rayner die Orgel bei. Mit Brian’s Boogie“ gibt’s zur Abwechslung mal ein Instrumentalstück mit Gitarre satt.
Neben sieben Originalsongs finden sich auch fünf Cover. Die Frage, ist natürlich: Braucht es noch eine Version von „Walking the dog“, mit dem Rufus Thomas 1963 seinen größten Hit hatte? Ein Jahr später coverten die Stones den Song auf ihrer Debüt-CD. Weitere Interpreten waren unter anderem Aerosmith oder Mitch Ryder. Das Gleiche gilt für „Born Under Aa Bad Sign“, das sicherlich zu den meist gecoverten Stücken der Rock-Ära zählt. Der von Booker T. Jones und William Bell geschriebene Klassiker weist unter anderem Albert King, Cream oder Joe Bonamassa als Interpreten auf.
Weitere Cover sind „The Thrill Is Gone“ (B.B. King), das zur Gattung „klassischer Blues“ gehört und 1970 bis auf Platz 15 der Billboard Hot 100 kam, „I Can Tell“ (Bo Diddley) und „I Want You/She’s So Heavy“ von den Beatles.
Nun, machen wir’s kurz: Das Rad haben BB und seine Kumpel natürlich nicht neu erfunden. Neue Facetten gibt es nicht zu entdecken. Das Wichtigste aber: Basierend auf Brian Bakers Gitarre sind die Klassiker nach wie vor hörenswert. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der sie noch gar nicht kennt. Also, reinhören lohnt sich.
Dixiefrog Records (2025) Stil: Blues Rock
Tracks: 01. Somethin In The Water 02. Born Under A Bad Sign 03. High Tide 04. I Can Tell 05. Seven Ways To Sin 06. Walking The Dog 07. Little Fishies 08. I Want You / She’s So Heavy 09. Letting Go 10. The Thrill Is Gone 11. Brians’s Boogie 12. Big Boot Running
Nach einem Auftritt mit John Mayall habe ich Walter Trout im Mai 1999 in der Freiburger Blueskneipe „Blue Monday“ (die es leider längst nicht mehr gibt) zum ersten Mal mit eigener Band gesehen – und er hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies umso mehr, weil schon der junge Aynsley Lister, damals 22 Jahre alt, weit mehr war als nur ein Support, den man halt aushalten musste. Danach legte Walter Cooper Trout einen explosiven Auftritt hin.
Im Programmheft war der in Ocean City, New Jersey, geborene Gitarrist so angekündigt worden: „Sein Gitarren-Sound kann es problemlos mit dem eines Eric Clapton oder Gary Moore aufnehmen, und seine raue Stimme liefert sich ein hartumkämpftes Duell mit seinem Spiel.“ Auch über ein Vierteljahrhundert später hat sich daran nichts geändert – außer dass jetzt mehr Leute zu seinen Konzerten kommen und die CD-Verkaufszahlen gestiegen sind.
Nun also liegt sein neues Werk „Sign of the times“ vor, auf dem Trout einmal mehr auch seinem Ruf gerecht wird, ein scharfer und kritischer Beobachter eben jener Zeichen der Zeit zu sein, mit denen er gnadenlos abrechnet. „Ich wollte über das nachdenken, was in der Welt vor sich geht. Für mich ist das Schreiben dieser Songs eine Therapie“, sagt der 74-Jährige und fügt an: „Dieses Album ist ziemlich leicht entstanden. Ich hatte so viele Songideen.“ Klar, bei dem ganzen Irrsinn in der Welt.
So wirft er gleich beim ersten Song „Artificial“ einen ebenso satirischen wie verächtlichen Blick auf das, was man unter Künstlicher Intelligenz versteht, und singt von künstlichen Gefühlen, künstlichem Verstand, künstlichem Glück, künstlicher Freundlichkeit und kommt zu dem Schluss: „Ich kann nicht mehr sagen, was echt ist.“ Beim bewusst schon fast experimentellen Titelsong wird’s dann deftig. Er klingt gewollt eher disharmonisch mit düsterem Chorgesang. „Ich wollte, dass es dissonant ist. Dissonanz ist ein Zeichen der Zeit“, erklärt Trout. Sagen wir’s mal so: Das Ding ist leicht gewöhnungsbedürftig.
Zur Abwechslung gibt’s dafür die balladenhafte Akustik-Nummer „Mona Lisa, Smile“ mit Akkordeon, Mandoline und Geige oder „Too Bad“, eine bluesige Hommage an Sonny Terry und Brownie McGhee, bei der die Mundharmonika den Ton angibt. Somit kommt auch die softere Seite des Meisters nicht zu kurz. „I Remember“ geht mehr in Richtung Roots Rock, während „Hurt No More“ ein knochentrockener Rocker ist.
Auf dem letzten der zehn Stücke lässt es der 74-Jährige noch einmal so richtig krachen: „Ich wollte einen Song schreiben, der fast wie The Who klingt, wenn sie Hendrix an der Gitarre hätten.“ Er verabschiedet sich mit Textzeilen wie dieser: „Menschlichkeit und Würde/Ich sitze da und schaue zu, wie sie langsam sterben.“ „Sign Of The Times“ ist ein erneut starkes Statement eines außergewöhnlichen Künstlers!
Label: Provogue Records (2025) Stil: Blues, Blues Rock
Tracks: 01. Artificial 02. Blood On My Pillow 03. Sign Of The Times 04. Mona Lisa Smile 05. Hurt No More 06. No Strings Attached 07. I Remember 08. Hightech Woman 09. Too Badh 10. Struggle To Believe
Mit vier UK Blues-Awards in den Jahren 2020 bis 2025, darunter für Traditional Blues Artist of the Year (2025), ist der englische Singer/Songwriter und Gitarrist Connor Selby eines der vielversprechenden Talente der jungen Musik-Generation. Der inzwischen 26-jährige hatte sein Debut-Album “Made Up My Mind“ ursprünglich schon 2018 veröffentlicht und die selbst betitelte Deluxe-Ausgabe (2023) um vier Bonus-Tracks erweitert. Das insofern eigentlich erst 2. Studio-Werk “The Truth Comes Out Eventually” erscheint nun auf Provogue Records und bringt eine durchaus facettenreiche Palette großartiger Eigenkompositionen.
Der furiose Einstieg in den zum überwiegenden Teil vorherrschenden Big Band Modus gelingt durch “Someone” unwiderstehlich – sicher eine herausragende Live-Nummer. Die mit “All Out Of Luck” folgenden, in gleicher Weise temperamentvoll angetriebenen, in Ansätzen jazzigen Blues-Sounds, klingen in souligen Grooves nach Ray Charles, Frank Sinatra mit B.B.King Solo-Akzenten und umklammern meisterliche Bläser-Arrangements. Bestandteile, die in weiteren Top-Songs (u.a. “(I am) Who I Am”, „I’ll Never Learn” oder auch “It Hurts To Be In Love”) den Bandleader-Status von Connor Selby begründen.
Seine vielseitige Stimme beherrscht die Band-Atmosphäre, die Guitar-Parts absolvieren spielerisch die klassischen Herausforderungen – beides wirkt authentisch und überzeugend. Die Lyrics und musikalischen Arrangements zeichnen das Bild eines jungen Künstlers, der den Titeltrack im typischen Sinatra-Stil interpretiert und dabei klassische wie moderne Elemente einbezieht. Diese großartigen Band-Instrumentierungen werden einfühlsam variiert, erweitert um die feinere Filigranarbeit von “Amelia”, einem Titel, der als emotionales Glanzstück des Albums zeitlose, melancholische Eleganz verkörpert – eine an Nick Drake erinnernde Folk-Ballade.
Grazile Songkunst ähnlicher Güte verbreiten “I Won’t Be Hard To Find” und das finale “Songbird” – zärtlich, folkige Stücke, zerbrechliche Harmonien als Gegensatz zum Blues-Orchester. Seine in jungen Jahren stark wechselnde Lebensumgebung – von Essex nach Connecticut und Dubai – hat Connor Selby dabei sicher ebenfalls beeinflusst, wie seine frühe Vorliebe für American Rootsy Music, die auch den neuen Longplayer vielfach “bewegt”.
Soul-bluesige Traditionselemente infizieren “The Truth Comes Out Eventually” mit einem groovenden Blues-Virus, der im poetischen Storytelling und eingängigen Melodien auflebt. Connor Selby hat ohne Frage ein auffallendes Masterpiece produziert, das die Auszeichnung als UK Traditional Blues Artist of the Year zweifellos rechtfertigt. Für ein exklusives Release Konzert kommt er am 08.11. ins Blue Notez nach Dortmund.
Provogue Records (2025) Stil: Blues
Tracks: 01. Someone 02. All Out Of Luck 03. The Truth Come Out Eventually 04. (I Am) Who I Am 05. I Won’t Be Hard To Find 06. I’ll Never Learn 07. Amelia 08. It Hurts To Be In Love 09. What Else Is There To Say 10. Songbird
Die Bluesnote Bluesinitiative Rheine lud zum vierten Mal zum European Bluesfestival ein. Den Machern ist es gelungen, hochkarätige Künstler ins Münsterland zu holen, die aus vier verschiedenen europäischen Ländern kommen.
Den Auftakt macht am Samstag die niederländische Band Harlem Lake. Die jungen Musiker aus Nord Holland zeigen in ihrem etwa 100-minütigen Auftritt, warum sie in der Bluesszene hoch gehandelt werden. Stilistisch würzen sie den Blues mit einer Prise Soul, Americana und Southern Rock. Ashley de Jong hat sich als neue Fronterin etabliert und prägt mit ihrer voluminösen und markanten Stimme die Songs.
Dave Warmerdam steuert oft den Backing-, zuweilen auch Lead Gesang bei und gibt den Tracks an der Hammond Orgel und den Keyboards eine starke Grundlage und steuert einige starke Soli bei. auch Sonny van den Berg hat genügend Freiraum sich in vielen Gitarrensoli auszutoben. Stark sind die Sequenzen, wenn auch Warmerdam zur Gitarre greift, und sich die beidenim Southern-Stil duellieren.
Mit der Rhythmussektion um Bassist Kjelt Ostendorf, der ein umjubeltes mehrminütiges Solo beisteuert und Benjamin Torbijn, der zeigt, dass man ein Drum- Solo auch ruhig und slow spielen kann, besitzt die Band ein Duo, das auf den Punkt den Takt druckvoll vorgibt, um sich in ruhigen Momenten entsprechend zurückzunehmen.
So legten Harlem Lake als Opener des Festivals die Messlatte für die anderen Bands hoch und begeisterten die Fans in dem schmucken Open Air Gelände an der Stadthalle in Rheine, das direkt an der Ems gelegen, eine passende Kulisse für die beiden Tage bietet.
Line-up Harlem Lake:
Ashley de Jong (lead vocals, keyboard)
Dave Warmerdam (keyboard, guitar, vocals)
Sonny van den Berg (guitar)
Kjelt Ostendorf (bass)
Benjamin Torbijn (drums)
Nach einer kurzen Umbaupause beginnt gegen 22 Uhr die Danny Bryant Band. Der Brite sprüht regelrecht vor Spielfreude und reißt mit einer abwechslungsreichen Setlist die Musikfans im knapp zweistündigen Auftritt mit. Er macht einen sehr vitalen Eindruck und saugt die Stimmung der Fans am Weserufer sichtlich auf.
Stimmlich bestens aufgelegt, prägt er die Songs mit seiner markanten Stimme und seine Band gibt ihm den Spielraum sich an der Gitarre auszutoben. Marc Rahner überzeugt nicht nur mit einer starken Rhythmusarbeit, Bryant gibt ihm auch die Möglichkeit mehrere Gitarrensoli beizusteuern.
Jamie Pipe hinterlegt die Songs an den Keyboards mit Klangteppichen und zeigt in mehreren Soloparts, dass er ein Meister seines Fachs ist. Ardjom Feldster am Bass und Drummer Alexander Hinz haben mit ihrer druckvollen Rhythmusarbeit einen großen Anteil an einem Konzert, das die Danny Bryant Band in Bestform zeigt.
Harte rockige Blues-Nummern wechseln mit balladesken Rocksongs und zuweilen weht ein Spirit von Southern Rock über die Bühne, sodass die etwa 120 Minuten wie im Fluge vergehen. Gespannt sein darf man auf die Konzerte zu Beginn des nächsten Jahres, bei denen die Band das neue Album präsentieren wird.
Line-up Danny Bryant:
Danny Bryant (vocals, guitar)
Marc Rahner (guitar)
Jamie Pipe (keyboards)
Ardjom Feldster (bass)
Alexander Hinz (drums)
Den Auftakt des zweiten Tages macht der junge aufstrebende deutsche Gitarrist Sean Athens mit seiner Band. Schnell wird klar, warum Thomas Ruf ihn in die Begleitband von Mitch Ryder geholt hat. Er zeigt, dass er stilistisch die ganze Bandbreite des Blues beherrscht. Zuweilen hat man den Eindruck, dass er bei manchen Soli mit seiner Gitarre verschmelzen zu scheint.
Unterstützt wird er dabei von seiner Band, wo insbesondere Keyboarder Max Paroth bei einigen Songs wie ein Derwisch über die Tasten seines Instruments fliegt und es so bearbeitet, dass man Angst haben musste, dass er es umkippt. Stark sind die Momente und Passagen, wo er sich mit Athens im Wechsel die Noten hin und her schmeißt.
Mit Andre Artley am Bass und Pascal Chodak hat er eine Rhythmussektion, die auf den Punkt die Grundlage der Songs legt, auf der Athens und Paroth sich zuweilen regelrecht austoben können. So hat Sean Athens mit seiner Band Werbung in eigener Sache gemacht und bewiesen, dass er mehr als ein gerne gesehener Begleitmusiker ist.
Line-up Sean Athens Band:
Sean Athens (vocals, guitar)
Max Paroth (keyboards)
Andre Artley (bass)
Pascal Chodak (drums)
Mit Spannung erwarteten die Fans die Ellis Mano Band aus der Schweiz, die mit großen Vorschusslorbeeren angereist wart. Positiv hervorzuheben ist, dass sie es sich nicht haben nehmen lassen, schon am Vortag den anderen Bands zu lauschen. Im etwa zweistündigen Auftritt zeigt die Band, warum sie von vielen Musikkritikern hoch gelobt wird. Der charismatische Chris Ellis hat eine Stimmgewalt, die die Fans mehrfach zu Szenenapplaus animiert.
Gerade bei den härteren Nummern könnte man meinen, ein junger Ian Gillan stände auf der Bühne. Das Ganze wird noch dadurch verstärkt, wenn Keyboarder Lukas Bosshardt seine Orgel so bedient, dass es sich thematisch um ein Intro von Deep Purple handeln könnte. Der Band gelingt es aber trotz einiger Affinitäten zu alten Rockbands einen eigenen Stil zu prägen, der zwischen Classic- und Blues Rock mit progressiven Elementen einzuordnen ist. Beeindruckend ist, wie Ellis Mano seine Gitarre singen lässt und in seinen Soli zuweilen in sich gekehrt, eine unglaubliche Bandbreite abbildet.
Er spielt dabei auf den Punkt und keine Note scheint überflüssig zu sein. Severin Graf am Bass und Nico Looser an den Drums wirken tiefenentspannt und bespielen mit einer Leichtigkeit ihre Instrumente, dass die gesamten Stücke ein Klangerlebnis sind.
In der Form ist der Ellis Mano Band zuzutrauen, dass sie mit ihrer spielerischen Fähigkeit und dem Songwriting, eine Wachablösung der Rockdinos des klassischen Rocks einläuten können. Zu dem gelungenen Konzert truggt auch die humorvolle und authentische Art der Schweizer bei, die zu jedem Zeitpunkt die Fans voll mitgenommen haben.
Line-up Ellis Mano Band:
Chris Ellis (vocals, guitar)
Edis Mano (guitar)
Lukas Bosshardt (keyboards, organ)
Severin Graf (bass)
Nico Looser (drums)
Als Fazit kann gesagt werden, dass es der Bluesnote Bluesinitiative gelungen ist, ein Festival der besonderen Art zu organisieren. Starke Bands, die alle ein komplettes Set spielen konnten, ein mit viel Mühe hergerichtetes Festivalgelände, wo sich alle Besucher wie Gäste fühlen konnten, wo auch die malerische Umgebung der Ems ein Highlight war. Dass auch der Wettergott sich von seiner besten Seite zeigte, war bei lauen sommerlichen Temperaturen natürlich das i-Tüpfelchen.
Bluesfans sei es auch empfohlen, öfters mal auf die Seite der Bluesinitiative zu schauen, die auch im Hypothalamus einige Konzerte veranstaltet. Genannt sei hier der Auftritt des Dom Martin Trios am 25.10.2025. Gespannt darf man sein, wen die Macher im nächsten Jahr zum 5-jährigen, kleinen Jubiläum aus dem Hut zaubern.
Bis dato haben meines Wissens nach nur Kopfgeldjäger aus dem Staate Kentucky ihre Spuren auf der musikalischen Landkarte der USA hinterlassen. Nun bekommen sie Gesellschaft aus dem Lonestar State in Form der Texas Headhunters.
Hinter diesen verbirgt sich ein Trio, bestehend aus den Herren Ian Moore, Johnny Moeller und dem, in diesem Magazin schon öfter besprochenen Jesse Dayton (u. a. auch in Zusammenarbeit mit Samantha Fish).
Alle drei gestandene Musiker verbindet, dass sie einst unter den Fittichen von Clifford Antone (wird vom Trio als ‚the spiritual godfather of the project‘ gehuldigt) gewesen sind, den berühmten Gründer des Antone’s Club in Austin sowie des Plattenlabels Antone’s Records und mit als die letzten großen Entdeckungen vor seinem frühzeitigen Tod galten.
Auch wenn sich die drei Protagunisten geografisch mittlerweile in unterschiedlichen Regionen der USA aufhalten, ging es an fünf Tagen gemeinsam in Willie Nelsons Pedernales Studio in der Nähe von Austin und dann wurde, wie es der Longplayer auch am Ende in Gänze eindrucksvoll beweist, rau und frisch von der Seele weg, ohne großen technischen Firlefanz, authentisch losgerockt.
„I got something in my pocket that still makes you rock and roll“ heißt es im sofort kräftig stampfenden Opener, ein Statement, das übrigens auch im überwiegenden weiteren Verlauf der Stücke hält, was es verspricht.
Dayton, der für mich die charismatischste Stimme besitzt, lässt beim, an „La Grange“ erinnernden „Maggie Went Back To Mineola“ sofort die Herzen der ZZ Top-Klientel in Wallung geraten, gleiches gilt für das später folgende „Gun Barrel“.
Der einzig wirklich etwas ruhigere Track ist die ‚Broken Heart‘-Ballade „Kathleen“ , die sehr emotional düster und atmosphärisch inklusiv toller E-Gitarrenarbeit rüber kommt.
Der Rest ist eigentlich ‚Fun pur‘ mit oft ‚augenzwinkernden Texten‘ („Fool Don’t Play With Fire“, „Seeing Around Corners“, „Who Will Your Next Lover Be“), die die gute Chemie, die laut der Protagonisten im Studio herrschte, mit untermauern.
„Headhunters Theme“, das die erste Hälfte der Songs abschließt, ist eigentlich ein groovendes Blues Rock Instrumental, in dem nur zwischenzeitlich mal „Headhunters gonna get you“ im Harmoniegesang von den Dreien stimmlich eingeworfen wird.
„Independence Day“ ist ein starker Southern Rocker, bei „Give Me Some Love“ wird es dann noch etwas psychedelisch und als Rausschmeißer wird final ein texanisch gefärbtes, raues Instrumental rausgehauen.
Am Ende ist das Debüt der Texas Headhunters ein wirklich abwechslungsreiches, launiges Werk, das Dayton zurecht so zusammenfasst: “We tracked it live in the room. The way our heroes did. It felt right. We’ve all done records with other people, but this one… this one feels like the start of something.”
Wer texanischen Blues Rock der Marke ZZ Top, der Vaughans, Arc Angels & Co. liebt, bekommt hier von den Texas Headhunters, allerdings auf zeitgemäße Art, die volle Breitseite, sehr kurzweilig um die Ohren gehauen.
Normalerweise bin ich nicht so der Fan von mehreren unterschiedlichen Leadgesängen innerhalb eines Band-Albums, aber hier passt es durch die gute Positionierung des richtigen Sängers zum richtigen Song hervorragend.
Ich bin mir sicher, dass Clifford Antone zusammen mit Stevie Ray & Co. angesichts dieser Leistung aus dem texanischen Blues Rock Heaven stolz auf ’seine‘ Jungs herunterblicken wird. Ein Projekt mit Zukunft!
Hard Charger Records (2025) Stil: (Texas) Blues Rock
Tracks: 01. Pocket 02. Maggie Went Back To Mineola 03. Everybody Loves You 04. Kathleen 05. Fool Don’t Play With Fire 06. Headhunters Theme 07. Gun Barrel 08. Independence Day 09. Seeing Around Corners 10. Who Will Your Next Lover Be 11. Give Me Some Love 12. Burnin‘ Daylight
Der mir bis dato unbekannte Gitarrist Monster Mike Welch weckte natürlich alleine schon durch sein Spitznamen, den er übrigens mit 13 Jahren von Ghostbusters-Darsteller Dan Aykroyd verpasst bekam, eine gewisse Erwartungshaltung.
Kommt einem hier auf seinem neuen Album „Keep Living Til I Die“ eine echte Rampensau und/oder ein furioser Gitarren-Wizzard unter die Fittiche? Der Titel des Werks würde auf jeden Fall schonmal meiner Art des Humors entsprechen, wenn er selbstironischen Charakter hätte, in diesem Fall geht es aber im gleichnamigen Opener um die Sterblichkeit der Mutter.
Musik ist ja immer Geschmacksache, ich persönlich tue mich mit der Scheibe sehr schwer. Zum einen gefällt mir die wenig ausdrucksstarke Stimme des Protagonisten überhaupt nicht, zum anderen bin ich kein großer Anhänger vom Blues der Kings, Collins, Johnsons oder von Clapton im Stadium der Endsechziger oder Anfang der Siebziger Jahre, der hier offensichtlich mit Begeisterung gehuldigt wird.
So kommen mir am Ende auch die zwei Instrumentalstücke „Good To Me As I Am Good To You“ (ein eigentlich besungener Aretha Franklin-Song) und das Bob Dylan-Cover „Dear Landlord“, hier im Derek And The Dominos-Syle serviert, noch am Nächsten.
Der Rest ist relativ unspektakulärer Retro-Blues, mit versiert gespielten E-Gitarrenparts und auch recht gekonnten Keys-Variationen von Bruce Milgate. Mein Gefühl sagt mir, Mike sollte sich wieder einen Platz , wie schon geschehen u. a. bei Sugar Ray And The Bluetones, in einem Bandgefüge suchen und dort seine unzweifelhaften Künste im E-Gitarrenspiel einbringen.
Und wenn Welch dann beim finalen Track mit „Burial Season“ noch schwermütige Totengräberstimmung verbreitet, ist meine eh schon nicht gerade euphorische Laune beim Hören dieses Silberlings endgültig im Keller.
Somit bietet „Keep Living Til I Die“ von Monster Mike Welch viel Stoff für die hartgesottenen (bzw. übrig gebliebenen) Blues-Aficionados der alten Tage, meine Suche nach dem Monster in Mike blieb allerdings ziemlich erfolglos. Der Brite würde resümieren: „Not my cup of tea!“
Eigenproduktion (2025) Stil: Blues
Tracks: 01. Keep Living Til I Die 02. Love Me Baby 03. Your Problem To Solve 04. Good To Me As I Am Good To You 05. Hell Hound On My Trail 06. I Finally Hit The Bottom 07. Do Want You Want With My Grave 08. She Makes Time 09. Dear Landlord 10. I Just Don’t Understand 11. Some Other Guy 12. The Whole Idea Of You 13. Burial Season
Nachdem Henrik Freischlader schon ab 17 Uhr (da stand ich noch im Stau) den Konzertabend eröffnet hatte, betritt Warren Haynes mit seiner Band gegen 18:15 Uhr die Bühne auf dem Bonner Kunst!Rasen.
Über etwa 90 Minuten präsentiert er einen Querschnitt seiner musikalischen Karriere mit vier Songs vom aktuellen Album und spickt die eigenen Songs mit Nummern von Gov´’t Mule und der Allman Brothers Band.
Vom ersten Song „Man In Motion“ an elektrisiert er mit seinem unverwechselbaren Gitarrenspiel die Fans. Dabei ist er selbst meist stoisch zum Teil in sich gekehrt wirkend auf der Bühne, zu sehen ist aber, wie er mit einem Lächeln im Gesicht die Stimmung der Fans aufsaugt.
In Bewegung sind aber seine Finger, die bei den Soli über die Saiten jagen, wobei jede Note ihre Berechtigung hat und auf den Punkt gespielt ist. Das trifft aber auch auf die Musiker seiner Band zu.
Der hünenhafte Kevin Scott, den man mit seiner Latzhose eher auf einer Farm vermuten würde, zeigt am Bass, dass ein stampfender Rhythmus auch mit Gefühl verbunden werden kann. Stark sein mehrminütiges Solo, wo er alles aus seinem Instrument herausholt.
Sein Rhythmuspartner an den Drums, Terence Higgins überzeugt, wie er die Drumsticks mit einer scheinbaren Leichtigkeit einsetzt. Greg Osby am Saxophon und Keyboarder John Medeski würzen die Stückes mit zahlreichen Soli und ernten mehrfach Szenenapplaus. Mit einer fulminanten Version vom ABB Klassiker „Soulshine“ als Zugabe beendet Warren Haynes mit seiner Band ein Konzert, das die Fans begeisterte.
Line-up Warren Haynes: Warren Haynes (lead vocals, electric guitar) Kevin Scott (bass) Terrence Higgins (drums) Matt Slocum (keyboards) Greg Osby (saxophone)
Nach einer etwa 30-minütigen Umbaupause betritt Bonnie Raitt unter Applaus der Fans die Bühne. Das Bild auf der Leinwand erweckt dabei den Eindruck, sie würde vor der Kulisse eines Sees auftreten hinter dem gerade die Sonne untergeht.
Als zweiter Headliner zeigt sie in etwa 90 Minuten, dass sie von vielen fast als Legende gesehen wird. Mit ihrer eindrucksvollen Bühnenpräsenz zieht sie vom ersten Song an die Fans in ihren Bann.
Sie spannt dabei einen Bogen von Americana über Folk bis hin zum Blues und drückt den gecoverten Songs, die sie in Eigenkompositionen einstreut, mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ihren eigenen Stempel auf. Bei manchen balladesken Tracks sorgt sie für eine melancholische Stimmung, welche dem einen oder anderen Fan ein Tränchen aus den Augen fließen lässt.
An ihrer Seite hat sie mit Duke Levine eines starken Gitarristen, der das eine oder andere Solo beisteuert. Gestützt wird der volle transparente Sound durch Keyboarder Glenn Patscha, Ricky Fataar an den Drums und James Hutchinson am Bass. Eine besondere Note bringt Gastmusiker Jon Cleary, der bei einigen Liedern Keyboards beisteuert und einmal sogar den Leadgesang übernimmt.
Abgerundet wird der beeindruckende Abend, als die Grande Dame bei der letzten Zugabe „Never Make Your Move Too Soon“ Warren Haynes sowie Jon Cleary mit auf die Bühne bittet und sogar George Marinelli als vierter Gitarrist auf der Bühne auftaucht und der B.B. King-Song in neue Sphären gehoben wird.
Line-up Bonnie Raitt: Bonnie Raitt (lead vocals, guitar) Duke Levine (electric guitar) Glenn Patscha (kexboards) James Hutchinson (bass) Ricky Fataar (drums) Special guest: Jon Cleary (keyboard, vocals)
Devon Allman waltet aktuell wieder auf Solopfaden, nachdem er zuvor ja auch schon mit Acts wie Honeytribe, der Southern-Rock-Supergroup Royal Southern Brotherhood und der Allman Betts Band seine Bandtauglichkeit nachhaltig bewiesen hat.
Diesmal hat er diverse etablierte als auch angesagte Größen aus der Blues-Szene um sich versammelt und übernimmt hier eine durchaus prägnante, aber für seine doch ziemlich charismatische Persönlichkeitsstruktur (hat er ja wohl von seinem Papa Gregg geerbt), eher zurücknehmende Rolle auf diesem Werk.
Vor allem gesangstechnisch überlässt er den Gästen wie Jimmy Hall, Christone „Kingfish“ Ingram, Larry McGray, Jimmy Hall, Sierra Green und Robert Randolph neben ihren versierten instrumentellen Künsten, weitestgehend das Parkett und konzentriert sich mehr auf sein ebenfalls fundiertes Können auf der E-Gitarre.
Cleverer Weise und natürlich auch berechtigt, hat er sich als Namensgeber genau bei den drei Tracks die Position am Mikro gesichert, die auch den nachhaltigsten Eindruck (vermutlich nicht nur bei mir) hinterlassen werden: Zum einen beim mit Bläserunterstützung und E-Gitarren-Fills herrlich relaxt groovenden Opener „Runners In The Night“, dem atmosphärisch, mit einer markanten E-Hook rockenden „After You“ (dazu klasse weibliche Backgroundgesänge) und gegen Ende bei einer Killer-Cover-Version von „Little Wing“, die wirklich unfassbar gut gelungen ist.
Aber auch die Kompositionen, in denen o. a. Musiker zum Zuge kommen, hinterlassen ihre Wirkung. Klasse die frische Vokal- und Harp-Präsenz von Southern-Legende Jimmy Hall auf dem, mit einer schwer an „Midnight Rider“ erinnernden E-Hook unterlegten „Blues Is A Feeling“.
Das vom fröhlich slidenden Robert Randolph geführte, gospelige „Peace To The World“ sollte man allen Kriegstreibern dieser Erde direkt als Weckmusik in den Tag servieren, die würden da sicherlich auf andere Gedanken kommen, als täglich neues Leid auf diesem Globus zu produzieren…
Die soulige, streicher-umgarnte Ballade „Real Love“ wird von der grandiosen Gesangsperformance von Sierra Green bestimmt. Ebenfalls ein Highlight.
Das funkige „Gettin‘ Greezy With It“, „Wang Dang Doodle“ und das beschwingte „Hands And Knees“ stehen als Blaupause für den generellen Spaß, der hier beim Einspielen des Albums im Vordergrund stand. Nach dem „Little Wing“-Knaller lässt Allman das Werk mit einem atmosphärischen, E-Gitarren-dominierten Instrumentalstück ausklingen, das im hinteren Bereich noch von gekonnten Bass-, Saxofon- und Piano-Einlagen optimiert wird.
Devon Allman setzt auf seinem neuen Werk auf Diversifikation, in dem er unterschiedliche Strömungen wie Blues, Funk, Rock und Soul aber geschickt durch unterschiedliche Sänger zusammenfließen lässt. Er hält sich dabei eher als ‚Moderator‘ im Hintergrund, übernimmt dann bei ausgesuchten Stücken auch die Führungsrolle und setzt dabei seine unverkennbaren Akzente.
Insgesamt ein lohnenswerter kurzweiliger Longplayer, der vermutlich nicht nur in meinen persönlichen Rankings diese Jahres weit oben zu finden sein wird. Klasse gemacht!
Ruf Records (2025) Stil: (Southern) Soul Blues Rock & More
01. Runners In The Night 02. Blues Is A Feeling 03. Peace To The World 04. Real Love 05. After You 06. Gettin‘ Greezy With It 07. Wang Dang Doodle 08. Hands And Knees 09. Little Wing 10. Midnight Lake Erie
Es gibt Menschen – das ist einfach so – die sind zu Höherem geboren. Da ist es nur die Frage der Zeit, wann ihre Talente zum Vorschein kommen und ob diese dann auch für sich dementsprechend eingebracht werden können.
Joe Bonamassa ist einer dieser typischen Spezies, der die Musik und das Gitarrenspielen von Kindheit an im Blut hat (dazu kommen Wille, Fleiß, Ehrgeiz und strategisches Denken) und diese Gaben mittlerweile verdientermaßen, äußerst gewinnbringend umsetzt.
Den angestrebten Durchbruch, wie sein neues Album „Breakthrough“ es vielleicht suggeriert, hat er allerdings längst hinter sich, er ist das Nonplusultra des modernen Blues Rocks. Aus meiner Sicht begann alles mit seinem Schwenk nach Nashville, einhergehend mit einer deutlichen gesanglichen Verbesserung.
Mittlerweile ist er auf diversesten Baustellen unterwegs, ob solo, in Gruppenkonstellationen, als Förderer und Labelbesitzer, Gastspieler, etc. – der Mann kann nicht ohne Musik.
Genau so vielfältig präsentiert er sich auf „Breakthrough“ , wo es von Blues- bis hin zu Hard Rock geht, aber auch atmosphärische Balladen, eine Akustiknummer („Shake This Ground„) und ein herrliches Southern Rock-Stück wie „Drive By The Exit Sign“, mit von der Partie sind.
Das Eis bricht er sofort mit dem Titelsong, ein krachender Blues Rocker, schon fast in Hard Rock-Gefilde driftend. Gleiches gilt für das folgende „Trigger Finger“. Schön sind hier überall auch die Akzente herauszuhören, die bei seinen Live-Shows neben seinem Gesang und seiner Gitarrenzauberei immer eine Rolle spielen: Variable Keys-Einlagen, fetter Rhythmus und die tollen bekannten weiblichen Backgroundgesänge.
Ein bisschen herausstechend ist das wunderbar eingängige „Shake This Ground“, fast schon an die Hooters erinnernd, das eine prägnante Akustikgitarrenuntermalung enthält und sogar mal ohne E-Solo auskommt. Für Vertreter der ruhigeren Sorte wie mich, sind dann die atmosphärischen Balladen „Broken Record“ und „Life After Dark“ Wasser auf die Mühlen, als auch natürlich das honkytonk-trächtige, mit yiel Slide Guitar versehene „Drive By The Exit Sign“, wo sofort das Southern Rock-Herz höher schlägt.
Am Ende findet er nach dem knüppelharten „You Don’t Own Me“ auf „Pain’s On Me“ zum klassischen Blues Rock zurück und lässt erneut ein exzellentes Werk ausklingen, dessen Stücke sich hoffentlich reichhaltig im nächsten Live-Turnus wiederfinden werden. Auf „Breakthrough“ gibt es ‚Bonamassa – wie so oft . ‚at his best‘!
Provogue Records/Mascot Label Group (2025) Stil: Blues Rock & More
01. Breakthrough 02. Trigger Finger 03. I’ll Take The Blame 04. Drive By The Exit Sign 05. Broken Record 06. Shake This Ground 07. Still Walking With Me 08. Life After Dark 09. You Don’t Own Me 10. Pain’s On Me
Lynyrd Skynyrd via open air, da kommen bei mir persönlich, der die Band schon zig mal live erlebt hat, zwei besondere Ereignisse aus der Vergangenheit in den Sinn, einmal das legendäre Rockpalast-Konzert auf der Lorelei und zum anderen das im Hamburger Stadtpark mit anschließender unvergessener zünftiger Feier zusammen mit der Band im dortigen Maritim-Hotel (wann steht man im Leben beim Pinkeln schonmal im Sanitärbereich so einer schicken Herberge zwischen Johnny Van Zant und Gary Rossington…?) Mitte der Neunziger Jahre.
Das war in der Besetzung als Rickey Medlocke und Hughie Thomasson neben Gary Rossington, die das grandiose 3er-Gitarren-Line-up bildeten und Billy Powell als auch Leon Wilkeson sich auch noch des Lebens erfreuten.
Mittlerweile, viele Jahre später, sind vom einstig charismatischen Ensemble nur noch Johnny Van Zant und Rickey Medlocke verblieben, mit Gary Rossington verstarb vor geraumer Zeit das letzte echte Mitglied der Alben aus der Ronnie Van Zant-Ära, deren Songs mittlerweile ausschließlich präsentiert werden. Ungeachtet dessen geht es nach dem Motto ‚the legacy lives on‘ mit den ‚jüngeren‘ Mitgliedern Peter Keys, Mark Matejka, Damon Johnson, Robbie Harrington, Stacy Michellese und den schon sehr lange involvierten Michael Cartellone und Carol Chase weiter.
Da man weiß, dass in dieser Band weiterhin Klasse-Musiker am Werk sind, sah ich dem Gig im wunderbar gelegenen KUNST!RASEN in Bonn recht unvoreingenommen entgegen. Das Schöne war, dass wir das Ganze sehr entspannt vom seitlich gelegenen VIP-Bereich aus genießen konnten, der umtriebige Kollege Mangold (sein 5. Gig innerhalb von 7 Tagen – O-Ton: „der Begriff ‚Schlaf‘ wird grenzenlos überbewertet“) musste zwischenzeitlich immer fotografieren gehen.
Supportet wurde die unverwüstliche Southern Rock-Combo zunächst vom niederländischen Blues Rocker Julian Sas, der im Trio in Hendrixscher Manier am Anfang etwas hektisch losrockte, aber dann nach den ersten Tracks zu gewohnter Stärke fand.
Besonders in der Endphase mit den Stücken „Stand Your Ground“, dem wüsten „Sugarcup Boogie“ und dem finalen „The Devil Got My Number“ hatte er das noch nicht ganz vollzählig anwesende Publikum auf seine Seite gezogen und erhielt am Ende den verdienten Applaus für einen engagierten Auftritt.
Line-up Julian Sas:
Julian Sas (lead vocals, electric guitar)
Edwin Van Huik (bass)
Lars Erik van Elzakker (drums)
Meinen persönlichen Mehrwert der Veranstaltung bildete, abgesehen von der tollen Location, der Middle-Act Simon McBride. Der Brite verdeutlichte dem anwesenden Publikum eindrucksvoll, warum die legendäre Rockband Deep Purple ihn als Ersatz für Steve Morse auserkoren hat.
Hatte das Wetter bis dato gehalten, verdunkelten sich bei seinem Auftritt kurzeitig für zwei Tracks die Wolken und ein Sprühregen prasselte hinab, was seiner glänzenden Performance allerdings keinen Abbruch tat.
Als Leader seines eigenen Trios offerierte er mit Nummern wie u. a. „Don’t Dare“, „The Stealer“, „High Stakes“, der schönen Cure-Ballade „Lovesong“, „King Of The Hill“, dem Bryan Adams-Cover „The Kids Wanna Rock“ und dem atmosphärischen „Show Me How To Love“, seine eigene Art mit britischer Prägung, zwischen Free und Gary Moore, zu rocken.
Dabei ließ er, unterstützt von einem starken Rhythmus-Duo, zahlreiche quirlige als auch filigrane und atemberaubende Soli auf der eigens für ihn gebauten PRS-Signature-E-Gitarre ab. Er und seine beiden Begleiter wurde dementsprechend von der KUNST!RASEN-Audienz gefeiert.
Aus meiner Sicht hatten wir da eine Art britische Variante von Joe Bonamassa bestaunen können. Ein Mann, den man sich auch abseits von Deep Purple merken sollte.
Line-up Simon McBride:
Simon McBride (lead vocals, electric guitar)
Dave Marks (bass, backing vocals)
Marty McCloskey (drums)
20:25 Uhr war es dann soweit. Die Mannen um Van Zant und Medlocke betraten unter dem Applaus der mittlerweile knapp 5.000 anwesenden Zuschauer die geräumige Bühne, um nach einem Einspieler zur frühen Bandentstehung auf den großen LED-Leinwänden mit „Workin‘ For MCA“ loszulegen.
Das ‚Geschäftsmodell‘ Lynyrd Skynyrd versteht es weiter hervorragend, mit visuellen Emotionen im Hintergrund, seine Kundschaft auf US- als auch internationaler Ebene an sich zu binden. Wenn man ehrlich ist, bleiben sie die einzige Band, die immer noch Zuschauer bei uns in größerer Anzahl aktivieren kann, da kann keiner der Acts der damaligen großen Southern Rock-Ära mithalten.
Aber auch aktuelle Bands wie Blackberry Smoke, die Skynyrd in kreativer Hinsicht längst abgehängt haben, stehen, was die Gunst der Leute bei Konzerten angeht, immer noch hinten an.
In der üblichen Setlist gefiel mir das nicht so oft gehörte „Cry For The Bad Man“, das Gary Rossington auch bildlich gewidmete „Tuesday’s Gone“ (mit vielen Bildern des Gitarren-Idols auf den Leinwänden) samt schönem Harp-Pluster-Solo und natürlich „Simple Man“, in dem immer wieder auch die Deutschland-Flagge zum Zeichen der Verbundenheit zwischen Amis und Deutschen eingeblendet. Hier versteht man es wieder mal blendend, sich die Sympathien seiner potentiellen Klientel weiterhin warm zu halten.
„Call Me The Breeze“ und Skynyrds größter Hit „Sweet Home Alabama“ waren dann die gewohnten Anheizer und Vorboten für das große Finale.
Neu war im gewohnt von einem furiosen E-Gitarrenfinale getragenen „Free Bird“, in dem nochmal alle Verstorbenen visuell gehuldigt wurden, dass die zweite Strophe mit einer Ronnie Van Zant-Einspielung performt wurde (bildlich als auch gesanglich, ähnlich wie man es früher schon einmal mit „Travellin‘ Man“ gemacht hatte), nachdem sich Johnny Van Zant zunächst für den Beginn verantwortlich gezeigt hatte.
Klar war, dass mit dem Paradestück der Band der Gipfel der Emotionen erreicht war und wie üblich der krönende Abschluss gekommen war. Insgesamt war damit ein unterhaltsamer Abend mit transparentem Sound und stark wirkenden Bildern in einer tollen Location zu Ende gegangen, der die etwas längere Anreise für uns in jedem Fall wert war.
Line-up Lynyrd Skynyrd: Johnny Van Zant (lead vocals) Rickey Medlocke (electric guitar) Mark “Sparky” Matejka (electric and acoustic guitar) Damon Johnson (electric guitar) Peter Keys (kexboards) Robbie Harrington (bass) Michael Cartellone (drums) Carol Chase (backing vocals) Stacy Michellese (backing vocals)
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