Holly Carter – Leave Your Mark – CD-Review

Manchmal haben die sozialen Medien auch was Gutes an sich. Ohne diese hätte ich die Musik von der aus Bristol, UK, stammenden Holly Carter vermutlich nie kennengelernt.

Durch die Tatsache, dass ich mit Joe Wilkins, den Lead-Gitarristen von Elles Bailey, den ich nicht nur aufgrund seines Southern-angehauchten versierten Gitarrenspiels, sondern auch wegen seiner sympathischen Art sehr schätze, bekam ich in meinem Account ein Song-Video der Protagonistin im Rahmen eines neuen Albums zugespielt, auf dem Joe augenscheinlich und auch gut hörbar mitwirkte.

Nach kurzem Anschreiben, stellte er sofort den Kontakt zu Holly Carter her und wenige Zeit später hatte ich alle Sachen, die man so im Rahmen eines Album-Reviews benötigt. „Leave Your Mark“ heißt das neue Werk der Multiinstrumentalistin (u. a. eine der wenigen Pedal Steel-Spielerin im Vereinigten Königreich).

Ja, einem bleibenden Eindruck auf dieser von Schnelllebigkeit und Reizüberflutung gezeichneten Welt zu hinterlassen, darum geht es auf diesem neuen Longplayer. Da kann sich jeder an die eigene Nase fassen und fragen, ob er da, in welcher Form auch immer, was (hoffentlich Positives) beigetragen hat.

Wir versuchen nun seit gut zehn Jahren, solchen Künstlern eine (wenn auch eher kleine) Bühne zu bereiten, und ihre Musik, auch in unseren Landen, bekannt zu machen und dem geneigten Leser und Interessenten, den einen oder anderen guten Tipp zu vermitteln. Daran wird man sich hoffentlich mal erinnern.

Ein Mensch wird hier explizit mit einem Song gehuldigt, Stetson Kennedy, ein amerikanischer Autor und Bürgerrechtler, der seinen Stempel im Kampf gegen die Ausbreitung des Ku-Klux-Klans nach dem Krieg hinterließ.

Musikalisch wird das komplette Werk, das sich überwiegend in folkigen Country-Sphären bewegt, durch Hollys charismatische klare Stimme maßgeblich getragen, die mich in ihrer Prägnanz an solche von Country-Diven wie Trisha Yearwood, Brandy Clark oder auch ihrer Orts- Kollegin Elles Bailey erinnert, aber auch natürlich vom versierten grummeligen Joe Wilkins-Bariton-E-Gitarrenspiel (inklusiv kleiner Soli).

Für die rhythmische Untermalung (meist in dezent swingender Clubspielart mit Pinseldrums und Contrabass) sorgen John Parker (Nizlopi, Ward & Parker) am Tieftöner und Matt Brown (Rodriquez, Massive Attack) an den Drums (& percussion). Man hat beim Hören fast immer das Gefühl, das Quartett mit im Wohnzimmer sitzen zu haben.

Zu meinen Favoriten zählen besonders der Opener „What You See“ und der Ohrwurm „Follow Your Lead“, der Rest lädt zum entspannten Lauschen ein, allerdings aufgrund des Storytellings auch zum genaueren Zuhören auffordernd. Am Ende lässt sie dann beim Instrumental „Moreoven“ im Alleingang ihre Fingerfertigkeit an der Akustikgitarre aufblitzen.

„Leave Your Mark“ von Holly Carter ist sicher nichts für temperamentvolle Unruheherde, sondern eher was für Leute, die sich gerne mit leicht melancholischer Musik, in gemütlicher Ruhe (ggfs. mit einem Glas Rotwein dabei) samt intensivem Hören auseinander setzen.

Eine tolle Stimme, das Herz am rechten Fleck, klasse Mitmusiker und anspruchsvoll intensive Tracks bilden hier das Qualitätsmerkmal. Eines kann man jedenfalls eindeutig attestieren: Mission ‚Bleibender Eindruck‘ zumindest, was meine Person betrifft, mit Bravour erfüllt!

Forty Below Records (2025)
Stil: Country

Tracks:
01. What You See
02. Stetson Kennedy
03. Bear With Me
04. He’s A Man
05. Follow Your Lead
06. Idle Eyes
07. Waiting For You
08. Fraser River
09. Out To Sea
10. Morewen

Holly Carter
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Sean Chambers – 12.09.2025, Kulturrampe, Krefeld – Konzertnachlese

Sean Chambers bringt den Blues in die Krefelder Kulturrampe. Als musikalische Begleiter hat er die Savoy Brown-Rhythm-Section dabei, dass es nicht verwunderlich ist, dass das Konzert die Musikfans in der anständig gefüllten Kulturrampe mitreißt.

Pat deSalvo am Bass und Garnet Grimm am Bass legen mit einer spielerischen Leichtigkeit eine Grundlage, die Sean Chambers alle Möglichkeiten gibt, sich mit seinen Gitarren auszutoben. Dabei zeigt er eine enorme Flexibilität, die von filigranem Spiel bei slow Blues bis hin zu brachialen Riffs bei Blues mit hard rockiger Nähe geht.

Seine kraftvolle Stimme, die oft gesanglich von seiner Band unterstützt wird, sorgt für einen vollen Sound, der in der Rampe bestens abgemischt und transparent rüberkommt.

In etwa 120 schweißtreibenden Minuten setzt Chambers die Tradition von Bands wie Savoy Brown, aber auch von Musikern vom Schlage eines Rory Gallagher fort, dass man sich keine Sorgen um handgemachte Blues-Musik machen muss.

Die Nähe der Fans in der Kulturrampe sorgt auch für ein besonderes Feeling, was die Musiker auch an diesem Abend sichtlich genießen. Umso wichtiger ist es die kleinen Clubs, die zu moderaten Preisen Konzerte anbieten, dass solche Erlebnisse überhaupt möglich sind.

Line-up:
Sean Chambers (lead vocals & guitar)
Pat DeSalvo (bass & vocals)
Garnet Grimm (drums & vocals)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Sean Chambers
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Kulturrampe Krefeld

Joanne Shaw Taylor, 30.09.2025, Luxor Live, Arnheim – Konzertbericht

Wenn ich im Rahmen unseres bald erfolgenden 10-jährigen Jubiläums darüber sinnieren werde, welche die schönsten Locations waren, die wir im Laufe der Zeit bei den unzähligen Konzertbesuchen kennengelernt haben, wird sicherlich das Luxor Live in Arnheim mit ganz oben in der Spitzengruppe vertreten sein.

Den Anlass, dieses wunderschöne Konzerthaus mit einem kleinen und großen Saal aufzusuchen, bot diesmal die aufstrebende Blues-Rockerin Joanne Shaw Taylor, die wiederum mit ihrem hervorragenden Album „Black & Gold„, das vor geraumer Zeit erschienen ist und sich vermutlich ebenfalls in den Top-3 meiner diesjährigen Lieblingswerke wiederfinden wird.

„Black & Gold wird jetzt im Rahmen einer kleineren Europa-Tournee von der Protagonistin mit ihrer starken Begleitband promotet und da wollten wir dann die Gelegenheit nutzen, zumal Termine in unseren Sphären in 2025 nicht mehr vorgesehen sind. Die Akkreditierung verlief dankenswerter Weise gewohnt unkompliziert.

Joanne hat sich nicht nur in den bluesbegeisterten Niederlanden mit kontinuierlich starker Arbeit ein enormes Standing erarbeitet (die Zusammenarbeit mit dem Joe Bonamassa-‚Dunstkreis‘ tat da sicherlich auch noch ihr Übriges) und durfte sich über einen überaus gut gefüllten ‚Grote Zaal‘ freuen.

Überpünklich (sogar ein wenig vor der avisierten Anfangszeit) stieg sie und ihre Begleitcombo zu einem „Gimme Shelter“-Einspieler mit dem Schunkler „Stop Messsin‘ Around“ in den Gig hinein, wo mir direkt das klimprige HT-Pianospiel ihres Keyboarders zusagte.

Ja, es sollte im weiteren Verlauf eine ‚Hell Of A Good Time“ werden, eingeläutet mit diesem herrlich rockigen Track von der neuen CD. „“Sweet Lil‘ Lies“ und die Huldigung der Texas Rocker The Fabulous Thunderbirds mit dem Schunkler „Two Time My Lovin“ hielten die Pace hoch.

Schon zu diesem Zeitpunkt gefiel mir das songdienliche Zuspiel ihres Zweitgitarristen, der sich in den Dienst seiner ‚Chefin‘ stellte, aber mit seiner gestenreichen Präsenz, allerdings auch ein paar Slides und Soli zu glänzen wusste. Irgendwie ein lustiger Typ.

Dezent psychedelisch wurde es mit „Dyin To Know“, den ersten Höhepunkt bildete „Wicked Soul“ mit einem Taylor-‚Leise‘-Bridge, das dann in ein furioses dynamisches Ende (mit gesamter Bandbeteiligung) mündete. Zum kurzen Durchatmen folgte mit „Grayer Shade Of Blue“ einer der Ohrwürmer des neuen Silberlings,  aber sofort wieder weggefegt vom hammerharten „Look What I’ve Become“, ebenfalls auf „Black & Gold“ vertreten.

Dass Joanne nicht nur fingerfertig Gitarre spielen , sondern auch klasse und variabel singen kann, offenbarte die tolle Version des Gershwin-Klassikers „Summertime“. Dem launigen, shaky-mäßigen „Wanna Be My Lover“ folgte mit Wild Is The Wind“ ein weiteres Cover (Johnny Mathis). Hier wechselte sie von ihrer geliebten Telecaster erstmals zur Gibson Les Paul, überließ aber bis auf ein Solo weitestgehend ihrem Counterpart das Führungsspiel.

„Black Magic“ (Slide, Organsolo) läutete schon die Schlussphase ein, „Watch ‚Em Burn“ bildete mit einem dynamischen Finish (Joanne wieder mit der Les Paul) das Ende des Hauptteils. Die fällige Zugabe „Change Of Heart“ gefiel mir dann aufgrund der melodischen Heartland-Note ebenfalls richtig gut.

Ein tolles Konzert mit Joanne Shaw Taylor, das die nicht immer so publikumsnahe Künstlerin in einem viel lockeren Licht erscheinen ließ, als ich sie früher schon mal erlebt hatte. Mit dem tollen Album „Black & Gold“ im Rücken und dieser tollen Live-Show (nicht zuletzt auch dank ihrer perfekt harmonierenden Begleitcombo) macht sie einen weiteren Schritt in Richtung Spitze der zeitgenössischen Blues Rock-Szene.

Die Besucher der nächsten Gigs auf unserem europäischen Kontinent in Leipzig, Torgau, Berlin, Mainz und London dürfen sich freuen.

Line-up:
Joanne Shaw Taylor (lead vocals, electric guitar)
Shane Sanders (electric guitar, vocals)
Katelynn Corll (drums, vocals)
Christopher Alexander (bass, vocals)
Ty Baile (keys)

Bilder: Gernot Mangold
Bericht: Daniel Daus

Joanne Shaw Taylor
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Luxor Live, Arnheim

Graham Nash – 24.09.2025, Tonhalle, Düsseldorf – Konzertbericht

In der gut gefüllten Tonhalle am Rheinufer in Düsseldorf ist die Ikone Graham Nash zu Gast. Das Ambiente der Halle mit einer beeindruckenden Akustik ist der passende Rahmen für seine „More Evenings Of Songs & Stories“ Tour. Er spielt nicht nur Songs aus seiner über 60-jährigen Karriere, sondern nimmt die Fans mit auf eine Zeitreise, und erzählt kurz deren Entstehungsgeschichte.

Dabei spannt sich der Bogen einer Zugfahrt in Afrika, die in zu „Marrakesh Express“ animierte bis hin zu „Immigration Man“ wo ihm die Einreise nach Kanada verweigert wurde. Mit einer gewissen Verwunderung schildert er, dass David Crosby, Stephen Stills und Neil Young einreisen durften, nur er nicht. Dabei gelingt es ihm mit seiner natürlichen Art den Fans das Gefühl zu geben, als seien sie selbst in den Situationen mit anwesend gewesen.

Neben den Stories kommt die Musik nicht zu kurz, die textlich Statements seiner Gefühlswelt sind, wobei er nicht mit Kritik auch am jetzigen System in Amerika spart, er aber auch Hinweise auf eine aus den Fugen zu geratende Welt gibt.
Mit seiner Musik lässt er dennoch das Drumherum vergessen und sorgt für einen Abend, den die Fans so schnell nicht vergessen werden. Dass er mit mittlerweile fast 84 Jahren auch die hohen Töne noch so trifft, ist in der Akustik der Tonhalle ein klangliches Erlebnis.

Dabei wird er von seinen Musikern unterstützt, dass der mehrstimmige Gesang von CSNY nicht zu kurz kommt. Nash selbst steuert neben den Leadvocals die akustische Gitarre, die Mundharmonika und das Piano bei und hat über die Jahre nichts von seiner Aura verloren. Schön ist, dass er seinen Musikern immer wieder die Möglichkeit gibt sich in Soloparts in den Vordergrund zu spielen.

Todd Caldwell begeistert an den Keyboards mit einigen Soli aber auch Klangteppichen mit zum Teil psychedelischem Flair, mit welchen er die Kuppel der Tonhalle einkleidet. Was Adam Minkoff und Zach Djanikian auf der Bühne treiben, zeigt die Klasse der beiden Multiinstrumentalisten. Sie wechseln sich am Bass, den Drums, akustischer und elektrischer Gitarre ab, wobei Djanikian noch einen draufsetzt und zur Mandoline und Saxophon greift.

So entwickelt sich ein Konzert auf höchstem musikalischem Niveau, was bei den letzten fünf Songs das Publikum aus den Stühlen reißt und mit Standing Ovations für eine tolle Atmosphäre sorgt, welche die Musiker sichtlich genießen. Es fällt schwer Highlights aus der Set-List hervorzuheben, jeder Song ist für sich ein Highlight. Ob es der Hollies Hit „Bus Stop“, „Soutbound Train“ oder das Joni Mitchel Cover „Woodstock“ mit jammenden Elementen ist, Nash gelingt es mit jedem Song die Fans zu fesseln, dass alle sprichwörtlich zum CSNY Stück „Find The Coast Of Freedom“ diese eben dieses Gefühl von Freiheit vermittelt bekommen.

Ein großartiger Künstler hat an diesem Abend gezeigt, dass man auch mit 83 Jahren ein würdevolles Konzert, mit erfrischend vorgetragenen Songs geben kann.

Line-up:
Graham Nash (lead vocals, guitar, piano, harp)
Todd Caldwell (keyboards, vocals)
Adam Minkoff (bass, drums, guitars, vocals)
Zach Djanikian (guitars, mandolin, drums, bass, saxophone, vocals)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Graham Nash
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E.L. Hartz Promotion
Tonhalle Düsseldorf

Waylon Jennings – Songbird – CD-Review

Review: Michael Segets

Der Outlaw-Country hätte ohne Waylon Jennings sicherlich nicht die Wirkungen auf die nachfolgenden Generationen erzielt, wie er es tat. Jennings veröffentlichte mehr als vierzig Alben und fast hundert Singles. Sechszehn Nummer-1-Hits und die ersten Millionenverkäufe in der Country-Sparte gehen auf sein Konto.

Dies bescherte ihm eine gewisse künstlerische Freiheit und Unabhängigkeit von Plattenfirmen. Er und seine Musik entsprach sicherlich nicht den Gepflogenheiten früherer Country-Stars. Ein Geheimnis seines Erfolgs besingt er im Chorus von „The Cowboy“: But the cowboys they still come to see me / And the hippies all gather around / When I sing of my life in the city, / With roots in a small Texas Town.

Jennings gelang es, scheinbare Gegensätze aufzulösen. Country-Fans hielt er mit seiner Musik bei der Stange und machte darüber hinaus Country mit neuen Themen für weitere Hörerkreise interessant. Die 1970er stellen die Hochphase seiner Karriere dar. Jährlich brachte Jennings ein Album heraus.

Neben den Tourneen schrieb er unermüdlich Songs und nahm diese auf. Shooter Jennings sichtete nun, mehr als zwei Dekaden nach dem Tod von Waylon, das umfangreiche Archiv seines Vaters. Dieses erwies sich als wahre Fundgrube, sodass Shooter plant, drei Alben aus dem Nachlass zusammenzustellen, von denen „Songbird“ den Aufschlag macht.

Die für den Longplayer ausgewählten Aufnahmen sind zwischen 1973 und 1984 in diversen Studio entstanden. Jessi Colter, Tony Joe White sowie Mitglieder von The Waylors sind auf ihnen zu hören. Shooter Jennings nahm sich die alten Aufzeichnungen mit Unterstützung des Toningenieurs Nate Haessly vor. Er trommelte Gordon Payne, Jerry Bridges sowie Barny Carter Robertson zusammen, die ehemals bei den Waylors mitspielten, um den Originalen noch Feinheiten hinzuzufügen.

Damit der Sound möglichst authentisch bleibt, mischte Shooter das ursprüngliche Material mit den neuen Einspielungen analog ab. An der Soundqualität ist nichts auszusetzen. Hier macht sich Shooters Erfahrung als Produzent beispielsweise von American Aquarium, The Turnpike Troubadours oder Charley Crockett bezahlt.

Shooter Jennings sagt, dass die Aufnahmen nahezu fertig gestellt waren und über reine Demos hinausgehen. Bei einigen Titeln zeigt ihr Ende allerdings, dass sie noch nicht ganz vollendet waren. Das fällt mal mehr oder weniger auf.

Einen relativ abrupten Abschluss finden „I’m Gonna Lay Back“ oder „I Hate To Go Searching“. Gleiches trifft auf „After The Ball” zu, das ansonsten mit einem schönen Bar-Piano aufwartet. Die Stücke bewegen sich im Midtempo wie das runde „Wrong Road Again“ oder sind balladesk gehalten wie „Brand New Tennessee“, das unter den langsamen Tracks hervorsticht.

Einen Höhepunkt des Albums stellt „Songbird“ dar. Shooter engagierte für das Fleetwood Mac-Cover Elizabeth Cook und Ashley Monroe als Background-Sängerinnen. Wenn nach dem Tod von Musikern deren Aufnahmen auftauchen, handelt es sich nicht selten um lieblos zusammengestellte und soundtechnisch oft fragwürdige Werke, mit denen schnelles Geld gemacht werden soll.

Etwas anders verhält es sich, wenn an der Produktion und Herausgabe Personen beteiligt sind, die eine enge Verbindung zu den Künstlern hatten. Ich denke beispielsweise an Mike Campbell, der Tom Pettys Material rund um „Wallflowers“ editierte. Viel Arbeit und Hingabe wurden da investiert.

So verhält es sich auch bei „Songbird“. Shooter Jennings haucht mit „Songbird“ dem Vermächtnis seines Vaters Waylon neues Leben ein. Als musikhistorisches Dokument ist das Album ohne Frage wertvoll. Ob die Veröffentlichung dazu führt, dass sich bei einem jüngeren Publikum der Kreis der Hörer des Outlaw-Country erweitert, bleibt offen. Vielleicht trägt es dazu bei, dass sich Musikschaffende auf Waylon Jennings als Referenzpunkt besinnen. Insofern schwingt bei aller Nostalgie ein Funken zukunftsorientierter Optimismus mit.

Son Of Jessi/Thirty Tigers – Membran (2025)
Stil: Country

Tracks:
01. Songbird
02. The Cowboy
03. I’d Like To Love You Baby
04. I’m Gonna Lay Back
05. Wrong Road Again
06. I Hate To Go Searching
07. Brand New Tennessee
08. I Don’t Have Any More
09. After The Ball
10. Gone Again

Waylon Jennings
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Thirty Tigers
Oktober Promotion

The Infamous HER – Untitled – CD-Review

Es kommt eigentlich eher selten vor, dass man die Titel eines neuen Werkes schon kennt, bevor man Files vorab gesendet oder das Album frühzeitig vor VÖ bekommen hat.

So aber geschehen bei The Infamous Her, alias Monique Staffile Sherman, die so gut wie alle Titel ihres noch nicht offiziell veröffentlichten Albums bei ihrem unterhaltsamen Gig auf dem Freideck der Kölner Kantine mit ihrer Band präsentierte und so nett war, mir eine Art Vorab-CD zu einem erst im März 2026 folgenden Album (deswegen auch erstmal mit „Untitled“ benannt) nach Ende des Konzerts in die Hand zu drücken.

„We will possibly add a few more songs, and a new title. This CD was just a “taste“ of what’s to come,“ so Monique zur Intention der Sache.

Nach einem kurzen Instrumentalintro („Ode To Scarlette“), beginnt der Silberling zu meiner Freude mit dem Mandoline-verzierten „Roll Back Down“ recht countryesk (in Richtung alter Her & Kings County-Zeiten), gleiches, dann nochmals beim vorletzten Track „Home“, das von schönen Dobro-Fills durchzogen ist.

Dazwischen geht es dann, wie schon beim launigen Gig in der Domstadt, überwiegend mit keltischer geprägter Fröhlichkeit in einem bunten Reigen weiter, der von elfenhaft („Ocean Mary“ – da singt sie wie Kate Bush), über dezent punkig („Born Outta Step“ – mit Pogues-Flair) bis hin zu rebellisch (u. a. „Hell Accept You“, „Burning Down The Garden“) reicht und somit Moniques energiegeladenes Naturell perfekt widerspiegelt.

Der Abschluss mit „Rainbow Connection“ lädt zu biergeschwängertem Mitsingen förmlich ein. Das Lied hat meines Erachtens so etwas von „Always Walk Of The Wild Side Of Life“ aus dem berühmten Monty Python-Film und passt dann ja auch wieder schön zum Lifestyle der Protagonistin. Wie schon in Köln auch hier ein gut gewählter Rausschmeißer.

Wer es musikalisch gerne auch zuhause etwas bunter und wilder bevorzugt, für den ist das Vorabwerk von The Infamous HER eine absolut gute Wahl.  Sollte man den Kauf von „Untitled“ bei den Gigs versäumt haben und die Wartezeit bis März 2026 nicht aushalten können, muss man die Band vermutlich direkt kontaktieren, vielleicht sind ja noch vereinzelte Exemplare erhältlich.

Eigenproduktion (2025)
Stil: Rock / Pop / Heartland

01. Ode To Scarlette
02. Roll Back Down
03. Ocean Mary
04. Born Outta Step
05. Be My Lover
06. Hell Accept You
07. Burning Down The Garden
08. I Swear
09. Tied To The Tracks
10. Home
11. Rainbow Connection

The Infamous HER
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Handsome Jack – 07.09.2025, Kulturrampe, Krefeld – Konzertnachlese

Handsome Jack rocken am späten Nachmittag die Krefelder Kulturrampe. Der frühe Beginn ermöglicht allen Musikfans pünktlich zum Fußball Länderspiel vor der Glotze zu sitzen. Dennoch war die Rampe nur etwa halb gefüllt, was aber auch der einzige Wermutstropfen ist. Die drei aus Buffalo, nahe der kanadischen Grenze kommenden Musiker, lassen den Spirit von Bands wie CCR weiterleben und sorgen mit einer Mischung aus Blues, Boogie, Rock und Swamp für beste Stimmung bei den Anwesenden.

Jamison Passuite übernimmt meist den Lead Gesang, wobei Bassist Joey Verdonselli und Drummer Bennie Hayes ihn tatkräftig in Sachen Harmoniegesänge unterstützen. Verdonelli, der mit einer gefühlten Leichtigkeit den Bass spielt und Hayes, der neben stampfenden Rhythmusparts auch die Drums gefühlvoll zurückhaltend bespielt, erzeugen einen vollen Sound, der auch sehr transparent ausgesteuert ist, auf den Passuite viele auf den Punkt gespielte Soli legen kann.

Mit „Do It! To It“ spielen sie einen Song, der erst in den Folgetagen veröffentlicht wird und als Appetizer für das Album gesehen werden kann, welches im nächsten Jahr veröffentlicht werden soll. Neben den eigenen Songs legen sie mit „Proud Mary“ das einzige Coverstück nach und runden damit einen stimmungsgeladenen frühen Abend in der Kulturrampe ab.

Es ist schön, dass es Bands wie Handsome Jack gibt, die den Spirit alter Rocklegenden weiterleben lassen und dabei ihren eigenen Stil prägen. Umso wichtiger ist es, dass Musikfans eben Konzerte dieser Bands in den kleinen Locations zu besuchen, sodass für die Clubs und damit auch die Bands in Zukunft eine Existenzgrundlage gewährleistet ist.

Line-up:
Jamison Passuite (vocals & guitar)
Joey Verdonselli (bass & vocals)
Bennie Hayes (drums & vocals)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Handsome Jack
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Kulturrampe Krefeld
Teenage Head Music

Whiskey Myers – Whomp Whack Thunder – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Ein erfolgreiches Branding im US-Südstaaten-Rock aufzubauen, ist für eine Band im inzwischen wieder konkurrenzstarken Genre mehr als eine musikalische Herausforderung. Ein Zeitrahmen von über zehn Jahren war erforderlich, um die Whiskey Myers aus Texas mit unverwechselbarer Identität in der Stilrichtung zu etablieren. Wobei, im Rückblick auf frühere Alben, damals noch weniger beachtete Longplayer, wie z. B. “Early Morning Shakes” (2014) oder “Mud” (2016), schon überragende Zeichen setzten.

Die aktuelle Scheibe “Whomp Whack Thunder” fordert daher in atmosphärisch mitreißender Gnadenlosigkeit auch zur Neubewertung älterer Songperlen auf, die zum großen Teil, Dank dem SOS-Schwerpunktthema, hier größere Beachtung fanden. Produzent Jay Joyce (u. v. a. Eric Church, Lainey Wilson) ist dafür bekannt, seine Aufnahmen mit angeblich spezifischer Individualität zu versehen und hat zusammen mit den Whiskey Myers das 7. Studioalbum (seit 2008) als ultimative Challenge konzipiert.

Die Lead-Single “Time Bomb” jongliert die Vocals zwischen gewaltigen Gitarren und treibenden Drums im ungewöhnlich harten Rock-Sound und eröffnet den Silberling auch für “Tailspin”, dem zweiten mehr als nur energiegeladenen, plötzlich endenden Kraftpaket. Standesgemäße E-Solos sind bei “I Got To Move” und der Country geprägten Ballade “Rowdy Days” überzeugende Texas Rock Rituale.

Frontman Cody Cannon, im Übrigen hochtalentierter Sänger, Storyteller und Songwriter hat 11 neue Stücke mit arrangiert und in den tieferen Geschichten den Geist südstaatlicher Erzählkunst wiederbelebt. Grandioses Musikkino ist insbesondere die Akustikballade “Born To Do”, bei der sich Dylan und Springsteen “treffen”. In diesen Kontext gehören großartige, ältere Titel, wie z. B. “Broken Windows Serenade” und “Stone”, die in ihrer gesamten Brillanz selbst berühmtere Meister des Genres begeistern müssen.

Wer “Whomp Whack Thunder” als donnernde, geniale Aufmischung althergebrachter Southern Rock Strukturen versteht, ist sicher nahe dran am alternativen Outlaw Image der Scheibe. Bisher noch nicht erwähnt sind dabei “Eminem”-artige Rap-Power Vocals vor riesiger Gitarrenwand in “Icarus”, sowie “ZZ Top”-Texas Boogie Blues Rock vom Feinsten bei “Break These Chains”. Zeitgemäße Black Crowes und Lynyrd Skynyrd Variationen bilden in “Rock N Roll” bzw. “Ramblin’ Jones” die gebührende Verneigung vor weiterer Urgesteinmentalität, vielleicht aber nur als Weckruf einer neuen Stilrichtung – und die heißt Whiskey Myers.

Moderner US-Südstaaten-Rock hat in den letzten Jahren wieder an Vielseitigkeit und spannenden Neuerscheinungen und damit an Bedeutung gewonnen. Zu den Hauptakteuren dieser genreübergreifenden Musikrichtung gehören Whiskey Myers nicht erst seit dem neuen Longplayer “Whomp Wack Thunder”. Das Album prägt jedoch den unkonventionellen Outlaw Southern Rock in originär meisterlicher Art und verbindet als Meilenstein Tradition und Zukunft eines wiedererwachten rowdy Rock ’n‘ Roll.

Wiggy Thump Records (2025)
Stil: Southern Rock, Country

Tracks:
01. Time Bomb
02. Tailspin
03. I Got To Move
04. Rowdy Days
05. Icarus
06. Midnight Woman
07. Break These Chains
08. Born To Do
09. Rock N Roll
10. Ramblin’ Jones
11. Monsters

Whiskey Myers
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V2 Promotion

Amanda Shires – Nobody’s Girl – CD-Review

Review: Michael Segets

2025 haben sich einige Grandes Dames der amerikanischen Songwriterinnen-Gilde mit neuen Werken zu Wort gemeldet. Amanda Shires reiht sich nun mit ihrem achten Soloalbum „Nobody’s Girl“ in die Liste ein.

Auf ihrem letzten Longplayer „Take It Like A Man“ (2022) begeisterte mich vor allem „Hawk For The Dove“ für das der Terminus Southern Gothic herangezogen wurde. Auf der neuen Scheibe finden sich keine so expressiven Geigenintermezzi wie auf diesem Stück. Lediglich bei „Can’t Hold Your Breath“ klingen solche Violinen-Parts an. Einen dunklen Gothic-Touch entwickelt „Lose It For A While“ in der zweiten Hälfte nach einem erstklassigen akustischen Einstieg. Das fünfminütige Opus ist einer der Songs, in die man hineingezogen wird. Dies gelingt auch bei Titeln wie „Living“ oder „Lately“, bei denen Shires eine besondere Zerbrechlichkeit in ihre Stimme legt. Hier wird eine übermäßige Süße vermieden, während an manch anderen Stellen einzelne Beiträge eher zahm wirken („A Way It Goes“, „Streetlights And Stars“).

Die Kombination von minimalistisch oder opulent instrumentierten Passagen zeichnen Titel wie „Not Feel Anything“ aus. Dass bei Shires die Violine eine zentrale Rolle spielt, ist selbstverständlich, aber auch das Klavier ist auf einigen Stücken präsent. Auf „Friend Zone“ ergänzen sich beide Instrumente quasi gleichberechtig.

Neben einigen gefühlvollen Balladen gefallen mir die Stücke, bei denen Shires die Zügel loslässt, am besten. Dazu gehört vor allem „Piece Of Mind“. Hier blitzt eine rockige Facette auf, die ihr sehr gut steht. Mittig auf dem Longplayer platziert, rüttelt sie die Hörenden gehörig auf. Darüber hinaus findet sich mit „Strange Dreams“ noch eine weitere Uptempo-Nummer, die zwar nicht die Kraft wie das zuvor genannte Stück entfaltet, dennoch die Dynamik des Albums belebt.

Seit Shires mit zehn Jahren eine Geige von ihrem Vater geschenkt bekam, die er in einem Pfandhaus erwarb, ist sie der Musik verfallen. Als sie Bobbie Nelson auf der Bühne sah, erkannte sie, dass auch Frauen im Musikbusiness ihren Weg gehen können. Vor ihrem aktuellen Album veröffentlichte sie „Loving You“ (2023) mit der Schwester von Willie Nelson und erfüllte sich so einen lang gehegten Wunsch. Neben ihrer Solo-Karriere war sie mit The Highwomen erfolgreich und gewann als Bandmitglied von The 400 Unit einen Grammy mit Jason Isbells „The Nashville Sound“.

2013 schloss sie eine Ehe mit Isbell, die in diesem Jahr nach längeren rechtlichen Auseinandersetzungen geschieden wurde. Dass es in der Beziehung kriselte konnte man schon auf ihrem siebten Album zwischen den Zeilen heraushören. „Nobody’s Girl“ ist deutlich von dieser Lebensphase geprägt, auch wenn Shires betont, dass sie keine Scheidungs-Platte aufnehmen wollte. So feiern die Texte nicht eine vermeintlich zurückgewonnene Freiheit, sondern werfen einen Blick zurück und einen Blick in die Zukunft. Veränderungen der Lebensumstände erfordern eine Neuorientierung, die Kraft kostet und erfordert. Diese Kraft beschwört Shires in ihren Texten.

Musikalisch knüpft „Nobody’s Girl“ an die bisherigen Werke von Amanda Shires an. Gefühlvolle Balladen, die diesmal deutlich mit dem Wechsel reduzierter und voller Instrumentierung spielen, prägen das Album. Einzelne Titel, die dunkler ausfallen, sowie der Ausflug in rockige Gefilde, stechen dabei heraus. Gerade mit diesen Songs habt sie sich von anderen Songwriterinnen und Sängerinnen im Americana-Bereich ab.

ATO Records/PIAS – Rough Trade (2025)
Stil: Americana

Tracks:
01. Intro – Invocation
02. A Way It Goes
03. Maybe I
04. The Details
05. Living
06. Lose It For A While
07. Piece Of Mind
08. Streetlights And Stars
09. Lately
10. Friend Zone
11. Strange Dreams
12. Can’t Hold Your Breath
13. Not Feeling Anything

Amanda Shires
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Pias/Rough Trade
Oktober Promotion

Colin James – 19.09.2025 – Ratinger Hof, Düsseldorf – Konzertbericht

An einem der vermutlich letzten und warmen Spätsommerabende hieß das Stichwort für mich ‚Premiere‘. Zum einen wurde mir erstmalig beim Parken das schöne Panorama und bunte Treiben um die Rheinterrassen in Düsseldorf so richtig bewusst, dann gab es eine neue Zusammenarbeit mit dem belgischen Fotografen Fer Vanreyten (der den etatmäßigen Kollegen Mangold spontan ersetzte), eine bisher unbesuchte Location mit dem Ratinger Hof, in Verbindung mit dem concertteam NRW (danke für die unkomplizierte Akkreditierung!), als auch mit dem Protagonisten, den bis dato noch nie live erlebten Colin James. 

Der Ratinger Hof, mitten in der Düsseldorfer Altstadt gelegen, erinnerte mich mit seinem schlauchförmigen, erhöht gelegenen Thekenbereich und dem vertieften Publikumssektor- sowie der quasi ebenerdigen Bühne an das Luxor in Köln, nur irgendwie ‚alles in Schön‘.

Fotograf Fer Vanreyten konnte einem aufgrund der dunkelkammerähnlichen Bedingungen (dominantes Rot- und Weißlicht) und der beengten Verhältnisse vor und auf der Bühne leid tun, nicht die besten Voraussetzungen für einen Knipser um gute Bilder zu schießen.

Kommen wir zu dem aus Vancouver, Kanada stammenden Protagonisten Colin James, der trotz seiner beeindruckenden Vita (er ist mittlerweile 35 Jahre im Business tätig, hat mit unzähligen Größen zusammen performt und schon 21 Alben herausgebracht), für viele Musikfans hierzulande, wie auch letztendlich für mich, eher mit Insiderstatus bedacht ist.

Ich besitze nur zwei CDs von ihm, die beide in ihrer Art musikalisch ziemlich konträr erscheinen und lange auseinander liegen. Zum einen, das schon 25 Jahre alte „Fuse“, damals noch unter der Regie des mittlerweile verstorbenen Joe Hardy (ZZ Top) und Warner Brothers-Major-Fahne, ein soul-poppiges, als auch rockiges Werk (Lenny Kravitz lässt grüßen), demnach sehr kommerziell ausgerichtet, und die 2018er Scheibe „Miles To Go“ mit klassischem Blues-/Blues Rock, die auch hier besprochen ist. Mein Bauchgefühl sagte mir trotzdem, da muss ich in jedem Fall hin!

Allein schon das tolle Line-up nebst James in der Vorankündigung, mit der illustren Rhytmussektion, bestehend aus dem umtriebigen Tour-Drummer Geoff Hicks und dem Multiinstrumentalisten Steve Marriner (bass, harmonica, bgv), ein Kerl mit der Statur eines kanadischen Holzfällers, als auch dem talentierten ‚Nachwuchs‘-Gitarristen, Chris Caddell, der uns bereits durch seine Mitwirkung bei Sass Jordan Konzerten bestens bekannt ist, erzeugten eine ungemeine Vorfreude.

Die knapp 100-120 Leute, die sich letztendlich zum einzigen Deutschland-Gig im Ratinger Hof eingefunden hatten, sollten ihr Kommen dann auch wahrlich nicht bereuen. Die äußerst sympathische Combo ließ es beim Instrumentalintro (Bassist Marriner plusterte parallel in seine an einem Mikroständer installierte Harp – da soll noch jemand behaupten, Männer wären nicht multi-tasking-fähig!) direkt ZZ Top-mäßig knarzen und krachen.

Colin James war natürlich auf dem engen Terrain nicht nur zentral positioniert, sondern als Leader auch eindeutig musikalisch der ‚Herr im Hause‘. Er begeisterte durch eine klasse Stimme, unzählige fulminante E-Gitarrensoli (auf unterschiedlichsten Modellen), variable Spielarten (konventionell, Slide, Twin) und seine sympathische, kommunikative, humorvolle und mitnehmende Art, aber auch seine generöse Art, sein Kollektiv mit einzubinden (auch wenn, besonders Caddell, seine Klasse hier nur partiell andeuten konnte).

An Songs wurde ein bunter Reigen durch James‘ lange Karriere geboten (‚mein‘ Fuse-Album wurde allerdings komplett Außen vor gelassen), bei dem klassisch- und texanisch geprägter Blues Rock („Man’s Gotta Be Stone“) eindeutig den Schwerpunkt bildeten, aber auch einige slowbluesige (u. a. „Bad Habbit“, „Whyd You Lie“, That’s Why I’m Crying“ ) und mainstreamigere Tracks (u. a. der Ohrwurm „Crystal Ball“, der Hit „Five Long Years“ und das herrliche „Freedom“ samt Publikumsinteraktion) zum Tragen kamen.

Unglaublich wie das Quartett den Fleetwood Mac-Klassiker „Oh Well“ mit einer furiosen Version, regelrecht ins Statisten-Dasein beförderte. Was für eine brachiale E-Gitarrenwucht, die einem da entgegen schlug!

Mit dem erneut ZZ Top-umwobenen „Keep On Loving Me Baby“ (samt eines integrierten „Fever“-Intermezzos“) wurde die geplante Setlist launig beendet, die zwei Zugaben „Into the Mystic“ (Van Morrison) und dem Schunkler „Ain’t You Can Do“ (dezentes Bryan Adams-Flair) bildeten die logischen, lautstark eingeforderten Zugaben zum endgültigen Abschluss.

Ein toller Abend mit Colin James und seiner starken Mannschaft, der bei mir in meinem langen Konzertleben sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Und schön, dass ich mich noch immer auf mein Bauchgefühl verlassen kann…

Line-up:
Colin James (lead vocals, guitars)
Chris Caddell (guitars, bgv)
Steve Marriner (bass, harmonica, bgv)
Geoff Hicks (drums)

Bilder: Fer Vanreyten
Text: Daniel Daus

Colin James
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concertteam NRW
Ratinger Hof, Düsseldorf
Fer Vanreyten Photography