Kevin Fowler – How Country Are Ya? – CD-Review

Der Albumtitel „How Country Are Ya?“ verrät es schon. Hier geht’s um echte Countrymusic – authentisch, ehrlich, knackig, jung, ungemein frisch, vollgepackt mit herausragendem Songmaterial! Kevin Fowlers 7. Studioalbum serviert eine richtig „pfiffige“, jede Menge blendende Laune verbreitende, von tollen Musikern in Szene gesetzte Texas Traditional Country-Show vom Feinsten.

Auf den Punkt bringt es direkt das Alter-Ego von Texas Musik-Kumpel Granger Smith, Earl Dibbles jr., beim Intro. “This ain’t some old tard sitting on the front porch with your grandpa drinking unsweetened sweet tea kinda music. It’s Kevin Fowler, Y’ALL! It’s country that’s rockin’. The kinda music that makes you crack a cold one and put a good dip in. You see, it’s beer drinkin’, hell raisin’, even lovin’ up on country girl kinda music. Yup, he’s got it all.”

Es folgt auf dem Fuße der launige, großartige Titelsong des Albums (rockiger, purer Country-Rhythmus, wiehernde Fiddle, Mandolinen-Tupfer, tolles E-Gitarren-Picking), der Ende letzten Jahres prompt auch Platz 1 der Texas Music Charts eroberte. Das folgende „Guns And Guitars“ lässt kein Zweifel daran, wie in Texas die Uhren ticken. Tolle, knackige Uptempo Country-Nummer, die Fowler zusammen mit seinem Freund Cody Johnson komponiert hat, der nicht nur bei diesem Song mit von der Partie ist, sondern auch als Solist gerade in Texas, im übrigen völlig zu Recht (macht tollen Country), mächtig für Furore sorgt.

Der erste etwas mainstreamigere, Steelguitar-durchtränkte Track „Before Somebody Gets Hurt“ besticht durch seine schöne Melodie und die bezaubernden Co-Vocals von Amy Rankin (von den Rankin Twins). Ganz starken, gitarrenbetonten Red Dirt-Countryrock bietet „The Weekend“. Mit John Carroll und David Grissom hat Kevin Fowler zwei absolute Paradegitarristen dafür mit an Bord. Songs wie „If I Could Make A Livin’ Drinkin’“, „Love Song“ oder „Beer Me“ verbreiten mit ihren humorvollen Texten, dem tanzbaren musikalischen Honky Tonk-Drive (zuweilen sogar mit einem Hauch von Bakersfield-Anleihen) einfach nur gute Laune und dürften in entsprechender Trinkatmosphäre für reichlich Stimmung bei Fowlers Konzerten sorgen.

Die ruhigere Schiene bedient Kevin dann mit dem autobiografischen „Panhandle Poorboy“, der Marshall Tucker-umwehten (mit reichlich Steel) Countryballade „Habit I Can’t Break“ oder „Whiskey And I“ (Fiddle, Steel, dezente Mandoline). Dass Fowler seine Songs auch immer mit einem kleinen Augenzwinkern sowie einer gewisser Selbstironie kreiert, beweist das verrückte Tex-Mex-Lied „Borracho Grande“ (Übersetzung. Großer Trunkenbold), das dank der Gastmusiker Maz Baca und den Los Texmaniacs samt Mariachi-Trompeten und Akkordeon den passenden Rahmen verliehen bekommt. Ein herrlich durchgeknallter Track!

Eine kleine Kostprobe ihres Könnens dürfen dann seine Tourbegleitmusiker in Form des Instrumentals „Mousturdonus“ abliefern. Hier geben sich die country-typischen Instrumente mit aufeinanderfolgenden Soli die Klinke in die Hand. So launig wie schon der Beginn endet das Album mit dem lustigen „Chicken Wing“, wo sich Kevin und Davin James zu Akustkslide-Klängen textlich die Bälle zuspielen und sich gegenseitig aufs Korn nehmen. Bei allem Klamauk hier, trotzdem ein klasse gespielter und von beiden toll gesprochen und gesungenes Lied.

Insgesamt ein prall gefülltes Album und einer Spielwiese vor allem für Leute, die es gerne zwar knackig mögen, dabei aber auf absolut trditionelle Wurzeln stehen. Herrlich dazu auch die passende, ländliche und klischeebehaftete Covergestaltung der Dodd-Sisters. Kevin Fowler mit einer absoluten Bravourleistung! Der Mann aus Amarillo/Texas zeigt eindrucksvoll, wie man zündenden Texas-Country, New Country und Honky Tonk heute spielt. Macht das Laune! Bärenstarke Vorstellung! Jetzt heißt es nur noch. Wie viel Country steckt in Euch?

Kevin Fowler Records (2014)
Stil: Country

01. Intro
02. How Country Are Ya?
03. Guitars And Guns
04. Before Somebody Gets Hurt
05. The Weekend
06. If I Could Make A Livin‘ Drinkin‘
07. Panhandle Poorboy
08. Borracho Grande
09. Love Song
10. Habit I Can’t Break
11. The Girls I Go With
12. Beer Me
13. Mousturdonus
14. Whiskey And I
15. Chicken Wing

Kevin Fowler
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Tommy Gallagher Band – Always Something – CD-Review

Flockiger, lockerer, herrlich melodiöser, erfrischender, Red Dirt -Countryrock vom Allerfeinsten! Die Tommy Gallagher Band, oder kurz TGB genannt, stammt aus Amarillo/Texas und wurde 2004 gegründet. Ihr Band-Leader Tommy Gallagher ist ein Enkel der Honky Tonk-Legende Tommy Allan und somit musikalisch einmal mehr vorgeprägt (er fuhr bereits als kleiner Junge mit im Tourbus des Opas). Das sich allseits größter Beliebtheit erfreuende und hoch geschätzte Smith Entertainment Label nahm den hochtalentierten Gallagher in weiser Voraussicht unter seine Fittiche und veröffentlichte jetzt sein neue Album „Always Something“.

Schlichtweg eine tolle CD! Ähnlich wie bei Gallaghers Kollegen Bo Cox wurden auch hier fast die gleichen, exzellenten Rahmenbedingungen (Mike McClure – Produzent; Travis Linville – Engineering. Joe Hardy – Mastering; dazu noch Lloyd Maines mit seinem fantastischen Pedal Steel-Spiel und Jeremy Watkins an der Fiddle als Gastmusiker) für das zehn erstklassige Songs umfassende Album geschaffen, die alle von Tommy komponiert wurden. Das eröffnende flockige, sehr melodische Titelstück „Always Something“ (lockerer Akustik-/E-Gitarrenrhythmus, dezente „beatlesque“ Note, schönes E-Gitarren-Solo) schickt sich bereits an, die texanischen Music Charts im Sturm zu erobern.

Beim folgenden, ebenfalls vom einem herrlich locker leichten Groove durchzogenen „Smile“ setzt „Steel-Ikone“ Lloyd Maines an seinem Parade-Instrument mit wunderbaren Melodienlinien erste Akzente, wobei auch der vortrefflich agierende Lead Gitarrist Dustin Garrett bei einem kurzen Schlagabtausch durchaus Paroli zu bieten weiß. Das ist zeitloser, traumhafter Countryrock auf ganz hohem Niveau, der unweigerlich ein Lächeln ins Gesicht eines jeden Genre-Liebhabers zaubern wird. Auch bei den sich anschließenden, prächtigen „What Goes Around“ (flott gespielt, lässig, klasse Baritone Gitarre, basierend auf einem stark an die goldenen Tage der Eagles erinnernden, lockeren „Take it easy“-Groove) und dem eingängigen „Here Tonight“ (feine Twin-Gitarren, klasse E-Gitarren-Solo) kommen einem unweigerlich Vergleichsgrößen wie die Eli Young Band, No Justice, The Great Divide, The Mike McClure Band oder die Cody Gill Band in den Sinn, wobei es bei der TGB vielleicht ein klein wenig countrylastiger zur Sache geht.

Klasse Überraschungsmomente, bzw. „Farbtupfer“ des Albums bieten „Got It Made“ und das hoch interessante „Have A Ball“. Erstgenannter Song weiß mit furios abgehendem, sich fast in Rockabilly-Sphären bewegendem Retro-Uptempo-Rock zu überzeugen, während die zweitgenannte Nummer im Gesangsteil gar etwas rotzig punkige Züge aufweist (trotzdem sehr melodiebewusst), durch eine glänzend eingefügte, sehr bluesig rockende Phase mit lang gezogen gespielten E-Gitarrenlinien dann jäh unterbrochen wird, um letztendlich im Stile des Beginns wieder „weiterzupoltern“. Hört sich „abgefahren“, aber sehr stark an an und passt trotzdem ganz hervorragend in das Gesamtkonzept des Werkes. Ein klares Highlight dieses durchgehend hervorragenden Silberlings.

Nach diesen zwei im Gesamtkontext recht ungewöhnlichen Ausflügen, kehren Gallagher und seine Mannen wieder zu ihrer Synthese aus flockigem Red Dirt und melodiebewusstem Countryrock zurück und reihen bis zum Ende einen Ohrwurm an den anderen. In dieser Phase bringen sich Lloyd Maines und vor allem Fiddler Jeremy Watkins immer wieder bestens ein, so dass auch Freunde der Randy Rogers Band großen Gefallen an Gallaghers toller Musik finden werden. „Dream“ (ein klasse Countryschwofer mit viel Steel- und E-Gitarre, „Without You“ (wohl mit eine der am schönsten gesungenen Liebeserklärungen, die die Red Dirt-Szene bisher erlebt hat – wunderbar „schmalzig“, trotzdem mit zwei starken, würzigen E-Gitarren-Soli), „Your Gone“ (flockiger Red Dirt mit sägender Fiddle) und „Lovin‘ What I Do“ (an der Schnittstelle zum New Country Marke Blake Shelton, mit trauriger Fiddle), beweisen allesamt Gallaghers Talent, äußerst melodische Songstrukturen außergewöhnlich instrumentiert darzubieten.

Seine angenehme Stimme (Pat Green-Flair) passt sich dem Charakter seiner Songs auf wohlwollende Weise an. Aufgrund der eingängigen Melodien und einer bereits jetzt schon vorhandenen „Nashville-Kompatibilität“ (und dies ist ganz und gar nicht abwertend gemeint) dürften Tommy Gallagher und seine Band mit „Always Something“ vielleicht bereits jetzt schon den Grundstein dafür gelegt haben, Interpreten wie der Eli Young Band, Randy Rogers Band, Wade Bowen oder Pat Green irgendwann in naher Zukunft in den Major-Sektor zu folgen. Wer weiß, zu gönnen wäre es ihnen. Aber egal, das wichtigste ist, sie bleiben sich selbst treu, lassen sich nicht verbiegen und machen weiterhin solch wunderbare Musik. „Always something“ jedenfalls beinhaltet hochkarätigen, leichtfüßigen, radiotauglichen, zeitlos schönen, exzellent umgesetzten Red Dirt-Countryrock ohne Fehl und Tadel. Einfach toll vom ersten bis zum letzten Stück!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Always Something
02. Smile
03. What Goes Around
04. Here Tonight
05. Got It Made
06. Have A Ball
07. Dream
08. Without You
09. You’re Gone
10. Lovin What I Do

Tommy Gallagher Band
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Cody Gill Band – King Of Your Hometown – CD-Review

Die „Red Dirt“-Countryrock-Jungs der Cody Gill Band aus Stephenville/Texas hatten uns ja mit ihrem hervorragenden Debüt „Boxcars“ vor geraumer Zeit zu Begeisterungsstürmen hingerissen, jetzt legen sie mit „King Of Your Hometown“ nach. Um es vorwegzunehmen, auch diesmal ist ihnen wieder ein ganz hervorragendes Werk gelungen. Die jungen Burschen scheinen eine gehörige Portion Selbstbewusstsein mitzubringen.

Hatte man beim Debüt noch richtigerweise das Unterfangen in erfahrene Hände vergeben (so wurde es von „Mr. Red Dirt“ persönlich, Mike McClure, produziert und von teilweise etablierten Musikern wie Lloyd Maines und Riley Osborne begleitet), so hat man das Projekt diesmal fast im Alleingang (inkl. der Produktion) durchgezogen. Beim Szene-Label „Smith Entertainment“ scheint man schon jetzt blindes Vertrauen in die Jungs zu setzen, was sich in der Nachbetrachtung dieses starken Albums auch eindeutig als richtig erweist.

Die Cody Gill Band spielt wunderbar melodischen, lockeren, erfrischenden, das typische „Red Dirt“-Flair beinhaltenden, aber sicher auch die Fraktion alter Eagles- oder Poco-Klänge in Verzückung bringenden Americana/Countryrock/-pop, der hin und wieder mal von einer feinen Southern-Brise durchzogen wird. Die Eli Young Band, Wade Bowen, Rich O’Toole, No Justice & Co. kommen als Vergleichsgrössen in Betracht. Marginale Änderungen gab es in der Bandbesetzung. Ritchie Petronis, der bei einem Stück als Co-Writer fungierte, wurde gegen Jarrod Baker am Schlagzeug ausgetauscht. Ansonsten wurde, wie gehabt, das nahezu komplette Songrepertoire wieder selbst komponiert.

Lediglich zwei Stücke, u.a. das abschließende und recht trocken abgehende „Movin’ On“ (klasse Southern Rock-Flair, erinnert an eine Mischung aus Cross Canadian Ragweed und The Great Divide), welches vom der Band sehr nahe stehenden Marshall Owens geschrieben wurde, sind Fremd-Kompositionen. Im Vergleich zum Vorgänger wurde der Einstieg diesmal besonders melodisch gehalten. Mit „Consider“, „Threw Me Away“ (Songwriter Jeremy Harlow) und dem fantastischen Titelstück „King Of Your Hometown“ gibt es zum Auftakt gleich drei absolute Ohrwürmer am Stück, wobei letztgenanntes Lied, das dürfte jetzt schon sicher sein, sich zu einem Dauerbrenner in den Texas Music Charts entwickeln wird. Einfach herrlich, dieser Song. Mit dieser Nummer im CD-Player des Autos ist man im kommenden Sommer ganz sicher der „König seiner Heimatstadt“!

Das sich die Burschen immer wieder gerne zu Ausflügen Richtung Southern Rock hinreißen lassen, hatten sie auf „Boxcars“ bereits zur Genüge dargelegt. Hier liefern sie bei „Crazy“ die erste Kostprobe ab. Ein Skynyrd-typisches E-Gitarren-Führungsriff (der emsige Gitarrist Zack Hooper, eigentlich aus der Jazz-Szene entstammend, beherrscht auch das große Southern Rock-Einmaleins), Kuhglocken-Drums und pumpender Bass des wieder sehr auffällig agierenden Caleb Hooper zeigen, dass der Vierer es auch in diesem Genre drauf hat. Cody Gill erinnert von der Stimme her immer wieder etwas an seinen Mentor Mike McClure. „18 In Mexico“ kommt so ähnlich wie die „Red Dirt“-Variante von Tim McGraws „Seventeen“ daher und geht wunderbar „fluffig“ ins Ohr.

„Heart In The Middle“ umschmeichelt erneut den melodiesüchtigen Hörer mit einem fast schon an einstige, goldene Seventies Countryrock-Tage aufkeimenden Retroflair, natürlich auf bestehender „Red Dirt“-Grundlage. „Crumble“ wurde dagegen sehr atmosphärisch von Cody Gill in Szene gesetzt. Zu Donnergrollen und Regengüssen im Hintergrund pendelt das Stück zwischen balladesker Strophe und powerndem Refrain, abgerundet durch ein starkes E-Gitarren-Solo. Mit dem flotten und sehr peppigen „Roadsigns“ gibt es den zweiten Abstecher in Southern Rock-Gefilde. Der sich gut einführende Jarrod Baker setzt mit fettem Drumming Akzente, eine herrliche Rhythmik und ein typisches Gitarrensolo wird die Fans dieser Musikrichtung zweifellos sehr erfreuen. Das von Cody Gill komponierte „Jack Of Hearts“ weist schön rootsige Züge auf (Richtung Neal Casal). Gill wir hier von der wunderbare Harmonies beisteuernden Stacey Sliger vokal unterstützt.

Fazit:  Die Cody Gill Band hat mit ihrem zweiten Werk „King Of Your Hometown“ ihren Status als eine rasant Richtung Spitze stürmende Red Dirt-Band noch einmal gefestigt. Die Truppe ist sehr gut aufgestellt und besitzt vom Talent her eindeutig das Zeug, Interpreten wie der Randy Rogers Band, Pat Green, Wade Bowen, der Eli Young Band und Cross Canadian Ragweed ins überregionale Majorlabel-Lager zu folgen. Cody Gill und seine Mannen stehen aus unserer Sicht kurz vor dem großen Durchbruch! Klasse!

Smith Entertainment (2009)
Stil:  Red Dirt

01. Consider
02. Threw Me Away
03. King Of Your Hometown
04. Crazy
05. Special
06. 18 In Mexico
07. Heart In The Middle
08. Crumble
09. Roadsigns
10. Jack Of Hearts
11. Movin‘ On

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Cody Gill Band – Boxcars – CD-Review

Tolles Debüt einer weiteren, ganz hervorragenden, jungen „Red Dirt“-Band aus Stephenville/Texas, produziert von Mike McClure in den berühmten Cedar Creek Studios in Austin! Herrliche, rootsige Red Dirt-/Americana-/Countryrock-Musik, durchzogen von wunderbaren Melodien, locker, knackig, staubig, nie hektisch, erdig, würzig, angeraut, und sich doch so flüssig und geschmeidig ihren unaufhaltsamen Weg in unsere solch wunderbare Klänge begeisternd aufnehmenden Ohren bahnend!

Ja, dieser Mike McClure, eine der zentralen Figuren der „Red Dirt“-Bewegung, hat sich in den letzten Jahren mit viel Gespür, neben seiner erfolgreichen Tätigkeit mit The Great Divide und der Mike McClure Band, einen großen Namen als Förderer und Produzent für die vielen großartigen, jungen Talente der Szene gemacht. Cross Canadian Ragweed, und aus der jüngeren Vergangenheit Darren Kozelsky und die Tyler McCumber Band sind nur einige der grandiosen Acts, die er produktionstechnisch betreut. Und in diese Reihe kann sich die Cody Gill Band mit Glanz und Glorie einreihen, denn sie bewegen sich kompetent und selbstbewusst, neben den bereits erwähnten Kollegen, im Fahrwasser solcher Bands wie Wade Bowen, Buster Jiggs, Micky & The Motorcars, der Eli Young Band, Stoney LaRue und vor allem eben der Mike McClure Band, ohne dabei jedoch wie eine „hausbackene“ Kopie zu klingen.

Im Gegenteil, das Potenzial dieser Truppe scheint immens hoch zu sein! Bandleader Cody Gill (Lead Vocals, Rhythm Guitar) hatte nach längerem Suchen mit Richie Petronis (Drums) und den Hooper-Brüdern Caleb (Bass, Harmony Vocals) und Zack (Lead Guitar) irgendwannm endlich die für ihn als Frontmann richtige Formation gefunden. Aus zunächst sporadischen Gigs wurde sehr schnell eine feste lokale Live-Größe, und so war ihr CD-Debüt nun die längst fällige, logische Konsequenz. Das prachtvolle Werk beinhaltet 13 Songs, von denen zwölf selbst komponiert sind, eins von dem befreundeten Musiker Cary Swinney.

Auffällig, dass sämtliche Stücke immer nur von einer Person allein kreiert wurden, sich alle Musiker aber mindestens einmal eingebracht haben, wobei den Löwenanteil natürlich von Cody geschrieben wurde. Zur musikalischen Umsetzung stellte McClure, neben sich selbst (Guitars, Piano), noch vier weitere exzellente, sehr namhafte Ergänzungsmusiker zur Seite (die texanische Steeguitar-Legende Lloyd Maines, Tastenkünstler Rylie Osborne, Backgroundsängerin Amanda Brown und Harmonikaspieler Jake Akins), die hervorragend mit dem Sound des Quartetts harmonieren.

Vom eröffnenden locker, flockig aber knackig und würzig dahingroovenden, traumhaft melodischen „Repeat“ mit seinem markantem E-Riff und den herrlichen Lead Gitarren-Linien bis zum abschließenden, southern-rockigen „Buckle Bunny“ (mit dezentem „Gimme Three Steps“-Skynyrd-Flair) werden alle Register der „Red-Dirt“-/Roots-/Countryrock-Schiene gezogen. Markant dabei Gills großartige, angeraute, aber überaus angenehme Stimme, die der von Mike McClure zum Teil frappierend ähnelt (man könnte fast meinen, die beiden seien Brüder – im Sinne der musikalischen Seelenverwandschaft sind sie das ja auch…)! Zack Hoopers E-Gitarren-Riffs und -Soli (in jedem Lied) weisen einige Parallelen zur Eli Young Band auf.

Einzelne Stücke herauszuheben fällt sehr schwer, weil es keinen einzigen Aussetzer gibt und ein durchgehend hoher Level gefahren wird. Nicht zuletzt auch ein Verdienst der bereits erwähnten Gastmusiker, die mit ihrem exzellenten Können glänzende Akzente setzen. Akins brilliert bei „Can’t Let Her Go“, einem Stück, das an eine Mischung aus Randy Rogers Band und The Marshall Tucker Band erinnert, mit quäkigen Harp-Einlagen, Maines hat bei der tollen Country-/Countryrock-Nummern „Beacon In The Night“ (fast wie eine texanische Antwort auf „Tequila Sunrise“ von den Eagles) und „Drink Tonight“ am Dobro und an der Steel Gitarre seine filigranen Auftritte, Osborne verleiht dem rockigen „Love Is Never Caged“ mit fulminantem Orgel-Spiel ordentlich Volumen, während Amanda Brown bei diversen Tracks mit vornehmer Zurückhaltung punktgenau mit Gills Gesang harmoniert. Erwähnenswert auch das fette und oftmals gut heraushörbare Bass-Spiel von Caleb Hooper. Der bullig und ehrgeizig wirkende Bandleader Cody Gill erweist sich nicht nur äußerlich (sieht fast aus wie eine Kreuzung aus Randy Rogers und Stoney LaRue) als Energiebündel.

Fazit: Die äußerst talentierte Cody Gill Band liefert mit ihrem Debüt „Boxcars“ erdige, rootsige und staubige „Red Dirt“-/Americana-/Countryrock-Mucke von höchster Qualität ab, wie sie in ihrer Melodik, Eingängigkeit und Faszination eben nur im Raum Texas/Oklahoma zu finden ist. Das nächste „ganz heiße Eisen“ der Szene! Einfach klasse! Weiter so, Jungs!

Smith Music Group (2007)
Stil: Red Dirt

01. Retreat
02. Gone
03. Can’t Let Her Go
04. Beacon In The Night
05. Home
06. My Place
07. In The Middle
08. Love Is Never Caged
09. Drink Tonight
10. Song For You
11. Take Back
12. Ryan’s Song
13. Buckle Bunny

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Halfway To Hazard – Same – CD-Review

Halfway To Hazard sind ein super-starkes, neues New Country-Duo, das zunächst (im Jahre 2006) die Fans als Support der gigantischen „Soul2Soul“-Tour von Tim McGraw und Faith Hill mit ihren prächtigen Performances (glänzender Gesang, großartiges Gitarrenspiel) begeisterte. Hill und McGraw waren dermaßen angetan von den Beiden, dass es nicht lange dauerte, bis die entsprechenden „Fäden“ gezogen waren. Mittlerweile besitzen sie einen Major-Deal und präsentieren nun mit der gleichnamigen CD ihr Debütalbum – eine bärenstarke, kraftvolle, knackige, „Rock-influenced“ New Country-Scheibe voller Dynamik und Frische, folgerichtig produziert von Tim McGraw und Byron Gallimore.

Sämtlichen bis dato erworbenen Vorschusslorbeeren werden sie nicht nur voll und ganz gerecht, sie übertreffen sie noch! Halfway To Hazard sind David Tolliver und Chad Warrix, zwei langjährige Freunde, die beide aus zwei unterschiedlichen kleinen Nestern in der Umgebung von Hazard, Kentucky stammen. Immer wieder trafen sie sich „auf halbem Weg“ nach Hazard, wenn sie auszogen, dort ihre Freizeit zu verbringen und die vielen Live-Clubs zu besuchen. Seit frühester Jugend waren sie Musik-verrückt und spielten in diversen Bands. Unabhängig voneinander gingen beide Ende der Neunziger nach Nashville, trafen sich dort wieder und begannen gemeinsam durch die örtlichen Country- und Rock-Clubs zu tingeln.

Ihre großartigen Auftrutte erzeugten in der Szene schnell eine erhöhte Aufmerksamkeit – bis sie schließlich für die oben erwähnte „Soul2Soul“-Tour des Superstar-Ehepaares McGraw/Hill verpflichtet wurden. Beide verfügen über hervorragende Stimmen (dennoch übernimmt David zumeist den Lead-Gesang), spielen, wie bereits erwähnt, klasse Gitarre, haben auf ihrer ersten Scheibe (bis auf zwei Ausnahmen) sämtliche Songs mit diversen, arrivierten Co-Autoren (z. B. Bobby Pinson, Anthony Smith, Rivers Rutherford) selbst komponiert und genießen die natürlich major-übliche, prominente Unterstützung der ersten Nashville Studio-Riege (u.a. Tom Bukovac, Dan Dugmore, Greg Morrow, Shannon Forrest, Tony Harrell, Jonathan Yudkin, Glenn Worf). Das Ergebnis ist einfach klasse!

Toller, knackiger New Country mit rockig betonter Note und großartigen Melodien. Los geht’s mit dem furiosen „Countrified“, einer „Hammer-Nummer“ aus der Feder von Jeffrey Steele und Kip Raines, den Steele auch vor geraumer Zeit für sein eigenes Album „Outlaw“ als Opener verwendete. „Wüste“ Slide-Attacken, ein ähnlich rotzfrecher Gesang, so wie ein ordentlich abgehendes, „modernes“, forsches Arrangement messen sich problemlos auf Augenhöhe mit dem starken Steele-Original. Ein Klasse-Auftakt!

Die folgenden Songs verlaufen in den Strophen meist zunächst etwas entspannter, nehmen dann mit dem Refrains, in denen Tolliver und Warrix so richtig aus sich herausgehen, mächtig Fahrt auf. Gespickt sind sie mit vielen kleinen instrumentellen Feinheiten (schöne Steel, würzige E-Gitarre, Orgel, Fiddle), die von den Studiokönnern (überragend E-Gitarrist Tom Bukovac) sehr wirkungsvoll eingebracht werden.

So wird beispielsweise die wunderbare, schwungvolle Single „Daisy“ von einer tollen Banjo-Begleitung geprägt. Aufgrund der Songstrukturen und hohen Stimmvariabilität der beiden Protagonisten assoziiert man im weiteren Verlauf vom Flair her diverse Kollegen, die von Keith Urban (bei „Cold“), über Montgomery Gentry (bei „I’m Tired“), Forty5South (bei „Devil And The Cross“) bis hin zu Billy Ray Cyrus (beim etwas moderater gehaltenen „Die By My Own Hand“) oder auch dem Pep von Sugarland reichen. Southern-Countryrock pur gibt es dann beim herzhaften „Country ‚Til The Day We Die“! Hier fallen spontan Songs wie Jason Aldeans „Hicktown“ oder Chris Cagles „Country By The Grace Of God“ als Vergleichsmuster ein. Dazu gibt es tolle Lead-Vocals, irgendwo in der Mitte zwischen Johnny Van Zant und Jeffrey Steele, die von sogenannten Crowd-Gesängen unterstützt werden.

Skynyrd-mäßig gar das folgende „Got Back Up“, ein starker „Southern-Stampfer“ mit prächtiger E-Gitarre, Orgel und dezenten Fiddle-Einsätzen. Beim emotionalen „Burn It Down“ setzt die glänzend aufgelegte Background-Sängerin Joanna Cotton weitere southern-typische Akzente. Noch eine ganz starke Nummer! Auffallend ist, dass die Jungs auch in ihren Texten zuweilen bemüht sind, sich wohltuend vom großen Teil der Szene abzuheben. Dies gipfelt beispielsweise beim rockigen Country Abschluß-Feger „Welcome to Nashville“ in der schonungslosen Abrechnung mit den Gesetzmäßigkeiten rund um „Music City“, mit denen sie sich allerdings wohl oder übel in Zukunft ebenfalls arrangieren werden müssen.

So kann man den beiden nur wünschen, dass sie, trotz des zu erwartenden Erfolgsdrucks, weiterhin ihren Maximen treu bleiben. Mit den Produzenten Tim McGraw und Byron Gallimore, die die Leine bisher äußerst locker gelassen haben, scheint sich das Paar jedenfalls optimal zu ergänzen. David Tolliver und Chad Warrix, alias Halfway To Hazard, werden ihren Weg gehen, da sind wir sicher! Herzerfrischender, knackiger, satter, angerockter New Country voller großartiger Melodik auf der Höhe der Zeit! Tolles Album! Sehr starke Konkurrenz für die bisher den Ton angebenden Duos wie Brooks & Dunn, Sugarland oder Montgomery Gentry, wie auch für die gesamte Nashville New Country-Klientel im Allgemeinen!

Mercury Records (2007)
Stil: New Country

01. Countrified
02. Taking Me On
03. Cold
04. Daisy
05. I’m Tired
06. Devil And The Cross
07. Die By My Own Hand
08. Country ‘Til The Day We Die
09. Got Back Up
10. Burn It Down
11. Welcome To Nashville

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Tom Hambridge – Bang n’ Roll – CD-Review

Drittes, starkes Soloprojekt des Musikallrounders Tom Hambridge! Dieser Mann ist wirklich ein „Hans Dampf in allen Gassen“. Er spielt Schlagzeug, Gitarre, singt, organisierte Tourbands für Größen wie Chuck Berry oder Bo Diddley, spielte mit Leuten wie Roy Buchanan, den Allman Brothers oder Ringo Starr, arbeitete mit Jonatha Brooke, produzierte für Susan Tedischi („Just Won’t Run“) und unterhält nebenbei seine eigene Band „Tom Hambridge & The Wreckage“! Trotzdem hat bisher alles irgendwie funktioniert, wundert sich der in Nashville geborene, aber auch mit Boston verwurzelte Vollblutrocker manchmal selbst.

„Es gibt Tage, da arbeitete ich morgens mit einem Pop-Musiker in Nashville, um danach an der Session-Arbeit bei Johnny Winter teilzuhaben, flog anschließend nach Boston, trat dort bei einem Festival auf, um nach der Rückkehr noch nachts Johnny Winters Tracks abzumischen“. Klingt schon ein wenig verrückt! Sein neues Werk ist ein durch und durch routiniertes (im positiven Sinne), fetziges, Energie geladenes Rootsrock-/Rock’n Roll-/ Bluesrock-Album geworden, das von seiner absolut glaubwürdigen und gekonnten Darbietung lebt. Es geht immer geradeaus.

Handgemachter, ehrlicher Rock’n Roll voller Roots- und Blues-Einflüsse! Dafür sorgen erfahrene Musiker wie Mike Welch, Kevin Barry, Duke Levine oder Sal Baglio, Urgesteine in der Boston-Szene, Delbert McClinton (Harmonika beim düsteren Blues „Cut My Way Back“) oder Songwriter und Gitarrist Al Anderson, klingende Namen in Nashville. Highlights sind sicher die Stücke, wenn zum mit ordentlicher Gitarrenpower angetriebenen Rock mittels Honkytonk-Piano noch eine gehörige Portion Boogie verabreicht wird. Zum Beispiel „Live With It“ mit seinen Stones-like Riffs, „Wrong Side Of The Tracks“, ein abgehender Rock’N Roll-Heuler in bestem NRBQ-/Rockpile-Stil oder „Get Off“, das mit seinem fetten 3 Gitarren Line-up (tolles Solo), gar den Georgia Satellites das Fürchten lehren könnte.

Hier und da erhebt sich aus dem rhythmischen Teppich, den Hambridge in Form von knackigen Drums auslegt, ein Skynyrd-ähnliches Solo. Schön auch die melodischen Songs wie „The Best Thing I Never Had“, „She Still Lives Here“, oder die mit Bill Lloyd (Foster & Lloyd) geschriebene Country-/Rootsrock-Nummer „Crashing down“. Naturgemäß traurig ist der George Harrison gewidmete Blues „Autumn Leaves“. Mit „Bang n’ Roll“ hat Tom Hambridge das Genre sicher nicht neu erfunden, hat ihm aber ohne Zweifel ein weiteres interessantes Kapitel hinzugefügt. Es rockt knallig drauflos und macht einfach Laune! Der Titel paßt schon, das ist bester „Bang n‘ Roll“!

Mercury Records (2004)
Stil: Rock

01. Some Things Never Change
02. Milk And Honey
03. Live With It
04. Best Thing I Never Had
05. Wrong Side Of The Tracks
06. Cut Way Back
07. She Still Lives Here
08. Pot Licker
09. Sarah
10. Autumn Leaves
11. Crashing Down
12. Get Off
13. Kingdom Come

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Phil Hamilton – Renegade Rock’N’Roll – CD-Review

Nach seinem großartigen Debüt von 2010 im Verbund mit den Back Road Drifters legt Phil Hamilton nun mit „Renegade Rock N Roll“ nach. Der aus Forth Worth/Texas stammende Singer/Songwriter hat sich jedoch entschlossen, demnächst nur noch unter eigenem Namen zu firmieren, was aber der Qualität und Homogenität seiner großartigen, von viel Outlaw- und Southern-Mentalität geprägten Red Dirt-Roots-/Americana-/Countryrock-Musik überhaupt nicht geschadet hat. Ganz im Gegenteil sogar, Hamilton kitzelte, vielleicht gerade wegen des fehlenden Gruppenzwangs, noch mehr aus sich heraus und konnte jetzt da, wo sonst vielleicht Kompromisse gefragt waren, strikt seine eigene Linie fahren.

Und das tut seinem neuen Werk spürbar gut. Ganz sind seine Back Road Drifters trotzdem nicht verschwunden, so ist Bassist Colin Malloney noch als Co-Writer beim Opener „Willie’s Bus“ (schöner treibender Red Dirt-Countryrock mit hohem Fiddle-Anteil – Richtung The Bois D’Arcs / Ryan Bales Band als richtig flotter Einstieg) mit von der Partie und Lead Gitarrist Austin Morgan lässt seine E-Gitarre immerhin auf vier der insgesamt zehn Tracks krachen. Eine wichtige Rolle auf Hamiltons neuem Longplayer spielt dafür jetzt der Musiker/Songwriter/Produzent Beau Patrick Bedford (sagt über sich selbst. „Born In Dallas, but raised by the Stones“), der dieses Werk produziert hat, diverse Stücke mit Hamilton kreierte und auch in Sachen Akustikgitarre und Keyboards Phil tatkräftig zur Seite stand.

Nach dem o.a. kessen Beginn tritt Hamilton bei „Running“ zunächst auf die Bremse, ein Stück, das aufgrund des leicht introvertierten Gesangs Hamiltons und der weinenden Fiddle zunächst starke Bezüge zur Randy Rogers Band aufweist, bei einem Bridge dann allerdings richtig schön retro kurz in The Marshall Tucker Band-Gefilde umschwenkt. Mit „Back On A 73“ (könnte auch von No Justice stammen) und „You Can Have Me“ (erste Single, herrliche, Slide-betonte Ballade) zaubert Phil dann gleich zwei grandiose Ohrwürmer aus Schublade, wobei letztgenanntes Lied (zu dem auch ein klasse Video produziert wurde) schon jetzt die Texas Music Charts völlig zurecht aufmischt. Gänsehaut-Garantie, großartig! Vor allem auch die weiblichen Harmoniegeänge von Kylie Rae Harris.

Mit dem Titelstück „Renegade Rock N Roll“ drückt Hamilton dann wieder auf die Tube. Ein schöner stampfender „southern-fried“ Rocker mit „rollenden“ Bariton-E-Gitarren und klirrendem E-Gitarren-Solo. Hat sogar ein wenig was von unbekümmertem Garagenrock-Flair. Ein schöner mit Mandoline und Fiddle verzierter Red Dirt-Schunkler folgt mit „Love Comes And Goes“ wie man ihn ähnlich auch auf dem ersten Album von Buster Jiggs vorfand. Die Ballade „Bad“ befasst sich dann mit einem bösen Mädchen und erinnert im Refrain an die Glanzzeiten von Tom Petty. Am Ende des Tracks zeigt Hamilton dann, dass er auch ein hervorragender und einfühlsamer Mundharmonikaspieler ist.

„Red Dirt meets Delta Blues“, diese interessante Mischung verbirgt sich hinter „Back To Mobile“. Back Road Drifter Austin Morgan bringt an der Dobro und der E-Gitarre den Bottleneck zum Glühen. Seine weiche Seite zeigt der Mann mit dem schwarzen Rauschebart dann nochmals bei „Washed Away“ und stimmt sanfte melancholische Töne an. Unterstützend lässt Kylie Rae Harries wieder ihre zuckersüßen Harmonies mit einfließen. Unterschwellig weht dabei ein Hauch von „Melissa“ (The Allman Brothers Band) mit durch die Luft. Einmal mehr eine tolle entspannte Southern Ballade.

Als Rausschmeißer hat sich „Philthy“, wie Hamilton in seinen Kreisen gerufen wird, einen leicht psychedelisch angehauchten, würzigen Rocker ausgesucht (wieder sehr Slide-betont), der vielleicht noch am ehesten mit den vergangenen BRD-Tagen kompatibel ist. Hat viel Southern-Feeling. Ein gnadenlos gutes Ende einer CD, die sich von vorn bis hinten auf höchstem Niveau bewegt. Phil Hamilton hat mit „Renegade Rock’N’Roll“ und seiner Entscheidung, fortan solo zu walten, alles richtig gemacht und ein erstes großes Ausrufezeichen für das kommende Red-Dirt-Spieljahr 2012 gesetzt!

„There is nothing about this album that you can predict, besides a solid display of true talent. There is a true variety of sound on this album, anything and everything from Tom Petty to Waylon Jennings, from Dale Watson to Springsteen…But this is Phil Hamilton and that is why we are here“ heißt es in einem weiteren, begeisterten Kritiker-Review zu dieser Scheibe, dem wir uns mit vollster Zustimmung anschließen. „Absolutely great stuff ‘Philthy‘“!

Winding Road Music (2012)
Stil: Red Dirt

01. Willie’s Bus
02. Running
03. Back Of A 73
04. You Can Have Me
05. Renegade Rock’n Roll
06. Love Comes And Goes
07. Bad
08. Back To Mobile
09. Washed Away
10. Workin Man’s Son

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Bärchen Records

Eric Heatherly – The Lower East Side Of Life – CD-Review

Eric Heatherly träumte schon von frühester Kindheit an, einmal ein großer Musikstar zu werden. Mit Erhalt seiner ersten Gitarre begann der in Chattanooga/Tennesse geborene Junge schon fast fanatisch seine Fingerfertigkeit zu trainieren, vorzugsweise nach Noten seiner Lieblings-Interpreten wie Creedence Clearwater Revival, Johnny Cash, Conway Twitty oder Roy Orbinson. 1991 entschloss er sich im Country-Mekka sesshaft zu werden und kämpfte sich zunächst mit schlecht bezahlten Auftritten und Gelegenheitsjobs durchs Leben.

Die großen Labels wurden erstmals im Jahre 1995 auf den jungen Singer/Songwriter aufmerksam, der mittlerweile eine Daueranstellung mit einem wöchentlichen Gig im berühmten „Tootsie’s Orchid Lounge Club“ ergattert hatte. Doch zunächst ließ Heatherly von seiner Maxime, sich nicht „verbiegen“ zu lassen, nicht ab. Er schlug ein Angebot von Shania Twain aus, sie auf ihrer Welttournee 1998 als Gitarrist zu begleiten. Mit der Verpflichtung durch Mercury Records schien dann 2000 mit dem Erscheinen seines Debütalbums „Swimming In Champagne“ der Weg zum Durchbruch endgültig geebnet zu sein, zumal das darauf enthaltene Remake von „Flowers On The Wall“ als Top Ten-Hit einschlug.

Doch dem Glauben, endlich am Ziel seiner Träume angelangt zu sein, folgte die Ernüchterung. Sowohl Mercury Records als auch DreamWorks, zu denen Heatherly gewechselt war, verhinderten nacheinander aus nicht nachvollziehbaren Gründen das Erscheinen seiner bereits fertig gestellten Folgewerke. Zum Glück hatte sich Eric zwischenzeitlich, eher rein zufällig, ein zweites Standbein geschaffen. Er produziert (auf die Idee kam er durch einen schweren Unfall, den er und seine seither wohlbehütete Fender Gitarre aber unversehrt überstanden) aus alten Autogurten aufwendig gestaltete Gitarren-Umhängegurte, die unter Musik-Kollegen einer reißenden Nachfrage (u. a. Kid Rock, Brian Setzer, Lenny Kravitz) ausgesetzt sind.

So konnte er es sich erlauben ein eigenes Label zu gründen, womit die Barrieren in Sachen Neu-Veröffentlichungen nun endlich Schnee von gestern sind. Und so dürfen wir uns jetzt über sein sehr persönliches, neues Album „The Lower East Side Of Life“ richtig freuen, denn Heatherly hat ganz hervorragende Arbeit geleistet. Knackiger, teilweise schön angerockter (-popter), wenn auch im Tempo oft gemäßigter, New Country in einem sehr modernen, zeitgemäßen Gewand, ohne dabei je in dem sonst zuweilen üblichen Nashville-Überproduktions-Bombast uzu versinken. Klasse!

Kommt der Eröffnungstrack „Judging Beauty“ mit seinen satten Stones-like Riffs noch recht fetzig aus den Boxen (der Stil erinnert ein wenig an die Warren Brothers), so werden im Verlauf der CD, bis auf zwei weitere Ausnahmen (das Titelstück und die Rockabilly-angehauchte Country-Uptemponummer „Way Down“), wie gesagt, zumeist ruhigere Töne angeschlagen. Dies allerdings alles in einem tollen musikalischen Gewand, wobei Heatherly textlich tiefe Einblicke in sein Gefühlsleben offenbart (z.B. „Job“, „Ruin“ oder „Whatever Happened … To Me“).

Natürlich rechnet er auch mit der Musikbranche ab, indem er die „Züchtung“ von „großen Stars“, die nicht mal einen Akkord spielen können, scharf kritisiert, und verarbeitet auch seine Erlebnisse mit den Majorlabels („Who Needs Enemies With Family Like You“). Fast sämtliche sauber und glasklar dargebotenen Instrumente (Gitarren, Bass, Mandolinen, Drums, Keyboards, Harmonicas…) hat Eric selbst eingespielt, alle Lieder komponiert, gesungen und produziert, nur in Auszügen durften sein Toningenieur Jose Arbelaez und die Herren McHugh, Morrow und Darken Piano-, Schlagzeug- und Percussion-Dienste beifügen.

Es scheint, Eric Heatherly habe, nicht nur seit der Geburt seiner Tochter, der im übrigen auch zwei Songs gewidmet sind, nun seinen inneren Frieden gefunden und dies in kreative musikalische Energie auf einem beachtlichen Niveau umwandeln können. Respekt, Mr. Heatherly, ein klasse Album!

Koch Records (2005)
Stil: New Country

01. Judging Beauty
02. Hang It On Your Heart
03. Job
04. Ruin
05. Whatever Happened…
06. The Lower East Side Of Life
07. Who Needs Enemies (With Family Like You)
08. Dark Days
09. Go Where You Hide
10. Love Story Love
11. Way Down

Eric Heatherly
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Bärchen Records

Heartland – I Loved Her First – CD-Review

Das der Erfolg junge Bands geradezu wie der Blitz trifft, ist im New Country-Genre normalerweise nicht alltäglich. Oftmals gibt es zunächst eine Single, das Label wartet ab, wie sie ankommt, und entscheidet dann über das Erscheinen eines Albums oder spricht sich eben dagegen aus. Wie oft haben wir erlebt, dass selbst renommierte Interpreten die dicksten Scherereien hatten, bis sie ihr Album dann endlich auf den Markt bringen konnten, nicht selten in Verbindung mit gerichtlichen Auseinandersetzungen und anschließendem Wechsel. Umgekehrt verhält es sich im Falle des Newcomer-Sextetts Heartland, deren Single „I Loved Her First“ in den Billboard-Charts einschlug wie eine Bombe.

Da hat das Label Lofton Creek Records (mit dem alten Fuchs Mike Borchetta an der Spitze) den Erscheinungstermin des Albums kurzerhand einfach nach vorne geschoben. Kein Wunder, denn auch das Gesamtwerk kann sich wahrlich sehen lassen. Produziert wurde die Scheibe von Routinier Walt Aldrigde, dessen Gespür für den Zahn der Zeit bekannt ist, und dessen Discographie in Sachen Songwriting, eigener Musik und Produktionstätigkeit schier endlos erscheint.

Aldridge hat seinen Einfluss nicht nur beim Songwriting deutlich geltend gemacht (er hat etliche Songs geschrieben), man fühlt sich grundsätzlich des öfteren an dessen frühere Combo „The Shooters“ erinnert, wie auch ein Hauch vieler anderer Künstler, die er bereits produzierte, durch diesen Silberling weht. Heartland sind ein Sextett aus dem U.S.-Bundesstaat Alabama. Sie spielen allesamt ihre Instrumente selbst, werden aber zum Teil durch recht prominente Musiker unterstützt (u. a. Neu-Skynyrd Mark Matejka, J. T. Corenflos, Larry Franklin, Glenn Duncan.)

Als ihre Einflußgeber benennen sie eine recht breit gefächerte Palette von Interpreten wie Johnny Cash, Van Halen, Elvis Presley, The Beach Boys, AC/DC, Otis Redding, Sam Cooke und natürlich Alabama, die auch ein wenig als Sprungbrett für die Jungs dienten, als sie in Fort Payne ein Konzert als deren Support vor 20.000 Zuschauern geben durften. Den Auftakt des Albums bildet der recht knackige, aber traditionell gehaltener New Country-Song „Boys Like Us“. Ein flockiger Drums-, Akustik- u. E-Gitarren-Rhythmus wird unterbrochen von sägenden Fiddels; dezenten Orgel-Passagen und feinen Harmoniegesängen.

Ein schönes Stratocaster-Solo mit Fiddle-Antwort komplettieren das Stück, das auch Montgomery Gentry oder Alabama in ihrem Programm haben könnten. „Play Hurt“ besitzt ein recht poppiges Flair und liegt dank der eingefügten Harmoniegesänge irgendwo zwischen den Rascal Flatts und Restless Heart. Die erste Ballade ist „You“, der mit „Built To Last“ und der bereits erwähnten Hit-Single „I Loved Her First“ noch zwei weitere folgen, die alle recht romantisch wirken und schön instrumentiert sind. Lonestar, Rascal Flatts, Billy Dean, Diamond Rio sind da im weitesten Sinne als Bezugsgrößen zu nennen. Die ganz starke Phase des Albums beginnt jedoch mit dem Remake des alten Ronnie Milsap-Hits „No Getting Over Me“ (natürlich aus Aldridge’s Feder), das wunderbar relaxt mit Stratocasterbegleitung im Stile von Vince Gill vor sich hin swingt.

Danach folgt plötzlich ein Schrei aus der Box und AC/DC-mäßige Riffs dröhnen einem entgegen. Das „Macho-PS“-getränkte Stück rockt dreckig vor sich hin und erinnert nicht nur wegen seines Titel „Let’s Get Dirty“ an einen der Klassiker der einstigen Hard Rocker von Little Caesar (natürlich auf „country“). „Too Country“ ist ein toller Country-Rocker mit klasse Slidegitarren, schwülen Orgel- und Mundorgeleinlagen der Marke Montgomery Gentry/Anthony Smith. Die Southern-Fans werden dann mit einem großartigen Stück verzückt, dessen Titel eigentlich schon alles sagt. „Freebird In A Firebird““ „Sweet Home Alabama“-mäßiges E-Intro, danach glänzende E-Gitarrenarbeit der Marke Lynyrd Skynyrd von einst.

Das Stück wäre von seiner musikalischen Konsistenz her wohl damals selbst von Ronnie Van Zant für’s Bandrepertoire genehmigt worden. „Mississippi Mud“ (locker-poppig, aber mit Country-typischen Zutaten wie Steelguitar und Fiddle (Richtung Rascal Flatts, Lonestar) und „Judge A Man By A Woman“ (mit bluesig relaxtem Barroom-Flair, nette kurze Double Leads-Passage) lassen ein sehr abwechslungsreiches Werk ausklingen. Wir wagen die Prognose, dass die Alabama-Truppe Heartland Nashville in den nächsten Monaten ordentlich aufmischen werden. Die Vorverlegung von „I Loved her First“ erscheint absolut nachvollziehbar. Hitverdächtig in allen Kategorien!

Lofton Creek Records (2006)
Stil: New Country

01. Boys Like Us
02. Play Hurt
03. You
04. Built To Last
05. No Getting Over Me
06. Let’s Get Dirty
07. Too Country
08. Freebird In A Firebird
09. I Loved Her First
10Mississippi Mud
11. Judge A Man By The Woman

Heartland
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Bärchen Records

Ty Herndon – Right About Now – CD-Review

Mit seiner CD „Steam“ schien Ty Herndon 1999 ohne Zweifel auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt zu sein. Major Deal, ein durchgehend gelungener Silberling mit ebenso guten Songs, u. a. der im wahrsten Sinne des Wortes „heiße“ Titletrack, Ohrwürmer wie „Putting The Brakes On Time“, „In A New York Second“ oder der Cockersche Superhit „You Can Leave Your Hat On“, mit dem der smarte Entertainer vor allem die weibliche Klientel seiner immens gewachsenen Fangemeinde bei Live-Events regelmäßig zum Raserei brachte.

Trotzdem wurde es anschließend recht still um Herndon. Ein „Greatest Hits“-Album und eine Weihnachtsscheibe waren dann doch ein eher dürftiger Arbeitsnachweis für die letzten Jahre. Dass der talentierte Sänger jedoch gelernt hat nicht nur im musikalischen Umfeld aufzustehen (er war auch schon mal wegen Drogendelikten hinter Gittern), beweist er jetzt mit seinem neuen, brandaktuellen Werk „Right About Now“. Auch hier lief es im Vorfeld zunächst alles andere als glatt. Die Scheibe wurde mehrfach terminiert, gecancelt und wieder verschoben.

Mittlerweile ist aber alles „in trockenen Tüchern“ und mit dem neuem „Titan/Pyramid“-Label, den Produzenten Darrell Brown, Jonathan Yudkin (!) und Dennis Matkosky sowie zahlreichen Elite-Musikern (mit dabei u.a. J. T. Corenflos, Bruce Gaitsch, Dan Dugmore, Kenny Greenberg, Greg Morrow) und Songwritern (u. a. Radney Foster, Keith Urban), wurde für Ty eine ideale Arbeitsgrundlage geschaffen. Der bedankt sich mit elf tadellosen Stücken und einer gesangstechnischen Bestleistung. Vorwiegend handelt es sich um recht emotional besungene Lovesongs aus dem Mainstream Country/Country-Pop-Bereich, wobei der „Schmalzfaktor“ allerdings in einem erträglichen Rahmen gehalten wurde.

„Someday Soon“ startet direkt mit dieser unnachahmlichen, texanisch angehauchten Relaxtheit, bei der die Handschrift von Radney Foster markant hervortritt. Entspannt lässiger Groove, erzeugt durch Akustik- und Baritone-E-Gitarren, dazu Steel-, Piano-, und Orgel-Fills, ganz dezente Harmoniegesänge und ein kurzes Slide-Solo. „In The Arms Of The One Who Loves Me“ und „You Still Own Me“ sind gespickt mit Country-typischen Instrumenten wie Mandoline, Banjo und Steel, wobei Herndon stimmtechnisch zuweilen etwas an ex-Sons Of The Desert-Frontmann Drew Womack angelehnt zu sein scheint. Bei dem zweitgenannten Lied „blinzeln“ im Refrain auch dezent Rascal Flatts durch.

Während des Titelsongs „Right About Now“ (Co-Autor ist Michael Peterson) sieht man sich geistig im gemütlichen Sessel einer Hotel-Lobby mit einem Whiskey-Glas in der Hand sitzen und den entspannten Klängen eines Trios (Sänger, Pianospieler und Baritone-Gitarrist) lauschen. Ty glänzt hier mit enormer Stimmvariation. „Hide“, „We Are“ und „There Will Be a Better Day“ sind allesamt weitere, recht ruhig gehaltene, balladeske Tracks, die dann zwischendurch immer wieder von lebhafteren New-Country-Geschichten wie den funkig/poppig anmutenden Stücken „Love Revival“ und dem kräftigen „Mercy Line“, oder durch das poppige „If I Could Only Have Her Love Back“ unterbrochen werden.

Das einstige Temperament des Künstlers ist diesmal vielleicht etwas im Hintergrund geblieben. Das Album wirkt eher nachdenklich, was auf einen stattgefundenen Reifeprozess hinzudeuten scheint. Stimmlich ist Ty Herndon in Bestform, der musikalische Rahmen dazu absolut passend gewählt. Eine gelungene Rückmeldung zur rechten Zeit! Ty Herndon is back!

Pyramid Media (2007)
Stil: New Country

01. Someday Soon
02. In The Arms Of The One Who Loves Me
03. You Still Own Me
04. Mighty Mighty Love
05. Right About Now
06. Love Revival
07. Hide
08. Mercy Line
09. We Are
10. If I Could Only Have Her Love Back
11. There Will Be A Better Day

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