Will Hoge – Anchors – CD-Review

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Ich hatte ja vor einiger Zeit das Vergnügen, Will Hoge nach seinem Solo-Gig im kleinen Kölner Studio 672 mal kurz persönlich kennenzulernen. Dort bestätigte sich der gute Eindruck seiner Person, der einem anhand seiner Biografie und Musik schon irgendwo vorgeschwebt war. Ein bodenständiger, geerdeter und sympathischer Typ, der mir dann spontan auch sofort noch seine Live-CD zum Besprechen mit auf den Weg gab.

Mittlerweile hat der in Nashville ansässige, einstige Wegbegleiter von Dan Baird, wieder kreativ gewirkt und mit „Anchors“ sein 10. Studiowerk am Start. Erneut ist ihm ein Meisterwerk in Sachen Country-, Roots-, Americana- bzw. Singer/Songwriter-Stoff gelungen. Will setzt damit den Reigen seiner ausnahmslos guten Alben konsequent fort.

Musikalisch umgeben hat sich Hoge diesmal mit Leuten wie u. a. Drummer Jerry Roe (Emmylou Harris & Rodney Crowell, Darius Rucker), Bassist Dominic Davis (Jack White, Wanda Jackson) sowie den Gitarristen Brad Rice (Son Volt, Ryan Adams) und Thom Donovan (Lapush, Ruby Amanfu), als auch mit Sheryl Crow, die beim medial wohl verheißungsvollsten Anwärter dieser Scheibe, dem wunderbaren „Little Bit Of Rust“ Harmoniegesänge beisteuert. Großartig hier auch die Fiddle-/E-Slide-Gitarren-Solo-Kombination und die schön klirrende Mandoline.

Vom Heartland-umschwingten Opener „The Reckoning“ bis zum finalen, in Tom Petty-Manier gezeichneten „Young As We Will Ever Be“ fasziniert der Basketball-Fan mit seinen unaufgeregt klingenden und doch so fesselnd wie nuanciert arrangierten Songkompositionen ohne eine kleinste Schwachstelle zu offenbaren.

„The Grande Charade“, „Through Missing You“ (Slide-Solo)  und das Titelstück bedienen das Gemüt von Melancholikern, das überaus atmosphärische „Cold Night In Santa Fe“ erinnert mich ein wenig an Blackberry Smokes „The Whippoorwill“. Beim rockigsten Track der CD „(This Ain’t) An Original Sin“ (Uptempo, starkes E-Solo, Ohohoh-Gesänge) dürften Will die alten Tage seines Tourens mit Dan Baird vermutlich den Anstoß gegeben haben.

Die flockigen, eingängigen Stücke wie „Baby’s Eyes“, das Steel-getränkte, herrlich countryeske „Angels Wings“ und das an die Hoch-Zeiten von Bob Seger erinnernde „17“ (mit überraschenden Bläser-Einsätzen) könnten wieder als Vorlagen zur Adaption durch andere Bands dienen, wie es schon mal die Eli Young Band mit „Even If It Breaks Your Heart“ erfolgreich praktiziert hatte und prompt einen Nr. 1-Hit einfuhr.

Fazit: Mit seinem exzellenten neuen Longplayer „Anchors“ hat Will Hoge erneut bewiesen, dass an seinem Name kein Weg vorbeiführt, wenn es gilt, das Who-Is-Who der zeitgenössischen amerikanischen Singer/Songwriter-Szene zu benennen. Dieses Werk bietet ein weiteres Mal Leuten Zuflucht, die in der beschriebenen Musik ihr Passion erfüllt sehen! Eigentlich auch prädestiniert dafür, hier mit ganzer Band live vorgestellt zu werden. Wieder mal eine Hogesche Glanzleistung!

EDLO Records – Thirty Tigers (2017)
Stil: Country-/Roots Rock

01. The Recockning
02. This Grand Charade
03. Little Bit Of Rust
04. Cold Night In Santa Fe
05. Baby’s Eyes
06. (This Ain’t) An Original Sin
07. Through Missing You
08. Anchors
09. Angels Wings
10. 17
11. Young As We Will Ever Be

Will Hoge
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Oktober Promotion

Andy Frasco And The U.N. – Songs From The Road – CD/DVD-Review

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Review: Michael Segets

Andy Frasco bezeichnet seine Musik selbst als „Party Blues“. Er will mit seiner Mucke gute Laune versprühen und dies gelingt ihm bei seinem Open-Air-Konzert in Bamberg auf ganzer Linie. Die Aufnahme der Live-Show vom 13. August 2016 umfasst fünfzehn Songs und zeigt, dass Frasco und seine Band wissen, wie Partystimmung erzeugt wird.

„C Boogie“ eröffnet das Konzert und heizt direkt die Atmosphäre im Publikum auf. Frasco hält es nicht hinter den Keyboards, sondern begibt sich ins Publikum und animiert mit einer eigenwilligen Tanzeinlage. „When You Lonely (Fill You Up)“ nimmt den Schwung mit. Die Bläser um Ernie Chang am Saxophon laufen hier auf Hochtouren. Auch bei dem Soul-durchtränkten „Tie You Up“ sowie dem eingängigen „Make It Worth“ verströmt die Band große Spielfreude, unterstützt durch einen Schluck Jägermeister.

„Mature As Fuck“ startet und endet als Rock-Nummer, die zum Mitgrölen einlädt. Dazwischen liegt ein kurzes Reggae-Intermezzo. Bei „Stop Fucking Around“ bezieht Frasco das Publikum in den Refrain ein. Den Gesangspart bei einer Strophe übernimmt Gitarrist Shawn Eckels. Durch die Vorstellung und Soli der Bandmitglieder kommt „It´s Been A Struggle“ auf über 14 Minuten Spielzeit.

Mit dem Country-Bar-Song „Smokin´ Dope And Rock `N Roll”, das als Medley mit „Purple Rain“ von Prince gespielt wird, zeigen die zehn Musiker weitere Facetten ihrer musikalischen Bandbreite. Das Bluegrass-infiltrierte „Down The Road” schließt die Ausflüge der Band in die Spielarten des Country ab. „Doin´ It” versetzt die Hörer dann beinahe in die Disco-Ära der siebziger Jahre. Dabei klingen die Töne, die Matt Owen seiner Tuba entlockt, fast wie ein funky Keyboard.

Der Blues „Baby Take The Day Of“ findet sich nicht auf der Audio-CD, statt dessen ist dort das beschwingte „Crazy Guy“ aufgenommen, mit dem sie auf 79 Minuten Spielzeit kommt. Frasco zeigt, dass er das Spiel mit dem Publikum beherrscht und lädt es bei „Sunny Day Soldier“ erneut dazu ein, ihn gesanglich zu unterstützen, was dieses gerne wahrnimmt. Schließlich holt Frasco noch einige Kinder auf die Bühne, um mit ihnen zu singen und zu tanzen.

Jugendfrei sind die Anzüglichkeiten während des Konzerts zwar nicht immer, aber Frasco rechnet damit, dass er nicht ganz verstanden wird und wer will das bei so einer Sause schon genau nehmen? Die Tanzparty findet bei „What More Can I Say” ihren Höhepunkt und vorläufigen Abschluss.

Die beiden Zugaben zeigen nochmal andere Seiten von Andy Frasco and the U.N. Die Zugabe beginnt mit dem ruhigen Stück „Main Squeeze“, bei dem sich Frasco stimmungsvoll am Piano begleitet und die Band erst später einsteigt. „Killing In The Name“ von Rage Against The Machine schlägt eine härtere Gangart an und lässt es zum Abschluss richtig krachen.

Die Besucher in Bamberg erlebten ein abwechslungsreiches Konzert mit einer sympathischen, ungestüm aufspielenden Band, die jenseits von stilistischen Einordnungen dazu einlädt, Spaß mit ihr und an ihrer Musik zu haben. Andy Frasco and the U.N. empfehlen sich mit „Songs From The Road“ auf alle Fälle für den Besuch ihrer Konzerte.

Unabhängig von der Musik oder der Show gibt es einen Kritikpunkt an der DVD: Wenn man die Scheibe durchlaufen lässt, unterbrechen fünf ein- bis zweiminütige Impressionen von dem Leben der Band während ihrer Tour den Konzertmitschnitt. Die Kurzfilme zerstückeln das Konzert, was eher störend ist. Man hätte sie auch als Bonus separieren können, aber vielleicht verstehe ich das künstlerische Gesamtkonzept nicht. Gut hingegen ist, dass die einzelnen Songs direkt vom Titelmenü angewählt werden können.

Ruf Records (2017)
Stil: Party Blues & More

DVD:
01. C Boogie
02. When You’re Lonely (Fill You Up)
03. Tie You Up
04. Make It Work
05. Mature As Fuck
06. Stop Fucking Around
07. It’s Been A Struggle
08. Smokin‘ Dope And Rock N‘ Roll
09. Down The Road
10. Doin‘ It
11. Baby Take The Day Off
12. Sunny Day Soldier
13. What More Can I Say
14. Main Squeeze
15. Killing In The Name

CD:
01. C Boogie
02. When You’re Lonely (Fill You Up)
03. Tie You Up
04. Make It Work
05. Mature As Fuck
06. Stop Fucking Around
07. It’s Been A Struggle
08. Smokin‘ Dope And Rock N‘ Roll
09. Crazy Guy
10. Down The Road
11. Doin‘ It
12. Sunny Day Soldier
13. What More Can I Say
14. Main Squeeze
15. Killing In The Name

Andy Frasco And The U.N.
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Ruf Recordske

Andy Frasco And The U.N. – Happy Bastards – CD-Review

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Schon beim Blick auf das farbenfrohe Cover-Artwork von „Happy Bastards“, dem neuen Album von Andy Frasco And The U.N. kriegt man schon irgendwie gute Laune. Auch die Bilder innen, ein wenig in Warholscher Manier, zeigen u. a. einen, nicht nur der wilden Haare wegen, elektrisiert wirkenden Bandleader. Das neue Werk erscheint zum ersten Male unter der Flagge des Blues (Rock)-spezialisierten Ruf-Labels.

Frasco bekennt sich laut eigener Aussage zwar auch zum Blues, möchte diesen allerdings in eine völlig konträre Richtung interpretieren. Seine Musik soll Leute in positive Stimmung bringen, erst wenn er Leute mit lachenden und zufriedenen Gesichtern seine Konzerte verlassen sieht, hat er einen guten Job gemacht, so der aus LA stammende Kalifornier.

Bunt ist ebenfalls die Zusammenstellung seiner Band. Seine Mitstreiter Ernie Chang (saxophone), Shawn Eckels (guitars, vocals), Andee Avila (drums, vocals), Supaman (bass) und einige Gastmusiker kommen aus den Niederlanden, Deutschland, Missouri, Tennessee und Texas. Kein Wunder also, dass sich das auch auf die stilistische Songvielfalt auswirken musste.

Und die ist auch beeindruckend hoch. Hier gibt es von Blues/Rhythm’n‘ Blues („You’re The Kind Of Crazy I Like“, „Blame It On The Pussy“ – mit Blues Brothers/James Brown-Flair), über Discopop („Doin‘ It“ – Richtung Bee Gees), Reggae- („Here’s To Letting You Down“)/Calypso- („Let’s Get Down To Business“) Klänge, Rock, Rock’n’Roll, Gospel („My Recovery“ mit „When The Saints Go Marching In“-Anleihen), Funk und Southern Soul, fast alles geboten, was einen in beste Feier-Laune versetzen kann.

Meine persönlichen Favoriten sind die Stücke, die in Richtung Southern Soul schwenken. Da wären die drei schön atmosphärisch ruhigeren Sachen wie „Tie You Up“, das großartige „Make it Work“ (Saxophon-lastig, tolles Southern Rock-mäßiges E-Gitarren-Fills-Spiel,  würde auch zu JJ Grey toll passen) und „Good Ride“ (klasse Sax, starkes E-Solo, hallendes Organ)  oder auch das, an die Dirty Guv’nahs erinnernde, rotzig freche „Mature As Fuck“.

Bandleader Andy Frasco beeindruckt mit einer, wie es nicht anders zu erwarten war, vokalen Bandbreite, die von bluesig-melancholisch  bis rotzig-euphorisch alles bietet. Ich mag es, wenn sich Sänger auch im Studio, sich so richtig spürbar, voller Emotionen reinhängen. Frasco ist ohne Zweifel, so einer.

Fazit: Diese, mit vermutlich etwas Ironie im Hintergedanken, selbst ernannten Bastarde um Andy Frasco und seine U.N.s  machen wirklich einen zufriedenen und glücklichen Eindruck. Ihre Scheibe „Happy Bastards“ ist eine musikalische Bereicherung für jede gute Party. Ach ja, lieber Andy, und nicht zu vergessen, auch ich als eigentlicher Southern Rock-Fan habe dieses Review mit einem Lächeln im Gesicht beendet! Guter Job, Jungs!

Ruf Records (2016)
Stil: Party Blues & More

01. Tie You Up
02. You’re The Kind Of Crazy I Like
03. Doin‘ It
04. Make It Work
05. Mature As Fuck
06. Here’s To Letting You Down
07. When You’re Lonely (Fill You Up)
08. (Oh My My) Can’t Get You Off My Mind
09. Let’s Get Down To Business
10. Blame It On The Pussy
11. Good Ride
12. My Recovery

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Ruf Records

Band Of Heathens – 13.02.2009, Karo, Wesel – Konzertbericht

Das ist mal wieder typisch. Da freut man sich seit Wochen auf die texanische Newcomertruppe Band Of Heathens und just an dem Tag, als es soweit ist, ereilt einen eine schwere Bronchitis. Aber da Typen meines Schlages sich von solchen Dingen normalerweise nicht zurückwerfen lassen, hieß es angesichts dieses zu erwartenden Genusses auf die Zähne zu beißen. Also ein paar lindernde Medikamente eingeworfen, zweimal inhaliert, ein ausgedehntes Mittagsschläfchen nach der Arbeit und ab zum immer wieder gern besuchten Karo nach Wesel.

Gerade angekommen, gab es schon die erste Überraschung. Der frühere RockTimes-Kollege Mike war von einem Bekannten kurzfristig überredet worden und ebenfalls angereist. Diesmal auch vertreten, mein befreundeter und musikbegeisterter Fußballbekannter Happo, genau wie wir ein mit viel Liebe führender Homepagebetreiber der Uralt-Ultras) von Rot-Weiss Essen, der mit großer Gefolgschaft und lockerer, Ruhrpott-typischer Zunge angereist war.

Als erster bekam dies der Musiker und Leiter des Karos, Mathias Schüller zu spüren, der kurzfristig für die eigentlich als Vorband geplante Weseler Schülercombo Without Wax eingesprungen war (dem Sänger mussten die Mandeln rausoperiert werden) und nur mit der Akustikklampfe behangen ca. 30 Minuten aus dem Programm seiner bisher drei veröffentlichten CDs, Songs mit deutschen Texten präsentierte. Als er vor dem letzten Stück ein wenig selbstironisch (bezeichnete sich als die zweite große Weseler Musikhoffnung) seine Silberlinge zu einem deutlich günstiger werdenden Staffelpreis beim Gesamtpaket zum Verkauf anpries, bekam er direkt die Breitseite, dass er da aber ein schlechter Geschäftsmann sei. Mit einem Lächeln aber auch etwas bedröppelt wirkend, verwies er entschuldigend auf seine sozialpädagogischen Wurzeln.

Also die Stimmung war von Anfang an gut im immer voller werdenden Karo. 21.15 Uhr betraten dann die in der Realität doch sehr jung wirkenden Musiker (mit einer augenscheinlichen Vorliebe für Rotwein) der Band Of Heathens die Bühne. Jeder der gleichberechtigt agierenden Frontmänner (Gordy Quist, Ed Jurdi und Colin Brooks) übernahm dann direkt für einen Song das Mikro, wobei das von Brooks gesungene „Hallelujah“ direkt zu einem der vielen Höhepunkte des Abends avancierte. Und so gab es in der ersten Stunde ein munteres Wechselspiel beim Front- (auch innerhalb der Stücke), Harmoniegesang und an den einzelnen Instrumenten, sowie in der abwechslungsreichen Mixtur aus Roots-, Country- und Southern Rock.

Mein Freund Happo, der die Band im Vorfeld um Filmerlaubnis für einen Song gebeten hatte (und auch genehmigt bekam) bediente die Kamera in der Manier eines Sönke Wortmann (der von ihm ausgewählte Song kann hier angesehen werden). Nach einer zwanzigminütigen Pause ging es so richtig in die Vollen, ein genialer Song löste den nächsten ab: Die mit Little Feat-Flair behafteteten „One More Step“ und „Unsleeping Eye“, mein persönlicher Lieblingssong der Band, das rockige „Heart On My Sleeve“, das mit einer grandiosen Hamonika-Passage von Ed Jurdi endende „Don’t Call On Me“ und der herrlich relaxte Delta-Blues „Chippin'“ (tolles Akustik-Slidespiel von Brooks).

Das Karo stand regelrecht Kopf, die anwesenden Zuschauer wippten, klatschten rhythmisch, zollten stürmische Begeisterung und avisierten die Zahlung von Höchstpreisen, falls die Band sich bald wieder bei uns blicken lässt. Die jungen Burschen von Band Of Heathens zeigten sich sichtlich beeindruckt von der fulminanten (fast Hafenstraßen-ähnlichen) Stimmung und gaben noch mal alles.

Mit dem souligen „Ain’t No More Cain“, bei dem dann der sich bis dato im Hintergrund haltende Bassist Seth Whitney noch eine Strophe zum Besten geben durfte und frenetisch dafür bejubelt wurde, schien um 23.50 Uhr dann Schicht zu sein. Angesichts des anhaltenden Applauses aber legten die Jungs nochmals zwei Lieder oben drauf. Zum einen das balladeske „Quaters And Dime“, zum endgültigen Abschluss eine ca. zehn Minuten währende Fassung von „Still Love Me ‚Til The Sun Shines“ mit einer fantastischen, retro-psychedelisch anmutenden und kräftezehrenden Gitarrenpassage am Ende. Grandios!

Um 0:10 Uhr, nach knapp drei Stunden, verließen nur glückliche und zufriedene Gesichter das Karo. The Band Of Heathens war den Vorschusslorbeeren mehr als gerecht geworden und hatten ein regelrechtes Feuerwerk an Americana vom Feinsten abgeliefert. Einziges kleines Manko ist vielleicht noch der recht verhalten kommunikativ wirkende Übergang zwischen den einzelnen Stücken, da hätte man sich durchaus das Vorstellen der Bandmitglieder oder einzelner Songs gewünscht. Aber die Burschen haben ja noch eine Menge Zeit. Für mich steht fest, dass ich auch beim nächsten Mal versuche dabei zu sein, egal ob man mich kerngesund, von der Intensivstation, aus der Leichenhalle oder sonst wo her ankarren müsste…

Danke an Blue-Rose für die, wie immer, unproblematische Akkreditierung.

Line-up:
Ed Jurdi (vocals, guitars, keyboard)
Gordy Quist (vocals, guitars)
Colin Brooks (vocals, guitars, dobro)
Seth Whitney (bass, vocals)
John Chipman (drums, backing vocals)

The Band Of Heathens
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Blue Rose Records
Karo Wesel

Rob Baird – I Swear It’s The Truth – CD-Review

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Hervorragend! Red Dirt-/Americana-/Countryrock-Herz, was willst Du mehr! Genial, was uns dieser junge Singer/Songwriter da abliefert. Der ursprünglich aus Memphis, Tennesse kommende, mittlerweile in Nashville lebende Rob Baird hatte mit seiner Debüt-CD „Blue Eyed Angels“ mit gerade mal 23 Jahren schon ein echtes Glanzstück abgeliefert. Wir hatten ihn damals bereits als absoluten Geheimtipp proklamiert. Jetzt, knappe zwei Jahre später, präsentiert er mit „I Swear The Truth“ den sehnlichst erwarteten Nachfolger und auch der ist wahrlich eine Wucht! Man darf sogar aufgrund kleiner Änderungen und des noch bestechenderen Songmaterials nochmal von einer Steigerung sprechen.

Baird ist nach wie vor bei Frank Lidells „Carnival Recording Company“ unter Vertrag, produziert und mitmusiziert hat wieder der Singer, Songwriter und Multiinstrumentalist Scott Davis (assistiert diesmal von Kevin Szymanski), für die Aufnahmen wurden allerdings diesmal die legendären „Cedar Creek Studios“ in Texas gebucht. Auffällig ist sofort, dass Baird, der auf seinem Erstling noch fast alle Tracks alleine komponiert hat, diesmal mit einigen renommierten Co-Autoren wie Rick Brantley, Ryan Beaver, Andrew Combs oder dem uns bestens bekannten Drew Kennedy gearbeitet hat und gegen Ende auch auf drei Fremdkompositionen zurückgreift, die aber tadellos zu seinem Musikkonzept passen.

Desweiteren wurde der Kreis der involvierten Instrumentalisten und Mitsänger/innen, der beim Debüt noch relativ klein gehalten war, deutlich erweitert, zum Teil mit einigen interessanten Gästen. Schon der famose Opener „Dreams And Gasoline“ präsentiert uns wieder diesen unwiederstehlichen Mix aus Americana-, Country- und dezenten Red Dirt-Zutaten, immer von einer gewissen Introvertiertheit und unterschwelligen Schwermütigkeit getragen, der aber durch seine unglaublich schönen Melodien und die exzellente instrumentelle Umsetzung über die gesamte Spielzeit zu fesseln weiß (es ist absolut kein Schwachpunkt zu finden). Zu dieser traumhaften Melodik gesellt sich ein schön trockener, aber wunderbar transparenter, klarer, fein akzentuierter, überaus harmonischer Sound. Es ist die pure Wonne.

Bairds angenehmer Gesang und einige seiner Songs (u. a. „Same Damn Thing“) erinnern oft an Mike Eli von der Eli Young Band, bleiben aber viel ursprünglicher (wem die Eli Young Band heute zu kommerziell geworden ist, ist hier in jedem Fall an der richtigen Adresse). Grandios immer wieder die Zusammenarbeit von klaren Akustikgitarren (meist als Untermalung) mit den verschiedenen typischen Saiteninstrumenten wie E-Gitarre, Slidegitarre, Banjo (meist durch Davis zelebriert), Pedal Steel (klasse hier wieder Ricky Ray Jackson, der auch schon auf dem Debüt mitwirkte), oder auch das Dobro (herrlich gespielt von Ben Kitterman auf „Please, Please“, einer wunderschönen Ballade).

Auch die sehr apart eingeflochtenen Harmoniegesänge mit einer illustren Gesellschaft wie Ed Jurdi und Gordy Quist von der The Band Of Heathens bei „Same Damn Thing“ und „40 Days And 40 Nights“, Kelley Mickwee von den Trishas bei „Please, Please“ oder Sarah Sharp bei der fantastischen Fassung des Julie Miller-Stückes „Can’t Get Over You“, sind hervorragend gewählt. Klasse passend zum Gesamtsound immer wieder die sparsam gehaltenen Orgelfills. Bei „Same Damn Thing“ wurde auch Robs Live-Band mit eingebunden (starke Vorstellung hier von Austin Woodrow Morgan an der Electric und Slide Gitarre).

„More Than Willing“ mit Guitar Guest Appearence von Keith Gattis, der dem Song ein wenig Southern Rock-Touch verleiht, „Don’t Cry For Me“, der vielleicht radiofreundlichste und stimmungsvollste Song des Albums (trotz nicht gerade freudiger Botschaft im Songtext) und das von Rick Brantley, Tia Sillers und Mark Selby kreierte „40 Days And 40 Nights“ (mit ein wenig Selby-typischem Blues-Flair) sind letztendlich die prägnantesten Stücke dieses Werkes, vor allem wenn Scott Davis den Bottleneck über die Saiten fegen lässt und gänsehauterzeugende Slides heraufbeschwört. Genial auch seine psychedelisch anmutende E-Gitarren-Einlassung im Hintergrund beim sonst sehr eingängig gehaltenen „Can’t Stop Running“.

Die ziemlich introvertierten Stücke wie „Redemption“ und das abschließende „Can’t Get Over You“ wirken wie für Baird geschaffen und zeigen seine großartige (hier fast bardenhafte) Sangeskunst. Angesichts der phänomenalen und reifen Leistung auf diesem Album (dazu noch für einen gerade mal 25-jährigen!), dürfte Rob mehr denn je ganz oben auf der Liste von Nashvilles Talent-Spähern stehen (zumal dort, wie oben bereits erwähnt, auch noch wohnhaft). Seine Art zu musizieren, dürfte aber (im Gegensatz zur Eli Young Band) sehr schwierig zu kommerzialisieren sein, man würde ihm nahezu seiner Seele berauben und das wird ihm sicherlich bewusst sein. Zudem darf dieses einzigartige, texanische Red Dirt-Flair nie verloren gehen.

Was ist das für ein wundervolles Album! Die CD ist erneut in einem Digipak mit eingelegten Steckbooklet aufgemacht, das alle Songtexte beinhaltet. Die spannende Frage wird jetzt schon sein, ob Rob Baird seinem brillanten „I Swear It’s The Truth“ beim oft so schwierigen dritten Album noch einmal eins oben drauf setzen kann. Wir schwören und wetten schon fest drauf, dass dies der Fall sein wird. Doch jetzt gilt es erst einmal dieses Werk zu genießen. Dieser junge Bursche ist einfach grandios!

Carnival Recording Co. (2012)
Stil: Country / Roots Rock

01. Dreams And Gasoline
02. Along The Way
03. Same Damn Thing
04. Black And Blue
05. More Than Willing
06. Redemption
07. Don’t Cry For Me
08. Can’t Stop Running
09. Please, Please
10. 40 Days And 40 Nights
11. I Can’t Get Over You

Rob Baird
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Bärchen Records

The Statesboro Revue – Ramble On Privilege Creek – CD-Review

Zweiter, ganz großartiger Streich der Mannen um Bandleader und Songwriter Stewart Mann. 2009 hatten The Statesboro Revue mit „Different Kind Of Light“ ein von Kritikern zurecht überschwengliche und hoch gelobtes Debüt gefeiert, das vor allem in der Southern Rock-Szene für mächtig Furore sorgte. Seit dieser Zeit hat sich einiges getan. Die Band hat mit vielen namhaften Acts wie u.a. The Allman Brothers Band, den Los Lonely Boys, Willie Nelson, Whiskey Myers, Randy Rogers Band, Eli Young Band, The Marshall Tucker Band und Will Hoge die Bühne geteilt, dabei ebenfalls glänzende Kritiken erfahren. Mastermind Stewart Mann, der im letzten Jahr zudem noch die Hauptrolle in der Buddy Holly Story ergattern konnte, hat die Band zum neuen Album „Ramble On Privilege Creek“ komplett umgekrempelt.

Bis auf die beiden Backgroundsängerinnen Sonya Moore und Sheree Smith hat seine Statesboro Revue eine komplette Runderneuerung zugunsten einer erheblich variableren musikalischen Darstellungsweise erhalten. Mit dabei ist in zentraler Position jetzt auch sein jüngerer Bruder Garrett (ebenfalls beim Musical mit involviert), der teilweise beim Songwriting eingebunden war und bei einigen Tracks („Huck Finn“, „Lil Mary’s Last Stand“, „Isabella“ und „Wildflower“) für einen ruraleren Zusatzanstrich sorgte (mit Dobro, Banjo, Fiddle, z.T. keltischen, folkigen Untertönen), wobei die southern-rockige Gesamtausrichtung natürlich gewahrt blieb, aber nicht so im Vordergrund stand wie beim Debut.

Dieses Werk ist vielmehr auch als ein aussergewöhnlich starkes Album des Texas Roots-, Americana-, und Countryrocks zu betrachten, was alles andere als ein Nachteil ist. Die Verschmelzung der einzelnen musikalische Ströme machts – und die gelingt höchst eindrucksvoll und mündet in prächtigen Songs. Auch die exzellente Produktion wurde diesmal teamintern abgewickelt (das Debüt war noch von Grammy-Gewinner David Z – Prince, Buddy Guy, Gov’t Mule – betreut worden). Der fantastische Opener „Fade My Shade Of Black“ macht allerdings nahezu da weiter, wo man mit „A Different Kind Of Light“ aufgehört hatte.

Herrlich dieses unbekümmerte Pendeln zwischen schwülem, groovendem Roots-und dezent retroinfiziertem Southern Rock mit tollen E-Gitarren, sattem Slide-E-Solo und bluesigem Harp-Teil. Bands wie Zack Williams & The Reformation oder Whiskey Myers, aber auch The Band Of Heathens lassen grüßen, zumal Stewart Manns Stimme in der Nähe von Ed Jurdi angesiedelt ist. „Half Mile To Lincoln“ oder das starke „Live A Little“ (toll mit progressiven Pink-Floyd-Reminiszenzen, erinnert ein wenig an Blackberry Smokes „The Whippoorwill“) schlagen in eine ähnliche Kerbe. Stücke wie „Cold November“, „Another Day In Rome“ und „Love Run Easy“ haben hingegen einen ruhigeren Teint, verbreiten aber eine unglaublich schwüle Atmosphäre voller trockener Melancholie, wie man sie wohl nur im Süden der Vereinigten Staaten musikalisch transportieren kann.

Exzellent dazu passend natürlich die schönen weiblichen „Ooh-ooh“- und „Aah-aah“-Backs der beiden bereits o. a. geführten Mädels. Grandios wird es auch immer dann, wenn Statesboro Revue zeitgemäßen Southern Rock mit dem Retro-Feeling der Seventies kombinieren. Paradebespiele hierfür „Til I Leave“ oder das abschließende furiose „Hands On The Sun“. Letztgenanntes Lied wirkt, als wenn sich die The Black Crows mit Led Zeppelin zu einer Jam-Session eingefunden hätten, erstgenanntes kommt im damaligen typischen Psychedelic-Ambiente, Mann kreischt in den Refrains wie einst Robert Plant. Nicht zuletzt aufgrund dieser stimmlichen Wandlungsfähigkeit zählt Stewart Mann wohl mit zu den talentiertesten Führungspersönlichkeiten und Hoffnungsträgern des Genres.

Der ist dann auch voll zufrieden mit dem Ergebnis von „Ramble On Privilege Creek“: “This album is extremely broad in subject matter and style, in musicality and production, and I couldn’t be happier about it. I’ve always strived to create a sound that doesn’t try to reinvent the wheel; merely merge the little idiosyncrasies of all my influences and shape them in a manner that might someday be looked upon as my own unique sound. I think this record is as close as I have ever been to accomplishing that goal.”

Dem können wir nur voll und ganz zustimmen! The Statesboro Revue legen mit „Ramble On Privilege Creek“ einen tollen Nachfolger hin und reihen sich vorbehaltslos in die neue aufkommende junge Generation an Southern Rock Bands wie Blackberry Smoke, Whiskey Myers & Co, ein, wenngleich Manns Truppe etwas rootsiger und Americana-mässiger daher kommt. Die arrivierten Bands der Gattung wie Lynyrd Skynyrd & Co. können mit dieser variantenreichen Musik in kreativer Hinsicht kaum noch Schritt halten. Große Klasse, die Jungs!

Vision Entertainment (2013)
Stil: Roots / Country Rock

01. Fade My Shade Of Black
02. Huck Finn
03. Cold November
04. Til I Leave
05. Half Mile To Lincoln
06. Live A Little
07. Lil Mary’s Last Stand
08. Isabella
09. Love Run Easy
10. Another Day In Rome
11. Wildflower
12. Hands On The Sun

The Statesboro Revue
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Bärchen Records

Hannah Aldridge – Razor Wire – CD-Review

Ein weiteres gutes Beispiel als Beleg für die Richtigkeit von Georg Mendels ürsprünglichen Theorien über die Weitergabe von Erbanlagen ist die 26-jährige Hannah Aldridge, Tochter von Muscle Shoals-Musiker-Legende, Produzent und Songwriter Walt Aldridge (mit Stern auf dem Walk Of Fame in Alabama). Wo andere Mädchen während ihrer Kindheit Barbie-Puppen kämmten und Meerschweinchen streichelten, wird diese vermutlich vornehmlich eher an diversen Instrumenten und den Reglerköpfen von Papas Mischpult rumgegefummelt haben.

Die sich rein äußerlich auf dem Coverart ihres Debütalbums „Razor Wire“ als wasserstoff-blond gefärbte, divenhafte Mischung aus Marylin Monroe, Madonna und Jerry Hall gebende Singer/Songwriterin (zur Ihrer Beruhigung. Aber nur hier!), lässt vom herrlich flockigen, slide-getränkten Opener „You Ain’t Worth The Fight“ (ziemlich rockig) bis zum abschließenden Hidden track (der Akustikversion des Titelliedes) keinen Zweifel daran aufkommen, dass man es hier mit einem außergewöhnlichen musikalischen Talent zu tun hat, das in Zukunft den Americana-Sektor noch öfter gehörig aufwirbeln wird.

Wow, wenn man sich die jungen Dinger von heute bei uns so ansieht, muss man sich echt fragen, wo Hannah Aldridge diese musikalische Reife schon jetzt hernimmt. Ok, sicherlich sind wir da wieder beim Anfangsthema, aber auch in ihren bisherigen persönlichen Lebenserfahrungen sind da wohl einige Antworten zu finden. Sie ist (wie ihre Eltern) geschieden, besitzt dazu eine unehliche Tochter und ist alleinerziehend. All diese eher nicht so schönen Erlebnisse werden zum Beispiel im Titellied „Razor Wire“ (hier erzählt sie, wie sie einst ihren Ehering zu einem Leihhaus brachte und sich danach mit einem wildfremden Mann in einer Bar betrank) voller Hingabe reflektiert.
Hannah ist übrigens trotzdem eher ein musikalischer Spätzünder. Zwar hatte sie bereits im Alter von sechs Jahren eine klassische Klavierausbildung genossen, Songs schrieb sie aber erst mit 21. Entdeckt wurde sie in Nashvilles legendärem Bluebird Cafe, als sie von Studenten dafür ausgewählt wurde, ihre Middle Tennessee State Universität bei einem TV-Sender zu repräsentieren. Zwei Jahre später wurde ihr Song „Lonesome“ (hier als wunderbare glasklare, stark gesungene Akustiknummer zum Abschluss des offiziellen Teils) für die TV-Serie „Hart Of Dixie“ genommen.

Der Rest des Werkes nimmt einen mit auf eine sehr clever gestrikte, manchmal etwas fröstelnde, sehr authentisch wirkende Reise durch das Americana-Genre mit all seinen anliegenden Facetten (Country, Blues, Rock). Mein persönliches Lieblingslied ist das herrliche „Old Ghost“, das in einer Art Retro-Ambiente vorgetragen wird und mittels einer grandiosen Orgel-/E-Gitarren-Solo-Kombination seinen absoluten Höhepunkt erreicht.

Hier darf man die hervorragenden Musiker einfach nicht vergessen zu erwähnen, die dieses stolze Produkt endgültig veredeln. Brad Pemperton (hauptsächlich bekannt aus Ryan Adams Band The Cardinals) an den Drums und Lane Baker am Bass, sowie der überragend agierende Andrew Highley (keys) und der fantastisch auftrumpfende Saitenkünstler Andrew Sovine (E-/Akustik-Gitarren/Lap steel). Dazu kommen noch schillernde Leute wie Dylan und James LeBlanc (ebenfalls wie Vater Walt Muscle Shoals-Session-Musiker) auf „Lie Like You Love Me“ und „Razor Wire“.

Sensationell auch die Version von Jason Isbells „Try“, das dann auch mit seiner Begleitband The 400 Unit eingespielt wurde (besonders toll hier die krachenden E-Gitarrenparts von Sadler Vaden). Sehr schön transparent produziert hat übrigens Chris Mara.

Ein Bild davon, was die junge Dame (mit Faible für hochgezogenen Lidstrich) für ein energisches Temperament hat (nicht zu vergessen ihr durchdringender Blick), kann man sich beim Southern Rock-umwobenen „Howlin‘ Bones“ auf YouTube machen. Ebenfalls ein absoluter Kracher (im wahrsten Sinne des Wortes). Aber gerade die immer wieder eingestreuten, mit einer dezenten Kühle, aber auch von viel Melancholie geprägten typischen Americana-Balladen, die sie oft im Stil einer Country-Chanteuse vorträgt, ziehen den Hörer regelrecht in den Bann. Hier stehen Tracks wie „Strand Of Pearls“ (Bariton-E-Klänge, klasse Slide, psychedelisch anmutendes Synthie-Fiepen), das Piano-lastige „Parchman (Steel-Tupfer, Slide-Solo) sowie das durch ihrem Sohn Jackson – benannt nach Hannahs Hero Jackson Browne – inspirierte „Black And White“ (Highleys Orgelsolo mit Gänsehaut-Garantie) zu Buche.

Fazit:  Die mir bis dato völlig unbekannte Hannah Aldridge legt mit ihrem Erstling „Razor Wire“ auf dem Americana-Sektor direkt ein richtiges Pfund hin. Eine junge Dame schon jetzt mit dem Potential von etablierten Künstlerinnen dieser Sparte wie Lucinda Williams, Rosanne Cash, Patty Griffin, Lori McKenna, Tift Merritt & Co. Für mich persönlich als altem Recken gilt erst mal, die Liebe zur Musik dieser jungen Frau entdeckt zu haben…! Absolute Kaufempfehlung!!!

TroddenBlack Entertainment (2014)
Stil:  Americana

01. You Ain’t Worth The Fight
02. Old Ghost
03. Strand Of Pearls
04. Razor Wire
05. Parchman
06. Howlin‘ Bones
07. Try
08. Black And White
09. Lie Like You Love Me
10. Lonesome
11. Razor Wire (Acoustic – Hidden track)

Hannah Aldridge
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The Band Of Heathens – One Foot In The Ether – CD-Review

Zweites Album der texanischen Jung-Shooting-Stars! Nachdem sich das Quintett um die drei Bandleader Ed Jurdi, Gordy Quist und Colin Brooks (ergänzt durch Bassist Seth Whitney und Drummer John Chipman) mit ihrem starken Debüt und vielen Auftritten bei uns in die Herzen der Americana-Gemeinde gespielt hatte (mittlerweile sogar dokumentiert durch schon ein deutsches Fanforum -Deutsches Band Of Heathens-Forum) legen sie jetzt mit „One Foot In The Ether“ den heiß erwarteten Nachkömmling hinterher.
Und das in Zusammenarbeit mit Mark Addison produzierte Zweitwerk wird der hohen Erwartungshaltung voll und ganz gerecht. Obwohl wieder zwar recht ähnlich das übliche Feld auf Grundlage bekannter Relevanzgrößen beackert wurde, muss man bei „One Step In The Ether“ bereits einen deutlichen Reifeprozess attestieren, was sich vor allem wesentlich in den ausgefeilteren und spieltechnisch frischer klingenden Kompositionen niederschlägt.

Sämtliche Songs bis auf eine Ausnahme (das durch ihre Auftritte bereits bekannte, herrlich balladesk-rootsige Gillian Welch/David Rawlings-Stück „Look At Miss Ohio“ – klasse hier die kurzen, an Pink Floyd erinnernden atmosphärischen Zwischeninstrumentalpassagen), stammen aus der Feder des Dreigestirns Jurdi/Quist/Brooks. Obwohl ich persönlich gar nicht so ein Freund von wechselnden Sängern innerhalb eines Bandgefüges bin, muss bei der Band Of Heathens gerade dieses Stilmittel trotz ihrer recht unterschiedlichen Gesangscharaktere besonders hervorgehoben werden.

Die Jungs schaffen es immer wieder, punktgenau den richtigen Sänger für den richtigen Song einzusetzen. So ist es Jurdi vorbehalten, den etwas soulig angehauchten Stücken (das supermelodische „Say“, das lässig stampfende „Talking Out Loud“) seinen Stempel aufzusetzen, während Quist eher den im rootsigen Singer/Songwriter-Umfeld befindlichen Stücken (das Delta-bluesige „Golden Calf“, das mandolinenbetonte „What’s This World“, „Look At Miss Ohio“, mit klasse Southern-E-Solo) vorsteht und Brooks den überwiegend Country-/Blues-lastigeren Part übernimmt (das gospelige „Shine A Light“ mit herrlichem E-Slide in Landreth-Manier, das groovige „Somebody Tell The Truth“ mit starken E-Parts, oder „Hey Rider“, das wie ein modernes Update von Gregg Allmans legendärem „Midnight Rider“ erscheint).

Und wenn ein Song eine gemeinsame Schnittmenge erkennen lässt, beginnt eben ein munteres Wechselspiel beim Frontgesang in den Strophen, ergänzt durch hervorragende eingeflochtene Harmoniegesänge im Refrain („You’re Gonna Miss Me“/“Right Here With Me“), die sich natürlich auch wie ein roter Faden durch die bereits vorher zitierten Lieder ziehen. Dass die Burschen zudem noch Instrumenten-technisch äußerst beschlagen sind, haben sie bei ihren zahlreichen Auftritten untermauert, so auch hier natürlich, wobei Brooks‘ formidable Dobroeinlagen besondere Freude erzeugen. Ein besonderes Lob gilt auch der hervorragenden Piano-/Organ-Arbeit von Gastmusiker Trevor Nealon, der vielen Songs ein spezielle Würze vermittelt.

The Band Of Heathens haben mit „One Foot In The Ether“ einen erneuten Schritt nach vorne gemacht. Man darf sich schon jetzt auf die Präsentation der Songs in den demnächst anstehenden Konzerten freuen (siehe unsere Tourtermine). Die CD kommt im Digi-Pack mit eingestecktem Booklet, das alle Songtexte beinhaltet. Absolute Kaufempfehlung, nicht nur für BOH-Fans!

Blue Rose Records (2009)
Stil:  Americana / Roots / Country Rock

01. L.A. County Blues
02. Say
03. Shine A Light
04. Golden Calf
05. What’s This World
06. You’re Gonna Miss Me
07. Right Here With You
08. Let Your Heart Not Be Troubled
09. Somebody Tell The Truth
10. Look At Miss Ohio
11. Talking Out Loud
12. Hey Rider

The Band Of Heathens
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Blue Rose Records

Will Hoge – Never Give In – CD-Review

Will Hoge erneut in bestechender Form! Der in Nashville beheimatete Singer/Songwriter scheint sich in kreativer Hinsicht auf einem absoluten Höhenflug zu befinden. Verweilte er noch vor nicht allzu langer Zeit mit seiner EP „Modern American Protest Music“ mit eigens konzipierten Protestsongs auf den Spuren von einem seiner großen Vorbilder, Bob Dylan, holt er jetzt mit seinem neuen, fantastischen Album „Never Give In“ zu einem weiteren ganz großen Wurf aus.

Der Titel, wie auch das damit verbundene Titelstück (tolle Melodie, klasse Gitarrenarbeit inkl. würzigem Slide/ E-Solo), stehen auch so ein bisschen für Hoges Stehauf-Mentalität (er hat ja schon so einiges in Sachen Band-/Labelwechsel bis hin zu seinem furchtbaren Unfall, bei dem er schwer verletzt nur hauchdünn am Tod vorbeigeschrammt ist, mitgemacht), ein Mann der nie auf-/nachgegeben hat und sich heute musikalisch stärker denn je präsentiert.

„It encompasses a lot of things. The song is really based on a relationship between a man and a woman that has weathered hard times and fought to grow. There’s some truth in that with my wife which I really appreciate. On a larger note, it’s about the mentality of this whole organization. The roller coaster ride I’ve been through musically, emotionally, professionally, and physically with labels and without labels changing bands and managers, we’re here. We started our own label and we’re having more success than ever. That’s all due to the fact we’ve never stopped and we never give in.“ so Will selbst in einem Interview zum zentralen Thema/Lied seines neuen Werkes.

Und In der Tat, läuft es für Hoge in letzter Zeit wie am „Schnürchen“. Hatte vor geraumer Zeit die Eli Young Band mit dem von ihm gecoverten „Even If It Breaks Your Heart“ einen Nr. 1-Hit erzielt (auch das hier enthaltene, herrlich melodische „Goodbye Ain’t Always Gone“ wäre wieder wie für sie prädestiniert), so dürfte Will auch mit der abschließenden starken, voller Pathos steckenden Americana-/Countryhymne „Strong“ (wie der Titel es schon andeutet), der als Begleitmusik für die Chevrolet Silverado Truck-Werbung ausgewählt wurde, weitere enorme nationale Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auch der Rest der Scheibe bietet typischen Hoge-Stoff (variabel, sehr melodisch, zwischen Country- und knackigem, zuweilen zünftigem, erdigem Roots-/Americana-Rock pendelnd, garniert mit einigen kraftvollen Heartland-RockEinlagen, in allen Tempi, mit intelligenten, immer ein wenig nach innen gekehrten Texten) auf absolutem Spitzenniveau.

Selbstredend, dass hier natürlich auch Topmusiker wie Kenny Greenberg, Tom Bukovac (beide wieder mit exzellenter Saitenarbeit), Tony Harrell, Adam Beard, Nick Buda, John Deaderick, und einige starke Backsinger wie die wunderbare Ashley Monroe, Jon Randall, Jessi Alexander, Maureen Murphy, oder Harmonie Reddick zur Einspielung mit von der Partie waren. Die beiden letztgenannten Sängerinnen liefern beispielsweise furiose Backs beim flotten Opener, dem knackigen, zündenden, schön angerauten Rootsrocker „A Different Man“. Der Silberling enthält natürlich auch wieder viele Querverweise zu musikalischen Größen, deren Glanz aber im Vergleich mit Will mittlerweile fast schon zu verblassen droht.

Das bereits erwähnte Titelstück mit seinem frappierenden „Into The Great Wide Open“-Flair, erinnert unweigerlich an Tom Pettys Parade-Zeiten, die grandios bluesig/dezent gospelig gesungene Ballade „This Time Around“ lässt sogar fast einen Otis Redding wieder aufleben. Ein Hammersong! Das schön gewählte Wortspiel bei dem famosen „Home Is Where The Heart Breaks“ ist der Aufhänger für ein herrlich rockendes Stück in der Tradition von Bob Seger (hat ein wenig was von „Rock’n‘ Roll Never Forgets“), „Pale September“ macht John Mellencamp alle Ehre und das ebenfalls straight rockende „Bad Old Days“ beinhaltet einige Reminiszenzen in die Zeit, als Will noch mit seinem alten Kumpel Dan Baird musizierte (durchaus auch Georgia Satellites-tauglich). Kurz vor Ende begibt sich Hoge in seiner eigenwilligen Art mit dem schön erzählten „Damn Spotlight (Julias Song)“ samt eines Hauchs von „The Boxer“ sogar in Simon & Garfunkel-ähnliche Gefilde (allerdings gänzlich ohne deren Schmachtfaktor), bevor der bereits oben angeführte Track „Strong“ (als Bonustrack) den glänzenden Abschluss eines immens starken Longplayers abgibt.

„I never really saw a dividing line between rock and country“ teilte Hoge kürzlich in einem Statement mit, und genaus das präsentiert er hier eindrucksvoll. Es gibt keine Trennung zwischen Rock und Country, sondern eine geradezu untrennbare Verbindung in seiner wunderbaren Musik. In einem U.S.-Review heisst es dazu treffend. Hoges music is a compelling mix of classic rock riffs, a Springsteen-styled way with charismatic storytelling and some rowdy roadhouse country twang“. Perfekt ausgedrückt, zusätzlich zu erwähnen sind eben nur noch diese hinreissenden Melodien.

Will Hoge präsentiert sich mit „Never Give In“ abermals in absolut blendender (auch stimmlich) Verfassung. Er zählt mittlerweile zu den wohl maßgebendsten Singer/Songwritern des Country-/Americana-/Rootsrock-Genres der Neuzeit. Die starken Texte zu seinen Tracks sind natürlich im eingesteckten Booklet des DigiPaks nachzulesen. Was für ein Pracht-Album! Wir werden nicht nachgeben, diesen begabten Songwriter/Musiker zu lieben und anzupreisen! Er hat es definitiv verdient! Einfach klasse dieser Mann!

Cumberland Recordings (2013)
Stil:  Country- / Roots Rock

01. A Different Man
02. Goodbye Ain’t Always Gone
03. Never Give In
04. This Time Around
05. Still Got You On My Mind
06. Home Is Where The Heart Breaks
07. Daddy Was A Gambling Man
08. Pale September
09. Bad Old Days
10. Damn Spotlight (Julia’s Song)
11. Strong

Will Hoge
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Bärchen Records

Will Hoge – Number Seven – CD-Review

Der Singer/Songwriter aus Nashville mit einem meisterhaften, neuen Album. Will Hoge, der ja bei den Aufnahmen zu seinem letzten Werk „The Wreckage“ nochmal so gerade „dem Tod von der Schüppe gesprungen“ war (er wurde auf seinem Roller von einem Van angefahren und schwer verletzt) ist mittlerweile gesundheitlich wieder voll genesen und steht auch musikalisch „voll im Saft“. Mit seinem schlicht „Numer Seven“ betitelten, neuen Longplayer präsentiert er sich in blendender Verfassung, ja, man kann fast behaupten, auf dem Höhepunkt seiner musikalischen Schaffensphase.

Erneut versteht er es wie kaum ein anderer Musiker der heutigen Zeit, unbequeme Wahrheiten in seine anspruchsvollen Texte einzubringen und mit der dazu passenden Musik stilvoll in Einklang zu bringen. Fast eine Art Bob Dylan der Neuzeit, nur mit einer anderen Stimme und seinen wunderbar melodischen Americana-Songs. Das Album beginnt in der Tradition seiner letzten Werke. „Fools Gonna Fly“, ein Stück, in dem er dem guten Lyriker Shakespeare den Sinn für die Realität recht humorvoll abspricht, kommt in einer gediegenen Mischung aus Tom Petty- und Bob Seger-Einflüssen daher, wobei Hoge die beiden in kreativer Hinsicht längst ein- bzw. überholt hat. Klasse hier die Mundharmonika-, Slidegitarrenkombination (Hoge/Pat Buchanan) im Soloteil.

„Too Old To Die Young“ wurde mit dem dem Titel entsprechenden Elan kraftvoll umgesetzt. Klasse hier die surrenden Slidegitarren. Am stärksten erscheint Hoge auf diesem Longplayer, wenn er seinem Zorn über das heutige Amerika in Songs wie „Goddam California“ (toller Steelguitar-getränkter Alternate Country, herrlich wie er im Refrain „…Goddam California, oh I miss my Tennessee…“ förmlich herausfleht), „American Dream“ (schonungslose Abrechnung mit den Zuständen seines Landes, dazu passend eine wunderbar traurig gespielte Steelgitarre) oder „The Illegal Line“ (die Geschichte eines illegalen Einwanderes im Grenzgebiet Mexiko/Texas wird plakativ aufgearbeitet, stark hier die eine gewisse Dramatik einbringenden psychedlischen E-Gitarrenparts im Stile von Neil Young’s Crazy Horse) seinen freien Lauf lässt.

Grandios „Silver Chain“ . Hier grummelt Hoge zunächst akustisch begleitet in grimmiger Dylan-Erzähl-Manier, schreit dann seine Gefühle in einem kräftigen Refrain regelrecht heraus (tolle E-Gitarrenarbeit von Kenny Vaughan). Roots Rock in Perfektion! Für die fröhlicheren Momente des Albums sorgen komischerweise Songs wie „Gone“ oder „Nothing To Lose“, obwohl sie thematisch (es geht um das Ende von Beziehungen) ebenfalls nicht gerade auf Frohsinn gepolt sind.

Mit „No Man’s Land“ haut Hoge dann sogar einen echten Mitgröl-Country-Gassenhauer raus, der am Ende passend mit ausgelassenen „Crowd“-Gesängen begleitet wird. Zum Schluss gibt es dann nochmals zwei Tracks zum „Zungeschnalzen“. Zunächst die herrlich einfühlsame, pianounterlegte Ballade „Trying To Be A Man“, die von Gastmusiker Vince Gill immer wieder mit filligraner Akustikgitarre ergänzt wird. Und ganz am Ende die voller Otis Redding-Flair befindliche, bluesig-soulige Nummer „When I Get My Wings“ (zugleich auch erste Single). Toll hier die Bläsereinsätze in bester Memphis-Tradition und ein unwiederstehliches E-Gitarren-Solo von Kenny Greenberg, einem der Star-Gitarristen der Nashville-Szene.

Musikalisch assistieren Hoge auf dieser von ihm selbst produzierten Scheibe seine Tourmusiker Adam Beard, Sigdur Birkis und Adam Ollendorf, aber auch Wegefährten früherer Tage wie Devin Mallone oder Ken Coomer und eine ganze Reihe von edlen Gitarristen wie die bereits genannten Pat Buchanan, Kenny Vaughan, Vince Gill, Kenny Greenberg, sowie Tom Bukovac oder der exzellente Keith Gatis. Dazu kommt ein wunderbar geschmackvoll schlicht in Rot, Weiß und Schwarz gestaltetes Digipack, dessen eingestecktes Booklett alle (lesenswerten) Texte beeinhaltet. Will Hoges „Number Seven“ ist somit erneut ein absoluter Garant für allerfeinsten Roots-/Heartland-/Alternate Country-/Americana-Rock geworden, zuweilen mit einem Hauch von Southern-Feeling! Bestnote dafür von uns!

Rykodisc Records (2011)
Stil:  Country-/Roots Rock

01. Fool’s Gonna Fly
02. Too Old To Die Young
03. Goddam California
04. American Dream
05. Gone
06. The Illegal Line
07. Silver Chain
08. Nothing To Lose
09. No Man’s Land
10. Trying To Be A Man
11. When I Get My Wings

Will Hoge
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