Stash – Walk The Walk – CD-Review

Review: Michael Segets

Ted Russell Kamp, Rich McCulley und Joey Peters haben Stash in Leben gerufen. Im Musikbusiness sind die drei keine Neulinge, legen jetzt aber mit „Walk The Walk“ ihr gemeinsames Debüt vor. Ted Russell Kamp verdiente sich seine Sporen als Bassist. So spielte er bei Waylon Jennings und lange Zeit in der Band dessen Sohns Shooter Jennings oder heimste einen Grammy mit Tanya Tucker ein. Jüngst begleitete er auch Marilyn Manson. Seine Songs wurden von Shooter Jennings, The Statesboro Revue und Micky & The Motorcars aufgenommen.

Seit den 1990ern veröffentlicht er Solo-Alben, die vor allem in Europa erfolgreich waren. Rich McCulley ist ebenfalls seit zwanzig Jahren als Solokünstler unterwegs und wirkte an einigen Filmmusiken mit. Die Film- und Werbeclip-Branche stellt zurzeit das Hauptbetätigungsfeld von Joey Peters dar. Er war Drummer bei Grant Lee Buffalo – mit dem Frontmann Grant-Lee Phillips– und Cracker. Derzeit aktiv ist er bei Rusty Truck.

Alle drei arbeiten als Produzenten für andere Musiker und haben das Heft nun ebenso bei ihrer CD selbst in die Hand genommen. Bei so viel Erfahrungen und dem breiten musikalischen Background verwundert es nicht, dass „Walk The Walk“ routiniert eingespielt wirkt. Die alten Hasen verzichten auf die Unterstützung weiterer Musiker mit Ausnahme von „Talk The Talk“, auf dem Anna Maria Rosales die Vocals ergänzt.

Auf dem Erstlingswerk schlägt Stash überwiegend einen rockigen Weg ein. Dabei gehen manche Tracks in Richtung Countryrock („Queen Of The Highway”, „One Step Ahead Of The Law”), andere wecken Erinnerungen an den Gitarrenrock der 1980er („You’re The One”). Gute Laune verbreitet „Hey, Hey, Hey“, der aus der Anfangszeit des Rock ‘n Roll stammen und eine Nummer der Blues Brothers sein könnte. Ebenfalls ein hohes Tempo geht „One Track Mind“. Deutlich rauer gibt sich „What I Need” oder auch „Catch Me If You Can”, bei dem E-Gitarren und Mundharmonika den Sound bestimmen.

Das Trio zeigt zudem seine Nähe zum Outlaw-Country. Da kommen traditionell Banjo („Smoke And Mirrors”) und Mandoline („Into The Sunset”) zum Einsatz, aber Stash trumpft bei „Ain’t That Kind Of Man“ auch noch mit Trompete und Posaune – beide gespielt vom Multiinstrumentalisten Kamp – auf. Während sich „Sweet Salvation Of The Dawn” stilistisch in der gleichen Schiene bewegt, fällt der Schmachtfetzen „By Your Side“ aus dem Rahmen.

Sowohl im Rock- als auch im Country-Bereich überzeugen die von den Bandmitgliedern gemeinsam geschriebenen Songs. Sie sind geradeaus verfasst und dennoch abwechslungsreich. Die Stimme von Kamp ist nicht außerordentlich markant, gewinnt aber bei mehrmaligen Durchläufen. Der Kalifornier kommt im Februar auf Konzerttour nach Europa, wo man sich dann ein Bild seiner Live-Qualitäten machen kann – sofern die Umstände es zulassen.

Mit Stash betritt eine neue Band die Rock- und Country-Bühne, die von der langjährigen Erfahrung ihrer Mitglieder – Ted Russell Kamp, Rich McCulley und Joey Peters – profitiert. Handgemacht eingespielt und gradlinig produziert spiegeln die Anspieltipps „What I Need” und „Ain’t That Kind Of Man“ die beiden Seiten von „Walk The Walk“ wider.

Eigenproduktion (2021)
Stil: Rock, Country

Tracks:
01. Smoke And Mirrors
02. Catch Me If You Can
03. Queen Of The Highway
04. You’re The One
05. Into The Sunset
06. One Step Ahead Of The Law
07. One Track Mind
08. Ain’t That Kind Of Man
09. Talk The Talk
10. Sweet Salvation Of The Dawn
11. What I Need
12. By Your Side
13. Hey, Hey, Hey

Stash
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The Statesboro Revue – Ramble On Privilege Creek – CD-Review

Zweiter, ganz großartiger Streich der Mannen um Bandleader und Songwriter Stewart Mann. 2009 hatten The Statesboro Revue mit „Different Kind Of Light“ ein von Kritikern zurecht überschwengliche und hoch gelobtes Debüt gefeiert, das vor allem in der Southern Rock-Szene für mächtig Furore sorgte. Seit dieser Zeit hat sich einiges getan. Die Band hat mit vielen namhaften Acts wie u.a. The Allman Brothers Band, den Los Lonely Boys, Willie Nelson, Whiskey Myers, Randy Rogers Band, Eli Young Band, The Marshall Tucker Band und Will Hoge die Bühne geteilt, dabei ebenfalls glänzende Kritiken erfahren. Mastermind Stewart Mann, der im letzten Jahr zudem noch die Hauptrolle in der Buddy Holly Story ergattern konnte, hat die Band zum neuen Album „Ramble On Privilege Creek“ komplett umgekrempelt.

Bis auf die beiden Backgroundsängerinnen Sonya Moore und Sheree Smith hat seine Statesboro Revue eine komplette Runderneuerung zugunsten einer erheblich variableren musikalischen Darstellungsweise erhalten. Mit dabei ist in zentraler Position jetzt auch sein jüngerer Bruder Garrett (ebenfalls beim Musical mit involviert), der teilweise beim Songwriting eingebunden war und bei einigen Tracks („Huck Finn“, „Lil Mary’s Last Stand“, „Isabella“ und „Wildflower“) für einen ruraleren Zusatzanstrich sorgte (mit Dobro, Banjo, Fiddle, z.T. keltischen, folkigen Untertönen), wobei die southern-rockige Gesamtausrichtung natürlich gewahrt blieb, aber nicht so im Vordergrund stand wie beim Debut.

Dieses Werk ist vielmehr auch als ein aussergewöhnlich starkes Album des Texas Roots-, Americana-, und Countryrocks zu betrachten, was alles andere als ein Nachteil ist. Die Verschmelzung der einzelnen musikalische Ströme machts – und die gelingt höchst eindrucksvoll und mündet in prächtigen Songs. Auch die exzellente Produktion wurde diesmal teamintern abgewickelt (das Debüt war noch von Grammy-Gewinner David Z – Prince, Buddy Guy, Gov’t Mule – betreut worden). Der fantastische Opener „Fade My Shade Of Black“ macht allerdings nahezu da weiter, wo man mit „A Different Kind Of Light“ aufgehört hatte.

Herrlich dieses unbekümmerte Pendeln zwischen schwülem, groovendem Roots-und dezent retroinfiziertem Southern Rock mit tollen E-Gitarren, sattem Slide-E-Solo und bluesigem Harp-Teil. Bands wie Zack Williams & The Reformation oder Whiskey Myers, aber auch The Band Of Heathens lassen grüßen, zumal Stewart Manns Stimme in der Nähe von Ed Jurdi angesiedelt ist. „Half Mile To Lincoln“ oder das starke „Live A Little“ (toll mit progressiven Pink-Floyd-Reminiszenzen, erinnert ein wenig an Blackberry Smokes „The Whippoorwill“) schlagen in eine ähnliche Kerbe. Stücke wie „Cold November“, „Another Day In Rome“ und „Love Run Easy“ haben hingegen einen ruhigeren Teint, verbreiten aber eine unglaublich schwüle Atmosphäre voller trockener Melancholie, wie man sie wohl nur im Süden der Vereinigten Staaten musikalisch transportieren kann.

Exzellent dazu passend natürlich die schönen weiblichen „Ooh-ooh“- und „Aah-aah“-Backs der beiden bereits o. a. geführten Mädels. Grandios wird es auch immer dann, wenn Statesboro Revue zeitgemäßen Southern Rock mit dem Retro-Feeling der Seventies kombinieren. Paradebespiele hierfür „Til I Leave“ oder das abschließende furiose „Hands On The Sun“. Letztgenanntes Lied wirkt, als wenn sich die The Black Crows mit Led Zeppelin zu einer Jam-Session eingefunden hätten, erstgenanntes kommt im damaligen typischen Psychedelic-Ambiente, Mann kreischt in den Refrains wie einst Robert Plant. Nicht zuletzt aufgrund dieser stimmlichen Wandlungsfähigkeit zählt Stewart Mann wohl mit zu den talentiertesten Führungspersönlichkeiten und Hoffnungsträgern des Genres.

Der ist dann auch voll zufrieden mit dem Ergebnis von „Ramble On Privilege Creek“: “This album is extremely broad in subject matter and style, in musicality and production, and I couldn’t be happier about it. I’ve always strived to create a sound that doesn’t try to reinvent the wheel; merely merge the little idiosyncrasies of all my influences and shape them in a manner that might someday be looked upon as my own unique sound. I think this record is as close as I have ever been to accomplishing that goal.”

Dem können wir nur voll und ganz zustimmen! The Statesboro Revue legen mit „Ramble On Privilege Creek“ einen tollen Nachfolger hin und reihen sich vorbehaltslos in die neue aufkommende junge Generation an Southern Rock Bands wie Blackberry Smoke, Whiskey Myers & Co, ein, wenngleich Manns Truppe etwas rootsiger und Americana-mässiger daher kommt. Die arrivierten Bands der Gattung wie Lynyrd Skynyrd & Co. können mit dieser variantenreichen Musik in kreativer Hinsicht kaum noch Schritt halten. Große Klasse, die Jungs!

Vision Entertainment (2013)
Stil: Roots / Country Rock

01. Fade My Shade Of Black
02. Huck Finn
03. Cold November
04. Til I Leave
05. Half Mile To Lincoln
06. Live A Little
07. Lil Mary’s Last Stand
08. Isabella
09. Love Run Easy
10. Another Day In Rome
11. Wildflower
12. Hands On The Sun

The Statesboro Revue
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Bärchen Records