Casey James – Same – CD-Review

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Großartiges Newcomer-Debüt! Wenn heutzutage noch wirklich etwas auf das Land der unbegrenzten Möglichkeiten zutrifft, dann ist es zweifelsfrei das schier unglaubliche Reservoir an Musiktalenten. Der Aus Fort Worth, stammende 29-jährige Texaner Casey James (mit seiner Lockenmatte so ein wenig ein Dierks Bentley-Typ) ist wieder so ein passendes Paradebeispiel. Wie üblich, aus einer musikbegeisterten Familie entsprungen (beide Eltern sind Musiker, mit seinem Bruder spielte in einer Band), lernte er bereits mit 13 Jahren das Gitarre spielen. Blues Rock Gitarristen wie Doyle Bramlett II oder Stevie Ray Vaughan bis zu den alten Meistern wie Albert Collins & Co. hatten es dem jungen Burschen angetan, hinzu kamen aber auch Bands wie Lynyrd Skynyrd und Pearl Jam.

Amüsanter Weise, ohne die Sendung „American Idol“ jemals zuvor verfolgt zu haben, wurde ihm die Bewerbung seitens seiner Mutter nahegelegt und letztendlich auch in die Tat umgesetzt. Casey James belegte schließlich, trotz eines zwischenzeitlichen, ernsten Motorradunfalls, einen hervorragenden dritten Platz in der neunten Staffel des Contests und befindet sich von nun an in bester Gesellschaft mit Interpreten wie Carrie Underwood, Bo Bice, Scotty McCreery oder Lauren Alaina. Sony Music Nashville CEO Gary Overton war absolut begeistert von den Liveauftritten (vor allem sein Gitarrenspiel hatte es ihm angetan) und verpflichtete ihn für das Sony-Unterlabel BNA Records. Aber nicht nur das. Für Major-Companies recht ungewöhnlich, gewährte er ihm auch genügend Zeit, sowohl für die behutsame Genesung angesichts des o.a. Unfalls, als auch im Hinblick auf Caseys kompositorische Fähigkeiten für die Entwicklung der entsprechenden Songs. Zu guter Letzt ließ man den Burschen neben dem Gesang auch den überwiegenden Teil der Akustik- und E-Gitarrenparts (dazu auch noch Dobro) selbst übernehmen und involvierte ihn direkt auch gleich noch bei der Produktion (zusammen mit Chris Lindsey, ein Track mit Aimee Mayo).

Den ihm gewährten Vertrauensvorschuss zahlt Casey dann auch mit einer mehr als beeindruckenden Leistung zurück. Neun der insgesamt elf Stücke stammen aus seiner Feder, wobei ihm u.a. namhafte Schreiber der Szene wie Scooter Caruso, die Warren Brüder, Brice Long, Terry McBride, Brett James oder David Lee Murphy mit sicherem Gespür zur Seite standen. Der exklusive Musikerkreis mit z.T. Leuten wie Pat Buchanan, Ilya Toshinsky, Jimmy Lee Sloas, Shannon Forrest, Tony Harrell und Dan Dugmore schnürrte das Paket fest und machte es schließlich endgültig zum „sicheren Ding“. Herausgekommen ist, wie es auch für ein Debütwerk im New County-Bereich zunächst sinnvoll ist, ein Gesamtüberblick über die Fähigkeiten des Protagonisten. So wird das gesamte Spektrum von Ballade, über Mid- bis Uptempo, von countrylastigen, bis zu rockigen, hier sogar auch bluesig und soulig angehauchten Stücken abgedeckt und das natürlich knackig, kurzweilig und perfekt aufeinander abgestimmt.

Als Einstieg gibt es mit „The Good Life“ ein, wie der Titel es schon andeutet, flockiges, erstklassiges, knackiges und melodisches Gute Laune-Stück, mit einem klug eingestreuten Tempobreak und einem schönen E-Gitarren-Solo. „Crying On A Suitcase“, ebenfalls sehr eingängig (vor allem der Refrain), wechselt lediglich ein wenig die Stimmung (aufgrund der textlichen Thematik, es geht um Abschied in einer Liebesbeziehung), glänzt aber mit hervorragender Hintergrund-Slidearbeit und zwei schönen E-Gitarren-Solopassagen. Die bereits im letzten Jahr vorab ausgekoppelte, jetzt aber in den Billboard-Charts erst richtig in Fahrt kommende Single „Lets Don’t Call It A Night“ offeriert zum einen James‘ klare Blues- und Soul-Tauglichkeit, dient zum anderen aber auch als eindrucksvoller Beweis dafür, wie schön sich diese Stilart mit New Country vermischen lässt. Hier kam eine tolle, atmosphärische Ballade im Stile von James Otto heraus (klasse E-Gitarren-/Steelguitar-Solo-Kombination, plus 2. E-Gitarren-Soli gegen Ende).

In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „Love The Way You Miss Me“ (Clapton-mässige Note). Das „real“ Countryherz schlägt schließlich bei „Drive“ ganz hoch. Eine Kooperation mit den Warren Brothers, wobei sich Dobro (starkes Spiel von Casey) und E-Gitarre eine heiße Wettfahrt liefern. Cooler Song! Balladenfreunden dürften die herrlich instrumentierten Nummern „Undone“ (Akkordeon, Pianotupfer) und „So Sweet“ (Powerrefrain, angenehme Orgel) wohlige Momente bereiten. Einfach schön und absolut kitschfrei. Im hinteren Bereich der CD wird dann das Tempo schön gleichmäßig angezogen. „She’s Money“ (schwungvoller Groove, tolles an die Doobie Brothers erinnerndes rollendes E-Gitarren-Führungs-Lick, fulminante E-Gitarren-Passagen), „Tough Love“ (swampig, viel Slide, Orgel, Handschrift von Mitkomponisten David Lee Murphy ist deutlich erkennbar) und das flott dahinpolternde „Workin On It“ (satte Drums von Shannon Forrest, Southern Rock E-Gitarren-Solo) bilden dabei ein mehr als eindrucksvolles und unterhaltsames Trio.

Als Finale entschied sich Casey dann für eine ruhige, recht melancholische, hoch melodische Nummer. „Miss Your Fire“ würde hierbei auch einem John Mayer gut zu Gesicht stehen. Ein leises, zunächst sanftes (einem Wasserrauschen gleichkommendes Akustikgitarrenspiel als Untermalung), sich langsam steigerndes Stück mit hohem Wohlfühlfaktor. Ein wunderbarer Abschluss. Casey James beeindruckt auf seinem vielschichtigen Debüt mit gesanglichen, spieltechnischen und auch kompositorischen Qualitäten auf ungemein hohem Niveau. Fans von „jungen Wilden“ wie Bucky Covington, Frankie Ballard, besagtem Dierks Bentley, Lee Brice aber auch von Musikern wie Keith Urban, James Otto, Travis Tritt oder Luke Bryan sollten hier die Antennen ausfahren. Es lohnt sich! Der Bursche ist richtig gut!

Sony Nashville (2012)
Stil: New Country

01. The Good Life
02. Crying On A Suitcase
03. Let’s Don’t Call It A Night
04. Drive
05. Love The Way You Miss Me
06. Undone
07. So Sweet
08. She’s Money
09. Tough Love
10. Workin‘ On It
11. Miss Your Fire

Casey James
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JT Hodges – Same – CD-Review

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Und schon wieder ein neues Riesentalent im New Country-Genre! Der 1977 in Forth Worth, Texas, geborene JT Hodges mit seinem saustarken Debüt. Wie so oft in dortigen Gefilden ist auch JT mit musikalischen Genen gesegnet. So ist sein Vater Besitzer eines Tonstudios und seine Mutter hatte in den 1980er Jahren ein Plattenvertrag mit MCA Nashville. Hodges hielt sich nach seinem Studium zunächst in Los Angeles auf, wo er einige Jahre intensiver Teilnehmer des dortigen „Coffeehouse Circuit“ war. Erst 2009 zog er mit seiner Frau nach Nashville, um dort sein Glück zu versuchen. Der hoch begabte Singer/Songwriter ergatterte einen Kontrakt mit dem Universal Show Dogs Label, dem Toby Keith vorsteht und wurde dann auch als Support für dessen „Locked And Loaded“-Tour gebucht.

Sein aus zehn Stücken bestehendes Debütwerk (Hodges ist Mitkomponist von 9 der 10 Tracks), produziert von Mark Wright, Don Cook, Mark Collie und Ross Copperman (an einem Lied beteiligt) fasziniert vor allem dadurch, dass es trotz aller herrlicher Melodien und Radiofreundlichkeit, völlig unangepasst wirkt (z. T. wegen der Texte und Diversität der Songs) und mit dem typischen Mainsteam-Country nur dezente Gemeinsamkeiten aufweist. Anders sind die nur mäßigen Platzierungen der bisher veröffentlichten beiden Singles „Hunt You Down“ (ein unglaublich markanter, humorvoller Gute-Laune-Sommer-Song, der es ganz locker mit Kid Rocks „All Summer Long“ aufnehmen kann, aber, statt der Sommerhit dieses Jahres zu werden, nur auf Platz 39 der Single Charts landete) und des rhythmisch voranpreschenden „Goodbye Made You Mine“ (alle Instrumente durch o.a. Ross Copperman gespielt) nicht zu erklären.

Nach Abstimmung seiner Fanbasis wurde jetzt mit „Sleepy Little Town“ (Heartland-Note, Power-Refrain, an Springsteen erinnernde Ohohoh-Harmonies, surrendes Slide-Solo) ein neuer Versuch in Richtung Top-20 gestartet. Ähnlich wie Jace Everett oder Eric Heatherly umweht Hodges immer ein Hauch von Introvertiertheit und auch eine gewisse Portion Retro-Verbundenheit. Beste Belege dafür sind Stücke wie der Opener „Rather Be Wrong Than Lonely“, das unweigerlich an „Bad Things“ des Erstgenannten reminsisziert, oder „Leaving Me Later“ (klasse Bariton-E-Gitarren-Begleitung).

Das Album gewinnt vor allem durch eine spürbare, hohe Authentizität und auch durch die großartige instrumentelle Umsetzung der beteiligten Musiker. Was hier die bekannten Klasse-Leute wie Chad Cromwell, Mike Brignardello, die begnadeten Gitarristen Kenny Greenberg, Tom Bukovac, Greg Droman, Ilya Toshinsky oder Paul Franklin, Eric Darken und John Jarvis an unaufdringlicher, aber filigraner Arbeit abliefern, ist schon unglaublich. Gerade letzgenannter Keyboarder John Jarvis brilliert (neben den Gitarristen) an (E)-Piano, Wurlitzer und B-3, dass es eine wahre Freude ist, ohne sich dabei auch nur irgendwie in den Vordergrund zu drängen. Hier kann man richtig viele Feinheiten entdecken. Herrlich auch das irische Flötenspiel von Droman und die feine Mandoline Toshinsky’s beim folkigen „Rhythm Of The Radio“.

Stark auch die quäkende Mundharmonika von Jelly Roll Johnson beim bluesig stampfenden Rausschmeißer „Green Eyes Red Sunglasses“. Nicht zu vergessenen die brillante Guest-Appearence von Vince Gill (ob er sich aufgrund der äußerlichen Ähnlichkeit zu JT ein bisschen zum Ziehvater berufen fühlt…?), der auf der Gänsehaut erzeugenden Ballade „When I Stop Crying“ mit seinen berühmt einfühlsamen Harmoniegesängen und seiner unwiderstehlicher Stratocaster-Arbeit (inkl. furioser Kurzsoli) eine starke Präsenz zeigt. Toll! Mit JT Hodges ist die New Country-Szene in Music City um ein weiteres Juwel bereichert.

Sympathisch ist einfach, dass der sein eigenes Ding durchzieht und nicht die Priorität auf den schnellen kommerziellen Erfolg zu legen scheint (wie scheinbar übrigens auch seine Protegées Mark Wright und Toby Keith). Ein sehr ehrliches, abwechslungsreiches und kurzweiliges Album (alle Texte im Booklet dabei) auf einer Ebene nicht alltäglicher Interpreten wie Eric Heatherly, Jace Everett oder Drew Womack & Co., auf dem es viele Feinheiten zu entdecken gilt. Daumen hoch für JT Hodges. Echt klasse, der Typ! Man beachte im übrigen die Markteinführung durch das Label zu dem vorzüglichen Sonderpreis. So etwas darf gerne weiter Schule machen…

Show Dog Universal Music (2012)
Stil: New Country

01. Rather Be Wrong Than Lonely
02. Sleepy Little Town
03. Hunt You Down
04. Give It One More Night
05. When I Stop Crying
06. Goodbyes Made You Mine
07. Leaving Me Later
08. Right About Now
09. Rhythm Of The Radio
10. Green Eyes Red Sunglasses

JT Hodges
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Hilljack – Stand Up – CD-Review

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Hinter Hilljack verbirgt sich ein Quartett von erstklassigen Musikern, die sich in Nashville beim Co-Songwriting für andere Künstler kennen gelernt hatten und nach einigen Erfolgen entschieden, dass es sinnvoll wäre, ihre Ideen zu bündeln und in eine eigene Band einfließen zu lassen. Welch guter Gedanke, denn ihr Debütwerk „Stand-Up“ kann man ohne Übertreibung schlichtweg als einen kleinen New Country-/Countryrock-/-pop-Geniestreich bezeichnen.

Paul Jefferson (Vocals, Acoustic guitar), Porter Howell (Guitars, Dobro, Vocals), John Putman (Bass) und John Riffe ( Drums, Vocals zaubern da 14 peppige und frische Stücke, die auch noch von ihnen selbst produziert oder co-produziert wurden, aus dem Ärmel, daß es eine wahre Freude ist – ohne jeden Aussetzer! Da gibt es Songs, die mit ihrem leicht southern-angehauchtem Drive ein wenig an die tolle Musik der Südstaaten erinnern, wie „This Could Get Good“ (überragende, rhythmische Uptemponummer  mit starkem E-Gitarren-Solo), „Luv Sux“ (wahrscheinlich ein echter Live-Kracher) oder das rockige, Dobro-getränkte „Loud Enough“.

Atmosphärische Balladen und Midtempo-Nummern, wunderbar melodisch, mit schöner Akustikgitarre unterlegt, wie „Bigger Than Dallas“, sogar mal leicht alternativ-düster amgehaucht, und doch so schön, wie das Titelstück „Stand Up“, oder herrlich Westcoast-orientiert mit klasse Harmoniegesang, wie bei „How Many Hearts Like Mine“ und „In California“, sind regelrechte Ohrwürmer. Nein, nicht nur die, sondern einfach alle Songs setzen sich mit ihren tollen Melodien schnell in den Gehörgängen fest.

„I Kissed Miss Mississippi“ (was für ein Schwung, was für eine eine Melodiik – traumhaft), glänzt durch seine humorvolle Art in Sachen Text und Darbietung, „Dead And Gone“ ist eine etwas andere Hommage an die Countrymusik, die einen durch ihre differenzierte Betrachtungsweise, ähnlich wie bei Travis Tritts „Country Ain’t Country“ gefangen nimmt, und das abschließende „Throw-down Hoe-down“ kommt als völlig abgedrehte und durchgeknallte Uptemponummer der Marke Big & Rich! Fast alle Lieder sind mit knackigen E-Gitarren-Soli des überragenden Porter Howell durchzogen.

Die angenehme, klare Stimme von Paul Jefferson ähnelt zum Teil der von Lonestar-Frontmann Richie McDonald. Cool, hip, knackig, wunderbar melodisch, klar, frisch und dennoch immer „country“, sich angenehm abhebend von vielen Standardwerken; Hilljack sind eine echte Belebung für Nashville! Man ist fast geneigt zu sagen, dass der, der dieses Werk nicht besitzt, ein Loch, „bigger than Dallas“ in seiner  New Country-CD-Sammlung hat, um es mal in Hilljacks metaphorischer Art und Weise auszudrücken.

Ach ja, da bliebe noch die Klärung des Bandnamens: Ein „Hilljack“ ist ein ländlicher Gentleman, der geneigt ist, zu glauben, dass er etwas besseres darstellt, als der normale Landbewohner, im Volksmund als „Hillbilly“ (Hinterwäldler) belächelt. Auch wenn die Wahl des Namens sicher einen gehörigen Schuss Selbstironie beinhaltet, ist es den vier Burschen bei einem solch genialen Album ruhig gestattet, die Nase mal kurz hoch zu halten. Wirklich phänomenal!  Das Label Crop Circle Records hat hier einen dicken Fisch an der Angel. Gebt den Jungs eine Chance, es lohnt sich!

RCR (2004)
Stil: New Country

01. This Could Get Good
02. Bigger Than Dallas
03. Still You Think About Me
04. Stand Up
05. Luv Sux
06. My Side of Town
07. I Kissed Miss Mississippi
08. Dead and Gone
09. Not Susan
10. In California
11. The Day Katherine Gregory Died
12. Texas 101
13. Loud Enough
14. Throw-Down Hoe-Down

Hilljack
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Scotty McCreery – See You Tonight – Deluxe Edition – CD-Review

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Deluxe Edition mit 3 zusätzlichen Bonustracks! Großartiges, neues Countryalbum des einstigen „American Idol“-Gewinners (er gewann 2011 die zehnte Staffel im Finale gegen Lauren Alaina). Scotty ist noch immer so etwas wie eine echte Überraschung für die Countrywelt – und zwar im positivsten Sinne. War sein Debüt „Clear As A Day“ schon Platin-zertifiziert, gilt es für den gerade mal Zwanzigjährigen, aus North Carolina stammenden Künstler, jetzt mit „See You Tonight“ die Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben. Das wird ihm ohne Zweifel gelingen, denn man muss dem rein äußerlich immer noch ein wenig juvenil wirkenden Burschen mit dem Lausbubengesicht eine deutliche Weiterentwicklung konstatieren. Seine variable, eindrucksvolle Bariton-Stimme überrascht immer wieder mit einer erstaunlichen Reife, aber auch seine (auf dem Vorgänger nicht vorhandenen) Songwriterqualitäten (er war diesmal an fünf Tracks kompositorisch mitbeteiligt) sind überaus erwähnenswert.

So macht der Opener „Now“ mit seinem coolen, swampigen Rhythmus und denm satten Powerrefrain (dazu gibt es ein klasse E-Gitarren-Solo) direkt schon mal fast „southern-rockigen“ Dampf. Die folgende Single, zugleich Titelsong des Werkes, besticht durch eine sehr schöne, mandolineverzierte Melodie (aber auch würzigen Gitarren) und dem typischen, kraftvoll und euphorisch wirkenden Anstrich. Zwei ganz starke New Country-Nummern zum Auftakt! Produziert hat das Werk im übrigen hauptsächlich der erfahrene Frank Rogers (Brad Paisley, Darius Rucker, Trace Adkins), für zwei Lieder („Can You Feel It“ – mit urbanesker Banjo-/E-Gitarrenuntermalung und „Carolina Eyes“) konnte Scotty mal eine Zusammenarbeit mit Mark Bright (Rascal Flatts, Carrie Underwood, Sara Evans) antesten, der sich mit unterschiedlichen Musikern (mit an Bord ist in beiden Fällen natürlich wieder ein „Who-is-Who“ der Nashville-Studiomusiker) aber dem Grundschema des Albums anpasst.

Ein echtes Highlight ist der „Feel Good Summer Song“. Hier konterkarieren der traurige Text und die schwermütige, leicht depressive musikalische Aufmachung den Titel, hinter dem man zunächst einen Gute Laune-Party-Kracher vermuten würde. Toll gemacht. Sehr introvertiert auch das mit schönen Pianoklängen, E-Gitarren, Celli/Violinen ziemlich voluminös ausstaffierte „The Dash“. Der Song zur Wiederaufmunterung folgt dann aber mit dem sommerlich dahingroovenden „Blue Jean Baby“, dass auch Leuten wie Kenny Chesney oder Billy Currington sehr gut zu Gesicht gestanden hätte.

Laune pur verbreiten dann auch noch Tracks wie das cool gesungene „I Don’t Wanna Be Your Friend“ (wieder mit fettem Powerrefrain) oder das dezent in den Strophen an Steve Millers „The Joker“ erinnernde „Roll Your Window Down“ (eine der drei Bonusnummern). Für filgrane, traditionelle Country-Genießer hat McCreery mit dem Jon Randall-Song „Carolina Moon“ unter Beteiligung der bezaubernden, großartige Fiddle und zuckersüße Harmoniegesänge einbringenden Allison Krauss ein echtes Bonbon parat.

Herrlich hier das Zusammenwirken von den starken Gesängen und der begleitenden Instrumente wie Fiddle, Dobro und Mundharmonika. Purer Country in seiner reinsten und schönsten Form! Mit dem voller Pathos behafteten, Steelguitar-getränkten „Something More“ (auch wieder mit aus Scottys Feder) schließt der Hauptpart. Die weiteren Bonustracks „Before Midnight“ und „Carolina Eyes“ bieten noch einmal absolut chartauglichen, schön kräftig instrumentierten New Country, mit den typischen Tempo und Stimmungswecheseln und powernden Refrains.

Scotty McCreerys zweites Album „See You Tonight“ bietet satte 16 Lieder auf durchgehend starkem Niveau, die sein vokales Talent und seine künstlerische Weiterentwicklung eindrucksvoll demonstrieren. Der junge Mann hat eine Riesen-Countrystimme, beweist das richtige Händchen bei der Auswahl seiner Songs und trifft damit genauso den Nerv der Traditionalisten, wie den solch angesagter New Country-Leute wie beispielsweise Josh Turner, Billy Currington, Joe Nichols und Dierks Bentley. McCreery klingt einfach immer „real country“! Klasse!

Mercury Nashville/19 Recordings/Interscope (2013)
Stil: New Country

01. Now
02. See You Tonight
03. Get Gone with You
04. Feelin‘ It
05. Feel Good Summer Song
06. Buzzin‘
07. Can You Feel It
08. The Dash
09. Blue Jean Baby
10. Forget to Forget You
11. I Don’t Wanna Be Your Friend
12. Carolina Moon
13. Something More
14. Roll Your Window Down (Bonustrack)
15. Before Midnight (Bonustrack)
16. Carolina Eyes (Bonustrack)

Scotty McCreery
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Sam Riggs & the Night People – Outrun The Sun – CD-Review

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Wow! Herrlich melodischer Red Dirt-Rootsrock/-Countryrock der absoluten Extra-Klasse. Was für ein grandioses Debüt von Sam Riggs & the Night People, dem selbst ein solch unverwüstliches Urgestein der Texas-Szene wie Ray Willie Hubbard voll des Lobes konstatiert: „Sam Riggs wears a legacy of honest country, makes good rock, writes lyrics that matter and straps on a stage presence second to none“.

Da spielt Mastermind Sam Riggs natürlich dann auch gerne den Ball an seinen Mentor zurück: „He opened my eyes to songwriting, and I could see the idiot I had been and the idiot I was going to be, and he helped me to navigate that. He taught me what it really is to be a songwriter“. Da können auch wir Ray Wylie nur von ganzem Herzen danken, denn dieser Sam Riggs beherscht nicht nur das Songwriting in einer aussergewöhnlichen Qualität. Er stammt, wie das so oft bei jungen Künstlern ist, aus einer musikbegeisterten Familie, fasste vor geraumer Zeit, eben auch dank Hubbard, den folgerichtigen Entschluss, von seiner Heimatbasis Florida nach Austin/Texas umzusiedeln, um sich ganz auf seine musikalischen Fähigkeiten zu konzentrieren.

Eine immense Triebfeder dafür war im übrigen auch die Musik von Reckless Kelly, die ihn nachhaltig beeinflusst und der er sich sehr verbunden fühlt. Das hört man auch, doch Riggs verarbeitet u.a. die Spuren von Reckless Kelly in seiner Musik, ohne sie auch nur annähernd zu kopieren. Das braucht er nicht, denn er ist viel zu gut, verfügt über viel zu viel eigene Kreativität und Qualität, um nicht voller Seele seinen eigenen Stil zu entwickeln. Mit seinem fantastischen Debüt „Outrun The Sun“ setzt Riggs mit seiner exzellenten Band in der Red Dirt-Szene mehr als nur eine echte Duftmarke. Hier merkt man sofort, und dazu braucht man nun wirklich kein prophetisches Gespür, dass er und seine hoch talentierten Freunde, bestehend aus Chad Cramp (Drums), Jerrod Flusche (Guitars), Mickey Gattus (Keys) und Dustin Williams (Bass) zu deutlich Höherem berufen sind.

Hier passt vom Bandleader mit seiner charismatischen Stimme (wie eine Art Kreuzung aus Mike Eli von der Eli Young Band und Reckless Kelly’s Willy Braun) und seinen multiinstrumentalen Fähigkeiten (fiddle, guitars, banjo), über alle beteiligten Musiker und das bärenstarke Songmaterial, bis hin zur gemeinsamen, satten, transparenten Produktion von Sam Riggs und Erik Herbst (Eli Young Band, Kyle Bennett Band, Josh Abbott Band – es gibt wohl keinen besseren für diese Art von Musik), einfach alles. Ganz große Klasse! Selbst die drei Gastmusiker Milo Deering (mit seinen typisch auf den Punkt gebrachten Steeleinlagen) und die beiden Harmonie-Vokalisten Taylor Powell und Jen Holm reihen sich perfekt in den Sound der Band ein.

Der Clou an der Sache ist auch, dass Riggs und Co. durch die Einbindung einiger New Country-typischen Instrumente und Elemente vereinzelt eine gewisse Nashville-Kompatibilität erzielen, ohen dabei ihren erdigen Red Dirt-Charme zu verlieren. Das ähnelt etwas der Art der ebenfalls grandiosen Josh Abbott Band. Wann hat man schon mal in letzter Zeit im Red Dirt unweigerlich den Drang verspürt, das Tanzbein zu schwingen, wie beim herrlich gitarrenlastig wippenden Opener „Long Shot“? Ist der wundervolle Countryohrwurm „Come Back Down“ ein Indiz dafür, dass Nashville sich schon bald auf eine neue Band auf der Schiene der Eli Young Band freuen darf?

Würden Songs ähnlich klingen wie das hinreissend lockere, knackige und melodische „Oilfiled Town“ (tolle Banjo-Untermalung/erdige E-Gitarren-Führung), wenn Keith Urban ein waschechter Texaner und Red Dirt-Künstler wäre? Fragen, die sich einem bei diesen vorzüglichen Songs unweigerlich stellen. Grandios auch das rockige „Collide“, bei dem Sam Riggs seine musikalischen Ideen mit denen seiner Vorbildbands Reckless Kelly und Micky & The Motorcars kompromisslos kollidieren lässt. Das wunderbar luftig dahinschwebende“„Someone Else’s Love Song“ (herrlich markantes E-Gitarrengezupfe) hat wieder diese Ohrwurrmmentalität und Leichtigkeit, wie es nur der Eli Young Band oder No Justice vergönnt ist.

„Fire & Dynamite“ macht von der Intensität seinem Titel alle Ehre, Riggs und Gesangspartnerin Jen Holm harmonieren hier in ähnlich bezaubernder Weise wie zuvor Josh Abbott und Kacey Musgraves. Der absolute Hammersong des Albums 8ohne die anderen nur ansatzweise schmälern zu wollen) ist wohl das politisch motivierte „Angola’s Lament“, wo Sam und seine Mitstreiter beweisen, dass auch ernsterer Stoff nahezu brillant umgesetzt werden kann. Famos, wie ein swampiges Banjo und schwere E-Gitarren (stark das kernige, Southern Rock-affine Solo) eine überaus beklemmende Gänsehautatmosphäre erzeugen.

Bärenstark. Das mit einer markanten Fiddle bestückte „Hold On And Let Go“ (inkl. schönem Solo) sowie das knackige, dynamische „Lighthouse“ (surrendes E-Gitarren-Solo) bieten dann wieder TexasChart-tauglichen Stoff der Marke Josh Abbott Band, Eli Young Band oder Casey Donahew Band, den man spielend auch in Nashville vermarkten könnte (wäre man dort für diese Art der Musik endlich offen). In grandioser Atmosphäre beendet das hinreissende „Change“ (hallende Orgel, Steel- und E-Gitarren sorgen für einen melancholisch fröstelnden Sound), das mit 5 ½ Minuten längste Stück des Werkes, ein auf durchgehend famoses Album.

Eine feine und künstlerisch sehr geschmackvolle DigiPak-Covergestaltung durch das in der Szene gern gebuchte und angesagte „Backstage Design Studio“ der Geschwister Sara und Shauna Dodds gibt es on top. Sam Riggs und seine aufgeweckten Night People legen mit „Outrun The Sun“ direkt ein mächtiges Pfund in der Red Dirt Szene hin. Das ist Musik, von der man garnicht genug bekommen kann. Bestnote mit Sternchen für das Debüt von Sam Riggs & the Night People!

Vision Entertainment (2013)
Stil: Red Dirt

01. Long Shot
02. Come Back Down
03. Oilfield Town
04. Collide
05. The Chase
06. Someone Else’s Love Song
07. Fire & Dynamite
08. Angola’s Lament
09. Hold On And Let Go
10. Lighthouse
11. Change

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Thomas Rhett – It Goes Like This – CD-Review

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Prima Debut von Thomas Rhett, dem Sohn des in Nashville ungemein profilierten und etablierten Songwriters Rhett Akins (er sieht ihm übrigens wie aus dem Geschicht geschnitten ähnlich), der in den Neunzigern selbst einige hervorragende Alben (wir erinnern uns z. B. gerne an sein starkes „Friday Night In Dixie“) mit dem ein oder anderen Hit veröffentlichte. Thomas macht seinem Vater alle Ehre. Er ist ein klasse Sänger und Songwriter. Er schrieb bereits parallel zu seiner eigenen Karriere Lieder wie „1994“ für Jason Aldean, „Parking Lot Party“ für Lee Brice oder „Round Here“ für Florida Georgia Line – hier hat er an acht der insgesamt 12 Stücke mitgewirkt. Jetzt kommt er mit einer Scheibe beim ungemein erfolgreichen Big Machine-Unterlabel Valory Records (Reba McEntire, Justin Moore, Brantley Gilbert), die absolut im Trend der so erfolgreichen „jungen Wilden“ Nashvilles liegt.

Apropos Trend: Thomas arbeitet bei seinem Erstling ähnlich wie zur Zeit andere angesagte Interpreten (Keith Urban, Billy Currington, Chris Young, etc.) mit Jay Joyce (Little Big Town), Luke Laird und Michael Knox (Jason Aldean) mit gleich drei verschiedenen, namhaften Produzenten, die allesamt ihre eigene Handschrift hinterlassen. Somit befindet sich der 23-jährige direkt auf der Höhe der (Nashville-) Zeit. Dem zufolge ist hier ein bunter Mix an zum Teil dezent mit New Country kombinierten Stilen (RnB, Hip Hop, Southern Rock, Jazz , 80ies Rock) herausgekommen, die aber entgegengesetzt aller etwaiger Vermutungen, richtig gut zusammenpassen und wunderbar im Ablauf der Tracklist harmonieren.

Es müssen halt nur die richtigen Leute (Produzenten, Songwriter) und Musiker (hier natürlich auch wieder alles, was in Music City Rang und Namen hat) bei so etwas eingebunden werden, dann funktioniert es auch wunderbar. Und so verläuft diese Scheibe ungemein kurzweilig und macht richtig Spaß. Bei den beiden Auftakttracks lässt es der Sonnyboy direkt richtig krachen. „Watcha Got In That Cup“ und „Something To Do With My Hands“ (derzeit Platz 15 in den Billboard Charts als zuvor ausgekoppelte Single) rocken mit satten Gitarren (Slide, herrliche Soli) deftig voran, letzgenanntes fast schon wie die immer stärker werdenden Southern Rock-Shooting Stars von Blackberry Smoke.

Thomas’ Gesang mit einem schönen Southern-Twang passt hier natürlich blendend. Die beiden ersten von Luke Laird betreuten Songs „Get Me Some Of That“ (typisch kräftige Nashville-Powerballade) und auch das mit einem unterschwelligen RnB-Rhythmus versehene „Call Me Up“ (markante Refrainzeile, klasse Lairds kristallklares Akustikgitarrenspiel) zielen deutlich auf weitere potentielle Charterplatzierungen ab. Auch das mit viel Augenzwinkern versehene Feierlied „Sorry For Partyin’“ (Mitgrölrefrain, Crowd-Gesänge, Partygeräusche am Ende) dürfte gerade bei der jüngeren Generation bestens Anklang finden. Den bisher größten Erfolg der drei Producer heimste jedoch erstmal Michael Knox ein.

Der Titelsong „It Goes Like This“ (aus der Feder von Vater Rhett Akins, Ben Hayslip und Jimmy Robbins) hat mit Platz 2 der Billboard Country Singles-Charts nur ganz hauchdünn die Pole-Position verpasst. Die beiden weiteren Stücke unter seinen Fittichen „In A Minute“ (cooler Gesang, schöne Orgel, E-Gitarre, Eric Church-Flair), und das entspannte Midtempo-Stück „Take Me Home“ (pfeifende Orgel, E-Gitarre + Solo, Powerrefrain) bieten dann ebenfalls sehr radiofreundlichen Stoff mit Hitambitionen. Jay Joyce steht hier so etwas wie für die experimentelle Note des Albums. „Make Me Wanna“ überrascht mit einem sommerlich dahin swingenden Smooth-Jazz-/Countryfeeling, das wohl ganz gut auf eine der anstehenden Pool-Partys bei der Familie Akins passen würde.

Am Ende der Feier (zu später Stunde, nachdem die geladenen Gäste bereits fort sind…) übernehmen dann aber Rhett und seine Kumpels mit dem Hip Hop-trächtigen „Front Porch Junkies“ (komponiert von ihm, den Warren Brothers, Mark Irwin und Josh Kear) samt seines typischen Sprechgesangs zu rhythmischen Beats und des derben Mitgrölrefains) das Ruder, um sich am Ende vermutlich bei Polizei und den Nachbarn mit dem o. a. „Sorry For Partyin’“ zu entschuldigen.

Eine weitere Kooperation mit Brett und Brad Warren steht namens „All American Middle Class White Boy“ auf der Joyce-Agenda. Hier wird der musikalische Einfluss der Brüder ganz deutlich. Ein frech rockendes Stück im Stile ihrer eigenen früheren Sachen wie „Sell A Lot Of Beer“, „Quarter To Three“ & Co. Am Ende gibt es mit „Beer With Jesus“ noch eine ganz starke, traditionell gehaltene Nummer (hier liegt der Fokus hauptsächlich auf countrytypischen Gitarren und überzeugendem Gesang). Da zeigt Thomas, wie man sich auch ohne typisch übertriebenes amerikanisches Pathos, sondern mit humorvollem Unterton dem Thema Religiösität auf angenehme Weise widmen kann. Ein tolles Finish.

Thomas Rhett tritt mit seinem Debüt „It Goes Like This“ mit Bravour in die erfolreichen Fußstapfen seinen Vaters Rhett Akins. Knackiger, satter, moderner New Country mit viel Hit-Potential! Willkommen in der jungen Garde solcher Interpreten wie Jason Aldean, Eric Church, Kip Moore, Jake Owen, Brantley Gilbert, Tyler Farr & Co. So kann es gerne weitergehen!

Valory Records (2013)
Stil: New Country

01. Whatcha Got In That Cup
02. Something To Do With My Hands
03. Get Me Some Of That
04. Call Me Up
05. It Goes Like This
06. Make Me Wanna
07. Front Porch Junkies (Remix)
08. In A Minute
09. Take You Home
10. Sorry For Partyin‘
11. All-American Middle Class White Boy
12. Beer With Jesus

Thomas Rhett
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Rascal Flatts – Rewind – CD-Review

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Rascal Flatts mit ihrem nächsten Nr.1-Album! Die komplette Erfolgsgeschichte des beliebten Trios, bestehend aus Gary LeVox, Jay DeMarcus und Joe Don Rooney, aufzuzählen, würde hier absolut den Rahmen sprengen. Erwähnenswert ist aber sicherlich, dass der neue Longplayer „Rewind“ der seit 2000 exsistierenden Band nun mehr zum 8. Mal bei insgesamt 9 Werken die Spitzenpostion der Billboard Country-Charts erklommen hat. Lediglich das Debüt belegte „nur“ Platz 3. Konstanz ist wohl unbestritten eines der Rezepte ihrer Erfolgsgeschichte. So spricht zum einen das unveränderte Line-up seit der Gründung für sich, aber auch ihre typische Musik, die sich meist nur in Nuancen, dem Verlauf und Anforderungen der Zeit angepasst hat. Rascal Flatts stehen für poppigen melodieträchtigen New Country-Stoff, der fast immer in von Vokalharmonien begleiteten Powerrefrains (so auch hier fast ausnahmslos) mündet.

Vielfach von anderen Interpreten kopiert, mit Rascal Flatts bekommt man das Original. Da wird sich wohl auch in den nächsten zwanzig Jahren nichts dran ändern. Und das ist auch gut so. Für „Rewind“ hat das Trio wieder ein paar kleinere Überraschungen parat, die allerdings auch wieder nur marginale Auswirkungen mit sich bringen. Zum einen wurde, was die Produzententätigkeit angeht, die fruchtbare Zusammenarbeit der letzten Jahre mit Dann Huff auf ein Minimum reduziert (der saß nur noch beim schönen „Life’s A Song“ am Pult). Neu dabei ist dafür der eher im Rockmusikbusiness bekannte Howard Benson (u.a. 3 Doors Down, Motörhead), der sich für 5 der insgesamt 13 Tracks verantwortlich zeichnete. Seine Handschrift trägt vor allem der Opener „Payback“, der Rascal Flatts ungewohnt rockig loslegen lässt. Klasse hier die quietschende Fiddle und das recht harte E-Gitarren-Solo.

Ansonsten überrascht er eigentlich durch eher ruhigeren Stoff wie das tolle Piano-getränkte „I Have Never Been To Memphis“ (auch ein wenig in der Tradition des Superhits „Walkin in Memphis“ von Marc Cohn gehalten) und der mit weinender Steel und dezenten Streichern begleiteten Ballade „Aftermath“. Für den Rest der Lieder hat diesmal Jay DeMarcus die Regie übernommen und der macht seinen Job genau so gut wie seine beiden prominenten Mitstreiter. Das cabriotaugliche, hitverdächtige „DJ Tonight“ (mit schöner, flockiger Mandolinenführung), das seinem Titel alle Ehre machende „Powerful Stuff“ (flotter, kräftiger Rhythmus), der southern-rockige Swamper „Honeysuckle Lazy“ (herrliches Genre-typisches E-Gitarren-Solo, grandiose Backs von Kim Keyes) und die melancholische Abschlussballade „The Mechanic“ (tolle Vokalleistung von Gary LeVox) zählen zu seinen Highlights.

Nicht zu vergessen natürlich auch der Titelsong „Rewind“, mit seinem eigenwillig klingenden, markantem Slideriff und dem allseits bekannten, hitträchitgen Rascal Flatts-Wechsel zwischen ruhiger Strophe und sattem Powerrefrain. Der Song hat dementsprechend bereits ordentlich die Charts durcheinanderwirbelt. Ein echter Ohrwurm. Weiterhin interessant ist, dass neben arrivierten Schreibern wie Jeffrey Steele, Chris De Stefano, Ashley Gorley, Brett James, Ben Hayslip, etc. auch einge auf der Nashville-Songwriter-Agenda eher seltener zu findene Leute wie Aaron Eshuis, Neil Mason, Ryan Hurd, Eric und Ian Holljes, Marcus Hummon, Gregg Wattenberg, Megan Trainor oder Jesse Frasure u. a. involviert wurden, die dann doch für etwas mehr Variation in der Trackliste sorgen.

Nichtdestotrotz bleiben Rascal Flatts mit „Rewind“ insgesamt ihrer Linie treu und der sich schon abzeichnende Erfolg gibt ihnen wieder einmal recht. Insgesamt ihr bisher stärkstes Album, seit ihrem Wechsel zu Big Machine Records. Texte, Bilder der Protagonisten, Infos über alle beteiligte Musiker (natürlich viele bekannte Nashville-Studio-Größen), Songwriter und weitere involvierte Personen findet man im beigefügten Booklet, bzw. Inlay. Es gilt auch für „Rewind“: Wo Rascal Flatts drauf steht, ist auch Rascal Flatts drin. Top stuff!

Big Machine Records (2014)
Stil: New Country

01. Payback
02. Rewind
03. I Have Never Been To Memphis
04. DJ Tonight
05. Powerful Stuff
06. Riot
07. Night Of Our Lives
08. I Like The Sound Of That
09. Aftermath
10. I’m On Fire
11. Life s A Song
12. Honeysuckle Lazy
13. The Mechanic

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Bärchen Records

Perfect Stranger – Shake The World – CD-Review

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Glänzendes Comeback der New Country-„Urgesteine“! Perfect Stranger, gegründet 1986 von Bassist Shayne Morrison und Gitarrist Richard Raines in Carthage, Texas, hatten ihre erfolgreichste Zeit Mitte der Neunziger Jahre, als sie sogar bei den ACM-Awards als beste Gruppe des Jahres nominiert wurden. Der Titelsong „You Have the Right to Remain Silent“ aus ihrem gleichnamigen 1994 veröffentlichten Major-Debut auf „Curb“ erreichte damals die Top 5 in den Billboard Country Singles-Charts und das von Vince Gill geschriebene „Ridin‘ the rodeo“ war der „number one independent country song in America“.

Anfang des neuen Jahrtausends veröffentlichte man ein zweites Album („The Hits“), ging aber schließlich nach Raines Ausstieg getrennte Wege. Shayne Morrison tat sich mit Clint Williams als Duo zusammen, der in der seinerzeitigen Endphase von Perfect Strangers auch schon zum Line-Up der Band gehörte. Die beiden brachten im Jahre 2005 ein sehr schönes Album heraus, dem aber die kommerzielle Anerkennung versagt blieb.

Mittlerweile bilden sie mit dem großartigen, von Walt Wilkins & the Mystiqueros dazu gestoßenen Sänger Marcus Eldridge, gleichzeitig ein famoser Gitarrist (der aus Tomball/Texas stammende Eldridge gehört zu den talentiertesten Gitarristen der Texas Countryrock-Szene – „a guitar player’s guitar player with a wild & free-flowing mixture of south-Texas twang, blues, ranchero sauce, beef ribs, and Houston July icehouse jukebox“, wie es einmal ein amerikanischer Journalist ausdrückte), das Grundgerüst der nun wieder reformierten Perfect Stranger.

Hinzu kommen noch Drummer Doug Martin und der Multiinstrumetalist Chad Ware (Guitars, Banjo). An der B-3 Orgel half zudem noch Gary Leach aus. Jetzt versucht man mit neuem Elan nicht nur an alte Erfolge anzuknüpfen, sondern zu neuen Ufern aufzubrechen. Der Grundstein dafür ist mit dem großartigen Album „Shake the world“ gelegt. Perfect Stranfer spielen einen erfrischenden, knackigen, zumeist recht flotten, Gitarren orientierten New Country, Countryrock/-pop, der zum einen sehr Charts- und Nashville-kompatibel ist, zum anderen aber auch von diesem unbekümmerten, typisch texanischen „Red Dirt“-Feeling unterwandert ist.

Die Erfolgs-Aussichten sind wahrlich nicht schlecht, denn sämtliche zehn Stücke (davon sind, bis auf einen, alle selbst komponiert) haben das Zeug die Radiosender zu erobern und zum Hit zu werden. Garant dafür könnte Sänger Marcus Eldrigde werden, dessen klasse Stimme als eine Art Mischung aus Rascal Flatts Sänger Gary LeVox, Cody Canada (Cross Canadian Ragweed) und Keith Urban durchgehen könnte (vor allem die Ähnlichkeit zu Keith Urban ist hin und wieder frappierend). Aber auch Clint Williams, der ebenfalls einige Tracks singt, steht Eldrigde in nichts nach und verleiht als Gegenpart dem Ganzen sogar noch zusätzliche Abwechslung, zumal die Harmonien der beiden, die vor allem in den Refrains zu hören sind, wirklich exzellent rüberkommen und gar leichte Erinnerungen an Restless Heart aufkommen lassen.

Trotz der leicht poppigen Ausrichtung (das ist nicht negativ gemeint und untermauert vor allem die Radiotauglichkeit) wurde fast jedes Lied mit schönen E-Gitarren und Soli ausgestattet, denn immerhin sind mit Eldridge, Williams und Ware ja gleich drei Lead-Gitarristen am Start. Herrlich direkt beispielsweise die Twin-Gitarren am Anfang des flockigen, lässig groovenden, aber knackigen, frischen, wunderbaren Openers „Hey Virginia“, bei dem man wirklich meinen könnte, Keith Urban hätte hier höchstpersönlich einen Gastauftritt. Klasse Melodie! Toll auch, wie gesagt, die Harmoniegesänge, die wummernde Orgel und die zwei filigranen Southern Rock-kompatiblen E-Gitarren-Soli. Ein echter New Country-Knüller!

Williams‘ erster Einsatz erfolgt beim von einem schönen Heartland-Flair durchzogenen Titelstück „Shake The World“ (feine Akustikgitarrenuntermalung, sehr kräftiger, markanter Refrain). Und so teilen sich Eldridge und Williams bei den nachfolgenden Songs in einem sehr gut abgestimmten Verhältnis die weiteren Frontparts, wobei das E-Gitarren durchzogene „Turn Around Point“ (klasse Soli), das pop-rockige „Unwelcome Guest“, der mit etwas Western-Flair versehene, ein wenig an Little Texas erinnernde, knackige Countryrocker „The Comeback“ (schön hier das unaufdringliche aber markante Banjospiel von Chad Ware), die hier etwas trockener und rootsiger umgesetzte Neueinspielung von „Beautiful Regret“ (aus dem oben bereits erwähnten Morrison Williams-Album) und das wieder sehr dynamische, knackige, etwas „Red Dirt“-angehauchte und mit Keith Urban-Spuren durchsetzte „Highway Girl“ (starke Gitarrenparts, tolle Soli) herausragen.

Die Scheibe macht vom ersten bis zum letzten Track Spaß und geht runter wie ein eisgekühlter Cocktail an der am türkisblauen Meer liegenden Strandbude. Genau das richtige für die Sommerzeit. Gute Laune pur. Perfect Stranger müßten angesichts des geballten Hitpotentials mit „Shake the World“ eigentlich die Billboard-Country-Charts ordentlich durcheinanderwirbeln, sofern sie denn einen Major-Deal hätten. Haben sie aber nicht!

So werden sie wohl, vorerst zumindestens, nichts vom gewinnbringenden Nashville-Kuchen abbekommen, sondern weiter ein unterbewerteter „Insidertipp“ bleiben. Uns und unseren Kunden kann’s erst einmal egal sein, denn wir alle dürfen teilhaben und uns erfreuen an dem absolut starken Comeback von Perfect Stranger. Große Klasse, Jungs!

Smith Entertainment (2009)
Stil: New Country

01. Hey Virginia
02. Can’t Run Away
03. Downtown Neon Lights
04. Shake The World
05. Turn Around Point
06. Unwelcome Ghost
07. The Comeback
08. Highway Girl
09. Beautiful Regret
10. Slow Motion

Bärchen Records

Parmalee – Feels Like Carolina – CD-Review

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Klasse, neue Band, die gerade in den Billboard Country-Charts mit ihrer Single „Carolina“ für ordentlich Furore sorgt. Ein toller Einstand für Parmalee, bestehend aus den Brüdern Matt (guitars, lead vocals) und Scott Thomas (drums, percussion) sowie deren Cousin Barry Knox (bass, background vocals) und Langzeitfreund Josh McSwain (guitars, keys, background vocals). Endlich mal wieder eine Band in Nashville, möchte man fast sagen, wo in letzter Zeit eigentlich nur noch Solo-Interpreten oder Gesangs-Duos bzw. -Trios den Ton in den oberen Bekanntheits-Regionen angeben.

Und ganz so grün hinter den Ohren sind die vier Jungs auch nicht, ganz im Gegenteil, sie musizieren schon in dieser Formation seit 2001 zusammen (zum Teil damals auch von Mötley Crue-Mitglied Nikki Sixx gefeatured, vermutlich haben sie auch deswegen eine ordentliche Portion Rock im Blut), wobei die Thomas-Brüder schon in frühester Jugend mit in die Countryrock-Band ihres Vaters eingebunden waren. Nach einer wahren Odyssee durch die Lande, entschlossen sich die Vier irgendwann, mit ihrem Wohnmobil Nashville anzuvisieren. Bei einer ihrer diversen Songwriting-Sessions (zur damaligen Flutzeit in Nashville) lernten sie David Fanning kennen, mit dem sie zunächst den Opener dieses Albums „Musta Have A Good Time“, ein rotziger Redneck Country Rocker im Stile von Brantley Gilbert, kreierten.

Fanning, sowohl Mitglied in Jason Aldeans Tour-Band, als auch mit seinen Kollegen Kurt Allison, Tully Kennedy und Rich Redmond Studio- bzw. Produktionsfirmabesitzer von NV (New Voice Entertainment), verschaffte dem talentierten Quartett letztendlich einen Plattendeal beim Broken Bow-Unterlabel Stoney Creek Records, das bisher Thompson Square und Randy Houser als Flaggschiffe unter Vertrag hat. Zuvor im Jahr 2010 hatte die Band allerdings noch ein einschneidendes Erlebnis, das wohl immer im Kontext mit ihrer Historie verbunden bleiben wird.

Nach einem kurzen Tour-Zwischenintermezzo in ihrem Heimatstaat North Carolina wurden Scott und Matt Opfer eines bewaffneten Überfalls, als sie gerade nach einem Gig die Instrumente einladen wollten. Scott, der eine Waffenlizenz besitzt, zog sein zur Hand liegendes Gewehr und es kam zu einem Schusswechsel, bei dem einer der Täter starb und er mit drei Kugeln schwer verletzt wurde (lag 13 Tage im Koma). Die Ärzte gaben ihm nur eine 5%ige Überlebenschance. Zum Glück bewahrheitete sich dies nicht und er ist heute voll genesen und auch als Drummer wieder voll einsatzfähig.

Das bereits erwähnte „Musta Have a Good Time“ ist dann auch als Single ihres Debütalbums „Feels Like Carolina“ auserkoren worden und erreichte mit einer ersten Top-40-Platzierung einen Achtungserfolg. Den durchschlagenden Treffer erzielte jedoch Single Nr. 2 „Carolina“. Bei dieser herrlich melodischen Nummer (klingt so ein wenig wie wenn Nickelback eine New Country-Scheibe aufnehmen würden – Matts Stimme erinnert manchmal auch ein wenig an die von Chad Kroeger) merkt man schon direkt beim Drum-/E-Gitarren-/Orgel-Intro, dass da hitverdächtiges auf einen zukommt. Sie ist auch auf dem Weg zur ersten „Number One“ für das Quartett (zur Zeit Platz 6 in den Billboard Country-Charts).

Der Rest des Albums ist der bewährte Mix, den man bei vielen der jungen, wilden Interpreten des Genres antrifft. Ein paar Fun-Songs(z. B. das herrlich relaxt in dezenter Retro-Manier humorvoll dahingroovende „Day Drinkin'“), ein paar satte, gitarrenträchtige Country-Rocker („Move“, „Back In The Day“ und das furiose „I’ll Bring The Music“) mit viel Southern-Rock-Esprit und diverse schöne, hochmelodische, z. T. stadiontaugliche Midtempotracks („Close Your Eyes“, „Dance“, „Another Day Gone“) und Powerballaden („Think You Oughta Know That“, „Already Callin’ You Mine“), allesamt mit hohen Hit- und Chartpotential ausgestattet. Klasse vor allem, dass die Band die Songs nicht nur selbst eingespielt hat (es sind allerdings auch einige hochkarätige Gäste wie Dan Dugmore, Russ Pahl, Adam Shoenveld, Jason Mowery, Danny Rader mit an Bord), sondern auch größtenteils mitkomponiert hat.

NV haben „Feels Like Carolina“ dann natürlich auch produziert. Ein tolles, kurzweiliges Debüt ohne jeden Hänger, das richtig Laune macht. Parmalee werden vermutlich zunächst so manchem großen Headliner bei den folgenden Touren schon mächtig Dampf unter dem Kessel machen. Ein erfrischender, junger, moderner New Country-Vierer mit jeder Menge Hit-Potential auf der Schiene Jason Aldean, Blake Shelton, Eric Church, Jake Owen, Keith Urban & Co. Weiter so, Jungs!

Broken Bow Records (2013)
Stil: New Country

01. Musta Had A Good Time
02. Day Drinkin‘
03. Move
04. Close Your Eyes
05. Dance
06. Carolina
07. Think You Oughta Know That
08. Back In The Day
09. My Montgomery
10. Already Callin‘ You Mine
11. I’ll Bring The Music
12. Another Day Gone

Parmalee
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Kyle Park – Make Or Break Me – CD-Review

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Drittes Komplett-Album des aus Austin stammenden, fleißigen Texaners. Kyle Park hatte im letzten Jahr seine Fangemeinde nicht nur durch stetige Live-Präsenz, sondern auch durch gleich zwei EPs („Spring“ / „Fall) verwöhnt. Ihm ist es laut eigener Aussage sehr wichtig, seine Anhänger möglichst regelmäßig und, wenn machbar, in einigermaßen kurzen Abständen mit aktueller Musik von ihm zu versorgen. Für seinen mit 15 Stücken sehr üppig bestückten, neuen Longplayer „Make Or Break Me hat er die beliebtesten Tracks der beiden EPs (die Fans konnten darüber abstimmen) alternativ eingespielt (neue Fassungen) und mit sechs brandneuen Liedern ergänzt.

Park wird zwar mit zur Red Dirt-Szene gezählt, ist da aber eher der countrylastigeren Fraktion der Marke Kevin Fowler & Co. mit Hang zum Nashville-kompatiblen New Country, zuzuordnen (ist ja zudem einer der wenigen Hutträger und wirkt nicht nur äußerlich so ein wenig wie der „Kenny Chesney der Red Dirt-Szene“). Auch seine helle, angenehme Stimme weist deutlich mehr Nashville-Bezug auf, als der eher angerauht slangträchtige Gesang der meisten Interpreten in der Lonestar-/Oklahoma-Area.

Sein neues Werk beginnt sofort mit dem Titelstück und zugleich ersten Single „Make Or Break Me“ und das gibt auch damit den roten Faden vor, der sich durch das gesamte Album zieht: Sehr melodische und lockere, zumeist radiotaugliche Songs, die zum einen von ihren eingängigen Refrains und zum anderen von der erstklassigen Instrumentierung leben (allerdings gibt es auch einige aus dem Rahmen fallende Überraschungen).

Nicht zuletzt ein Verdienst der von Kyle mit sehr viel Geschick ausgesuchten, prominenten Begleitmusiker wie Steel-Urgestein Lloyd Maines (Gast auf „Missing You“), Keyboarder John Whitby oder Larry Franklin an der Fiddle. Bärenstarke und facettereiche Kost wird aber besonders von der Gitarrenfraktion geleistet, die von akustischer zu elektrischer, wie von Rhythmus- bis hin zur Solo-Arbeit glänzende Beiträge abliefert: John Carroll, Hayden Nicholas, Band-Gitarrist Karl Schwoch aber auch Kyle Park selbst lassen in perfekter Manier (teilweise auch richtig Southern-rockig – viele Bariton-, einige Twin-Parts) die Finger über die Saiten fliegen, was immer wieder großen Spaß bereitet.

Auch die sehr kurzweilig aufeinander wechselnden Stile fügen sich dank klug gewählter Songanordnung letztendlich zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen. „The Heart Of You“ und „Just A Fake Smile“ bieten knackigen, modernen New Country (dezentes Rascal Flatts-/Jason Aldean-Flair). „Prove It To You“ und „I Love Her For A Million Reasons“ haben dank fetter E-Gitarren Southern Rock-Bezug, „What You’ll Never Know“, das abschließende „Overboard (It’s Over)“ und „Brokenhearted“ (geschrieben mit Ryan Beaver) glänzen mit toller Atmosphäre, letzteres kommt sogar richtig düster.

Und das von einem markanten Retro Fiddle-Riff geführte, herrlich altbacken im positiven Sinne dahinswingende „Leavin’ Stephenville“ (neben „Brokenhearted“ wohl die größte Überraschung des Werkes), sowie das sich mit einem nahezu in den Gehörgang festfräsenden Refrainzeile ausgstatteten „Whatever It Takes“ (dazu pompöse Pianoarbeit von Whitby) lassen den Zuhörer nur schwerlich los und verleiten hinterher dazu, die Melodien innerlich nachzusummen, bzw. nachzusingen. Sämtliche Tracks wurden von Kyle Park solo oder mit diversen Co-Writern wie z.B. George Ducas oder Randy Rogers-Gitarrist Geoffrey Hill kreiert, dazu zeichnet er sich auch für die sehr klare Produktion alleinig verantwortlich.

Mit „Make Or Break Me“ hat Kyle Park von daher ein tolles, vielseitiges (New) Country-Album hingelegt, das seine Anhänger eher bei der Stange halten wird, als dass man sich von ihm abwendet. Vermutlich wird er sogar mit diesem Werk viele neue hinzugewinnen. Ein interessanter Mann mit viel Kreativpotential, der ganz sicher noch einiges von sich hören lassen wird. Tolle Leistung, Kyle Park!

Eigenproduktion (2011)
Stil: New Country

01. Make Or Break Me
02. Prove It To You
03. Mistakes I’ll Regret
04. The Heart Of You
05. I Love Her For A Million Reasons
06. All Night
07. Any Day Or Night
08. I’m Missing You
09. Leavin‘ Stephenville
10. What You’ll Never Know
11. Just A Fake Smile
12. Brokenhearted
13. I Think You’re In Love
14. Whatever It Takes
15. Overboard (It’s Over)
16. (CD-ROM Track)

Kyle Park
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