Thomas Rhett – Life Changes – CD-Review

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Es war einmal ein Vater, der Mitte der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrtausends in Nashville erste musikalische Erfolge feierte (hatte mit „That Ain’t My Truck“ und „Don’t Get Me Started“ zwei absolute Hit-Singles) und dem sogenannten ‚New Traditionalist Movement‘ angehörte. Er brachte einige sehr schöne Alben heraus, wir erinnern uns z. B. an das sogar Southern Rock-umwehte „Friday Night In Dixie“. Der permanente kommerzielle Erfolg blieb ihm jedoch trotz anhaltender Beliebtheit und einiger weiterer Alben versagt.

Dieser Vater hieß Rhett Akins und bekam 1990 einen Sohn namens Thomas Rhett Akins jr. Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass dieser Bursche ebenfalls Countrymusik-Gene in sich trägt. Er schrieb zunächst Tantiemen-trächtige Stücke für andere Interpreten, bis er unter dem Namen Thomas Rhett 2012 den Sprung ins kalte Wasser in eigener Hinsicht wagte.

Mit „It Goes Like This“ brachte er dann einen richtig starkes New Country-Debüt-Album heraus, dass auch in kommerzieller Hinsicht recht gut punktete. Dann kam die große Zeit von Interpreten wie Taylor Swift, Sam Hunt, Florida Georgia Line & Co., wo man entdeckte, dass man unter gewissen Umständen, auch im Pop-Sektor gewinnbringende Klientelerweiterung betreiben kann, sofern man bereit war, größtmögliche musikalische Flexibilität zu beweisen, bzw. seine Herkunft auch mal dezent zu vergessen.

Auch Thomas Rhett, gewarnt vermutlich vom damals plötzlich abebbenden Erfolg des Vaters, nahm diesen Trend zur Kenntnis. Mittlerweile auf gleichem Label wie Swift gelandet, legte er mit „Tangled Up“ ein megaerfolgreiches Werk nach, das aber noch einigermaßen, seine bisherige Stammkundschaft im Auge behielt. Es funktionierte also auch mehrgleisig.

Mittlerweile hat der gute Thomas sein drittes Werk“ mit dem bezeichnenden Titel „Life Changes“ am Start. Diesmal gibt es Pop und R& B fast pur, als kleines Leckerli für seine Countryfreunde hat er mit „Drink A Little Beer“ (performt mit seinem Vater) noch einen Song, sowie ein paar dezente Tupfer (etwas Alibi-Steel, Einbindung von Maren Morris bei einem Duett) übrig gelassen. Damit das nicht ganz so auffällt und die Country-Gemeinde nicht komplett verprellt wird , hat er mit Dann Huff als Teil-Produzent und den ganzen arrivierten Nashville- Musikern, bei der instrumentellen Umsetzung, den Schein zumindest gewahrt.

Vom absolut Chart-tauglichen, sehr flockigen Opener „Craving You“ (erreichte Platz 3 der Country-Single-Charts) bis zum finalen „Grave“ (mittlerweile auch in den Top-25) wimmelt es auf diesem Silberling nur so von hittauglichem Material, das durch moderne Rhythmen, Effekte und sich festsetzende Refrains getragen wird und glasklar auf das große, unkritische Massenpublikum abzielt.

Somit ist „Life Changes“ von Thomas Rhett letzten Endes aus Sicht von Genießern unserer Sorte als nettes Pop-Album mit ein bisschen Country einzustufen, allerdings – zugegeben – auf ganz hohem musikalischen Niveau! Vielleicht sollten sich Vater und Sohnemann zusammen auf die Terrasse setzen und wieder einmal die o. a. Scheibe „Friday Night In Dixie“ auflegen, um zu realisieren, wo ihre Wurzeln im Eigentlichen beherbergt sind…

Valory Records (2017)
Stil: New Country / Pop

01. Craving You (feat. Maren Morris)
02. Unforgettable
03. Sixteen
04. Drink A Little Beer (feat. Rhett Akins)
05. Marry Me
06. Leave Right Now
07. Smooth Like The Summer
08. Life Changes
09. When You Look Like That
10. Sweatheart
11. Kiss Me Like A Stranger
12. Renegades
13. Gateway Love
14. Grave

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Universal Music

Thomas Rhett – It Goes Like This – CD-Review

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Prima Debut von Thomas Rhett, dem Sohn des in Nashville ungemein profilierten und etablierten Songwriters Rhett Akins (er sieht ihm übrigens wie aus dem Geschicht geschnitten ähnlich), der in den Neunzigern selbst einige hervorragende Alben (wir erinnern uns z. B. gerne an sein starkes „Friday Night In Dixie“) mit dem ein oder anderen Hit veröffentlichte. Thomas macht seinem Vater alle Ehre. Er ist ein klasse Sänger und Songwriter. Er schrieb bereits parallel zu seiner eigenen Karriere Lieder wie „1994“ für Jason Aldean, „Parking Lot Party“ für Lee Brice oder „Round Here“ für Florida Georgia Line – hier hat er an acht der insgesamt 12 Stücke mitgewirkt. Jetzt kommt er mit einer Scheibe beim ungemein erfolgreichen Big Machine-Unterlabel Valory Records (Reba McEntire, Justin Moore, Brantley Gilbert), die absolut im Trend der so erfolgreichen „jungen Wilden“ Nashvilles liegt.

Apropos Trend: Thomas arbeitet bei seinem Erstling ähnlich wie zur Zeit andere angesagte Interpreten (Keith Urban, Billy Currington, Chris Young, etc.) mit Jay Joyce (Little Big Town), Luke Laird und Michael Knox (Jason Aldean) mit gleich drei verschiedenen, namhaften Produzenten, die allesamt ihre eigene Handschrift hinterlassen. Somit befindet sich der 23-jährige direkt auf der Höhe der (Nashville-) Zeit. Dem zufolge ist hier ein bunter Mix an zum Teil dezent mit New Country kombinierten Stilen (RnB, Hip Hop, Southern Rock, Jazz , 80ies Rock) herausgekommen, die aber entgegengesetzt aller etwaiger Vermutungen, richtig gut zusammenpassen und wunderbar im Ablauf der Tracklist harmonieren.

Es müssen halt nur die richtigen Leute (Produzenten, Songwriter) und Musiker (hier natürlich auch wieder alles, was in Music City Rang und Namen hat) bei so etwas eingebunden werden, dann funktioniert es auch wunderbar. Und so verläuft diese Scheibe ungemein kurzweilig und macht richtig Spaß. Bei den beiden Auftakttracks lässt es der Sonnyboy direkt richtig krachen. „Watcha Got In That Cup“ und „Something To Do With My Hands“ (derzeit Platz 15 in den Billboard Charts als zuvor ausgekoppelte Single) rocken mit satten Gitarren (Slide, herrliche Soli) deftig voran, letzgenanntes fast schon wie die immer stärker werdenden Southern Rock-Shooting Stars von Blackberry Smoke.

Thomas’ Gesang mit einem schönen Southern-Twang passt hier natürlich blendend. Die beiden ersten von Luke Laird betreuten Songs „Get Me Some Of That“ (typisch kräftige Nashville-Powerballade) und auch das mit einem unterschwelligen RnB-Rhythmus versehene „Call Me Up“ (markante Refrainzeile, klasse Lairds kristallklares Akustikgitarrenspiel) zielen deutlich auf weitere potentielle Charterplatzierungen ab. Auch das mit viel Augenzwinkern versehene Feierlied „Sorry For Partyin’“ (Mitgrölrefrain, Crowd-Gesänge, Partygeräusche am Ende) dürfte gerade bei der jüngeren Generation bestens Anklang finden. Den bisher größten Erfolg der drei Producer heimste jedoch erstmal Michael Knox ein.

Der Titelsong „It Goes Like This“ (aus der Feder von Vater Rhett Akins, Ben Hayslip und Jimmy Robbins) hat mit Platz 2 der Billboard Country Singles-Charts nur ganz hauchdünn die Pole-Position verpasst. Die beiden weiteren Stücke unter seinen Fittichen „In A Minute“ (cooler Gesang, schöne Orgel, E-Gitarre, Eric Church-Flair), und das entspannte Midtempo-Stück „Take Me Home“ (pfeifende Orgel, E-Gitarre + Solo, Powerrefrain) bieten dann ebenfalls sehr radiofreundlichen Stoff mit Hitambitionen. Jay Joyce steht hier so etwas wie für die experimentelle Note des Albums. „Make Me Wanna“ überrascht mit einem sommerlich dahin swingenden Smooth-Jazz-/Countryfeeling, das wohl ganz gut auf eine der anstehenden Pool-Partys bei der Familie Akins passen würde.

Am Ende der Feier (zu später Stunde, nachdem die geladenen Gäste bereits fort sind…) übernehmen dann aber Rhett und seine Kumpels mit dem Hip Hop-trächtigen „Front Porch Junkies“ (komponiert von ihm, den Warren Brothers, Mark Irwin und Josh Kear) samt seines typischen Sprechgesangs zu rhythmischen Beats und des derben Mitgrölrefains) das Ruder, um sich am Ende vermutlich bei Polizei und den Nachbarn mit dem o. a. „Sorry For Partyin’“ zu entschuldigen.

Eine weitere Kooperation mit Brett und Brad Warren steht namens „All American Middle Class White Boy“ auf der Joyce-Agenda. Hier wird der musikalische Einfluss der Brüder ganz deutlich. Ein frech rockendes Stück im Stile ihrer eigenen früheren Sachen wie „Sell A Lot Of Beer“, „Quarter To Three“ & Co. Am Ende gibt es mit „Beer With Jesus“ noch eine ganz starke, traditionell gehaltene Nummer (hier liegt der Fokus hauptsächlich auf countrytypischen Gitarren und überzeugendem Gesang). Da zeigt Thomas, wie man sich auch ohne typisch übertriebenes amerikanisches Pathos, sondern mit humorvollem Unterton dem Thema Religiösität auf angenehme Weise widmen kann. Ein tolles Finish.

Thomas Rhett tritt mit seinem Debüt „It Goes Like This“ mit Bravour in die erfolreichen Fußstapfen seinen Vaters Rhett Akins. Knackiger, satter, moderner New Country mit viel Hit-Potential! Willkommen in der jungen Garde solcher Interpreten wie Jason Aldean, Eric Church, Kip Moore, Jake Owen, Brantley Gilbert, Tyler Farr & Co. So kann es gerne weitergehen!

Valory Records (2013)
Stil: New Country

01. Whatcha Got In That Cup
02. Something To Do With My Hands
03. Get Me Some Of That
04. Call Me Up
05. It Goes Like This
06. Make Me Wanna
07. Front Porch Junkies (Remix)
08. In A Minute
09. Take You Home
10. Sorry For Partyin‘
11. All-American Middle Class White Boy
12. Beer With Jesus

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Thomas Rhett – Tangled Up – CD-Review

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Zweites Album von einem der neuen, jungen Stars in Nashville, Thomas Rhett, dem Sohn von Rhett Akins. Thomas Rhett hatte bereits auf seinem Debüt „It Goes Like This“ angedeutet, was für ein immenses Potential in ihm steckt. Die eigenen Fähigkeiten, ein starkes, zahlungskräftiges Label und dazu noch die Erfahrung seines Vaters (auch als Berater und Mitkomponist) im Rücken, sind beste Voraussetzungen, um mit seinem neuen Album „Tangled Up“ zum großen Wurf auszuholen. Und so folgt auch Thomas Rhett dem aktuellen Trend in Nashville konsequent, seine Musik auf eine duale Basis zu stellen, um eine möglichst große Käuferschicht zu animieren.

Wie schon bei Taylor Swift, die diesen Trend förmlich einleitete, Lee Brice, Luke Bryan oder auch Brett Eldredge zuvor, mit dem er nicht rein zufällig in den nächsten Tagen eine große Tour beginnt, hat Rhett den Country-Anteil zugunsten eines breitgefächerten Spektrums an Musikstilen (vor allem im Vergleich zum Vorgänger) deutlich zurückgefahren. Auch hier zielt der Blick deutlich in Richtung allgemeine Billboard Charts. Platzierungen in der Countrysparte, wie zum Beispiel die schöne erste Single „Crash And Burn“ (melodischer Countrypop, Platz 2 in den Single-Charts) werden als Synergieeffekte natürlich gerne mitgenommen. Nicht auch zuletzt dank der starken Nashville-Studiomusiker, die immer wieder mal mit klasse gesetzten Banjo-, Mandolinen-, oder Steeltupfern versuchen,’ihr‘ Genre halbwegs präsent halten. Um eines klarzustellen: „Tangled Up“ ist ein großartiges Album geworden, vielleicht sogar eines der besten Pop-Alben der Neuzeit, aber man muss als New Countryfan halt größtmögliche Kompromissbereitschaft zeigen. Das tolle Banjo-Intro zum eröffnenden „Anthem“ wird ganz schnell von einer hymnischen Powerpopnummer (toller Refrain) übertüncht.

„South Side“ wird mit seinem „shaky“ Soul Groove eher die Hüften so mancher dunkelhäutigen Schönheit zum Kreisen , als die Cowboystiefel des gemeinen Countryverfechters zum Wippen zu bringen. Trotzdem ist auch das wieder eine sau-cooles Stück. Mit „Die A Happy Man“ gibt es zum ersten Mal Versöhnliches für den geneigten Countryfan. Eine wunderbare, melodische Countryballade mit viel Southern Soul-Flair und herrlicher E-Gitarrenbegleitung (inkl. Solo). Gänsehautgarantie! „Vacation“ funkt und soult in einem Tempo, dass einem regelrecht schwindelig wird, die New Country Powerballade „Like It’s The Last Time“ im Stile von Jason Aldean (für den Thomas ja schon zu früheren Zeiten Songs komponiert hatte) gibt Gelegenheit zum Durchatmen.

„T-Shirt“ ist dann auch wieder so ein toller Popsong, mit einem herrlich rhythmischen E-Gitarrengroove, der durch Mark und Bein geht, dürfte live von Tanzeinlagen begleitet werden. Das folgende „Single Girl“ kommt im Stile der 90er New Countryballaden daher, tolles E-Gitarren-Solo von Dann Huff. Apropos Dann Huff: Der hat dieses Werk zu Großteilen mit Dan Frasure produziert, lediglich die letzten drei Tracks wurden durch Chris DeStefanno als auch Joe London begleitet. Das wohl Country-konformste Stück des Silberlings ist „The Day You Stopped Lookin‘ Back“ (mit schöner Akustikgitarre) aus der Feder von Cadillac Three-Frontmann Jaren Johnston und Saitenvirtuose Luke Laird. Klasse hier das schöne E-Gitarren-Slide-Solo.

Das erneut soulig groovende Titelstück „Tangled“ würde man eher im Repetoire von den Commodors erwarten, als eigentlich auf der Scheibe eines aufstrebenden New Country-Künstlers, aber so ist halt die aktuelle Zeit. Getoppt wird das Ganze noch durch „I Feel Good“, bei dem sogar der Rapper Lunchmoney Lewis, eine Sprecheinlage abliefern darf. Die Blockbuster-taugliche Ballade “ Playing With Fire“ würde sich als Titellied einer Titanic-Fortsetzung bestens eignen. Diese wickelt Thomas im Duett mit der vorzüglich singenden Jordin Sparks ab. Absolute Hitgarantie!

Das melodische „Heard It From The Radio“ (dezente Steel-Einlagen), eines von ein paar Liedern, das in Kooperation mit Papa Akins entstand, lässt ein Album ausklingen, das ausnahmslos tolle, abwechslungsreiche Musik bietet (wie bereits erwähnt, die grandios aufspielenden Nashville-Musiker sind allein das Geld wert), allerdings das Countryfeuer auf niedriger Flamme hält.

Thomas Rhett folgt mit „Tangled Up“ dem aktuellen Trend (möge der nicht noch weiter ausufern…), nicht nur von der Countryklientel wahrgenommen zu werden, sondern eine möglichst breite Schicht an Hörerschaft zu gewinnen. Insgesamt ein richtig starkes (Country) Pop-Album, der gemeine New Countryfan muss allerdings ein Höchstmaß an Toleranz mitbringen. Wer mit den letzten Sachen von Sam Hunt, Canaan Smith, Chase Rice, Brett Eldredge & Co. klarkommt, ist hier an der richtigen Stelle.

Valory Records (2015)
Stil: New Country / Pop

01. Anthem
02. Crash And Burn
03. South Side
04. Die A Happy Man
05. Vacation
06. Like It’s The Last Time
07. T-Shirt
08. Single Girl
09. The Day You Stop Lookin‘ Back
10. Tangled
11. Playing With Fire (feat. Jordin Sparks)
12. I Feel Good (feat. LunchMoney Lewis)
13. Learned It From The Radio

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