Lynyrd Skynyrd – Last Of A Dyin‘ Breed – CD-Review

Just, als sich gerade bei uns der Sommer mit Wucht zurückmeldet, dürfte auch für Southern Rock-Freunde die musikalisch heißeste Phase dieses Jahres anstehen. Mit Blackberry Smoke, den Dirty Guv’nahs und Lynyrd Skynyrd stehen gleich drei Top-Bands mit ihren Neuveröffentlichungen in den Startlöchern. Da lacht doch sofort das Herz, zumal man in diesem Genre sicher schon lange nicht mehr der Gefahr einer Reizüberflutung ausgesetzt ist.
Drei Jahre sind tatsächlich schon wieder ins Land gezogen, seit seit unsere Long Time-Helden ihr kontrovers aufgenommenes God & Guns-Album, das wieder von Todesfällen der Bandmitglieder Ean Evans und Billy Powell (ersetzt mittlerweile durch Ex-Black Crowes-Basser Johnny Colt und Peter Keys) überschattet war, fabriziert hatten. Vor kurzem hatten sie sich noch in Berlin sehen lassen, Kollege Mike durfte sich am (Skynyrd-typischen Standardprogramm ‚erfreuen‘. Mich haben sie mit ihren ‚Konzerten von der Stange‘ als Besucher schon lange verloren.

Auch das „G&G„-Album habe ich seit meiner damaligen Rezension eigentlich auch so gut wie nicht mehr gehört. Trotzdem ist es als Southern Rocker der ersten Stunde natürlich irgendwie Pflicht, auf dem Laufenden zu bleiben. Gerade nach der überragenden aktuellen CD „The Whippoorwill“ von Blackberry Smoke, war ich dann doch wirklich neugierig, ob Rossington & Co. der heftigen Attacke ihrer Erben noch Stand halten können.
Um es vorwegzunehmen, ich bin von der neuen Scheibe „Last Of The Dyin‘ Breed“ richtig positiv überrascht. Endlich gibt es wieder schnörkellosen, kompakten, auf den Punkt gebrachten Southern Rock mit vielen E-Gitarrenfeinheiten, der mit der stärksten Zeit der Johnny Van Zant-Ära einhergeht. Es erinnert mich in vielen Phasen an ihr wohl bestes Album „Edge Of Forever“. Vor allem kommt es auch ohne hirnrissige, ami-typisch von Patriotismus getränkte, politische Statements aus.
Produziert hat wieder Bob Marlette, die Hauptsongwriter Johnny Van Zant, Gary Rossington und Rickey Medlocke haben sich einer ganzen Reihe von arrivierten Co-Autoren wie Tom Hambridge, Blair Daly, (John 5, Donnie Van Zant, aber auch jüngerer Kollegen (u. a. Shaun Morgan von Seether, Jaren Johnston von Cadillac Black oder Chris Robertson und Jon Lawhon von Black Stone Cherry) angenommen.

Allein schon der Auftakt mit dem slide-lastigen Uptempo-Titelsong und dem swampigen „One Day At A Time“ mit herrlichen Harmonies von Dale Krantz und Carol Chase sind schon eine echte Wonne. Aber auch im weiteren Verlauf wird das Niveau eigentlich auf konstant hohem Niveau gehalten. Die Ballade „Ready To Fly“ erinnert sogar an die Johnny Van Zant-Anfangstage, als er noch auf Solopfaden weilte.
Die fulminant gitarrenlastig rockenden „Life’s Twisted“ und „Nothing Comes Easy“ stehen in der Tradition starker Tracks wie „Workin'“ oder „O.R.R.“. „Honey Hole“ versprüht ein wenig „Voodoo Lake“-Flair, „Mississippi Blood“ (da singt nicht, wie von mir in meinem diesjährigen Aprilscherz prophezeit, Gary, sondern wie gewohnt Rickey mal sporadisch mit) und das abschließende „Start Livin‘ Life Again“ werden mit einer phantastischen Dobro-Guest-Performance von Jerry Douglas aufgewertet.
Insgesamt ein kurzweiliger Longplayer, der voraussichtlich wieder häufiger den Weg in meinen Player finden wird. Sicher ist Johnny Van Zant, gerade, was die Texte betrifft, kein Typ, der seinem verstorbenen Bruder (vor allem in Sachen unterschwelligem Humor) das Wasser reichen kann, auch werden die Songs nie den Kultstatus aus der Zeit seines großen Bruders erreichen, das müssen sie aber auch nicht. Hier haben er, Rossington und Medlocke wieder mal einen guten Kompromiss gefunden, der alle zufrieden stellen müsste.

Was ihre zukünftigen Live-Auftritte angeht, hat die Tatsache, dass die Nashville-Studiomusiker Greg Morrow und Mike Brignardello auf diesem Silberling die kompletten Drum- bzw. Bass-Parts eingespielt haben, meine Hoffnung, dass sich doch nochmal irgendeine Überraschung ereignen könnte, leider direkt wieder verflüchtigt. Meine Prognose lautet, dass es wie üblich zwei Tracks (vermutlich die beiden Opener) aus diesem Werk geben wird, dazu noch „Red, White & Blue“, ansonsten die üblichen zig-tausendmal abgenudelten Verdächtigen.
„Last Of A Dyin‘ Breed“ ist ein klasse Album geworden, das es auch wert ist, ausführlich auf der Bühne präsentiert zu werden! Die wahren Skynyrd-Fans können auch seit langem schon ohne „3 Steps“, „SHA“ und „Free Bird“ leben…!

Roadrunner Records (2012)
Stil:  Southern Rock

01. Last Of A Dyin‘ Breed
02. One Day At A Time
03. Homegrown
04. Ready To Fly
05. Mississippi Blood
06. Good Teacher
07. Something To Live For
08. Life’s Twisted
09. Nothing Comes Easy
10. Honey Hole
11. Start Livin‘ Life Again

Lynyrd Skynyrd
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Bärchen Records

Lynyrd Skynyrd – Vicious Cycle – CD-Review

Es mag Fakt und sicherlich Grund zur Freude sein, stolz auf eine dreißig Jahre lang währende Bandgeschichte mit erhobenem Haupt zurückblicken zu können.
Ich kenne keine andere Band, die es geschafft hat, trotz kaum noch aufzuzählender Rückschläge, wie z.B. Todesfällen, Drogengeschichten, interner Streitigkeiten oder fortwährendem Tourstress mit derart qualitativ hoher Musik, Dinge kontinuierlich wieder gerade zu rücken.

So gelang es auch dem aktuellen Lynyrd Skynyrd-LineUp, den Tod von Bassist Leon Wilkeson, sowie eine Herzoperation von Gary Rossington zu kompensieren und mit „Vicious Cycle“ das fünfte Studioalbum (wenn man „Endangered Species“ ausklammert) in der Zeit nach Ronnie Van Zant zu präsentieren. Seit ihrem Werk von 1991 sind mittlerweile auch schon 12 Jahre vergangen. Nach der starken letzten „Edge Of Forever“-CD, auf der bei vielen Stücken auf das Grundmuster alt bewährter Songs zurückgegriffen wurde, nähert man sich nach meiner Ansicht mit den neuen Liedern wieder eher der anderen, etwas melodischeren Jubiläumsscheibe, „Twenty“.

So sind gleich sechs der vierzehn Songs („Red White & Blue“, „Hell Or Heaven“, „Mad Hatter“, „Crawl“, „Life’s Lessons“, „Lucky Man“) im Balladen- bis Midtempobereich anzusiedeln, aber wie immer mit tollen Gitarrenparts veredelt. Für mich als Vertreter ruhigerer Töne natürlich recht angenehm, obwohl die Mamasöhnchen-Mentalität von Johnny Van Zant mittlerweile ein wenig nervt. Aber Boogiefreunde und Fans von straightem Southern Rock werden natürlich auch reichhaltig entlohnt. „Pick ‚Em Up“ (klasse Duett mit Rickey Medlocke), „Sweet Mama“ oder „Jake“ haben diesen unverwechselbaren Honky-Tonk-Touch, wo knackige Gitarren und Billy Powell’s unnachahmliche Pianoeinlagen ihren Stempel aufsetzten. Beim Opener „That’s How I Like It“, „All Funked Up“ und „Rockin‘ Little Town“ geht die Post wie gewohnt richtig ab und der typisch gitarrengetränkte, stampfende Rock jagt einem wohlige Schauer über den Rücken. Bläsereinlagen und weibliche Backgroundvocals halten sich angenehm im Rahmen.

Ob das abschließende „Gimme Back My Bullets“ als Hip-Hop-Hardcore-Rock-Bonustrack zusammen mit Kid Rock dem Ganzen eine moderne Note verpasst, sollte jeder selbst beurteilen; ich tendiere doch eher dann dazu, die Austaste zu betätigen oder wieder zum Anfang zurückzuschalten. Wie dem auch sei, Lynyrd Skynyrd ist wieder ein ausgezeichnetes Stück Southern-Rock gelungen.

Zu befürchten ist allerdings, dass die Band das ganze Jubiläumsgedönse einmal mehr dazu benutzt, um die bereits bis zum Erbrechen gebrachten alten Klamotten im Live-Repertoire erneut aufzuwärmen. Ich meine es ist nach fast zwölf Jahren an der Zeit, sich zur eigenen Identität selbstbewusst zu bekennen und den Fokus auf die aktuellen Lieder zu richten. That’s how I would like it!

Sanctuary Records (2003)
Stil:  Southern Rock

01. That’s How I Like It
02. Pick ‚Em Up
03. Dead Man Walkin‘
04. The Way
05. Red White & Blue
06. Sweet Mama
07. All Funked Up
08. Hell Or Heaven
09. Mad Hatter
10. Rockin‘ Little Town
11. Crawl
12. Jake
13. Life’s Lessons
14. Lucky Man
15. Gimme Back My Bullets (Bonus Track)

Lynyrd Skynyrd
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Carol Chase – Blue Highway – CD-Review

Welche andere Band als Lynyrd Skynyrd verfügt schon über einen derartigen Luxus, zwei so klasse Background-Sängerinnen wie Dale Krantz Rossington und Carol Chase in seinen Reihen zu haben? Erstgenannte hat schon zur Rossington Collins/Rossington Band-Phase ihre Frontfrau-Qualitäten bewiesen, bei Carol Chase hat man diese längst vermutet. Eine kleine Kostprobe erhielt man bereits auf dem letzten Laidlaw-Album, als sie das grandiose „Never Been A Reason“ im Duett mit Joey Pantera zum Besten gab.
Den nachhaltigen Beweis tritt sie jetzt mit ihrer in Eigenregie entstandenen CD „Blue Highway“ an.

Schon beim Blick auf das in grauen, bläulich-violetten und rötlichen Farbtönen geschmackvoll gestaltete Cover, das alle Texte und ein paar Fotos der hübschen Künstlerin beinhaltet, breitet sich ein gewisses Wohlgefühl aus, dass auch beim Durchhören des Werkes erhalten bleibt. Von den Musikern die an dem Projekt beteiligt sind, dürften höchsten Ex-Lynyrd Skynyrd-Drummer Owen Hale und eventuell Gitarrist George Marinelli (Bonnie Raitt) in diesen Breitengraden ein Begriff sein.

Der Silberling beginnt mit dem tollen „Back To The Well“, das mich ein wenig an den Stil der Van Zant-Alben erinnert. Ich höre da Ähnlichkeiten zu „I’m A Want You Kinda Man“ heraus. Starker Einstieg! Beim anschließenden „I’m The Blues“ spricht der Titel für sich. Den einzigen Song, an dem Carol nicht federführend beteiligt war („Gotta Serve Somebody“-Dylan-Cover), lässt sie in funkig-bluesiger Bonnie-Raitt-Manier dahingleiten.

„Let Go“ eignet sich um mal kurz die Augen zu schließen und sich besinnlich an der schönen ruhigen Melodie, sowie dem vorzüglichen Akustikgitarrenspiel zu erfreuen. „Tears In Heaven“ von Eric Clapton, allerdings mit einer anderen Thematik (es geht um eine gerade zu Ende gehende Beziehung), fällt mir spontan dazu ein.
Einen Hauch von Country gibt es beim Titelstück „Blue Highway“. Allerdings entpuppt es sich dann im weitesten Sinn als Mix aus Chris Isaak-, Bob Seger-(„Against The Wind“, wegen dem Piano) und Dusty Springfield-Einflüssen.

Überhaupt hatte ich eigentlich ein in Nashville produziertes Soloalbum von Carol Chase eher im New-Country-Genre erwartet, zumal sie sich größtenteils auch im Mekka dieser Musikart aufhält. Aber wenn man mit dem Zeug tagtäglich konfrontiert ist, wird einem das wahrscheinlich irgendwann aus den Ohren heraushängen. Deshalb wohl auch ihr Hang zum Rhythm & Blues, und so verwundert es nicht, dass „Tough Enough“ in diese Bresche schlägt. Ziemlich rau und rockig. „In Your Life“ ist wieder eine, von leisen Tönen getragene, entspannende Nummer, bei der man Carols Stimme einfach wirken lässt.

Danach für mich das Highlight. „Said A Little Prayer“ kommt daher wie damals „One Good Man“ oder „Misery Loves Company“ von der Rossington Collins Band. Klasse kratziger Gesang und starke Gitarren lassen Southern-Rock-Feeling aufkommen. Van Zant-Charakter hat dann wieder „The Sun’s Gonna Shine Again“, auffallend wieder die starke Gitarrenarbeit. Mainsteam-Rock der Marke Kim Carnes regiert bei „I’m Gettin‘ Stronger“. Nette Pianobegleitung, schöne Melodie, klasse E-Solo; leichte- und gut verdauliche Kost. Der Blues-Rocker „A Woman That Perfect“ rundet ein nettes und sympathisches Album ab, das sich in keiner Rockmusik-Sammlung verstecken braucht und auf jeden Fall noch des öfteren in meinem Player landen wird.

Vielleich fehlt der ganz große Hit, aber insgesamt ein Werk, das meine schon längst gestellte Forderung unterstreicht, Carol und Dale auch aktiv an der Front bei Skynyrd-Konzerten einzubinden, um mal etwas Leben ins abgedroschene und leicht vorhersehbare Programm zu bringen. Dem Bekanntheitsgrad von Carol Chase würde es sicherlich auch nicht schaden, so dass der Traum einer Solo-Karriere vergleichbar ihrer Vorbilder wie Melissa Etheridge, Bonnie Raitt oder Sheryl Crow einmal Realität werden könnte. Besser aussehen als diese tut sie alle Male, das musikalische Potential ist ohne Zweifel vorhanden. Meinen Segen hat sie!

Malycon Music (2004)
Stil:  Rock & More

01. Back To The Well
02. I’m The Blues
03. Gotta Serve Somebody
04. Let Go
05. Blue Highway
06. Tough Enough
07. In Your Life
08. Said A Little Prayer
09. The Sun’s Gonna Shine Again
10. I’m Getting‘ Stronger
11. A Woman That Perfect

Carol Chase

Carol Chase (Lynyrd Skynyrd) – Interview

Sounds Of South: Carol, lass mich mit deiner CD beginnen. Wie läuft der Verkauf?
Carol: Hallo und danke, dass ihr meine Platte besprochen habt. Ich möchte sagen, dass die Verkäufe hier in den USA und auch in euerer Gegend gut vorangehen. Ich vermarkte meine Platte über meine Website carolchase.com in den USA selbst, aber in Europa hab ich einen Vertriebsdeal mit Halycon Music und die Dinge laufen sehr gut.
Sounds Of South: Wie waren die Kritiken in den USA?
Carol: Die Kritiken waren sehr positiv. Durch meine Verbindung zu Lynyrd Skynyrd hatte ich Zugang zu vielen Leuten im Business die ich andernfalls nicht hätte erreichen können. Momentan arbeite ich daran, meine Musik ins Satellitenradio zu bekommen, da dieser Markt wirklich wächst und sie spielen Künstler die nicht bei großen Labels unter Vertrag stehen, so wie ich.
Sounds Of South: Wie haben die Mitglieder von Lynyrd Skynyrd auf „Blue Highway“ reagiert?
Carol: Meine ‚Kameraden‘ von L.S. wollten unbedingt hören, was ich hier in Nashville selbst eingespielt hatte. Ich hab meine CD auf einer der langen Busfahrten gespielt und sie alle unterstützten die Musik. Es scheint als hätten wir alle Seitenprojekte laufen. Es gibt soviel Talent in der Band und wenn wir frei haben kann keiner von uns länger stillhalten.
Sounds Of South: Möchtest du damit auf Tour gehen? Vielleicht als Skynyrd Support? Eventuell sogar in Deutschland?
Carol: Ich würde meine CD gerne durch touren unterstützen. Als Opener für Skynyrd – ich weiß nicht, weil das ein höchst konkurrenzträchtiger Platz ist. Eines Tages werden wir vielleicht mal eine Nacht haben in der jeder mit seinen eigenen Songs glänzen kann. Das wären dann Blackfoot, die Outlaws, Dale Rossington, Van Zant usw. Ich würde gerne in Europa spielen wenn die Zeit dazu reif ist. Ich vermute mal, dass ich die Dinge nehme wie sie kommen und lass sich alles natürlich ereignen.
Sounds Of South: Wie kam es zum Deal mit Halycon?
Carol: Mein Deal mit Halycon kam zustande, nachdem ich ein Telefoninterview mit einer Station in Frankreich gemacht hatte. Die hatten mich kontaktiert, weil sie mit einer der Skynyrd ‚Honkettes‘ sprechen wollten. Zu dem Zeitpunkt erzählte ich ihnen von meiner eigenen CD und schickte ihnen ein Exemplar. Es hat ihnen gefallen und sie haben eine Bestellung aufgegeben, die sich sehr gut verkauft hatte. Ich glaube, Michael Knippschild von Halycon hat davon durch einen seiner Freunde erfahren, der ebenfalls mit meiner CD handelte. Alles fiel an den richtigen Platz obwohl ich mich dem gesamten Deal ‚unterwegs‘ widmen musste. Das kann eine frustrierende Erfahrung sein, aber irgendwie hab ich es geschafft den Stichtag einzuhalten.
Sounds Of South: Welches ist dein Lieblingssong auf dem Album, und warum?
Carol: Wie du dir vorstellen kannst haben alle Songs meiner CD eine besondere Bedeutung für mich. Ich erinnere mich daran was ich dachte, die Stimmung in der ich war und den Austausch mit den verschiedenen Co-Autoren, als die Songs geschrieben wurden. Ich kann wirklich keinen Lieblingssong raussuchen, aber als Fan von Chris Isaac sag ich, dass mir „Blue Highway“ sehr gefällt. Es erinnert mich an einen seiner Songs. Ich liebe „I’m the Blues“, weil ich das auf der Gitarre ziemlich gut spielen kann, zumal gerade eine Beziehung zu Bruch ging als ich es schrieb. Es hat meinen Herzschmerz gelindert. „In your Life“ – das macht wirklich Spaß zu singen. Ich kann wirklich keinen besonders rauspicken, hoffe aber dass die Zuhörer einen oder mehrere finden die ihnen wirklich zusagen.
Sounds Of South: Du arbeitest ja viel in Nashville und so hab ich eher ein New-Country Album erwartet. Warum hast du ein Blues-Roots-Rock Album gemacht?
Carol: Ich hab mich nie in eine musikalische Kategorie gezwängt und diese CD ist repräsentativ für die Art Musik, die ganz natürlich aus mir kommt. Nashville ging durch eine Menge Veränderungen in Bezug auf die Musik, die von dort stammt, und ich denke, dass ein Künstler seinem eigenem Stil treu bleiben muss. Andernfalls ertappt man sich dabei dem gegenwärtigen Trend hinterherzulaufen ohne was Eigenes auf die Beine zu stellen.
Sounds Of South: Was hältst du vom New-Country Genre?
Carol: Ich denke, dass New-Country dem sozioökonomischen Trend des Landes folgt. Traditionelles Country war nicht annähernd so poliert und auf ‚Pop‘ getrimmt wie es die neue Musik ist. Mir gefällt die gegenwärtige Musik, obwohl viele der Künstler nicht ihre eigene Musik schreiben oder das Leben leben, von dem sie singen. Hier in Nashville einen großen Plattenvertrag zu bekommen hat damit zu tun, wie du aussiehst und klingst und das verwehrt vielen wirklichen Künstlern, jemals einen Vertrag unterschreiben zu können. Dieses Phänomen hat eine Menge mit der Macht zu tun, die Musikvideos haben.
Sounds Of South: Dieses Genre erfreut sich wachsender Beliebtheit in Deutschland, aber die Künstler treten hier fast nie auf. Hast du eine Ahnung warum das so ist?
Carol: Ich weiß nicht warum populäre Country-Künstler nicht öfter in Europa auftreten. Ich vermute sie haben ein komfortables Leben in den USA und sie reisen einfach nicht so oft nach Übersee, es sei denn, dass es sich finanziell für sie lohnt. Jeder den ich kenne kommt gerne nach Deutschland und andere europäische Länder, weil die Konzertbesucher dort sehr wohlwollend und enthusiastisch sind.
Sounds Of South: Du hast ein wunderschönes Duett auf „Never been any Reason“ von der neusten LaidlawPlatte gehabt. Wie war die Zusammenarbeit mit der Band?
Carol: Ich habe es genossen mit den Leuten von Laidlaw zu arbeiten. Sie waren die Opener für eine Menge Skynyrd-Konzerte und wir sind alle gute Freunde geworden. Als sie dann dieses bestimmte Album machten, haben sie in Nashville aufgenommen und alles hat großartig geklappt. Die sind wirklich talentiert und so engagiert mit dem, was sie machen.
Sounds Of South: Du bist hauptsächlich als eine der Skynyrd-Honkettes bekannt. Wie können wir es uns als Nicht-Musiker vorstellen, wie sich Background Vocals entwickeln? Schreibt das der Songwriter genau vor oder kommt das aus dem Bauch heraus?
Carol: Ich denke, nachdem die Jahre vorbeiziehen erkenne ich mehr und mehr das Faktum an, ein Teil der Southern Rock Ära von Lynyrd Skynyrd zu sein. Ich habe mit 5 oder 6 Jahren mit 3-stufigem Harmoniegesang angefangen. Ich hatte zwei Schwestern die ebenfalls sangen und wir sind immer für den ‚Music-Club‘ meiner Mutter aufgetreten. Meinen Part konnte ich immer heraushören und ich kann mich nicht erinnern, je Schwierigkeiten damit gehabt zu haben, meinen Harmonieteil auch zu halten. Ich wollte die Melodie singen… natürlich lauter als meine Schwestern, aber mit der Zeit hab ich rausgefunden, dass der Mischgesang…na ja, das Geheimnis liegt in einer guten Harmoniegruppe. Keiner sonst in meiner Familie hat das Musikgeschäft weiter verfolgt.
Sounds Of South: Wie ist deine Arbeitsbeziehung mit Dale Rossington?
Carol: Ich war total begeistert die Chance zu bekommen mit Dale zu arbeiten. Ich meine, letzten Endes war sie die Lead-Sängerin der Rossington-Collins Band. Ich hörte sie damals schon und hab auch ihre Songs in meiner Show in Anaheim, California gesungen. Sie ist ein echtes ‚Rock and Roll‘-Mädel und immer professionell. Jeden Abend, wenn wir mit L.S. auf die Bühne gehen, sagt sie: ’sing es als wär’s von dir‘! Oh ja, Dale ist großartig.
Sounds Of South: Von wenigen Ausnahmen abgesehen spielt Skynyrd immer altes Material, obwohl die neue Band mittlerweile eine eigene Identität hat. Könntest du dir vorstellen, in einem überarbeiteten Bühnenkonzept einige deiner Songs zu bringen, mit Skynynrd als Bandunterstützung?
Carol: Ich würde die Chance sofort beim Schopf fassen, das Skynyrd line-up bei einem oder zwei meiner Songs als back-up zu haben. Ich hab schon mit Hughie Thomasson (The Outlaws, und jetzt Teil von Skynyrd) darüber gesprochen, mir bei meiner nächsten Produktion zu helfen. Ich denke, am Ende werden wir im Kontext von Skynyrd alle glänzen können. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Sounds Of South: Ich habe irgendwo gelesen, dass Melissa Etheridge und Sheryl Crow zu deinen Vorbildern gehören. Ist das wahr und wenn, warum?
Carol: Ich hab nicht notwendigerweise ein oder zwei Vorbilder zu denen ich aufsehe, aber ich bewundere all die Mädels wirklich, die sich im Rock ihren eigenen Weg geebnet haben. Es ist ja sicherlich eine Männerwelt und ich denke es ist wichtig, Klasse und Stil zu haben um oben dabeizubleiben. Ich glaube, dass sowohl Sheryl Crow als auch Melissa Etheridge das geschafft haben, zusammen mit Bonnie Raitt, die auch eine meiner Lieblingsinterpretinnen ist.
Sounds Of South: Welchen Wert haben unabhängige Online-Magazine für die zeitgenössige Musikszene deiner Meinung nach?
Carol: Das Musikgeschäft hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und das ist gut so. Es gibt so viele Künstler die ein Transportmittel für ihre Musik brauchten. Nicht jeder bekommt einen großen Plattenvertrag oder will überhaupt einen. Unabhängige Online Musik-Magazine sind leicht erreichbar und berichten über Dinge die ihnen wichtig sind. Sie geben sehr vielen von denen eine Stimme die andernfalls ungehört blieben.
Sounds Of South: Wie oft warst du schon in Deutschland und was hat dich beeindruckt?
Carol: Ich war etwa 4 mal in Deutschland und ich hab es einfach jedes Mal geliebt. Meine Vorfahren von beiden Seiten meiner Familie stammen von dort, deswegen spürte ich eine gewisse Anziehung. Mir gefallen die sauberen Strassen, der großartige Kaffee und das gute Essen, die Architektur und die freundlichen Menschen sehr gut. Ich freue mich darauf wiederzukommen, so dass ich etwas länger bleiben und mir das Land genauer ansehen kann. Als wir früher dort waren, war ich immer auf Tour mit der Band und konnte mir die Sehenswürdigkeiten nie so ansehen, wie ich es gerne tun würde. Es ist eine wunderbare und historische Gegend.
Sounds Of South: War es schwer für dich als alleinerziehende Mutter, im Musikgeschäft Fuß zu fassen? Bekamst du Unterstützung wenn du sie brauchtest?
Carol: Ich habe mich im Musikgeschäft immer selbst um mich gekümmert. Ich hab einen College-Abschluss in Psychologie, aber selbst während des College hab ich gesungen und für mich selbst gesorgt. Ich hatte einen Plattenvertrag mit einem großen Label als ich erstmals in L.A. lebte, aber meine Tochter war sehr klein, 4 Jahre alt, und ich war allein. Nachdem ich ein paar Wochen von ihr weg und unterwegs war, um meine Platte zu promoten, wurde mir klar, dass ich dies nicht durchhalten konnte…den ganzen Deal usw. Also hab ich begonnen in Clubs zu singen, mich mit Werbung über Wasser gehalten und hatte verschiedene Sachen laufen die mich im Geschäft hielten. Ich hab auf zahlreichen Alben Background Vocals gesungen, Songs geschrieben und hatte das Glück, damit einige grössere Country Sachen gelandet zu haben. Erst als meine Tochter älter war hab ich dann damit begonnen, richtig zu touren und diesen Teil des Geschäfts zu absolvieren. Ich hab im Musik Business großartige Freundschaften knüpfen können und mir ist aufgefallen, dass wir alle viele Opfer bringen mussten, um da zu sein wo wir sind. Deswegen unterstützen wir uns gegenseitig auch so stark.
Sounds Of South: Du bist in den Dakotas aufgewachsen, in wunderschöner Landschaft mit allerdings wirklich rauen Wintern. Lebst du noch dort?
Carol: Ich wuchs im nordwestlichen Teil North Dakotas auf und besuchte die University von North Dakota in Grand Forks. Mit etwa 21 bin ich dann an die Westküste gezogen. Meine Eltern sowie meine 3 Geschwister leben noch in Dakota – in Stanley – wo ich groß geworden bin. Nach dem College lebte ich ungefähr 8 Jahre in L.A., aber nun bin ich in Nashville, Tennessee und ich genieße es. Es ist äußerst kalt im Winter in North Dakota, aber ich hab gelesen, dass es dort in den nächsten 10 Jahren höhere Temperaturen als normal geben wird. Das wäre gut. Es ist ein schönes Fleckchen Erde und meine Mutter nennt es „den hintersten Zipfel“. Sie könnte recht haben.
Sounds Of South: Vielen Dank für das informative Interview.

Gary Rossington – That’s Me – CD-Review

Manchmal gibt es Dinge, die selbst einen hartgesottenen Musikliebhaber wie mich noch umhauen. Ich habe ja im Leben schon mit so einigem gerechnet, aber, dass Gary Rossington mal ein echtes Soloalbum herausbringen würde und darauf auch noch großartig singen würde, hätte ich, ehrlich gesagt, dem ansonsten immer so grimmig, wortkarg und abwesend wirkenden Musiker nie zugetraut.

Aber das am 04.12.1951 in Jacksonville geborene, einzige noch lebende Gründungsmitglied der legendären Southern Rock-Band Lynyrd Skynyrd scheint ein wahres Stehaufmännchen zu sein. Was hat der Mann nicht schon alles mitgemacht? Drogenprobleme, Autounfälle (GR ist ja quasi der Protagonist von „That Smell“), der unsägliche Flugzeugabsturz im Jahr 1977 (bei dem er sich Arme und Beine, nebst schwerster anderer Verletzungen, gebrochen hatte – mit Folgen bis in die heutige Zeit reichend), der Verlust unzähliger Bandkumpanen und Freunde, eine Operation am Herzen – und doch war es immer wieder Gary Rossington, der wie ein harter Fels in der Southern Rock-Brandung stehen blieb. Ein äußerst zäher Bursche, wie es scheint.

Im vorliegenden Falle wird Gary sich gedacht haben, was die beiden Van Zant-Brüder können, müsste ich doch eigentlich auch hinkriegen. Pat Buchanan, Ausnahmegitarrist in der Nashville-Studiomusikerzunft, Songwriter und auch Produzent, der Rossington (krankheitsbedingt) 2007 schon mal bei Skynyrd sporadisch für einige Gigs ersetzte, hatte wohl den Anstoß gegeben, es doch mal mit einer New Country-Platte zu versuchen.

Pat ließ seine Beziehungen spielen und brachte Gary mit einigen namhaften Songschreibern wie u.a. Hillary Lindsey, Rivers Rutherford, Brett James, Bobby Pinson und David Lee Murphy zusammen. Dazu stellte er ihm einen exklusiven Kreis von Instrumentalisten (Greg Morrow, Mike Brignardello, Gordon Mote, Tom Bukovac, Ilya Toshinsky, Jerry Douglas, Bryan Sutton, Dan Dugmore, Paul Franklin, Hillary Lindsey, Jon Randall) zur Verfügung und recht zügig war das Teil fertig. Buchanan zeigt sich natürlich mit Gary auch für die außerordentlich knackige Produktion verantwortlich.

Und selbst für ein Duett mit Megastar Taylor Swift reichte das von SRN üppig veranschlagte Budget. Klasse, wie das Mädel hier bei „Monday’s Gone“ unter Beweis stellt, dass sie auch gestandenen Rockgrößen Paroli bieten kann. Ein weiteres Duett liefert sich Gary auf dem aus der Rossington Collins Band-Zeiten bekannten „Misery Loves Company“ mit Ehefrau Dale Krantz (auch bei vielen Backgesängen involviert), welches diesmal sehr Steel- und Fiddle-betont (klasse Soli von Dugmore und Franklin) auf Country getrimmt wurde. Schön auch das flotte „Jacksonville Jaguars“, das Gary seinem Lieblings-Football-Club gewidmet hat. Erste Single ist das flotte und eingängige „Love Your Wife“ (gurgelnde Orgel, HT-Piano, tolle E-Soli von Gary und Tom Bukovac), dank des markanten Refrains mit sehr guten Chancen, in die Top-20 der Billboard Country Charts zu gelangen.

Das Highlight ist natürlich das sich (wie gewohnt) am Ende befindende „Free Bird“. Der Skynyrd-Klassiker wurde diesmal jedoch in eine mitreißende Bluegrass-Version verwandelt Das berühmte E-Gitarren-Finish wurde hierbei durch eine ebenso faszinierende Solopassage ersetzt, bei der sich Ilya Toshinsky am Banjo, Jerry Douglas (auch bekannt durch Alison Krauss & Union Station) an der Dobro, Bryan Sutton an der Mandoline und Buchanan an der Akustikgitarre in filigranster Weise die Finger wundspielen. Das ist Musik auf allerhöchstem Niveau. Herrlich!

Aber die wohl größte Überraschung des Albums ist der Lead-Gesang von Gary Rossington. Was hat der Typ für ein markantes Organ! Irgendwo zwischen Eddie Montgomery (Montgomery Gentry), Bill McCorvey (Pirates Of The Mississippi) und Hank Williams jr. liegend, besticht Gary immer wieder mit äußerst einfühlsamen, songdienlichen, aber vor allem auch sehr kräftigen und ausdrucksstarken Vocals. Keine Ahnung, warum man ihn nie vorher am Mikro hat singen gehört. Ich komme teilweise immer noch nicht aus dem Staunen heraus. Soviel Authentizität kann man nicht am PC nacherzeugt haben. Würde ich den Silberling nicht tatsächlich in der Hand halten, könnte man glatt meinen, es handele sich hier um einen Scherz! Der helle Wahnsinn!

Mit „That’s Me“ hat Gary Rossington ohne Zweifel wohl eine der größten Überraschungen des Jahres 2012 abgeliefert. Das Album, das am 1. April in den Handel kommen wird, verbindet modernen New Country glänzend mit auch durchaus traditionellen Klängen, ein gewisses Southern Rock-Ambiente ist ebenfalls omnipräsent. Neben seinen allseits bekannten Fähigkeiten als Gitarrist fördert es auch einen Gary Rossington als richtig guten Sänger zu Tage. Dazu ist es noch eine schöne Überbrückung bis zum nächsten Skynyrd Album und, wer weiß, vielleicht gibt es dort ja dann sogar ein Duett mit Gary und Johnny…

South Records Nashville (2012)
Stil:New Country & More

01. One Bad Man
02. Love Your Wife
03. Monday’s Gone
04. Honky Tonk Night Time Girl
05. Are You Loving Me
06. Still Alive
07. Jacksonville Jaguars
08. Misery Loves Company
09. Country’s Where The Heart Is
10. No More Time
11. Free Bird

Gary Rossington
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Van Zant – Get Right With The Man – CD-Review

Dritte Zusammenarbeit der beiden Van Zant-Brüder Donnie (38 Special) und Johnny (Lynyrd Skynyrd)! Um es gleich vorweg zu nehmen: Ganz klar die stärkste, und das ohne Wenn und Aber! Zwei gestandene Southern Rocker begeben sich auf, natürlich schön southern-infizierte, New Country-/Countryrock-Pfade und machen der Konkurrenz à la Montgomery Gentry & Co. mächtig Dampf „unterm Hintern“! Die beiden Vorgängeralben „Brother To Brother“ und „II“ waren sicherlich nicht von schlechten Eltern, klangen jedoch, auch wenn Donnie und Johnny ihre Southern-Roots nicht verleugneten, recht mainstreamig und (vor allem das zweite) ziemlich glatt.

Und besinnt man sich nun auf die Neigungen ihres großen Bruders Ronnie zurück, was lag da näher, als es mal mit einem southern-lastigen Country(rock)-Album zu versuchen, denn der liebte es schon damals die Einflüsse des Genres in so manchem Skynyrd-Songs unterzubringen, wie Stücke der Marke „Mississippi Kid“, „Made In Shade“, „Honky Tonk Night Time Man“ und andere eindeutig beweisen. So ist diese Entwicklung durchaus als konsequent zu bezeichnen, zumal Southern-orientierte Country-Musik in Nashville als Nische eigentlich noch nicht übermäßig besetzt ist, aber durchaus von Erfolg begleitet sein kann, wie es die bereits erwähnten Montgomery Gentry, Travis Tritt und ein paar Kollegen nachhaltig beweisen.

Und einer, der es ebenfalls vorgemacht hat, wie man beide Stilarten harmonisch miteinander kombinieren kann, ist Jeffrey Steele, der vor einigen Monaten ein überragendes Werk mit “Outlaw“ hingelegt hatte. Jener Mr. Steele wurde in nicht unerheblichem Maße beim Songwriting mit Donnie und Johnny, sowie als Backgroundsänger bei „Get Right With The Man“ eingebunden (hat auch eine kleine Gesangspassage bei „Been There Done That“), und auch Tom Hambridge ist in kompositorischer Hinsicht keine Zufalls-Wahl, denn auch der hat bereits häufiger bewiesen, dass er sich auf beiden Terrains bestens auskennt. Dritte im Songwriting-Bunde sind die Warren Brothers, die auch schon öfter für Skynyrd gearbeitet haben und somit ebenso als Experten beider Areale gelten.

Bleibt festzustellen, das hier durch eine brillante Wahl in Sachen Co-Writer, sowie intelligent gewählter Fremdschreiber, die gesunde Basis für eine prächtige Scheibe gelegt wurde. Der Kreis der Musiker, die sich an die delikate Angelegenheit herantrauen durften, ist klein, dafür aber umso exklusiver: Drums-Greg Morrow; Akustik-Gitarre-John Willis; Electric-Gitarren-Tom Bukovac, Kenny Greenberg; Bass-Michael Rhodes, Glenn Worff; Keyboards-Reese Wynans; Steel, Banjo-Russ Pahl; Fiddle-Glen Duncan; Percussion-Greg Morrow, Eric Darken; Background Vocals-Bekka Bramlett, Trez, Perry Coleman, Jeffrey Steele!

Dementsprechend spielt sich hier alles auf einem hohen Niveau ab. Hochkarätige Profis, die es vor allen Dingen auch richtig „southern“ können, halt, wobei natürlich auch die starken Gesangsleistungen der Van Zants explizit hervorzuheben sind. Beide klingen sehr frisch! Man merkt Ihnen den Spaß an der Geschichte deutlich an. Da wird sich variabel den Stimmungen der Lieder angepasst, aber auch geröhrt, gebölkt, gelacht, geflachst und sich zum Teil die Bälle im Duett zugespielt, wie beim rock’n’rolligen Gute Laune-Honkytonker „Plain Jane“. Nicht zu vergessen die herrlich, den Punkt treffenden. immer wieder geschickt eingestreuten, weiblichen Backgrounds, wobei Bekka Bramlett eine überragende Figur abgibt.

Der starke Opener „Takin’ Up Space“ kommt als fast 99%er Southern-Rocker daher, in einer absolut fetzigen Version einer imaginären Band, die „38 Skynyrd“ heißen könnte. „Country“ klingt da eigentlich nur ein im Break plötzlich auftauchendes Banjo. Dennoch, trotz des gewichtigen Southern-Anteils und des insgesamt recht rockigen Charakters, ist die knackige New Country-Note stets präsent. Das Schlagen der musikalischen Brücke zwischen Southern Rock und New Country ist bestens gelungen. Sehr Southern gewichtig sind noch „Sweet Mama“ (starkes Skynyrd-Cover von der „Vicious Cycle“-CD), „I Know My History“ (Biker-taugliche, Skynyrd-lastige Nummer), „I’m Doin’ Alright“ (könnte aus der 38 Special-Anfangsphase stammen), das zu Beginn recht holprige, aber schön rhythmisch dahin stampfende „Lovin’ You“, welches mittels der einsetzenden, satten SlideGitarre und dem Refrain mächtig Fahrt gewinnt, das bereits erwähnte „Plain Jane“, sowie „Been There Done That“, das auf dem rockigen, vorletzten Skynyrd-Album „Edge Of Forever“ keinen Vergleich hätten scheuen müssen.

Die Countryelemente stehen richtigerweise bei den Nummern im Vordergrund, bei denen man etwas mehr auf’s Bremspedal tritt. Wie bei solch melodischen Tracks, wie „Nobody Gonna Tell Me What To Do“, der Single „Help Somebody“ oder „I Can’t Help Myself“! Hier bekommen Banjo und Steelgitarre reichhaltigen Spielraum. Die Songs stecken aber dank knackiger Drums und fetter E-Gitarren-Einlagen dennoch voller Power!

Fazit: Donnie und Johnny Van Zant haben ein richtig starkes Southern-(New)Country(rock)-Album abgeliefert, das sowohl in Nashville, als auch in Atlanta oder Jacksonville (und natürlich bei uns) gefeiert werden dürfte. War nicht unbedingt zu erwarten, ist aber umso erfreulicher! Super Leistung, Boys! So „Get Right With The Van Zants“!

Columbia Records, 2005
Stil: New Country / Southern Rock

01. Takin‘ Up Space
02. Nobody Gonna Tell Me What To Do
03. Sweet Mama
04. Help Somebody
05. Things I Miss The Most
06. I Know My History
07. I Can’t Help Myself
08. I’m Doin‘ Alright
09. Lovin‘ You
10. Plain Jane
11. Been There Done That

Van Zant
Bärchen Records