Carol Chase (Lynyrd Skynyrd) – Interview

Sounds Of South: Carol, lass mich mit deiner CD beginnen. Wie läuft der Verkauf?
Carol: Hallo und danke, dass ihr meine Platte besprochen habt. Ich möchte sagen, dass die Verkäufe hier in den USA und auch in euerer Gegend gut vorangehen. Ich vermarkte meine Platte über meine Website carolchase.com in den USA selbst, aber in Europa hab ich einen Vertriebsdeal mit Halycon Music und die Dinge laufen sehr gut.
Sounds Of South: Wie waren die Kritiken in den USA?
Carol: Die Kritiken waren sehr positiv. Durch meine Verbindung zu Lynyrd Skynyrd hatte ich Zugang zu vielen Leuten im Business die ich andernfalls nicht hätte erreichen können. Momentan arbeite ich daran, meine Musik ins Satellitenradio zu bekommen, da dieser Markt wirklich wächst und sie spielen Künstler die nicht bei großen Labels unter Vertrag stehen, so wie ich.
Sounds Of South: Wie haben die Mitglieder von Lynyrd Skynyrd auf „Blue Highway“ reagiert?
Carol: Meine ‚Kameraden‘ von L.S. wollten unbedingt hören, was ich hier in Nashville selbst eingespielt hatte. Ich hab meine CD auf einer der langen Busfahrten gespielt und sie alle unterstützten die Musik. Es scheint als hätten wir alle Seitenprojekte laufen. Es gibt soviel Talent in der Band und wenn wir frei haben kann keiner von uns länger stillhalten.
Sounds Of South: Möchtest du damit auf Tour gehen? Vielleicht als Skynyrd Support? Eventuell sogar in Deutschland?
Carol: Ich würde meine CD gerne durch touren unterstützen. Als Opener für Skynyrd – ich weiß nicht, weil das ein höchst konkurrenzträchtiger Platz ist. Eines Tages werden wir vielleicht mal eine Nacht haben in der jeder mit seinen eigenen Songs glänzen kann. Das wären dann Blackfoot, die Outlaws, Dale Rossington, Van Zant usw. Ich würde gerne in Europa spielen wenn die Zeit dazu reif ist. Ich vermute mal, dass ich die Dinge nehme wie sie kommen und lass sich alles natürlich ereignen.
Sounds Of South: Wie kam es zum Deal mit Halycon?
Carol: Mein Deal mit Halycon kam zustande, nachdem ich ein Telefoninterview mit einer Station in Frankreich gemacht hatte. Die hatten mich kontaktiert, weil sie mit einer der Skynyrd ‚Honkettes‘ sprechen wollten. Zu dem Zeitpunkt erzählte ich ihnen von meiner eigenen CD und schickte ihnen ein Exemplar. Es hat ihnen gefallen und sie haben eine Bestellung aufgegeben, die sich sehr gut verkauft hatte. Ich glaube, Michael Knippschild von Halycon hat davon durch einen seiner Freunde erfahren, der ebenfalls mit meiner CD handelte. Alles fiel an den richtigen Platz obwohl ich mich dem gesamten Deal ‚unterwegs‘ widmen musste. Das kann eine frustrierende Erfahrung sein, aber irgendwie hab ich es geschafft den Stichtag einzuhalten.
Sounds Of South: Welches ist dein Lieblingssong auf dem Album, und warum?
Carol: Wie du dir vorstellen kannst haben alle Songs meiner CD eine besondere Bedeutung für mich. Ich erinnere mich daran was ich dachte, die Stimmung in der ich war und den Austausch mit den verschiedenen Co-Autoren, als die Songs geschrieben wurden. Ich kann wirklich keinen Lieblingssong raussuchen, aber als Fan von Chris Isaac sag ich, dass mir „Blue Highway“ sehr gefällt. Es erinnert mich an einen seiner Songs. Ich liebe „I’m the Blues“, weil ich das auf der Gitarre ziemlich gut spielen kann, zumal gerade eine Beziehung zu Bruch ging als ich es schrieb. Es hat meinen Herzschmerz gelindert. „In your Life“ – das macht wirklich Spaß zu singen. Ich kann wirklich keinen besonders rauspicken, hoffe aber dass die Zuhörer einen oder mehrere finden die ihnen wirklich zusagen.
Sounds Of South: Du arbeitest ja viel in Nashville und so hab ich eher ein New-Country Album erwartet. Warum hast du ein Blues-Roots-Rock Album gemacht?
Carol: Ich hab mich nie in eine musikalische Kategorie gezwängt und diese CD ist repräsentativ für die Art Musik, die ganz natürlich aus mir kommt. Nashville ging durch eine Menge Veränderungen in Bezug auf die Musik, die von dort stammt, und ich denke, dass ein Künstler seinem eigenem Stil treu bleiben muss. Andernfalls ertappt man sich dabei dem gegenwärtigen Trend hinterherzulaufen ohne was Eigenes auf die Beine zu stellen.
Sounds Of South: Was hältst du vom New-Country Genre?
Carol: Ich denke, dass New-Country dem sozioökonomischen Trend des Landes folgt. Traditionelles Country war nicht annähernd so poliert und auf ‚Pop‘ getrimmt wie es die neue Musik ist. Mir gefällt die gegenwärtige Musik, obwohl viele der Künstler nicht ihre eigene Musik schreiben oder das Leben leben, von dem sie singen. Hier in Nashville einen großen Plattenvertrag zu bekommen hat damit zu tun, wie du aussiehst und klingst und das verwehrt vielen wirklichen Künstlern, jemals einen Vertrag unterschreiben zu können. Dieses Phänomen hat eine Menge mit der Macht zu tun, die Musikvideos haben.
Sounds Of South: Dieses Genre erfreut sich wachsender Beliebtheit in Deutschland, aber die Künstler treten hier fast nie auf. Hast du eine Ahnung warum das so ist?
Carol: Ich weiß nicht warum populäre Country-Künstler nicht öfter in Europa auftreten. Ich vermute sie haben ein komfortables Leben in den USA und sie reisen einfach nicht so oft nach Übersee, es sei denn, dass es sich finanziell für sie lohnt. Jeder den ich kenne kommt gerne nach Deutschland und andere europäische Länder, weil die Konzertbesucher dort sehr wohlwollend und enthusiastisch sind.
Sounds Of South: Du hast ein wunderschönes Duett auf „Never been any Reason“ von der neusten LaidlawPlatte gehabt. Wie war die Zusammenarbeit mit der Band?
Carol: Ich habe es genossen mit den Leuten von Laidlaw zu arbeiten. Sie waren die Opener für eine Menge Skynyrd-Konzerte und wir sind alle gute Freunde geworden. Als sie dann dieses bestimmte Album machten, haben sie in Nashville aufgenommen und alles hat großartig geklappt. Die sind wirklich talentiert und so engagiert mit dem, was sie machen.
Sounds Of South: Du bist hauptsächlich als eine der Skynyrd-Honkettes bekannt. Wie können wir es uns als Nicht-Musiker vorstellen, wie sich Background Vocals entwickeln? Schreibt das der Songwriter genau vor oder kommt das aus dem Bauch heraus?
Carol: Ich denke, nachdem die Jahre vorbeiziehen erkenne ich mehr und mehr das Faktum an, ein Teil der Southern Rock Ära von Lynyrd Skynyrd zu sein. Ich habe mit 5 oder 6 Jahren mit 3-stufigem Harmoniegesang angefangen. Ich hatte zwei Schwestern die ebenfalls sangen und wir sind immer für den ‚Music-Club‘ meiner Mutter aufgetreten. Meinen Part konnte ich immer heraushören und ich kann mich nicht erinnern, je Schwierigkeiten damit gehabt zu haben, meinen Harmonieteil auch zu halten. Ich wollte die Melodie singen… natürlich lauter als meine Schwestern, aber mit der Zeit hab ich rausgefunden, dass der Mischgesang…na ja, das Geheimnis liegt in einer guten Harmoniegruppe. Keiner sonst in meiner Familie hat das Musikgeschäft weiter verfolgt.
Sounds Of South: Wie ist deine Arbeitsbeziehung mit Dale Rossington?
Carol: Ich war total begeistert die Chance zu bekommen mit Dale zu arbeiten. Ich meine, letzten Endes war sie die Lead-Sängerin der Rossington-Collins Band. Ich hörte sie damals schon und hab auch ihre Songs in meiner Show in Anaheim, California gesungen. Sie ist ein echtes ‚Rock and Roll‘-Mädel und immer professionell. Jeden Abend, wenn wir mit L.S. auf die Bühne gehen, sagt sie: ’sing es als wär’s von dir‘! Oh ja, Dale ist großartig.
Sounds Of South: Von wenigen Ausnahmen abgesehen spielt Skynyrd immer altes Material, obwohl die neue Band mittlerweile eine eigene Identität hat. Könntest du dir vorstellen, in einem überarbeiteten Bühnenkonzept einige deiner Songs zu bringen, mit Skynynrd als Bandunterstützung?
Carol: Ich würde die Chance sofort beim Schopf fassen, das Skynyrd line-up bei einem oder zwei meiner Songs als back-up zu haben. Ich hab schon mit Hughie Thomasson (The Outlaws, und jetzt Teil von Skynyrd) darüber gesprochen, mir bei meiner nächsten Produktion zu helfen. Ich denke, am Ende werden wir im Kontext von Skynyrd alle glänzen können. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Sounds Of South: Ich habe irgendwo gelesen, dass Melissa Etheridge und Sheryl Crow zu deinen Vorbildern gehören. Ist das wahr und wenn, warum?
Carol: Ich hab nicht notwendigerweise ein oder zwei Vorbilder zu denen ich aufsehe, aber ich bewundere all die Mädels wirklich, die sich im Rock ihren eigenen Weg geebnet haben. Es ist ja sicherlich eine Männerwelt und ich denke es ist wichtig, Klasse und Stil zu haben um oben dabeizubleiben. Ich glaube, dass sowohl Sheryl Crow als auch Melissa Etheridge das geschafft haben, zusammen mit Bonnie Raitt, die auch eine meiner Lieblingsinterpretinnen ist.
Sounds Of South: Welchen Wert haben unabhängige Online-Magazine für die zeitgenössige Musikszene deiner Meinung nach?
Carol: Das Musikgeschäft hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert und das ist gut so. Es gibt so viele Künstler die ein Transportmittel für ihre Musik brauchten. Nicht jeder bekommt einen großen Plattenvertrag oder will überhaupt einen. Unabhängige Online Musik-Magazine sind leicht erreichbar und berichten über Dinge die ihnen wichtig sind. Sie geben sehr vielen von denen eine Stimme die andernfalls ungehört blieben.
Sounds Of South: Wie oft warst du schon in Deutschland und was hat dich beeindruckt?
Carol: Ich war etwa 4 mal in Deutschland und ich hab es einfach jedes Mal geliebt. Meine Vorfahren von beiden Seiten meiner Familie stammen von dort, deswegen spürte ich eine gewisse Anziehung. Mir gefallen die sauberen Strassen, der großartige Kaffee und das gute Essen, die Architektur und die freundlichen Menschen sehr gut. Ich freue mich darauf wiederzukommen, so dass ich etwas länger bleiben und mir das Land genauer ansehen kann. Als wir früher dort waren, war ich immer auf Tour mit der Band und konnte mir die Sehenswürdigkeiten nie so ansehen, wie ich es gerne tun würde. Es ist eine wunderbare und historische Gegend.
Sounds Of South: War es schwer für dich als alleinerziehende Mutter, im Musikgeschäft Fuß zu fassen? Bekamst du Unterstützung wenn du sie brauchtest?
Carol: Ich habe mich im Musikgeschäft immer selbst um mich gekümmert. Ich hab einen College-Abschluss in Psychologie, aber selbst während des College hab ich gesungen und für mich selbst gesorgt. Ich hatte einen Plattenvertrag mit einem großen Label als ich erstmals in L.A. lebte, aber meine Tochter war sehr klein, 4 Jahre alt, und ich war allein. Nachdem ich ein paar Wochen von ihr weg und unterwegs war, um meine Platte zu promoten, wurde mir klar, dass ich dies nicht durchhalten konnte…den ganzen Deal usw. Also hab ich begonnen in Clubs zu singen, mich mit Werbung über Wasser gehalten und hatte verschiedene Sachen laufen die mich im Geschäft hielten. Ich hab auf zahlreichen Alben Background Vocals gesungen, Songs geschrieben und hatte das Glück, damit einige grössere Country Sachen gelandet zu haben. Erst als meine Tochter älter war hab ich dann damit begonnen, richtig zu touren und diesen Teil des Geschäfts zu absolvieren. Ich hab im Musik Business großartige Freundschaften knüpfen können und mir ist aufgefallen, dass wir alle viele Opfer bringen mussten, um da zu sein wo wir sind. Deswegen unterstützen wir uns gegenseitig auch so stark.
Sounds Of South: Du bist in den Dakotas aufgewachsen, in wunderschöner Landschaft mit allerdings wirklich rauen Wintern. Lebst du noch dort?
Carol: Ich wuchs im nordwestlichen Teil North Dakotas auf und besuchte die University von North Dakota in Grand Forks. Mit etwa 21 bin ich dann an die Westküste gezogen. Meine Eltern sowie meine 3 Geschwister leben noch in Dakota – in Stanley – wo ich groß geworden bin. Nach dem College lebte ich ungefähr 8 Jahre in L.A., aber nun bin ich in Nashville, Tennessee und ich genieße es. Es ist äußerst kalt im Winter in North Dakota, aber ich hab gelesen, dass es dort in den nächsten 10 Jahren höhere Temperaturen als normal geben wird. Das wäre gut. Es ist ein schönes Fleckchen Erde und meine Mutter nennt es „den hintersten Zipfel“. Sie könnte recht haben.
Sounds Of South: Vielen Dank für das informative Interview.