Wishbone Ash / 25th Anniversary Of The Marquee – DVD-Review

Ich muss zu meiner eigenen Schande gestehen, dass ich nicht eine einzige CD von Wishbone Ash besitze, lediglich eine Greatest-Hits-LP (mit einem Swimmingpool mitten in der Wüste drauf, wenn ich mich recht erinnere), die aber seit vielen Jahren in meiner kaum noch benutzten Plattensammlung vor sich hin staubt.

Dabei löst die Truppe bei mir durchaus nostalgische Gefühle aus, schließlich war sie der allererste richtige große Live-Event in meinem Leben. Ich meine, ich war zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre jung, Vorgruppe eine Band namens Headboys oder so ähnlich und der Gig fand in der Düsseldorfer Philipshalle statt. Besetzung, wenn mich nicht alles täuscht, war Powell, Turner, Wisefield und Upton. Danach sah ich sie vor einigen Jahren mal als Headliner der mir zu dieser Zeit recht nahestehenden Southern-Rock-Band aus meiner Heimatstadt Rheinberg, Street Survivors, auf der Großen Freiheit in Hamburg (allerdings sehr stark alkoholisiert…) und wenige Tage später, dann in gleicher Konzeption in der Rheinberger Stadthalle.

Jetzt endlich bot sich mal die Gelegenheit zum Review dieser mir doch immer sympathischen Band. Das mir vorliegende DVD-Dokument befasst sich zwar nicht gerade mit einem aktuellen Ereignis, sondern behandelt einen Gig von Wishbone Ash aus dem Jahre 1983, also auch schon wieder lockere 23 Jahre her, zum 25-jährigen Bestehen des legendären Londoner Marquee-Clubs, in dem ja so ziemlich alle Größen des britischen Rockbusiness jeglicher Stil-Couleur mal irgendwann aufgetaucht sind.

Eine recht kurze Geschichte mit nur 58 Minuten, wenn man bedenkt, dass bei acht Liedern noch mitten ins erste reingeblendet und aus dem letzten Stück rausgeblendet wird. Trotzdem ist es eine Wonne, dem Quartett bei der Präsentation seiner Songs zuzusehen. Gesangstechnisch waren oder sind Powell und Wisefield sicher keine Leuchten ihrer Zunft, aber ihr Gitarrenkönnen (besonders das blind aufeinander abgestimmte Double-Leads-Spiel als WA-typisches Stil-Element) macht auch beim heutigen Begutachten noch immer große Laune.

Zwei Stücke sind hier herauszunehmen. Zum einen „Living Proof“, das mit seinen zwei furiosen E-Lead-Passagen schon bald Southern-Rock-Charakter hat, und ihr Paradestück „Phoenix“, das so viele Breaks, Tempo- und Stimmungswechsel beinhaltet, dass es einem kalt den Rücken runter läuft. Was besonders Wisefield hier an Soli abreißt, ist schon Gitarrensport der Extraklasse. Obwohl deutlich im Schatten der Hauptprotagonisten, bieten aber auch Steve Upton am Schlagzeug und Trevor Boulder am Bass einen recht fetten Rhythmusteppich. Den Abspann bildet dann eine ausführliche textliche Biografie und man hat auch die Möglichkeit, die Diskografie der Band einzusehen.

Eine insgesamt recht knappe Angelegenheit, die aber durch die grandiose instrumentelle Vorstellung, den guten Sound, die zufriedenstellende Bildqualität und angesichts der heutigen, völlig neuen Bandkonstellation (nur noch mit Powell) die Prädikate ‚historisch wertvoll‘ und ‚musikalisch kurzweilig‘ verdient hat.

Warner Music Vision (2006)
Stil:  Classic Rock

01. Can’t Fight Love
02. Living Proof
03. Open Road
04. No More Lonely Nights
05. Underground
06. King Will Come
07. Phoenix
08. Engine Overheat

Wishbone Ash
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The Jeff Healey Band – Live In Belgium – CD/DVD-Review

Der am 02.03.2008 mit 42 Jahren leider viel zu früh an Krebs verstorbene kanadische Musiker Jeff Healey ist in Sachen Blues Rock immer schon ein toller Vertreter gewesen. Da ich diesen tollen kanadischen Gitarristen ebenfalls sehr schätze, (sein 2000er-Werk „Get Me Some“ zählt mit zu meinen Lieblingsalben) freue ich mich, mal wieder ein wenig abseits der von mir sonst präferierten Pfade schweifen zu können.

Zu verdanken habe ich es unter anderem Healeys etatmäßigem Drummer Tom Stephen, der dieses im Juli 1993 beim Peer Rhythm Blues Festival statt gefundene Konzert aus den Archiven gefischt und in eine heute zeitgemäße audio-visuelle Verarbeitung überführt hat. Stephen hat auch die im beiliegenden acht-seitigen Booklet geschriebenen Liner Notes verfasst.

Das Live-Dokument stammt aus der „Feel This“-Phase, Jeffs dritten Studioalbum. Healey, damals noch mit milchbubihaftem, fast an einen kleinen Bruder von Patrick Swayze (mit dem ist er ja auch durch den Film „Road House“ verbandelt gewesen war) erinnernden Äußeren, dazu noch dem für die Zeit typischen Haarschnitt. Auch die Brillenmode schien aus heutiger Sicht, wie in den Publikumseinblendungen zu sehen ist, noch im Anfangsstadium ihrer Entwicklung gewesen. Immer wieder doch recht amüsant, so die Modesünden (auch seine eigenen) der Zeit vor Augen geführt zu bekommen, andererseits trauriger Weise kaum zu glauben, dass Healey ab da nur noch knapp 15 Jahre zu leben haben sollte.

Das Konzert macht aus mehreren Gründen großen Spaß. Zum einen wird das Thema Blues (Rock) doch recht fluffig umgesetzt und der im Fokus stehende Healey lässt das für viele Gitarreros der Zunft selbstverliebte Saitengewichse ganz weit außen vor, stellt aber dabei die Qualitäten seines außerordentlichen Könnens zu Genüge unter Beweis.

Ein weiterer Pluspunkt ist für mich die Hinzunahme des Keyboarders Washington Savage und der beiden dunkelhäutigen Hintergrundsänger/in Mischke Butler und Toucu (mit vielen tollen Backs und Harmonies), die dem Sound der Band viel mehr Variabilität und auch Volumen verschafften und auch ein deutlicheres Maß an Eingängigkeit verliehen.

Der erste Teil des Konzertes liegt mit sechs Songs (von sieben) schwerpunktmäßig auf dem zu dieser Zeit gerade veröffentlichen „Feel This“-Album, klasse der Einstieg mit den beiden schön rockenden Tracks „Baby’s Lookin‘ Hot“ und „The House That Love Built“. Auffällig direkt der extra für Jeff angefertigte Gitarrenhalter, der ihm ein Spielen im Stehen wie im Sitzen ermöglichte, als auch die mit nur drei Saiten bespannte schwarze Les Paul. Mann, was entzaubert der Bursche mit seiner eigenwilligen (vermutlich seiner Blindheit geschuldeten) Spieltechnik diesem reduzierten Instrument hier für Töne. Hut ab!

Weitere Highlights das von leichtem Southern-Flair umgarnte „It Could All Get Blown Away“ (typisches E-Solo) und der herrliche Slow Blues „Evil And Here To Stay“ (grandios Healeys filigrane Saitenarbeit in Verbindung mit Savages Pianogeklimper und Orgelgurgeln). Auch der von Joe Rockman und Tom Stephen entfachte Groove (in allen Tempi) ist schon von exzellenter Güte.

Der zweite Abschnitt geht von der Stückeauswahl her mehr in die Breite. Vom Black Crowes-behafteten, straight rockenden „Full Circle“ über den angenehmen Akustikteil (mit „That’s What They Say“ und „Angel Eyes“ – beide wunderbar melodisch), dem zum Soundtrack zählenden „Roadhouse Blues“ aus o. a. Swayze-Film (in dem Healey und Band mitspielten) und „See The Light“ inklusive Bandvorstellung, gipfelt die Show letztendlich in einer Killerversion des Beatles -Covers „While My Guitar Gently Weeps“ als vom Publikum lautstark eingeforderte Zugabe. Furios erneut die Gitarrensalven von Jeff, unter die Haut gehend die kreischende Back-Einlage von der auch optisch sehr nett anzusehenden Sängerin Toucu. Die erinnert ein wenig an die berühmte Performance von Clare Torry auf Pink Floyds „The Great Gig In The Sky“.

Das CD-/DVD-Kombipaket „Live in Begium“ (tracks sind identisch) ist ein sehens- wie hörenswertes Ton-und Filmdokument geworden. Es zeigt die Jeff Healey Band in der Blüte ihrer Zeit. Der gute, aufgebesserte Sound, die vielen schönen, eingeflochtenen Nahaufnahmen und natürlich die starke Musik machen die Angelegenheit zum kurzweiligen Vergnügen. Stephens Gang in die Katakomben der Archive hat sich somit in jedem Fall gelohnt. Jeff Healey und der ja auch vor einiger Zeit verstorbene Patrick Swayze dürften diese Retrospektive ebenfalls mit Genuss von oben herab verfolgt haben. Absolute Kaufempfehlung von meiner Seite!

Eagle Rock Entertainment (2012)
Stil: Blues Rock

01. Baby’s Lookin‘ Good
02. The House That Love Built
03. Evil And Here To Stay
04. Confidence Man
05. It Could All Get Blown Away
06. Lost In Your Eyes
07. Heart Of An Angel
08. Full Circle
09. That’s What They Say
10. Angel Eyes
11. Roadhouse Blues
12. See The Light
13. While My Guitar Gently Weeps

The Jeff Healey Band
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Eagle Rock Entertainment
Black Mamba Promotion

Greg Trooper – Upside-Down Town – CD-Review

In den Staaten sämtliche gute und hochtalentierte Musiker zu kennen, grenzt an eine so hohe Unwahrscheinlichkeit wie Chinas Reservoir an starken Tischtennisspielern überblicken zu können. Obwohl mein Horizont, ohne mich jetzt selber loben zu wollen, in Sachen Country, New Country, Southern Rock, Red Dirt, Americana und Roots Rock sicher nicht von schlechten Eltern ist, werde ich doch immer noch mit Interpreten überrascht, von denen ich noch nie einen Ton gehört habe (allerdings meistens bei Newcomern).

Der aus New Jersey stammende Greg Trooper ist so ein Fall und dabei scheint er laut seiner Biographie bereits ein alter Hase zu sein, der schon viele Sachen selbst veröffentlicht und bereits auch mit einigen Größen im Business gearbeitet hat und unter den Kollegen auch ein hohes Standing besitzt. Zurecht wie mein Resümee nach dem Hören seiner neuen CD „Upside-Down Town“ nur geschlussfolgert werden kann. Der Mann schreibt richtig gute Songs und weiß diese auch entsprechend in Szene zu setzen.

GT, so wie er in den Credits aufgeführt ist, serviert uns am Anfang ein wenig Blues Rock, dafür aber umso überragender. Der Opener „Nobody In The Whole Wide World“ groovt richtig herrlich und soult auch ganz dezent, Orgel, E-Piano und E-Gitarre (inkl. zweier Soli) geben den Ton an. Dazu kommt Troopers starker Gesang, der auch im weiteren Verlauf besonders durch seine Variabilität beeindruckt. Der Song erinnert mich vom Flair ein wenig an Ronnie Milsaps „Stranger In My House“. Das war es dann aber auch aus dieser Sparte.

Danach bewegt sich Greg ausschließlich in Country-, Roots Rock- und Singer/Songwriter-Gefilden, sprich, alles geht dann doch deutlich gediegener zu. Bob Dylan (ähnlicher Erzählstil – „They Call Me Hank“, „Second Wind“), Johnny Cash („First Time Love“, Everything Will Be Just Fine“),
John Hiatt (kauziger Gesang – „Dreams Like This“, „Bulletproof Heart“), gemäßigte Bottle Rockets („Time For Love“, „Just One Hand“), Van Morrison („Could Have Been You“) sind Musiker, zu denen einem Assoziationen kommen, wenn Trooper seine hochmelodischen und mit sehr guten Musikern (u.a. Kevin McKendree, Kenneth Belvins, Jack Trooper, Stewart Lerman, Michael McAdam, Chip Dolan) eingespielten Stücke leicht rauchig daherraspelt. Die Produktion ist glasklar.

Eine ganz nette Geschichte für die Leute in NRW (und natürlich gerne darüber hinaus). Unter dem Motto ‚Movies & Men‘ präsentiert der Freundeskreis Filmmuseum Düsseldorf e.V. am 16.11.2010 (Beginn 20.00 Uhr) in der Black Box Greg Trooper live in Kombination mit dem Kultfilm „Einer flog übers Kuckucksnest“ (der folgt einen Tag später), wobei Greg sogar auf einen Teil seiner Gage verzichtete und auch bei der Gestaltung der Eintrittspreise für seinen Gig Abstriche machte (beides von daher zusammen für moderate 15 Euro).

Ein toller und angenehmer Zeitgenosse also, dieser Greg Trooper und ein guter Musiker und Singer/Songwriter sowieso. Und ich persönlich habe wieder eine musikalische Wissenslücke geschlossen!

Blue Rose Records (2010)
Stil: Country Rock

01. Nobody In The Whole Wide World
02. Dreams Like This
03. They Call Me Hank
04. Bulletproof Heart
05. We’ve Still Got Time
06. Might Be A Train
07. First True Love
08. Could Have Been You
09. Time For Love
10. Second Wind
11. Just One Hand
12. Everything Will Be Just Fine

Greg Trooper
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Blue Rose Records

Paul Thorn – Too Blessed To Be Stressed – CD-Review

thorn

Der Lebensweg von Paul Thorn und meiner Wenigkeit ähnelt sich ein wenig. Wir beide teilen sowohl eine Sportvergangenheit als auch die Liebe zur Rockmusik. Während ich damals zu meinen Hochzeiten einen kleinen weißen Zelluloidball gegen klangvolle Tischtennis-Namen wie Jan-Ove Waldner, Jörgen Persson, Jean-Michel Saive, diverse Chinesen dieser Epoche oder Jörg Rosskopf und Steffen Fetzner (die Doppel-Weltmeister aus unserem Lande) über die Platte schlug, ließ Paul als Highlight seiner Karriere die Fäuste gegen keinen geringeren als ‚die steinerne Hand‘ Roberto Duran aus Panama um einen seiner vielen Titel durch den Ring fliegen (Ausschnitte davon kann man auf seiner früheren Live-CD/-DVD „So Far So Good“ im Bonusteil ansehen).

Wie oben bereits erwähnt, verbindet uns beide in jedem Fall auch unser Hang zu guter Musik. Da ich zeitlebens, bis auf die übliche Blockflöte, in der Schule kein Instrument in die Hände ließ (die waren 30 Jahre nur dem TT-Schläger und der TT-Kugel vorbehalten) landete meine Person bekannterweise letztendlich bei der über Musik schreibenden Zunft, während sich Paul nun seinen weiteren Talenten (der Mann kann übrigens auch richtig gut malen, wie er es z. B. auf dem Coverbild von „Pimps And Preachers“ dokumentiert – ebenfalls eine weitere Passion von mir) wie dem Songschreiben und aktiven Musizieren intensiv widmen konnte.

Und das macht der Mann aus Tupelo ebenfalls bravourös, wie es seine mittlerweile sieben starken Studioalben zweifelsfrei untermauern. Dabei kann er sich auch immer wieder auf ein eingespieltes Ensemble an Mitstreitern verlassen. Auf der neuen CD „Too Blessed To Be Stressed“, produziert von Billy Maddox, sind es hauptsächlich sein variabler Gitarrist Bill Hinds (viele Slide-Passagen) und der wunderbar klimpernde Tastenspieler Michael Graham (herrliches Orgel-Gegurgel, flotte HT-Piano-Einlagen), die neben dem Protagonisten die markanten Akzente zu setzen wissen.

Für den Hauptfarbtupfer sorgen allerdings auf diesem Werk, bei dem Paul diesmal den Fokus auf Lieder setzt, die eine positive, fröhliche Aura vermitteln sollen (was ihm auch mit seinen augenzwinkernden, teilweise sehr humorvollen Texten bestens gelingt), die nicht nur stimmlich gewaltig erscheinenden McCrary Sisters. Die geben Stücken wie dem soulig-funkigen Titellied, „Get You A Healin'“ (erinnert ein wenig an eine gospelige Ausgabe von Claptons „Lay Down Sally“), oder dem rhythmisch groovenden „What Kind Of Roof Do You Live Under“, mit seinen voluminösen Harmoniegesängen, einen bunten Anstrich (fast wie das – ich vermute von Paule selbst knallig bemalte Klavier, das sich als Eyecatcher wie ein roter Faden durch die gesamte Covergestaltung, mit allen Texten, hindurchzieht).

Vom polternden Opener „Everything’s Gonna Be Alright“ (klasse E-Solo), über das Springsteen-umwehte „Everybody Needs Somebody“ (am Ende mit einem Hauch von U2-Stimmung), dem countryfizierten „I Backslide On Friday“ (zum Abrollen. Es geht um einen Verlierer-Typen der seine guten Vorsätze immer wieder auf den nächsten Tag verschiebt), sowie herrlichen Barroom Blues-Stampfer „This Is A Real Goodbye“ bis zu den mit dezenter Introvertiertheit und Melancholie in der Tradition eines Radney Fosters versehenen „Old Stray Dogs & Jesus“ und „No Place I’d Rather Be“ (sehr emotional gestricktes Dankeschön an seine Familie) liefert PT ein solides und sympathisches Werk ab, mit dem man sofort auf einer Wellenlänge schwebt und dessen Refrains sich mit Leichtigkeit einprägen.

Auch wenn der Ex-Boxer auf seinem neuen Album keinen richtig spektakulären Knockout rauslässt, reicht es nach elf unterhaltsam launigen Songrunden trotzdem für ihn wieder mal zu einem glatten Punktsieg. „Too Blessed To Be Stressed“ ist ein klarer Beleg dafür, dass sich der Künstler mit konstant guten Leistungen längst in den Reigen toller zeitgenössischer Musiker und Songwriter wie Mark Selby, Todd Thibaud, Will Hoge, Wade Bowen, Radney Foster & Co. hineingespielt hat. Toller stress-resistenter Typ, dieser Paul Thorn!

Blue Rose Records (2014)
Stil: Blues Rock & More

01. Everything’s Gonna Be Alright
02. Too Blessed To Be Stressed
03. Everybody Needs Somebody
04. I Backslide On Friday
05. This Is A Real Goodbye
06. Mediocrity Is King
07. Don’t Let Nobody Rob You Of Your Joy
08. Get You A Healin‘
09. Old Stray Dogs & Jesus
10. What Kind Of Roof Do You Live Under
11. No Place I’d Rather Be

Paul Thorn
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Blue Rose Records

Larry Wimmer – Short & Sweet – CD-Review

Wimmer

Larry Wimmer bat mich, einen Eindruck zu seiner Musik abzugeben, vermutlich um mal auszuloten, wie seine Songs im guten alten Europa ankommen, zumal er lt. eigener Aussage stark daran interessiert ist, zukünftig in unseren Sphären mal aufzutreten. Ein schöner Beweis, dass sich bestimmte Online-Magazine in Musikerkreisen scheinbar mittlerweile auf dem gesamten Erdball, einen guten Ruf, gerade was musikalische Kompetenz angeht, erarbeitet haben.

Irgendwann erhielt ich dann auch Post aus Winthrop Harbor, Illinois, gelegen am Lake Michigan. Sie beinhaltete Larry Wimmers aktuelle CD „Short & Sweet“. Der Titel des Albums hält nach mehrmaligem Durchhören ohne Wenn und Aber sein Versprechen. Mit gerade mal neun Tracks und einer Spielzeit von nur knapp 39 Minuten macht das ‚Short‘ zunächst einmal seinem Namen alle Ehre (eine zweistellige Zahl an Liedern sollten meiner Ansicht nach schon auf einer CD vertreten sein).

Aber auch das ‚Sweet‘, wenn man mal hier mal die verniedlichende Bedeutung dieses Wortes außer Acht lässt und in eine eher allgemein gehaltene positive Beschreibung eines Sachverhaltes uminterpretiert, hat zweifelsfrei seine Legitimation. Larry Wimmer kann Blues (Rock)!

Was er hier bietet, ist Genre-Kost der guten alten Schule, unaufgeregt, aber dafür mit vielen schönen Facetten. Eines muss man den Amis lassen. Ihr Fundus an immer wieder aufkommenden Qualitäts-Musikern scheint schier unerschöpflich. Sich einen vollständigen Überblick zu verschaffen, was da an Leuten mit Potential in ihren Landen herumschwirrt, dürfte selbst für die – für ihre Kontrollwut bekannten – Spezialisten des NSA eine Nummer zu groß sein.

Vieles erinnert mich von der Art her an Sachen eines Robert Cray oder teilweise die von Eric Clapton. Wimmer bevorzugt das typische klirrende Stratocaster-Spiel der Herren (aber auch andere Gitarren kommen sporadisch zum Zuge), lässt sich dann aber auch immer wieder gerne in kompatible Bereiche abdriften, die vornehmlich gerne im Süden des Landes praktiziert werden (Southern Soul, Country). Auch seine Qualitäten als Drummer (die Studio-Technik macht’s möglich) können sich sehen lassen.

Sein größtes Pfund ist aber seine außergewöhnlich gute Stimme (mit viel schwarzem Soul). Hier hebt er sich vom en Gros der Vokalisten des Genres deutlich ab. Die meisten können da zwar gut Gitarre spielen und frickeln wie die Weltmeister, singen können aber die wenigsten. Ein meines Erachtens immer wieder großes Manko dieser Sparte. Larry Wimmer ist hier eine der begrenzt aufzufindenden Wohltaten.

Der Opener „Cold Hard Rain“ erinnert mich sofort an Robert Cray aus seiner „Strong Persuader“-Zeit (man höre und staune, Herr Daus hat ihn in den Neunzigern auch schon live gesehen!), mit schönem Zusammenspiel von Straocaster und E-Piano. Das folgende „Goin‘ Down“ wird von einer quäkigen Harp (inkl. Solo) und einem funkigen Bass gesteuert und (ich vermute) mit den schönen Co-Vocals seiner Frau Hillary (die singt die 2. Strophe sowie Backs mit zwei weiteren Damen) bereichert.

Die Abteilung Slow-Blues bedienen Stücke wie „Remind Me“ (klasse die hallende Orgel, Pianotupfer) und „I’ve Been Waiting“ (herrlich wie hier die bereits erwähnten weiblichen Backsinger ‚wimmern‘). Beide Songs sind natürlich auch mit sehr schön passenden, claptonesken Soli bestückt. „Nobody’s Business“ und „Pocket Full Of Cotton“ (beide mit schönem HT-Piano-Geklimper, Letztgenanntes wieder mit typischer Harp) kann man sich als ideale Stimmungsmacher in schön verräucherten kleinen Blues-Clubs vorstellen.

Meine Favoriten sind die in Richtung der südlicheren Gefilde des Landes modifizierten Stücke. Das mit einer kristallklaren Akustikgitarre (auch im Slide-Modus, herrlich das Solo) versehene „Hey Rosie“, kann man sich wunderbar auf der Veranda eines südstaatlichen Herrenhauses vorstellen, „Ready For You“ und das abschließende „Sunrise in New Orleans“ (dazu gibt es einen Hauch von unterschwelligen „Layla“-Klängen) versprühen mit ihrem Southern Soul-Flair Louisianas Le Roux-Esprit. Klasse, wie bereits erwähnt, Larrys dazu famos passender, angerauter Gesang.

Larry Wimmers „Short & Sweet“ weiß selbst Nicht-Blues-Puristen wie mich zu überzeugen. Qualitativ starke Musik, ideal um es sich in dieser herbstlichen Jahreszeit auf der Couch gemütlich bequem zu machen und zum melancholischen Farbenspiel von Himmel und Bäumen relaxt abzuschalten. Bei der nächsten CD dürfen es gerne auch ein paar Lieder mehr sein. Ich drücke dem Mann aus Illinois die Daumen, dass es mal mit einer Europa-Tournee klappt und werde sicher, sofern er meine Gefilde dabei streift, zugegen sein. Liebe deutsche Blues-(Rock)-Promoter und Clubbesitzer, euer Engagement und Mut ist jetzt gefragt!

Gooch Records (2012)
Stil: Blues Rock / Southern Sooul

01. Cold Hard Rain
02. Goin‘ Down
03. Remind Me
04. Nobody’s Business
05. I’ve Been Waiting
06. Ready For You
07. Hey Rosie
08. Pocketful Of Cotton
09. Sunrise In New Orleans

Larry Wimmer
Larry Wimmer bei Reverbnation

Mike Zito – Greyhound – CD-Review

Zito

Mike Zito zählt für mich persönlich zu den wenigen Blues Rock-Musikern, die ich schon nach wenigen Momenten in mein Herz geschlossen hatte. Steve Schuffert, Davy Knowles oder Mark Selby sind ähnliche Vertreter. Warum? Sie können im Gegensatz zu vielen anderen (meist überbewerteten) Vertretern dieser Zunft recht gut singen, zeichnen sich als veritable Songwriter aus und präsentieren ihren Blues Rock relativ facettenreich und durchweg melodisch.

Der aus St. Louis stammende Mike Zito war lange Zeit ein getriebener Mensch. Hoch talentiert, setzte er sich teilweise in seinem musikalischen Anspruchsdenken zu sehr unter Druck und stand sich dabei oft selbst im Weg. Die Flucht in Drogen tat, wie bei vielen Musikern, ihr Übriges dazu. Erst als ihn Walter Trout nach einem Gig zur Seite nahm und ihm ordentlich den ‚Kopf wusch‘, trat die Kehrtwende zum Positiven ein.

Zito zog nach Texas, lernte seine Frau kennen. Es ging privat wie beruflich wieder bergauf. Der Titelsong seines starken „Pearl River“-Albums von 2009 heimste den Titel ‚Song Of The Year‘ bei den Blues Music Awards ein. Bei Samantha Fishs letzter CD Runaway leitete er sogar die Produktion und sang mit ihr ein schönes Duett. Mittlerweile hat er mit „Greyhound“ einen neuen eigenen Lonplayer am Start, der auch wieder durchweg überzeugt.

Viele Titel des Werkes haben im weitesten Sinne mit den diversen Formen von ‚Bewegung‘ (sei es auf dynamische oder auch statische Weise) zu tun, so dass die Vermutung eines autobiografischen Charakters angesichts Zitos rastloser Vergangenheit nahe liegt.

Produziert hat der vielseitige Singer/Songwriter Anders Osborne (u. a. Tab Benoit), der in Zusammenarbeit mit Leuten wie David Z (Mix), David Farrell (Engineering) und Ray Kennedy (Mastering) für einen schönen klaren, transparenten Sound gesorgt hat. Stücke wie u. a. das eröffnende „Roll On“ (schöner, recht monoton stampfender Rocker), der melodische Titeltrack „Greyhound“ (mit einem Hauch von Frankie Miller-Flair), das mahnende „Judgement Day“ (Mike ‚predigt‘ hier herrlich grimmig im Stlie eines John Lee Hooker, Co-Writer Nashville-Songwriter Gary Nicholson!), das nach psychedelisch-hendrixschem Vorbild gespielte „Show Me The Way“ (mit teilweise hypnotisch wirkendem Refrain), „Motel Blues“ (semiakustischer trauriger Country-Blues) oder der am Ende zum niederknieende Slow Blues „Please Please Please“ bieten einmal mehr hochunterhaltsame, abwechslungsreiche Blues Rock-Kost, deren gemeinsamer Nenner an Zitos vorzüglichem, sehr variabel dargebotenen Slidespiel auszumachen ist.

Mit „Greyhound“ ist Mike Zito ein weiteres tolles Album gelungen. Nach den starken „Today“ und „Pearl River“ schon das dritte richtig gute hintereinander. Die Formkurve zeigt eine mittlerweile erstaunliche Konstanz auf hohem Niveau. Einen ganz dezenten Abzug gibt es nur für die falsche Trackliste auf dem Backcover (die letzten drei Lieder sind falsch nummeriert). Schön wäre es, wenn man mal die Gelegenheit bekäme, ihn hier in unseren näheren Gefilden live begutachten zu können. Alles in allem großes Lob von meiner Seite, Mike Zito!

Eclecto Groove Records (2011)
Stil: Blues Rock

01. Roll On
02. Greyhound
03. Judgement Day
04. Show Me The Way
05. The Hard Way
06. Motel Blues
07. Stay
08. Until The Day I Die
09. Hello Midnight
10. The Southern Side
11. Please Please Please

Mike Zito
Mike Zito bei Facebook
Bärchen Records