Scott Holt – Revelator – CD-Review

Über sein fünftes Solo-Album „Revelator“ konstatiert Scott Holt, dass es seiner Meinung nach sein bestes ist. Er geht im Begleittext des Booklets sogar noch einen Schritt weiter. „This Record is the Truth. It comes from the sounds of Nashville, Memphis and Chicago. It’s for people who know Jimi Hendrix and Son House. It’s for people who know Muddy Waters and Hank Williams.” Keine Selbstüberschätzung, kein übertriebenes Eigenmarketing – er hat einfach recht!

Nach dem Durchhören des Albums fällt einem ein zustimmendes und anerkennendes Nicken nicht schwer. Im Prinzip muss es der Mann (mittlerweile mit Cowboyhut bekleidet) ja auch selbst am besten selbst, denn in Sachen Blues hat der großartige Gitarrist aus Tennessee bereits eine glorreiche Vergangenheit hinter sich. Schließlich spielte er zehn Jahre lang in der Band des legendären Buddy Guy (Carlos Santana bezeichnete diese Zeit einmal als Scotts „musikalisches Universitätsstudium“), bis er sich eines Tages nach reiflichen Überlegungen und schweren Herzens dazu entschloss, es auf Solopfaden zu versuchen.

Und der Erfolg gibt ihm Recht. Scott Holt hat sich bei Kennern von Blues, Rock oder Blues-Rock längst etabliert und wird auch mit „Revelator“ seiner Fangemeinde mehr als nur gerecht. Der Mann lebt seine Musik, man spürt selbst beim Hören im heimischen Wohnzimmer, wie die Schweißtropfen an seinem Arbeitsinstrument herabfließen. Hier bekommt man Authentizität und handwerklich ehrliche Arbeit in einem geliefert. Vor allem Abwechslungsreichtum kommt auf seinem neusten Werk nie zu kurz.

Der Opener „Sunday“, unterlegt mit einer an ein Dobro erinnernde Akustik-Slide und von dezent gospelartig eingeworfenen weiblichen Backs durchzogen, startet noch relativ relaxt und traditionell, danach aber geht mit „Computer Baby“ (dreckig, shuffelig, Boogie-mäßig), „Cut You Loose“ (noch eine Spur rauer und „rougher“ rockend) und „Bad Way Baby“ (intensiv, gefühlvoll, soulig) in die Vollen! Jeweils eine sehr rhythmische Gestaltung und Scotts Markenzeichen, die schwere, fette Gitarrenführung, inklusiver glühender, hervorragender Soli, erweisen sich hier als markante Eckpfeiler! Hinzu kommen sauberes, knackiges Drumming und pulsierend pumpende Bassläufe!

Erstgenanntes Stück führt zu unweigerlichen Reminiszenzen Richtung Joe Bonamassa, zweites Stück erinnert aufgrund der eingebrachten texanischen Note an die Frühzeiten von ZZ Top, letzteres versprüht sogar leichtes Southern-Rock-Flair (wieder schöne, weibliche Background-Vocals)! Zum Durchatmen bringt Scott Holt dann auch gerne immer mal wieder eine entspannte Ballade. Ganz stark hier zum Beispiel die Stücke „Power Of Your Love“ (sehr melodisch, mit feinem E-Piano begleitet – und schließlich sticht wie aus dem Nichts so ein richtig fettes E-Gitarren-Solo in den Song hinein) oder das grandiose, über 7 Minuten lange „Civil War“, wieder recht southern-trächtig.

Hat erneut eine tolle Melodie, eine dreckige Basis und begeistert in der Mitte durch ein mitreißendes, explosives, fett glühendes, brodelnd würziges Gitarrensolo! Scott’s klasse, rauchige Gesangsleistung darf hierbei nicht unerwähnt bleiben! Bei „I’ve Been Searching“ und „Bout’ to Make Me Leave Home“ geht es dann auch mal ein wenig funkig und schön groovig zur Sache, während sich „Give Up Drinkin'“ als, großartiger, „spaßiger“ Roadhouse-Party-Boogie-Kracher entpuppt.

Die rein akustische Nummer „Shorty“ lässt das Album schließlich bedächtig ausklingen. Scott Holt offenbart mit „Revelator“, wie schmackhaft man gepflegte Blues-/Bluesrock-Kost durchaus servieren kann, wenn man sich auch an etwas modernere Zutaten herantraut. Der Mann ist aber auch ein Könner! Ein überaus starkes, sehr sympathisches, modernes, kraftvolles, facettereiches Bluesrock-Album, dem sich die Kenner des Genres sowieso nicht entziehen können, das sich vielleicht aber auch für „mutige“ Neueinsteiger eignet, es mal mit bluesigeren Tönen zu versuchen! Ja, wir bestätigen es nochmal gerne. „Revelator“ ist Holts bis dato bestes Werk!

Rockview Records (2005)
Stil: Blues Rock

01. Sunday
02. Computer Baby
03. Cut You Loose
04. Bad Way Baby
05. Power Of Your Love
06. I’ve Been Searching
07. Civil War
08. Give Up Drinkin’
09. Price I Pay
10. Another Rainy Day
11. Bout’ To Make Me Leave Home
12. Ginger Snaps
13. I Know A Little
14. Sunday (Reprise)
15. Shorty

Scott Holt
Scott Holt bei Facebook
Bärchen Records

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert