Eric Clapton & Friends – The Breeze – An Application Of JJ Cale – CD-Review

Ich bin mir sicher, dass es vermutlich kaum eine weitere Person so hart getroffen hat wie Eric Clapton, als er im letzten Jahr vom plötzlichen Herzinfarkt-Tod JJ Cales, einem seiner größten musikalischen Einflussgeber, erfahren hatte. Auch ich war natürlich traurig über den Verlust des eigenbrötlerischen Singer/Sonwriters aus Tulsa/Oklahoma, der in meiner Tonträger-Sammlung mit recht vielen Exemplaren vertreten ist.

Zumal mich auch ein besonderes Erlebnis mit ihm verbindet. Ich erinnere mich noch genau, wie ich am Tage meines 18. Geburtstages an einem regnerischen Montagmorgen (es war Rosenmontag) mit ca. 30 Bekannten/Schulkameraden im 16qm großen Raum meines kleinen Appartements im Haus meiner Eltern in einer Kombination aus Geburtstagsfeier und Frühschoppen bei belegten Brötchen und jeder Menge Bier in feucht-fröhlicher Stimmung zusammenhockte. Einer von diesen hatte mir Cales gerade herausgekommene LP „Shades“ geschenkt, die dann natürlich als Kontrast zum Karnevals-Gedudel auch auf den Plattenteller geworfen wurde. Später wurde dann in einer damals legendären Rheinberger Rockkneipe bis in die späten Abendstunden (sofern man noch konnte…) weitergefeiert.

Eric Clapton, der sich mit The Road To Escondido, in Form einer direkten Zusammenarbeit mit Cale, vor einigen Jahren einen großen Wunsch erfüllt hatte, hat jetzt nochmals einen illustren Kreis an Musikern (zum Teil auch aus dem Dunstkreis seiner Crossroads Guitar Festivals) zusammengetragen, um seinem langjährigen Weggefährten post mortem Tribut zu zollen.

Angesichts der unbestrittenen Qualität der mitwirkenden Leute ist letzten Endes auch ein sehr schönes Werk entstanden, das den eigenwilligen Spirit des introvertierten Troubadours schön widerspiegelt. Mr. Slowhand ist bei allen Stücken gitarrentechnisch, sowie in Sachen Lead- oder Backingvocals vertreten. Auf „I’ll Be There (If You Ever Want Me)“ zeigt er, dass er es auch auf der Dobro kann.

Clapton eröffnet dann auch den aus insgesamt 16 Tracks bestehenden Reigen mit einer schönen Version von „Call Me The Breeze“. An diesem Stück hatte sich ja bereits John Mayer auf seinem letzten Werk Paradise Valley ebenfalls sehr gekonnt versucht, der hier auch bei starken Stücken wie „Lies“, „Magnolia“ oder „Don’t Wait“ erheblich mit von der Partie ist.

Eine der großen Überraschungen ist für mich persönlich Tom Petty. Der entpuppt sich auf Songs wie „Rock And Roll Records“ und „I Got The Same Old Blues“ (auch wenn hier Skynyrds legendäre Coverversion unerreicht bleibt) als Meister der Imitation. Er singt hier Cale zum Verwechseln ähnlich, sodass man teilweise meint, JJ hätte selbst vor dem Mikro gestanden.

Ein weiteres Schwergewicht auf diesm Album ist zweifelsohne Mark Knopfler. Traumhaft sein typisches Fingerpicking auf dem herrlich entspannten „Someday“. Da hat man nicht nur Lust, sowohl Cales alte Scheiben rauszukramen, als auch Marks Sologeschichten wie „Road To Philadelphia“ oder „Shangrila“, genau wie die alten Dire Straits-Sachen mal wieder einzuwerfen. Klasse dann vor allem das direkte Zusammentreffen von ihm und Eric auf „Train To Nowhere“, wo beide dann auf ihren Lieblingsgeräten mal richtig zaubern (auf „Someday“ ist es eher eine Knopfler-Solo-Performance).

Einen eher unauffälligen und soliden Gesangs-Part erledigt der mir nicht bekannte Singer/Songwriter Don White („Sensitive Kind“, „I’ll BeThere“ und „Train To Nowhere“). Lediglich Willie Nelson – zwar aufgrund seiner ebenfalls kauzigen Art durchaus mit Cale seelenverwandt – wirkt auf dieser Compilation trotz eigenwilliger Leistung ein wenig wie ein Fremdkörper. Sein durchaus gelungenenes countrylastiges „Songbird“ (klasse Slide von David Lindley, schön quäkige Harp von Michael Raphael), und das wirklich furchtbar schräg dahin genöhlte „Starbound“ wirken im geballten Stratocaster-Aufkommen der restlichen Stücke wie Fremdkörper. Ein Vince Gill wäre hier vielleicht die bessere Alternative gewesen. Weitere markante Gäste sind noch Leute wie Albert Lee, Derek Trucks, Reggie Young, Doyle Bramhall II, Don Preston, sowie die Cale-Veteranen Jim Karstein und Jamie Oldaker.

Am Ende darf man sich dann zusammen mit Eric und JJs langjähriger Begleiterin und Ehefrau Christine Lakeland bei „Crying Eyes“ eine Gedächtnis-Träne für John Weldon Cale alias JJ Cale aus dem Auge drücken. Insgesamt ist Eric Clapton, der mittlerweile ein Großteil seiner Freizeit auf Antigua verbringt (würde mir auch gut zu Gesicht stehen…) mit „The Breeze – An Appreciation Of JJ Cale“ ein sehr feinfühliges Tribut an den Meister der Laid Back-Gesangs- und Gitarrenkunst gelungen. R.I.P. JJ Cale!

Polydor/Universal (2013)
Stil:  Blues Rock / Country Rock

01. Call Me The Breeze (Vocals Eric Clapton)
02. Rock And Roll Records (Vocals Eric Clapton & Tom Petty)
03. Someday (Vocals Mark Knopfler)
04. Lies (Vocals John Mayer & Eric Clapton)
05. Sensitive Kind (Vocals Don White)
06. Cajun Moon (Vocals Eric Clapton)
07. Magnolia (Vocals John Mayer)
08. I Got The Same Old Blues (Vocals Tom Petty & Eric Clapton)
09. Songbird (Vocals Willie Nelson & Eric Clapton)
10. Since You Said Goodbye (Vocals Eric Clapton)
11. I’ll Be There (If You Ever Want Me) (Vocals Don White & Eric Clapton)
12. The Old Man And Me (Vocals Tom Petty)
13. Train To Nowhere (Vocals Mark Knopfler, Don White & Eric Clapton)
14. Starbound (Vocals Willie Nelson)
15. Don’t Wait (Vocals Eric Clapton & John Mayer)
16. Crying Eyes (Vocals Eric Clapton & Christine Lakeland)

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J.J. Cale